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peter

Bewertungen

Insgesamt 3 Bewertungen
Bewertung vom 09.04.2023
Der verbotene Planet
Montemurri, Jacqueline

Der verbotene Planet


ausgezeichnet

Wenn ich ehrlich bin, hat mich das Buch über weite Strecken geradezu heruntergezogen. Aber nicht, weil es mir nicht gefallen hat. Ganz im Gegenteil. Die Charaktere sind so deutlich gezeichnet, dass man mit ihnen leiden muss. Das macht die Qualität eines literarischen Werkes aus. In schockierender Weise hält uns die Autorin einen Spiegel vor und macht uns damit Schwächen deutlich, die wir über die Jahrtausende mit uns herumschleppen: Der Glaube, mit irgendetwas Recht zu haben. Es sind die Heilslehren, die vielleicht einmal Menschen vorangebracht haben, aber die guten Denkansätze des Anfangs dabei durch Machtgier wieder und wieder über die Zeit verloren gingen. Wahrscheinlich ist das unser grundsätzliches Problem. Wohin das jedes Mal führt, hat die Autorin in ihrem Buch treffend beschrieben.
Das hat die Crew, die im Auftrag der Marsregierung die illegale Besiedlung der geschützten Erde beenden soll, in schwere Gewissenkonflikte gestürzt, und es lange nicht klar, was mit den Siedlern geschehen wird. Bis die Kommandantin der Crew eine Entscheidung trifft…
Schließlich ging es ging es auch hier um den unbedingten Glauben, in einer Sache Recht zu haben, nämlich dass das Naturreservat Erde vor einer Neubesiedlung durch Menschen zu bewahren ist. Wie jede Heilsehre hatte auch diese anfangs hehre Ziele, hatte sich aber verselbstständigt und von ihrer Menschlichkeit verabschiedet, nur um weiter so zu bestehen, wie es zum Machterhalt nötig ist.
Die Autorin hat mit dem Buch den Finger auf eine offene Wunde gelegt, die wahrscheinlich nie heilt.

Bewertung vom 12.01.2023
Ozonos Earth (eBook, ePUB)
Hallström, Vera

Ozonos Earth (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Dieses Buch hat es wirklich in sich! Es werden im Verlaufe der Geschichte eine Vielzahl von Charakteren und die unterschiedlichsten Ebenen menschlicher Konflikte und technologischer Fallen deutlich, und das in einer immer größer werdenden Erzähldichte und einem souverän gestalteten Spannungsbogen. Irgendwann ist es kaum noch möglich, das Buch vor dem Ende der Lektüre beiseite zu legen. Ich bin eigentlich überhaupt kein Freund von Endzeitstorys. Deswegen hat mich anfangs auch das ganze Umfeld, in dem sich die Geschichte abspielt, geradezu abgestoßen. Aber das war, denke ich auch die Absicht der Autorin. Uns Leser einen Spiegel vor die Nase zu setzen und zu zeigen, was passiert, wenn wir weitermachen wie bisher. Eine Stadt in der von dem verantwortungslosen Umgang mit der Natur entstandenen lebensfeindlichen Wüste, errichtet von einer KI, die sowohl das Programm ihrer Bestimmung als auch das ihres Untergangs in sich trägt. Ein Gläubiger würde es so ausdrücken: Die Welt braucht den Teufel, damit man das Gute erkennt. Athena, eine zum Cyborg gewordene Kämpferin wird von dieser KI in die tödliche Wüste geschickt, um bereit zu sein, wenn die KI sie zurückbeordert, um Ozonos zu retten. Die größte Gefahr, auf die sie trifft, ist das Misstrauen unter den Menschen, welche die Stadt am Leben erhalten sollen, und sie muss sich für die richtigen Mitstreiter entscheiden, weil sich das Programm seiner Vernichtung aktiviert und selbst enge Freunde der Macht falscher Denkweise unterliegen… Wenn ich jetzt weiterschreibe, verrate ich zu viel, denn ich bin noch ganz elektrisiert von den Geschehnissen in der Stadt der scheinbaren Perfektion…
Alle Achtung! Ich bin beeindruckt von der künstlerischen Umsetzung dieser schwierigen Problematik und der sicher vorausgegangenen umfangreichen Recherchearbeit.
Eine unbedingte Empfehlung nicht nur für Leser, die dieses Genre mögen.

Bewertung vom 23.11.2022
Kopfsprung in die Zukunft
Lamprecht, Josefa

Kopfsprung in die Zukunft


ausgezeichnet

Eine Geschichte, die ganz allmählich mit einer fast alltäglichen Geschichte einer gescheiterten Ehe beginnt, aber in ihrem Verlauf immer mehr an Fahrt gewinnt. Heinz gelingt es nicht, sich in die künstlerische Welt seiner Frau Emma hineinzuversetzen, um das nötige Maß an Toleranz zu entwickeln und stürzt sich stattdessen in seine Arbeit als Manager. Hier glaubt er, der beste zu sein und doch baut er nur an seinem Ego. Emma gelingt es ebenso wenig, auf ihren Mann zuzugehen und flüchtet stattdessen in ihre Welt der Malerei, und das so gründlich, dass sie selbst ihre eigenen Wurzeln leugnet. So etwas kann nicht gut gehen und endet… Eigentlich hat die Geschichte kein Ende. Die Autorin lässt ihre Leser die Geschichte weiterspinnen und hält sich dabei vornehm zurück. Der Schreibstil ist für mich etwas ungewohnt, da ich eigentlich beim Lesen in anderen Genres unterwegs bin. Allerdings hat alles an diesem Stil seinen Sinn, auch wenn der Eindruck entsteht, dass alle Protagonisten eine ähnlichen, zu Allegorien neigenden Sprachduktus in ihren Dialogen nutzen. Damit wird jedoch eine Weltsicht deutlich, und das ist in Ordnung. Alles in Allem ein gelungenes Werk, das den Leser anrührt und eine unbedingte Leseempfehlung.