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marmeladenmacherin

Bewertungen

Insgesamt 4 Bewertungen
Bewertung vom 21.09.2022
Erste Hilfe für die Erde
Maslin, Mark

Erste Hilfe für die Erde


sehr gut

Das Buch „Erste Hilfe für die Erde“ von Prof. Mark Maslin ist eine Faktensammlung zum Klimanotstand. Aufgebaut ist es wie das antike Traktat „Die Kunst des Krieges“ in kurzen und prägnanten Sätzen, die die jeweiligen Kernaussagen aneinanderreihen. In acht, voneinander unabhängigen Kapiteln, stellt Prof. Maslin gängige Vorurteile von Klimawandelleugner*innen den entsprechenden wissenschaftlichen Fakten gegenüber. Ziel ist es zum einen, den Leser*in damit zu befähigen in Diskussionen wissenschaftlich fundiert zu argumentieren und zum anderen, jedem Interessierten Möglichkeiten der persönlichen Einflussnahme in Kampf gegen die Klimaerwärmung aufzuzeigen. Auf 185 Seiten bündelt er den Status Quo des Klimawandels und skizziert Zukunftsszenarien für eine Welt ohne adäquate Klimaschutzmaßnahmen und der Welt, in der wir leben könnten, wenn wir jetzt starten im vollen Umfang unser Klima zu schützen. Ergänzt wir der Inhalt durch eine umfangreiche Quellensammlung und weiterführende Literaturtipps.
Für mich eignet sich das Buch damit hervorragend als Nachschlagewerk zum Thema Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Es kann für Leser*innen, die einen Überblick zum Thema suchen ebenso wertvoll sein, wie für alle Klimainteressierten, die „Futter“ für ihre nächsten Gespräche und Diskussionen suchen. Ein kleines Manko ist für mich nur, dass mir bei einigen Aussagen noch weitere Quellenangaben gefehlt haben.

Bewertung vom 10.09.2022
Für diesen Sommer
Klönne, Gisa

Für diesen Sommer


ausgezeichnet

Mit viel Feingefühl und herantastender Sorgfalt hat Gisa Klönne hier eine Familiengeschichte erzählt, die Tragik und Versäumnisse genauso spiegelt wie Verständnis und Vertrauen. Für mich war das Buch „Für diesen Sommer“ ein perfekter Begleiter durch einen Sommer, der auch in meiner Familie das Verständnis innerhalb der Generationen erfordert hat.
Als Franziska anreist um Ihren gebrechlichen Vater vorübergehend zu pflegen prallen Welten unterschiedlicher Anschauungen, Vorurteile und unverarbeiteter Emotionen aufeinander. Sie, die nach einem tragischen Erlebnis in Ihrer Jugend nicht wirklich Fuß fassen konnte in ihrem Leben, beginnt in der engen Auseinandersetzung mit den Lebenswelten und den Bedürfnissen ihres Vaters und ihrer verhinderten Schwester wieder zurückzufinden.
Für mich ist dieses Buch ein Mutmacher, den eigenen Weg nicht aus den Augen zu verlieren und trotzdem an den zwischenmenschlichen Erfahrungen der unterschiedlichen Generationen zu wachsen.

Bewertung vom 10.09.2022
Die Welt kippt
Tschischwitz, Heiko von

Die Welt kippt


ausgezeichnet

So macht Lesen spaß – ein Wälzer für 3 Tage. Mit dem Roman „Die Welt kippt“ hat Heiko von Tschischwitz einen spannenden und dabei kurzweiligen Klimathriller verfasst. Ich habe das Buch nur aus der Hand gelegt, wenn es gar nicht anders ging…
Die fiktive Geschichte um unseren Umgang mit der globalen Klimaerwärmung, beginnt in der nahen Zukunft, mit einer radikalen Protestaktion von Klimaaktivisten in Berlin. Dabei lernt der Leser zum ersten Mal die ca. 20jährige Tessa Hansen kennen, die in den folgenden Jahren zum führenden Gesicht der deutschen Klimaschützer wird. Auf einer Green-Tech-Konferenz in London trifft Tessa dann in einer Podiumsdiskussion auf Shannon O‘Reilly, Investorin eines großen Nachhaltigkeitsfonds. Trotz völlig gegensätzlicher Positionen entspannt sich zwischen den beiden eine Freundschaft, die über Jahre hält. Gemeinsam versuchen sie die Aufgabe zu bewältigen, die Welt vor den Schäden der globalen Erwärmung zu retten. Ihre Lösungsansätze sind allerdings grundverschieden.
Als in einem globalen Forschungsprojekt ein hochentwickelter Computer zum Einsatz kommt und die Welt mit Daten zum Klimawandel in noch nie dagewesener Qualität versorgt, bekommt das Weltmachtgefüge Risse.
Die Spannung des Buches kommt neben dem sich zuspitzenden Plot, vor allem auch durch die wechselnden Perspektiven der einzelnen Akteure zustande. Bis zuletzt wird der Bogen immer weiter gespannt, bis die Würfel fallen. Die gute Recherchearbeit von Heiko von Tschischwitz, lässt einen eine potenzielle Zukunft durchleben, die zwar rein fiktiv ist, sich dabei aber ganz schön nah anfühlt.

Bewertung vom 23.08.2022
Intimitäten
Kitamura, Katie

Intimitäten


sehr gut

Mit Intimitäten hat Katie Kitamura einen Roman geschaffen, der den aktuellen, europäischen Zeitgeist in sich trägt. Die junge Ich-Erzählerin verschlägt es nach dem Tod Ihres Vaters von New York nach Den Haag, wo sie als eine befristete Stelle als Dolmetscherin am Internationalen Gerichtshof antritt. Nach einer heimatlosen Kindheit führt sie dort ein Leben wie auf der Durchreise, obwohl sie eigentlich nach Ankern sucht. Sie versucht Fuß zu fassen in der neuen Stadt und lernt Adriaan kennen, den Mann, der ihr diesen Halt geben kann. Als sie allerdings für einen angeklagten Kriegsverbrecher dolmetschen muss und parallel dazu Adriaan zu seiner Noch-Ehefrau nach Portugal verschwindet, gerät ihr dünnwandiges Lebenskonstrukt ins Wanken…

In klarer, unverschnörkelter Sprache widmet sich Katie Kitamura den existentiellen Fragen des Miteinanders. Wie viel zählt Gerechtigkeit, sind Heimlichkeiten gleichzusetzen mit Lügen? Können Intrigen moralisch verantwortbar sein, und wer kann darüber entscheiden?

Das Buch und seine flüssige Sprache haben mich bereits auf den ersten Seiten in seinen Bann gezogen. Ganz leise und zaghaft lässt die Autorin uns Leser die Versuche der Protagonistin einen persönlichen Weg zu finden begleiten. Sie lässt uns teilhaben an den emotionalen Gegensätzen, der die Ich-Erzählerin ausgesetzt ist. Mir hat der Roman Intimitäten gut gefallen, denn gerade in den Unsicherheiten, den immer wieder zu hinterfragenden Empfindungen und Entscheidungen finde ich mich wieder.

Von mir eine klare Leseempfehlung!