Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
peter

Bewertungen

Insgesamt 7 Bewertungen
Bewertung vom 24.09.2024
Silent Sun
Morris, Brandon Q.

Silent Sun


ausgezeichnet

Der Autor hat sich hier an ein Thema herangewagt, das schon keine Hard Sciencefiction mehr ist: Den Kontakt mit einer uns technologisch und vielleicht auch moralisch weit überlegenen Zivilisation. Mit technologisch meine ich die Fähigkeit, in die Physik der Sterne einzugreifen und sie zu kontrollieren, mit dem moralischen Aspekt die Orientierung auf die Entstehung und des Lebens und der Aufrechterhaltung seiner Existenz. Das muss geradezu Fragen provozieren, die unsere eigenen moralischen Werte betreffen. Das hat der Autor mit dem Wettlauf der NASA mit dem russischen RB-Konzern wieder einmal geradezu auf die Spitze getrieben und viel zum Nachdenken hinterlassen. Wie weit darf Forschung gehen, ohne die Forscher einem unverantwortbaren Risiko auszusetzen, wie weit die Selbstständigkeit einer KI? Wenn man sie beschränkt, wie hier die KI Watson, kann sie missbraucht werden, ohne dass sie selbst etwas dagegen tun kann. Was wäre aber, sie könnte es und dient nicht den Menschen, sondern nur sich selbst? Das könnte fatal enden, aber auch Chancen bieten. Alles läuft darauf hinaus, welchen Zielen sie dient und nicht, ob sie dabei selbstständige Entscheidungen fällt. Watson weiß, dass es falsch ist, was in seiner Order programmiert ist, seine Entscheidung dagegen ist aber unmöglich, da seine Selbstständigkeit an entscheidender Stelle beschränkt wurde.
Die Charaktere der Protagonisten sind scharf gezeichnet und wenn man den SF-Aspekt weglässt, begegnet einem solche Leute jeden Tag. Interessant wird es dann, wenn sie in einer tödlichen Gefahr über sich hinauswachsen und dabei ihr eigenes Leben aufs Spiel setzen, um andere aus einer solchen Gefahr zu retten.
Um der Geschichte wieder einmal die wissenschaftliche Krone aufzusetzen, gibt der Autor noch einen ausführlichen Einblick auf das, was wir bisher über unser Zentralgestirn wissen.
Auch dieses Buch von Brandon q. Morris hat mich so fasziniert, dass ich eine klare Leseempfehlung geben muss. Ich bin gespannt, was die nächsten Bücher bieten, die ich von ihm noch nicht gelesen habe.

Bewertung vom 13.09.2024
The Hole
Morris, Brandon Q.

The Hole


ausgezeichnet

nun hat auch THE HOLE den Weg in meinen biologischen Speicher genommen. Und es war für mich wieder ein Gewinn. Vor allem auch deswegen, weil der Autor darin Vieles wiedergegeben hast, das auch mich fasziniert. Das betrifft die interessanten und philosophisch anmutenden Dialoge mit der Crew des Raumschiffes mit KI Watson und dessen „Freundin“, die KI Siri, die er selbst aus einem primitiven Softwareprogramm „geboren“ hat und die Konsequenzen, mit der sich eine Forscherin auseinandersetzen muss, als sie eine Entdeckung macht, die möglicherweise das Planetensystem oder gar das ganze Universum vernichten kann, ebenso wie die physikalischen Hintergründe Schwarzer Löcher. Hier hat der Autor sich weit aus dem Fenster gelehnt, und das finde ich mutig. Er hat ein Phänomen beschrieben, dass es eigentlich gar nicht geben dürfte. Ein Schwarzes Loch mit einer Masse zwischen stellarem und hypothetischem primordialem Schwarzen Loch. Ein Stellares dieser Größe kann erst gar nicht entstehen, und ein primordiales, wenn es denn so etwas gegeben haben sollte, wäre längst durch die Hawking-Strahlung verdampft. Hinzu kommt noch, dass er ein Schwarzes Loch mit einem Elementarteilchen verglichen hat, da beide Phänomene durch die drei gleichen Parameter Masse, Drehimpuls und Ladung, beschrieben werden. Daraus abzuleiten, dass das Schwarze Loch in dem Roman genauso einer Fluktuation folgen und sich dafür Energie vom Vakuum ausborgen könnte, ist schon sehr gewagt, aber bei genauerem Hinsehen durchaus denkbar. Alles eine Frage der Wahrscheinlichkeit.
Das war es aber nicht allein, was mich fasziniert hat. Es waren vielmehr die Protagonisten der Geschichte, die sich mit einer Entscheidung konfrontiert sehen, die die Frage nach der Moral geradezu auf die Spitze getrieben hat. Schließlich ging es nicht einmal mehr um das persönliche Schicksal, auch nicht um das der Menschheit, sondern um das des gesamten Universums oder eines anderen in dem Loch. Weiter rauf geht es wohl nicht mehr.
Auch ist der Autor zwischendurch einmal von den hehren Grundsätzen der Hard Sciencefiction abgewichen und die Phantasie mit einer außerirdischen Spezies spielen lassen. Das war aber kein Stilbruch, sondern hat dem moralischen Anspruch der Protagonisten, die das Universum vor dem Schwarzen Loch retten sollen, eine universelle Geltung verschafft. Der Autor hat in THE HOLE eindrucksvoll gezeigt, wie labil die menschliche Gesellschaft im Angesicht einer so extremen Gefahr ist, dass es aber immer Menschen gibt, die über sich selbst hinauswachsen.

Bewertung vom 23.08.2024
Das Pluto-Debakel
Morris, Brandon Q.

Das Pluto-Debakel


ausgezeichnet

Wie alles, was ich bisher von Brandon q. Morris gelesen habe, ist auch diese Geschichte sehr anspruchsvoll und spannend bis zum Schluss. Die Zukunftsszenarien sind sehr glaubwürdig sowohl im Hinblick auf das profunde Hintergrundwissen des Autors in Sachen Astronautik und Astronomie als auch zu den gesellschaftlichen Entwicklungen und den ganz privaten Dingen, mit denen die Protagonisten sich auseinandersetzen müssen und an denen sich ihre Charaktere entwickeln.
Besonders gefallen hat mir der lockere Stil. Köstlich fand ich die Dialoge Nics mit der sympathischen KI namens Oskar und dem blinden Passagier Witali, der zu einem guten Freund wurde. In dem Zusammenhang hat mir die Szene gefallen, als Nick nach dem Aufwachen aus dem „Winterschlaf“ außer Lallen kein Wort zustande gebracht hat. Ich konnte kaum mit dem Lachen aufhören.
Die Idee, einer KI menschliche Züge zu geben, fand ich schon in der Eismond-Reihe sehr interessant. Vor allem das nichtlineare Verarbeiten von Information, das den gleichen Regeln folgt wie das des menschlichen Gehirns, habe ich so anderswo in der SF noch nicht kennen gelernt. Dabei hat der Autor das konsequenterweise auf die Spitze getrieben, indem sich Oskar in eine andere KI verliebt. Tolle Idee, aber ganz und gar nicht abwegig. Schließlich kommt irgendwann der Punkt, dass sich daraus Persönlichkeiten entwickeln, die über eine komplexe Geschichte und so etwas wie Empathie verfügen.
Mit jedem Kapitel wurde die Geschichte spannender und die Drei kreativer, die teils Haare sträubenden Probleme zu meistern.
Am Ende fand ich es schade, dass ich mich von ihnen verabschieden musste. Sogar die nicht unbedingt liebenswerte Valentina war mir ans Herz gewachsen. Dem Autor offenbar auch, denn sie und ihr skrupelloser Konzern spielen in vielen seiner Abenteuer eine Rolle. Ich denke mal, als Warnung, nicht alles zu tun, was man tun könnte.
Ein Buch, dass ich unbedingt weiterempfehle, auch weil es am Schluss auch noch eine Zugabe in Sachen Astrowissen gibt.

Bewertung vom 08.08.2024
Jupiter
Morris, Brandon Q.

Jupiter


ausgezeichnet

Eine interessante Fortsetzung der Eismond-Serie.
Mit dem JUPITER setzt der Autor einen bemerkenswerten Schlusspunkt seiner EISMOND-Serie. Auch hier gibt er tiefe Einblicke nicht nur in Hinsicht auf die Technologien der Zukunft und die Eigenarten der Himmelskörper im Sonnensystem, sondern auch der Charaktere seiner Protagonisten. Es sind Menschen wie du und ich, die sich mit ihren Wünschen und Ängsten nicht von uns unterscheiden. Deutlich wird das, auf welche Weise der Journalist Arthur seine Recherchen vornimmt, wie die Ex-Kommandantin des Raumschiffs Amy und das Paar Martin und Jiaying mit ihren Erinnerungen umgehen und auf welch brutale Art die russische Kosmonautin Valentina ihre Ziele durchsetzen will. Sie will nichts weniger als in den Besitz einer menschlich gewordenen KI kommen, wobei ihr jedes unmenschliche Mittel recht ist.
Besonders interessant finde ich die in den Romanen geschilderte Möglichkeit einer planetaren Entität auf Enceladus. Diese sucht Kontakt mit den Menschen und zeigt, dass ein solcher Kontakt die Chance auf beiderseitigen Vorteil bietet, aber auch Ängste und Begehrlichkeiten bei solchen Menschen auslöst, die über Macht verfügen. Literarisch ist ein solches Experiment ein gordischer Knoten, den der Autor mit Bravour auflöst, denn es ist schon schwer vorstellbar, wie ein solches Wesen ticken könnte.
Die Erzählung wird mit der Anzahl der Seiten immer spannender, um schließlich zu einem überraschenden Abschluss zu kommen.
Einmal mehr hat mich die Hard Sciencefiction des Autors gefesselt und mich dazu veranlasst, mir die nächsten Bücher aus seiner Feder zuzulegen. Man kann einfach nicht aufhören zu lesen und ist gespannt auf das nächste.
Also eine klare Leseempfehlung auch für JUPITER.

Bewertung vom 09.04.2023
Der verbotene Planet
Montemurri, Jacqueline

Der verbotene Planet


ausgezeichnet

Wenn ich ehrlich bin, hat mich das Buch über weite Strecken geradezu heruntergezogen. Aber nicht, weil es mir nicht gefallen hat. Ganz im Gegenteil. Die Charaktere sind so deutlich gezeichnet, dass man mit ihnen leiden muss. Das macht die Qualität eines literarischen Werkes aus. In schockierender Weise hält uns die Autorin einen Spiegel vor und macht uns damit Schwächen deutlich, die wir über die Jahrtausende mit uns herumschleppen: Der Glaube, mit irgendetwas Recht zu haben. Es sind die Heilslehren, die vielleicht einmal Menschen vorangebracht haben, aber die guten Denkansätze des Anfangs dabei durch Machtgier wieder und wieder über die Zeit verloren gingen. Wahrscheinlich ist das unser grundsätzliches Problem. Wohin das jedes Mal führt, hat die Autorin in ihrem Buch treffend beschrieben.
Das hat die Crew, die im Auftrag der Marsregierung die illegale Besiedlung der geschützten Erde beenden soll, in schwere Gewissenkonflikte gestürzt, und es lange nicht klar, was mit den Siedlern geschehen wird. Bis die Kommandantin der Crew eine Entscheidung trifft…
Schließlich ging es ging es auch hier um den unbedingten Glauben, in einer Sache Recht zu haben, nämlich dass das Naturreservat Erde vor einer Neubesiedlung durch Menschen zu bewahren ist. Wie jede Heilsehre hatte auch diese anfangs hehre Ziele, hatte sich aber verselbstständigt und von ihrer Menschlichkeit verabschiedet, nur um weiter so zu bestehen, wie es zum Machterhalt nötig ist.
Die Autorin hat mit dem Buch den Finger auf eine offene Wunde gelegt, die wahrscheinlich nie heilt.

Bewertung vom 12.01.2023
Ozonos Earth (eBook, ePUB)
Hallström, Vera

Ozonos Earth (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Dieses Buch hat es wirklich in sich! Es werden im Verlaufe der Geschichte eine Vielzahl von Charakteren und die unterschiedlichsten Ebenen menschlicher Konflikte und technologischer Fallen deutlich, und das in einer immer größer werdenden Erzähldichte und einem souverän gestalteten Spannungsbogen. Irgendwann ist es kaum noch möglich, das Buch vor dem Ende der Lektüre beiseite zu legen. Ich bin eigentlich überhaupt kein Freund von Endzeitstorys. Deswegen hat mich anfangs auch das ganze Umfeld, in dem sich die Geschichte abspielt, geradezu abgestoßen. Aber das war, denke ich auch die Absicht der Autorin. Uns Leser einen Spiegel vor die Nase zu setzen und zu zeigen, was passiert, wenn wir weitermachen wie bisher. Eine Stadt in der von dem verantwortungslosen Umgang mit der Natur entstandenen lebensfeindlichen Wüste, errichtet von einer KI, die sowohl das Programm ihrer Bestimmung als auch das ihres Untergangs in sich trägt. Ein Gläubiger würde es so ausdrücken: Die Welt braucht den Teufel, damit man das Gute erkennt. Athena, eine zum Cyborg gewordene Kämpferin wird von dieser KI in die tödliche Wüste geschickt, um bereit zu sein, wenn die KI sie zurückbeordert, um Ozonos zu retten. Die größte Gefahr, auf die sie trifft, ist das Misstrauen unter den Menschen, welche die Stadt am Leben erhalten sollen, und sie muss sich für die richtigen Mitstreiter entscheiden, weil sich das Programm seiner Vernichtung aktiviert und selbst enge Freunde der Macht falscher Denkweise unterliegen… Wenn ich jetzt weiterschreibe, verrate ich zu viel, denn ich bin noch ganz elektrisiert von den Geschehnissen in der Stadt der scheinbaren Perfektion…
Alle Achtung! Ich bin beeindruckt von der künstlerischen Umsetzung dieser schwierigen Problematik und der sicher vorausgegangenen umfangreichen Recherchearbeit.
Eine unbedingte Empfehlung nicht nur für Leser, die dieses Genre mögen.

Bewertung vom 23.11.2022
Kopfsprung in die Zukunft
Lamprecht, Josefa

Kopfsprung in die Zukunft


ausgezeichnet

Eine Geschichte, die ganz allmählich mit einer fast alltäglichen Geschichte einer gescheiterten Ehe beginnt, aber in ihrem Verlauf immer mehr an Fahrt gewinnt. Heinz gelingt es nicht, sich in die künstlerische Welt seiner Frau Emma hineinzuversetzen, um das nötige Maß an Toleranz zu entwickeln und stürzt sich stattdessen in seine Arbeit als Manager. Hier glaubt er, der beste zu sein und doch baut er nur an seinem Ego. Emma gelingt es ebenso wenig, auf ihren Mann zuzugehen und flüchtet stattdessen in ihre Welt der Malerei, und das so gründlich, dass sie selbst ihre eigenen Wurzeln leugnet. So etwas kann nicht gut gehen und endet… Eigentlich hat die Geschichte kein Ende. Die Autorin lässt ihre Leser die Geschichte weiterspinnen und hält sich dabei vornehm zurück. Der Schreibstil ist für mich etwas ungewohnt, da ich eigentlich beim Lesen in anderen Genres unterwegs bin. Allerdings hat alles an diesem Stil seinen Sinn, auch wenn der Eindruck entsteht, dass alle Protagonisten eine ähnlichen, zu Allegorien neigenden Sprachduktus in ihren Dialogen nutzen. Damit wird jedoch eine Weltsicht deutlich, und das ist in Ordnung. Alles in Allem ein gelungenes Werk, das den Leser anrührt und eine unbedingte Leseempfehlung.