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Feder im Wind

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Insgesamt 52 Bewertungen
Bewertung vom 07.01.2025
BILLIE 'Ich fliege Himmel an mit ungezähmten Pferden'
Cordes, Stefan

BILLIE 'Ich fliege Himmel an mit ungezähmten Pferden'


ausgezeichnet

Poesie und Rebellion haben einen Namen: Billie!

Stefan Cordes' historischer Roman „Billie“ hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt und tief bewegt. Selten habe ich ein Buch gelesen, dass Geschichte so lebendig, greifbar und zugleich modern erscheinen lässt. Es erzählt die Geschichte von Sibylla Schwarz, einer jungen Frau im 17. Jahrhundert, die in vielerlei Hinsicht ihrer Zeit weit voraus war. Unter dem Spitznamen Billie lernen wir eine Protagonistin kennen, die leidenschaftlich, mutig und wortgewaltig ihren Platz in einer von Männern dominierten Welt behauptet.

Billie ist die jüngste Tochter des Greifswalder Bürgermeisters Schwarz, und sie lebt in einer Zeit, die von Krieg, Leid und Gewalt geprägt ist. Soldaten haben sich im Haus der Familie eingenistet, und der Alltag ist von Bedrohung und Unsicherheit gezeichnet. Doch Billie lässt sich nicht unterkriegen. Sie trotzt den Erwartungen ihrer Zeit, kämpft für Bildung und für die Freiheit, ihre Stimme durch die Poesie hörbar zu machen. Besonders beeindruckt hat mich die Art und Weise, wie Billie ihre Gedichte nicht nur als Ausdruck von Gefühlen nutzt, sondern als Waffe gegen Hass, Unterdrückung und Ungerechtigkeit. Ihre Liebe zu einer Frau wird dabei ebenso sensibel wie kraftvoll dargestellt, ohne jemals in Klischees abzurutschen.

Der Roman ist nicht nur ein faszinierendes Porträt einer historischen Persönlichkeit, sondern auch eine kritische Reflexion über Geschlechterrollen, soziale Ungleichheit und die zerstörerische Macht von Krieg und Fanatismus. Gerade die Szenen, in denen Billie ihre Gedichte verfasst, sind von einer solchen Intensität und Schönheit, dass sie mich mehrfach innehalten ließen. Stefan Cordes gelingt es meisterhaft, die poetische Sprache Billies in seinen Roman zu integrieren, ohne dass dies je gekünstelt oder aufgesetzt wirkt.

Was „Billie“ aber besonders herausragen lässt, ist die zeitlose Relevanz der behandelten Themen. Billie könnte ebenso gut eine junge Frau unserer Zeit sein. Ihr Mut, ihre Leidenschaft und ihr unbändiger Wille zur Selbstbestimmung sind universelle Werte, die heute genauso wichtig sind wie vor 400 Jahren. Stefan Cordes hat es geschafft, eine fast vergessene Dichterin wieder ins Licht zu rücken und ihr die Würdigung zukommen zu lassen, die sie verdient.

Auch sprachlich ist der Roman ein Meisterwerk. Cordes' Erzählstil ist voller Metaphorik, Poesie und dennoch klar und eindringlich. Die Dialoge wirken authentisch, die Beschreibungen der Kriegsszenerien sind beklemmend und die emotionalen Momente zwischen Billie und den Menschen, die sie liebt, sind tief berührend.

Abschließend kann ich nur sagen: „Billie“ ist ein Roman, den man gelesen haben sollte. Nicht nur, weil er uns ein wichtiges Stück Literaturgeschichte näherbringt, sondern weil er uns zeigt, was es bedeutet, für die eigene Stimme zu kämpfen. Damals wie heute. Billie Schwarz ist eine Figur, die man nicht so schnell vergisst, und Stefan Cordes hat ihr mit diesem Buch ein literarisches Denkmal gesetzt. Von mir gibt’s eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 13.12.2024
Der traurigste Himmel auf Erden (eBook, ePUB)
Zierden, Malte

Der traurigste Himmel auf Erden (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Der Weg vom Stadttauben-Retter zum bedingungslosen Tierschützer

Von den vielen, vielen Büchern, die ich in diesem Jahr gelesen habe, war „Der traurigste Himmel auf Erden“, dasjenige, das mich am meisten berührt und beeindruckt hat. Malte Zierdens Erlebnisbericht ist so ergreifend – dafür gibt’s kaum Worte. Dennoch möchte ich versuchen, meine Lese-Eindrücke zu beschreiben.

Über den Inhalt:

Malte Zierden entdeckt seine Mission im Tierschutz durch eine unerwartete Begegnung: Die Stadttaube Oßkar verirrt sich in sein Badezimmerfenster und wird zum Auslöser für eine tiefgreifende Veränderung in seinem Leben. Aus kleinen Miniatur-Taubenwohnzimmern auf der Fensterbank entstehen schon bald größere Projekte, darunter der Aufbau von Tierheimen im Ausland. Seine ehrliche und ungeschönte Dokumentation seines Einsatzes teilt Malte Zierden in den sozialen Netzwerken.

Als Mitglied der Organisation Notpfote führt sein Engagement ihn in Gebiete, die andere meiden: Er reist in Kriegs- und Krisenregionen, um Tiere zu retten. Dabei fühlt er, dass er seine wahre Bestimmung gefunden hat. Doch dieser Einsatz fordert einen hohen Preis: Was passiert, wenn die Erfüllung der eigenen Aufgabe zur Belastung wird und an die Grenzen der eigenen Kräfte führt?

In seinem Buch gewährt Malte Zierden tiefe Einblicke in seine Gedanken, Emotionen, Zweifel und Hoffnungen. Es erzählt seine persönliche Geschichte, wie er durch sein soziales Engagement zum Tierschützer wurde, und schärft zugleich das Bewusstsein für Missstände im Tierschutz. Leser:innen lernen die Bedürfnisse und Rechte der Tiere besser kennen und werden für die Herausforderungen sensibilisiert, die mit dem Schutz dieser Lebewesen einhergehen.

Malte Zierden nimmt seine Leser:innen einfühlsam und authentisch mit auf seine Einsätze und zeigt, was es bedeutet, für Tiere zu kämpfen. Seine Begegnungen mit den vielen Tierseelen dieser Welt sollen Tierliebhaber:innen und all jene, die selbst aktiv werden möchten, inspirieren. Sein Einsatz beginnt vor der eigenen Haustür und geht weit über nationale Grenzen hinaus. Getreu seinem Motto „Alles für die Tiere, immer“ gibt er den vergessenen und hilflosen Tieren dieser Welt eine Stimme.

Mein Fazit:

Mich persönlich hat Malte Zierdens Geschichte zutiefst berührt und gleichzeitig vollkommen fassungslos zurückgelassen. Ich wünsche mir wie er zu sein bzw. zu werden. Er ist unfassbar authentisch, ehrlich, sensitiv und liebevoll – kurzum, eine richtig reine Seele. Gäbe es von seiner Sorte mehr auf diesem Planeten, hätten wir wahrscheinlich paradiesische Verhältnisse. Schade, dass wir (noch) meilenweit davon entfernt sind.

„Der traurigste Himmel auf Erden“ ist auf jeden Fall ein wichtiger Beitrag für alle Leser:innen, denen Tierschutz am Herzen liegt. Das Buch motiviert dazu, sich selbst mehr einzubringen und achtsamer im Umgang mit Tieren zu sein. Mehr Menschlichkeit und Bewusstheit ist gefragt, und ich denke, dazu ist jede(r) fähig.

5 Sterne für dieses wundervolle Buch mit ergreifendem Inhalt und genialem Cover(!), für das ich gerne sehr viel mehr Sterne vergeben hätte!

Bewertung vom 27.11.2024
22 Leben
haller, c.p.

22 Leben


ausgezeichnet

Der Schmetterlingseffekt in Romanform

Nachdem mir schon 23 Leben von C. P. Haller supergut gefallen hat, war klar, dass ich auch den Folgeband 22 Leben unbedingt lesen möchte. Gesagt, gelesen!

Und darum geht’s:

In kurzen Episoden wird man mitten in das Leben von 22 Menschen hineingezogen und erlebt mit ihnen tiefgreifende Momente und Emotionen, die jeweils durch eine andere Person ausgelöst werden.

Keine Frage, das Buch hat eine unwiderstehliche Sogwirkung und zieht einen von der ersten bis zur letzten Zeile in seinen Bann. Zumindest habe ich die Lektüre so erlebt. Jedes Mal, wenn ich das Buch zur Seite legen wollte, dachte ich mir: 'Ach komm, eine Episode geht noch.' Und schwupps war ich auch schon am Ende des Buchs angelangt.

22 Leben folgt einem ungewöhnlichen Konzept, das ich in dieser Form bis jetzt noch in keinem anderen Buch entdeckt habe. (Außer in 23 Leben!) Es handelt sich um den sogenannten Schmetterlingseffekt, was bedeutet, dass allein der Flügelschlag eines Schmetterlings einen ganzen Wirbelsturm auf der anderen Seite der Welt auslösen kann. Ganz so spektakulär geht es in diesem Buch natürlich nicht zu, aber das generelle Prinzip des Effekts kommt trotzdem sehr gut zum Ausdruck.

Davon abgesehen liest sich 22 Leben unglaublich flüssig, nicht zuletzt wegen der wirklich gelungenen Dialoge. Da sitzt wirklich jedes Wort. Und ebenso das Ungesagte, das sich zwischen den Zeilen verbirgt, konnte mich immer wieder erreichen und berühren.

Ich freue mich jetzt schon auf 21 Leben von C. P. Haller und hoffe, dass ich nicht allzu lange auf die Veröffentlichung des Titels warten muss.

Bewertung vom 19.11.2024
Die Goldene Schreibmaschine
Henn, Carsten Sebastian

Die Goldene Schreibmaschine


ausgezeichnet

Die Goldene Schreibmaschine verzaubert nicht nur junge Leser

Die Goldene Schreibmaschine von Carsten Henn ist ein bezauberndes Kinderbuch, das mich ab der ersten Seite in seinen Bann gezogen hat. Mit seinem Kinderbuch-Debüt beweist der Bestsellerautor ein feines Gespür für die Magie der Worte und die Kraft von Geschichten. Die Erzählung vereint magische Fantasy-Elemente mit realistischen Momenten und schafft so eine faszinierende Welt, in der die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht Emily, die hinter der Bibliothek ihrer Großmutter Rose eine geheime Bibliothek entdeckt. Diese verborgene Bücherei ist ein wahrer Schatz – sie enthält jedes Buch, das jemals geschrieben wurde. Der Kern der Magie liegt jedoch in einer goldenen Schreibmaschine, mit der es möglich ist, den Lauf der Geschichte in Büchern zu verändern – und diese Änderungen schlagen sich auf die reale Welt nieder. Schon bald erkennt Emily, dass diese unglaubliche Macht nicht nur Segen, sondern auch Fluch sein kann. Ihr skrupelloser Lehrer Dr. Dresskau erfährt von der Existenz der magischen Bibliothek und will sie für seine düsteren Pläne nutzen. Ein spannender Wettlauf gegen die Zeit beginnt: Kann Emily verhindern, dass Dresskau seine finsteren Machenschaften in die Tat umsetzt?

Die Goldene Schreibmaschine ist mehr als nur ein Abenteuerroman für Kinder ab zehn Jahren. Es ist eine leidenschaftliche Hommage an die Magie von Geschichten und ihre prägende Kraft. Carsten Henn schafft es, auf spannende und humorvolle Weise wichtige Themen wie Machtmissbrauch, Freundschaft und Mut zu beleuchten. Dabei entwickelt sich Emily als Protagonistin zu einer sympathischen, mutigen und glaubwürdigen Heldin, mit der sich junge Leserinnen und Leser leicht identifizieren können. Die Nebenfiguren – allen voran die warmherzige Oma Rose, der verständnisvolle Opa Martin und die loyale Unterstützung von Emilys Freunden – bereichern die Geschichte und tragen zur emotionalen Tiefe des Romans bei.

Dr. Dresskau als Antagonist ist eindrucksvoll dargestellt: Seine finsteren Absichten und sein skrupelloser Machtmissbrauch verleihen der Geschichte die nötige Spannung und laden zugleich zum Nachdenken über moralische Fragen ein. Dabei gelingt es Henn, das Gleichgewicht zwischen Spannung und Humor zu wahren, was die Lektüre zu einem echten Genuss macht – sowohl für Kinder als auch für erwachsene Leser.

Mit seinem fesselnden Stil, der sowohl tiefgründige als auch humorvolle Passagen bietet, und einer einzigartigen Geschichte, die zum Träumen einlädt, ist Die Goldene Schreibmaschine ein echtes Lesehighlight. Das wunderschöne Cover, das die magische Atmosphäre der Erzählung perfekt einfängt, rundet das Werk ab. Carsten Henn ist mit diesem Buch ein beeindruckendes Debüt in der Kinderliteratur gelungen, das in keinem Bücherregal fehlen sollte.

Bewertung vom 18.11.2024
Das Igel-Tagebuch
Sands, Sarah

Das Igel-Tagebuch


ausgezeichnet

Eine bewegende Geschichte über die Welt der Igel und übers Loslassen

„Das Igel-Tagebuch“ von Sarah Sands ist weit mehr als nur die Geschichte eines kleinen Igels, der an einem verregneten Oktobernachmittag gerettet wird – es ist ein liebevoll geschriebenes Werk über das Leben, den Abschied und den Trost, den uns die Natur spenden kann. Sarah Sands nimmt uns mit auf eine persönliche und zugleich universelle Reise, die sich um Peggy, den geretteten Igel, dreht, aber ebenso um das Loslassen und den Umgang mit dem nahenden Verlust ihres pflegebedürftigen Vaters.

Das Buch beeindruckt durch seine facettenreiche Erzählung, die Naturkunde, Philosophie und sogar gesellschaftspolitische Themen aufgreift – immer in Bezug zum stacheligen Protagonisten. Sands gelingt es, die erstaunlichen Eigenheiten der Igelspezies mit fundierter Sachkenntnis und tiefem Respekt darzustellen. So erfahren wir beispielsweise, dass Igel während des Winterschlafs ihre Körpertemperatur drastisch auf zwei Grad absenken können, oder dass sogar der Philosoph Jacques Derrida den Igel als poetische Metapher verwendet hat. Der umfangreiche Rechercheaufwand, den die Autorin betrieben hat, zeigt sich am detaillierten Quellenverzeichnis, das ihren Text abrundet und das sachlich fundierte Wesen des Buches unterstreicht.

Stilistisch merkt man Sarah Sands journalistische Herkunft. Ihre Prosa ist klar, sachlich und doch berührend, wenn sie von persönlichen Ängsten, Trauer und der langsamen Annäherung an den Abschied spricht. Die nüchterne Sprache untermauert die Authentizität und Nachdenklichkeit der Geschichte, ohne je ins Sentimentale abzudriften.

Doch was das Buch auch sehr besonders macht, ist die Nähe, die es schafft – zu den Igeln und zur Natur an sich. Die Geschichte lädt dazu ein, sich mit der verletzlichen Schönheit der Welt um uns herum auseinanderzusetzen und Parallelen zwischen Mensch und Tier zu ziehen. Das Loslassen eines geliebten Menschen wird sensitiv thematisiert, und es zeigt sich, wie zerbrechlich und zugleich voller Hoffnung das Leben ist.

„Das Igel-Tagebuch“ ist eine bewegende Lektüre für alle, die sich mit Themen wie Abschied, Trost und der Verbindung zur Natur auseinandersetzen möchten. Es ist zugleich informativ und emotional berührend – eine Hommage an das Leben und die unvorhersehbaren Begegnungen, die es prägen. Ein Buch, das im Gedächtnis bleibt und dazu inspiriert, die kleinen Wunder des Alltags bewusster wahrzunehmen. Insgesamt ein Werk, das sowohl Sachbuchliebhaber als auch Naturfreunde und Menschen, die berührende persönliche Geschichten schätzen, begeistern wird.

Bewertung vom 30.10.2024
23 Leben
haller, c.p.

23 Leben


sehr gut

Gelungener Episodenroman, der von der Macht unserer Muster erzählt

„23 Leben“ von C. P. Haller ist ein außergewöhnlicher Episodenroman, der auf faszinierende Weise 23 Einzelschicksale miteinander verwebt. Die Protagonisten, die sich in einer Art Kettenreaktion nacheinander begegnen, erfahren dadurch Momente, die ihr Leben teils unbemerkt, teils drastisch verändern. C. P. Haller beweist dabei einen angenehmen, fließenden Schreibstil, der es leicht macht, die unterschiedlichen Charaktere und ihre jeweiligen Lebenswelten kennenzulernen und sich in ihre Erfahrungen und Gedanken hineinzuversetzen.

Bemerkenswert ist auch die Erzählweise der Autorin, die es schafft, sowohl psychologische Tiefe als auch eine leicht verständliche Handlung zu vereinen. Die kurzen Episoden formen ein dichtes Netzwerk von Begegnungen und Entscheidungen, die im Laufe des Romans zunehmend die Frage nach dem freien Willen und der Möglichkeit zur Veränderung aufwerfen. Im zweiten Teil des Buches nimmt die Autorin die Leser:innen mit auf eine psychologische Erkundungsreise: Kann der Mensch wirklich seine Muster durchbrechen und neue Entscheidungen treffen, oder bleibt er in seinem inneren Kreis gefangen, wiederholt die gleichen Erfahrungen und nimmt unbewusst Einfluss auf die Menschen um ihn herum? In umgekehrter Reihenfolge erlebt man die „23 Leben“ erneut – diesmal mit dem Fokus auf den psychologischen Spannungen und Veränderungen, die diesen Schicksalen innewohnen.

„23 Leben“ ist dabei nicht nur ein Roman über Schicksal und Entscheidungen, sondern auch eine Einladung an die Leser:innen, sich mit ihren eigenen Lebenswegen und den Entscheidungen, die sie selbst betreffen, auseinanderzusetzen. C. P. Hallers Stil ist gleichermaßen poetisch und präzise. Sie versteht es, komplexe Lebensthemen in zugängliche Geschichten zu verpacken und lässt die Leser:innen nachdenklich, aber auch hoffnungsvoll zurück. Der Roman ist eine echte Empfehlung für alle, die an den Schnittstellen zwischen Alltag, Schicksal und Psychologie interessiert sind.

Leider bekommt das Buch trotzdem nur 4 Sterne von mir, weil es nicht ordentlich lektoriert bzw. korrigiert wurde. Dafür kann die Autorin zwar nichts, aber mich haben die zahlreichen Fehler während der Lektüre doch ziemlich gestört.

Bewertung vom 26.10.2024
Die träumende KI
Fassnacht, Lucas

Die träumende KI


ausgezeichnet

Ist es möglich, mit ChatGPT kreativ(er) zu schreiben?

„Die träumende KI“ von Lucas Fassnacht ist ein wundervoller Schreib-Ratgeber und richtet sich an all jene, für die das Schreiben mehr als ein kreativer Prozess ist. Denn Schreiben ist vor allem auch ein Handwerk. Das Buch enthält diesbezüglich wertvolle Tipps, wie man mittels ChatGPT bessere Schreibergebnisse erzielen kann. Es geht allerdings nicht darum, dass das KI-Tool einem das Schreiben komplett abnimmt, sondern vielmehr darum, dass es einen als Werkzeug während des Schreibens unterstützt.

In 9 Kapiteln vermittelt Lucas Fassnacht auf sehr lesenswerte und anschauliche Weise, wie sich ChatGPT sinnvoll einsetzen lässt. Ob bei der Suche nach Ideen oder der Entwicklung der Protagonisten, ChatGPT kann in vielerlei Hinsicht sehr hilfreich sein. Dies gilt z. B. auch für Hintergrundwissen, Dialoge und stilistische Aspekte.

Insgesamt ist „Die träumende KI“ ein überaus informativer Leitfaden für den Umgang mit ChatGPT. Ich würde das Buch sowohl Schreibanfängern als auch versierten Textprofis empfehlen.

Und die Frage „Ist es möglich, mit ChatGPT kreativ(er) zu schreiben?“, würde ich nach der Lektüre des Buchs mit einem klaren Ja beantworten. Erst war ich wirklich skeptisch, ob das geht, aber jetzt nicht mehr.

Bewertung vom 17.10.2024
Der Traum des Nomaden
Pöltl, Jonas

Der Traum des Nomaden


ausgezeichnet

Wenn sich Abenteuer und Weisheit vereinen

Der Traum des Nomaden nimmt den Leser mit auf eine fesselnde Reise, die weit über ein physisches Abenteuer hinausgeht. Im Zentrum steht der 17-jährige Nael, der von einem wiederkehrenden Traum heimgesucht wird. Dieser Traum, dessen Bedeutung für ihn völlig unklar ist, ist der Ausgangspunkt für eine Reise, die zutiefst spirituell ist. Naels Suche nach der „Essenz seines Traums“ wird zu einer Reise der Selbstfindung und Bestimmung – ein Thema, das dem Autor Jonas Pöltl besonders am Herzen zu liegen scheint.

Der Traum des Nomaden ist jedoch weit mehr als eine Abenteuergeschichte, obwohl er die klassischen Elemente eines solchen aufgreift: Es gibt Gefahren, Herausforderungen, und auch eine antagonistische Macht, die mysteriöse „Bruderschaft des schwarzen Skorpions“, die Nael daran hindern will, seine Bestimmung zu finden. Diese Bruderschaft steht symbolisch für die inneren und äußeren Hindernisse, die einem auf dem Weg der Selbstverwirklichung im Weg stehen können. Zumindest habe ich es so verstanden. Die Abenteuer-Elemente sorgen für Spannung und halten den Leser durchweg in Atem, während die philosophischen Fragestellungen eine tiefere Reflexionsebene schaffen.

Die Handlung ist einfühlsam und spannend geschrieben und führt durch eine Welt voller Symbolik und Weisheiten. Naels Begegnungen, vor allem mit dem geheimnisvollen Falken, der quasi als spiritueller Begleiter fungiert, sind nicht nur episodische Abenteuer, sondern tragen wesentlich dazu bei, dass Nael sich seiner eigenen Stärken und Schwächen bewusst wird. Der Falke selbst steht symbolisch für Weitblick, Freiheit und innere Stärke – Eigenschaften, die Nael erst lernen muss, um seine Bestimmung zu verstehen.

Was den Traum des Nomaden besonders auszeichnet, sind die zahlreichen klugen und alltagstauglichen Lebensweisheiten, die der Roman vermittelt. Jonas Pöltl gelingt es, philosophische Überlegungen über die Sinnsuche und die Selbstbestimmung in den Dialogen und Erlebnissen seiner Figuren organisch zu verweben. Diese Weisheiten wirken nie aufgesetzt oder belehrend, sondern sind subtil in die Handlung eingebettet. Sie bieten eine wahre Schatztruhe an Inspiration für alle, die sich mit den großen Fragen des Lebens auseinandersetzen wollen. Themen wie Mut, Verantwortung, Freiheit und der Glaube an sich selbst ziehen sich durch den gesamten Roman und machen ihn zu einem wertvollen Begleiter auf der eigenen Lebensreise.

Pöltl zeigt durch Naels Reise auch auf, dass der Weg zur Selbstfindung nicht linear verläuft. Nael erlebt Rückschläge und gerät immer wieder ins Zweifeln. Doch gerade diese Widerstände sind es, die ihn reifen lassen. Die Figur des Falken als wiederkehrender Begleiter stellt dabei eine Art Leitmotiv dar und gibt Nael immer wieder die Kraft, seinen Weg fortzusetzen.

Sprachlich ist der Roman gleichermaßen ansprechend wie zugänglich. Jonas Pöltl versteht es, seine Welt lebendig zu schildern, ohne sich in langatmigen Beschreibungen zu verlieren. Die Landschaften, die Nael durchquert, sind so eindrucksvoll und farbenprächtig beschrieben, dass man sich als Leser regelrecht in die Weite der Wüste hineinversetzt fühlt. Gleichzeitig bleibt der Fokus stets auf Naels innerem Erleben und den zwischenmenschlichen Begegnungen. Die Balance zwischen äußeren Abenteuern und innerer Entwicklung ist hervorragend gelungen, was den Roman sowohl für Liebhaber von Abenteuerliteratur als auch für Leser, die eine tiefere, reflektierte Auseinandersetzung mit den Lebensfragen suchen, interessant macht.

Es ist bemerkenswert, wie Jonas Pöltl mit seiner bildhaften Sprache und seinen gut durchdachten Metaphern eine Geschichte erzählt, die zugleich unterhält und inspiriert. Der Traum des Nomaden lässt sich daher auch als eine wahre Fundgrube für „Lebensgestalter“ beschreiben und wird all jene ansprechen, die nach Wegen suchen, ihr eigenes Leben bewusster und selbstbestimmter zu gestalten. Das Buch regt dazu an, innezuhalten und darüber nachzudenken, was die eigene Bestimmung ist und wie man den Mut findet, ihr zu folgen, selbst wenn der Weg unklar oder steinig ist. In diesem Kontext ist auch Naels Notizbuch am Ende des Buches besonders wertvoll, denn darin sind noch einmal alle seine Erfahrungen und Lebensweisheiten zusammengefasst.

Fazit:

Der Traum des Nomaden ist Jonas Pöltls vierter Roman und zeigt, dass der Autor in seinem Schaffen einen Punkt erreicht hat, an dem er mit beeindruckender Leichtigkeit Abenteuer, Philosophie und Poesie zu einer einzigartigen Erzählung verwebt. Auf rund 250 Seiten bietet das Buch eine spannende, aber auch tiefgehende Lektüre, die den Leser von der ersten bis zur letzten Seite mitreißt.

Bewertung vom 16.10.2024
Weihnachten mit Tony
Lucas, Stella

Weihnachten mit Tony


ausgezeichnet

Weihnachtsromantik trifft Tierschutz: Ein Wintermärchen mit Herz und Seele

Weihnachten mit Tony von Stella Lucas bietet eine perfekte Mischung aus Winterwunder-Atmosphäre, romantischer Spannung und tierischer Wärme. Es ist ein toller Wohlfühlroman für die kalte Jahreszeit, der Leserinnen und Leser in das verschneite Schottland entführt und gleichzeitig das Herz für eine besondere Tierart, die Wallabys, öffnet.

Die Geschichte spielt im malerischen Schottland, das während der (Vor-)Weihnachtszeit in tiefem Schnee versinkt und eine bezaubernde Kulisse für die Handlung bietet. Überaus sympathische Protagonisten kämpfen dort um die Rettung der dort lebenden Wallabys.

Wie so oft in Feel-Good-Romanen geht es um Hoffnungen, Träume und die große Liebe.

Die beiden Hauptfiguren des Romans, Carrie und Marc, struggeln mit typischen Beziehungsproblemen, Missverständnissen und der Angst, verletzt zu werden. Zahlreiche emotionale Ups and Downs fügen der ansonsten eher leichten, romantischen Handlung eine tiefere Ebene hinzu.

Was diesen Roman besonders auszeichnet, sind die insgesamt hervorragend gezeichneten Charaktere. Nicht nur Carrie und Marc sind von Anfang an echte Sympathieträger, die sofort mein Leseherz erobert haben. Unter anderem konnten mich auch Carries eigensinniger Vater Henry, der Hallodri Darren und die überaus liebenswerte Fanny überzeugen. Nicht zu vergessen Wallaby Tony und Kater Merlin.

Neben den klassischen Motiven der Liebe und des Neuanfangs spielt der Roman gekonnt mit Themen wie Authentizität und Verlustängsten. Die Rettung der Wallabys ist dabei mehr als nur eine Nebenhandlung – sie spiegelt auch Carries und Marcs emotionale Reise wider. Beide kämpfen auf ihre Weise um das, was ihnen wichtig ist. Die Tiere werden dabei zu Symbolfiguren für Verletzlichkeit, aber auch für Hoffnung und Neuanfänge. Das Schicksal der Wallabys und der Protagonisten sind eng miteinander verknüpft, was dem Roman eine ergreifende Tiefe verleiht.

Bemerkenswert ist die authentische Darstellung der Beziehungskonflikte. Im Gegensatz zu manch oberflächlichen Liebesgeschichten arbeitet die Autorin hier mit realen, emotionalen Problemen. So werden Verlustängste, Selbstzweifel und Kommunikationsprobleme sensibel und glaubwürdig behandelt. Dies macht es leicht, sich mit den Figuren zu identifizieren.

Stella Lucas versteht es meisterhaft, eine winterliche Atmosphäre zu schaffen, die Lust auf Kaminfeuer, heiße Schokolade und gemütliche Lesestunden auf dem Sofa macht. Das gesamte Setting erzeugt ein wohliges Gefühl der Geborgenheit. Und reichlich Wortwitz in Form knackiger Dialoge machen die Lektüre umso charmanter.

Kurzum, Weihnachten mit Tony ist ein herzerwärmender Winterroman, der nicht nur durch seine romantische Geschichte, sondern auch durch seine liebevoll gezeichneten Charaktere und die Tierschutz-Thematik überzeugt. Stella Lucas gelingt es, auch eher ernste Themen in eine hoffnungsvolle und positive Geschichte zu verpacken, die gleichzeitig unterhaltsam, berührend und tiefgründig ist. Die Rettung der Wallabys und die romantische Spannung zwischen Carrie und Marc sind wunderbar miteinander verwoben und machen diesen Roman zu einem absoluten Lese-Highlight.

Für alle, die sich nach einer gefühlvollen und bewegenden Geschichte sehnen, in der es um Liebe, zweite Chancen und die Rettung einer kleinen, pelzigen Gemeinschaft geht, ist dieser 5-Sterne-Roman die perfekte Wahl.

Bewertung vom 24.09.2024
Die Unmöglichkeit des Lebens
Haig, Matt

Die Unmöglichkeit des Lebens


ausgezeichnet

Ein toller Roman, der nachhallt

Matt Haig in Bestform

Eines vorab: Ich habe schon einige Bücher von Matt Haig gelesen und fand sie alle toll und lesenswert, aber „Die Unmöglichkeit des Lebens“ toppt alle. Dieses Buch ist wirklich ganz außergewöhnlich und hat mir in jeder Hinsicht sehr gut gefallen. Insbesondere die paranormalen und spirituellen Elemente haben mich sehr angesprochen. Kombiniert mit einer guten Portion Realität ergab sich ein guter Mix. Auch die Charaktere fand ich wundervoll gezeichnet. Speziell Grace mit ihrem Mathe-Faible konnte mich überzeugen. Über den Inhalt möchte ich sonst nicht viel sagen. Nur so viel: Es geht um Wunder, Hoffnungen und Neuanfänge. Die gesamte Storyline wirkt sehr stimmig, und so habe ich mich während der Lektüre bestens unterhalten gefühlt. Zahlreiche wirklich super formulierte Passagen habe ich mir markiert und bin jetzt schon gespannt, ob ich sie beim nächsten Lesen des Buchs noch genauso genial finden werde. Denn das ist jetzt schon sicher: Diese brillante Geschichte werde ich auf jeden Fall noch öfter lesen. Matt Haigs Art zu schreiben und zu erzählen, fand ich immer schon toll, aber hier erreicht sie ein neues Level. Fazit: 5 Sterne für ein besonderes, sehr berührendes Buch!