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Nuigurumi

Bewertungen

Insgesamt 67 Bewertungen
Bewertung vom 05.03.2017
Die Geschichte eines neuen Namens / Neapolitanische Saga Bd.2
Ferrante, Elena

Die Geschichte eines neuen Namens / Neapolitanische Saga Bd.2


sehr gut

Hin- und hergerissen...

… zwischen ihren Gefühlen und ihrer Freundschaft zu Lila ist nicht nur Lenù in diesem zweiten Band der neapolitanischen Saga, sondern hin-und hergerissen war auch ich beim Lesen und bin es jetzt beim Bewerten.

Nachdem der erste Band mit einem Cliffhanger zu Lilas Hochzeit geendet hat, geht es nahtlos mit Lilas und Stefanos Hochzeitsreise weiter. Dann folgt der Ehe-Alltag, für den Lila absolut nicht geeignet ist, und Lenù lernt immer weiter, geht aufs Gymnasium, später zur Uni. Lila ist eifersüchtig auf Lenù, was zu einigen sehr hässlichen Szenen führt, aber selbst Lenù versteht irgendwann, wie schlecht es Lila in ihrer Ehe geht. In Lenùs Leben geht es weiterhin hauptsächlich darum, beim Lernen immer die Beste zu sein, da alles über Stipendien geht und sich in einer Welt zurechtzufinden, die weiter vom Rione entfernt ist, als sie es sich je vorgestellt hätte…

Im Gegensatz zum ersten Band, der relativ dünn war, hat dieses Buch über 600 Seiten, was Fluch und Segen zugleich ist. Einerseits taucht man als Leser dadurch völlig ins Geschehen ein und hat wirklich das Gefühl, die beiden Frauen gut kennenzulernen; andererseits zieht die Autorin einige Dinge künstlich in die Länge und es gibt sehr viele Wiederholungen, vor allem was Lenùs Gedanken und Gemütszustand betrifft.

Die Handlung an sich finde ich interessant und es ist sehr informativ die italienische Gesellschaft der 60er Jahre aus Lenùs und Lilas Sicht zu sehen. Manchmal gingen mir die beiden total auf die Nerven, wenn sie sich mal wieder monatelang ignoriert haben, aber dann gab es auch wieder sehr schöne Freundschaftsmomente.

Ich bin definitiv nicht im Ferrante-Fieber und habe lange zwischen 3 und 4 Sternen geschwankt. Aber letztendlich habe ich mich für 4 Sterne entschieden, da es trotz aller Längen und Wiederholungen einige wunderschöne Stellen und Gedanken gibt und weil ich zugeben muss, dass das Buch eine ganz eigene besondere Atmosphäre hat, wie sie nur wenige Romane haben.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.01.2017
Stiefkind
Tremayne, S. K.

Stiefkind


weniger gut

Ein Psychothriller, der in Cornwall spielt – diese Beschreibung lässt mein Leserherz höherschlagen. Dann die ersten Kapitel: Rachel, eine junge Frau aus zerrütteten Verhältnissen (die sie verheimlicht), hat gerade einen älteren reichen Mann geheiratet. Die erste Ehefrau von David ist vor nicht allzu langer Zeit unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen, wobei ihre Leiche nie gefunden wurde, es gibt einen 8-jährigen Sohn Jamie und Davids Mutter wohnt auch in dem großen alten Anwesen Carnhallow House. Mehr als eine Anspielung auf DuMauriers "Rebecca" also, aber auch das hat meine Erwartungen eher noch gesteigert.

Rachel zieht ins Carnhallow House und versucht, die Arbeit von Davids erster Frau Nina fortzuführen, nämlich das Haus historisch korrekt zu restaurieren. Bei ihren Nachforschungen zum Haus trifft sie auch auf Ungereimtheiten mit Ninas Tod. Dass Jamie davon überzeugt ist, dass seine Mutter noch lebt, vertieft Rachels Unbehagen. Gleichzeitig ist es David nicht recht, dass Rachel sich mit Ninas Tod befasst, so dass sie bei ihm keine Unterstützung findet.

Nach den ersten vielversprechenden Kapiteln, als Rachel nach Cornwall zieht und sich einlebt, war es das dann auch schon für mich. Die eigentliche Handlung war konfus und konstruiert (vom Ende ganz zu schweigen), die Charaktere waren nicht nur durchweg unsympathisch, sondern auch hölzern und wandelnde Klischees. Dazu kamen endlose Beschreibungen der Landschaft und vor allem der Minen und ihrer Geschichte, wo ich irgendwann nur noch dachte "ja, ja, ich weiß es jetzt, danke, ich kann es mir vorstellen…!"

Ich habe das Buch bis zum Ende gelesen, denn ich hoffe bei schlechten Büchern ja immer noch, dass vielleicht noch irgendetwas Interessantes kommt, aber dieses Buch war leider bis zur letzten Seite eine Enttäuschung.

Bewertung vom 28.01.2017
DEAR AMY - Er wird mich töten, wenn Du mich nicht findest
Callaghan, Helen

DEAR AMY - Er wird mich töten, wenn Du mich nicht findest


weniger gut

"Dear Amy" ist wieder mal ein sogenannter "Psycho-Thriller" im Stil von "Gone Girl", "Girl on the Train" und "Boy in the Park". Gehören die Bücher in dieses Genre, weil die Protagonisten psychisch krank sind? Denn ein Thriller ist dieses Buch nicht, stattdessen muss sich der Leser durch Seite um Seite von Gedanken einer psychisch kranken Frau quälen, die es nicht für nötig hält, ihre Medikamente zu nehmen…

Das Buch fängt gut an: die 16-jährige Katie verschwindet, aber da sie Probleme mit ihrem Stiefvater hatte, ist die Polizei nicht sicher, ob es sich um ein Verbrechen handelt oder ob sie weggelaufen ist. Der Fall beschäftigt auch Katies Lehrerin Margot. Margot ist nebenher Kummerkastentante einer Zeitung und erhält einen Brief von einem Mädchen, das vor 20 Jahren verschwunden ist. Sie ist davon überzeugt, dass die beiden Fälle miteinander in Verbindung stehen. Ein Kriminologe von der Universität interessiert sich für auch für die Fälle und bezieht Margot in die Ermittlungen ein, wodurch sie sich immer mehr in die Fälle hineinsteigert und auch selbst in Gefahr gerät.

Am Anfang wirkt Margot sehr kompetent und sympathisch, aber das ändert sich leider schnell. Ich habe selten eine Protagonistin erlebt, die so wenig weiß, was sie tut und was sie will und was sie überhaupt denkt. Nach etwa der Hälfte des Buches erfährt der Leser, dass Margot schon mehrmals wegen psychischer Probleme im Krankenhaus war und eigentlich regelmäßig Medikamente nehmen muss. Sie behauptet aber, das wären "Schlaftabletten", die sie im Moment nicht braucht.

Zusätzlich zu den Ermittlungen lebt Margot in Scheidung von ihrem Mann und verliebt sich sofort in den nächstbesten Mann, den sie kennenlernt (und er natürlich auch in sie, obwohl er es schon aufgrund seines Berufes besser wissen sollte).

Nach dem guten Anfang wird die Handlung völlig konstruiert und die Auflösung ist wie in den oben erwähnten Büchern an den Haaren herbeigezogen. Jeder Leser, der in seinem Leben schon ein paar gute Krimis und Thriller gelesen hat, muss sich einfach langweilen. Im Prinzip geht es nur um die psychisch labile Margot, die ihre Krankheit nicht eingestehen will – die Handlung ist nur schmückendes Beiwerk.

Bewertung vom 29.11.2016
Wintergewitter / Kommissär Reitmeyer Bd.2
Felenda, Angelika

Wintergewitter / Kommissär Reitmeyer Bd.2


ausgezeichnet

Die Ermittlungen in Kriminalfällen gingen in den 20er Jahren in München zwar sehr langsam voran, aber die Menschen waren immer in Bewegung. Das Geld war jeden Tag weniger wert, es herrschte Wohnungsnot und es gab kaum Nahrungsmittel. Die wenigen vorhandenen waren von schlechter Qualität - für normale Leute jedenfalls, wie man in diesem Roman schnell merkt. Diebstahl war das vorherrschende Kriminaldelikt und das, was die Menschen am meisten bewegte, da geriet ein Mord, zumal an einer namenlosen Schauspielerin, schnell mal ins Hintertreffen…

In diesen Zeiten werden Kommissär Reitmeyer und seine Kollegen zu einem Wirtshaus gerufen, in dessen Keller die Leiche einer jungen Frau gefunden wurde. Sie ist leicht angezogen und die Kneipengäste und der Kellner bestätigen, dass sie viel getrunken hat. Für sie ist klar, dass die Frau betrunken die Treppe hinuntergefallen und da sie ganz offensichtlich eine Prostituierte war, war es das. Doch Reitmeyer sieht das anders. Nicht nur, weil ihre Verletzungen nicht mit einem Sturz übereinstimmen, sondern auch, weil er sich plötzlich erinnert, die Frau schon einmal in einer Bar getroffen zu haben, wo sie ihm sagte, dass sie Angst habe und Schutz brauche. Da die Frau auch an jenem Tag angetrunken war, hatte Reitmeyer sie nicht weiter beachtet.

Auf der Suche nach dem Täter lernt Reitmeyer eine junge Frau kennen, die selbst ihre Schwester sucht. Die Wege der beiden kreuzen sich in der nächsten Zeit öfter, da sie sich im selben Milieu bewegen. Zum Teil helfen sie sich gegenseitig, zum Teil behindern und verdächtigen sie sich aber auch.

Wie schon der erste Band um Kommissär Reitmeyer "Der eiserne Sommer" hat auch dieses Buch eine ganz besondere Atmosphäre. Reitmeyer ist ein sehr sympathischer und menschlicher Ermittler. Gerade als weibliche Leserin schließt man ihn schnell ins Herz und wünscht ihm, dass er bald sein Glück findet. Nach dem Krieg leidet er an Panikattacken, die er zu verbergen versucht, um nicht als verrückt abgestempelt zu werden und vielleicht seinen Dienst aufgeben zu müssen. Sein "Team" besteht aus dem pessimistischen Steiger und Rattler, der nun nach dem Krieg wieder Polizeischüler ist und den beiden älteren Kollegen, vor allem Steiger, mit "modernen" Ermittlungsmethoden auf die Nerven geht.

Auch dieser Band ist für mich mehr ein historischer Roman als ein Krimi, was aber nicht abwertend gemeint ist. Hier steckt nur einfach so viel mehr drin als in einem normalen Krimi. Man merkt, dass die Autorin Geschichte studiert und sehr gut recherchiert hat, denn sie lässt den Leser diese schwierige Zeit mit dem aufkommenden Nationalsozialismus hautnah miterleben. Wie schon im ersten Band erkennt man die Macht des Militärs in allen Bereichen des Lebens und durch die Schilderungen der Lebensumstände versteht man viel besser als aus jedem Geschichtsbuch, wie Hitler an die Macht kommen konnte.

Diese Reihe um Kommissär Reitmeyer ist eine sehr gelungene Mischung aus sympathischen Figuren, polizeilichen Ermittlungen und historischen Fakten, die von der Autorin lebensnah beschrieben wird. Ich hoffe doch, dass es einen nächsten Band geben wird!

Bewertung vom 28.11.2016
Die Wahrheit
Raabe, Melanie

Die Wahrheit


gut

2,5 Sterne für die gute Idee und den guten Anfang

Obwohl ich das erste Buch von Melanie Raabe nicht gelesen habe, war ich sehr gespannt auf dieses, da sich die Inhaltsangabe so gut angehört hat: Sarahs Mann Philipp ist vor sieben Jahren auf einer Südamerikareise verschwunden, wahrscheinlich wurde er entführt. Sarah ist gerade an dem Punkt angelangt, an dem wieder neu anfangen will mit einer neuen Frisur, vielleicht auch einem neuen Mann in ihrem Leben, denn mit einem Kollegen versteht sie sich sehr gut … da kommt die Nachricht: Philipp lebt und wird in wenigen Tagen zurückkehren! Sarah ist völlig verstört und weiß gar nicht, wie ihr geschieht. Noch verstörter ist sie, als sie am Flughafen merkt, dass dieser Mann, der sich als Philipp ausgibt, nicht ihr Mann ist. Doch niemand glaubt ihr…

So weit, so gut. Die Idee für die Handlung ist toll und der Anfang des Buches hat mich auch völlig überzeugt. Ich konnte Sarah gut verstehen, dass sie so lange gebraucht hat, um mit der (nicht abgeschlossenen) Vergangenheit abzuschließen. Ihre Erinnerungen an ihr Leben mit Philipp und wie sie sich kennengelernt haben, waren schön zu lesen und ich hatte den Eindruck, sie wären das ideale Paar gewesen.

Auch das erste Wiedersehen am Flughafen beschreibt die Autorin noch auch auf sehr beeindruckende Weise, aber ab dann werden alle Handlungen und Charaktere immer unverständlicher und unglaubwürdiger. Sarahs Gedanken wiederholen sich ständig und ihre Handlungen kann ein vernünftiger Mensch nicht nachvollziehen. Ab und zu werden Erinnerungen des "Fremden" beschrieben, die aber in keinen verständlichen Kontext gebracht werden. Die Rolle von Philipps ehemaligem Geschäftspartner ist nicht durchschaubar, das Verhalten ihres Kollegen, der in sie verliebt ist, ist völlig überflüssig, und die Äußerungen von Philipps Mutter sind einfach nur die Krönung der Verwirrung, denn das alles bräuchte viel mehr Kontext, damit es in die Handlung passt.

Das Ende ist in meinen Augen eine absolute Frechheit dem Leser gegenüber. Dem Leser wird plötzlich ohne Erklärung eine Tatsache präsentiert, die das ganze Buch hindurch bestritten wurde. Ich habe das Buch nach der letzten Seite in eine Ecke geschmissen, weil ich mich so getäuscht gefühlt habe und mich darüber geärgert habe, das Buch bis zum Ende gelesen zu haben, obwohl mich der größte Teil gelangweilt und/oder verstimmt hat, aber ich hatte wenigstens auf ein nachvollziehbares Ende gehofft, dass mich mit dem Buch wieder versöhnt…

Bewertung vom 19.11.2016
Das Nest
Sweeney, Cynthia D'Aprix

Das Nest


ausgezeichnet

Leonard Plumb Sr. hat etwas Geld in einem Treuhandfonds für seine vier Kinder angelegt. Auf Englisch nennt man so ein finanzielles Polster für schlechte Zeiten "nest egg" und schon bald war dieser Fonds für seine Familie nur noch "das Nest". Eigentlich war es ein eher bescheidener Betrag, aber er konnte den Immobilienboom nach seinem Tod ja nicht voraussehen und hatte auch einen sehr umsichtigen Treuhandverwalter ausgesucht, so dass seine Kinder nun viel mehr Geld erwarten können, als er geplant hatte. Er wollte nie, dass sich seine Kinder auf den zukünftigen Geldsegen verlassen, sondern sich alles selbst erarbeiten, daher soll das Geld auch erst nach dem 40. Geburtstag von Melody, der Jüngsten, an alle verteilt werden.

Melodys 40. Geburtstag naht. Wie ihre drei Geschwister Leo, Bea und Jack braucht sie das Geld dringend. Doch dann benutzt ihre Mutter das Geld aus dem "Nest", um Leo zu helfen, der sich in ernst zu nehmende Schwierigkeiten gebracht hat. Vereint in der Sorge um ihr Geld fangen die Geschwister wieder an zu kommunizieren und sich zu treffen…

Ich habe das Buch mit einiger Skepsis begonnen, da ich mir nicht vorstellen konnte, wie Gezanke um Geld unter Geschwistern lesenswert sein könnte. Die ersten Seiten haben meine Bedenken dann erst mal verstärkt, weil die vier Geschwister alle nicht besonders sympathisch sind und den typischen New Yorker Lebenswandel zu haben schienen. Doch ich hatte nicht mit dem Schreibtalent der Autorin gerechnet. Sie hat mich in die Geschichte und das Familienleben hineingezogen und ich kam nicht wieder heraus!

Beim ersten Treffen der Geschwister verspricht Leo, sich etwas einfallen zu lassen, damit das "Nest" bis zu Melodys Geburtstag vier Monate später wieder aufgefüllt ist. Leo ist der Älteste und die anderen drei wollen ihm glauben und vertrauen – obwohl sie ihn dafür eigentlich zu gut kennen – und sie hoffen und schieben ihre Geldsorgen vor sich her. Dabei lernt der Leser alle vier Geschwister besser kennen, ihre aktuelle Lebenssituation und wie sich ihr Leben entwickelt hat, und fragt sich, was Leo wohl tun wird und welche Auswege es für die anderen drei gibt.

Am Ende hatte ich fast alle Charaktere irgendwie liebgewonnen, egal wie verkorkst sie waren, und war richtig traurig, dass das Buch zu Ende war. "Das Nest" ist eine interessante Familiengeschichte über die Beziehung zwischen Geschwistern und die Autorin erzählt so, dass man als Leser den Eindruck hat, mittendrin zu sein. Die Atmosphäre und die Denkweisen sind sehr amerikanisch, darauf muss man sich einstellen.

Da ich intelligente, gut geschriebene Familiengeschichten sehr mag, hat mir das Buch sehr gut gefallen und ich hoffe, dass die Autorin weitere Bücher schreiben wird.

Bewertung vom 20.10.2016
Winterblüte
Bomann, Corina

Winterblüte


sehr gut

Schon auf den ersten Seiten konnte ich es fühlen: das Meer an einem stürmischen, kalten Dezembertag. Dort steht Johanna im Jahr 1902 und hängt ihren trüben Gedanken nach. Ihre Eltern möchten, dass sie sich zwischen zwei Verehrern entscheidet, damit die Verlobung zu Weihnachten bekannt gegeben werden kann. Abgesehen davon, dass sie keinen der beiden Männer liebt – was auf Gegenseitigkeit beruht, es wären Ehen im geschäftlichen Interesse – liebt sie heimlich einen Mann, von dem sie weiß, dass ihre Eltern ihn nie akzeptieren würden. Ihr Dilemma hindert sie daran, sich wie sonst auf Weihnachten zu freuen.

Dann findet ihr Bruder Christian eine halberfrorene Schiffbrüchige am Strand und bringt sie ins Haus der Familie. Das Einzige, was sie bei sich hat, ist ein Zweig, den sie fest mit der Hand umklammert. Trotz ihres Kummers ist Johanna fasziniert von der Fremden und fragt sich, was ihr wohl passiert ist. Bei Johannas Mutter dagegen ruft diese Fremde dunkle Erinnerungen hervor und sie weiß, dass sie bis zum Äußersten gehen würde, um die Fremde loszuwerden und Unglück von ihrer Familie abzuwenden...

Corina Bomanns neuer Roman ist eine gelungene Mischung aus historischem Roman, Liebesroman und Weihnachtsroman mit einer Prise Dramatik. In der Familie Baabe ist alles vorhanden, was man in einem historischen Roman erwartet: die vornehme Mutter, der die Familienehre über alles geht, der fürsorgliche Bruder, das nette und das gemeine Hausmädchen und eine langjährige Fehde mit der Familie von Johannas Geliebten, deren Grund Johanna und Christian aber nicht kennen.

"Winterblüte" ist ein netter Roman für trübe vorweihnachtliche Tage mit einer Tasse Tee auf dem Sofa. Man kann sich sowohl in die Vergangenheit als auch an einen Kurort am Meer träumen und das Buch in einem Rutsch durchlesen. Die Tradition des Barbarazweiges zieht sich durch das ganze Buch und hat mir Lust gemacht, es dieses Jahr am 4. Dezember auch einmal zu versuchen.

Das Cover und die Gestaltung sind sehr schön, nur leider hat sich der Verlag beim Text weniger Mühe gegeben, so dass das Buch zwei Grammatikfehler enthält, von denen einer völlig sinnverändernd ist. (Da verprügelt die Mutter des einen Hausmädchens plötzlich ihren Mann – ich glaube aber, dass es umgekehrt gemeint war...) So etwas ist schade, vor allem weil es mich völlig aus dem Lesefluss gebracht hat.

Bewertung vom 11.10.2016
DNA / Kommissar Huldar Bd.1
Sigurdardóttir, Yrsa

DNA / Kommissar Huldar Bd.1


ausgezeichnet

Obwohl ich skandinavische Krimis sehr mag und schon viele gelesen habe, war das mein erster isländischer Krimi. Die Atmosphäre ist besonders und man merkt, dass Polizeiarbeit dort etwas anders abläuft als in anderen Ländern. Als Insel und mit der Einwohnerzahl einer kleineren Großstadt sind Morde, und vor allem Serienmorde, selten.

Verbrechen bestehen hier eher aus betrunkenen Schlägereien oder aber "White-collar crime". Das sieht man in diesem Fall besonders daran, dass Kommissar Huldar die Leitung übernimmt, obwohl er noch nie einen Mordfall geleitet hat. Doch seine Vorgesetzten befürchten, dass der Fall in die Schlagzeilen geraten könnte, aus denen seine ranghöheren Kollegen gerade wegen eines Skandals lieber rausgehalten werden sollten. Also springt Huldar ins kalte Wasser und muss zeigen, was er kann.

Als kleines Land, in dem sich der Großteil des Lebens in Reykjavik abspielt, kennen sich natürlich viele Leute in der Hauptstadt untereinander. Auch das wird Huldar zum Verhängnis. Beim ersten Verhör der 7-jährigen Zeugin ist die Psychologin Freyja dabei – und Huldar erkennt in ihr die Frau, die er vor kurzem in einer Kneipe kennengelernt hat und aus deren Wohnung er sich dann am nächsten Morgen weggeschlichen hat…

Zwei Frauen werden auf relativ einfache, gleichzeitig aber äußerst brutale Weise ermordet. Nur die Tötungsart und jeweils eine kryptische Nachricht am Tatort weisen darauf hin, dass es sich um den gleichen Täter handelt, denn die beiden Frauen hatten anscheinend nichts miteinander zu tun. Gleichzeitig bekommt ein junger, kontaktscheuer Amateurfunker merkwürdige Nachrichten und versucht auf eigene Faust herauszufinden, was sie bedeuten könnten. Auch die Polizei versucht, die verschlüsselten Nachrichten, die der Täter hinterlässt, zu entschlüsseln und irgendeinen Anhaltspunkt zu finden, was die beiden Opfer verbinden könnte.

Die kleine Margret, die Zeugin des Mordes an ihrer Mutter war, scheint der Schlüssel zur Lösung des Problems zu sein, aber Huldar muss lernen, dass Kinder zu vernehmen nicht dasselbe ist wie Erwachsene zu vernehmen. Und da kommt Freyja ins Spiel. Ihr ist – im Gegensatz zu Huldar – Margrets Wohl wichtiger als der Fall, und obwohl die beiden nie direkt über ihre verhängnisvolle gemeinsame Nacht sprechen, steht sie doch bei jedem Zusammentreffen der beiden unausgesprochen im Raum.

Da sowohl Huldar als auch sein Team relativ unerfahren in Mordermittlungen sind, tasten sie sich langsam an den Fall heran. Das wird sehr gut beschrieben und als Leser ist man mitten drin in den Ermittlungen. Die Autorin liebt Cliffhanger am Ende von Kapiteln, wenn sie am spannendsten Punkt aufhört, um sich dann in den nächsten Kapiteln mit den anderen Handlungssträngen zu beschäftigen. Das Buch ist sehr spannend, aber die Spannung ist eher unterschwellig. Obwohl die Morde grausam sind, kommt das Buch ohne Effekthascherei aus. Die Ermittlungen, Huldar und sein Team und alle zwischenmenschlichen Beziehungen sind einfühlsam beschrieben.

Mir hat dieser Krimi sehr gut gefallen und ich freue mich auf den nächsten Band, um zu sehen, wie es mit Freyja und Huldar weitergeht. Aber ich bin auch gespannt, was sich die Autorin als nächstes einfallen lässt. Mit dem ersten Band dieser neuen Reihe hat sie die Messlatte sehr hoch gelegt!