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Benutzername: 
kerstin_aus_obernbeck
Wohnort: 
Ostwestfalen

Bewertungen

Insgesamt 72 Bewertungen
Bewertung vom 23.03.2025
Die Spurenfinder und das Drachenzepter / Der Spurenfinder Bd.2
Kling, Marc-Uwe;Kling, Johanna;Kling, Luise

Die Spurenfinder und das Drachenzepter / Der Spurenfinder Bd.2


ausgezeichnet

Sie haben es wieder getan, die Klings haben einen neuen Roman geschrieben!
„Der Spurenfinder“ geht weiter und ich habe mich sehr über die Fortsetzung „Die Spurenfinder und das Drachenzepter“ gefreut!
 
„…und jetzt ist das Zepter der Ahnen, das legendäre Artefakt, welches Königin Iria dem Kaiser Harkan entrissen hatte, durch dessen Aura sich alle Provinzen unter ihrer Führung vereinten, das heiligste Erbstück aus der Schatzkammer entwendet worden.“ (S.37)
 
Genau so steht es in dem Brief, den der Spurenfinder Elos von Bergen vom königlichen Schatzmeister erhält. In drei Tagen findet das große Unabhängigkeitsfest statt, traditionell zeigt sich König Fredlaff dem Volk mit seinem Zepter – aber es wurde gestohlen.
Der Schatzmeister hat die besten Spurensucher des Landes nach Irandira gerufen, um das Drachenzepter zu finden. Ausgerüstet mit Glotzoskop, Schnüffeltrichter und Schdip macht sich Elos ebenfalls auf den Weg, begleitet von seinen 13jährigen Zwillingen Ada und Naru.
 
In der Hauptstadt trifft Elos den Meister der Spurensuchergilde Utlaff Landriet, sowie Regnar, den Furchtlosen, Fania Furrante und den ehrgeizigen Jurlik Lohenstien. Die illustre Gesellschaft wohnt in dem Hotel von Cassia Selantis und macht sich gleich auf die Suche nach dem Zepter und auf die gefährliche Mission.
 
Silas von Berenstein, königlicher Spurensucher und Freund der Familie von Bergen ist ebenfalls an der Suche beteiligt. Es gilt herauszufinden, ob es sich um einen Diebstahl oder gar um eine Intrige handelt – und Silas scheint etwas zu verbergen.
Elos findet schon bald eine Spur zu dem Zepter, aber daraus ergeben sich neue Probleme. Was haben die Traumflüsterer und Steinflüsterer mit dem Diebstahl zu tun, wer ist das Nachtkind und strickt Minna einen Schal oder eine Mütze?
 
Mit „Die Spurenfinder und das Drachenzepter“ erzählen die Klings erneut eine großartige Geschichte voller Spannung und Phantasie, die mich von der ersten bis zur letzten Seite aller bestens unterhalten hat.
So ein zweiter Teil kann ja mitunter eine Herausforderung sein - Elisabeth, Johanna, Luise und Marc-Uwe Kling scheinen jedoch ein hervorragendes Team zu sein, dass sich gut auf den gemeinsamen künstlerischen Weg einigen kann, denn „Die Spurenfinder und das Drachenzepter“ ist eine rundum gelungene Geschichte mit vielen wunderbaren kleinen und großen Details, die darauf schließen lassen, dass der Schreibprozess mit viel Liebe und Begeisterung verbunden war.
Mir hat die erneute Begegnung mit Elos von Bergen und seinen Kindern sehr gut gefallen, die Geschichte ist klug konzipiert und toll erzählt!
 
Die Beschreibungen sind lebhaft, ich habe Orte und Personen bildhaft vor mir gesehen, fand es unheimlich in dem Mausoleum und noch gruseliger in dem Turm. Ich bin ein großer Fan von Minna, auch wenn vor meinem inneren Auge ihre Rüstung immer irgendwie aussieht, als ob sie aus leeren Erbsendosen zusammengedengelt worden.
 
Und natürlich müssen auch die tollen Zeichnungen von Bernd Kissel erwähnt werden, die die Geschichte noch lebhafter machen und abrunden.
 
Das Buch lässt Fragen offen … ich gehe also davon aus, dass Familie Kling einen weiteren Teil plant und das ist wunderbar.
Mit „Der Spurenfinder und das Drachenzepter“ erzählen die Klings erneut eine großartige Geschichte voller Spannung und Phantasie, die mich von der ersten bis zur letzten Seite aller bestens unterhalten hat.
 
Große Leseempfehlung!
 

Bewertung vom 23.03.2025
Die Brücke von London
Arth, Julius

Die Brücke von London


sehr gut

Ich liebe London und wenn ich dort bin, stelle ich mir oft vor, was an den Orten, die ich besuche, wohl schon alles passiert ist. Die Stadt steckt voller Geschichten und mit „Die Brücke von London“ erzählt Julius Arth die Geschichte der London Bridge und der Menschen, die mit ihr verbunden sind.
 
„Die Brücke von London“ ist ein historischer Roman, der in zwei Zeitebenen angesiedelt ist. In der ersten Zeitebene im Jahr 1202 wird die Geschichte der Schwestern Estrid und Sibilla erzählt, die durch ihre hellseherischen Fähigkeiten die Zukunft der Brücke voraussehen. Der Bau der Brücke beginnt 1202, viele Menschen finden dadurch Arbeit, so auch Stephen, der Mann von Estrid. Ihre Schwester hängt dem alten Glauben an, lebt allein im Wald und durch ihre Weissagung, dass ein Unglück auf der Baustelle passieren wird, zieht sie den Unwillen der Baumeister auf sich und wird als Hexe für die Schwierigkeiten auf der Baustelle verantwortlich gemacht.
 
Im Jahr 1749 herrscht reger Verkehr auf der London Bridge und die dort ansässigen Geschäftsleute machen gute Geschäfte. Die verwitwete Tuchhändlerin Juliana Hamley führt das Geschäft ihres Mannes weiter, hat jedoch viele Schwierigkeiten und ist ständig vom Ruin bedroht. Unerwartet bekommt sie Hilfe von dem Straßenjungen Alder, dieser hat sich mit anderen Straßenkindern zusammengetan, jedoch ist ihr Handeln oftmals nicht mit dem Gesetz zu vereinbaren und so gerät auch Juliana in illegale Machenschaften – und als ob das nicht genug wäre droht der Bau einer neuen Brücke die Geschäfte zu beeinträchtigen.
Oliver Morris ist neu in London. Mit seinem Job im Bridge House ist er nicht zufrieden und schon bald ist er einem Komplott auf der Spur, in das auch Juliana verwickelt ist.
 
Wird Juliana ihr Geschäft retten können, ihren Weg und ihr Glück finden?
 
Geschickt verbindet der Autor in seinem Roman die beiden Zeitstränge, die Charaktere sind lebendig beschrieben, so dass ich mich gut in die Geschichte hineinversetzen konnte. Besonders die Entwicklung von Juliana von der verzweifelten Witwe zu einer selbstbewussten Frau hat mir gut gefallen.
Der historische Roman „Die Brücke von London“ bietet interessante, gut lesbare, spannende und kurzweilige Unterhaltung und die London Bridge spielt eine zentrale Rolle. Ich hätte mir ergänzend als Nachwort des Autors eine Einordnung von Fakten und Fiktion gewünscht – und da es am Ende offene Fragen gibt, gehe ich davon aus, dass es eine Fortsetzung geben wird, die ich mit Spannung erwarte.
 
Leseempfehlung für alle Buchmenschen, die London und historische Romane lieben!

Bewertung vom 16.03.2025
Abroad in Japan
Broad, Chris

Abroad in Japan


ausgezeichnet

Die ruhige und kluge Art des Erzählens japanischer AutorInnen begeistert mich und über diese Begeisterung ist auch ein Interesse für Land und Leute entstanden. Einer der Land und Leute kennt ist Chris Broad und in seinem Buch „Abroad in Japan“ erzählt er von seinen Abenteuern im Land der aufgehenden Sonne.
 
Es war mir nicht bewusst das Englisch in Japan eine Fremdsprache ist, die nur von wenigen Menschen gesprochen wird. Mittels des JET-Programms lädt das Land englische MuttersprachlerInnen ein, um in den Schulen die Lehrkräfte im Unterricht zu unterstützen. Chris Broad erfährt eher zufällig von dem Programm, bewirbt sich aus einer Laune heraus und wird nach einem erfolgreichen Interview im Januar 2012 angenommen.
Im Juli 2012 reist er von London nach Tokio und zwischen den beiden Metropolen liegen nicht nur 8 Zeitzonen – es ist eine Reise in einen anderen Kulturkreis, in eine andere Welt. 
 
Chris wird in der Präfektur Yamagata im Norden des Landes, an der Sakata Senior-High-School eingesetzt werden. Mit sehr dürftigen japanischen Sprachkenntnissen trifft er am Flughafen zum ersten Mal auf einige seiner neuen Kolleginnen und Kollegen und das Abenteuer Hilfslehrer in Japan beginnt.
 
Ganbatte ne, Chris-sensei! がんばってね、クリス先生!
 
Mir waren Chris Broad und sein im November 2012 gegründeter YouTube-Kanal „Abroad in Japan“ bisher nicht bekannt. Nachdem ich das Buch gelesen habe, habe ich mir einige seiner Beiträge angesehen.
Klar, da ist zum einen der Chris Broad, der sich über die Winzigkeit seines Appartements mokiert oder die speziellen Spezialitäten der japanischen Küche mit britischem Humor zum Besten gibt. Videos, die man eben mag oder nicht.
 
Im Buch gibt aber auch die anderen Momente - die, in denen er mit dem japanischen Bildungssystem hadert oder von Mobbing in den Schulen und den traurigen Folgen berichtet. Die, in denen er Fukushima bereist, sich mit den Problemen der Region und den Geschichten der Menschen, die dort leben, auseinandersetzt. Er erzählt auch davon, dass er als Ausländer Diskriminierung erlebt hat, z.B. war die Wohnungssuche für ihn nicht einfach. Und nicht zuletzt berichtet er von einem Erdbeben, dass er erlebt hat.
 
Aus „ich gehe mal als Hilfslehrer nach Japan und gucke was so passiert“ wird schnell eine Liebe zu Leuten und Land, er reist umher, lernt die Sprache und Kanji und kommt zu der Erkenntnis:
 
„Ich war aber ein ganz anderer Mensch geworden.“ (S.249)
 
In „Abroad in Japan“ erzählt Chris Broad unterhaltsam und kurzweilig, mitunter lustig, aber auch (selbst)kritisch von seiner Zeit in Japan. Das Buch beginnt im Januar 2012 und endet im März 2022.
In 29 überschaubar langen Kapiteln nimmt uns Chris mit in Restaurants, erzählt von einem interessanten Besuch beim Arzt, berichtet von den Menschen, denen er begegnet und ich habe von Seite zu Seite erlebt, wie er sich immer mehr in Land und Leute verliebt hat und angekommen ist. Dabei war es aber nicht immer alles rosaroter Kirschblütentraum, sondern es gibt auch nachdenkliche und kritische Momente und genau das macht das Buch zu einem großartigen, ehrlichen und nachvollziehbaren Leseerlebnis!
 
Und nur, dass wir uns richtig verstehen, ich mag das Buch nicht nur, weil das Kapitel 16 „Doctor Who“ (August 2013) heißt (und wirklich lustig ist), Mary Poppins drin vorkommt oder sein Freund Natsuki so ein großartiger Typ ist – ich mag es, weil ich die Berichte als authentisch empfunden und die Zeit mit Chris in Japan genossen habe.
 
Ganz große Leseempfehlung!

Bewertung vom 09.03.2025
Die Bibliothek der verlorenen Geschichten
Dara, Domenico

Die Bibliothek der verlorenen Geschichten


gut

Domenico Dara nimmt uns in seinem Buch mit in das fiktive Dorf Timpamara in Kalabrien. Dort lebt und liebt man Literatur, viele Namen erinnern an literarische Figuren und allen ist es eine Herzensangelegenheit schöne Geschichten und Bücher vor der Presse der Papierfabrik zu retten.

„Über all in Timpamara, auf Fensterbrettern und Bänken, auf Kofferräumen und Müllsäcken, ja sogar auf den Hüten der Damen, konnte eine Seite aus einem Roman landen. Wenn sie jemand aufhob, sie las, und wenn sie ihm nicht gefiel, warf er sie nicht weg, sondern legte sie irgendwo ab, im Blumenkasten auf dem Bürgersteig oder, mit einem Stein beschwert, auf einer Stufe, damit jemand anderes sie aufhob…“ (S.12)

Einer von ihnen ist Astolfo Malinverno, leidenschaftlicher Leser und Bibliothekar. Das beschauliche Bücherleben von Astolfo gerät ins Wanken, als er unerwartet neben seiner Aufgabe als Bibliothekar auch noch zum Friedhofswärter ernannt wird. Pflichtbewusst übernimmt er die Tätigkeit und wird mit den Geschichten der Verstorbenen und Hinterbliebenen konfrontiert. Ein namenloses Grab mit einem Foto hat es ihm besonders angetan, er verliebt sich in das Bild der unbekannten Frau, die ihn an Emma Bovary erinnert und er beginnt nach ihrer Geschichte zu suchen.

Auf der Suche begegnet er Ofelia, die der Unbekannten ähnlichsieht und einem Tontechniker, der die Stimmen der Verstorbenen aufnimmt.
Wird Astolfo die Geschichte der unbekannten Frau finden?

„Wir sind es, die entscheiden, was wahr ist und was nicht, wir allein.“ (S.38)

„Die Bibliothek der verlorenen Geschichten“ ist eine Hommage an die Literatur. Domenico Daro erzählt behutsam von der Macht der Bücher und der Liebe, überwindet die Grenzen zwischen Literatur und Realität und nimmt den Lesenden mit an einen besonderen Ort. Ich mag Geschichten, die die Liebe zum Buch widerspiegeln und der Autor bringt viele kleine und große Hinweise auf wunderbare Werke der Literatur in seine Erzählung ein, die Atmosphäre des Buches ist stark von der Liebe zu Büchern geprägt. Lebhafte Beschreibungen der Charaktere und Orte, die rätselhafte Suche nach der Geschichte einer unbekannten Frau und gediegene Figuren … alles wunderbare Zutaten für eine besondere Geschichte, die bestimmt viele Buchmenschen begeistern wird.

Bewertung vom 09.03.2025
Ich und die Menschen
Haig, Matt

Ich und die Menschen


ausgezeichnet

„Dieses Buch… spielt genau hier, auf der Erde. Es handelt vom Sinn des Lebens und von überhaupt nichts. Es handelt davon, was passieren muss, damit man auf die Ewigkeit verzichtet und sich der Sterblichkeit überlässt. Es handelt von Liebe und toten Dichtern und Erdnussbutter mit ganzen Nüssen. Es handelt von Materie. Und Antimaterie, von allem und nichts, von Hoffnung und Hass. … Es handelt davon, wie man ein Mensch wird.“ (S.11)
 
Andrew Martin, Mathematikprofessor aus Cambridge, erscheint eines Tages wie ausgewechselt. Nicht nur, dass er unbekleidet unterwegs ist und damit ziemliches Aufsehen erregt, alle Lebensmittel, die nicht Erdnussbutterbrote sind, verursachen bei ihm Übelkeit, ebenso kann er mit den meisten Lebewesen, seine Frau Isobel und sein Sohn Gulliver eingeschlossen, wenig anfangen. Lediglich mit Newton, dem Hund der Familie, kommt er irgendwie klar.
 
Was ist passiert? Hat eine Überdosis Primzahlen die Verwandlung des Mathematikers herbeigeführt oder treibt ihn der große Wille zur Lösung der Riemannschen Vermutung zielstrebig in den Wahnsinn?
Oder gibt es gar eine völlig andere Erklärung? 
 
Antwort: ja, die gibt es. Aber ich werde sie hier nicht munter ausplaudern und so womöglich den Spaß an der Geschichte ruinieren. Auf keinen Fall.
Für „Ich und die Menschen“ gilt: nur selbst lesen bereitet Vergnügen!
 
Mit der ihm eigenen Lässigkeit erzählt Matt Haig eine kluge, wunderbare Geschichte, die leicht und mitunter witzig, jedoch nicht platt daherkommt. Er erzählt vom Leben, vom Miteinander und von der Liebe und wie es ist, all das zu lernen und zu verstehen. Haig verbindet nicht nur Fußball und Liebesgedichte, sondern auch die großen und kleinen Fragen und Momente des Lebens zu einer schönen Geschichte, die ein wenig wie ein Blick in den Spiegel erscheint, ergänzt mit 97 klugen Ratschlägen an einen Menschen, die durchaus beherzigenswert sind.

Ich liebe die Art und Weise von Matt Haig Geschichten zu erzählen und lasse mich immer wieder gerne von ihm in seine Welt mitnehmen. „Ich und die Menschen“ hat für mich nicht die Wucht und hallt nicht nach wie die Mitternachtsbibliothek, aber es hat eigene Momente, die wunderbar sind. Es bietet kurzweilige Unterhaltung, ist eine schöne Geschichte mit einer nicht neuen, jedoch allzeit erwähnenswerten Botschaft und ich empfehle das Buch sehr gern für gemütliche Lesestunden.

Bewertung vom 01.03.2025
Die Bücher, der Junge und die Nacht
Meyer, Kai

Die Bücher, der Junge und die Nacht


ausgezeichnet

Die Bücher, der Junge und die Nacht / Kai Meyer

In den 1930er Jahren lebt Jakob Steinfeld als Buchbinder in Leipzig, er hat das Handwerk von seinem Vater übernommen und ist ein Fachmann auf seinem Gebiet, leider sehen er und sein Freund Grigori sich immer mehr den Auswirkungen des aufkommenden Nationalsozialismus ausgesetzt. Als eine junge Frau ihn bittet ihr Buch „Das Alphabet des Schlafes“ zu binden lehnt Jakob zunächst ab, nachdem er Juli jedoch näher kennengelernt hat, übernimmt er den Auftrag. Die junge Frau verschwindet unauffindbar nach einer gemeinsamen Nacht, zurück bleibt nur das Buch.
 
1943 wird das Graphische Viertel bombardiert. Ein Junge wird durch einen geheimnisvollen Fremden, der sich Mercurio nennt, aus einem brennenden Haus gerettet – jedoch muss er dafür ein bestimmtes Buch aus der Bibliothek des Hauses holen. Der Junge findet „Das Alphabet des Schlafes“ und begibt sich mit dem Fremden auf eine abenteuerliche Reise.
 
1971 wird Robert Steinfeld, der Sohn von Jakob von seiner Kollegin Marie zu einer Bibliotheksauflösung eingeladen. Robert ist 37 und spürt beruflich vergessene Bücher auf. In der Bibliothek findet er Bücher, die in Steinfelds Buchbinderei gebunden wurden – jedoch zu einem Zeitpunkt, als es das Geschäft gar nicht mehr gab. Robert möchte erfahren, was es mit diesen Büchern auf sich hat, und macht sich auf die Suche nach der Wahrheit über seine Herkunft und die Vergangenheit seiner Familie.
 
Frage: wie großartig kann ein Buch bitte sein?
Antwort: maximal großartig im Falle von „Die Bücher der Junge und die Nacht“!

Erneut nimmt uns der Autor mit nach Leipzig in das Graphische Viertel voller Buchhandlungen, Verlage und Buchbindereien. Er erzählt eine Geschichte voller Geheimnisse und verknüpft persönliche Schicksal mit historischen Ereignissen. Das Buch verbindet mehrere Zeitebenen zu einer fesselnden Erzählung über die Verbindung von Menschen und Bücher und der Suche nach der Wahrheit. Ich kann kaum beschreiben, wie sehr mich das Buch bewegt und gefesselt hat. Es ist nicht nur eine hervorragende Geschichte über Roberts Suche nach der eigenen Identität, es ist eine großartige Erzählung über die Macht der Bücher.
 
Und natürlich haben mich die Beschreibungen der dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte berührt; Jakobs Freund Grigori steht stellvertretend für viele Schicksale, dieser wunderbare, loyale, großherzige Mensch, der alles aufgeben muss, um Leib und Leben zu retten. Ganz leise und dadurch umso eindringlicher veranschaulicht das Buch die Anfänge und die Auswirkungen des Nationalsozialismus.
 
„Weil die Menschen nicht genug Bücher lesen. Erst wenn sie wirklich verstehen, wie es sich anfühlt, ein anderer zu sein, werden sie aufhören, sich gegenseitig Schlimmes anzutun.“ (S.116)
 
„Die Bücher, der Junge und die Nacht“ ist ein besonderes, sehr lesenswertes Buch und ich wünsche mir, dass es gelesen, verstanden und beherzigt wird!
 
„Zugleich aber war sie Jakobs stille Hoffnung, dass Menschen, die Bücher so sehr liebten wie er, trotz all des Chaos da draußen nicht aussterben würden.“ (S. 45)
 
Ein großartiges Buch und eine ganz besondere Geschichte! Ganz, ganz große Leseempfehlung!

Bewertung vom 01.03.2025
Impossible Creatures - Das Geheimnis der unglaublichen Wesen
Rundell, Katherine

Impossible Creatures - Das Geheimnis der unglaublichen Wesen


ausgezeichnet

Impossible Creatures – Das Geheimnis der unglaublichen Wesen ist der erste Teil einer neuen Reihe von Katherine Rundell. In den Ferien besucht Christopher seinen Großvater in Schottland. Dort entdeckt er ein geheimnisvolles Schriftstück, dass ihn auf eine Reise führt, die sein Leben sowie die gesamte Welt verändern wird und er erfährt, dass sein Großvater den Übergang zwischen der magischen und nichtmagischen Welt behütet.

Christopher entdeckt das Archipel, eine Inselgruppe in einer verborgenen Dimension, die parallel zu unserer existiert und auf dem mythischen Wesen wie Zentauren, Greifen und Einhörner leben. Doch diese friedliche Welt wird durch einen mysteriösen Feind bedroht, der die Fabelwesen jagt und tötet und das Gleichgewicht der Welten steht auf dem Spiel. Auf dem Archipel begegnet er Mal, die einen fliegenden Mantel besitzt und gemeinsam begeben sie sich auf die Mission, die Ursache der Bedrohung aufzudecken und die magischen Wesen und das Archipel zu retten.

Auf ihrer Reise begegnen sie fantastischen Kreaturen, stellen sich mächtigen Widersachern, enthüllen uralte Prophezeiungen und erleben phantastische Abenteuer. Werden sie die Fabelwesen retten können?

Katherine Rundell hat mich in eine Welt voller Wunder und Gefahren und voller einzigartiger Wesen entführt und ich habe den Besuch dort sehr genossen. Lebhaft und spannend erzählt sie die Abenteuer von Christopher und Mal und so ist es nicht nur eine Geschichte über Mut und Magie, sondern auch über Freundschaft, Verantwortung und Zusammenhalt.

Sowohl die wunderschöne Karte als auch die Beschreibungen der einzelnen Fabelwesen machen das Buch zu etwas besonderem, es steckt innen und außen viel Liebe in dieser Geschichte, die ich sehr gerne für Menschen aller Altersklasse, die viel Phantasie haben und in wunderbare Welten reisen möchten, empfehle.

Bewertung vom 01.03.2025
Captain Future
Runberg, Sylvain

Captain Future


ausgezeichnet

Ich bitte um, Beachtung, dass es mit dem Lesen dieser Rezension zusätzlich die sensationelle Captain Future Titelmelodie als Ohrwurm gibt!
🎼 Uuuuuu huu hu huuuuuuu 🎵 Uuuuuuuu huuuu hu huuuuuu 🎶
 
Sensationell futuristisch hat Edmond Hamilton die Serie in den 1940er Jahren geschaffen und bei uns ist sie spätestens seit Anfang der 1980er Jahre bekannt, als die japanischen Zeichentrickserie im Fernsehen zu sehen war – inklusive ikonischem Titelsong.
 
Captain Future, der eigentlich Curtis Newton heißt, ist ein Wissenschaftler und Abenteurer, der mit dem Androiden Grag, dem Roboter Otto und dem lebenden Gehirn Simon Wright mit seinem Raumschiff „Comet“ durch das Sonnensystem reist, spannende Abenteuer erlebt und knifflige Rätsel löst. Noch immer hat der mutige Weltraumheld eine große Fangemeinde und die darf sich nun über eine Captain Future Graphic Novel freuen, die die Geschichte „Der Herrscher von Megara“ erzählt.

Die Regierung des Weltraums ruft Captain Future zu sich, um ihn auf eine Mission zum Planeten Megara zu schicken, auf dem sowohl die ursprüngliche Lebensform Primos sowie ehemalige Kriminelle nach dem Verbüßen ihrer Haftstrafe leben und arbeiten. Megara wird von einer unbekannten Epidemie heimgesucht, die Bewohnenden verwandeln sich in unkontrollierbare Monster.
Die Weltraumregierung bittet Captain Future nach Megara zu reisen, um dort den Ursprung der Krankheit zu finden und den Frieden zu sichern – und fordert ihn auf, Agent Joan Landor mitzunehmen. Der Captain ist überhaupt nicht begeistert, aber Widerstand ist zwecklos und so macht er sich mit Otto, Grag, Simon Wright und Joan auf den Weg nach Megara.
Dort angekommen treffen sie auf Colonel Ezella, einen alten Freund von Captain Future, der inzwischen auf Megara lebt. Auch er weiß nicht, woher der Virus kommt, der scheinbar willkürlich alle Lebensformen befällt.
 
Die Crew erforscht den Planeten und findet letztlich die Ursache für die Mutationen – jedoch sind zu dem Zeitpunkt Joan, Ezella und Curtis bereits infiziert. Es beginnt ein Wettlauf mit der Zeit, wird Captain Future den Ursprung der Krankheit finden und seine Freunde, den Planeten Megara und sich selbst retten? Und wer ist der blinde Passagier an Bord der Comet: Freund oder Feind?
 
Großartig! Ich bin maximal begeistert von dieser sensationellen Graphic Novel, von dem spannenden Abenteuer und dem Wiedersehen mit Captain Future und seiner Crew! Unzählige Details und Kleinigkeiten machen das Lesen zu einem großen Vergnügen. Die Graphic Novel ist eine moderne Adaption und bleibt dennoch dem Klassiker treu, es finden sich zeitgemäße Details, die sich jedoch harmonisch in die Geschichte einfügen. Ich habe die Geschichte sehr gerne gelesen, die Bilder wieder und wieder betrachtet und immer neue wunderbare Kleinigkeiten entdeckt.
 
Das Buch ist ein Muss für Fans von Curtis Newton & Friends, großartige Science-Fiction – zurecht noch immer populär und beliebt! Ganz große Leseempfehlung!

Bewertung vom 26.01.2025
Not your Darling
Blake, Katherine

Not your Darling


ausgezeichnet

Die 20-jährige, draufgängerische Margaret ist gelangweilt vom eintönigen Leben im englischen Morecombe. Mit einem gestohlenen Pass einer Frau namens Loretta macht sie sich auf die Reise und erreicht Amerika im Mai 1950, wild entschlossen in Los Angeles ein neues Leben zu beginnen und als Maskenbildnerin beim Film zu arbeiten.
 
„Du bist jetzt Loretta“, sagte ich zu mir selbst. „Herzlich willkommen in deinem nagelneuen Leben.“ (S.16)
 
Aber die Stadt der Engel hat nicht auf sie gewartet; mit einem Job als Kellnerin hält sie sich über Wasser. Sie lernt Raphael Goddard kennen, einen noch unbekannten Schauspieler mit Kontakten zur Filmbranche. Nach nur einem Monat ziehen sie zusammen und entgegen der Warnung ihrer Freundin Primrose heiratet sie Raphael.
 
Der Hochzeitstag wird zum Desaster, am Abend besuchen sie eine der berühmt-berüchtigten Partys in Hollywood – und Loretta gerät in eine furchtbare Situation. Der Drehbuchautor Scott Eliot bewahrt Loretta vor dem Schlimmsten, enttäuscht trennt sie sich von ihrem Mann.
Sie will nicht länger Loretta Goddard sein, mutig entschließt sie sich, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und als Loretta Darling ihre Ziele zu verfolgen.
 
Es gelingt ihr, die Aufmerksamkeit des berühmten Visagisten Alecs Petraś zu erlangen und in sein Team aufgenommen zu werden. Sie trifft auf junge Filmsternchen wie Grace und große Künstlerinnen wie Sally Dee, sie erlebt ebenso Freundschaft mit ihrer Kollegin Alice wie Neid und Hinterhältigkeit von Petraś‘ Assistentin Arvella – und sie muss lernen, dass der Weg zum Ruhm weit und steinig ist und nicht alles Gold ist, was in Hollywood glänzt.
 
„Denk daran, dass das alles nur Attrappen sind. Hinter der Fassade ist nichts.“ (S.125)

Hollywood. Als Fan von TBBT weiß ich natürlich, dass auch heute noch viele Träume von einer großen Karriere und Starruhm beim Servieren in der Cheescake Factory enden. Erfolg vor oder hinter der Kamera ist ein hart umkämpftes Gut und auf dem Filmschlachtfeld wird mit harten Bandagen gekämpft. Dass dies auch in den 1950er Jahre so war, zu einer Zeit, in der auch die Rolle der Frau noch anders gesehen wurde, wird anhand der der Geschichte von Loretta Darling großartig erzählt.
 
Starallüren, der Aufstieg und Fall von Stars und Sternchen, Intrigen, Eskapaden, wahre und falsche Freundschaft, alles das findet sich in dem Buch und gibt einem beim Lesen das Gefühl das Hollywood der 1950er Jahre zu erleben.

Wird Loretta in Hollywood ihr Glück finden?
 
Katherine Blake erzählt lebhaft eine tolle und spannende Geschichte über das Hollywood der 50er Jahre und einer Frau, die mutig und clever ihren Weg geht.
„Not Your Darling“ ist kurzweilige Unterhaltung der allerbesten Art.

Bewertung vom 23.12.2024
Die Sendung mit dem Elefanten - Mein elefantastisches Wimmelbuch

Die Sendung mit dem Elefanten - Mein elefantastisches Wimmelbuch


ausgezeichnet

Elefant und Hase – Mein elefantastisches Wimmelbuch

Mit dem Elefant und seinem Freund, dem Hasen durch das Jahr, in die Stadt und in den Urlaub. In dem Wimmelbuch finden sich viele Situationen, die Kinder aus ihrem eigenen Leben kennen – und nun sehen sie ihre Freunde am Stand, beim Sackhüpfen, Picknick, Radfahren (natürlich mit Helm), Lesen, Spielen, Essen und vielem mehr.

Das Buch ist groß, die Seiten dick und es ist sehr gut und wertig verarbeitet, daran wird man lange Freude haben – ebenso an den wunderbar gestalteten Bildern, auf denen einfach so viel zu entdecken ist. Es tun sich auf den sechs Wimmelbildern immer wieder neue Welten auf, es gibt sehr viel zu sehen, alles in schönen Farben und mit vielen kleinen zauberhaften Details. Ganz wunderbar!

Jeweils im unteren Seitenbereich findet sich die Aufgabenstellung und welche Gegenstände zu finden sind. Diese werden sowohl in deutsch als auch in englisch genannt, was ich toll finde, so werden dem Kind spielerisch englische Wörter nähergebracht.
In recht großer Schrift findet sich auf jeder Seite „Finde folgende Tiere und Gegenstände im Bild und lerne dabei gleich das englische Wort mit“. Ich gebe zu, dass hätte ich in der Größe und vor allen Dingen nicht auf jeder Seite gebraucht, die Aufgabe eines Wimmelbuches ist doch eigentlich klar. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau.

Generell ist das Buch großartig, toll gestaltet und ein schöner Zeitvertreib.