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Grinta
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München

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Insgesamt 2 Bewertungen
Bewertung vom 23.12.2012
Strukturwandel der Bildung
König, Hartmut

Strukturwandel der Bildung


ausgezeichnet

Absolut empfehlenswert!!!

Die Crux föderaler Bildungspolitik wird deutlich, wenn man - wie König das in seinem Buch unternimmt - die Paradoxien des Strukturwandels der Bildung nach PISA am Bsp. nur eines von 16 Bundesländern herausarbeitet.

Der Autor untersucht aus kritischer Perspektive die sozial selektive Strukturierung des deutschen Schulsystems auf inhaltliche und methodisch originelle Weise. Sein Blick auf die Implementation der KMK-Bildungsstandards in Verbindung mit den ausdifferenzierten Kerncurricula im Fach Deutsch in Niedersachsen bestätigt eindrucksvoll die keineswegs neue These der gesellschaftlichen Verteilungsmentalität des nach Schulformen gegliederten Bildungssystems.

Die Folgewirkungen einer ökonomisch fokussierten Umgestaltung der Steuerung im Bildungssystem werden stringent analysiert. Zu den Ergebnissen seiner Zeitdiagnose zählt hier neben anderen die Problematisierung der bildungspolitischen Absicht, bildungstheoretische Annahmen gingen in empirisch ausgerichteter Unterrichts- und Bildungsforschung auf - vgl. Abschnitt 2.1.

Der didaktische Aufbau des Buches und sein großer Nutzen für die Leserinnen und Leser - Lehrende in Hochschulen und Universitäten, Lehramtsstudierende, Fachlehrkräfte, Referendare und Fachleiter in Studienseminaren - liegt in der pragmatischen Korrespondenz von theoriegeleiteten und anwendungsbezogenen Überlegungen. - Das übersichtliche Inhaltsverzeichnis und die Kurzinformationen zu einzelnen Kapiteln in der Einleitung erleichtern darüber hinaus den gezielten inhaltlichen Zugriff auf Einzelthemen.

Die mit dieser Veröffentlichung skizzierte Zwischenbilanz des gesellschaftlichen Strukturwandels der Bildung greift auf eine Fülle erziehungs- und bildungswissenschaftlicher Einwände gegenüber der Dominanz eines primär steuerungsstrategisch ausgerichteten Bildungsverständnisses zurück - vgl. das umfängliche Literaturverzeichnis.

Wer in aktuellen kommentierten Vorlesungsverzeichnissen an erziehungswissenschaftlichen Instituten/FBn nachschlägt, entdeckt manche Entsprechungen in Königs Buch. Insofern bietet der Band viele Diskussionsanlässe, studienrelevante Themen zu vertiefen. - An einigen Schaltstellen der Kapitel sind weiterführende Fragestellungen formuliert, die die Thematik strukturieren und evtl. die Lesemotivation unterstützen. Dazu zwei Beispiele: "Welche Ungleichheitsrelationen lassen sich im vierten Abschnitt der Kerncurricula Deutsch festhalten, der sich mit Leistungsfeststellung und -bewertung befasst?" (S. 82). - "Welches bildungstheoretisches Verständnis steckt bei Tenorth hinter seiner Argumentation im 5. Abschnitt der Expertise (2003), die die Entwicklung nationaler Bildungsstandards als bildungspolitische Auftragsarbeit pädagogisch zu legitimieren versucht?" (S. 118).

Eine abschließende Bemerkung: Die (22) Abbildungen im Text tragen funktional zu einem angemessenen Verständnis der Veröffentlichung bei und erleichtern den praktischen Zugriff für die jeweilige Adressatengruppe.