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Radunator

Bewertungen

Bewertung vom 21.11.2021
War Zone Earth I: Dunkle Schatten
Auriel, Skadi

War Zone Earth I: Dunkle Schatten


ausgezeichnet

Was macht ein gutes Buch aus?

Für manche ist es die Geschichte, die Atmosphäre und/oder die Liebe zu gewissen Charakteren, mit denen man sich identifiziert und die einem ans Herz wachsen. In einigen Genres fühlt man sich eher zuhause als in anderen, obwohl man manchmal auch über den Tellerrand hinaus blickt, um etwas neues zu probieren.

Was macht einen guten Film und/oder ein gutes Spiel aus?

Die Antwort ist dieselbe, wie für ein Buch. Manche Geschichten packen, fesseln und finden auch langfristig einen Platz in unseren Herzen.


„War Zone Earth I: Dunkle Schatten“ erwischte mich unvorbereitet, da ich durch Zufall darüber gestolpert bin und mich das Cover angesprochen hat. Ich habe einen bunten Mix aus unterschiedlichen Genres erwartet, wobei der Fokus auf das mentale Erleben der Hauptprotagonistin Taya liegen sollte. Bereits nach den ersten Seiten spürte ich, das Science Fiction eigentlich gar nicht mein Genre war und ich befürchtete, dass diese Geschichte komplett an mir vorbei rauschen sollte. Allerdings war es der letzte Absatz des Prologs, der genau die richtige Atmosphäre ausspielte, ehe die eigentliche Geschichte begann, in der ich mich komplett wohlfühlen sollte. Taya ist eine erfolgreiche Psychotherapeutin und lebt ein „normales“ Leben; Freunde, einen Lebensgefährten und Spaß an ihrer Arbeit, die gleichzeitig ihre Berufung ist, erfüllen sie und nichts deutet auf etwas seltsames hin, ehe sie auf brutale Weise Opfer einer Entführung wird, der sie in letzter Minute entkommen kann. Ab diesem Punkt öffnet die Autorin auf extrem geschickte Weise unterschiedliche Genres und webt aus den besten Elementen eine packende Geschichte, die in Sachen Atmosphäre, Spannung und nerdigen Anspielungen nur so strotzt.


Freunde von Endzeit Settings („Walking Dead“ - die ersten drei Staffeln), Computerspielen (The Witcher,Resident Evil) und nordischem Götterkult (Thor und Odin) werden hier konstant auf Dauerfeuer bedient. Zusammengehalten wird das Konstrukt von einer Geschichte, die an sich nichts Neues ist, aber extrem geschickt in Szene gesetzt wird, so dass man das Buch kaum weglegen kann. Die Autorin gibt gleichzeitig viel von ihrer Arbeit als Psychotherapeutin und ihrer Vorliebe für oben genannten Settings preis. Gerade das macht das Buch authentisch und lässt den Leser an vielen Stellen bangen, hoffen und auch an seinem Verstand zweifeln. Die philosophischen Fragen, ob wir im Weltraum alleine sind, werden hier gar nicht erst aufgeworfen, sondern sowohl die Existenz, als auch der technische Fortschritt mit einer Selbstverständlichkeit beschrieben, als hätte man es tatsächlich erlebt. Kein Wunder, denn die Geschichte basiert teilweise auf einen Klartraum, in dem die Autorin sich des Traums bewusst wurde und ab dem Zeitpunkt die Ereignisse lenken konnte. Ähnlich ging es mir, auch wenn es stellenweise ein Albtraum war, denn das Endzeit Szenario klingt auch noch lange nach der letzten Seite nach.


Es gibt sie noch, die Überraschungen, die aus dem Nichts in die eigene Welt krachen und Spuren hinterlassen; eigentlich bin ich Anhänger des Fantasy-, Thriller- und Horror-Genres und kann mit Science Fiction nichts anfangen. Der mentale Aspekt war eigentlich Hauptgrund, mich damit mehr auseinander zu setzen und ich wurde an so vielen Stellen überrascht, erschüttert und gleichzeitig zum Lächeln gebracht. Ob es ein gutes Buch ist, muss jeder Leser für sich selbst entscheiden; mich hat es süchtiger gemacht, als Netflix es je könnte, bei der Stange gehalten, wie nächtelanges Zocken mit Geralt von Riva und geschockt wie ein sehr guter Zombiefilm (nur Horror, kein Splatter). Ich kann es jedem nur ans Herz legen, denn es kümmert sich nicht um Genres, sondern erzählt authentisch die Geschichten vieler Figuren, die einem schnell ans Herz wachsen und mit denen man kämpft, hofft und manchmal auch stirbt. Spannend, grausam, nerdig und doch hoffnungsvoll zugleich hat das Buch einen Ehrenplatz in meinem Langzeitgedächtnis verdient. Sämt