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TochterAlice
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Köln

Bewertungen

Insgesamt 1367 Bewertungen
Bewertung vom 17.11.2024
Zwei in einem Leben
Nicholls, David

Zwei in einem Leben


weniger gut

Marnie und Michael: Ich bin echt froh, dass ich die beiden weder im echten Leben kenne, noch die Chance habe, sie jemals kennenzulernen. So ein lästiges Pack! Mir sind sie beide wahnsinnig auf die Nerven gegangen, Marnie noch deutlich mehr als ihr späterer Traummann.

Wie kann man sich bei einer Wanderung so hantieren? Ich kann mir nicht vorstellen, dass man das in Deutschland tun würde, haben die Menschen in UK echt so wenig Wandererfahrung?

Wenn nicht (was ich glaube), liegt das Problem beim Autoren, dem ich sowas eigentlich nicht zutraue: Ich habe schon mehrere Bücher von David Nicholls gelesen, manche waren ganz ok, andere waren eher mittel, jedes hatte einen gewissen Charme. Bei diesem weiß ich es nicht, weil ich es irgendwann einfach zugeklappt habe. So ein überflüssiges Buch, das Einzige, was mir daran gefiel, war die geplante Wanderstrecke und die Erläuterungen dazu, die jedoch ziemlich knapp ausfielen.

Nein, dieses Buch kann ich wirklich niemandem empfehlen, ich kann nur davor warnen. Sonst ist man definitiv selbst schuld an seiner Misere!

Bewertung vom 10.11.2024
Gefährliche Betrachtungen
Eckardt, Tilo

Gefährliche Betrachtungen


ausgezeichnet

Wahnsinn, ein Krimi mit Thomas Mann! Natürlich nicht als Verbrecher oder Spitzbub, sondern Opfer und gleichzeitig Ermittler bzw. zumindest dessen Assistest - oder sogar Auftraggeber? Aber der Fall ist nur ein Aspekt dieses vielschichtigen, im Jahr 1930 auf der Kurischen Nehrung, also in Litauen an der direkten Grenze des Deutschen Reiches spielenden historischen Romans.

Dicht und eindringlich schildert Autor Tilo Eckardt die Situation aus der Sicht des jungen litauischen Übersetzers Žydrūnas Miuleris, der hofft, vom großen Meister mit der Übersetzung der "Buddenbrooks" beauftragt zu werden. Gleichzeitig macht er seiner Auserkorenen, einer Kommilitonin, die den Sommer über in Nidden jobbt, diskret und dennoch hartnäckig den Hof. Durch sie bzw. durch ihren Job in der örtlichen Wirtschaft gerät er mitten in einen politischen Streit, während dem einige kostbare Blätter einer sehr persönlichen Stellungnahme Thomas Manns, die der berühmte Autor ihm kurzfristig anvertraut hatte, verloren gehen.

Zusammen mit dem Nobelpreisträger begibt sich Miuleris auf die Suche danach, doch bald stellt sich heraus, dass sie einer deutlich größeren Sache auf der Spur sind.

Wer Spaß hat an einer unterhaltsamen Handlung mit spannendem historischen Hintergrund, der ist hier richtig. Der Autor versteht es, eine Atmosphäre zu erzeugen, die im Jahr 1930 tatsächlich hätte herrschen können . Ich jedenfalls habe mich in dem von ihm erschaffenen Nidden wie zu Hause gefühlt und empfand das Miteinander der Völker - der Litauer, Deutschen, Russen und anderweitiger Nationen - als sehr treffend wiedergegeben. So hätte es damals sein können in Nidden - ein heiterer Sommer mit durchaus realen drohenden Vorzeichen aus der rechten politischen Ecke!

Bewertung vom 07.11.2024
Die Mitford Schwestern / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.6
Benedict, Marie

Die Mitford Schwestern / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.6


sehr gut

Sehr extrem und sehr verschieden
So sind sie, die Schwestern der englischen Adelsfamilie Mitford, wobei vor allem Unity mit dem deutschen Nationalsozalismus sympathisiert, sie ist in den frühen Jahren des Deutschen Reichs eine große Verehrerin von Adolf Hitler und lebt zeitweise sogar in München. Ihre Schwester Diana wendet sich ebenfalls Hitler zu, wenngleich ihre Motivation eine andere ist - sie liebt den englischen Faschistenführer Mosley, den ständige Sorgen um seine Position und den Faschismus in England plagen. Sie erhofft sich von Hitler Unterstützung vor allem finanzieller Art für ihn.

Die jüngere Pamela hingegen ist überzeugte Kommunistin und zieht mit ihrem Lebensgefährten gar nach Spanien, um dort die Republikaner zu unterstützen.

Die älteste Schwester Nancy, eine Autorin, die sich selbst vor allem aufgrund ihrer Kinderlosigkeit und des sowohl untreuen als auch finanziell leichtsinnigen Gatten sorgt, unterstützt ihre Schwestern, deren Überzeugung, vor allem die des Nationalsozialismus, sie nicht teilt, dennoch nach Kräften.

Eine Romanbiografie über eine ungewöhnliche britische Familie, die über weite Teile auch eine interessante zeithistorische Darstellung bietet, dennoch gibt es zwischendurch immer mal Momente, in denen das Geschehen für meine Geschmack zu sehr auf die Familie gerichtet ist.

Dennoch eine lohnenswerte Lektüre für alle, die sich für die internationale Verbreitung extremer politischer Strömungen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts interessieren.

Bewertung vom 01.11.2024
Das Haus der Bücher und Schatten
Meyer, Kai

Das Haus der Bücher und Schatten


ausgezeichnet

Es war nicht nur das Geheimnisvolle, das mich zu diesem Buch zog. Nein, vor allem war es das Baltikum, eine Region, die in meinem Leben eine große Rolle spielt, die mein Interesse weckte.

Doch leider konnten die Schilderungen der Ereignisse in Livland - das ist die Landschaft im Baltikum, in der die Handlungen spielte - nicht mit denen im Leipziger Graphischen Viertel mithalten. Auch die Charaktere, die dort agierten, nicht: ab der Mitte des Buches war die dortige Entwicklung der Handlung für mich mehr oder weniger absehbar, was mir leider die Lust am Lesen nahm.

Ich gebe zu, dass mein Interesse an diesem Roman längst nicht so fair und so bedingungslos ist, wie es sein sollte, aber so ist es mit der Lektüre: wie auch der Autor seinen ureigenen Weg zum Stoff hat, ist dies auch beim Leser der Fall - man kann eben nicht raus aus seiner Haut!

Bewertung vom 30.10.2024
Der Schatten des Nordlichts / Hildur Bd.3
Rämö, Satu

Der Schatten des Nordlichts / Hildur Bd.3


sehr gut

Dieser Krimi ist der dritte Teil einer ungewöhnlichen Trilogie um die Kommissarin Hildur Rúnarsdóttir, die in den Westfjorden Islands, auf gut Deutsch am A... der Welt, ermittelt. Eigentlich leitet sie die Abteilung für vermisste Kinder, aber aufgrund der dünnen Besiedlung und der damit verbundenen ebenso dünnen Besetzung des Polizeireviers hat sie immer wieder in anderen Bereichen zu tun.

Mit ihrem Kollegen, dem Finnen Jakob versteht sie sich nach wie vor gut: sie vertrauen einander bedingungslos, was sich diesmal als besonders relevant erweist.

Diesmal wird zunächst eine Leiche in einem Fischernetz gefunden - die Ermittlungen bleiben jedoch nicht nur daran hängen. Nein, Hildur verschlägt es sogar nach Finnland - ihr Kollege Jakob droht in seiner Heimat in ernste Schwierigkeiten zu geraten.

Hildur ist eine sehr sympathische Figur, der ich gern weiter folgen würde, wenn diese Erzählungen nicht von vornherein als Trilogie ausgewiesen wären. An den recht verschachtelten und umständlich daher kommenden Stil habe ich mich inzwischen gewöhnt: auch im dritten Teil kommen wieder einige Erzählstränge und Informationen vor, sogar noch mehr als in den beiden vorherigen. Dennoch empfinde ich ihn als besonders spannungsreich.

Dies hängt vor allem mit der Familienhistorie von Hildur zusammen - ihre jüngeren Schwestern sind vor Jahrzehnten verschwunden, die Eltern verunglückt. Es gibt nur noch eine blinde Tante - die jüngere Schwester ihrer Mutter, bei der sie aufgewachsen ist. Und die hat neuerdings einen Freund, der bei Hildur alle Alarmglocken schrillen lässt. Zudem ist das Ende - wie es bei einer Trilogie sein sollte - ausgesprochen rund und bringt alle Themen zusammen. Dennoch würde ich mir wünschen, dass der Autorin Satu Rämo noch der ein oder andere Fall für Hildur und Jakob in den Sinn kommen würde, den sie ihren LeserInnen nicht vorenthalten möchte!

Bewertung vom 30.10.2024
All die kleinen Vogelherzen
Lloyd-Barlow, Viktoria

All die kleinen Vogelherzen


ausgezeichnet

Autistin mit Familie
Das ist Sunday, die in einem kleinen englischen Dorf lebt und ihre Tochter Dolly allein großzieht - ihr ehemaliger Mann hat sich ob ihrer Eigenarten längst von ihr getrennt und auch die ehemaligen Schwiegereltern, Inhaber einer großen Gärtnerei, sehen sie eher als Arbeitskraft. Damit, dass ihre Tochter sie oft nicht versteht, hat sie sich längst arrangiert, obwohl ihr dies immer noch überaus schwerfällt.

Deswegen ist es für Sunday überraschend, dass ihre neue Nachbarin Vita den Kontakt förmlich sucht - nach kurzer Zeit schon werden Sunday und Dolly jeden Freitag bei ihr und ihrem Ehemann zum Dinner eingeladen. Mehr und mehr jedoch ist es Dolly, um die sich Vita kümmert, nach einiger Zeit verbringt sie dort ihre gesamten Wochenende. Mindestens. Es heißt, sie arbeitet für die beiden.

Sunday fühlt sich ausgegrenzt und versucht erfolglos, die Situation zu ändern. Dass es noch dicker kommen wird, kann sie nicht ahnen.

Ein wundervoller Roman, in dem es um das Anderssein geht - und zwar von innen heraus. Denn die britische Autorin Viktoria Lloyd-Barlow ist selbst Autistin und hat es mit diesem Roman 2023 auf die Longlist des Booker Prize geschafft. Was heißt geschafft: ich könnte mir vorstellen, dass die Juroren von der eigenwillig-bezaubernden Sprache der Autorin, ihrer Selbstverständlichkeit, bestimmte Angelegenheiten direkt anzusprechen, genauso verzaubert waren wie ich!

Bewertung vom 28.10.2024
So gehn wir denn hinab
Ward, Jesmyn

So gehn wir denn hinab


sehr gut

Eine riesengroße Qual ist das aktuelle Ereignis nicht nur für die junge Sklavin Annis, sondern auch für ihre Brüder und Schwestern: ihr Herr hat beschlossen, sie alle weit weg zu schicken, um sie dort lukrativ zu verkaufen. Der Herr - das ist gleichzeitig auch Annis`Vater bzw. der Vergewaltiger ihrer Mutter. Als Vater hat sie weder ihn noch jemand anderes bisher kennengelernt und da ihre Mutter zuvor bereits fortgeschickt wurde, ist sie nun ganz alleine.

Aneinandergekettet werden die Sklaven beiderlei Geschlechts über hunderte von Kilometern auf den Weg geschickt - barfuß natürlich und mannigfaltigen Prüfungen und Erniedrigungen preisgegeben. Annis versucht, das alles von sich fernzuhalten, was ihr nur durch Beschwörung fremder Mächte gelingt.

Lange Zeit später befindet sie sich in den Sümpfen der Südstaaten, wo sie von ihrer neuen Herrin wiederum erniedrigt und gequält wird, doch etwas hat sich geändert - nach und nach verliert diese die Macht über sie....

Ein Roman, der ungeheuer schmerzhaft zu lesen ist, aber auch Kraft gibt. Denn wenn Annis es schafft, sich zu befreien, nicht unterzugehen, dann müsste es mir doch auch möglich sein!

Bewertung vom 27.10.2024
Blue Sisters
Mellors, Coco

Blue Sisters


ausgezeichnet

Vier völlig unterschiedliche Schwestern, die sehr aneinander hängen. Deswegen ist jede einzelne der drei verbliebenen vollkommen verloren, als eine von ihnen plötzlich stirbt. Aufgrund ihrer Verschiedenheit drückt sich das recht unterschiedlich aus und führt zu Missverständnissen - untereinander, aber auch außerhalb dieses Schwestern-Teams.

Doch es passiert noch etwas anderes: jede einzelne der Schwestern hinterfragt sich und ihre engste Umgebung und lernt sich dadurch neu kennen, was zu einer Neudefinition ihrer selbst führt: Neue Wege sind zu beschreiten, weshalb alte nicht unbedingt abgeschnitten werden müssen.

Ich fühlte mich in diesem Buch direkt zu Hause und von der Autorin gut verstanden, für mich ist diese Geschichte mit all ihren Konsequenzen absolut rund.

Ein wundervolles Buch, das ich jedem ans Herz lege, der gerne intelligente und zugleich herzliche Familiengeschichten liest.

Bewertung vom 18.10.2024
Trinken wie ein Dichter

Trinken wie ein Dichter


sehr gut

Eher zum Blättern als zum Schmökern
Und natürlich zum zwischenzeitlichen Verkosten der hauptsächlich alkoholischen Getränke, die die Autoren bevorzugten. Zu den Vernünftigen zählten auf jeden Fall der Teeliebhaber George Orwell, der seine persönliche perfekte Teezeremonie ausführlich beschreibt und - man mag es kaum glauben - der scharfzüngige Thomas Bernhard, der es bei Most - und nur bei Most - beließ. Ebenso der Vegetarier Percy Shelley, der einen alkoholfreien Tee-Cocktail empfiehlt, für den er allerdings auch eine Variante mit ordentlich Bourbon bereithält.

Sie stehen in krassem Gegensatz zu schreibenden Schnapsnasen wie bspw. Sylvia Plath, einer Wodka-Martini-Liebhaberin oder auch - man mag es kaum glauben - Jane Austen, die einen Portwein-Cocktail liebt, bei dem es allerdings die Menge macht.

Ein sehr unterhaltsames Buch, das man häppchenweise genießen kann, das allerdings längst nicht so weit in die Tiefe geht, wie die Schriften der meisten hier vorstellten Trinkenden. Muss es angesichts der Thematik aber auch nicht!

Bewertung vom 10.10.2024
Genug gegrübelt, lieber Kopf!
Tempel, Katharina

Genug gegrübelt, lieber Kopf!


gut

Unter Kumpels ist man hier, denn die Autorin Dr. Katharina Tempel spricht ihre Leser auf lockere, kumpelhafte Weise an, indem sie diese duzt - da musste ich mich erstmal dran gewöhnen. Ansonsten sind ihre Vorschläge vielseitig und durchaus kreativ.

Nur leider gehen sie nicht allzusehr - ich würde sagen, eigentlich gar nicht - in die Tiefe. Es werden auch keine Hintergründe erläutert, so dass es als Leser:in schwerfällt (mir zumindest), die gesamte Vorgehensweise zu hinterfragen und damit auch in Gänze zu verstehen.

Daher muss ich leider feststellen, dass ich nicht das bekomme, was ich erwartet habe. In diese Richtung drängen auch die Abbildungen, die leider ähnlich nichtssagend und teilweise wie Werbefotos daher kommen.