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Benutzername: 
vielleser18
Wohnort: 
Hessen
Über mich: 
Ich lese querbeet, am liebsten aus den Bereichen Historisch, Krimi/Thriller, Frauen und Fantasy

Bewertungen

Insgesamt 830 Bewertungen
Bewertung vom 03.12.2024
Kopftuchmafia
Stipsits, Thomas

Kopftuchmafia


sehr gut

Stinatz, ein eigentlich behaglicher kleiner Ort im südlichen Burgenland, mehr als die Hälfte der Einwohner gehören zur Volksgruppe der Burgenlandkroaten.

Genau in diesem Örtchen ereignet sich (zumindest im Krimi) das Unvorstellbare: Eine Braut verschwindet auf ihrer eigenen Hochzeit und wird am nächsten Tag ermordet aufgefunden. Ein Fall für Inspektor Sifkovits, der in diesem Städtchen aufgewachsen ist und noch so einige Verbindungen dorthin hat. Sifkovits ist ein eigenwilliger, aber dennoch effizienter Ermittler, er macht stets sein eigenes Ding, ihn interessieren Vorgesetzte wenig, er folgt immer seinem eigenen „Riecher“, vergleichbar mit Inspektor Columbo, nur auf österreichisch. Unterstützung erhält „Schiffi“, wie er von einstigen Weggefährten genannt wird, von einer Gruppe älterer Damen, die, in Kopftücher gehüllt, als „Kopftuchmafia“ bezeichnet werden, diese bringen mit ihren Eigenheiten die Handlung voran. Die liebenswert-exzentrischen Damen haben das Leben in Stinatz fest im Griff, angeführt von Mutter Baba, kommentieren und beobachten sie und sind durch Klatsch und Tratsch immer bestens informiert.

Der #cosykrimi liest sich sehr kurzweilig, man kann sich alles bildhaft vor Augen vorstellen, der Krimi ist spannend und humorvoll zugleich, ohne dabei an Glaubwürdigkeit zu verlieren.

Die Liebe des Autors zum Burgenland und dessen Lebensart ist spürbar und verleiht dem Buch eine authentische, bodenständige Note. Die Dialoge sind treffend, oft amüsant ,was den Charme und die Eigenheiten der Figuren noch verstärkt. Mich hat das Buch bestens unterhalten. Ich freue mich schon darauf weitere Krimis des Autors zu lesen!

Es gibt bislang drei weitere Fälle des #stinatzkrimi , dieser erste Fall wurde sogar bereits verfilmt (Veröffentlichung war Anfang Oktober), die Hauptrolle des Kommissars hat der Autor sogar selbst übernommen!

Bewertung vom 03.12.2024
Irland - ReiseMomente
Quint, Nicole

Irland - ReiseMomente


ausgezeichnet

“Reisemomente Irland” von Nicole Quint ist mehr als ein klassischer Reiseführer – es ist ein Inspirationsbuch für alle, die Irland auf eine persönliche, intensive Weise entdecken möchten. Mit ihren 50 Micro-Abenteuern zeigt Nicole Quint, dass es oft die kleinen Dinge sind, die eine Reise unvergesslich machen. Für Irlandliebhaber, Naturfreunde und alle, die gerne abseits der ausgetretenen Pfade unterwegs sind, ist dieses Buch eine absolute Empfehlung. Es weckt die Lust, den Rucksack zu packen und sich auf die Suche nach den kleinen, besonderen Momenten zu machen.
Ein Highlight des Buches sind die stimmungsvollen Fotos, die jedes Abenteuer visuell unterstreichen. Sie schaffen Fernweh und transportieren die Atmosphäre Irlands direkt ins Wohnzimmer. Die ansprechende Gestaltung mit übersichtlichen Infoboxen und liebevollen Details macht den Reiseführer auch optisch zu einem Genuss. Die Begeisterung der Autorin für das Land und ihre Liebe zu Details machen das Buch zu mehr als einem Reiseführer: Es ist eine Einladung, Irland mit allen Sinnen zu erleben.
Das Buch ist in 50 Micro-Abenteuer unterteilt, die sich auf die gesamte Insel verteilen – von den Klippen der Westküste bis hin zu versteckten Orten im Osten. Dabei bietet die Autorin eine gute Balance aus bekannten Highlights und Geheimtipps. Jedes Kapitel ist klar strukturiert: Neben inspirierenden Beschreibungen der Orte gibt Nicole Quint praktische Tipps, etwa zur besten Reisezeit oder auch Schwierigkeitsgrad. Auch geografische und kulturelle Hintergründe kommen nicht zu kurz, was die Ausflüge in einen größeren Kontext einbettet und das Verständnis für Irland vertieft. Aber auch der Humor kommt nicht zu kurz, es gibt des Öfteren auch was zum schmunzeln. Zudem hat das Buch auch noch eine sehr praktische Größe, so dass man es auch bequem in Rucksack oder Tasche packen kann, wenn man gerade in Irland unterwegs ist.

Bewertung vom 03.12.2024
Vielleicht hat das Leben Besseres vor
Gesthuysen, Anne

Vielleicht hat das Leben Besseres vor


sehr gut

Eine Geschichte, die in der niederrheinischen Dorfgemeinde Alpen spielt. Im Zentrum stehen die Pastorin Anna von Betteray und die Mutter Heike, deren Tochter Raffaela nach einem mysteriösen Vorfall bewusstlos aufgefunden wird. Raffaela, die seit einem Unfall in ihrer Kindheit geistig behindert ist, liegt im Koma, und das ganze Dorf spekuliert, was geschehen sein könnte.

Die Geschichte wechselt zwischen der Gegenwart und Rückblicken, die Raffaelas Unfall, das anschließende Familienleben und die schwierigen Umstände ihrer Mutter Heike beleuchten. Anna, selbst mit familiären Problemen belastet, übernimmt nicht nur die Seelsorge für Heike, sondern kümmert sich auch um ihren Neffen Sascha, ihre eigenwillige Mutter und die weitere Familie, die sie alle zusammen gehörig auf Trapp halten.

Anne Gesthuysen verbindet ernste Themen wie Schuldgefühle, Mutterliebe und die Kraft der Gemeinschaft mit einem feinsinnigen Humor, der das Dorfleben und seine schrulligen Charaktere authentisch darstellt. Spannend bleibt die Frage, was Raffaela zugestoßen ist, während die Geschichte vor allem auf menschliche Beziehungen und emotionale Tiefe fokussiert bleibt.

Es gibt schon ein paar andere Romane um die Pfarrerin Anne, die ich nicht kannte. Trotzdem kam ich ganz gut mit den Hauptfiguren zurecht, obwohl ich mich am Anfang ein wenig einlesen musste, der Erklärungsbedarf wurde allerdings im Laufe der Geschichte ausreichend gedeckt. Dennoch blieb bei mir das unbestimmte Gefühl, dass mir was fehlt. Ratsam wäre es daher denke ich, wenn möglich, die Reihe von vorne zu beginnen.

Fazit: Ernste, aber auch sehr viele humorvolle Momente wechseln sich in dieser Geschichte ab. Der Roman überzeugt durch Anne Gesthuysens anschaulichen Schreibstil und psychologische Finesse, wobei dies kein Krimi ist, sondern eher als eine humorvolle Milieustudie über das Miteinander in einer Dorfgemeinschaft anzusehen ist.

Bewertung vom 03.12.2024
Der blaue Salamander
Ventura, Luca

Der blaue Salamander


sehr gut

Eine Tote im Beichtstuhl. Eine verschwundene Designer-Handtasche. Capri. Ein einheimischer Ermittler, der jeden auf der Insel zu kennen scheint, und eine (straf-)versetzte Ermittlerin, die gut kombinieren kann, aber auch einiges an (privatem) Ballast mit sich herumschleppt. Der Hauptfokus bei der Reihe liegt allerdings immer auf den Ermittlungen. Auch dieser Krimi aus der Capri-Reihe von Luca Ventura ist wieder sehr fesselnd und abwechslungsreich.

Es ist inzwischen der fünfte Band dieser Reihe, im März 2025 wird es dann den 6. Band geben, auf den ich mich nun umso mehr freue. Ich mag den Stil des Autors, er schafft es, dass man sich die Handlung sehr gut vorstellen kann, er erschafft eine lebendige und vor allem authentische Atmosphäre und hat wieder einmal eine fesselnde und auch unterhaltsame Handlung entworfen.

Inspektor Rizzi zeigt hier erneut seine ruhige, überlegte Art. Antonia Cirillo bringt wie immer Schwung und Pragmatismus in die Geschichte. Die Dynamik zwischen den beiden Hauptfiguren ist einer der großen Pluspunkte der Reihe.
Luca Ventura gelingt es, die Balance zwischen ein wenig Urlaubsflair und ernsthaftem Krimi zu halten – ein perfektes Buch für alle, die eine spannende Reise ins Herz des Mittelmeers suchen.

Bewertung vom 03.12.2024
Als wir im Schnee Blumen pflückten
Harnesk, Tina

Als wir im Schnee Blumen pflückten


ausgezeichnet

Ein ganz besonderer Buchschatz! Ein ruhiger Erzählfluss, aber eine Geschichte, die mich emotional richtig berühren konnte. Die mich zum Lachen und am Ende auch zu Tränen rühren konnte. Eine wunderbarer Roman mit Tiefgang, dessen ganze Kraft am Ende geballt auf den Leser trifft und mich damit komplett umgehauen hat!

Tina Harnesks Debütroman erzählt eine sehr berührende Geschichte, die die Themen Heimat und Verlust behandelt. Der Roman spielt im hohen Norden Schwedens und verbindet die Erzählstränge zweier Protagonisten: Máriddja, eine ältere Samin, die sich mit ihrer Krebsdiagnose auseinandersetzt, und Kaj, der in seine verloren gegangenen samischen Wurzeln eintaucht, als er zurück in den Norden zieht.

Máriddjas bewegender Alltag ist geprägt von der Sorge um ihren dementen Mann Biera und ihrer eigenen bevorstehenden Sterblichkeit. Ihr Wunsch, ihren verschwundenen Neffen Heaika-Joná wiederzufinden, zieht sich wie ein roter Faden durch die Handlung. Ein unerwartetes Element der Geschichte ist ihre Verbindung zu „Siré“, einer virtuellen Telefonstimme, die sowohl humorvolle als auch tiefgründige Momente bietet. Kajs parallele Geschichte offenbart nach und nach die Verbindung zu Máriddjas Vergangenheit. Ebenfalls ein großes Thema sind die Wunden, die die Zwangsumsiedlungen der Samen hinterließen.

Abwechselnd wird hier erzählt, man ist am Anfang ahnungslos, was einen alle so erwartet. Ich habe auch ganz andere Vorstellungen im Kopf gehabt. Aber je weiter die Handlung voranführt, je mehr kristallisiert sich heraus. Es ist wie da schälen einer Zwiebel, Schale um Schale, man bemerkt irgendwann die Schärfe, die sich anbahnt, bis man am Ende alles freigelegt hat. Es hat mich am Ende wirklich umgehauen!
Ein wunderbare, tiefgründige Geschichte, die mich von Anfang bis Ende gefesselt hat.

Bewertung vom 16.11.2024
Draußen zu Hause
Likar, Johannes

Draußen zu Hause


sehr gut

Einfach mal ein Jahr im Zelt wohnen, auf einer einsamen Insel in der schwedischen Wildnis? Einfach war es nicht immer, einsam die meiste Zeit. Und dennoch, oder vielleicht gerade deswegen war es für Johannes Likar eine ganz besondere Erfahrung. Ende 2018 fängt er mit ein paar Monaten zelten in der Nähe seiner neuen Arbeitsstelle in Schweden an. Daraus reift der Plan einmal komplett auszusteigen. Ein Jahr weg. Zeit, um in sich zu gehen und vielleicht antworten auf die wichtigsten Fragen des Lebens zu finden. Er findet eine Insel in Schweden, auf der er zelten darf. Von Mai 2019 bis in den Sommer 2020 bleibt er dort. Auch wenn es dort einsam ist, sind wichtige Nachbarn, die er dort kennen lernt, immer hilfsbereit zur Stelle, wenn Not am Mann ist. Johannes Likar empfängt auch Freunde und ab und an verlässt er auch die Insel, zb um zwischendurch ein bisschen Geld zu verdienen, wichtige Events und Treffen mit anderen. Aber die meiste Zeit ist er auf sich allein gestellt, er muss Lösungen für auftretende Probleme finden, er baut sein Zeltlager aus, er schreibt Texte für Lieder und schreibt Tagebuch. Dieses Tagebuch ist später die Grundlage für dieses Buch.

Auch wenn dieses Leben im Zelt für ein Jahr (bei Johannes Likar wurden es am Ende sogar zweieinhalb Jahre) für mich so gar nichts wäre, fand ich es trotzdem oder gerade deswegen so spannend darüber zu lesen. Sein Bericht über diese Zeit, dieses Buch, schafft es mit der richtigen Mischung aus Humor und Ernst zu unterhalten. Ich habe mich aber auch oft gefragt, wie schafft man das in der heutigen Zeit? Gerade als junger Mensch. Ich hatte, als ich zu dem Buch gegriffen habe, anfangs an einen viel älteren Mann gedacht und war überrascht, dass „Jojo“ erst Ende20/Anfang 30 war, als er sich diese Auszeit genommen hat und damit auch seinen weiteren Lebensweg eine andere Richtung gegeben hat.

Ein ehrlicher Bericht über eine ganz besondere Zeit, ganz besondere Erfahrungen mit Einblicken in die Gefühls- und Gedankenwelt des Autors, ein Buch, das mich beeindruckt hat.

Bewertung vom 16.11.2024
Pi mal Daumen
Bronsky, Alina

Pi mal Daumen


ausgezeichnet

Pi mal Daumen von Alina Bronsky ist ein faszinierender Roman, der sich durch Bronskys charakteristischen Humor, ihre scharfsinnigen Beobachtungen und ihren unnachahmlichen Stil auszeichnet. Ich habe bislang alle ihre Romane gelesen und auch diesen hier wieder geliebt.

Der Roman wird aus Sicht von Oscar erzählt, der, obwohl gerade erst 16, gerade mit dem Studium der Mathematik begonnen hat. Oskar ist nicht nur hochbegabt und aus reichem und adligem Haus, sondern er hat auch eine autistische Züge, die machen es seiner Umwelt nicht immer leicht mit ihm umzugehen. Und da ist Moni Kosinsky, Anfang 50, mit drei Enkeln, vielen Jobs und hohen Absätzen, und nein, sie ist nicht die Putzfrau in der Uni, sondern ebenfalls eine neue Studentin. Sie will sich einen persönlichen Traum erfüllen. Die beiden sind krass gegensätzliche Figuren, die aber ganz besonders gut miteinander harmonieren. Die Nebenfiguren sind liebevoll und originell gestaltet, oft mit einer satirischen Note versehen, die die typische Handschrift der Autorin trägt. Die Geschichte wird messerscharf erzählt , oft trocken und ironisch, voller sprachlicher toller Wendungen, die auch zum Schmunzeln anregen, aber trotz aller Leichtigkeit auch einen großen Raum für Tiefsinn Platz bieten.
Es geht um ganz besondere Freundschaften, um Chancen im so genannten bildungsfernen Milieu, um Mut, auch über den eigenen Schatten zu springen, um Treue und vor allem aber um Uni-Alltage mit allen Höhen und Tiefen. Es geht um Professoren, die es gut meinen und solchen, bei denen es mehr um den eigenen Glanz geht. Es geht aber auch um Träume und deren Erfüllung. Insbesondere dreht sich auch alles um die (Liebe zur) Mathematik. Man muss aber kein (Mathe)Genie sein, um dieses Buch zu lesen, zu verstehen und zu genießen

Die Autorin beweist einmal mehr ihr Gespür für komplexe, eigenwillige Charaktere und für eine Geschichte mit Humor und und sehr viel Charme. Ein sehr empfehlenswertes Buch, das zum Nachdenken anregt und gleichzeitig bestens unterhält.

Bewertung vom 31.10.2024
Und morgen wieder schön
Sand, Marie

Und morgen wieder schön


sehr gut

Es ist ein fiktiver Roman, und dennoch hat sich die Autorin von einer wahren Person und ihren Erlebnissen und Handlungen inspirieren lassen.

Die Hauptperson in diesem Roman ist Amanda, die mit 19 Jahren von zu Hause ausbricht und nach Paris geht. Dort will sie Karl Lagerfeld treffen und für ihn Frauen zeichnen. Denn Amanda hat eine besondere Gabe, sie sieht, welche Frisuren den Frauen stehen und kann das auch gekonnt vorab zu Papier bringen. Aber Träume sind manchmal Schäume und nicht alles kommt, so, wie sich Amanda es sich gewünscht hat. Der Weg wird steinig und am Ende zählt für sie der erreichte Glamour doch nicht. Was zählt sind die Freundschaften. Auch wenn diese strapaziert wurden, im Ernstfall ist mit ihr zu rechnen. Als Catherine an Krebs erkrankt, ist Amanda für sie da. Als dieser aufgrund der Chemotherapie die Haare ausgehen, hat Amanda eine grandiose Idee. Und sie weiß, es gibt auch so viele andere, für die sie da sein kann. Mit Empathie und mit ihrem Können.

Es ist eine Geschichte aus einem wahren Leben, wenn auch nur angelehnt. Sie berührt und fesselt zugleich. Sie zeigt einen Blick hinter die Kulissen der Modewelt in Paris Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre, aber vor allem schafft es die Autorin im zweiten Teil mich auch emotional zu fangen. Als es um Tragödien, Frauen mit Krebs, und ganz besonders um Catherine, geht. Und natürlich um die (erwachsene) Amanda, die Einfühlungsvermögen besitzt und damit Frauen, die gerade emotional (und körperlich) am Boden sind, durch ihre Arbeit Würde und wieder etwas Selbstbewusstsein gibt und damit auch Kraft für den Kampf. Ein bewegender Roman um eine Friseurin mit Mut und Weitblick, mit Empathie und dem richtigen Händchen für die Schönheit ihrer Kundinnen auch in den schwersten Zeiten.

Bewertung vom 31.10.2024
Wohnverwandtschaften
Bogdan, Isabel

Wohnverwandtschaften


ausgezeichnet

"Ein Roman über eine Wohngemeinschaft, in der vier Menschen unterschiedlichen Alters aus unterschiedlichen Motiven zusammenleben und feststellen: Freunde sind manchmal die bessere Familie.“ - hier zitiere ich mal gleich am Anfang die so passende Zusammenfassung. Mehr braucht man über den Inhalt am Anfang auch nicht wissen, man muss sich einfach darauf einlassen, hineinfallen lassen, genießen und sich dabei die Frage stellen, wie toll können eigentlich Wohngemeinschaften sein.

Es war für mich ein fesselnder Roman, bei dem man sich die Figuren so richtig gut vorstellen konnte und den ich regelrecht durchgesuchtet habe. Ein Roman, der tiefe Einblicke in das Leben von vier Figuren gibt, die das Leben zufällig zusammengewürfelt hat und die zusammenwachsen, trotz oder auch wegen ihrer unterschiedlichen Eigenschaften und Lebenslagen. Es ist aber auch ein berührender Roman, denn es geht am Ende auch um Abschied und Zerfall. Es geht um Familie und was Familie im weitesten Sinne überhaupt ist.

Mir haben hier vor allem die vier unterschiedlichen (Erzähl-)Perspektiven der Protagonisten unheimlich gut gefallen. Jeder hatte seinen eigenen Stil. Gedanken, Gefühle und aktuelle Gegebenheiten jedes einzelnen konnten so transportiert und vermittelt werden. Bereits bei „Der Pfau“ und „Laufen“ hat Autorin Isabel Bogdan gezeigt, was sie für eine grandiose Erzählerin ist. Ihr Erzählstil ist fesselnd und sie kann tiefgründige Geschichten in eine leichte Art von Erzählkunst packen und findet dabei den richtigen Mix aus Humor und Ernst, Tiefe und Leichtigkeit. Auch dieses Buch bietet sich regelrecht an, wie ihre anderen Romane, verfilmt zu werden. Ich hatte jedenfalls bereits beim Lesen einen inneren Film vor Augen! Von mir gibt es daher eine uneingeschränkte Leseempfehlung! Ich wiederhole daher als Fazit: Es ist ein grandioser und fesselnder Roman.

Bewertung vom 30.10.2024
Finding North - Mein Pfad zu Dir
Babel, Thuraia

Finding North - Mein Pfad zu Dir


gut

Ella flüchtet vor ihrer Vergangenheit. Sie will vergessen und einen Neuanfang , und zwar ganz weit weg von zu Hause. Sie fängt ein Jurastudium in einer fremden Stadt an, bricht mit ihrem Elternhaus, reagiert auf keine Nachrichten ihrer Mutter. Am ersten Tag an der Uni trifft sie Zacharias, der sie schmerzhaft an die Vergangenheit erinnert, ihr immer wieder begegnet, dem sie sich aber auch nicht entziehen kann. Kann er ihre Mauern einreißen, sie dazu bringen sich wieder auf Gott und ihren Glauben einzulassen? Erst einmal sucht sie panisch das Weite, doch Zacharias läuft ihr bald wieder über den Weg und da kann sie nicht so schnell ausweichen.

Ein Roman, der sich mit Schicksalsschlägen, Trauer, aber auch Glaube, Liebe und Hoffnung auseinandersetzt. Ein Roman für vorwiegend junge Leser(innen), vor allem jene, die gerne christliche Romane lesen, denn der Glaube spielt eine große Rolle.
Die junge Autorin hat mit Ella eine Figur erschaffen, die sich wieder einen Weg ins Leben und zurück zum Glauben suchen muss (obwohl das nicht ihr Plan ist), sich damit auch unheimlich schwer tut. Die hadert, zurückgeworfen wird, die aber auch Hilfe von Freunden hat und in der Kraft der Gemeinschaft der 𝑹𝒐𝒚𝒂𝒍 𝑹𝒂𝒏𝒈𝒆𝒓𝒔, der christlichen Pfadfinder, wieder einen Halt findet.


Ella ist eine sehr traumatisierte Figur, manches mal fand ich sie darin etwas zu extrem (zb in der Beziehung zu ihren Eltern). Thuraia Babel hat aber trotzallem einen sehr guten Plot ausgearbeitet, denn der Leser/Leserin erfährt erst nach und nach was in der Vergangenheit vorgefallen ist, das erhöht auch die Spannung. Zudem bekommt man viele Informationen über die Royal Rangers Deutschland. Auch der Weg zurück zum Glauben nach einem Schicksalsschlag wird authentisch geschildert. Der Roman hatte für mich aber auch ein paar Längen, da die Spannungskurve insgesamt nicht sehr hoch war, auch wenn die Autorin auch andere spannende und wichtige Verwicklungen mit in die Geschichte eingewoben hat. Als Kritikpunkt anmerken möchte ich allerdings noch, dass ich Inayas permanente Art zu Ella immer nur „Mädchen“ zu sagen, schnell nicht mehr hören konnte. Vielleicht lag das aber auch daran, dass ich nicht zu der jugendlichen/jungen Ziellesergruppe gehöre.
Ansonsten hat mir dieses Buch aber gut gefallen, auch die abwechslungsreichen Einschübe zb der Nachrichten war auflockernd und hat richtig gut in diese Geschichte gepasst.


Ein Roman, der zeigt, dass aus Verzweiflung und Trauer auch mit Hilfe von den (richtigen) Freunden wieder Glaube, Liebe und Hoffnung wachsen kann.