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junkersdorf
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köln

Bewertungen

Insgesamt 6 Bewertungen
Bewertung vom 23.11.2010
The New Annotated Sherlock Holmes
Doyle, Arthur Conan

The New Annotated Sherlock Holmes


ausgezeichnet

Conan Doyle - The New Annotated Sherlock Holmes vol. I: The Adventures of Sherlock Holmes & The Memoirs of Sherlock Holmes sowie Chronological Table: The Life and Times of Sherlock Holmes.
Edited, Foreword and Notes by Leslie S. Klinger. Gebundene Ausgabe mit 776 S. & 356 sw-Abbildungen zumeist von Sidney Paget und W.H. Hyde aus den Original-Ausgaben des 'Strand Magazine' & 'McClure's Magazine')
Conan Doyle – The New Annotated Sherlock Holmes vol. II: The Return of Sherlock Holmes, His Last Bow & The Case-Book of Sherlock Holmes sowie: umfangreiche Bibliographie (S. 1753-1839), Active Sherlockian Societies & The Sherlockian Web
Edited and Notes by Leslie S. Klinger. S. 779-1878 mit 350 sw-Abbildungen zumeist aus den Ausgaben des Strand Magazine nach 1900)
Jedem „Sherlockianer“ sei diese reich illustrierte und kompetent kommentierte Ausgabe der Erzählungen (insgesamt 2 Bände) des Meisterdetektiven aus dem England des 19. Jahrhunderts unbedingt ans Herz gelegt. Auch wenn es mit den Englischkenntnissen noch oder erneut hapern sollte, macht diese Ausgabe schon wegen ihrer im großzügigen Format erstellten und der sorgfältig, in detailverliebter Edition vorbereiteten Veröffentlichung so manche Mühe mit dem notwendig dazu hinzugezogenen Wörterbuch wett.
Mit seinem angenehmen, zweispaltig gehaltenem Schriftbild (aufgeteilt zwischen Text und instruktiven Annotationen, die wichtige Bezüge aus dem Umfeld des Romanmilieus, seiner Protagonisten sowie denen des historisch verbürgten viktorianischen Zeitalters herstellen und querverweisen), ist es ein Vergnügen, sich die von Dr. Watson „veröffentlichten“ Fälle nach und nach in der Originalversion (Zeitraum:1891-93 sowie 1903-05 und 1907-27) anzueignen. Zugleich erhält man mit den insgesamt über 1000 - teilweise umfangreichen - Anmerkungen ein auf den neuesten „Forschungs“-Stand gebrachtes Sherlock-Holmes-Handbuch zu seinen Erzählungen.
Gegenüber der „historischen“, von William S. Baring-Gould annotierten und gleichfalls mit den Original-Illustrationen des Strand Magazin ausgestatteten „The Annotated Sherlock Holmes“-Ausgabe von 1968 ist diese neue natürlich unbedingt vorzuziehen (das Schriftbild und die Qualität der Abbildungen der Ausgabe von 1968 lassen doch sehr zu wünschen übrig!) - allein, für viele Sherlockianer bedeutet auch diese alte Ausgabe und natürlich seine fiktive Sherlock-Holmes-Biografie von 1962 (dt. 1978) als unverzichtbare Meilensteine in der bisherigen Holmes- Editionsgeschichte. Von deren herrlich ausufernde Flut an Essays, Abhandlungen und Fortsetzungen kann sich der Leser anhand der dem 2. Band beigefügten Sekundärliteratur-Liste ein farbiges Bild machen – von diesem wirklich außerordentlichen Phänomen, dass einer an sich ziemlich statisch gezeichneten Romanfigur, zudem 'very british', das Verdienst zukommt, seit fast 120 Jahren die Phantasie und dem vergnüglich-detektivischem Intellekt huldigende, weltweite Lesergemeinschaft als bewundertes Idol eines sich an den reinen Fakten orientierenden Geistes geweckt zu haben und die sich, mehr noch als sein wirklicher Verfasser, Canon Doyle, bis zum heutigen Tag in das Gedächtnis von mehreren Generationen unverwechselbar hat einschreiben können.

Bewertung vom 21.11.2010
Klavierquintette
Wass/Tippett Quartet

Klavierquintette


sehr gut

Im Vergleich zu den tschechischen und französischen Komponisten sinfonischer oder kammermusikalischer Werke haben es deren britische Kollegen auf diesem Gebiet nach wie vor recht schwer, die Ohren und Herzen der Festlandeuropäischen Musikliebhaber fest an sich zu binden. Nun ist es aber einem Label wie NAXOS sehr zu danken, dass nicht schiere Unkenntnis und Voreingenommenheit gegenüber der insularen Kompositionskunst auf dem Gebiet der klassischen Musik weiterhin die Oberhand behält – eine Fülle von teilweise vorzüglichen Aufnahmen, sowie aufnahmetechnisch als auch interpretatorisch, lässt jetzt zumindest eine detaillierte Kenntnisnahme der bisher im übrigen Europa mehr im Verborgenen gebliebenen Werke zu. Und dies zu einem so günstigen Preis, dass ggf. auch eine für den eigenen Geschmack etwas enttäuschende Aufnahme leichter hinzunehmen ist.
Bei der vorliegenden Veröffentlichung der beiden Klavierquintette der britischen Zeitgenossen Arnold Bax und Frank Bridge durch das gut miteinander harmonierende Tippett Quartet mit dem Pianisten Ashley Wass kann von einer „Enttäuschung“ eigentlich keine Rede sein, denn beide Werke (entstanden um 1912-14) bewegen sich im vertrauten tonalen Bereich, zeugen von harmonischem Einfallsreichtum und Sicherheit bei der instrumentalen Farbgebung.
Kurzum - eine angenehm anzuhörende Musik, der man etwa zur nachmittäglichen Kaffee- oder Teestunde entspannt lauschen und vielleicht noch dazu in einem Bildband blättern oder zugleich den nicht allzu anstrengenden Feuilletonteil einer Zeitung goutieren kann.
Damit soll aber nicht gemeint sein, dass es sich hierbei nur um allzu beiläufige (oder beliebig austauschbare) Musikwerke handelt, deren Zurkenntnisnahme bzw. deren weitere Nichtbeachtung gleichwohl dasselbe bedeuten würde.
Arnold Bax zeigt sich in diesem Werk z.B. weitaus zurückhaltender und diffiziler als in den meisten seiner Sinfonien und bei Frank Bridge ist innerhalb seines Gesamtwerkes ohnehin das kammermusikalische Oeuvre das Gelungenste.
Ich meine, dass sich eine Anschaffung dieser CD bei diesem Preis und in dieser Qualität auf jeden Fall lohnt und was ist dagegen zu sagen, dass man sich beim Anhören klassischer Musik gleichzeitig anderweitig entspannen kann....?

Bewertung vom 07.10.2010
Die Frühe Neuzeit / Paderborn 2
Göttmann, Frank (Hrsg.)

Die Frühe Neuzeit / Paderborn 2


ausgezeichnet

Dieser Band führt die geschichtliche Darstellung der Stadt Paderborn in die Frühe Neuzeit fort, d.h. in die Zeit der reformatorischen Bewegungen, des Dreißigjährigen Krieges und weiter in die Zeit des Fürstenbistums Paderborn bis hin zur Epochenschwelle des 19. Jahrhunderts.
Dem Autorenteam stand zu Anfang ihrer Forschungsarbeit ein gewaltiges Pensum an bisher unberücksichtigtem Quellenstudium bevor, denn der hier dargestellte Zeitraum (vor allem die Zeit nach dem 30jährigen Krieg) war in der bisherigen stadtgeschichtlichen Geschichtsschreibung arg vernachlässigt und mehr durch Legendenbildung sowie durch ungeprüfte Weitergabe von vagen Ergebnissen ziemlich unwissenschaftlich belegt.
Nach Lektüre dieses Bandes kann das (auch von Wilhelm Richter in seiner maßgebenden Stadtgeschichte) bisher hochgehaltene Urteil vom lähmenden Niedergang gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Prosperität sowie kultureller Indifferenz der Paderborner Bürgerschaft nach Ende des 30jährigen Krieges bis zum Ende des 18. Jahrhunderts nicht ernsthaft aufrecht erhalten werden.
Viele der hier erstmals für die Paderborner Stadtgeschichte mühsam zusammengetragenen und erstellten Statistiken zur sozialen Schichtung, der Sozialtopographie und demographischen Struktur der Stadtbevölkerung unterstreichen die Berechtigung dieser neuen Sicht auf den abgehandelten Epochenabschnitt und zeigen durchaus zahlreiche Beispiele dynamischer Weiterentwicklung in allen Lebensbereichen auf, die keineswegs auf ein bloßes Hinterherhinken im Rahmen der regionalen und überregionalen Geschichte hindeuten.
Mit diesem differenzierten Neuansatz im örtlichen Geschichtsbild tun sich natürlich weitere Fragen auf, die in dieser Darstellung noch keine gebührende Aufmerksamkeit fanden und – worauf der Autor in seinem Vorwort mit Recht hinweist – auch mit dieser Stadtgeschichte im wissenschaftlichem Sinne noch nicht das letzte Wort gesprochen sein kann.
Trotzdem liegt mit diesen drei Bänden endlich eine hervorragende Gesamtdarstellung der Paderborner Stadtgeschichte vor, die von nun an als das maßgebende Grundlagenwerk zu diesem Thema angesehen werden muss.
Dem 2. Band sind 131 sw-Fotos, 24 farbige Abbildungen, 20 Karten, 31 Tabellen&Tafeln, ein Anmerkungsapparat, Quellen- und Literaturangaben, Namen- und Ortsregister, sowie eine Bischofsliste und ein Verzeichnis der in diesem Epochenabschnitt gebräuchlichen Münzen, Maße und Gewichte im Fürstentum Paderborn beigegeben.