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Bewertungen

Insgesamt 33 Bewertungen
Bewertung vom 04.10.2019
Rosa Parks
Kaiser, Lisbeth

Rosa Parks


ausgezeichnet

Dieses wunderschöne Bilderbuch beschreibt mit einfachen, aber eindrücklichen Worten und wunderschönen Illustrationen das Leben und den Kampf Rosa Parks: wie sie als kleines Mädchen im ersten Drittel des zwanzigsten Jahrhunderts lernen musste, dass Menschen ihrer Hautfarbe nur zweite Klasse sind. Kaiser und Antelo portraitieren Parks‘ Kampf gegen diese Ungerechtigkeit, jedoch immer in der Hoffnung, etwas zum Besseren ändern zu können, allen Widrigkeiten zum Trotz mit den wichtigsten Stationen ihres Lebens. Rosa hatte den großen Traum, eines Tages ebenso wie ein weißes Mädchen behandelt zu werden und hat sich aufgelehnt, war unbequem und konsequent und hat somit für die afroamerikanische Gemeinschaft enorm viel geleistet.

Zu Rosas Geburt herrschte zwar keine Sklaverei mehr, jedoch hatten die Farbigen vor allem im Süden der USA sehr unter Repressalien zu leiden: so gab es nur ein Klassenzimmer, zu dem Rosa und ihr Bruder morgens kilometerweit laufen mussten, wohingegen die weißen Kinder zur großen Schule im Bus gefahren wurden.

Die kleine Rosa wusste schon damals, dass diese Trennung von farbig und weiß sehr ungerecht war, war sie doch genauso ein Mensch wie die anderen auch. Mit etwa 18 Jahren lernte sie ihren Mann Raymond kennen, der der National Association for the Advancement of Colored People angehörte. Rosa schloss sich ihnen an und kämpfte unermüdlich für die Gleichbehandlung und -stellung Farbiger.

Als sie am 1. Dezember 1955 auf dem Nachhauseweg im Bus ihren Platz für einen Weißen räumen sollte, weigerte sie sich und setzte mit ihrem Nein! ein nachhaltiges Zeichen. Der Busfahrer rief die Polizei und bestand auf Parks Verhaftung und diese wurde wegen Störung der öffentlichen Ruhe festgenommen, angeklagt und musste einige Tage im Gefängnis verbringen.

Als sie frei kam, machte sie öffentlich auf ihre Verhaftung aufmerksam und trat damit eine Welle des Protestes los und startete einen der größten Kämpfe der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung: Farbige boykottierten die Busunternehmen und gingen überallhin zu Fuß um zu zeigen, dass sie nicht alles mit sich machen ließen. Rosa machte sich auf, durchs Land zu reisen und allen von ihrem Kampf gegen die anhaltende Diskriminierung zu erzählen. Neben ihr war auch der bislang noch recht unbekannte Martin Luther King aktiv, Leute aufzuklären, was zur Folge hatte, dass das oberste Gericht ein Jahr später die Rassentrennung in Bussen aufhob.

Rosa machte sich mit ihrer Aufklärungsarbeit viele Feinde nachdem sie ihre Arbeit verloren hatte und bedroht wurde, zog sie in den etwas liberalen Norden des Landes. Dort führte sie bis ins hohe Alter ihren Kampf für die Gleichstellung farbiger Menschen fort – wie wir heute, über 60 Jahre später sehen, mit einigem Erfolg.

Ich weiß, mein obiger Text reißt die Handlung recht kurz gefasst herunter – ebenso tut es das Buch auf seinen 26 Seiten und das ist auch vollkommen in Ordnung. Der erzählten Geschichte folgt am Ende eine Doppelseite mit Zeitstrahl und originalen Fotos und ein nochmals zusammenfassender Text. Für Kinder ist die Kernaussage, nämlich dass das kleine Mädchen Rosa einen Traum hatte und diesen verwirklicht hat, sofort ersichtlich und dies empfinde ich als eine äußerst inspirierende Message. Für ältere Kinder sind Zeitstrahl und Fotos eine gute Ausgangsmöglichkeit, mit den Eltern – oder bei entsprechendem Alter selbst – tiefer zu gehen und sich weiter zu informieren/Bücher zu lesen um mehr zu erfahren.

Von Rosa Parks können wir alle viel lernen: auch mal unbequem sein und nicht immer mit dem Strom schwimmen. Und geduldig sein und trotz Rückschläge nie die Hoffnung verlieren und immer an sich glauben. Jeder Einzelne kann etwas bewirken, man muss es nur wollen und dafür kämpfen.

Für mich ein Muss in jeder Schülerbibliothek und unbedingte Kauf- oder Schenk-Empfehlung; ich wiederhole gerne: die Thematik ist dieser Tage leider aktueller denn je. Danke für dieses kleine Büchlein Weltgeschichte – wunderbar aufbereitet fü

Bewertung vom 03.04.2016
Ich. Bin. So. Glücklich.
Knoll, Jessica

Ich. Bin. So. Glücklich.


gut

Um dieses Buch wurde in Bloggerkreisen ja ein Riesen-Hype gemacht und als es mir als Rezensionsexemplar angeboten wurde, konnte ich ehrlich gesagt nicht widerstehen, dafür klang der Klappentext einfach zu gut und ich muss sagen: es ging auch wirklich gut – nämlich mit einer schicken, kleinen Mordfantasie – los.

Leider konnte mich der Rest nicht so richtig-richtig überzeugen, aber das mag auch an meinen hohen Erwartungen gelegen haben.

Die 416 Seiten lasen sich gut. Der Schreibstil ist flüssig, die Sprache bisweilen etwas… derb. Das ist nicht jedermanns Geschmack und der ein oder andere mag sich hiervon abgestoßen fühlen – für mich hat sie absolut zu TifAni FaNelli (diese Schreibweise hat mich schier wahnsinnig gemacht!) gepasst: eine verbitterte junge Frau, die – unter anderem getrieben von ihrer, sagen wir mal ambitionierten, Mutter – immer etwas besseres sein wollte und nun, wo sie es erreicht hat, darum kämpft, es behalten zu dürfen.

Ich hatte zu Ani ein ziemlich ambivalentes Verhältnis: einerseits konnte ich verstehen, dass sie zu den “Coolen” in der Schule dazugehören wollte (wer wollte das als Teenager nicht?), andererseits war mir dieser Wunsch, eher noch Besessenheit, ganz oben zu bleiben und entsprechend auf alle anderen herab zuschauen, ein bisschen zu extrem. Das fängt beim Outfit an, geht bei ihren Essgewohnheiten (wobei, welches Essen?!) weiter und findet den Höhepunkt in den Hochzeitsvorbereitungen, die auch ihrem Verlobten Luke irgendwann zu viel sind…

Was mir gefallen hat, ist die Tatsache, dass man sofort im Geschehen drin ist: Ani wird zu einer TV-Dokumentation eingeladen, die ein schreckliches Erlebnis in ihrer Jugend zum Thema hat, und der Leser erfährt hier durch regelmäßige und äußerst ausführliche Flashbacks, wie TifAni zu der wurde, die sie heute ist: Ani. Ich fand die Schilderungen toll, sehr authentisch und manch eine Szene hat einen auch an die eigene Jugend denken lassen. TifAni tat mir auch oft sehr leid (mobbende Mitschüler und ihre Mutter hielten sich da ganz gut die Waage) und so konnte ich der ein oder anderen Sache, die im Buch passiert (nein, ich möchte hier nicht mysteriös klingen, aber spoilern mag ich jetzt auch nicht unbedingt), mit etwas (mehr) Verständnis gegenüberstehen.

Was mich ziemlich gestört hat, ist dieses “dunkle, brutale” Pseudo-Geheimnis, von dem im Klappentext zu lesen ist, hab ich irgendwie nicht so wirklich viel mitbekommen. Es gibt da zwar schon etwas schlimmes, das passiert ist, aber dies passiert doch recht offen und relativ früh im Buch und Ani hat Luke auch schon zu Anfang ihrer Beziehung davon erzählt, daher hab ich die letzten hundert gespannt gesucht und gewartet ob dieses angepriesenen Geheimnisses. Dies fand ich ein bisschen zu viel des Guten aber sonst ein recht unterhaltsamer Roman mit Charakteren, die echter sind als einem manchmal lieb war und einem – für mich schlüssigen – Ende. Gespannt bin ich auch auf den Film – Reese Witherspoon hat sich zumindest schon mal die Rechte am Buch gesichert.

Wer die Mischung aus Liebe, Hass, Rache, Verzweiflung, Zurückweisung, Enttäuschung und Hoffnung mag, ist hier recht gut bedient!

Bewertung vom 30.06.2014
Bierleichen / Kommissar Pascha Bd.2
Turhan, Su

Bierleichen / Kommissar Pascha Bd.2


ausgezeichnet

Als ich im April letzten Jahres Su Turhans Erstling Kommissar Pascha, ein Fall für Zeki Demirbilek ausgelesen hatte, freute ich mich schon auf den angekündigten Folgeband, denn ich mochte die Geschichte und die Charaktere. Anfang diesen Jahres war es soweit und Bierleichen erschien. Ich war sofort Feuer und Flamme und dass die Rezension jetzt erst erscheint, ist lediglich meiner stinkenden Faulheit und akuter Freizeit-Knappheit geschuldet.

Allerdings passt die Rezension auch jetzt ganz gut, denn seit gestern ist wieder Ramadan und damit wären wir auch schon mitten in der Geschichte drinne: Zeki Demirbilek fastet. Auch wenn ich gedacht hatte, Kommissar Pascha schon recht gut zu “kennen”: damit hätte ich dann doch nicht gerechnet.

Der gute Mann fastet und er leidet – und zwar konsequent die kompletten 368 Seiten durch. Aber er tut es und schon alleine dafür ziehe ich vor ihm und allen Muslimen, die in einem nicht-muslimischen Land die Disziplin dafür aufbringen können, den Hut.

Alle, die schon mal gefastet haben, wissen: deine Laune ist – zumindest am Anfang – scheiße. Man ist ziemlich dünnhäutig und fährt schnell aus der Haut. So ergeht es auch Zeki, der ja auch sonst nicht unbedingt zu den ausgeglichensten gehört. Da passt ein Mord (oder doch ein Unfall?) so gar nicht ins Konzept. Schnell ist das ganze Team um die Migra – Jale, Vierkant und Pius – beisammen und es wird im Bier Milieu ermittelt.

Auch wenn in diesem Band wieder das Hauptaugenmerk nicht auf dem kriminalistischen Fall liegt, ist dieser sehr gut konstruiert und bis zum Ende spannend. Zumindest ich hätte nicht gedacht, wie man Türken mit dem allerheiligsten der Bayern – dem Bier – in einen Fall verstricken kann.

Es gibt einige Tote und noch mehr Verdächtige und bei den Ermittlungen führt uns Su Turhan wieder durch die schönste Stadt Deutschlands: die erste Leiche wird im Wittelsbacher Brunnen gefunden, wir kosten mit Pius Gerstensaft auf dem Bierfestival und genießen mit Zeki sein Iftar am Nockherberg. Wer schon länger nicht mehr in Minga war, ist mit diesem Buch mittendrin statt nur dabei!

Doch nicht nur mit der Stadt feiert der Leser ein Wiedersehen: auch alte Bekannte wie Zekis Ex-Frau Selma, seine beiden Kinder Özlem und Aydin und sein bester Freund Robert, mit dem er sich gerne zu ein paar Partien tavla trifft, tauchen wieder auf und sorgen für ordentlich Tohuwabohu.

Es ist schön zu sehen, wie sich die Charaktere entwickeln und wie die aufeinander aufbauenden Geschichten weitergehen – ich wage sogar zu behaupten, dass beide Romane fast mehr von den Geschichten um die einzelnen Protagonisten leben als von der Kriminalhandlung – zumindest empfinde ich das so. Auch dass ein kleiner Teil der Handlung an den Bosporus verlegt wird, scheint zur Tradition zu werden – ist eine nette Abwechslung und hat im vorliegenden Fall perfekt gepasst.

Alles in allem ein würdiger Nachfolger, der dem Erstling in nichts nachsteht.

Absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 19.08.2013
Kommissar Pascha Bd.1
Turhan, Su

Kommissar Pascha Bd.1


ausgezeichnet

Wenn ich Kommissar und Türke miteinander verbinde, erscheint unweigerlich Erol Sander als Kommissar Mehmet Özakin vor meinem inneren Auge und da das ja nicht unbedingt die hässlichste Personifizierung ist, hab ich das mit der ein oder anderen kleinen Abänderung einfach mal so stehen lassen. Zeki Demirbilek ist anders. Und wenn ich anders sage, dann meine ich anders und davon lebt dieses Buch. Nach political correctness sucht man bei ihm ebenso vergeblich wie nach angemessenem Verhalten gegenüber Vorgesetzten und Untergebenen. Aber gerade das macht ihn so liebenswert und vor allen Dingen authentisch. Wer dachte, dass er es sich bei Demirbilek den typischen Macho-Türken handelt, hat weit gefehlt. Vielmehr war er für mich das, was mal wohl als zwischen den Stühlen bezeichnen könnte. Nicht Fisch, nicht Fleisch – nicht deutsch aber auch nicht wirklich Türke.

Schwierig. Und so ist Zeki Bey auch. Die Tatsache, dass er nun auch noch das Sonderdezenrat Migra leiten soll und ihn schon die erste Leiche erwartet, wo er noch nicht mal offiziell sein Team zamm hat, macht die Situation auch nicht besser. Aber ein Mann muss nun mal tun, was ein Mann tun muss und so wird das ausstehende Job Interview kurzerhand am Tatort am Eisbach geführt und Isabel bekommt den Job und bildet damit den mir um einiges sympathischeren Counterpart zu Jale Cengiz, der jungen, in meinen Augen zu aufstrebenden und zu ehrgeizigen Türkin aus Berlin.

Der Fall (respektive die Fälle) waren gut konstruiert und blieben durch die ein oder andere Wendung spannend, haben für mich persönlich allerdings nicht sosehr die Haupthandlung des Buches ausgemacht sondern mehr das “Drumherum”, denn – wie ich finde – wird in Sachen Charaktere und Atmosphäre einiges mehr geboten. Die Personen einschließlich und um den Kommissar sind fantastisch gezeichnet auch wenn – oder vielleicht auch gerade weil – der/die ein oder andere doch etwas klischeebeladen daherkommt. Fand ich aber in dem Fall echt nicht tragisch, ganz im Gegenteil. Entsprechend der Charaktere ergeben sich auch tolle Geschichten um die Protagonisten wie beispielsweise Demirbileks Familie: seine Ex-Frau und sein Sohn leben in Istanbul, die Tochter in München und die Beziehung untereinander ist alles andere als sorgenfrei. Auch über die junge Polizeibeamtin Jale erfährt man einiges, von dem ich hoffe, dass es im Folgeband aufgegriffen und vertieft wird.

Wer das Glück hat, sich in München ein bisschen auszukennen, wird sich in diesem Buch definitiv wohlfühlen, denn der Leser ist recht viel mit den Protagonisten unterwegs und ich hab mich immer wieder dabei ertappt, die Routen mit abzulaufen. Natürlich ist es dann auch ein Extra-Schmankerl, wenn man die einzelnen Schauplätze kennt (ging mir dann am Schluss in Istanbul auch ein bisschen so). Alles in allem atmosphärisch sehr dicht, wie der Fachmann wohl sagen würde – ich fand es einfach gelungen und war für mich ein weiterer Faktor, der dazu beitrug, dass mir das Buch so gut gefiel.

Kommissar Pascha ist ein gut gemachter Krimi mit einem tollen Protagonisten, spannender Handlung und Schauplätzen in der schönsten Stadt Deutschlands – also her mit der Fortsetzung!

Bewertung vom 11.03.2013
Versuchung / Crossfire Bd.1
Day, Sylvia

Versuchung / Crossfire Bd.1


ausgezeichnet

Als ich das Buch bekam, aufschlug und auf einer Seite anfing, zu lesen, war das erste Wort, das mir ins Auge stach, f***. Nun ja, man kann es als Zeichen verstehen, denn wie man oben bei meinen 5 Schlagworten zum Buch sehen kann, steht die körperliche Liebe doch recht im Fokus der Geschichte.

Wer mich kennt, weiß eigentlich, dass ich für "solche Art" von Literatur nicht unbedingt zu haben bin, aber Crossfire konnte mich tatsächlich von der ersten bis zur letzten Seite fesseln und lässt mich äußerst ungeduldig auf den 2. Teil Offenbarung warten (den ich tatsächlich schon vor offiziellem Erscheinungstermin ergattern konnte). Jetzt aber zur Rezension:

Ich muss vorausschicken, dass ich Fifty Shades of Grey nicht gelesen habe, entsprechend also nicht beurteilen kann, ob und wenn in welchem Ausmaß von E. J. James Büchern abgekupfert wurde, aber ich kann eines mit Sicherheit sagen: Crossfire kann neben Sex in allen Lebenslagen, Stellungen und Orten mit etwas für mich sehr wichtigem aufwarten: äußerst starken Charakteren. Damit meine ich nicht, dass die Charaktere in ihrer Psyche stark sind, denn sowohl Gideon als auch Anna haben zweifelsohne ein gutgefülltes Päckchen an Psycho-Problemen mit sich herumzuschleppen. Nein, aber beide sind sehr gut, wenn auch streckenweise recht extrem, gezeichnet (auch wenn ich mit Gideons schulterlangem schwarzen Haar so meine Probleme hab) und ich finde beide sehr lebensecht.

Allgemein fand ich Crossfire I sehr authentisch, was mich im Nachhinein selbst ein bisschen überrascht, denn sowohl Handlung und auch Charaktere waren teilweise von allem ein bisschen too much: Gideon ist nicht nur Mulitmilliardär (Besitzer des Crossfire Buildings und anscheinend gehört ihm auch noch die Hälfte Manhattans, dazu kommen noch Privatjet und Hotels in den restlichen USA), er ist auch gerade mal 28 Jahre alt und sieht - ÜBERRASCHUNG! - auch noch extrem gut aus (hab ich schon erwähnt, dass ich mit den schulterlangen schwarzen Haaren nix anfangen kann? - erinnert mich irgendwie an Severus Snape).

Auch Eva ist nicht die Ärmste (wenn auch nicht aus erfreulichen Umständen), selbstverständlich auch hübsch und scheint wohl auch nicht die unfähigste Studentin gewesen zu sein. Was ich an ihr etwas extrem fand, war dass sie das ganze Buch hindurch sexuell dauerwillig war. Ich habe weder in der Literatur, geschweige denn im echten Leben, je eine Frau kennengelernt, die ständig, überall und auf jede erdenkliche Weise Sex haben wollte - aber nun gut. Damit kann ich mich zwar nicht identifizieren, hat Eva für mich jetzt aber auch nicht unsympathisch gemacht, denn durch die Ich-Erzählung konnte ich als Leserin Eva sehr gut kennenlernen und ihre Gedanken und Ängste mitverfolgen.

Wenn wir schon mal bei "ein bisschen zu viel" sind, wäre auch das ständige Beziehungs-On-Off zu nennen. Kaum glücklich, plötzlich zweifelnd - Versöhnungs-Sex. Dann kurz glücklich, gefolgt von Eifersucht, kurze Trennung - SEX. Kurzum: die 416 Seiten werden beherrscht von Liebe, Sex, Unterwerfung, Macht, Kontrolle und ... natürlich Sex. Besser hätten es damals Dallas und Denver Clan nicht hinbekommen!

Bei Crossfire handelt es sich um keine hochtrabende Literatur (hatte ich auch nicht erwartet), aber Sylvia Day hat mit dem ersten Teil Versuchung eine wirklich gut erzählte Geschichte geschaffen, der es an Energie und Drama nicht fehlt und die für die Teile 2 und 3 noch einiges offen lässt und ich sagen muss:

Gebt mir mehr davon!!!

Teil 2, Offenbarung, ist schon angelesen und ich warte jetzt schon auf Crossfire III, Erfüllung, welches wohl am 8. Juli 2013 erscheint.

17 von 40 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.02.2013
Foxtrott 4
Schnitt, Jonathan

Foxtrott 4


sehr gut

Afghanistan fasziniert mich. Ich kann nicht mal sagen, warum, aber es ist einfach so. Entsprechend viel habe ich darüber gelesen und freue mich bei dem ganzen traurigen Lesestoff immer über Lektüre, die Afghanistan nicht nur auf Armut, Analphabetismus, Frauen in Burkas und Taliban reduziert, sondern die auch die Schönheit dieses Landes und ihren Reichtum an Kultur und Geschichte (auch wenn diese streckenweise sehr traurig ist) zur Sprache bringt.

Gut, mit Schönheit, Kultur und Geschichte hat dieses Buch nun nicht wirklich viel zu tun, zumindest nicht primär. Was jedoch nichts daran ändert, dass ich es sehr gerne gelesen habe – aber mal von Anfang an…

Wir sind Deutschland! Dies gilt zumindest mal bei jeder EM/WM und auch – aber nur wenn uns die Buchmacher gute Chancen einräumen – auch für den Eurovision Song Contest (für alle “Alten”: Grandprix d’Eurovision de la Chanson). Aber wie sieht’s denn aus, wenn es um Bundeswehreinsätze geht? Kaum einer von uns weiß von der Arbeit, die die Männer und Frauen dort tun – und das finde ich irgendwie schade. Wo ist unser Patriotismus hin? Muss erst ein Krieg ausbrechen, der unserer Armee bedarf, damit wir Notiz von den deutschen Soldaten nehmen? Ich weiß, das alles klingt ein bisschen sehr leidenschaftlich und pathetisch, aber habt ihr euch die Frage denn schon mal gestellt? Nein? Solltet ihr vielleicht mal. Regelmäßig wurde das Bundeswehrmandat im Parlament lustig verlängert. Einer der Soldaten aus Schnitts Buch hat dies sehr treffend kommentiert, in dem er meinte, dass das Ergebnis wohl anders aussehen würde, wären die Abgeordneten mal ein paar Tage vor Ort gewesen.

Bis auf 2 Unterbrechungen begleitet der Journalist Jonathan Schnitt ist die Soldaten des Bataillon Foxtrott 4 sechs Monate bei allem, was diese tun und dokumentiert dies. Wie er auch im Buch schreibt, legt er sehr großen Wert hervorzuheben, dass alles, was er schreibt, seine Meinung widerspiegelt und er sich nicht den Mund verbieten respektive seinen Text zensieren lässt und das habe ich währen des Lesens auch geglaubt, denn stellenweise waren die Antworten der Soldaten auf kleinere Interviews schon recht unangenehm und direkt. Aber gerade das war ein Grund, warum mir dieses Buch so gut gefallen hat. Es war einfach authentisch. Wenn man nach diesen stumpfen (meist in amerikanischen Filmen vorkommenden) Aussagen Jaaa, ich stehe voll hinter dem Einsatz, denn wir machen die Welt besser und wir zivilisieren den Rest der Welt jetzt und wir sind eh die Besten! sucht, tut man dies Gott sei Dank vergeblich. Ganz im Gegenteil: ich habe die Soldaten als ganz normale Menschen mit Ängsten, Wut, Heimweh und Schnauzevoll-Tagen kennengelernt. Sie erzählen von ihrem “Alltag” in Afghanistan mit all seinen Tücken, aber auch mit verhältnismäßig ausgelassenen Tagen – zum Beispiel, wenn die Truppe ins Lager zurückkommt und den “Luxus” einer Toilette genießen kann anstatt das Geschäft in ein Erdloch verrichten zu müssen oder die Soldaten wieder in einem Bett mit Dach über’m Kopf zu schlafen können und sich nicht den Wind mit einer Plane vom Leib halten müssen.

Was mir besonders gefallen hat, war, dass das Buch nicht auf Skandal, Taliban, Explosionen, etc. aus war, sondern einfach “nur” einen Ausschnitt aus dem Leben einiger Soldaten berichtet hat. So gab es lediglich 2 oder 3 mehr oder weniger brenzlige Situationen, in denen sich die Soldaten in Gefahr befanden, die aber auch lediglich faktisch geschildert wurde ohne in Dramatisierunngen (gibt’s das Wort überhaupt?) auszuufern. In der Mitte des Buches waren noch einige Bilder – sowohl von Afghanistan (welch ein atemberaubend schönes Land!) als auch von den Soldaten und Jonathan Schnitt – was ich ganz gut fand, damit man sich von den Personen im Buch auch ein Bild machen konnte.

Alles in allem ein interessantes, informatives, emotionales, aber nicht gewollt-dramatisches Buch, das ich gerne jedem, der sich für den ISAF Einsatz interessiert, empfehle!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.12.2012
Blutsverdacht
Murail, Marie-Aude

Blutsverdacht


ausgezeichnet

Aufmerksam wurde ich auf Blutsverdacht durch Catbooks Blog. Nachdem ich von dem Jugendthriller Wer schön sein will, muss sterben von Michele Jaffe (ebenfalls aus dem Fischer Verlag) schon total begeistert war, wollte ich es nun mal mit einem französischen Thriller probieren und – so viel kann ich schon mal verraten – ich hab es nicht bereut!

Ich hatte vorher noch nie von der Autorin gehört und bei französischen Autoren bin ich immer ein bisschen vorsichtig. Ich weiß, man sollte nicht pauschalieren, aber ich finde, fast allen heftet so ein melancholischer Touch an, den ich beim Lesen teilweise schon ein bisschen anstrengend finde. Aber egal – bei Marie-Aude Murail war dem Gott sei Dank nicht so. Ganz im Gegenteil: sie schreibt sehr klar und flüssig: keine unnötig-langen Satzkonstruktionen, bei denen du 5 Zeilen weiter oben noch mal nachsehen muss, worum’s eigentlich noch mal ging. Und was noch viel wichtiger ist: sie schreibt verdammt spannend! Ein richtiger Pageturner, bei dem frau schon mal alles um sich herum vergisst. Hierbei wird absolut auf die Psycho und Vorstellungskraft des Lesers gezielt. Der Autorin gelingt es hierbei, das Spannungsniveau sehr hoch zu halten, dabei aber doch nicht allzu heftig zu werden – immerhin ist es ein Jugendbuch.

Die Charaktere sind klar gezeichnet und bleiben trotzdem auf eine gewisse Art geheimnisvoll, allen voran der Martin Cassel – der Vater der beiden Halbwaisen-Mädchen Ruth und Bathseba – der offensichtlich sowohl die Mutter der Mädchen (Marie-Eve) als auch deren Zwillingsschwester Eve-Marie (die Namen können einen wahnsinnig machen!) toll fand. Alles spricht dafür, dass er damals am Mord von Ruth und Bathsebas Tante beteiligt war und das ist es auch, was mich fast die ganzen 256 Seiten umgetrieben hat, denn der gute Mann ist alles, nur nicht koscher…

Die Handlung ist super konstruiert und hält die ein oder andere absolut überraschende Wendung parat welche in einem gelungenen, nicht überzeichneten Finale – gipfeln. Meine Empfehlung daher: LESEN!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.07.2012
Friesensturm / Friesland-Krimi Bd.1
Böckli, Birgit

Friesensturm / Friesland-Krimi Bd.1


sehr gut

Passend zum Cover kommt das ganze Buch recht düster daher. Ein Nordseeheilbad im Sommer, in dem Petrus nicht wirklich gut gelaunt gewesen zu sein schien: es regnete sich ganze 253 Seiten regelrecht ein.

Tatort ist Spiekeroog. Heilbad und Inseltraum im Wattenmeer. Autos sind tabu und jeder kennt mehr oder weniger jeden. Schon alleine letzteres macht die Sache für mich ein bisschen "unidyllisch". Die Polizeihauptwache besteht aus dem Dorfpolizisten Revierleiter Herrlich und der guten Seele Johanssen, der ein bisschen aushilft, weil er sich sonst nicht gebraucht fühlt. Irgendwie traurig. Beide.

Dass die Insulaner wie jede andere eingeschworene Gemeinde Neuen gegenüber ein bisschen zurückhaltend und misstrauisch sind, merkt man spätestens dann, als Thomas Berg auf den Plan tritt. Seines Zeichens Kommissar aus Berlin und ziemlich kaputt. Das wird auch nicht besser, indem man ihm von vornherein klar macht, dass man ihn auf der Insel ja eigentlich gar nicht haben will.

Richtig unidyllisch wird's aber erst, als die erste Leiche auf der Insel gefunden wird. Natürlich war's keiner. Und wenn's schon einer war, dann definitiv keiner von der Insel! Es ist was faul auf der Insel Spiekeroog!

Als der gute Herrlich plötzlich seine Siebensachen packt, weil er nicht mehr den Alleinherrscher spielen darf, wird eine Delegation von Kripobeamten vom Festland auf die Insel entsandt und ab da geht der Spaß erst richtig los. Freda Althus, die toughe Leiterin des Teams, beginnt, zusammen mit Berg zu ermitteln und deckt mehr als ein gut gehütetes Inselgeheimnis auf.

Um eins vorweg zu nehmen: ich habe schon längere Zeit keinen Krimi mehr gelesen. Seit Friesensturm weiß ich: das muss sich ändern! Es macht mir einfach viel zu viel Spaß, mitzuraten, kurz vom Glauben abzufallen um dann munter weiter zu verdächtigen.

Die Protagonisten waren allesamt sehr authentisch und lebensecht. Insulaner sind hinlänglich dafür bekannt, nicht unbedingt die "Offensten" gegenüber Fremden zu sein - danke an Birgit Böckli, die dieses Klischee voll und ganz bedient! Die Ermittler waren keine Superbullen, sondern Menschen wie Du und ich (also mehr oder weniger), mit alltäglichen als auch weniger alltäglichen Problemen.

Der Fall war gut konstruiert und grub ganz nebenbei - wie bereits erwähnt - die eine oder andere Leiche, die es sich in den Spiekerooger Kellern gemütlich gemacht hatte und schon längst vergessen war, aus.

Doch bei der Auflösung, da hat mich die liebe Frau Böckli ein bisschen, wie sag ich das jetzt, miss gestimmt. Der Ansatz war recht gut (wenn auch ein bisschen offensichtlich, aber das kann auch daran liegen, dass ich solch eine gewiefte Ermittlerin bin ;)); aber was danach kam, war... nein, das war nicht schön. In meinen Augen sowohl unrealistisch als auch unpassend. Ein fieser Pickel mitten auf der Stirn vorm 1. Date. Eine dicke Blase an den Füßen, obwohl man noch die ganze Nacht weiter tanzen möchte. Kurzum: das hat's mir ein bisschen verdorben.

Nichtsdestotrotz (ich weiß, das Wort gibt's eigentlich gar nicht) ein spannender Krimi mit charakterstarken Protagonisten und einer tollen Atmosphäre, der regelrecht nach weiteren Teilen des Ermittlerduos Berg/Althus schreit.