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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Isabel
Wohnort: 
Stuttgart

Bewertungen

Insgesamt 17 Bewertungen
12
Bewertung vom 20.06.2023
Lapvona
Moshfegh, Ottessa

Lapvona


sehr gut

Ungewöhnlich......
Es fällt schwer das Buch in Worte zu fassen. Sicherlich trifft ungewöhnlich hier am besten. Manche würden es als düster und hart, andere als Utopie mit Hinweisen zu unserer heutigen Zeit sehen. Sicher kann man jedoch sagen, dass es kein alltägLiches Buch ist, dass die Autorin hier erschaffen hat. Erzählt wird die Geschichte eines Jungen, der aufgrund seiner körperlichen Behinderung eingeschränkt ist. Er lebt mit seinem alleinerziehenden Vater in einer Dorfgemeinschaft, in der Menschen verroht sind, Gewalt herrscht, Regeln außer Kraft gesetzt sind. Er erlebt körperliche und seelische Misshandlungen und lebt in Armut. Bis zu diesem Tage, an dem der reiche Gutsbesitzersohn verstirbt und er als Ersatzsohn fortan bei dem neuen Vater in Reichtum leben darf. Um ihn herum besteht die Gesellschaftform jedoch weiter und die Verrohung der Menschen macht auch vor Wohlstand nicht halt. Gespannt wartet man darauf, ob er aus seiner eigenen Leidensgeschichte andere Ziele als reicher Fürst verwirklicht oder ob er sich dessen nun bedient, was ihn leiden ließ. Die Geschichte ist in keinem Zeitalter verankert und auch nicht in einem geografischen Rahmen gesetzt. Zuweilen glaubt man sich im Mittelalter und dann wieder erkennt man Punkte, die uns heute auch betreffen. Und genau das mag die Autorin auch gewollt haben: Ein utopischer Romen, der aufzeigt was mit einer Gesellschaft passiert, die keine menschlichen Werte mehr aufweist, die Arm und Reich beibehält, diE Ungleichhieten schürrt. Sicherlich ein ungewöhnliches Buch, nicht ganz leicht zu verarbeiten aber durch seine ungewöhnliche Geschichte sehr interessant und durch den Schreibstil sehr packend und spannend erzählt. Lesenswert!

Bewertung vom 20.06.2023
Das Café ohne Namen
Seethaler, Robert

Das Café ohne Namen


gut

Vorausgeschickt muss ich sagen: Ich liebe Seethaler und habe alle Bücher verschlungen. Seine Stärke, in einnfachen Worten Menschen zu beschreiben fasziniert mich und fast ist es so, als erkenne man die Menschen der Romane im eigenen Alltag wieder. Meine große Erwartung auf das neue Buch paarte sich mit großer Vorfreude. Aber.......es ist das erste Buch von Seethaler, dass mich nicht gefesselt hat und das ich sogar zwischendurch zur Seite gelegt habe. Es ist nicht schlecht, in Seethalermanie leise und ruhig und doch klar, bestückt mit ungewöhnlichen Charakteren. Diese belässt er aber an der Oberfläche, dringt nicht ein in weitreichende Handlungen und Gefühlswelten. Es gibt keine zusammenhängende Geschichten zwischen den Menschen, außer deren Begegenung in dem Cafe ohne Namen. Und selbst die einzelnen wenigen Geschichten bleiben angerissen und werden nicht vertieft. Als Millieuroman, der Wien in den Nachkriegsjahren zeigt ein akzeptables Buch aber nicht wirklich packend und mitreißend. Und genau so endet das Buch auch: Das Cafe wird geschlossen, das Gebäude aufgekauft, Menschen gehen andere bleiben..........Für den Lesenden wurde ein Vorhang gehoben, der einen Blick in die Wiener Nachkriegszeit gewährte und mit Ende des Buches wieder herabgelassen wird. Für einen Seethaler für mich persönlich dann doch zu wenig!

Bewertung vom 19.05.2023
Pompeji oder Die fünf Reden des Jowna
Ruge, Eugen

Pompeji oder Die fünf Reden des Jowna


ausgezeichnet

Lesenswert!
Pompei unter Geröll und Asche, zerstört durch eine verherrende Naturkatastrophe. Der Vulkanausbruch, der tausende Menschen in den Tod führte und mit heiser Lava, Gase und Geröll alles zerstörte. Und die Frage: Gab es keine Anzeichen und warum flohen die Menschen nicht vor dem Ausbruch des Vulkans? E. Ruge schildert in seinem neuen Roman die gesellschaftlichen Strukturen von Pompei und damit die herrschenden Meinungen und vorhandenen Schichten, die geltenden Normen und Meinungen. In einer Zeit, in der die römischen Machthaber denken und handeln vorgaben . Was aber wenn genau die gewarnt hätten, die nicht den Machthabenden zugehörig gewesen wären? Eine politische und gesellschaftliche Struktur, die auch in der heutigen Zeit Präsenz hat. Nur, dass wir alle das Ende von Pompei kennen. Unseres noch nicht! Absolut lesenswert, geschichtlich sehr interessant und auch in heutigen Zeit aktuell! Gutes Buch!

Bewertung vom 23.04.2023
Lapvona
Moshfegh, Ottessa

Lapvona


sehr gut

Was ganz anderes…….
Der Roman spielt in einer unbekannten Zeit und in einem fiktiven Ort. Eine Gesellschaft, in der es Armut gibt, keine humanen Werte, Klassen. Daraus resultierend Hass, Verrohung, Machtmissbrauch. Ein Roman, der mit Fiktion eine Gesellschaft zeichnet, in der Menschen leiden. Erzählt wird die Geschichte von einem Jungen, der mit seinem Vater in ärmliche Verhältnisse lebt, vom Vater misshandelt und seit seiner Geburt körperlich behindert. Nach dem Tod des Fürstensohnes, an dem er nicht ganz unbeteiligt ist, wird er als Fürstensohn eingesetzt und erlebt fortan Luxus und Reichtum in einer ihm unbekannten Form. In den gesellschaftlichen Strukturen eingebettet, wird er nicht der gute Fürst sondern bleibt in Strukturen des Machtmissbrauchs verhaftet und in einer Welt, in der jede/ jeder sich der Nächste ist. Kein einfaches Buch, ungewöhnlich und sicherlich keine eingache Kost. Aber: Absolut empfehlenswert und mal was anderes!

Bewertung vom 07.01.2020
Miroloi
Köhler, Karen

Miroloi


sehr gut

Ungewöhnlich
Man stolpert und holpert sich durch die ersten Seiten dieses Buches und will so gar nicht weiterlesen. Die Sprache einfach, fast abgehackt. Die fiktive Insel mit autoritären Regeln abstoßend, die gesamte Handlung merkwürdig und nicht einzuordnen. Nicht einmal die Zeit, in der die Geschichte spielt und auch nicht der Ort, wo sich diese Insel befinden mag, sind greifbar und einzuordnen. Und dennoch....... je mehr Fähigkeiten die Protoganistin erwirbt, je mehr ihr zugänglich wird, desto mehr öffnet sich das Buch seinen LeserInnen. Die Sprache wird fließender, die Dynamik in einem absoluten Sytem nachvollziehbarer, die Handlung auf ein ungewisses Ende hintreibend. Ein sehr gutes, wenn auch nicht einfaches Buch, über autoritäre Systeme, Abhängigkeiten, Autonomität und Werte. Für mich ein sehr gutes und lesenswertes Buch!

Bewertung vom 25.07.2019
Die einzige Geschichte
Barnes, Julian

Die einzige Geschichte


sehr gut

Barnes muss man lieben und verstehen. Erst wenn die letzte Seite gelesen ist, erfasst man die ganze Reichweite der Geschichte, die Zusammenhänge und die Essencs. Er serviert keine Geschichte, er beschreibt und lässt die Leser mit Ihrem eigene Empfinden mit dem Erzählten zurück. So auch in diesem Buch. Paul, ein lebensfroher 19 Jähriger, verliebt sich im Tennisclub des heimatlichen Dorfes in Susan. Lange wird die Beziehung geheim gelebt, denn Susan ist über 40 Jahre alt, Mutter zweier erwachsenen Kinder und verheiratet. Entgegen aller Konventionen, wagen Sie den Schritt, das Dorf zu verlassen und ein gemeinsames Leben in der Großstadt zu führen. Im laufe der Zeit wird die Diskrepanz jedoch immer größer zwischen dem Paar. Während Paul studiert, Freunde und Studienkollegen hat, eine berufliche Perspektive entwickelt, gerät Susan immer mehr in eine Perspektivlosigkeit. Ihr Platz in der sicheren Ehe und im Dorf hat sie verloren, einen neuen Platz gibt es für sie nicht. Für die Freunde Pauls zu alt, ohne berufliche Perspektive und ohne Freund, sucht sie Ihren Platz, denn sie nicht finden kann. Der Preis den Susan für Ihre Liebe zu Paul zahlt ist hoch, zu hoch- Paul hingegen stehen alle Möglichkeiten offen, auch neue Frauen kennen zu lernen und sein Leben zu gestalten. Und vielleicht erkennt er deshalb nicht, dass Susan schon lange keinen Platz mehr findet und in eine andere Welt entgleitet. War der Weg für beide der richtige Weg oder wäre es für Susan uns Paul besser gewesen Ihre Liebe nicht zu wagen? lieber mehr lieben und dafür mehr leiden oder weniger lieben und weniger leiden? Diese Frage nimmt man von Barnes nach diesem Buch mit und darf sich noch lange nach dem letzten kapitel selbst fragen, wie man sie für sich beantworten würden....wenn man es denn kann! Ein sehr gutes Buch und wie immer bei Barnes: Fein erzählt!

Bewertung vom 25.07.2019
Amerika
Wieland, Kai

Amerika


sehr gut

Ein Dorf inmitten der schwäbischen Provinz. Trostlos und einsam, eng und gemächtlich. Nur Wenige die im Dorf geblieben sind. Außer der Dorfschenke gibt es nicht wirklich viele Gelegenheiten ein Bier am Abend zu trinken. In dieser behäbigen Atmosphäre beschreibt ein Cronist das Leben einiger Dorfbewohner. Und wie es im schwäbschen üblich ist, wird erst mal wenig Preis gegeben von sich und dem eigenen Leben. Mit der Zeit sinkt man ein in das Buch, stellt sich die Personen vor und erfährt Ihr Leben, Ihre Leiden, Ihre Sehnsüchte und Ihr Scheitern. Man erlebt eine Dorfgemeinschaft während des Krieges, den Versuch auszubrechen in den wilden 70 Jahren, dIe Epochen einer alt werdenden Generation. Berührungen und Beziehungen unter den Dorfbewohnern werden erzählt und die Verflechtungen der Dorfbewohner über Generationen hinweg aufgezeigt. Dabei beleiben die Dorfbewohner immer die Erzähler Ihrer Geschichte. Der niederschreibende Chronist schreibt, wertet nicht, nimmt auf.
Ein schönes, ruhiges Buch, dass ich gerne gelesen habe. Beeindruckend, wie dem jungen Autor ein solches Buch als Erstroman gelungen ist, denn es zeugt nicht nur von einer großen Beobachtungsgabe und Sensibilität, sondern auch von der Fähigkeit seine Protagonisten ruhig ins richtige Bild zu setzten. Fast möchte man glauben, er sei tatsächlich in dieser Dorfschenke gesessen und hätte zugehört. Ein gelungenes Buch- lesenswert.

Bewertung vom 19.12.2018
In Zeiten des abnehmenden Lichts
Ruge, Eugen

In Zeiten des abnehmenden Lichts


ausgezeichnet

Zeitgeschichte!
Bücher über deutsche Familien. die meist in der Zeit des zweiten Weltkrieges spielen und die Folgen der Verstrickungen aufgreifen, sind reichlich auf dem Büchermarkt zu finden. Eugen Ruge beschreibt jedoch in seinem Buch eine ganz andere Perspektive deutscher Familiengeschichte. Im Mittelpunkt des Romans eine Familie, die in der ehemaligen DDR ihren Lebensmittelpunkt hatte. DIE Großeltern reisen aus dem Exil Mexico zurück; um in der DDRdas neue Deutschland aufzubauen. Der Sohn kehrt aus sowjetischer Gefangenschaft zurück, gekränkt von den "Freunden" und doch an den Glauben der poitischen Idee. Seine russische Frau mit den Erinnerungen an Zwang und Härte des sowjetischen Systems an seiner Seite und sich in einem System wiederfindend, das keine Lösung für sie bietet. Der Enkel, der seinen Weg selbst finden möchte und die politischen Ansichten der Großeltern und Eltern nicht teilen will. Und was pasiert, wenn gerade dieser sich in den Westen flüchtet, am Tag des neuzigsten Geburtstags seines Großvaters, an dem viele Parteifunktionäre erwartet werden? In den einzelnen Kapiteln kommen die Familienmitglieder einzeln zu Wort, beschreiben die Szenen aus Ihrer Perspektive und lassen den Leser teil haben, an ihrer Geschichte. Ein interessantes, vielfältiges und spannendes Buch, mit einem sehr angenehmen Schreibstil und übersichtlichen Kapiteln.Gelebte deutsche Geschichte! Lesenswert!

Bewertung vom 30.10.2018
Königskinder
Capus, Alex

Königskinder


weniger gut

Alex Capus ist ein großartiger Erzähler. Mit guten Recherchen, tiefgründigem Wissen zu Personen und Zeit, zaubert Capus die Leser voll Begeisterung in Zeitepochen und in die Leben der Hauptfiguren. In den Lesungen mit Alex Capus spürt man seine Freude, die Begeisterung und die Liebe zu seinen Geschichten. Diesmal erzählt Capus eine Geschichte vom Kuhhirten Jakob und seiner Liebe. Erzählt wird die Geschichte von einem Ehemann, der mit seiner Frau eingeschneit genau in dieser Region ist, inder vor JahrhundertenJakob als Kuhhirte lebte. Diesmal jedoch ist weniger Begeisterung in der Geschichte zu spüren. Viele Fragen bleiben offen und es scheint, als gäbe es nicht wirklich viel und tiefgründiges über Jakob und seine Liebe zu schreiben. Warum gerät gerade der wortkarge Kuhhirte nach Versailles, wo es doch so viele Kuhhirten in dieser Region gibt. Was macht das junge Paar aus, dass es nach so vielen Jahren ohne Kontakt als Paar dennoch zueinander findet? Womöglich hat Capus diemals tatsächlich weniger verwertbares Material über seine Helden gefunden und womöglich fehlt auch die Begeisterung, die Capus durch seine Recerchereisen nach Hause zurückbrachte und der Leser diese in den Büchern wieder findet. Ganz kurz erkennt man sie, wenn Capus über Versaille schreibt und man die Düfte und das Schloss in der Nase und vor den Augen hat. Bleibt zu hoffen, dass Alex Capus seinem Schreiben treu bleibt und sich nicht im Literaturrummel durch schnelle Veröffentlichungen neuer Bücher verliert. Es wäre schade darum, denn Capus ist ein großartiger Erzähler. Das Buch Königskinder ist gut zu lesen und hinterläßt kein merkwürdiges Gefühl, auch ist die Geschichte nett und kurzweilig. Ein guter Capus ist es allerdings nicht- schade!

Bewertung vom 29.10.2018
Die weiteren Aussichten
Seethaler, Robert

Die weiteren Aussichten


ausgezeichnet

I love it!!!
Wer Seethaler noch nicht kennt, sollte ihn ganz schnell kennen lernen. Von den zeitaktuellen Autoren ist er einer der empfehlenswertesten. Kaum ein Buch von ihm, dass nicht lesenswert wäre. So auch "Die weitern Aussichten". Humorvoll, spritzig und in der Darstellung seiner skurilen Personen einzigartig.
Am Rande einer Kleinstadt lebt an einer alten Tankstelle, an der selten jemand vorbei kommt, ein junger Mann mit einer alten Mutter. Kommunikation ist nicht seine Stärke, sein Haustier ist ein Goldfisch, Freunde hat er keine und am gesellschaftlichen Leben nimmt er nicht teil. Etwas langsam im Denken und Handeln, bewegt er sich in nicht allzu schnellen Schritten um seine Tankstelle herum. Bis eines Tages eine unbekannte, dralle Frau an der Tankstelle vorbeikommt und ihr Fahrrad aufpumpt. Die Neue ist die Putzfrau im Hallenbad und erst seit kurzem in der Kleinstadt. Ihre Erscheinung löst ganz neue Gefühle in dem jungen Mann aus, der fortan auf eine sehr unerfahrene, tollpatschige und zuweilen auch grobe Art versucht, das Herz der Dame zu erorbern. Und nicht nur das scheint der junge Mann zu erreichen. Durch die Liebe erwacht er, erkennt Neues, traut sich Unglaubliches zu und befreit sich von Beengendem....wenn auch nicht in einer gesellschaftlich anerkannten und konventionellen Form, die sogar einwenig Roadmovie in sich trägt.
Wie in all seinen Büchern sind die Figuren wunderbar gezeichnet und gradios beschrieben. Es geht nicht um Sieger oder Helden im normalen Sinne. All die Figuren, die IHREN weg gehen, sind für Seethaler die wahren Helden, die er mit all ihren Schwächen und Macken liebevoll zeichnet. Hinzu kommt jede Menge Humor und eine klare, pregnante Sprache, die kein unnötiges Wort beinhaltet. Ein lesenswertes Buch!

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

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