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Benutzername: 
leseeule
Wohnort: 
Eisenhüttenstadt

Bewertungen

Insgesamt 30 Bewertungen
Bewertung vom 09.11.2024
Das Verhalten ziemlich normaler Menschen
Reilly, K. J.

Das Verhalten ziemlich normaler Menschen


gut

Menschen sollen sich in jeder Situation normal Verhalten. Welches Verhalten entspricht der Norm, wenn man einen geliebten Menschen auf tragische Art und Weise verliert beziehungsweise wie lange darf man trauern?
Für den 14jährigen Asher scheint dies ein Ding der Unmöglichkeit zu sein zum ganz normalen Alltag zurückzukehren. Bei einem schrecklichen Autounfall verlor er seine Mutter und steckt seitdem in seiner Trauer fest. Er gibt alles und jedem die Schuld dafür und vor allem sich selbst. Auf Rache aus, entwickelt Asher einen Plan um sich an jenen zu rächen, die seine Mutter auf dem Gewissen haben. Auf seinem Roadtrip begleiten ihn drei eigentlich völlig fremde Menschen, die er erst kürzlich bei seinen Therapiestunden kennengelernt hat. Verbunden durch ein ähnliches Schicksal scheinen sie sich aber näher als erwartet. Da im Klappentext eigentlich schon alles steht, werde ich zum weiteren Verlauf der Reise nichts mehr sagen. Ich habe mich dadurch schon sehr gespoilert gefühlt.
Ashers schonungslose Gedanken über den Unfalltod seiner Mutter gingen mir sehr nah.
Mit einer emotionalen Direktheit breitet sich seine Wut und Trauer spürbar aus. Ich empfand sie gerade zu Anfang sehr authentisch dargestellt.
Sloane blieb in meinen Augen ziemlich blass und hätte mehr Tiefe vertragen können. Bei Will hatte ich zunächst auch die Befürchtung er könne eher eine Randfigur sein. Doch im Laufe der Reise wurde er für mich einer der interessantesten Charaktere und erinnerte mich irgendwie an Luna Lovegood. Er hat ein solch feines Gespür für andere Menschen und weiß irgendwie immer das Richtige zur richtigen Zeit zu sagen. Zu Henry sage ich nicht allzu viel, nur dass ich von seiner Person etwas ganz anderes erwartet habe.
An sich steht dieser Roadtrip für den Weg aus der Trauer, den man gemeinsam oder allein gehen muss. Und ja es braucht auch seine Zeit, weshalb ich die Regel nicht schneller als 39km/h zu fahren einfach passend fand.
Hervorheben möchte ich, wie wichtig ich die Message dieses Buches finde. Es ist ok traurig zu sein und du darfst auf deine Art traurig sein. Nur nie so traurig, dass du dich kaputtmachst. Und man sollte nie vergessen, dass man auch als Person selbst noch existiert und sich nur noch über den Verlust definieren sollte. Nicht nur für Betroffene ist dies wichtig zu hören, sondern auch für die Menschen in ihrem Umfeld. Der Vergleich von trauernden Menschen mit Löwenzähnen, die sich durch den Beton kämpfen hat mich sehr berührt. Manche finden einen Spalt und schaffen es wieder ans Licht und einige sterben bei dem Versuch. Besser kann man Trauer meiner Meinung nach nicht verdeutlichen.
Aufgrund ihrer Trauer und ihres Alters handelten die Charaktere in meinen Augen nicht immer nachvollziehbar. Zum Ende hin empfand ich die Handlung dann doch zunehmend überspitzt und konstruiert. Anfänglich noch eher ruhig und emotional gestaltet sich das Ende eher in Hollywoodmanier.
Und auch wenn ich vorhin sagte, dass jeder das Recht auf seine Art der Trauer hat, kann ich doch nicht alles gutheißen, was Asher währenddessen getan hat. Ich meine sein Vorhaben sich an dem Verantwortlichen zu rächen kann ich noch nachvollziehen. Aber an sich unbeteiligte mit in den Abgrund zu reißen geht meiner Meinung zu weit und kann ich nicht akzeptieren. Daher bin ich relativ enttäuscht, dass es dafür keinerlei Konsequenzen für ihn gab.
Sprachlich gesehen ist dieser Roman vor allem an Jugendliche gerichtet. Mit klaren Worten wird über ernste Themen gesprochen. Es herrscht ein guter Mix aus Tragik und Komik.

Bewertung vom 08.09.2024
VIEWS
Kling, Marc-Uwe

VIEWS


gut

In Zeiten von Socia lMedia dreht sich alles nur noch um Views. Tabus interessieren hierbei schon lange nicht mehr, generieren sie hiermit doch die meisten Klicks.
Marc-Uwe Kling inszeniert mit seinem Fall der Lena Palmer den sprichwörtlichen Tropfen, der gesellschaftlich das Fass zum Überlaufen bringt und erschreckend nah an der Realität ist.
Ein erschütterndes Video geht viral. Ein junges Mädchens wird Opfer eines sexuellen Übergriffes durch Immigranten. BKA-Kommissarin Yasira Saad und ihr Team tappen im Dunkeln und jede heiße Spur verläuft im Sand. Der Fall gewinnt immer mehr an politischer Brisanz und drückt die ohnehin schon angespannte Stimmung immer mehr ins rechte Lager. Es ist nur eine Frage der Zeit bis es zur Eskalation kommt.
Das Buch selbst beschreibt sich anfangs schon recht gut. „Immer wieder faszinierend, wie man vom totalen Horror zu absoluten Banalitäten kommen kann.“ Ernste Fakten werden immer wieder durch alltägliche Gedanken und Gespräche aufgelockert. Auch wenn man daran nichts beschönigen sollte, wurde dadurch doch etwas die Schwere herausgenommen. Dadurch wirkten die handelnden Personen auf mich allesamt authentisch und ihr Handeln nachvollziehbar. Der Fall an sich setzt Yasira schon stark unter Druck. Nebenbei schlägt sie sich noch mit Alltagsrassismus und einem Pubertier herum. Der unterschwellige Humor ihrerseits gefiel mir sehr gut.
Der Schreibstil an sich ist recht locker und flüssig, sodass ich trotz der thematisierten Themen sehr schnell vorrankam.
Mit dem Verlauf der Handlung bin ich leider nicht wirklich warm geworden. Die Geschichte nahm eine Wendung, auf die ich einfach nicht vorbereitet war. Der Fall rund um Lena Palmer geriet immer mehr in den Hintergrund, zugunsten von brisanteren Themen, die mir, in ihrer „unfassbaren Gleichzeitigkeit von allem“, zu gewollt und überladen vorkamen.
Während des Lesens hatte ich immer wieder das Gefühl eine Tatortfolge vor mir zu haben. Dies soll keineswegs negativ klingen, da ich mich schon gut unterhalten gefühlt habe. Irgendwie erinnerte mich einfach alles an dieses ARD Urgestein. Der Fall, die Sprache und sogar die Kommissarin wiesen für mich viele Parallelen auf.
Mit dem offenen Ende konnte ich mich diesmal auch nicht wirklich anfreunden. Für mich blieb irgendwie alles, was mit Lena Palmer zu tun hatte auf der Strecke. Es kam mir vor als würde ich ein TikTok Video schauen, bei dem ich vergeblich auf Part 2 warte.
Die Covergestaltung im Stile eines Social Media Videos inklusive Triggerwarnung empfinde ich als äußert gelungen.
Views war für mich kurzweiliger Roman, bei dem ich mir inhaltsmäßig etwas anderes erhofft habe.
Dennoch war es für zwischendurch ganz gut mit einem kritischen auf die Gesellschaft und Social Media.

Bewertung vom 08.09.2024
Maybrick und die Toten vom East End
Glas, Vanessa

Maybrick und die Toten vom East End


sehr gut

Ich finde es immer schwierig, wenn ein Roman schon mit den Worten beworben wird „hat Vibes von…“. Meistens enttäuschen mich solche Vergleiche. Doch überraschenderweise trifft diese Beschreibung hier voll und ganz zu.
Es ist Joseph Maybricks erster Dienstantritt als Divisionsinspektor in Whithchapel, dem berüchtigtsten Elendsviertel Englands. Gleich zu Beginn bekommt man einen recht tiefen Einblick in seine Persönlichkeit. Recht und Ordnung stehen für ihn an oberster Stelle. Für ihn haben alle Menschen ein Recht auf Gerechtigkeit, egal welchen gesellschaftlichen Status sie haben. Er weiß um die Bürde dieses Amtes, da sich keiner jemals um die Bedürfnisse der Menschen in den Slums kümmerte und selbst die Polizei mehr als dubios agiert. Dies zu ändern hat für ihn größte Priorität. Ich muss zugeben als ich die Einführung Maybricks gelesen habe, war ich schon ziemlich gefesselt. Er scheint der Held zu sein, den die Menschen in Whitechapel so dringend benötigen. In meinen Augen wirkt er aber eher wie ein Antiheld, im Stile von Bruce Wayne. Er setzt sich für das Gute ein aber kämpft innerlich mit den Schatten seiner Vergangenheit. Durch die Mordermittlungen fällt es ihm schwerer nicht darin zu versinken. Ich muss gestehen, dass ich während der Einführung Maybricks die Erzählerstimme von 300 im Kopf hatte und ich mich nicht dagegen wehren konnte.
Doch kaum hat man Maybrick ein wenig kennengelernt, wird man auch schon mit einem grausamen Mordfall konfrontiert, der einem das Blut in den Adern gefrieren lässt. Die detaillierte Beschreibung und Umstände des Tatortes löste bei mir schon einiges an Beklemmung aus.
Hier lernt man auch Doktor Roberts kennen, dessen Expertise für Maybrick unverzichtbar ist.
Die Beziehung zwischen den beiden lässt sich schwer in Worte fassen. Maybrick und Roberts sind charakterlich grundverschieden. Und doch könnte man sie als Freunde bezeichnen.
Für Roberts ist die menschliche Komponente eher hinderlich. Ihn schert es nicht was andere über ihn denken beziehungsweise provoziert absichtlich, um Menschen auf Abstand zu halten. Sein misantroper Charakter wirkt zwar sehr arrogant aber bildet einen erfrischenden Gegenpart zu Maybricks düsterer Art. Die Dynamik der beiden Männer gefiel mir sehr.
Was mich sehr überraschte, war die stets wechselnde Erzählerperspektive. Ich erlebte die Geschichte durch viele Augen. Somit standen für mich neben den Mordfällen auch die Menschen, dieser Gegend im Fokus. Die Autorin schaffte es hier, durch die Vielfalt an Perspektiven, ein umfassendes Bild über das Leben in Whitechapel darzustellen. Auch Kriminelle wie die Hehlerin Hester oder ein junges Bandenmitglied kommen zu Wort und zeigen auf, dass es nicht nur Schwarz und Weiß gibt. Das Leben bietet viele Grautöne und selbst in einer Gegend, in der Gewalt und Elend dominiert, es so etwas wie Menschlichkeit existiert. Dies wurde vor allem in den zahlreichen Nebenhandlungen deutlich. Manche Kapitel zogen sich etwas in die Länge und gaben mir zunächst ein Gefühl als wären sie nur Lückenfüller. Doch im Großen und Ganzen hing alles miteinander zusammen. Es war wie ein Puzzle, das sich erst nach und nach zusammensetzte.
Wer für die grausamen Morde verantwortlich war, blieb für mich bis zum Schluss unvorhersehbar. Viele Plottwists gaben der Geschichte ständig neue Wendungen.
Einigen Szenen gingen mir aufgrund ihrer Thematik und Detailliertheit etwas an die Nieren.
Das Ende hat mich schon neugierig gemacht, wie die Ereignisse sich noch entwickeln werden. Dabei hoffe ich noch mehr über die Hintergründe der handelnden Personen zu erfahren. In diesem Punkt ist für mich noch ein wenig Luft nach oben.

Bewertung vom 31.05.2024
Wer zuerst lügt
Elston, Ashley

Wer zuerst lügt


ausgezeichnet

Sympathische Trickbetrügerin in einem Intelligenten Katz- und Mausspiel
Sich immer wieder neu zu erfinden klingt spannend, bis man seine eigene Identität verliert und einen die Vergangenheit einholt. Zum einen befinden wir uns in der Gegenwart und erleben, wie „Evie“ ihren neuesten Auftrag ausführt. Die Art und Weise, mit der sich Evie in das Leben von Ryan geschlichen hatte, waren zugegebenermaßen schon sehr genial. Von ausgeklügelten Schachzügen bis zum kleinsten Detail war alles geplant. So viel Kalkül ist schon beeindruckend. Ryan selbst scheint auch nicht ganz harmlos zu sein, doch bleibt lange unklar, was genau seine Rolle in dem Ganzen zu sein scheint. Doch auch die beste Betrügerin muss aufpassen, nicht selbst aufs Kreuz gelegt zu werden. Denn in diesem Job kann man niemandem trauen. Sie kämpft nicht nur darum ihren Job zu erledigen und ihre eigene Identität wieder zurück zubekommen, sondern zum Schluss auch darum, überhaupt am Leben zu bleiben. Doch warum und weshalb sie auf der Abschussliste ist bleibt lange verborgen. Zwischendurch gibt es zahlreiche Rückblenden auf Evies zurückliegende Fälle und ihrem Leben vor alledem.
Zunächst dachte ich wirklich, dass Evie eine extrem abgebrühte Trickbetrügerin sei. Je mehr ich aber in ihre Vergangenheit eintauchte und ihren Werdegang nachverfolgen konnte, desto mehr wandelte sich mein Bild von ihr. Gerade weil sie so gut, indem ist, was sie tut, macht ihr diese Art von Arbeit so viel Spaß. Dabei geht sie äußerst gewieft und mit viel Raffinesse vor. Trotzdem plagen sie oft Gewissensbisse und sie versucht nie mehr Schaden anzurichten, als notwendig ist. Diese mitfühlende Art und ihre Bemühungen wieder sie selbst zu sein, hat sie in meinen Augen sehr menschlich und authentisch gemacht. Alle anderen Personen bleiben mehr oder weniger wage und sind weniger ausgebaut. Das empfinde ich aufgrund der Story aber nicht als störend, da mein Hauptaugenmerk wirklich auf Evie lag. Der angenehme und sehr flüssige Schreibstil ließen mich förmlich durch die Seiten fliegen. Die gesamte Story ist gespickt mit vielen Puzzleteilen, die mir aber manchmal schlichtweg entgangen sind. Das große Ganze offenbarte sich für mich wirklich erst zum Schluss und ich hätte bei weitem nicht mit diesen Wendungen gerechnet und war wirklich sprachlos. Ich hatte oft Vermutungen aber wurde immer wieder eines Besseren belehrt. Den letzten Satz empfand ich beinahe als Cliffhangermoment.
Ich habe mich wirklich gut unterhalten gefühlt. Für mich wurden alle Kriterien erfüllt. Es gab einen sympathischen Hauptcharakter, eine spannende Story mit vielen Wendungen und einem gewissen Kniff. Ich empfehle dieses Buch allen, die Bourne und Oceans 11 Vibes mögen.

Bewertung vom 12.05.2024
Wort für Wort zurück ins Leben
Miller, Beth

Wort für Wort zurück ins Leben


gut

Familiendrama mit zu vielen Päckchen

Manchmal wiegt und verletzt Ungesagtes mehr, als ausgesprochene Worte es je könnten. Viel zu oft ist eine fehlende Kommunikation der Grund für viel Schmerz. Und genau aus diesem Grund hat mich dieser Roman so neugierig gemacht.
Mit Pearl steht endlich eine reife Frau im Mittelpunkt der Geschichte. Zusammen mit ihrem Mann Denny lebt sie sehr zurückgezogen in einem kleinen Wäldchen in Frankreich. Schnell wird klar, dass das Verhältnis zu ihrer Familie alles andere als einfach zu sein scheint. Zu ihrem Vater, der die Familie sehr früh verließ, besteht so gut wie kein Kontakt. Und auch zu ihren zwei Brüdern ist die Verbindung eher sporadisch. Über die Jahre hin weg scheint sich Pearl damit arrangiert zu haben. Doch als der Anruf über den bevorstehenden Tod ihres Vaters sie erreicht, bringt dies einiges ins Wanken. Zu Überraschung aller, vermacht ihr Vater ihr seine Tagebücher. Mit dem Öffnen dieser Tagebücher erhält Pearl nicht nur eine völlig neue Sichtweise auf ihren Vater und dessen Beweggründe, sondern auch eine Chance die Schatten der Vergangenheit zu überwinden. Ich ließ mich darauf ein, Pearl bei der Aufarbeitung ihrer Vergangenheit zu begleiten. Doch plötzlich trat mit einer jungen Frau namens Carrie eine weitere Ich-Erzählerin auf. Es dauerte lange bis klar wurde, welche Verbindung zwischen Pearl und Carrie besteht.
Ich muss gestehen, dass ich mich sehr auf die Tagebücher des Vaters gefreut hatte. Pearl hatte immer nur ihre Sicht auf die Geschehnisse und konnte vieles nicht wissen. Ich war wirklich neugierig, ob es für den Rückzug aus Pearls Leben auch den Hauch einer vernünftigen Erklärung geben könnte. Zunächst verwirrten mich Tagebucheinträge eher, da sie anfangs nicht wirklich chronologisch waren. Außerdem hätten sie in meinen Augen mehr Raum einnehmen können, wie der Klappentext es suggerierte. Ich liebe es nämlich Situationen aus mehreren Perspektiven betrachten zu können. Dadurch merkt man immer wieder, wie sehr die eigene Wahrnehmung unser Handeln beeinflussen kann. Dennoch haben die Tagebücher Pearl sehr geholfen ihren Vater und seine Handlungen nachvollziehen zu können. Bis zu einem gewissen Grad konnte ich sein Verhalten nachvollziehen, hätte er aber von Anfang an anders gehandelt, wäre es nie so weit gekommen. Der Schreibstil ist relativ leise und ruhig. Zunächst werden einige Details nur angerissen und der Leser bleibt lange im Unklaren. Dies baut natürlich Spannung auf aber manchmal nervte es etwas. Die Charaktere waren allesamt sehr unterschiedlich und authentisch, dennoch tat ich mich schwer eine wirklich tiefe Verbindung zu ihnen aufzubauen. Meistens habe ich einfach vergessen, dass es sich um ältere Charaktere handelte, da sie sich oftmals nicht so verhielten. Carrie empfand ich noch am sympathischsten auch wenn ich ihr Verhalten ab und an doch etwas ambivalent empfand.
Das Ende bleibt teilweise offen aber das ist für mich ok. Ich hätte mir aber gewünscht, dass einer bestimmten Person diese Tagebücher vorgelegt werden, um sie damit zu konfrontieren.
Das Cover täuscht eine Leichtigkeit vor, die der Geschichte nicht gerecht wird. Es steht, in meinen Augen, nicht wirklich im Verhältnis zu den doch wirklich schweren Themen die angesprochen werden. Gewisse Triggerwarnungen , wären meiner Meinung nach angebracht gewesen. Außerdem denke ich, dass es der Geschichte gut getan hätte sich auf weniger Themen zu fokussieren.
Trotz der Kritik habe mich gut unterhalten gefühlt. Die Geschichte zeigt wieder einmal wie wichtig Kommunikation ist und nicht einfach nur stillschweigend sein Päckchen mit sich herum zu tragen.

Bewertung vom 11.05.2024
Wendy, Darling - Dunkles Nimmerland (mit gestaltetem Farbschnitt)
Wise, A. C.

Wendy, Darling - Dunkles Nimmerland (mit gestaltetem Farbschnitt)


gut

Gute Gesellschaftsanalyse aber zu wenig Nimmerland

Was geschah mit Wendy nachdem sie Nimmerland verlassen hatte?
Das Märchen vom Jungen, der nie erwachsen werden will, müsste eigentlich jedem bekannt sein. Mit Peter Pan konnte ich noch nie wirklich etwas anfangen. Selbst als Kind empfand ich ihn als überheblich und gemein. Wendy dagegen gehörte für mich eher immer zu den unterschätzten Charakteren. Deshalb bin ich großer Fan von Neuerzählungen altbekannter Geschichten meiner Kindheit geworden.
Wendy ist mittlerweile erwachsen geworden und hat sich eine eigene Familie aufgebaut. Eines Tages taucht plötzlich Peter Pan auf, um seine Wendy zu holen. Da aber Wendys Erwachsensein nicht in sein Weltbild passt, entführt er stattdessen ihre Tochter Jane. Wild entschlossen sie zu retten, folgt Wendy den beiden nach Nimmerland. Doch Nimmerland ist nicht mehr das Land das sie einst verzauberte. Es ist bedrohlicher denn je und zwingt Wendy sich den Schatten ihrer Vergangenheit zu stellen. Denn nicht nur Nimmerland hat sie sehr geprägt. Auch die Zeit, in der Wendy lebt wird stark beleuchtet. Die Frauen der damaligen Zeit waren mehr oder weniger ein nettes Beiwerk statt gleichberechtigte Menschen. Und Frauen mit eigenem Willen eher ungewollt. Dies musste Wendy am eigenen Leib spüren. Bis zu einem gewissen Punkt konnte ich Wendys Verhalten auch noch nachvollziehen und war wütend auf die Männer in ihrem Umfeld aber irgendwann wurde es echt anstrengend.
Die Geschichte spielt auf mehreren Ebenen. Zum einen wechselt der Erzähler zwischen Wendy und Jane. Zusätzlich springt die Geschichte des Öfteren in die Zeit zurück, als Wendy in der Nervenheilanstalt verweilte. Selten waren ihre Rückblicke auf Nimmerland. Wendys Geschichte nach Nimmerland zu erzählen, begeisterte mich sofort, nur leider war es für mich keine runde Sache. Für mich war es in der Gesamtheit einfach zu wenig Nimmerland. Auch gab es für mich nicht wirklich neue Aspekte über Peter und sein Nimmerland. Einzig die Erklärung um Peters Schatten konnte mich begeistern. Mir ist bewusst, dass der Fokus auf Wendy und ihr mögliches Leben nach Nimmerland liegen sollte, doch funktionierte dies für mich nicht ganz. Aus meiner Sicht hätte es entweder das Eine oder das Andere sein müssen. Also entweder Wendys Leben nach Nimmerland oder nur die Rettung ihrer Tochter. So wirklich kam für mich auch kein richtiger Spannungsbogen auf. Und war er dann mal da, flachte er ziemlich schnell wieder ab.
Wendys innere Zerrissenheit Peter und Nimmerland gegenüber konnte ich sehr gut nachempfinden. Manchmal ist das, was man liebt auch gleichzeitig die Sache, die man am meisten hassen kann. Doch bei Wendy hat diese augenscheinliche Hassliebe viel tiefere Gründe. Der Schreibstil war relativ flüssig und sehr bildhaft. Dadurch konnte ich mir vor allem Nimmerland sehr gut vorstellen. Die Bedrohlichkeit der Umgebung kam sehr gut rüber. Leider gab es viele Wiederholungen, die mich doch mit der Zeit nervten. Es gab einfach zu viele hätte, wäre und wenns.
Für mich bleibt aber bis zum Schluss die Frage offen, wie Wendy mit ihren Brüdern aus Nimmerland fliehen konnte. Auch hätte ich gern gewusst, was aus Nimmerland wurde, nachdem Wendy mit ihrer Tochter abermals floh.
Es war eine nette Geschichte, um mal wieder nach Nimmerland zu reisen, doch gibt es in meinen Augen bessere Retellings.

Bewertung vom 02.04.2024
i fell in love with hope
Lancali

i fell in love with hope


weniger gut

Zu viel vom großen Ganzen, zu wenig vom Leben
Krankheit, Zeit und Tod sind die größten Feinde des Menschen. Niemand weiß das besser als die Menschen, die in dieser Geschichte wandeln. Fünf Kinder, die unterschiedlicher nicht hätten sein können und mehr miteinander verbunden waren, als sonst jemand auf dieser Welt. Jeder von ihnen ist gebeutelt von Krankheit und doch fühlen sie sich miteinander lebendiger als vorher.
Alles beginnt mit dem Erzähler Sam, der einen großen Verlust erlebt, was ihn ziemlich aus der Bahn wirft. Danach lernen wir durch Sams Augen die weiteren Charaktere kennen. Anfänglich wirkten alle noch etwas blass. Erst im Laufe der Geschichte, nachdem man mehr über sie und ihre Hintergrundgeschichten erfuhr und sie selbst zu Wort kamen, bekamen sie mehr Kontur und wuchsen mir ans Herz. Jedenfalls so weit, sodass mir ihre Schicksale sehr nahe gingen und ich mir mehr für sie gewünscht hätte. Die Geschichte der fünf Freunde wird immer wieder durch Sams Rückblicke auf seine eigene Vergangenheit unterbrochen. Meist ließen mich diese Passagen und Sams Gedankengänge verwirrt zurück. Oft konnte ich die Zusammenhänge nicht erfassen. Sam an sich war für mich auch nicht wirklich greifbar und wirkte eher wie Außenstehender. Mit seiner Rolle in der Geschichte wurde ich einfach nicht warm. Es wirkte vieles zu gewollt poetisch, wodurch ich oft den Faden zur Geschichte verlor. Ich bewundere Menschen, die derart mit Worten spielen können aber hier war es mir einfach zu viel, sodass mich die Philosophie dahinter mehr bremste als davon trug. Ich hätte mir gewünscht, dass die Autorin sich mehr dem Ausbau der Geschichte gewidmet hätte, als dem philosophischen Wordbuilding. Hätte der Fokus wirklich auf Sony, Neo, Coeur und Hikari, sowie deren Miteinander gelegen, dann hätte ich mein Herz an sie verloren. Ich hätte mit ihnen gelacht, geweint und gelitten. Ich wollte mich in ihren Geschichten verlieren, nicht in den Grundfragen des Lebens. Leider war es nicht ganz mein Buch. Es artete in eine Richtung aus, mit der ich mich einfach nicht anfreunden konnte. Optisch gesehen ist aber bisher das Schönste, dass ich je gesehen habe.

Bewertung vom 02.04.2024
Das Mörderarchiv Bd.1
Perrin, Kristen

Das Mörderarchiv Bd.1


gut

Starke Motive mit schwächelnden Charakteren
Wer sucht schon seinen eigenen zukünftigen Mörder? Na klar, eine verrückte alte englische Dame, die dazu auch noch sehr reich ist. Frances Gravesdown wurde in ihrer Jugend geweissagt, dass eines Tages ermordet werden wird. Dies führte unteranderem dazu, dass sie ihr ganzes Leben damit verbrachte ihren zukünftigen Mörder finden zu wollen. Ihr Leben lang sammelte sie mögliche Tatverdächtige und Motive. Annie hat ihre skurrile Großtante Frances noch nie persönlich kennengelernt. Umso verwunderlicher, dass ausgerechnet Annie in Frances Testament mit aufgenommen werden sollte. Am Tag des ersten Treffens scheint sich die Weissagung zu erfüllen und Frances wird ermordet. Mit ihrem letzten Willen verfügte sie, dass unteranderem Annie den Fall lösen muss, um an das Erbe zu gelangen. Annie scheint im Nachteil zu sein, da ihr im Vergleich zu ihren Mitstreitern, das nötige Hintergrundwissen fehlt. Meist gibt es 4 klassische Tatmotive für einen Mord. Habgier, Rache, Leidenschaft oder Rache. In diesem Fall mangelt es außerdem nicht an Verdächtigen, da wirklich jeder in ihrem Umfeld einen mehr oder weniger guten Grund hatte, Frances nach dem Leben zu trachten. Annie steht ein kniffliges Unterfangen bevor, bei dem es die Ereignisse aus Vergangenheit und Zukunft miteinander in Verbindung zu setzten, gilt. Denn, wenn sie den Mörder ihrer Tante Frances finden will, muss sie nicht nur die Weissagung entschlüsseln, sondern auch ein Jahrzehnte zurückliegendes Verbrechen aufklären. Durch Frances Mörderarchiv hat sie zwar alle möglichen Puzzelteile, doch diese richtig zu kombinieren, erweist sich als äußerst kompliziert. War es doch selbst Frances nicht möglich 60 Jahre lang des Rätsels Lösung zu finden.
Die Grundidee hat mich von Anfang an begeistert und erinnerte mich inhaltlich an die alten Agatha Christie Filme mit ihrem morbiden englischen Charme. Die Geschichte brauchte eine Weile, um in Fahrt zu kommen und überraschte dann mit einigen Wendungen, die ich so nicht habe kommen sehen. Die Umgebung wurde sehr ausführlich und bildhaft beschrieben, sodass ich mir alles vorstellen konnte. Die Motive jedes einzelnen waren für mich schlüssig, nachvollziehbar und gut kombiniert. Die Brotkrumen waren erstaunlich gut gestreut. Mit dem tatsächlichen Täter habe ich so nicht gerechnet, da die Hinweise mich auf eine falsche Fährte führten. Mit den Charakteren hatte ich dagegen so meine Schwierigkeiten. Typisch für die Art Story ist, die große Anzahl an handelnden Personen. Und ja, quasi das ganze Dorf scheint involviert zu sein. Genau aus diesem Grund musste ich immer wieder innehalten, um im Kopf die entsprechenden Beziehungen noch ein Mal nachzuvollziehen. Außerdem fehlte es mir Tiefe bei den Charakteren, deren Dialoge etwas flach waren. Viele wirkten teils blass und langweilig. Eine Person war sogar so nichtssagend, sodass ich beim besten Willen nicht mehr wusste in welcher Beziehung sie zum Gesamten stand. Auch mit der Hauptperson Annie wurde ich nicht ganz warm. Sie wirkte auf mich noch sehr unreif und naiv. Frances war mir von allen am sympathischsten, auch wenn ich nicht ganz verstand, warum sie so an ihrer toxischen Freundin Emily hing. Ohne das Tagebuch von Frances wäre Annie wahrscheinlich nie auf den wahren Täter gekommen. Sprachlich gefielen mir die Tagebucheinträge besser, als die Darstellung der Gegenwart. Die Charaktere hatten dort mehr Tiefe und es herrschte eine ganz eigene düstere Dynamik und Stimmung.
Trotz einiger Kritikpunkte habe ich mich gut unterhalten gefühlt, da nichts wirklich vorhersehbar war.
Ein Cozy-Crime Roman für alle die Aghatha Christie und Cluedo mögen und auch mit schwächelden Charakteren leben können.

Bewertung vom 24.02.2024
The Fort
Korman, Gordon

The Fort


sehr gut

Der Sommer ihres Lebens
Evan, Jason, Mitchell und C.J. kennen sich schon ihr ganzes Leben und sind unzertrennlich. Ricky ist eher zufällig mit dabei, als sie alle gemeinsam im Wald zufällig einen Bunker entdecken. Bestens ausgestattet bietet er weit mehr als einen geheimen Treffpunkt. Es soll ihr Geheimnis bleiben. Dies beinhaltet leider auch Ricky, den niemand wirklich dabei haben will aber aufgrund des gemeinsamen Geheimnisses ein Teil dieser Gemeinschaft wird. Es hätte ein Sommer voll grenzenloser Freiheit und Abenteuer werden können. Doch jeder von ihnen schleppt sein eigenes Päckchen mit sich herum, die einige Ereignisse in Gang setzten. Die Jungs müssen sich mit vielschichtigen Themen wie Scheidung, häusliche Gewalt, Zwangsstörungen und Außenseitertum auseinandersetzten.
Die Bewertung dieser Geschichte fällt mir dieses Mal schwerer als sonst. Dies ist einfach dem geschuldet, dass ich mich altersmäßig nicht mehr ganz zur Zielgruppe zähle. Damit möchte ich keinesfalls etwas Negatives ausdrücken oder der Zielgruppe etwas Absprechen. Deshalb wird mein persönliches Empfinden dieses Mal nicht so sehr in die Gesamtbewertung einfließen wie sonst. Begründen möchte ich dies damit, dass der Autor ja nichts dafür kann, dass ich mich in der Altersgruppe völlig vergriffen habe. Ich wusste zwar, dass es sich um einen Jugendroman handelte, aber mir war nicht ganz bewusst, dass die Charaktere dann doch so jung sind. Dies war einfach mein Fehler. Für Kinder ab 11 Jahren ist dieser Roman genau richtig so wie er ist. Die Story an sich war spannend, mit einem gewissen Nervenkitzel und einem guten Spannungsbogen. Die dargestellten Problematiken empfand ich als äußerst wichtig und altersgerecht beschrieben. Die Handlungen und Gedankengänge der Charaktere waren in meinen Augen sehr authentisch und nachvollziehbar. Der Schreibstil ist sehr einfach gehalten und liest sich demnach sehr flüssig. Hervorheben möchte ich, dass jedes Kapitel aus der Sicht eines anderen Charakters erzählt wurde und man dadurch viel mehr in die Gedankenwelt aller Charaktere eintauchen konnte.
Für mich wäre dieser Roman ideal als Schullektüre. Ein Coming-of-Age Roman, der zeigt wie wichtig Freundschaft ist und das Zuhause kein Ort, sondern ein Gefühl ist.

Bewertung vom 24.02.2024
Demon Copperhead
Kingsolver, Barbara

Demon Copperhead


ausgezeichnet

Stimme einer verlorenen Generation
Es scheint, als haben einige Menschen von Beginn an ihres Lebens, ein schwereres Los als andere.
Einer dieser Menschen ist ein Junge namens Damon Fields, von allen nur Demon Copperhead genannt.
Damon selbst tritt hier als Ich-Erzähler auf und erzählt uns ungeschönt seine Lebensgeschichte. Er scheint bereits am Ende der Geschichte zu stehen und versucht den Auslöser für das Fallen nachzuvollziehen. Dabei bemerkt er, dass es nicht nur ein konkretes Ereignis war, sondern die Summe seines Lebens. Schon seine Geburt war ein reiner Kampf, der sich durch sein ganzes Leben ziehen sollte. Dabei war aber nicht alles immer nur schlecht. Auch wenn die ersten Jahre seiner Kindheit entbehrungsreich zu sein schienen, so waren sie doch relativ glücklich. Seine Mutter war zwar nicht immer in der Lage sich vollumfänglich um ihn zu kümmern, doch schufen die Freiheit der Umgebung und die Fürsorge der Nachbarsfamilie einen guten Ausgleich.
Durch eine Reihe unglücklicher Umstände gerät Damon ins Pflegesystem und lernt nicht unbedingt dessen positive Seite kennen. Durch die Erfahrungen in dieser Zeit entwickelte sich ein unglaublicher Hunger in ihm. Dabei rede ich nicht nur vom körperlichen Empfinden. Seine Seele hungert förmlich nach Sicherheit, Anerkennung und Zugehörigkeit. Dies führte zu einer Vielzahl von ungünstigen Entscheidungen und Co-Abhängigkeiten. Zwischenzeitlich scheint sich das Blatt für Damon zum Guten zu wenden, doch wer hochsteigt, kann auch tief fallen. Und in seinem Fall ist es die Medikamentenabhängigkeit. Wieder aufzustehen fällt schwerer, als wieder liegenzubleiben.
Durch Damon als Erzähler ist der Sprachstil sehr flüssig zu lesen und durch die Umgangssprache sehr authentisch. Damons Gedankengänge und Ausdrucksweise gingen mir sehr nahe, da sie schonungslos ehrlich und direkt war. Und trotz all der Tragik gibt es dennoch einiges zum Schmunzeln.
Der Name Demon Copperhead hat in meinen Augen einen sehr symbolischen Charakter. Zum einen erinnert er natürlich an die Romanvorlage David Copperfield. Demon deutet an, dass sein Schicksal ihm schon vorherbestimmt zu sein scheint. Und Copperhead scheint sich nicht nur auf seine markante Haarfarbe zu beziehen, sondern auch auf die gefährlichen Giftschlangen der Region. Von der er nie eine zu Gesicht bekommen hat. Man hört immer nur von den Verlierern des Systems aber man sieht sie meist nie oder erst, wenn es zu spät ist. Neben dem Hunger hat auch das Meer eine ganz große Bedeutung für Damon. Trotz vieler Versuche hatte er nie die Möglichkeit es hautnah zu erleben. Für mich drückt diese Suche seine Sehnsucht nach Freiheit aus und seine Sorgen einfach fortzuspülen.
Ich glaube, dass Damons Leben ganz anders ausgegangen wäre, wenn nicht derart viele Resilienzfaktoren vorhanden gewesen wären. Er hat die Fähigkeit in seinen Zeichnungen Dinge zu verarbeiten und eine Handvoll Menschen, die immer an seiner Seite waren.
Barbara Kingsolver hat mit Demon Copperhead aber nicht nur einen Roman geschaffen, der von einer verkorksten Kindheit erzählt. Es geht nicht nur um Damon allein, sondern auch um die Menschen um ihn herum und gar eine ganze Region im vergessenen Herzen Amerikas.
Eine ganze Generation und die nachfolgende wurden, egal ob wissentlich oder unwissentlich, kaputtgemacht und im Stich gelassen. Das besondere Lebensgefühl der Menschen Appalachiens wird hier auf ganz besondere Weise zum Ausdruck gebracht. Sie mögen zwar nicht so fortschrittlich sein, wodurch lange auf sie herab geblickt wurde, doch ist ihr Gemeinschaftssinn ihr größtes Gut. Nicht umsonst käme dort niemand auf die Idee sein Haus oder Auto abzuschließen. Umso schlimmer ist es, wie diese Menschen behandelt wurden. Neben Ausbeutung und Perspektivlosigkeit, herrscht ein Mangel Schulbildung und das desaströse Gesundheitswesen ebnete der Profitgier der Pharmaindustrie den Weg, um eine wahre Opioidepidemie auszulösen. Eine Kettenreaktion, für die sich niemand mehr verantwortlich fühlt, obwohl sie dafür sorgte, dass 15-35% der Kinder nicht bei ihren Eltern aufwachsen konnten und vergessen wurden.
Das relativ offene Ende lässt den Leser selbst entscheiden, welche Abfahrt Demons Leben letztendlich nehmen könnte.
Dass Barbara Kingsolver selbst aus Appalachien stammt, macht diese ganze Geschichte für mich noch authentischer. Für mich ist dieser Roman eine längst überfällige Aufarbeitung der Geschehnisse in Appalachien und er gibt den Menschen eine Stimme, die lange überhört wurden.