Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Julia V.

Bewertungen

Insgesamt 23 Bewertungen
Bewertung vom 18.03.2024
Leute von früher
Höller, Kristin

Leute von früher


ausgezeichnet

Besonderer Nordseeroman
Das optisch zweigeteilte Cover stach mir ins Auge, es wirkt wie bemalte Leinwand, wie ein japanischer Wandschirm. Gefällt mir sehr gut in Kombination mit der gelben Leuchtschrift.
Die Autorin Kristin Höller kannte ich vorher nicht, aber nach der Lektüre muss ich sagen, dass ich von ihrem Schreibstil beeindruckt bin, zumal sie noch recht jung ist. Ich werde sie definitiv im Auge behalten!
Der Roman hat mir sehr gut gefallen. Die Protagonistin ist aufregend "sperrig" und etwas mysteriös. Auch der Schreibstil gefällt mir, unaufgeregt und doch oft zugespitzt formuliert, auf den Punkt. Außerdem fand ich das Setting der Geschichte sehr reizvoll, sie spielt in einem besonderen Milieu, dem von Saisonarbeitern, und auch der Schauplatz, die Nordseeinsel, ist sehr atmosphärisch geschildert.
Von mir eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 18.03.2024
Noto
Sack, Adriano

Noto


sehr gut

Interessante Milieus
Das farbenfrohe, expressionistische Gemälde auf dem Cover hat sofort meine Neugier geweckt.
Die Geschichte beginnt langsam, mit einer Fähr-Überfahrt mit Hund nach Sizilien, wohin der Protagonist die Asche seines verstorbenen Lebensgefährten bringt. Nach und nach wird ihre gemeinsame Zeit aufgerollt.
Der Roman verwebt vieles miteinander, schwule Liebesgeschichte, Reisebericht, Verlust und Trauer, verschiedene Milieus, wie das hippe Leben der beiden in Berlin, sowie auf Sizilien unter anderen vermögenden deutschen Aussiedlern, was ich besonders spannend fand.
Den Autor Adriano Sack kannte ich vorher nicht. Seine Erzählweise hat mir größtenteils gefallen, auch wenn die geschilderten Episoden teilweise etwas beliebig aneinandergereiht wirken. Der verstorbene Lebensgefährte des Protagonisten trägt den gleichen Vornamen wie er, ein verwunderliches Detail.

Bewertung vom 12.02.2024
Hallo, du Schöne
Napolitano, Ann

Hallo, du Schöne


sehr gut

Neapolitanische Saga meets Ein wenig Leben in Chicago
Von juliav
An diesem Buch ist mir zuerst das Cover ins Auge gefallen, das gemalte Portrait einer jungen Frau, der direkte Blick, mit dem sie einen ansieht, hat mich sofort angesprochen. Ich finde es wunderschön, so farbenfroh und expressiv!
Ann Napolitano kannte ich bisher nicht, aber der Klappentext hat mich neugierig gemacht. Vollends angetan hat es mir dann aber die Leseprobe. Ein bisschen hat mich das an "Ein wenig Leben" erinnert, und vielleicht auch ein wenig an Elena Ferrantes Neapolitanische Saga.
Das Buch liest sich leicht, und ich habe es in einem Rutsch verschlungen. Ich konnte mit den beiden Hauptfiguren dieser Liebesgeschichte gut mitfühlen. Ein wenig hat mich am Schreibstil gestört, dass mir etwas zu viel "erklärt" wurde. In meinen Augen hätte die Autorin nicht alles so ausformulieren müssen; der Leser oder die Leserin kapiert es auch so, oder liest vielleicht auch selbst ganz gern zwischen den Zeilen.

Bewertung vom 12.02.2024
Leuchtfeuer
Shapiro, Dani

Leuchtfeuer


sehr gut

Großes Kino
An diesem Buch ist mir zuallererst das Cover aufgefallen, das ein echter Blickfang ist: Blüten in leuchtenden Farben, pastos mit einem Spachtel aufgetragen, springen einem förmlich vom Umschlag entgegen. Es war dieses Cover (und dass der Roman in einem Vorort von New York spielt), das mich den Klappentext und dann die Leseprobe hat lesen lassen, denn die Autorin Dani Shapiro kannte ich bisher nicht. Sie ist aber anscheinend in den USA bereits Bestsellerautorin, und das merkt man dem Buch und ihrer gekonnt inszenierten Dramaturgie auch an.
Der Roman springt direkt in die Geschichte hinein: drei Teenager, betrunken auf einer Autofahrt, ein unaufmerksamer Moment mit weitreichenden Folgen. Hochspannung!
Dann ein Zeitsprung von 25 Jahren. Welche Folgen dieser schreckliche Unfall für alle Beteiligten hatte und hat, wird sich im Verlauf des Romans zeigen. Ich jedenfalls habe es sehr gern gelesen.

Bewertung vom 12.02.2024
Das Philosophenschiff
Köhlmeier, Michael

Das Philosophenschiff


ausgezeichnet

What if? Interessantes Gedankenspiel
Das Cover, das einen Auschnitt eines alten Gemäldes zeigt, finde ich ganz okay, wenn auch relativ nichtssagend.
Von Michael Köhlmeier hatte ich gehört (vorallem im Zusammenhang mit seinen Nacherzählungen griechischer Sagen), aber noch nichts gelesen. Allerdings hat der Klappentext mich neugierig gemacht auf diese doch etwas fantastische Geschichte, und einmal mit der Leseprobe begonnen war ich schnell "gehookt".
Michael Köhlmeier schreibt in meinen Augen exzellent; sein Schreibstil ist absolut geschliffen, kommt dabei aber leichtfüßig daher, auch humorvoll.
Über die Geschichte dieses schmalen Bandes lässt sich nicht viel sagen, ohne schon zuviel zu verraten. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt; eine Freundin dagegen, der ich das Buch zu lesen gegeben habe, hat sich gestört an der "Verdrehung der geschichtlichen Fakten".

Bewertung vom 12.12.2023
Die sieben Monde des Maali Almeida
Karunatilaka, Shehan

Die sieben Monde des Maali Almeida


ausgezeichnet

Ausgezeichnet
Zuallererst ist mir an diesem Buch das Cover ins Auge gefallen, das ich einfach umwerfend finde: eine gemalte Götter- oder Dämonenmaske, die gleich auf den Schauplatz des Romans verweist, Sri Lanka. Und diese Farben!
„Die sieben Monde des Maali Almeida“ ist ein ungewöhnlicher Roman. Das geht los beim Protagonisten, dem Kriegsfotografen Maali Almeida, und weiter beim Schauplatz, einer Art Zwischenwelt zwischen der Welt der Lebenden und dem Jenseits, in der die Seelen nach ihrem Tod landen.
Der Roman sprüht nur so vor Einfällen und ist toll geschrieben, bildgewaltig und humorvoll. Nicht immer ist er leicht zu lesen, vor allem wenn man wie ich bisher nicht allzu viel wusste über die leidvolle Geschichte Sri Lankas. Immerhin lässt sich diese Lücke nun auf höchst unterhaltsame Weise schließen.
Shehan Karunatilaka ist ein Autor, den ich bisher noch nicht kannte, den ich aber definitiv im Auge behalten werde!

Bewertung vom 22.10.2023
Eigentum
Haas, Wolf

Eigentum


ausgezeichnet

Hochkomisch und unverwechselbar im Erzählton
Das Cover, gestaltet wie ein brauner Pappkarton mit rotem Stempel, gefällt mir gut in seiner Schlichtheit.
Ich hatte von Wolf Haas zuvor nur einen seiner Brenner-Krimis gelesen, „Auferstehung der Toten“. Dieses Buch ist etwas völlig anderes; es hat mich sofort in Bann geschlagen. Der Erzähler begleitet seine betagte und demente Mutter beim Sterben, und das tut er in dem einzigartigen Erzählton, der unverwechselbar und das Markenzeichen von Wolf Haas ist, durchsetzt von Mundart und hochkomisch, trotz des ernsten Themas. Das macht die Lektüre zu einem großen Vergnügen! Ich habe das Buch (oder Büchlein, es hat im Ganzen nur 160 Seiten) in einem Rutsch durchgelesen, ohne abzusetzen.
Klare Leseempfehlung für alle, die Wolf Haas sowieso schon lieben, und auch für die, die ihn noch nicht kennen und/oder keine Krimi-Fans sind!

Bewertung vom 22.10.2023
Lichtspiel
Kehlmann, Daniel

Lichtspiel


sehr gut

Verwirrspiel
Das Cover gefällt mir sehr gut: schwarz mit weißen Lettern; von der Gestaltung und der Typografie her erinnert es an die Zwischentitel alter Stummfilme und die frühen Tonfilme, um die es hier geht.
Die Geschichte hat mich etwas ratlos zurückgelassen. Ich bin ein großer Fan von Daniel Kehlmann; ich finde, er erzählt meisterhaft. Daher habe ich mir von seinem neuen Roman viel versprochen. Doch bei diesem Buch hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, dass hier irgendwie zu routiniert erzählt wird: gekonnt, ja, aber irgendetwas hat gefehlt, der Funke ist nicht übergesprungen.
Ich habe das Buch beiseite gelegt, ohne es zu Ende zu lesen. Deshalb möchte ich nichts über die Handlung im Ganzen schreiben; vier Sterne gibt es von mir als "Vorschusslorbeeren". Ich werde die Lektüre sicher eines Tages nachholen. Aber vorher „rufen“ andere Bücher dringlicher.

Bewertung vom 22.10.2023
Das Ich im Du
Roos, Tanja;Roos, Christian

Das Ich im Du


sehr gut

Optimistischer Beziehungsratgeber der persönlichen Art
Das Cover gefällt mir sehr gut! Es unterstreicht auch gleich, indem es die beiden Autoren zeigt, dass es sich hier um einen Beziehungsratgeber der persönlichen Art handelt.
Was mir gut gefallen hat ist, dass die beiden Autoren so offen über ihr eigenes (glückliches) Beziehungsleben und die Hindernisse, die sie auf dem Weg dorthin überwinden mussten, sprechen. Man glaubt ihnen sofort, dass sie wissen, wovon sie reden, auch wenn sie keine diplomierten Psychologen, sondern „nur“ Coaches sind.
Das Buch ist gespickt mit Geschichten aus dem Beziehungsleben der Autoren. Mir persönlich war das etwas zu viel. Gleichzeitig macht gerade das auch den Reiz und den Charme des Buches aus, dass es voller aus dem Leben gegriffener Beispiele ist. Da von jedem das subjektiv richtige Maß zu treffen, ist natürlich unmöglich.
Auch gefällt mir der lockere, leichte Erzählton und die positive und bestärkende Grundstimmung. Das Buch weckt die Hoffnung, dass jeder ein erfülltes Liebesleben haben kann, auch wenn dies einiges an Arbeit erfordert, an der gemeinsamen Beziehung, und nicht zuletzt an sich selbst. Die sich aber unbedingt lohnt.

Bewertung vom 22.10.2023
Das Leben, das uns bleibt
Steinlechner, Tanja

Das Leben, das uns bleibt


ausgezeichnet

Eine fesselnde Familiengeschichte und ein spannendes Stück Zeitgeschichte
„Das Leben, das uns bleibt“ erzählt die Geschichte der jungen Ruth, die mit ihrer Familie in den letzten Kriegsmonaten unter falscher Identität aus Breslau flüchtet. Dabei muss Ruth ihre große Liebe, den Juden Ilan, zurücklassen. In der Nachkriegszeit baut sie sich in Freiburg ein neues Leben auf, aber die schmerzliche Vergangenheit und das Verschweigen ihrer eigenen (jüdischen) Identität lasten auf ihr. Somit erzählt der Roman auch ein wichtiges Stück deutscher Zeitgeschichte. Irreführend fand ich den Untertitel „Die Goldschmiedin“, weil es im Kern um etwas Anderes geht.
Besonders gut gefallen hat mir der Schreibstil, wie unheimlich sinnlich der Roman geschrieben ist. Durch viele Details hat man die vergangene Zeitepoche plastisch vor Augen, man hört, riecht und schmeckt sie, und vor allem fühlt man mit den Figuren. Neben Ruth wird auch aus der Sicht ihres Bruders Jo und ihrer Schwester Gili erzählt. Tanja Steinlechner erzählt ganz nah dran an ihren Figuren, ihren Gedanken und Gefühlen, ihren Wünschen, Ängsten und Träumen.
Eine klare Empfehlung an alle, die gerne Romane mit historischem Hintergrund lesen – vorallem, weil hier ein Stück deutscher Geschichte mal aus einem eher unbekannten Blickwinkel beleuchtet wird.