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Feder im Wind

Bewertungen

Insgesamt 58 Bewertungen
Bewertung vom 18.04.2025
Hope
Harbison, Niall

Hope


ausgezeichnet

Wenn Hunde zu Lebensrettern werden!

Niall Harbison führt lange ein Leben am Limit: Als Unternehmer ist er erfolgreich, aber auch tief in seiner Alkohol- und Spielsucht gefangen. Arbeit und exzessive Partys bestimmen seinen Alltag – bis er eines Tages alles hinter sich lässt. Ohne vorherige Ankündigung verlässt er seine Firma und zieht nach Thailand. Dort erreicht er seinen Tiefpunkt: Seine Sucht bringt ihn an den Rand des Todes.

In dieser existenziellen Krise findet Niall einen ungewöhnlichen Ausweg. Auf der Insel Ko Samui begegnet er den Straßenhunden. Gezeichnet vom Leben, wie er selbst. Was als zufällige Begegnung beginnt, wird zu seiner Lebensaufgabe. Er beginnt, die Tiere zu füttern, bringt sie zum Tierarzt und versorgt ihre Wunden. Mit unerschütterlicher Hingabe gewinnt er das Vertrauen der Hunde und entdeckt dabei auch sich selbst neu.

Was als persönliche Rettung beginnt, entwickelt sich zu einer Mission: Niall Harbison will jeden Monat 10.000 Straßenhunden helfen. Seine Tage sind erfüllt von Pflege, Organisation und Notfalleinsätzen. Es ist mehr als ein Vollzeitjob. Doch die Dankbarkeit der Tiere gibt ihm Kraft, Trost und ein Gefühl von Sinnhaftigkeit.

Seine Erlebnisse dokumentiert er mit der Kamera. Millionen Menschen weltweit folgen ihm inzwischen auf Social Media und fiebern mit, wenn Hunde wie McMuffin, Hope, King Whacker, Britney oder Tina gerettet werden.

Es war naheliegend, dass Niall Harbisons Geschichte irgendwann in einem Buch festgehalten wird. Dieses ist nun auch auf Deutsch erschienen und trägt den perfekt passenden Titel HOPE. Es erzählt nicht nur vom Überleben, sondern von echter Transformation, denn es handelt von einem Mann, der an einem abgelegenen Ort seine wahre Bestimmung findet.

Alles in allem ist HOPE ein tief berührendes Buch, das voller Hoffnung steckt. Wer gerne außergewöhnliche Lebensgeschichten liest und vielleicht auch noch Hundefan ist, wird dieses beeindruckende Buch auf jeden Fall lieben und nach der Lektüre nicht so schnell vergessen.

Bewertung vom 11.04.2025
Kumari
Krömer, Philip

Kumari


sehr gut

Ein Roman mit Widerhall. Spannend und eindrucksvoll erzählt.


Kumari von Philip Krömer basiert auf historischen Geschehnissen, die sich 2001 in Nepal ereignet haben.

Inhaltlich geht es um ein Mädchen, das als Kindgöttin in einem Tempel lebt. Ihr Kontakt zur Außenwelt beschränkt sich im Wesentlichen auf Pilger, die sie tagtäglich aufsuchen. Doch ihre Zeit neigt sich dem Ende entgegen. Denn während ein mehrtägiges Opferfest ihr zu Ehren stattfindet, planen maoistische Rebellen die Entmachtung der Königsfamilie ... Um nicht zu spoilern, sei an dieser Stelle nicht mehr verraten.

Kumari ist ein gleichsam kompakter und komplexer Kurzroman, der einem einiges abverlangt, doch wer sich darauf einlässt, wird nicht enttäuscht. Den interessierten Leser erwartet eine sprachgewaltige Geschichte, die aus Sicht der Kumari erzählt wird. Allein dies ist ein geschickter Schachzug.

Viele verschiedene Themen wie Tradition und Rebellion, Zwang und Freiheit sowie Liebe und Verrat werden aufgegriffen und sehr ausdrucksstark dargestellt. Historische Wahrheiten verschmelzen mit fiktiven Ideen. Das macht den Roman umso lesenswerter.

Den einzigen Kritikpunkt, den ich vorbringen möchte, sind die Darstellungen sämtlicher Bluttaten. Diese sind doch ziemlich heftig und definitiv nichts für zartbesaitete Leser*innen. Sonst ist die Lektüre dieses Romans aber durchaus empfehlenswert, denn die Inhalte sind absolut packend und eindrucksvoll. Zudem lernt man viel über die nepalesische Geschichte und Kultur.

Bewertung vom 31.03.2025
Viele Steine bilden einen Weg
Grathwohl, Marya

Viele Steine bilden einen Weg


ausgezeichnet

Eine außergewöhnliche spirituelle Reise. Authentisch und eindringlich geschrieben.

Mit Viele Steine bilden einen Weg legt Marya Grathwohl ein eindrucksvolles autobiografisches Werk vor, das spirituelle Suche, interkulturelle Begegnung und ökologisches Engagement in einer berührenden Lebensgeschichte vereint.

Als Judy Grathwohl in einem katholischen Elternhaus aufgewachsen, zeichnet sie sich schon früh durch eine besondere Sensibilität für die Natur aus – eine Wahrnehmung, die weit über das bloße Sehen hinausgeht. Diese tiefe Verbindung zur Umwelt bildet das Fundament für ihren späteren Lebensweg als Franziskanerin Marya.

Besonders prägend wird für sie der Aufenthalt in Montana, wo sie Kinder des indigenen Crow-Stammes unterrichtet. Die Auseinandersetzung mit der dortigen, erdverbundenen Spiritualität bringt nicht nur ihr bisheriges Glaubensverständnis ins Wanken, sondern öffnet zugleich den Weg zu einer tiefergehenden Einsicht: dass spirituelle Wahrheit in vielfältiger Gestalt erscheint – und dass Gottes Gegenwart im gesamten Schöpfungsgefüge erfahrbar ist.

Grathwohl beschreibt diesen inneren Wandel authentisch, klar und voller Demut. Ihr Stil ist eindringlich, dabei nie belehrend. Besonders hervorzuheben ist ihre Fähigkeit, komplexe spirituelle Prozesse nachvollziehbar zu machen, ohne sie zu simplifizieren. Die Verflechtung von religiöser Reflexion und ökologischem Bewusstsein wirkt in keinem Moment konstruiert, sondern ergibt sich organisch aus ihrem Erleben.

Das Buch ist nicht nur ein persönlicher Erfahrungsbericht, sondern auch ein Plädoyer für eine ganzheitliche Sicht auf Glaube, Natur und Verantwortung. Es lädt dazu ein, eingefahrene Denkmuster zu hinterfragen und Spiritualität im Einklang mit der Erde neu zu entdecken.

Ein stimmiges Gesamtwerk – vom aussagekräftigen Titel über das gelungene Cover bis hin zur inhaltlichen Tiefe. Viele Steine bilden einen Weg ist eine klare Empfehlung für alle, die sich für spirituelle Fragen interessieren, Sinn in der Natur suchen oder sich für die Verbindung von Glauben und ökologischem Handeln öffnen möchten.

Bewertung vom 20.03.2025
Das Herz kennt keine Demenz
Ayag, Jim

Das Herz kennt keine Demenz


ausgezeichnet

Ein wichtiges Thema mit viel Herz und Humor erzählt

Mit seinem Buch Das Herz kennt keine Demenz gibt Jim Ayag, Altenpfleger und TikTok-Star, einen tiefen und berührenden Einblick in die Welt der Pflege – und setzt sich mit Nachdruck für mehr Menschlichkeit im Umgang mit Demenzkranken ein.

Wer kümmert sich um die Ältesten unserer Gesellschaft? Wie gehen wir mit Menschen um, die sich in der digitalen Welt nicht mehr zurechtfinden oder gar den eigenen Heimweg vergessen? Und wie gut ist unser Gesundheitssystem auf die wachsende Zahl hilfsbedürftiger Menschen vorbereitet? Ayag stellt diese drängenden Fragen und bringt sie mit persönlichen Geschichten, Fachwissen und einer Prise Humor den Leserinnen und Lesern näher.

Besonders bewegend sind die Episoden mit Frau Tippelkamp, die stellvertretend für viele wunderbare Menschen steht, denen der Autor in seinem Berufsalltag begegnet ist. Diese Momente machen deutlich, dass Demenz weit mehr ist als nur das Vergessen – sie ist eine Herausforderung für Betroffene und Angehörige, die mit Würde, Geduld und Wertschätzung begleitet werden sollte.

Mit seinem lockeren, eingängigen Schreibstil gelingt es Ayag, ein schweres Thema greifbar zu machen. Die 190 Seiten lesen sich flüssig, berühren und stimmen nachdenklich. Besonders beeindruckend ist, dass der Autor nie belehrend wirkt, sondern auf Augenhöhe mit seinen Leserinnen und Lesern spricht. Sein Engagement und seine Leidenschaft für die Pflegeberufe sind auf jeder Seite spürbar.

Fazit: Das Herz kennt keine Demenz ist weit mehr als ein Erfahrungsbericht – es ist ein Plädoyer für ein respektvolleres und empathischeres Miteinander. Jim Ayag zeigt, dass Humor, Menschlichkeit und Fachwissen keine Gegensätze sind, sondern der Schlüssel zu einer besseren Pflege. Ein absolutes Muss für alle, die sich näher mit dem Thema Demenz auseinandersetzen möchten – sei es beruflich oder privat. Denn eines ist sicher: Früher oder später wird dieses Thema uns alle betreffen.

Bewertung vom 16.03.2025
Die Seelen von Copperdeer
T. Barrett, Sophia

Die Seelen von Copperdeer


ausgezeichnet

Zwischen Traum und Wirklichkeit. Ein mitreißender Auftakt voller Mysterien.

Mit Die Seelen von Copperdeer: Das Echo des Wolfes legt Sophia T. Barrett einen bemerkenswerten Debütroman vor. Der erste Band der Copperdeer-Reihe entführt die Leser*innen in eine düstere, atmosphärisch dichte Welt, in der die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit verschwimmen. Wer Urban Fantasy liebt, wird hier eine fesselnde Geschichte voller Geheimnisse, übernatürlicher Phänomene und tiefgehender Emotionen entdecken.

Inhalt

Die Geschichte folgt Raymond Walker, der jede Nacht von ungewöhnlich realen Träumen heimgesucht wird. Diese führen ihn in die dichten Wälder des Mount Hood und lassen ihn erkennen, dass in der beschaulichen Kleinstadt Copperdeer weit mehr verborgen liegt, als es den Anschein hat.

Bald entdeckt Raymond, dass es eine geheimnisvolle Verbindung zwischen seiner eigenen Familie und den mysteriösen Ereignissen gibt, die Copperdeer heimsuchen. Doch je tiefer er in das Rätsel eintaucht, desto gefährlicher wird es für ihn. Warum begleitet ihn das Echo eines Wolfes in den Schlaf? Was hat es mit der mysteriösen luziden Ebene auf sich? Und welche Rolle spielt der tragische Vorfall, der die Stadt erschüttert?

Mit jeder Antwort, die er findet, ergeben sich neue Fragen – und Raymond muss sich entscheiden, wie weit er bereit ist zu gehen, um die Wahrheit zu erfahren.

Stil und Atmosphäre

Sophia T. Barrett gelingt es mit ihrer bildhaften Sprache, eine fesselnde und fast schon greifbare Atmosphäre zu erschaffen. Die Beschreibungen der Wälder, der Stadt Copperdeer und der Traumsequenzen sind so lebendig, dass man als Leser das Gefühl bekommt, selbst Teil dieser Welt zu sein. Gleichzeitig sorgt die düstere und geheimnisvolle Stimmung dafür, dass eine ständige unterschwellige Spannung mitschwingt – genau das, was einen guten Urban-Fantasy-Roman ausmacht. Die Grenzen zwischen Realität und Traumwelt verschwimmen immer wieder, was für einige faszinierende, teils surreale Szenen sorgt. Der Wechsel zwischen Spannung, Emotionen und Momenten der Reflexion macht den Roman besonders vielseitig und tiefgründig.

Charaktere

Ein großes Highlight des Romans sind die vielschichtigen und authentischen Charaktere.

Raymond Walker, der Protagonist, ist ein tiefgründiger und komplexer Charakter. Seine Entwicklung steht im Zentrum der Handlung – er beginnt als jemand, der sich den Dingen eher widerwillig stellt, wächst aber zunehmend über sich hinaus. Sein innerer Konflikt zwischen Angst und Neugier macht ihn besonders greifbar und nahbar für den Leser.

Neben Raymond gibt es eine Reihe von Nebenfiguren, die das Geschehen ebenfalls bereichern. Einige von ihnen bleiben zunächst rätselhaft, andere werden nach und nach mit immer mehr Tiefe versehen. Auch die familiären Verbindungen in der Geschichte sind besonders interessant – das Gefühl, dass Vergangenheit und Gegenwart auf mysteriöse Weise verknüpft sind, zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch.

Spannung und Handlung

Die Geschichte ist durchgehend spannend und hält einige unerwartete Wendungen bereit. Besonders faszinierend ist die Art und Weise, wie sich die Puzzlestücke nach und nach zusammenfügen. Doch mit jeder enthüllten Wahrheit tauchen neue Fragen auf, sodass man als Leser regelrecht durch die Seiten getrieben wird.

Ein zentraler Aspekt des Romans ist die Verschmelzung von Traum und Wirklichkeit. Die Autorin spielt gekonnt mit der Wahrnehmung ihrer Leser*innen, was die Spannung zusätzlich verstärkt. Besonders intensiv wird es, als ein tragischer Vorfall Copperdeer erschüttert. Ohne zu viel zu verraten: Dieses Ereignis ist ein entscheidender Wendepunkt in der Geschichte und setzt eine Reihe von Entwicklungen in Gang, die auf ein noch größeres Mysterium hindeuten.

Fazit: Ein mitreißender Auftakt mit Suchtpotenzial

Mit Die Seelen von Copperdeer: Das Echo des Wolfes liefert Sophia T. Barrett einen beeindruckenden ersten Band ab, der von der ersten bis zur letzten Seite fesselt. Die gelungene Mischung aus Mystery, übernatürlichen Elementen, Spannung und emotionaler Tiefe sorgt für ein außergewöhnliches Leseerlebnis. Die dichte Atmosphäre, die vielschichtigen Charaktere und die komplexe Handlung machen das Buch zu einem echten Highlight im Urban-Fantasy-Genre. Besonders Fans von Geschichten, die sich mit Träumen, mysteriösen Phänomenen und dunklen Geheimnissen beschäftigen, werden hier voll auf ihre Kosten kommen. Leser*innen, die sich in eine Welt voller Rätsel, düsterer Legenden und mystischer Träume entführen lassen möchten, sind hier genau richtig. Denn wer einmal nach Copperdeer reist, wird so schnell nicht wieder losgelassen. Das Ende des Romans lässt diverse Fragen offen, macht aber definitiv Lust auf die Fortsetzung. Ich bin jedenfalls voller Vorfreude. Für diesen ersten Band gibt’s 5 Sterne von mir und ebenso eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 07.03.2025
Der Pinguin, der fliegen lernte
Hirschhausen, Eckart von

Der Pinguin, der fliegen lernte


ausgezeichnet

Finde dein Element – eine inspirierende Geschichte über Glück, Veränderung und das Leben an sich

Eckart von Hirschhausen gelingt mit Der Pinguin, der fliegen lernte ein ebenso tiefgründiges wie humorvolles Buch über das Leben, die Liebe und das Glück. Mit seiner bekannten Pinguin-Geschichte zeigt er auf inspirierende Weise, dass Erfolg und Zufriedenheit oft davon abhängen, ob wir uns in der richtigen Umgebung befinden – so wie der Pinguin erst im Wasser seine wahre Stärke entfalten kann.

Mit Charme und Leichtigkeit regt Hirschhausen dazu an, sich weniger mit den eigenen vermeintlichen Schwächen zu beschäftigen und stattdessen herauszufinden, wo das persönliche Element liegt. Seine klugen und einfühlsamen Worte machen das Buch zu einer wunderbaren Quelle der Motivation, die die Augen für neue Perspektiven öffnet.

Besonders beeindruckend ist die hochwertige Gestaltung des Buches. Das kompakte Format liegt gut in der Hand, und die atemberaubenden Naturaufnahmen von Stefan Christmann bereichern die Geschichte visuell. Die Mischung aus inspirierenden Gedanken, Herzenswärme und humorvollen Momenten macht dieses Buch zu einem echten Schatz – ideal für alle, die eine kleine Aufmunterung oder neue Impulse für ihr Leben suchen.

Fazit: Der Pinguin, der fliegen lernte ist ein berührendes, unterhaltsames und optisch wunderschönes Buch, das Mut macht, seinen eigenen Weg zu finden. Es eignet sich perfekt als Geschenk oder als liebevolle Erinnerung daran, dass wir alle in der richtigen Umgebung über uns selbst hinauswachsen können.

Bewertung vom 07.01.2025
BILLIE 'Ich fliege Himmel an mit ungezähmten Pferden'
Cordes, Stefan

BILLIE 'Ich fliege Himmel an mit ungezähmten Pferden'


ausgezeichnet

Poesie und Rebellion haben einen Namen: Billie!

Stefan Cordes' historischer Roman „Billie“ hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt und tief bewegt. Selten habe ich ein Buch gelesen, dass Geschichte so lebendig, greifbar und zugleich modern erscheinen lässt. Es erzählt die Geschichte von Sibylla Schwarz, einer jungen Frau im 17. Jahrhundert, die in vielerlei Hinsicht ihrer Zeit weit voraus war. Unter dem Spitznamen Billie lernen wir eine Protagonistin kennen, die leidenschaftlich, mutig und wortgewaltig ihren Platz in einer von Männern dominierten Welt behauptet.

Billie ist die jüngste Tochter des Greifswalder Bürgermeisters Schwarz, und sie lebt in einer Zeit, die von Krieg, Leid und Gewalt geprägt ist. Soldaten haben sich im Haus der Familie eingenistet, und der Alltag ist von Bedrohung und Unsicherheit gezeichnet. Doch Billie lässt sich nicht unterkriegen. Sie trotzt den Erwartungen ihrer Zeit, kämpft für Bildung und für die Freiheit, ihre Stimme durch die Poesie hörbar zu machen. Besonders beeindruckt hat mich die Art und Weise, wie Billie ihre Gedichte nicht nur als Ausdruck von Gefühlen nutzt, sondern als Waffe gegen Hass, Unterdrückung und Ungerechtigkeit. Ihre Liebe zu einer Frau wird dabei ebenso sensibel wie kraftvoll dargestellt, ohne jemals in Klischees abzurutschen.

Der Roman ist nicht nur ein faszinierendes Porträt einer historischen Persönlichkeit, sondern auch eine kritische Reflexion über Geschlechterrollen, soziale Ungleichheit und die zerstörerische Macht von Krieg und Fanatismus. Gerade die Szenen, in denen Billie ihre Gedichte verfasst, sind von einer solchen Intensität und Schönheit, dass sie mich mehrfach innehalten ließen. Stefan Cordes gelingt es meisterhaft, die poetische Sprache Billies in seinen Roman zu integrieren, ohne dass dies je gekünstelt oder aufgesetzt wirkt.

Was „Billie“ aber besonders herausragen lässt, ist die zeitlose Relevanz der behandelten Themen. Billie könnte ebenso gut eine junge Frau unserer Zeit sein. Ihr Mut, ihre Leidenschaft und ihr unbändiger Wille zur Selbstbestimmung sind universelle Werte, die heute genauso wichtig sind wie vor 400 Jahren. Stefan Cordes hat es geschafft, eine fast vergessene Dichterin wieder ins Licht zu rücken und ihr die Würdigung zukommen zu lassen, die sie verdient.

Auch sprachlich ist der Roman ein Meisterwerk. Cordes' Erzählstil ist voller Metaphorik, Poesie und dennoch klar und eindringlich. Die Dialoge wirken authentisch, die Beschreibungen der Kriegsszenerien sind beklemmend und die emotionalen Momente zwischen Billie und den Menschen, die sie liebt, sind tief berührend.

Abschließend kann ich nur sagen: „Billie“ ist ein Roman, den man gelesen haben sollte. Nicht nur, weil er uns ein wichtiges Stück Literaturgeschichte näherbringt, sondern weil er uns zeigt, was es bedeutet, für die eigene Stimme zu kämpfen. Damals wie heute. Billie Schwarz ist eine Figur, die man nicht so schnell vergisst, und Stefan Cordes hat ihr mit diesem Buch ein literarisches Denkmal gesetzt. Von mir gibt’s eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 13.12.2024
Der traurigste Himmel auf Erden (eBook, ePUB)
Zierden, Malte

Der traurigste Himmel auf Erden (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Der Weg vom Stadttauben-Retter zum bedingungslosen Tierschützer

Von den vielen, vielen Büchern, die ich in diesem Jahr gelesen habe, war „Der traurigste Himmel auf Erden“, dasjenige, das mich am meisten berührt und beeindruckt hat. Malte Zierdens Erlebnisbericht ist so ergreifend – dafür gibt’s kaum Worte. Dennoch möchte ich versuchen, meine Lese-Eindrücke zu beschreiben.

Über den Inhalt:

Malte Zierden entdeckt seine Mission im Tierschutz durch eine unerwartete Begegnung: Die Stadttaube Oßkar verirrt sich in sein Badezimmerfenster und wird zum Auslöser für eine tiefgreifende Veränderung in seinem Leben. Aus kleinen Miniatur-Taubenwohnzimmern auf der Fensterbank entstehen schon bald größere Projekte, darunter der Aufbau von Tierheimen im Ausland. Seine ehrliche und ungeschönte Dokumentation seines Einsatzes teilt Malte Zierden in den sozialen Netzwerken.

Als Mitglied der Organisation Notpfote führt sein Engagement ihn in Gebiete, die andere meiden: Er reist in Kriegs- und Krisenregionen, um Tiere zu retten. Dabei fühlt er, dass er seine wahre Bestimmung gefunden hat. Doch dieser Einsatz fordert einen hohen Preis: Was passiert, wenn die Erfüllung der eigenen Aufgabe zur Belastung wird und an die Grenzen der eigenen Kräfte führt?

In seinem Buch gewährt Malte Zierden tiefe Einblicke in seine Gedanken, Emotionen, Zweifel und Hoffnungen. Es erzählt seine persönliche Geschichte, wie er durch sein soziales Engagement zum Tierschützer wurde, und schärft zugleich das Bewusstsein für Missstände im Tierschutz. Leser:innen lernen die Bedürfnisse und Rechte der Tiere besser kennen und werden für die Herausforderungen sensibilisiert, die mit dem Schutz dieser Lebewesen einhergehen.

Malte Zierden nimmt seine Leser:innen einfühlsam und authentisch mit auf seine Einsätze und zeigt, was es bedeutet, für Tiere zu kämpfen. Seine Begegnungen mit den vielen Tierseelen dieser Welt sollen Tierliebhaber:innen und all jene, die selbst aktiv werden möchten, inspirieren. Sein Einsatz beginnt vor der eigenen Haustür und geht weit über nationale Grenzen hinaus. Getreu seinem Motto „Alles für die Tiere, immer“ gibt er den vergessenen und hilflosen Tieren dieser Welt eine Stimme.

Mein Fazit:

Mich persönlich hat Malte Zierdens Geschichte zutiefst berührt und gleichzeitig vollkommen fassungslos zurückgelassen. Ich wünsche mir wie er zu sein bzw. zu werden. Er ist unfassbar authentisch, ehrlich, sensitiv und liebevoll – kurzum, eine richtig reine Seele. Gäbe es von seiner Sorte mehr auf diesem Planeten, hätten wir wahrscheinlich paradiesische Verhältnisse. Schade, dass wir (noch) meilenweit davon entfernt sind.

„Der traurigste Himmel auf Erden“ ist auf jeden Fall ein wichtiger Beitrag für alle Leser:innen, denen Tierschutz am Herzen liegt. Das Buch motiviert dazu, sich selbst mehr einzubringen und achtsamer im Umgang mit Tieren zu sein. Mehr Menschlichkeit und Bewusstheit ist gefragt, und ich denke, dazu ist jede(r) fähig.

5 Sterne für dieses wundervolle Buch mit ergreifendem Inhalt und genialem Cover(!), für das ich gerne sehr viel mehr Sterne vergeben hätte!

Bewertung vom 27.11.2024
22 Leben
haller, c.p.

22 Leben


ausgezeichnet

Der Schmetterlingseffekt in Romanform

Nachdem mir schon 23 Leben von C. P. Haller supergut gefallen hat, war klar, dass ich auch den Folgeband 22 Leben unbedingt lesen möchte. Gesagt, gelesen!

Und darum geht’s:

In kurzen Episoden wird man mitten in das Leben von 22 Menschen hineingezogen und erlebt mit ihnen tiefgreifende Momente und Emotionen, die jeweils durch eine andere Person ausgelöst werden.

Keine Frage, das Buch hat eine unwiderstehliche Sogwirkung und zieht einen von der ersten bis zur letzten Zeile in seinen Bann. Zumindest habe ich die Lektüre so erlebt. Jedes Mal, wenn ich das Buch zur Seite legen wollte, dachte ich mir: 'Ach komm, eine Episode geht noch.' Und schwupps war ich auch schon am Ende des Buchs angelangt.

22 Leben folgt einem ungewöhnlichen Konzept, das ich in dieser Form bis jetzt noch in keinem anderen Buch entdeckt habe. (Außer in 23 Leben!) Es handelt sich um den sogenannten Schmetterlingseffekt, was bedeutet, dass allein der Flügelschlag eines Schmetterlings einen ganzen Wirbelsturm auf der anderen Seite der Welt auslösen kann. Ganz so spektakulär geht es in diesem Buch natürlich nicht zu, aber das generelle Prinzip des Effekts kommt trotzdem sehr gut zum Ausdruck.

Davon abgesehen liest sich 22 Leben unglaublich flüssig, nicht zuletzt wegen der wirklich gelungenen Dialoge. Da sitzt wirklich jedes Wort. Und ebenso das Ungesagte, das sich zwischen den Zeilen verbirgt, konnte mich immer wieder erreichen und berühren.

Ich freue mich jetzt schon auf 21 Leben von C. P. Haller und hoffe, dass ich nicht allzu lange auf die Veröffentlichung des Titels warten muss.

Bewertung vom 19.11.2024
Die Goldene Schreibmaschine
Henn, Carsten Sebastian

Die Goldene Schreibmaschine


ausgezeichnet

Die Goldene Schreibmaschine verzaubert nicht nur junge Leser

Die Goldene Schreibmaschine von Carsten Henn ist ein bezauberndes Kinderbuch, das mich ab der ersten Seite in seinen Bann gezogen hat. Mit seinem Kinderbuch-Debüt beweist der Bestsellerautor ein feines Gespür für die Magie der Worte und die Kraft von Geschichten. Die Erzählung vereint magische Fantasy-Elemente mit realistischen Momenten und schafft so eine faszinierende Welt, in der die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht Emily, die hinter der Bibliothek ihrer Großmutter Rose eine geheime Bibliothek entdeckt. Diese verborgene Bücherei ist ein wahrer Schatz – sie enthält jedes Buch, das jemals geschrieben wurde. Der Kern der Magie liegt jedoch in einer goldenen Schreibmaschine, mit der es möglich ist, den Lauf der Geschichte in Büchern zu verändern – und diese Änderungen schlagen sich auf die reale Welt nieder. Schon bald erkennt Emily, dass diese unglaubliche Macht nicht nur Segen, sondern auch Fluch sein kann. Ihr skrupelloser Lehrer Dr. Dresskau erfährt von der Existenz der magischen Bibliothek und will sie für seine düsteren Pläne nutzen. Ein spannender Wettlauf gegen die Zeit beginnt: Kann Emily verhindern, dass Dresskau seine finsteren Machenschaften in die Tat umsetzt?

Die Goldene Schreibmaschine ist mehr als nur ein Abenteuerroman für Kinder ab zehn Jahren. Es ist eine leidenschaftliche Hommage an die Magie von Geschichten und ihre prägende Kraft. Carsten Henn schafft es, auf spannende und humorvolle Weise wichtige Themen wie Machtmissbrauch, Freundschaft und Mut zu beleuchten. Dabei entwickelt sich Emily als Protagonistin zu einer sympathischen, mutigen und glaubwürdigen Heldin, mit der sich junge Leserinnen und Leser leicht identifizieren können. Die Nebenfiguren – allen voran die warmherzige Oma Rose, der verständnisvolle Opa Martin und die loyale Unterstützung von Emilys Freunden – bereichern die Geschichte und tragen zur emotionalen Tiefe des Romans bei.

Dr. Dresskau als Antagonist ist eindrucksvoll dargestellt: Seine finsteren Absichten und sein skrupelloser Machtmissbrauch verleihen der Geschichte die nötige Spannung und laden zugleich zum Nachdenken über moralische Fragen ein. Dabei gelingt es Henn, das Gleichgewicht zwischen Spannung und Humor zu wahren, was die Lektüre zu einem echten Genuss macht – sowohl für Kinder als auch für erwachsene Leser.

Mit seinem fesselnden Stil, der sowohl tiefgründige als auch humorvolle Passagen bietet, und einer einzigartigen Geschichte, die zum Träumen einlädt, ist Die Goldene Schreibmaschine ein echtes Lesehighlight. Das wunderschöne Cover, das die magische Atmosphäre der Erzählung perfekt einfängt, rundet das Werk ab. Carsten Henn ist mit diesem Buch ein beeindruckendes Debüt in der Kinderliteratur gelungen, das in keinem Bücherregal fehlen sollte.