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Lalarun

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Insgesamt 2 Bewertungen
Bewertung vom 08.01.2024
Etomi. Erwachen
Rosenberg, Jol

Etomi. Erwachen


ausgezeichnet

"Etomi. Erwachen" ist ein Roman über eine vordergründig perfekte Welt in einer durch eine Kuppel abgeschirmten Stadt. Je mehr im Verlauf jedoch an der Oberfläche dieser scheinbar perfektionierten Welt gekratzt wird, desto mehr werden auch die dystopischen Hintergründe und der Preis für dieses Leben deutlich.

Der Geschichte vorangestellt ist noch eine Seite mit Inhaltshinweisen.
Außerdem gibt es am Ende des Buchs ein Glossar mit Erklärungen zu verschiedenen Begriffen aus der im Roman entworfenen Welt. Weiterhin werden in dem Glossar die im Roman genutzten Neopronomen sowie diverse Geschlechtsidentitäten im nichtbinären Spektrum erläutert. Das ist hilfreich, um sich auch bei unbekannten Begriffen zurechtzufinden und mehr darüber zu erfahren.

Der Schreibstil ist für mich angenehm und gut zu lesen.

Die Geschichte beginnt direkt mit einigen zunächst kryptisch wirkenden Statuseinträgen, die auch immer wieder zwischendurch eingeflochten werden. Sie bieten eine zeitliche Einordnung der Geschehnisse. Der Hintergrund dieser Meldungen wird dann im Verlauf der Handlung klarer.

Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt.

Zunächst stehen hier Lea als Bewohnerin der Kuppelstadt Eos und Josa, die als Technikerin an den Systemen außerhalb der Kuppelstadt arbeitet und die einen Einblick in die Technik hinter den Kulissen gibt, im Fokus.

Später kommen noch Abschnitte aus der Sicht von Nori, einem Klon, hinzu. Diese Abschnitte fand ich besonders interessant, weil sie einen gut dargestellten Einblick in seine von den anderen Perspektiven nochmal deutlich abweichende Denkweise geben.

Die Welt mit der KI-gesteuerten zunächst perfekt erscheinenden Kuppelstadt einerseits und den maroden Zuständen hinter den Kulissen in Aranus andererseits wird gut beschrieben. Je mehr darüber bekannt wurde, desto neugieriger wurde ich darauf, noch mehr über diese Welt zu erfahren, da die Antworten oft auch weitergehende Fragen zur Folge hatten.

Eine große Stärke des Buches ist aus meiner Sicht die Darstellung der verschiedenen Charaktere sowie ihrer Entwicklung und die Beziehungen der Personen untereinander. Dabei liegt der Fokus auch auf den verschiedenen Hintergründen und der Herkunft der einzelnen Figuren und die sich daraus ergebenden unterschiedlichen Perspektiven und Konflikte.

Lea wirkte für mich anhand ihres Verhaltens und ihrer Denkweise zum Beispiel zu Beginn deutlich jünger als die angegebenen 44 Jahre. Das zeigt aber auch, wie die Gesellschaft, in der sie lebt, ihre Entwicklung und ihr Verhalten beeinflusst. Durch die ständige Überwachung und Beeinflussung durch KI-Module und das in dieser Gesellschaft etablierte Statuspunkte-System ist Lea sehr auf Oberflächlichkeiten bedacht und teilweise hilflos bei der Aussicht, auf sich selbst gestellt zu sein. Umso interessanter war es dann, sie nach ihrer Flucht aus Eos außerhalb ihrer gewohnten Umgebung agieren zu sehen, wo sie durch den Kulturschock und die Auseinandersetzung mit den Personen in Aranus gezwungenermaßen eine ziemliche Entwicklung im Schnelldurchlauf nachholt.

Über das Thema der Unterschiede und Beziehungen zwischen den verschiedenen Menschengruppen (Menschen aus Eos bzw. Aranus sowie Klone) wird auch die Frage vom Klappentext aufgegriffen, was es bedeutet, menschlich zu sein.
Diese Frage wird u. a. anhand von "philosophischeren" Gesprächen - zum Beispiel über Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Klonen und Eos-Menschen - zwischen Lea, die aus Eos kommt, und Nelson als Außenstehenden, der zusätzlich noch Wissen über einige der Hintergründe hat, aus den unterschiedlichen Perspektiven näher beleuchtet.
Ich mochte diese Gespräche, auch weil sie mich zusätzlich dazu anregen, mir selbst weiter zu diesen Fragen Gedanken zu machen.

Der Fokus auf die Charaktere und ihre Beziehungen sowie die angesprochenen tiefergründigen philosophischen Exkurse gehen jedoch nicht auf Kosten der Handlung. Die übergeordnete Handlung war klar und es gab einen nachvollziehbaren roten Faden.
Der Spannungsbogen wird innerhalb der Abschnitte aus den verschiedenen, zunächst unabhängigen Handlungssträngen und auch übergreifend über die gesamte Handlung hinweg stetig aufrechterhalten.
Ich finde es gut, wie im Verlauf die verschiedenen Handlungsstränge zusammengeführt werden und sich das Puzzle immer mehr zusammensetzt.
Das Ende ist schließlich ein ziemlicher Cliffhanger.

Insgesamt handelt es sich um einen Roman, der einerseits eine spannende und unterhaltsame Handlung bietet, aber andererseits auch zum Nachdenken anregt und einen Einblick in eine interessante Welt gibt, über die ich im zweiten Band gerne noch mehr erfahren möchte. Es gibt noch einige offene Fragen und Aspekte, die bisher nur angedeutet wurden.

Ich bin auf jeden Fall gespannt auf die Fortsetzung!