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Benutzername: 
Gordon Ripley
Wohnort: 
Kaiserslautern

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Bewertung vom 12.06.2010
Wir Kinder dieser Erde
Feiler, Dirk L.

Wir Kinder dieser Erde


ausgezeichnet

Anmerkung
Ich habe gelesen, mit wachsendem Interesse und großer Spannung. "Akte X" ist ein guter Titel, für das, was sie schreiben, und das, was Sie erleben.
Wenn ich mich recht erinnere, dann sind alle Akte X - Fälle nach dem gleichen Schema aufgebaut: Etwas Unverständliches, Ungewöhnliches geschieht einer Person. Diese kann nicht damit rechnen, dass ihr Glauben geschenkt wird. Sie hat die Wahl, auf sich allein gestellt nach Evidenzen, (einleuchtende Klarheit), für die Realität des Erlebten zu fahnden oder sich dem Konsens, (Zustimmung), anzupassen: sich selbst nicht zu glauben. Mir ist es beim Lesen Ihres Berichtes einer/Ihrer Psychose ganz ähnlich gegangen: zu verstehen fiel mir schwer, das als "real" anzuerkennen, was Sie beschreiben, auch.
Die Serie Akte - X macht es sich leicht mit der Realität: Dinge geschehen, oder geschehen nicht, andere Alternativen gibt es nicht. Was dort fehlt, ist die Möglichkeit, dass Dinge einer Person geschehen oder für eine Person geschehen. In der Philosophie wird in - solchen Fällen von der Subjektivität, - (persönliche Auffassung) und Privatheit, der Erste - Person - Perspektive gesprochen: ich erlebe etwas. Im Fall von Schmerzen ist uns das ganz leicht verständlich: natürlich erlebt jeder nur seine eigenen Schmerzen.
Wahnhaftes Erleben kann (Vielleicht muss) so verstanden werden. Wahnerlebnissen muss nichts in der Welt entsprechen (die Dinge müssen nicht in der Weise passieren, dass andere als Zeugen dafür fungieren können), damit sie für die sie erlebende Person realen Charakter besitzen. Wie "real" Stimmen, Ängste, Bilder, ganze nicht von anderen geteilte Episoden sind, kann jeder berichten, der erlebt hat, was es bedeutet, "Psychotisch" zu sein. Was Sie schreiben, ist spannend. Ich habe fasziniert gelesen und verfolgt, wie sie einerseits distanziert berichten, andererseits um Verständnis und Glauben werben. Natürlicher Weise haben mein Verständnis und mein Glaube eine Grenze, denn nicht ich, sondern Sie haben die Dinge, die Sie beschreiben erlebt: die Episode mit dem Auto, religiöse Erleuchtung, die seltsamen Erlebnisse mit Ihrem Handy.
Erahnen kann ich wohl nur, wie es für Sie gewesen sein muss - aber das ist vielleicht schon eine Menge.
Es muss viel Arbeit gewesen sein alles aufzuschreiben. Das bewundere ich sehr.
Und auch Ihren Mut, daraus eine Geschichte zu machen.
Diese Anmerkung zum Text meiner Geschichte stammt von einer jungen Studentin, Psychologie und Philosophie.
Ich werde weitere Anmerkungen von Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten sammeln und die Geschichte irgend wann an Verlage schicken, natürlich mit den "Anmerkungen".
Almut Mengel