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Aniba

Bewertungen

Insgesamt 12 Bewertungen
12
Bewertung vom 08.08.2022
Drei Tage im August
Stern, Anne

Drei Tage im August


ausgezeichnet

Schönheit, Schokolade und Linden

Vorsicht, dieser Roman macht Hunger auf Pralinen! Ebenso auf den Duft von Büchern und Lindenblüten, den Besuch eines Kinos und Kunstausstellungen sowie auf Swing- oder Jazzkonzerte in Bars und noch vieles mehr.
"Drei Tage im August" von Anne Stern zeigt die Problematik und Schönheit des Lebens in nur drei Tagen des Jahres 1936, verpackt in der Geschichte verschiedener Personen, die in Berlin "Unter den Linden" arbeiten. Den Dreh-und Angelpunkt bilden dabei Elfie Wagner, Prokuristin der Schokoladenmanufaktur Sawade, und die Geschichte eben jener Manufaktur. Dass auch die Linden selbst zu Wort kommen, mag dem einen oder anderen skuriel erscheinen. Doch ihre Zeugenschaft ist mehr als sinnhaft, zumindest für mich, die als Kind mit einer Linde vorm Haus aufwuchs.

Wer denkt, dass drei Tage bei Weitem nicht für eine gute Erzählung ausreichen, der irrt. Die Autorin hat ein absolut überzeugendes Buch geschaffen, das bewegende Geschichten erzählt und zum bewussten Genuss der Schönheit im Alltag anregt. Jeder kämpft mit seinen eigenen Dämonen und Problemen. Rettung bietet die Schönheit in selbstgewählter, facettenreicher Form, zumindest für einen kurzen Moment, bevor der Alltag weitergeht.

Dieses Buch ist ein echtes Highlight und ich kann es jedem empfehlen, der Schönheit, Schokolade oder auch nur Berlin liebt.

Bewertung vom 31.07.2022
Das Glück auf der letzten Seite
Bonidan, Cathy

Das Glück auf der letzten Seite


ausgezeichnet

"Das Glück auf der letzten Seite" ist seit langem das erste Buch, das ich nicht innerhalb von ein oder zwei Nächten durchgelesen habe. Dies liegt nicht daran, dass es mir nicht gefiel, sondern im Gegenteil wollte ich dieses gefühlvolle Werk wirklich genießen und bewusst lesen.
Briefromane bieten immer eine besondere Einsicht in die Gefühlswelt der schreibenden Protagonisten. Cathy Bonidan gelingt es, einer Vielfalt unterschiedlicher Charaktere einen eigenen Schreibstil zuzuordnen und komplexe Bilder zu erzeugen. Dennoch bilden alle einzelnen Briefe ein großes Ganzes und ergeben eine überraschende und berührende Auflösung, welchen Weg das Manuskript nahm, das Auslöser für den Briefwechsel war.
Die Kraft des Buches

Auf einzigartige Weise zeigt die Autorin, welch großen Einfluss die Lektüre eines einzigen Buches auf unser Leben haben kann, welche Kraft dem geschriebenen Wort innewohnt. Dabei ist ihr Schreibstil, die geschliffene, altmodische Wortwahl ein wahrer Genuss. Diese Liebeserklärung an das Lesen ist ein echtes Muss für jeden Literaturliebhaber.

Bewertung vom 31.07.2022
Rille: Wann ist bald?
Krämer, Fee

Rille: Wann ist bald?


ausgezeichnet

Warten kann Spaß machen

"Wann ist bald? Rille und die Geduld" ist ein tolles Kinderbuch, das Groß und Klein viel Spaß macht und zeigt, dass Warten gar nicht so schlimm ist. Seit wir das Buch ausgepackt haben, wird es täglich mindestens ein Mal gelesen und muss überallhin mit. Auch beim Spielzeugtag im Kindergarten durfte es nicht fehlen. Allein das spricht schon für eine deutliche Empfehlung.

Die prägnante und abwechslungsreiche Geschichte, die angenehm kollorierten Bilder und die Aufforderungen zum Mitmachen überzeugen Kind und Eltern. Vor allem die kleinen Fragen und Aufforderungen sorgen dafür, dass unser kleiner Wirbelwind am Buch sitzen bleibt. Inzwischen funktioniert das Pusten oder Klopfen usw. schon ganz unaufgefordert. Leider hat meine Tochter sich das Ende direkt gemerkt, sodass die Frage, was im Ei steckt überflüssig geworden ist. Dies tut ihrer Begeisterung jedoch keinen Abbruch.

Wir lieben das Buch und können es für Kinder ab 2,5 Jahren nur wärmstens empfehlen!

Bewertung vom 12.07.2022
Das Geheimnis hinter den Dünen
Ploenes, Brigitte

Das Geheimnis hinter den Dünen


sehr gut

Herbstliche Nordsee mit Spannung und Liebe

"Das Geheimnis hinter den Dünen" von Brigitte Ploenes habe ich tatsächlich zwei Mal lesen müssen, um mir ein Urteil bilden zu können. Das erste Lesen war gut, aber nicht völlig zufrieden stellend. Irgendetwas hat mir gefehlt, ohne das ich den Grund dafür genauer benennen konnte.
Nach dem zweiten Lesen denke ich, mir fehlt mindestens ein Ende für Ruby, sodass ein zweiter Band unumgänglich erscheint. Das Buch wird zu Beginn aus den Perspektiven von Elisa, Connor, Ruby und Oma Gesa erzählt. Gegen Ende überwiegt die Erzählperspektive von Elisa. Ihre Geschichte und Entwicklung werden gut dargestellt und überzeugen mich, doch die "Enden" der anderen fehlen aus meiner Sicht.
Die herbstliche Reise an die Nordsee hat mir sehr gut gefallen und Elisas Faszination für das Meer und den Wunsch es perfekt auf einer Leinwand festzuhalten, kann ich unheimlich gut nachvollziehen. Etwas schade erscheint mir nur, dass Oma Gesas Insel nicht benannt wurde. Ich mag es, mir den realen Ort vorzustellen oder auch in einem Liebesroman neue interessante Orte an der Nordsee kennenzulernen. So aber bleibt es der eigenen Fantasie überlassen, um welche autolose Insel es sich handeln könnte.

Ich würde die Fortsetzung definitv lesen und mich darauf freuen, auf die Insel mit all ihren Originalen zurückzukehren.

Bewertung vom 10.07.2022
Wo ist bloß...? Mein Zoo-Buch zum Sachen suchen
Orso, Kathrin Lena

Wo ist bloß...? Mein Zoo-Buch zum Sachen suchen


ausgezeichnet

"Mein Zoo-Buch zum Sachen suchen" ist ein liebevoll und wimmelig gestaltetes Kinderbuch, das auch die kleinsten schon super nutzen können. Meine Tochter, inzwischen 32 Monate alt, hatte sofort ihren Spaß damit und verstand intuitiv den Zusammenhang von Zahnrad drehen und Sachen suchen. Ich denke, sie hätte es auch vor einem Jahr schnell rausbekommen und das Buch begeistert angeschaut. Toll finde ich die dicken Seiten und die robusten Zahnräder, die das Buch haltbar machen.
Die lebhaften Bilder in sanften Farben illustrieren den Tag von Tierpflegerin Kim im Zoo. Sie gefallen mir gut, nur kann man schwer einordnen, ob Kim erwachsen oder ein Kind ist. Zu klein ist der Größenunterschied und die Gesichter sehen alle sehr ähnlich aus. Dieses Detail verringert den positiven Gesamteindruck des Buches aber nur ein klein wenig. Mich stört eher, dass die zu suchenden Sachen fast alle in der gleichen Bildebene, quasi auf einer waagerechten Linie liegen. Das Kind störts indessen nicht.
Ich finde, das Buchkonzept wunderbar geeignet für kleine, hibbelige Leser. Man kann gemeinsam immer wieder neue Details entdecken und zunehmend mit dem Kind besprechen. Das Zoo-Thema ist außerdem eine sehr angenehme Abwechslung zu den zahlreichen Baustellen- und Bauernhofbüchern. Von mir gibt es dafür eine klare Empfehlung!

Bewertung vom 11.06.2022
Immer der Liebe entgegen (Zeit für Rügen)
Holmgren, Hanna

Immer der Liebe entgegen (Zeit für Rügen)


sehr gut

Endlich ist Sommer, die perfekte Zeit für warme Gefühle und im blühenden Garten stelle ich mir "Immer der Liebe entgegen" von Hanna Holmgren als ideale Begleitung für einen gemütlichen Lesenachmittag in der Hängematte vor. Es ist ein leichter Liebesroman, der zum Träumen vom nächsten Sommerurlaub auf Rügen einlädt. Fast glaubt man selbst, dass sich alle Probleme mit einer guten Portion Meer lösen lassen und die Harmonie der Rügener Natur auf das eigene seelische Gleichgewicht so abfärben könnten wie im Roman auf Protagonistin Maja. Das spricht eindeutig für die Erzählkunst der Autorin, wie ich finde.
Schon nach wenigen Seiten ist man von der Geschichte um Maja, die frisch getrennt eine Auszeit sucht, und den grummelogen Insulaner Bent gefangen. Beide sind sympathisch, wenn auch ein bisschen eigen, mit ettlichem seelischen Ballast, wie es in Wohlfühlromanen eben dazu gehört, um der Geschichte eine gewisse Tiefe und Konfliktpotenzial zu geben. Völlig überzeugt hat mich der Spannungsbogen indes nicht, denn der große Konflikt war schnell sehr offensichtlich. Hier wäre ich gerne ein wenig mehr überrascht worden. Das macht Bents alte Tante jedoch mit ihrem Charme wett.

Alles in allem ist es eine angenehme und empfehlenswerte Sommerlektüre, die eine gewisse Sehnsucht nach Meer und Rügen zu wecken vermag.

Bewertung vom 17.03.2022
Die kleine Buchhandlung im alten Postamt
Lucas, Rachael

Die kleine Buchhandlung im alten Postamt


gut

"Die kleine Buchhandlung im alten Postamt" von Rachael Lucas ist ein sehr angenehmes Buch, das sich flüssig und gut lesen lässt. Doch leider hat es mich nicht völlig überzeugt.
Ich mochte den Schreibstil auf Anhieb, so locker und leicht, wenig kompliziert. Perfekt geeignet, um anzuschalten und sich in ein Buch zu vertiefen. Sympathisch und durchaus überzeugend wurden die Charaktere gestaltet, obgleich einige Dorfbewohner recht klischeehaft wirken und ihre Beschreibung ein wenig Tiefe vermissen lässt. Ebenso scheint sich die idyllische Landkulisse auf die Handlung zu übertragen, die für meinen Geschmack ein wenig zu glatt und vorhersehbar verläuft. Konfliktpotenzial bringt die erzählte Geschichte zwar mit, doch wird es zu wenig genutzt, sodass während des Lesens keine wirkliche Spannung aufkommt. Die titelgebende Buchhandlung bleibt ein Nebenschauplatz.
Zusammenfassend würde ich das Buch als eine gut, entspannte Unterhaltung nennen, besonders empfehlen kann ich es aber leider nicht.

Bewertung vom 17.03.2022
Via Torino
Leuthner, Aja

Via Torino


ausgezeichnet

Seit einem Auslandssemester in Italien, das nun schon acht Jahre zurückliegt, wächst meine Italiensehnsucht jedes Jahr im Februar wieder mit der Erinnerung an die Abfahrt im Zug und fünf Monate voller Abenteuer - auch wenn ich keinen Valerio, Sergio oder Marco traf. Insofern hatte es "Via Torino" von Aja Leuthner leicht, mich zu begeistern und in meiner Sehnsucht abzuholen. Doch ich bin es bis zum Ende des Buches geblieben, was nicht längst jeder Roman mit Italienbezug vermag.

Aja Leuthner erzählt ihre Geschichte in drei Generationen, über drei charakterlich völlig verschiedene, starke Frauen einer Familie, die ganz unterschiedliche Perspektiven auf Italien einnehmen. Die Zeitsprünge sind zunächst etwas verwirrend. Der intensive Erzählstil und die erzeugte Spannung machen das Manco der Jahreszahlen aber definitiv wett.

Besonders die Geschichte von Eleonora, Mutter und Oma der anderen beiden Protagonistinnen, fand ich unheimlich spannend. Vielleicht, weil sie mir in ihrer Begeisterung für Italien und der Erfahrung eines Auslandssemesters so nah ist. Vor allem war es die Zeit um 1968, die mich faszinierte, in der Eleonora als Teil der Studenten- und Arbeiterbewegung nach Turin kam, um für bessere Arbeitsbedingungen einzutreten. Ich fühlte mich so in die Erzählung gezogen, dass ich fast selbst als Teil der Protestierenden fühlte. Das ist eine große schriftstellerische Leistung. Ich möchte damit aber nicht die Kapitel über Eleonoras Tochter und Enkeltochter klein reden, denn auch sie sind gut, spannend und realistisch geschrieben. Bis zum Schluss bleibt die Geschichte spannend, durch unerwartete Wendungen und kleine, gut recherchierte Details.

Ich bedanke mich bei Aja Leuthner für die literarische Reise zu so vielen bekannten Orten und zu einigen, die ich bei zukünftigen Italienreisen weiter gen Süden noch entdecken möchte. "Via Torino" ist ein wunderbares Buch, das ich jedem Italienfan empfehlen möchte!

Bewertung vom 13.02.2022
Die theoretische Unwahrscheinlichkeit von Liebe
Hazelwood, Ali

Die theoretische Unwahrscheinlichkeit von Liebe


ausgezeichnet

"Die theoretische Unwahrscheinlichkeit von Liebe" von Ali Hazelwood ist einer der ungewöhnlichsten und amüsantesten Liebesromane, die ich in letzter Zeit laß. Der Blick hinter das seltsam abstrakte Cover lohnt sich defintiv. Mir gefällt das der englischen Originalausgabe wesentlich besser. Doch es kommt natürlich wesentlich mehr auf den Inhalt an:

Die Geschichte spielt an der amerikanischen Eliteuniversität Stanford, wo die Biologiedokotorandin Olive spätabends im Flur der Uni den erstbesten Mann küsst, um ihrer besten Freundin zu helfen. Sie verstrickt sich daraufhin in einer Fakebeziehung mit dem arogantesten, unausstehlichsten Unimitarbeiter des Labors. Diese ist weit mehr kompliziert als sie ursprünglich dachte und bringt peinliche, verrückte ebenso wie romantische Momente mit sich. Es macht unheimlich Spaß, Olive zu begleiten und zu erleben, wie sich die Hypotesen, die am Anfang jedes Kapitels stehen, bewahrheiten oder widerlegen.

Auch wenn meine Tage an der Uni längst Geschichte sind, fühlte ich mich beim Lesen sofort in die akademische Welt zurückversetzt: die Machtkämpfe unter Professoren, das Ringen um Fördermittel für die Forschung, die mal harsche mal wohlmeinende Kritik der wissenschaftlichen "Halbgötter", das Wechselspiel zwischen Selbstzweifel und dem Wunsch, eigene Frage zu erforschen, die Gerüchte um Beziehungen zwischen Personal und Student*innen...

Es war herrlich wieder in diese Welt einzutauchen, auch wenn sie recht klischeehaft dargestellt ist und sich schlussendlich alle Hypotesen, Stolpersteine und Probleme fast von selbst lösen. Ich mochte das Buch sehr und empfehle es gern weiter.

Bewertung vom 13.02.2022
Jeder Tag für dich
Greaves, Abbie

Jeder Tag für dich


gut

"Jeder Tag für dich" von Abbie Greaves ist eine Liebesgeschichte, die endlich auch ein mal die schwiergen Momente und Schattenseiten von Liebe und Beziehungen zeigt. Seit sieben Jahren steht Mary O'Connor jeden Abend mit einem Pappschild am Bahnhof: "Komm nach Hause, Jim". Denn ihr Freund verschwand damals spurlos und noch immer hofft sie auf seine Rückkehr. Erst ein unerwarteter Anruf und die Hartnäckigkeit der Lokalreporterin Alice zwingen sie, sich mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen.

In einem Wechsel aus Rückblenden in die gemeinsame Zeit von Mary und Jim, und Kapiteln aus der Gegenwart entfaltet sich langsam ein komplexes und verworrenes Bild, warum Jim verschwand. Tiefgründig und wortreich werden die einzelnen Etappen geschildert. Was sich anfänglich eher als Pflichtlektüre anfühlte, wurde im Laufe des Buches zu einer immer spannenderen Geschichte. Während Mary, Alice und Jim sehr umfassend beschrieben werden, bleiben die Nebenfiguren eher blass. Ebenso die Stadt London als Kulisse der Handlung. Dies zeigt aber andererseits, dass Geschichten wie die von Mary und Jim jeden Tag, jedem von uns und überall passieren können. Nur wenige haben den Mut, sich ihren Problemen, größten Fehlern und mentalen Tiefpunkten zu stellen. Dafür braucht es manchmal einfach einen guten Freund und den richtigen Anlass.

Die Geschichte ist vielleicht nicht die spannendste, die ich je las. Auch nicht die mit dem besten Schreibstil oder den überzeugendsten Figuren. Aber die Botschaft , die sie transportiert und die Geschichte, die Alice am Ende für ihre Zeitung schreiben wird, sind umso wichtiger und relevanter für uns alle! Daher kann ich dieses Buch durchaus empfehlen.

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