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Ceodaz

Bewertungen

Insgesamt 23 Bewertungen
Bewertung vom 06.07.2025
Hunter, Becky

Bis mein Herz wieder schlägt


sehr gut

Ein Buch, das Tränen fordert und Mut schenkt

In „Bis mein Herz wieder schlägt“ erzählt Becky Hunter die Geschichte von Emery, einer jungen Frau mit einer seltenen Herzerkrankung.
Jedes Mal, wenn ihr Herz stehen bleibt, gelangt sie in eine Zwischenwelt und begegnet dort Nick. Er begleitet Menschen auf dem Weg ins Jenseits. Normalerweise trifft er jede Seele nur ein einziges Mal, doch Emery begegnet er immer wieder. Zwischen den beiden entsteht eine Verbindung, die stark und besonders ist, aber nur in dieser Zwischenwelt existieren kann.
Zurück in der realen Welt steht jedoch Colin an Emerys Seite, jemand, der ihr Halt gibt und ihr ein Leben im Hier und Jetzt anbietet.
Doch mit jeder gesundheitlichen Verschlechterung rückt Emery näher an eine Entscheidung, die alles verändern könnte.

Zu Beginn war ich mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob mich das Buch wirklich packen würde. Die Idee mit der Zwischenwelt und den wiederkehrenden Begegnungen mit Nick wirkte auf mich zunächst etwas weit hergeholt. Auch mit Emery konnte ich anfangs nicht direkt warm werden, da sie meiner Meinung sehr sprunghaft und unüberlegt handelte. Doch mit jeder Seite wuchs meine Verbindung zu ihr und spätestens ab der Hälfte konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen.

Becky Hunter gelingt es eindrucksvoll, eine Geschichte zu erzählen, die vor allem durch ihre emotionale Intensität tief berührt. Über allem liegt eine Melancholie, die mich ergriffen hat, weil man sich als Leser*in so gut in die Gefühlswelt und Lebenssituationen der Figuren hineinversetzen kann. Ihre Ängste, Zweifel, Trauer und Sehnsüchte sind so authentisch und spürbar, dass ich beim Lesen oft schlucken musste und mehr als einmal zu Tränen gerührt war.

Was dieses Buch besonders macht, ist die Tatsache, dass man Emerys Leben über Jahre hinweg begleitet. Man wird Zeuge ihrer Entwicklung, ihrer Kämpfe und Entscheidungen und genau das hat mich nachhaltig bewegt. Es geht um Krankheit, um Abschied, um Schuld, aber auch um das Bedürfnis nach Nähe, Freiheit und Selbstbestimmung. Die Geschichte ist nicht still, sie ist lebendig, aufwühlend und intensiv.

Nick, der mysteriöse Zwischenwelt-Begleiter, verleiht dem Roman zusätzlich eine besondere Perspektive. Seine Rolle, seine Geschichte und seine Gedanken fügen sich harmonisch ein und haben zutiefst berührt.

Fazit:
„Bis mein Herz wieder schlägt“ ist eines der traurigsten, aber auch eindrücklichsten Bücher, das ich seit Langem gelesen habe. Es erzählt mit großer Emotionalität von Verlust, Abschied und der Zerbrechlichkeit des Lebens, ohne dabei jemals hoffnungslos zu wirken.
Wer aktuell mit einem eigenen Verlust zu kämpfen hat, sollte sich gut überlegen, ob er sich emotional auf diese Geschichte einlassen möchte. Denn die Themen Tod und Krankheit stehen hier klar im Mittelpunkt.
Und doch: So traurig mich viele Momente gemacht haben, so sehr hat mich das Buch auch berührt und getragen. Denn bei all der Schwere entscheidet sich die Geschichte immer wieder für das Leben. Das hat mich beeindruckt und genau das bleibt auch am Ende zurück, ein Gefühl von Hoffnung, Stärke, Liebe und leiser Zuversicht.
„Bis mein Herz wieder schlägt“ ist ein Roman, der mitfühlen lässt und genau darin liegt seine Kraft. Ein kleiner Stern Abzug muss ich dennoch geben, da der Einstieg in die Geschichte einfach holprig war und mich nicht direkt gepackt hat.

Bewertung vom 05.07.2025
Gundermann, Bettina

Zehn Eis an einem Tag


gut

Eine süße Idee mit kleinen Schwächen

„Zehn Eis an einem Tag“ ist ein liebevoll erzähltes Kinderbuch mit einer charmanten Grundidee. Die Geschichte greift einen kindlichen Wunsch auf, den viele kennen dürften, nämlich an einem heißen Sommertag große Lust auf ein Eis zu haben und am liebsten gleich zehn davon essen zu wollen. Dieser Traum wird mit viel Humor und der dezenten, aber klugen Botschaft erzählt, dass es manchmal eben auch zu viel des Guten geben kann.

So schön die Idee auch ist, konnte mich die Umsetzung nicht ganz überzeugen. Für das empfohlene Lesealter von etwa fünf Jahren wirkt der Textanteil recht hoch. Zwar ist die Sprache gut verständlich, doch die vielen Sätze am Stück können beim Vorlesen schnell herausfordernd werden.
Die Illustrationen sind zwar liebevoll gestaltet, treten aber gegenüber dem Text stark in den Hintergrund. Gerade bei einem Bilderbuch hätte ich mir mehr visuelle Begleitung gewünscht, um die Aufmerksamkeit der jungen Zuhörerinnen und Zuhörer stärker zu fesseln.

Die Geschichte ist freundlich, kindgerecht und mit Herz erzählt.
Leider fehlte mir das gewisse Etwas, das sie nachhaltig im Gedächtnis verankert hätte. Für Kinder, die bereits gerne etwas längere Geschichten hören, bietet das Buch trotzdem schöne Vorlesemomente. Wer jedoch auf der Suche nach einem klassischen Bilderbuch mit ausgewogener Text-Bild-Gestaltung ist, könnte etwas enttäuscht sein.

Bewertung vom 05.07.2025
Wagner, Emma

Bound by Dreams


sehr gut

Verantwortung, Zweifel, Zuneigung – wenn Liebe neue Wege öffnet

Nach mehreren Umzügen landen Ava, ihre Mutter und ihre kleine Schwester in dem ruhigen Küstenstädtchen Oceanbridge. Ein weiterer Neubeginn, der ihnen allen viel abverlangt. Für ihr Alter trägt Ava bereits eine Verantwortung, die größer ist, als sie sein sollte.
Ihre Mutter kämpft mit ihrer psychischen Gesundheit, ihre jüngere Schwester stellt alles infrage und das neue Zuhause gleicht eher einer Baustelle als einem Rückzugsort. Eigene Träume und Wünsche rücken für Ava in weite Ferne.
Als sie auf Jay trifft, den wortkargen Nachbarn, der eine Leidenschaft für Basketball hat, scheinen die Gegensätze zunächst kaum überbrückbar. Doch hinter seiner verschlossenen Art verbirgt sich mehr, als man denkt – und auch Ava beginnt, ihr Herz vorsichtig zu öffnen.

Schon nach wenigen Seiten ist man mittendrin in Avas Welt, die geprägt ist von Verantwortung, Unsicherheit, Hoffnung und stillem Mut. Emma Wagner schafft es, mit ruhiger, feinfühliger Sprache eine Geschichte zu erzählen, die trotz ihrer leisen Töne intensiv wirkt. Besonders beeindruckt haben mich die vielschichtigen und glaubwürdigen Figuren. Sowohl Ava als auch Jay sind nicht überzeichnet, sondern handeln nachvollziehbar, oft auch widersprüchlich, und genau das macht sie so greifbar.

Die Beziehung zwischen den beiden entwickelt sich langsam und beinahe zögerlich, was der Liebesgeschichte Tiefe und Authentizität verleiht. Nichts wirkt kitschig oder erzwungen. stattdessen begleiten wir zwei junge Menschen, die sich nicht nur ineinander verlieben, sondern auch zu sich selbst finden.

Thematisch behandelt das Buch einige schwere Inhalte wie psychische Erkrankungen, Armut, familiärer sowie schulischer Leistungsdruck. Diese Inhalte werden jedoch nicht dramatisiert, sondern feinfühlig in die Handlung eingewoben, sodass sie stets realistisch wirken. Gerade diese ruhige Ehrlichkeit hat mir besonders gut gefallen.

Fazit:
Ein einfühlsamer Jugendroman über Verantwortung, innere Stärke und zweite Chancen – mit starken Figuren, realistischen Konflikten und einer Liebesgeschichte, die unter die Haut geht.

Bewertung vom 21.06.2025
Taylor, Kathryn

Colours of Love - Erhofft (eBook, ePUB)


sehr gut

Kurz, intensiv und voller starker Gefühle

Hope reist zur Hochzeit ihrer Schwester nach England. Doch statt familiärer Wiedersehensfreude wartet dort eine Begegnung, die sie vollkommen aus dem Gleichgewicht bringt. Denn ausgerechnet Henry, mit dem sie einst in New York eine leidenschaftliche Affäre hatte, taucht erneut in ihrem Leben auf. Das Kribbeln zwischen ihnen ist sofort wieder da: intensiv, vertraut und kaum zu ignorieren. Doch Hope ist überzeugt, dass Henrys Herz längst einer anderen gehört.

Kathryn Taylor beweist mit dieser Kurzgeschichte einmal mehr, dass große Gefühle auch auf wenigen Seiten möglich sind. Die Autorin versteht es, mit leichtem, flüssigem Stil und viel Fingerspitzengefühl Emotionen lebendig werden zu lassen. Schon nach den ersten Seiten ist man mitten in der Geschichte, spürt die Spannung zwischen den Figuren – und möchte einfach weiterlesen.

Besonders gelungen ist die Dynamik zwischen Hope und Henry. Ihre Begegnungen sind voller Spannung, leiser Sehnsucht und intensiver Momente. Die Chemie zwischen den beiden stimmt und auch die sinnlichen Szenen sind geschmackvoll beschrieben: gefühlvoll, stilvoll und nicht aufgesetzt.

Auch wenn die Handlung insgesamt vorhersehbar ist, liegt genau darin der Charme dieser Geschichte. Man erwartet eine romantische, gefühlvolle Kurzlektüre – und genau das bekommt man auch. Manchmal braucht es eben keine großen Überraschungen, sondern einfach eine Geschichte, die das Herz berührt.

Trotz des begrenzten Umfangs wirken die Charaktere authentisch und machen neugierig: Man möchte wissen, was sie geprägt hat und was sie antreibt. Hopes emotionale Zerrissenheit und Henrys Zurückhaltung werden mit wenigen, treffenden Worten greifbar gemacht.

Fazit:
"Colours of Love – Erhofft" ist eine gefühlvolle und leidenschaftliche Kurzgeschichte über zweite Chancen, unerwartete Begegnungen und die Macht der Gefühle. Eine romantische und gut erzählte Lektüre für zwischendurch – perfekt für alle, die sich für ein paar Stunden in große Emotionen fallen lassen möchten.

Bewertung vom 20.06.2025
Bendix, Caspar

Born to perform - Sei das Rad, nicht der Hamster


ausgezeichnet

Be the Change You Want to See – Or at Least Misquote It Charmingly

Was für eine Überraschung! Als ich den Klappentext zu „Born to Perform“ gelesen habe, rechnete ich mit einem trockenen Businessroman, voller Plattitüden und Selbstoptimierungstipps. Doch was ich bekam, war ein unterhaltsames, kluges und zutiefst humorvolles Buch – das mich gleichzeitig zum Lachen und zum Nachdenken gebracht hat. Und der Hauptgrund dafür? Dr. Meermann.

Dr. Meermann ist mehr als nur eine Nebenfigur, er ist zweifellos das Herzstück dieses Romans. Mit seinen schrägen Businessweisheiten, verdrehten Sprichwörtern und seinem Hang zur dramatischen Selbstdarstellung bringt er eine Leichtigkeit in die Geschichte, die mitreißend ist. Ich habe so oft gelacht – nicht nur über seine unfreiwillig komischen Phrasen, sondern auch, weil er in all seinem Chaos eine tiefe Lebensklugheit mitbringt. Er ist schillernd, loyal, warmherzig und überraschend weise. Hinter seiner exzentrischen Fassade verbirgt sich ein Mensch, der sich für andere einsetzt, der erkennt, wann es ernst wird, und der weiß, wie man jemanden anstößt, ohne ihn zu Fall zu bringen.

Bo, die eigentliche Hauptfigur, ist mir sofort ans Herz gewachsen. Seine Selbstzweifel, seine Zurückhaltung und seine Unsicherheiten sind so greifbar beschrieben, dass ich mich in vielen Momenten selbst wiedererkannt habe. Er ist sympathisch, authentisch und aufrichtig. Durch Dr. Meermann wird er aus seiner Reserve gelockt, gefordert und wächst schließlich über sich hinaus. Die Verbindung der beiden ist humorvoll, tiefgründig und absolut lesenswert.

Und dann ist da noch Bos Freund Jan, der mit seiner Art eine ganz eigene humorvolle Note in die Geschichte einbringt. Seine Leidenschaft fürs Sammeln falscher Sprichwörter passt einfach perfekt, und Meermanns Äußerungen liefern ihm dazu ein Feuerwerk an Material. Die Kombination aus Witz, ehrlicher Freundschaft und tiefer Lebensphilosophie hat mich immer wieder zum Schmunzeln gebracht.

Obwohl das Buch Themen wie Selbstfindung, mentale Stärke und beruflichen Neuanfang behandelt, gelingt es Caspar Bendix trotz aller Komik nie, die Ernsthaftigkeit zu verlieren. Es ist dieser einzigartige Humor, der den Ton angibt, ohne dabei an Tiefgang zu verlieren. Die Dialoge sind pointiert, der Stil locker und lebendig, die Kapitel angenehm strukturiert und das Tempo genau richtig, sodass man immer weiterlesen möchte.

Mit diesem Buch hat Caspar Bendix bewiesen, dass Geschichten über Veränderung und Selbstfindung nicht schwer oder trocken sein müssen. „Born to Perform” ist smart, herzerwärmend, voller Charme – und vor allem urkomisch.

Für mich ein echtes Lesehighlight.

Bewertung vom 17.06.2025
May, Valentina

Meerblick auf vier Pfoten


gut

"Meerblick auf vier Pfoten" ist eine leichte, sommerliche Lektüre mit einem angenehmen, flüssigen Schreibstil, der es leicht macht, in die Geschichte einzutauchen. Die Erzählweise ist zugänglich und sorgt dafür, dass man sich schnell in der norddeutschen Küstenkulisse zurechtfindet.

Im Mittelpunkt steht Merle, die nach einer schweren Zeit versucht, neu anzufangen. Ihre Figur hat mich emotional berührt – ihr Schmerz, ihre Unsicherheit und ihre inneren Konflikte waren greifbar. Doch gleichzeitig ließ sie mich oft ratlos zurück. Besonders ihre Verschlossenheit gegenüber jenen, die ihr nur Gutes wollten, hat mich zunehmend frustriert. Menschen wie Edda, die ihr trotz langer Funkstille, Vertrauen und Raum schenken, begegnet sie mit einer Distanziertheit, die schwer nachvollziehbar ist. Natürlich kann man verstehen, dass sie sich für vergangene Entscheidungen schämt, aber die Tatsache, dass sie ihre Trennung und ihren Neuanfang nicht offen aussprechen konnte, nahm der Geschichte an Authentizität.

Auch die Handlung selbst war stellenweise überladen. Die Geschichte ist gespickt mit dramatischen Wendungen: Von Bränden und schweren Unwettern bis hin zu persönlichen Rückschlägen ist alles dabei. Diese wirkten in der Summe etwas konstruiert. Weniger wäre hier vielleicht mehr gewesen, um den emotionalen Momenten mehr Tiefe und Raum zu geben.

Irritierend fand ich auch, wie selbstverständlich Merle auf Eddas Hof Veränderungen einführt, ohne dass eine vorherige Annäherung oder ein wachsendes Vertrauen zwischen den beiden Frauen aufgebaut wurde. Es fehlte an emotionaler Verbindung und nachvollziehbarer Entwicklung ihrer Beziehung. Ich hätte mir hier mehr Feingefühl in der Darstellung ihrer Wiederannäherung gewünscht.

Positiv hervorheben möchte ich jedoch, dass Merle trotz aller Schwierigkeiten versucht, ihren Traum zu verwirklichen. Ihre Entschlossenheit, sich ein neues Leben aufzubauen, zieht sich wie ein roter Faden durch den Roman und gibt der Geschichte Hoffnung. Die Liebesgeschichte mit Jonas war vorhersehbar, aber liebevoll erzählt. Besonders Merles innere Zerrissenheit in Bezug auf Nähe und Vertrauen wurde hier glaubhaft dargestellt.

Insgesamt ist "Meerblick auf vier Pfoten" ein angenehmes Buch für Zwischendurch, das mit Leichtigkeit erzählt wird, aber an einigen Stellen emotional und erzählerisch mehr Tiefe vertragen hätte. Wer eine ruhige Geschichte mit einem Hauch Romantik, einem tierischen Begleiter und einer Prise Drama sucht, wird hier auf jeden Fall fündig.

Bewertung vom 17.05.2025
Hamberg, Emma

Merci Agneta / Neuanfang auf Französisch Bd.2


weniger gut

Chaos anstatt Sommerflair – Wenn gute Ideen an der Umsetzung scheitern

Merci Agneta – Sommer auf Französisch klang für mich nach einer leichten, gefühlvollen Sommerlektüre mit französischem Flair. Leider konnte der Roman meine Erwartungen nicht erfüllen.

Das zentrale Problem liegt in der starken Fokussierung auf die innere Gedankenwelt der Hauptfigur Agneta. Ihre Selbstgespräche und wirren Gedankenschleifen nehmen so viel Raum ein, dass die eigentliche Handlung kaum noch stattfindet. Die Geschichte, die man als roten Faden bezeichnen könnte, kommt nur schleppend voran.

Man könnte annehmen, dass die ausführlichen inneren Monologe zu einer intensiven Auseinandersetzung mit der Figur führen. Doch das war leider nicht der Fall. Denn obwohl Agnetas Identitätskrise deutlich im Mittelpunkt steht, sind eine erkennbare Entwicklung oder ein innerer Wandel der Protagonistin kaum spürbar. Anstatt eines echten Erkenntnismoments verliert sich die Erzählung in Wiederholungen. Ich hoffte immer wieder auf eine Wendung, auf einen Fortschritt, doch vergeblich, der blieb aus.

Mit der Zeit wurde das Lesen zunehmend anstrengend. Die vielen Seiten voll verwirrter Gedanken wirkten ermüdend. Oft verleiteten sie mich dazu, Abschnitte zu überfliegen, um zur eigentlichen Handlung zurückzufinden. Die Erzählung zog sich hin und meine anfängliche Neugier wich zunehmender Frustration.

Erschwerend kam für mich die sprachliche Gestaltung hinzu: In den Konversationen zwischen den Figuren wechselte der Text ständig zwischen Deutsch, Französisch und Englisch. Teilweise sogar innerhalb eines einzigen Satzes. Zwar ist klar, dass diese Mehrsprachigkeit Agnetas Kommunikationsprobleme spiegeln soll, doch die Umsetzung war schlicht überladen und störte den Lesefluss erheblich. Besonders problematisch empfand ich, dass viele dieser Passagen nicht ins Deutsche übertragen beziehungsweise nicht im Anschluss sinngemäß erklärt wurden. Dadurch blieben Teile des Dialogs unverständlich.
Zusätzlich irritierend waren die Szenen, in denen mithilfe von Google-Übersetzungen Gespräche eingefügt wurden. Diese teils nicht nachvollziehbaren Dialoge waren ebenfalls sehr holprig zu lesen und boten häufig keinen echten Mehrwert.

Dabei hätte die Geschichte durchaus Potenzial gehabt. Agnetas Lebensgeschichte ist in ihren Grundzügen bewegend und hätte in einem anderen Rahmen vermutlich sehr berühren können. Doch in diesem Buch verlieren sich die wichtigen Themen leider in einem sprachlichen und erzählerischen Chaos, das wenig Raum für echte Emotionen lässt.

Unterm Strich bleibt für mich ein enttäuschender Leseeindruck: Die Grundidee ist interessant, scheitert aber an der Umsetzung. Stil, Struktur und Gewichtung der Inhalte machen den Roman unnötig anstrengend. Schade, das hätte mehr sein können.

Bewertung vom 03.05.2025
Schlosser, Antonia;Kestler, Katharina;Bartelmus, Lisa

Wilde Berge des Balkan


sehr gut

Zwischen Gipfeln und Grenzen – Eine Reise durch die wilden Berge des Balkan

Wilde Berge des Balkan war mein erstes Buch aus dem Genre Wandertagebuch. Entsprechend unvoreingenommen und neugierig bin ich an die Lektüre herangegangen. Was ich entdeckt habe, war eine wunderbar gelungene Mischung aus persönlichem Reisebericht und sachlichem Wanderführer.

Die drei Autorinnen nehmen uns mit auf ihre mehrwöchige Fernwanderung entlang des High Scardus Trails und schaffen es durch ihren angenehmen und zugänglichen Schreibstil, Nähe aufzubauen. Besonders gut gelingt ihnen die Balance zwischen persönlichen Eindrücken, Emotionen und Reflexionen. Die unterschiedlichen Erfahrungslevel und Sichtweisen der drei Frauen machen das Gelesene greifbar und authentisch. Man fiebert mit - vor allem in den Momenten, in denen etwas schief läuft, sei es durch schlechtes Wetter, persönliche Herausforderungen oder Zweifel an der eigenen Belastbarkeit. Spannend bleibt immer die Frage, ob es die drei tatsächlich bis zum Ende schaffen.

Neben den persönlichen Erlebnissen punktet das Buch mit einer Fülle von Hintergrundinformationen. Die LeserInnen erfahren viel über Geschichte, Politik, den wachsenden Tourismus und den Naturschutz in den genannten Balkanregionen. Diese Informationen verleihen der Reise eine wertvolle Tiefe. Allerdings hätte ich mir bei den ganzen spannenden Fakten vereinzelte Quellenangaben oder Literaturhinweise gewünscht, um die Sachlichkeit des Buches noch mehr zu untermauern.

Ein besonderes Highlight war für mich das Kapitel „Alles, was du für deinen Trip in die Wildnis wissen musst“. Hier wird sehr eindrucksvoll gezeigt, wie viel Vorbereitung, Organisation und körperliches Training hinter so einer Unternehmung steckt. Gerade für Wanderneulinge ist dieser Abschnitt äußerst wertvoll, denn er räumt mit der Vorstellung auf, eine solche Tour sei ein spontaner Ausflug. Stattdessen wird hier deutlich, wie wichtig Erfahrung, physische als auch psychische Belastbarkeit und der Respekt vor der Natur sind. Dass die Autorinnen hier nicht romantisieren, sondern realistisch über Gefahren und Grenzen sprechen, empfand ich als sehr authentisch und verantwortungsbewusst.

Ein kleiner Kritikpunkt ist die Platzierung der Fotos. Am Ende des Buches finden sich eindrucksvolle Fotos zu den einzelnen Etappen. Diese hätten jedoch ihre volle Wirkung entfalten können, wenn sie direkt in die entsprechenden Kapitel eingefügt worden wären. In Kombination mit dem jeweiligen Text hätten sie z.B. die Stimmungen, Emotionen und Landschaften noch stärker unterstreichen können. So gehen die starken Bilder auf den letzten Seiten etwas unter.

Umso mehr haben mich jedoch die integrierten Interviews mit den Menschen begeistert, denen die Autorinnen auf ihrem Weg begegnet sind. Diese Stimmen aus der Region geben dem Buch eine zusätzliche Perspektive. Sie machen spürbar, wie die Menschen vor Ort mit dem Tourismus, der politischen Situation und den Veränderungen in ihrer Heimat umgehen. Damit gelingt es dem Buch nicht nur eine Reise von außen zu beschreiben, sondern auch einen tiefen und berührenden Einblick in den sozialen und kulturellen Kontext zu geben.

Insgesamt ist Wilde Berge des Balkan ein spannender und informativer Reisebericht, der auch zum Nachdenken anregt. Es geht nicht nur um das Unterwegssein in der Natur, sondern auch um persönliche Grenzen, Teamgeist, Verantwortung und den respektvollen Umgang mit sich selbst und der Welt. Auch wenn der sachliche Anspruch aufgrund fehlender Quellen nicht ganz erfüllt wird, bleibt es ein sehr empfehlenswertes Buch – nicht nur für Wanderbegeisterte, sondern für alle, die davon träumen, ihre Komfortzone zu verlassen und neue Wege zu gehen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.04.2025
Blum, Susann

Mystery Eye


sehr gut

Verborgene Verbindungen und wachsende Freundschaften – Ein mitreißender Start in eine neue Mystery-Reihe

Das blaue Auge auf dem Cover von Mystery Eye – Telepathie ist nicht nur ein echter Hingucker, sondern spiegelt auch perfekt den Kern der Geschichte wider. Es symbolisiert das geheimnisvolle Flammenauge, das die Protagonistinnen und Protagonisten miteinander verbindet – ein zentrales Motiv, das sich durch den gesamten Roman zieht.

Die Handlung entwickelt sich von Beginn an dynamisch und die Spannung bleibt durchgehend hoch. Susann Blum gelingt es, die LeserInnen sofort in die Geschichte hineinzuziehen, indem sie geschickt immer wieder kleine Hinweise auf die Vergangenheit der Figuren einstreut. So werden die Hintergrundgeschichten der Charaktere Stück für Stück enthüllt, was ihre Motive und Handlungen nachvollziehbar macht. Gerade dieser behutsame Aufbau spiegelt die anfängliche Skepsis und das langsam wachsende Vertrauen zwischen den Figuren glaubhaft wider und verleiht ihnen eine angenehme Authentizität.

Blums Schreibstil ist lebendig und lässt sich angenehm flüssig lesen. Ihre Erzählweise macht es leicht, in die Handlung einzutauchen und stetig neugierig auf die nächsten Entwicklungen zu bleiben. Besonders gelungen ist, dass sich die Geschichte nicht allein auf die Thematik der Telepathie konzentriert, sondern auch wichtige Werte wie Freundschaft, Zusammenhalt und Akzeptanz aufgreift. Dadurch erhält der Roman zusätzliche Tiefe, ohne seine Leichtigkeit zu verlieren.

Für den vollen Lesegenuss ist es jedoch empfehlenswert, offen für das Mystery-Element zu sein. Denn die Idee der telepathischen Verbindung prägt die Geschichte maßgeblich und verleiht ihr einen fantasievollen Touch. Wer sich dennoch darauf einlässt, wird schnell von der besonderen Atmosphäre des Buches gefesselt.

Das Ende wartet mit einem überraschenden Cliffhanger auf, der große Lust auf die Fortsetzung macht, auch wenn ich persönlich noch etwas unsicher bin, ob ich direkt weiterlesen werde. Neugierig auf die weitere Entwicklung der Figuren und der Geschichte bin ich aber definitiv.

Insgesamt ist Mystery Eye – Telepathie ein gelungener Auftakt zu einer spannenden Reihe, die sowohl Jugendliche als auch Erwachsene begeistert. Eine mitreißende Mischung aus Mystery, Freundschaft und innerem Wachstum, die Lust auf mehr macht!