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taha
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hanau

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Bewertung vom 12.07.2011
Die Religion des Islam
Schimmel, Annemarie

Die Religion des Islam


gut

In ihrem Buch „Die Religion des Islam“ führt Annemarie Schimmel die Leser in die Religion des Islam ein. Sie unterteilt ihr Buch in zwölf Kapiteln und geht den Themen der Islam-Forschung im Abendland, der Geschichte des Islams, der islamischen Theologie und Philosophie, der verschiedenen Strömungen und der neueren Entwicklung des Islams nach.
Im ersten Teil des Buches beschreibt Annemarie Schimmel die Zeit, Situation und Gesellschaftsstruktur Arabiens vor dem Islam und geht dabei auf das Auftreten Muhammads und seinen Verkündigungen, der von Gott erhaltenen Offenbarungen ein. Dabei geht Annemarie Schimmel sogar so weit, dass sie die These aufwirft, dass das Nichtauftreten Muhammads zur eventuellen Christianisierung Arabiens geführt hätte.
Beiträge zur Frühzeit des Islams, insbesondere der Bildung und Kunst, und die Exkurse in die islamische Theologie und Philosophie, welche den Hauptteil des Buches darstellen, sind es, die hervorstechen, da Annemarie Schimmel durch ihre Neutralität dem Ganzen Qualität und Originalität schenkt. Hierbei geht sie sehr tief in die Materie ein aber schafft es dennoch durch ihre leichtverständliche Sprache den Leser am Ball zu halten, sodass dieser den roten Faden nicht verlieren kann.
Eine Enttäuschung ist ihre Darstellung zu den verschiedenen Strömungen und Gruppierungen des Islams, insbesondere ihre Abneigung gegen die schiitische Lehre des Islams. Auf ein Mal verlässt sie ihre Neutralität und ihre traditionelle Sichtweise des Islams und der islamischen Geschichte manifestiert sich in der Aussage, dass ausnahmslos allen Schiiten die Ablehnung der ersten drei Kalifen eigen sei. Leider versucht sie dem Leser ihre eigene Ideologie zu vermitteln und verwirrt die Leser mit ihrer nicht beweisbaren These, dass die Mystik dem Islam eine besondere Prägung verliehen habe.
Den letzten Teil ihres Buches widmet sie der neueren Entwicklung des Islam, hauptsächlich auf die muslimischen Denker des 19. Und 20. Jahrhundert, die versucht haben den Islam an die veränderten Verhältnisse anzupassen. Sie befasst sich mit Muhammad Abdul Wahhab, der den fundamentalistischen Islam darstelle, mit Sah Waliullah, der den Koran ins Persische übertrug, mit Gamaluddin Afghane, den großen panislamischen Propagandisten, der zahlreiche Denker inspirierte, mit Sir Sayyid Ahmad Khan, dem Gründer des Anglo-Muslim College, mit Muhammed Iqbal, dessen Anliegen es war, die Lehren und Ideen der europäischen Denker mit dem islamischen Ideal zu verbinden. Schließlich analysiert sie die Entwicklung der islamischen Welt nach dem zweiten Weltkrieg und stellt fest, dass sie sich in einem Prozess der Wandlung befinde, und es unmöglich sei, genaue Prognosen über ihre zukünftige Rolle zu stellen.
Zum Schluss kann man sagen, dass das Buch nicht mehr und nicht weniger als eine Einführung für alle ist. Für Kenner des Islams mag das Buch eine langweilige Wiederholung dessen sein, was man schon weiß, aber man sollte beachten, dass Annemarie Schimmel den Islam in einfacher Sprache versucht zu vermitteln, um jedermann den Zugang zu ihm zu erleichtern. Lobenswert ist das Verzeichnis über die Aussprache, die Bibliographie und das Register.

6 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.