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blei
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V.

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Insgesamt 21 Bewertungen
Bewertung vom 26.01.2025
Von Schafen und Wölfen
Zons, Achim

Von Schafen und Wölfen


sehr gut

Brandheiß und aktuell
"Von Schafen und Wölfen" ist angesichts der momentanen Ereignisse in den USA ein hervorragend inszenierter Politthriller, wie er aktueller und brisanter nicht sein könnte. Auch wenn alle Personen fiktive Namen tragen, entwickeln sich im Verlauf der Story vor den Augen des Lesers immer wieder Parallelen zu dem momentanen amerikanischen Präsidenten, und man ist geneigt, die augenblicklichen Geschehnisse mehr denn je in Frage zu stellen.
Die Verwobenheit und das Ineinandergreifen der Angelegenheiten einerseits in den USA, andererseits in Deutschland erzeugen z.T. eine bedrohliche Stimmung, bei der die entscheidenden Fäden im Hintergrund gezogen werden und die Mitwirkenden eher wie Marionetten erscheinen lassen. Und immer wieder die Vorstellung: So oder ähnlich könnte es sich tatsächlich abspielen.
Ein Buch, das danach drängt, der Lösung auf die Schliche zu kommen. Allein der häufige Personen- und Schauplatzwechsel zu Beginn, bis es gelingt, alles etwas durchsichtiger zu "sortieren", erschweren einen reibungslosen Einstieg in die Story.

Bewertung vom 06.12.2024
Vielleicht hat das Leben Besseres vor
Gesthuysen, Anne

Vielleicht hat das Leben Besseres vor


gut

Nett - Klatsch und Tratsch im Dorf
Das neue Buch von Anne Gesthuysen lässt sich - wie man so schön sagt, "einfach so runter lesen". Es konzentriert sich schwerpunktmäßig um eine gute Handvoll von Personen, die alle ihr Päckchen zu tragen haben, im Kreis der Dorfgemeinschaft aber gut behütet und aufgenommen scheinen. Mehr schlecht als recht kümmern sich alle umeinander, was nicht immer auf Gegenliebe stößt - aber so scheint es zu sein im kleinen Ort Alpen, wo jeder jeden kennt. Alle Beteiligten wirken nett, z.T. über die Maßen neugierig, was die Gerüchteküche nicht selten zum Brodeln bringt.
Auch wenn das Buch gut lesbar ist und man seine Freude daran haben kann, scheint es doch an den vielen Stellen recht "einfach gestrickt". Die kleinen oder größeren Problemchen lassen sich stets durch ein harmonisches Miteinander lösen, das ganze Dorfleben wirkt wie "Friede, Freude, Eierkuchen" und der einzige brisante Fall um Raffaela geht am Ende eben doch noch gut aus. Manches ist vorhersehbar und auch die Dialoge/Gespräche bleiben oft an der Oberfläche. Alles in allem eben ein nettes Buch ohne größeren Tiefgang.

Bewertung vom 30.11.2024
Coco und die Revolution der Mode
Johannson, Lena

Coco und die Revolution der Mode


sehr gut

Aus Gabrielle wird Coco

Mitreißende, intensive, biografische Erzählung über die weltberühmte Modeikone Coco Chanel, die sich - fast unglaublich - aus den allerärmsten Familien- und Lebensverhältnissen mit bewundernswertem und zielgerichtetem Eifer, Enthusiasmus, Erfindungsreichtum und Gespür für das Neue und bisher nie Dagewesene von der unscheinbaren Person Gabrielle zur Grande Dame der Haute Couture entwickelt.
Daneben ziehen jedoch auch allzu oft die persönlichen Empfindungen und Niederlagen den Leser in ihren Bann, wenn Coco von dem Leid und dem Elend ihrer Familie hört, ihre innigst ersehnte Karriere als Sängerin unerfüllt bleibt, die Beziehungen zu ihr wichtigen Männern nicht so verlaufen, wie sie wünscht, und auch die beginnenden Kriegsschrecken nicht spurlos an ihr vorüber gehen.
Ein Buch, das die Augen öffnet für die Härte des Modegeschäfts, aber gleichzeitig milde stimmt und Bewunderung hervor ruft für den Mut und den Erfolg einer Frau in einer Zeit, die solches für Frauen noch nicht vorgesehen hat.

Bewertung vom 01.10.2024
Im Warten sind wir wundervoll
Inden, Charlotte

Im Warten sind wir wundervoll


ausgezeichnet

Bezaubernd und mitreißend
Wie wundervoll und herzergreifend, aber auch zermürbend und problematisch "WARTEN" sein kann, wird in diesem mitreißenden Liebesroman am Beispiel von Luise und Elfie deutlich, die - als Enkelin und Oma - in verschiedenen Zeitebenen lebend doch ein ähnliches Schicksal verbindet, zwei Frauen, die auf der Suche nach dem wahren Glück sind und dabei viele Hindernisse zu überwinden haben.
Mögen die unterschiedlichen Erzählperspektiven anfänglich ein wenig verwirrend wirken, lösen sie sich im weiteren Verlauf doch wie selbstverständlich auf und führen dazu, dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen will, möchte man doch erfahren, was das Leben den beiden Frauen zu bieten hat: wird sich alles zum Guten wenden, wird es ein Happy-End geben?
Der wahre, historische Hintergrund der War-Brides lässt die gesamte Geschichte sehr lebensecht wirken, wenngleich sie als Liebesgeschichte kräftig in "romantischen Farben malt".
Ein bezauberndes Buch!

Bewertung vom 18.09.2024
Und später für immer
Jarck, Volker

Und später für immer


gut

Berührend
"Und später für immer" beschreibt atmosphärisch dicht und nah am Menschen die gefährliche Situation von Johann Meinert, der in den letzten Kriegstagen - sich aller Konsequenzen bewusst - desertiert, seine Einheit zurück lässt, um bei seinen Verwandten unterzutauchen und dort auf das Ende des Krieges zu warten. Intensiv wird dem Leser vor Augen geführt, was diese unsichere Situation mit und aus einem Menschen macht, nicht wissend, wie das Ganze für ihn ausgeht. Hin und her gerissen zwischen zurück liegenden Kriegserlebnissen und der Aussicht, seine Familie unbeschadet wieder zu sehen taucht auch noch Frieda - ein Nachbarsmädchen - auf. Sieht er in ihr anfänglich eine Gefahr, erweist sie sich zunehmend als willkommene, täglich herbei gesehnte Abwechslung. Erste, unbeholfene Annäherungen werden vorsichtig und zartfühlend beschrieben.
Das Buch macht nachdenklich und betroffen, leider passiert im Verlauf nicht so richtig etwas - was natürlich der Verstecksituation geschuldet ist. Daher konnte ich mich mit ihm nur mäßig anfreunden.

Bewertung vom 17.09.2024
Tode, die wir sterben / Svea Karhuu & Jon Nordh Bd.1
Voosen, Roman;Danielsson, Kerstin Signe

Tode, die wir sterben / Svea Karhuu & Jon Nordh Bd.1


ausgezeichnet

Spannender Polit-Thriller
Wenn ein Dreizehnjähriger, ein syrischer Journalist, ein russischer Rentner und eine junge US-Amerikanerin innerhalb kürzester Zeit unweit voneinander auf mysteriöse Weise erschossen werden, drängt es danach, den Hintergründen des WARUM und WESHALB und möglichen Zusammenhängen auf die Spur zu kommen. Vier Morde, die auf den ersten Blick kaum etwas miteinander zu tun haben. Der dabei erzeugte Spannungsbogen wird nicht zuletzt durch das unfreiwillig zusammengewürfelte Ermittlerteam Nordh und Karhuu bestens vorangetrieben, hat doch jeder der beiden seinen ganz eigenen Vorgehensstil und muss parallel dazu noch mit persönlichen Widrigkeiten und Problemen zurecht kommen, die die Aufklärungsarbeit hin und wieder ausbremsen und schwierig machen.
Ein unbedingt lesenswerte Buch in Top-Aktualität, das zwar an manchen Stellen durch allzu große Ausführlichkeit beschriebener Situations- oder Gefühlsebenen zu breit angelegt ist, was aber den Drang nach Auflösung nicht mindert.

Bewertung vom 13.07.2024
Dunkler Abgrund
Lillegraven, Ruth

Dunkler Abgrund


gut

Kein PAGETURNER!

"Dunkler Abgrund" sollte nicht als Thriller im klassischen Sinn verstanden werden, bei dem Mordfälle durch Ermittlungstätigkeiten der Polizei zur Aufdeckung des Täters und Lösung des Kriminalfalls führen. Statt dessen befindet sich der Leser von Anfang an in einem steten Perspektivwechsel von aktuellen und vergangenen, dunklen Ereignissen der verschiedenen Hauptakteure, ohne dass sich dabei zeitnah ein hilfreicher "roter Faden" ergeben würde, der Licht in das Ereignis- und Beziehungsgeflecht brächte. Dabei verwundert es und erscheint mehr als unglaubwürdig, welcher Vergehen sich Clara Lofthus als neue norwegische Justizministerin bereits in der Vergangenheit schuldig gemacht hat, ohne dass etwas an die Öffentlichkeit gedrungen zu sein scheint und auch sie offensichtlich ohne größere Gewissensbisse damit zu leben imstande ist.

Durch den ausufernden und breiten Erzählstil wird leider eine echte Spannung zunichte gemacht. Vieles erscheint abwegig und unlogisch, vor allem das Ende - wenngleich wirklich überraschend - wirkt völlig unrealistisch und konstruiert.

Bewertung vom 13.07.2024
VIEWS
Kling, Marc-Uwe

VIEWS


gut

Die Zukunft ist heute schon von gestern

Hier versucht sich Marc-Uwe Kling einmal mit einem ganz anderen Genre als üblich und ist dabei - so auch schon der Hinweis auf dem Einband - in keinster Weise zimperlich. Anfänglich dreht sich alles um eine äußerst brutale Vergewaltigung, mit der Yasira Saad, Ermittlerin beim BKA, eher zufällig konfrontiert wird. Im Laufe der Ermittlungen stellt sich allerdings heraus, dass hinter dem Fall viel mehr steckt als anfänglich vermutet und dieser ungeahnte und brutale Auswirkungen auf weite Teile der Gesellschaft hat.

Kling erweist sich mit seiner Thematik als äußerst aktuell und führt eindrucksvoll vor Augen, wohin die heute so bestaunte KI führen kann. Gesellschaftskritische Bereiche wie Ausländerfeindlichkeit, Rechtspopulismus und der kritische Umgang mit Social Media kommen zur Sprache und regen zum eigenen, sensiblen Nachdenken an.
Am Ende bleibt sich das Buch zwar seiner Linie treu, erscheint dann allerdings doch übertrieben und nicht weniger schockierend als sein Anfang und lässt damit den Leser an dieser Stelle eher enttäuscht und tatsächlich verstört mit der Frage zurück: Musste das sein?

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.05.2024
Was der See birgt / Ermittlungen am Gardasee Bd.1
Koppelstätter, Lenz

Was der See birgt / Ermittlungen am Gardasee Bd.1


gut

Spannung mit angezogener Handbremse
Ein Toter am Seeufer - ein nicht unüblicher, aber durchaus akzeptabler Einstieg in einen Krimi, der jedoch in seiner knappen ersten Hälfte durch weit ausladende Zeitungsrecherchen, idyllische Landschaftsbeschreibungen und tiefgründige Verwandtschaftsbeziehungen in dem erwarteten Spannungsbogen ausgebremst wird. Nicht selten ergibt sich der fragwürdige Eindruck, dass das übereifrige Redaktionsteam fast ausschließlich mit der Entschlüsselung des Kriminalfalls beschäftigt ist und dabei in (verdeckter) Zusammenarbeit mit dem Staatsanwalt sogar der Polizei immer eine Nasenspitze voraus ist, was insgesamt nicht so recht realitätsnah erscheint. Erst im zweiten Teil nimmt die Story an Tempo zu und eröffnet dabei den doch streckenweise übertriebenen Einblick in einen Sumpf von geheimbündnerischen Abgründen, in "die gesamte Haute-Volée rund um den Gardasee" verstrickt zu sein scheint. Glücklicherweise wird der Fall mit unermüdlichem Einsatz aller Beteiligten und dann doch mit Hilfe der Polizei aufgeklärt.
Ein Buch, das aufgrund seiner lokalen Hinweise zum Gardasee dem Italienfan durchaus Freude bereiten kann, den Krimiliebhaber aber eher unbefriedigt und stirnrunzelnd zurück lässt.
Und der Cliffhanger am endgültigen Ende der Story mit Aussicht auf Fortsetzung macht den Wert dieses Krimis nicht besser.

Bewertung vom 19.04.2024
Wo die Asche blüht
Que Mai, Nguyen, Phan

Wo die Asche blüht


ausgezeichnet

Berührende Zeitgeschichte
Wie verstörend und nachhaltig negativ lebensbeeinflussend Kriegsschrecken auf alle Beteiligten - Zivilbevölkerung und Militärangehörige - auch viele Jahre später wirken können, wird in diesem Buch allen Außenstehenden eindrücklich und berührend vor Augen geführt. Dabei gelingt es hervorragend, persönliche, aktuelle Schicksale mit vergangenen Zeitgeschehnissen zu verbinden, sodass klar wird, dass sich alles gegenseitig bedingt und das Vergangene nicht einfach "ad acta" gelegt werden kann.
Die beiden Hauptpersonen Dan und Phong entstammen zwar unterschiedlichen Kulturkreisen und Generationen, leiden aber beide - jede auf ihre Art - an den Folgen eines vergangenen Krieges, der intensiv und unablässig ihr Leben bestimmt. Beide suchen nach "der Erlösung" von ihren Leiden und ihrer Last, die sie permanent mit sich herumtragen. Durch diese eindrucksvolle Schilderung fühlt sich der Leser beiden verbunden und kann verständnisvoll und emphatisch mitfühlen. Im Lesevollzug keimt immer wieder die Hoffnung, dass alle irgendwie am Ende ihren Frieden finden.
Die Geschichte endet versöhnlich, leider im Ganzen betrachtet doch ein wenig zu harmonisch und "dick aufgetragen" - aber letztendlich der einzige Kritikpunkt an diesem lesenswerten Buch, das berührt und die Sinnhaftigkeit von Krieg und all seinen Folgen implizit und unterschwellig im gesamten Verlauf in Frage stellt.