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TuGa

Bewertungen

Insgesamt 5 Bewertungen
Bewertung vom 24.08.2024
Die Gräfin
Nelles, Irma

Die Gräfin


sehr gut

Mit großer Freude und Erwartungen habe ich das Buch "Die Gräfin" in die Hand genommen. Das Setting - die Hallig Südfall -, das wunderschöne und atmosphärische Cover und natürlich auch der Klappentext waren vielversprechend. Der Roman handelt von der betagten sogenannten "Hallig-Gräfin" Diana, die sich auf der Hallig zurückgezogen hat und Unterstützung von der Haustochter Meta sowie dem Kutscher Maschmann erhält. Im Spätsommer 1944 stürzt der englische Pilot John Philip mit seinem Flugzeug im Wattenmeer ab und wird von der Gräfin und Moschmann gerettet, obwohl die Pflege in dieser Zeit ein großes Risiko für die Hallig-Bewohner darstellt.
Der Roman beschreibt in 6 Kapiteln die Tage 1-6 ab der Rettung. Vom auf dem Klappentext "zerbrechlichen Band", das zwischen der Gräfin und John entstehen sollte, konnte ich leider nichts spüren. Auch erschienen mir alle (Haupt-)Figuren suspekt, die Verhaltensweisen nur schwer nachvollziehbar. Trotz der gelungenen Naturbeschreibungen und einer Sprache, die durchaus in diese Zeit passt, wollte der Funke beim Lesen des Buches nicht so recht überspringen. Ein gewisser Spannungsbogen wurde aufgebaut, das Ende allerdings wirkte unfertig. Schade, der Stoff hätte mehr hergegeben.
Jedoch hat der Roman neugierig auf die reale Person der Gräfin und auch auf die tolle Gegend - das Wattenmeer und die Halligen - gemacht. Auch der Schreibstil hat mir gefallen. Man spürt, dass die Autorin einen Bezug zur Gegend hat und mit viel Herzblut an das Buchprojekt herangegangen ist.

Bewertung vom 25.02.2024
Krummes Holz
Linhof, Julja

Krummes Holz


ausgezeichnet

Jirka kehr nach einigen Jahren Abwesenheit auf den heruntergewirtschafteten Hof seiner Kindheit zurück. Die Schwester wirkt abweisend, die Großmutter ist dement, der Vater nicht vor Ort und mit dem Sohn des ehemaligen Verwalters, der sich noch um Garten etc. kümmert, ist es kompliziert.
Die Autorin Julja Linhof arbeit in ihrem Debütroman mit einem stetigen Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart (zuweilen etwas verwirrend). Ihre Sprache ist von literarisch hohem Wert und es gelingt dem Lesenden gut, sich auf die beschriebene Atmosphäre einzulassen. Es wird wenig gesprochen, Geheimnisse und Probleme stehen zwischen den Personen und finden erst (und zum Glück) am Ende eine Auflösung.
Insgesamt hat mir der Roman gut gefallen. Linhof kann sich gut in die Gefühle und Gedanken v. a. des von der Vergangenheit traumatisierten Hauptperson Jirka hineindenken und dies passend zu Papier bringen. Besonders das Ende war überraschend und hat der ganzen Geschichte noch ein "i-Tüpfelchen" verliehen.
Eine Leseempfehlung für Lesende der stillen Töne!

Bewertung vom 28.05.2023
Zwischen Himmel und Erde
Rodrigues Fowler, Yara

Zwischen Himmel und Erde


sehr gut

Zwei junge Frauen treffen in London in einer WG aufeinander. Was beide verbindet, sind deren brasilianischen Wurzeln und der Wille hinsichtlich einer besseren Welt.
"Zwischen Himmel und Erde" zeichnet sich durch einen eher ungewöhnlichen Schreibstil aus - neben dem "klassischen" Roman sind Gedichte, Liedtexte, aber auch ständige Wort- oder Wortgruppenwiederholungen sowie Textstellen auf Portugiesisch (die nur teilweise übersetzt werden) eingebaut. Zuweilen fehlen (beabsichtigt) Satzzeichen und die wörtliche Rede ist (leider) nicht gekennzeichnet. Zusammen mit den zahlreichen Rückblenden und dem wechselnden Fokus der Protagonistinnen erfordert das Lesen des Romans ein recht großes Maß an Konzentration. Gelingt das, so ist das Buch allerdings sehr bereichernd. Es eröffnet dem Leser einen interessanten Blick auf Abschnitte der brasilianischen Geschichte sowie auf aktuellere Ereignisse in Großbritannien und der Gedankenwelt der dort lebenden jungen Menschen wie die von Catarina und Melissa, der beiden Hauptfiguren.
Einziger Kritikpunkt ist, dass es mir - wohl angesichts der zahlreichen stilistischen Mittel, Rückblenden etc. - schwerfiel, mich mit überhaupt irgendeiner Figur zu identifizieren, mich hineinzufühlen oder gar jemanden sympathisch zu finden.
Ansonsten ein sehr besonderes, interessantes Buch mit einer sehr schönen Aufmachung!

Bewertung vom 05.03.2023
Der Weg ins Feuer
Kent, Kathleen

Der Weg ins Feuer


gut

"Der Weg ins Feuer" ist ein typischer Thriller, der sich sehr schnell und leicht wegliest. Angelegt in den gefährlichen Straßen von Dallas, düster, jeder Cop mit einem schwerwiegenden Laster oder Trauma. So natürlich auch die Protagonistin Betty. Betty - trotz schlimmster Erfahrungen in der Vergangenheit - unglaublich mutig und unerschrocken, misstrauisch, aggressiv und (in meinen Augen) nur wenig sympatisch. Die Ermittlerin begibt sich, gerne auch alleine, in jegliche Gefahr und überlebt, selbstverständlich, immer.
Beim Lesen hat mich durchweg die Schreibweise im Präsens und die "ich"-Perspektive gestört, schade. Die Gliederung der Kapitel in Ort- und Zeitangabe finde ich grundsätzlich zwar gut und übersichtlich, hätte in diesem Buch aber nicht Not getan. Ebenfalls im Dunkeln ist mir die schöne Vogelschwinge auf dem Cover geblieben. Dieses ist eigentlich sehr gut gestaltet, hat meiner Meinung nach aber nur wenig bis keinen Bezug zum Inhalt.
Leider alles sehr klischeehaft, aber dennoch ein spannender Thriller. Wer dieses Genre sehr gerne mag, dem sei dieses Buch empfohlen.

Bewertung vom 06.02.2023
Ohne mich
Schüttpelz, Esther

Ohne mich


ausgezeichnet

"Ohne mich" wird aus der Sicht einer jungen Frau erzählt, die - gerade fertig mit dem Jurastudium und noch einige notwendige Stationen durchlaufend - durch die Trennung von ihrem Ehemann innerlich aus der Bahn geworfen wird.
Etwa ein Jahr lang beschreibt sie ihr Tun und Nicht-Tun, Gedanken, Höhen und Tiefen. Meiner Meinung nach gelingt es der Autorin Esther Schüttpelz sehr gut, die Gefühle ihrer Protagonistin dem Leser/der Leserin zu vermitteln und dabei auch in die Tiefe zu gehen. Auch wenn das Verhalten der jungen Frau nicht dem meinen entsprechen würde, so ist doch vieles nachvollziehbar. Bisweilen sind die Gedankensprünge überraschend und insgesamt zieht sich eine gewisse Traurigkeit durch den ganzen Roman. Gerade das und der kurzweilige Schreibstil der Autorin gefallen mir sehr gut an dem Buch. Man darf sich auf jeden Fall auf weitere Romane von Esther Schüttpelz freuen!