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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
adel69
Wohnort: 
Baden-Württemberg

Bewertungen

Insgesamt 106 Bewertungen
Bewertung vom 14.11.2024
Finster
Menger, Ivar Leon

Finster


sehr gut

Kein Thriller, aber dennoch interessant

Worum geht es in dem Buch?
Im Dorf Katzenbrunn im Odenwald verschwinden immer wieder Jungen. Kommissar im Ruhestand Hans G. Stahl konnte, als er noch bei der Polizei arbeitete, den Täter, den alle Greifer nennen, nicht finden. Das lässt ihm keine Ruhe und so ermittelt er „undercover“, nachdem wieder ein Junge, nämlich Nikolaus Kämmerer, verschwunden ist.
Er hat ein Zimmer genommen im Gasthaus von Wirtin Geli.
In Katzenbrunn leben verschlossene, oft merkwürdige Menschen. Zum Beispiel Oskar, der sich um seine alkoholkranke Mutter kümmert. Oder Dr. Krumbiegl, der eine Klinik für psychosomatische Krankheiten leitet. Annegret Bergmann arbeitet bei ihm. Sie ist ihrem Chef absolut hörig und meldet ihm alles, was sie ungewöhnlich findet.
Es gab in dem Dorf ein Fotogeschäft. Aber der Inhaber, Herr Strick, hat sich das Leben genommen.
In diesem Umfeld ermittelt Hans G. Stahl. Er hat Gehprobleme, was ihn aber nicht daran hindert, interessanten Spuren nachzugehen. Beispielsweise, als er mehrere Foto-Filmrollen in einer Schachtel findet.

Meine Meinung zu diesem Buch:
Das Buch liest sich schnell. Praktisch sind die kurzen Kapitel, die es dem Leser ermöglichen, immer wieder Pausen zu machen.
Vorwiegend ist das Buch aus der auktorialen Erzählperspektive (kein Ich-Erzähler) geschrieben. Eine der Personen schreibt als Ich-Erzähler. Das hat mich nicht gestört. Was mich eher störte, war, dass das Buch ein Thriller sein soll, aber für mich keiner ist. Für mich ist das Buch ein gut erzählter Krimi über einen Kommissar, der nach verschwundenen Jungen fahndet.
Das Buch spielt in den 1980er-Jahren. Das gibt dem Autor beispielsweise die Möglichkeit, Foto-Filmrollen in die Handlung einzubauen.
Hans G. Stahl ermittelt in einem Umfeld, in dem viele Leute merkwürdig sind und sich merkwürdig verhalten. Er forscht nach, wo sich die verschwundenen Jungen befinden könnten. Vielleicht sind sie noch am Leben. So nach und nach bahnt sich eine Romanze zwischen ihm und Geli an.
Die Auflösung des Falls ist eine Überraschung.
Finster ist ein deutscher Krimi über Ermittlungen in einer merkwürdigen Atmosphäre in den 1980er-Jahren. Ein Thriller ist es nicht – aber dennoch interessant. Ich vergebe vier Sterne.

Bewertung vom 14.11.2024
Die Frauen von Maine
Sullivan, J. Courtney

Die Frauen von Maine


gut

Ein Frauenbuch mit zu vielen Themen

Worum geht es in dem Buch?
Jane ist Archivarin, in der Schule war sie sehr erfolgreich. Mit ihrer Mutter hatte sie Probleme. Die Mutter war alkoholabhängig, das Verhältnis zu ihr war nicht besonders gut. Jane ist selbst alkoholabhängig geworden und das gefährdet ihre berufliche Karriere sowie auch ihre Ehe mit David.
Mit ihrer Schwester Holly und mit ihrer besten Freundin Allison pflegt sie ein gutes Verhältnis. Das braucht sie, als sie das Haus ihrer verstorbenen Mutter ausräumen muss.
Ein altes Haus auf den Klippen hat sie schon immer fasziniert. Als Geneviève dort einzieht und Jane beauftragt, die Geschichte des Hauses zu recherchieren, ist Jane begeistert. Sie findet überraschende und tragische Ereignisse, die sich einst in dem Haus abspielten.
Die Begegnung mit dem Medium Clementine beschäftigt Jane, ebenso wie die Erzählungen über Geister und Spirituelles. Die Geschichte einiger Indigenen ist auch ein Thema sowie die religiöse Gruppe der Shaker.

Meine Meinung zu diesem Buch:
Es dauerte einige Zeit, bis ich in die Handlung des Buches fand. Ich habe das Buch im Urlaub gelesen, wo es Phasen gab, bei denen ich mich komplett auf die Lektüre konzentrieren konnte.
Beim Lesen wusste ich nicht, worauf das Buch hinauswill und was das Hauptthema ist. Viele Themen werden durch die Geschichten, die in dem Haus an den Klippen passierten, angerissen. Die Geister und der Spiritismus waren mir teilweise zu viel. Manche Passagen lasen sich so, als seien sie aus Archiven abgeschrieben worden. Das machte die Handlung stellenweise langweilig.
Jane war mir mal mehr sympathisch, mal weniger. Einige der Frauen, über die sie recherchiert hatte, mochte ich, andere nicht.
Das Buch beleuchtete einige Phasen in Janes Leben. Zuerst die Recherchen über die Geschichte des Hauses, dann die Probleme in der Ehe mit David sowie ein starkes Alkoholproblem. Auch die Beziehung zu ihrer Mutter, ihrer Schwester sowie zu Allison spielen eine Rolle.
Ein Roman also, den ich, was die Themenvielfalt angeht, überfrachtet finde und der teilweise anstrengend, aber auch teilweise langatmig ist.
Ich vergebe drei Sterne.

Bewertung vom 10.10.2024
Genau so, wie es immer war
Lombardo, Claire

Genau so, wie es immer war


sehr gut

Familie und andere Probleme

Worum geht es in dem Buch?
Sunny und Ben wollen heiraten. Sie werden Eltern und freuen sich darauf.
Bens Eltern Julia und Mark können stolz sein auf ihren Sohn – und ebenfalls auf ihre Tochter Alma. Beide sind sympathisch, haben Pläne.
Julia denkt zurück an das, was war. Nicht immer war das Leben schön. Sie litt unter Traurigkeit, fast schon Depressionen, als Ben klein war. Als sie Helen Russo kennen lernte, fühlte sie sich verstanden. Helen konnte eine wirkliche Freundin sein, aufrichtig, herzlich. Bis ein ungeschicktes Handeln die Freundschaft zerstörte.
Nach Jahren trifft Julia Helen wieder und merkt, was sie verpasst hat. Warum hat sie sich so verhalten, warum war sie oft so schwermütig? Lag es an ihrer, nicht immer einfachen Beziehung zu ihrer launischen Mutter Anita?

Meine Meinung zu dem Buch:
Das Buch liest sich angenehm, die Handlung ist interessant. Ereignisse aus der Gegenwart werden erzählt, sie sind im Präsens geschrieben. Beispielsweise die Vorbereitungen zur Hochzeit von Sunny und Ben.
Immer wieder gibt es Rückblenden in die Vergangenheit – sie werden im Präteritum (Vergangenheit) geschildert. Beispielsweise der Beginn der Freundschaft mit Helen – und die Ereignisse, die Julia in eine Sackgasse manövrierten. In eine Sackgasse, die ihre Ehe mit Mark hätte zerstören können.
Julia ist sympathisch, aber auch traurig. Oft verstehe ich sie nicht. Sie hat einen charakterlich gefestigten Ehemann, der sie nie fallen lässt.
Das kommt in dem Roman zur Sprache, genauso wie das, was sie mit ihrer Mutter erlebt hat. Manchmal musste ich über das Verhalten der Mutter den Kopf schütteln.
Über Helen Russo hätte ich gerne mehr gelesen.
Ich vergebe dem Buch vier Sterne und empfehle es weiter.

Bewertung vom 06.09.2024
Man sieht sich
Karnick, Julia

Man sieht sich


ausgezeichnet

Unterhaltsamer Lebensroman

Worum geht es in dem Buch?
Friederike, genannt Frie, und Robert lernen sich auf dem Gymnasium kennen. Er hat die Schule gewechselt, ist neu auf der Schule, die Frie besucht. Sie hilft ihm, sich zurechtzufinden.
Von da an begegnen sie sich immer wieder. Sie sind sich sympathisch. Robert verliebt sich schnell in Frie, meint aber, dass sie ihn nicht liebt und ihn nur als Kumpel sieht.
Nach dem Abitur verlieren sie sich aus den Augen, Frie reist nach Australien, um sich das Land anzusehen und zu jobben. Robert macht Zivildienst in Hamburg und betreut Herrn Selk, der eine Liebe für Casinobesuche hat.
Irgendwann treffen sich Frie und Robert wieder – um sich dann erneut aus den Augen zu verlieren. Frie studiert Jura und bekommt ein Kind. Robert wird Musiker. 20 Jahre nach dem Abitur auf dem Klassentreffen begegnen sie sich wieder. Sie lieben sich noch immer – aber es ist kompliziert, ihre Liebe zu realisieren.

Meine Meinung zu dem Buch:
Das Buch ist angenehm zu lesen, und schnell ist man als Leser:in in die Handlung eingetaucht. Frie und Robert sind mir sympathisch, und ich will wissen, ob und wie sie für immer zusammenkommen können.
Das ist jedoch immer wieder kompliziert. Zuerst sind es die Wohnorte der beiden, die zu weit auseinanderliegen. Dann ist Emma da, Fries Tochter. Sie fordert die Aufmerksamkeit ihrer Mutter – etwas, womit Robert nicht klarkommt.
Beim Lesen will ich, dass die beiden endlich zusammenkommen und nicht alles so kompliziert ist. Gut ist, dass die Handlung nicht vorhersehbar ist. Es gibt viele Wendungen und neue Ereignisse, die ein Zusammenbleiben erschweren.
Die Autorin schildert alles aus der auktorialen Erzählperspektive (kein Ich-Erzähler), was mir ebenfalls gut gefällt.
Das Buch war für mich interessant bis zum Schluss – der Schluss ist nicht vorhersehbar – ein Schluss, den ich gut finde.
Wer eine schönen Lebensroman über zwei Personen, die sich sehr gern haben, lesen will, dem kann ich „Man sieht sich“ empfehlen.

Bewertung vom 01.08.2024
Graceland - Die Geschichte eines Sommers
Chase, Kristen Mei

Graceland - Die Geschichte eines Sommers


ausgezeichnet

Ein gutes Buch

Worum geht es in dem Buch:
Die Ich-Erzählerin Grace arbeitet in einer Steuerkanzlei. Als ihre Ehe mit Jeff an einem Tiefpunkt angelangt ist, entschließt sie sich, dem Wunsch ihrer Mutter Loralynn nachzukommen und mit ihr gemeinsam nach Graceland in Memphis zu reisen. Graceland – so nennt sich das Anwesen von Elvis Presley.
Loralynn ist ein großer Fan des Sängers – sie hat viele Souvenirs, die irgendetwas mit Elvis zu tun haben.
Die Frauen fahren durch einige Bundesstaaten, treffen eine Freundin von Loralynn, legen einen Stopp in einer Karaokebar ein – und so weiter.
Diese Reise ist nicht nur ein Road-Trip, sondern bietet auch Gelegenheit zur Aussprache zwischen Mutter und Tochter.

Meine Meinung zu diesem Buch:
Der Untertitel des Buches „Graceland“ ist „Die Geschichte eines Sommers“. Und genau um eine Sommergeschichte handelt es sich. Allerdings nicht um einen der üblichen Liebesromane, sondern um ein Buch mit Tiefgang. Loralynn und ihre Tochter Grace haben immer noch traurige Erinnerungen an Graces Vater und Loralynns Gatten – einen Mann, der voller Gewalt war.
Darüber unterhalten sie sich während der Fahrt, sie sprechen sich aus – und es kommt zu einer Annäherung von Mutter und Tochter, die sich entfremdet hatten.
Das Buch ist mitreißend, spannend – mit Tiefgang, aber auch mit einigen amüsanten Szenen. Die Autorin hat einen speziellen Humor, der mir gefällt. Die Lektüre wird angereichert mit einigen Chats mit Graces Collegefreundin Asha sowie Wyatt, den Sohn einer Elvis-Fan-Freundin von Loralynn.
Ich wurde durch dieses Buch sehr gut unterhalten, vergebe 5 Sterne und empfehle das Buch weiter.

Bewertung vom 01.08.2024
Das Trauma in dir
Van Der Kolk, Bessel

Das Trauma in dir


ausgezeichnet

Ein hervorragender Ratgeber

Worum geht es in dem Buch:
Dieses Sachbuch, aus der Ich-Perspektive geschrieben, richtet sich an Leute, die ein Trauma oder mehrere Traumata erlebt haben. Es richtet sich auch an Psychotherapeuten.
Der Autor ist ein Psychotherapeut, der Leute mit Trauma behandelt. Er erzählt aus der Praxis. Wie man zum Beispiel dazu kam, sich mit Traumata stärker zu befassen. Ein Grund waren unter anderem die Soldaten, die aus dem Vietnam-Krieg nach Hause kamen. Sie waren stark traumatisiert.
In dem Buch erfährt man, wie sich Leute verhalten, die traumatisiert sind. Sie sind von Erinnerungen überwältigt. Manchmal ritzen sie ihre Haut.
Andere Leute wurden als Kinder missbraucht oder als Erwachsene vergewaltigt. Es gibt einige Möglichkeiten, ein Trauma zu bekommen. Und wenn man dann unter einem Trauma leidet, gibt es „Trigger“ – also Auslösungspunkte – die Erinnerungen an die schreckliche Situation wecken. Solche Leute benehmen sich oft rätselhaft, manchmal auch erschreckend für die Leute in ihrer Umgebung.
Natürlich bietet das Buch auch Wege zur Heilung an. Dass man zum Beispiel akzeptiert, dass etwas geschehen ist, das nicht ungeschehen gemacht werden kann. Man kann aber die Auswirkungen ändern. Mit Hilfe von Psychotherapeuten, die sich auf Traumata spezialisiert haben. Aber auch mit Hilfe von Atemübungen, Yoga, Achtsamkeit und anderen Methoden.

Meine Meinung zu diesem Buch:
Das Buch ist interessant geschrieben und wird nie langweilig. Der Autor erzählt über wissenschaftliche Forschungen, über Leute, deren Trauma er oder Kollegen behandelt haben. Er zeigt einige Heilungswege auf und legt dar, wie wichtig es ist, die Diagnose „Trauma“ zu bekommen, wo sie angezeigt ist, um nicht mit Medikamenten falsch behandelt zu werden.
Auch wenn man nicht gleich einen Therapeuten findet, so bietet das Buch genug Anregungen, was man selbst tun kann, um ein Trauma und dessen Auswirkungen leichter zu ertragen und lindern zu können.
Oftmals kann man gar nicht in Worte fassen, was man Schreckliches erlebt hat. Der Autor ermutigt, genau das zu tun, Achtsamkeit und Atmung zu trainieren. Manchen Leuten hilft es, Musik zu machen oder Theater zu spielen. Der Autor zeigt noch viele andere Methoden auf und erklärt sie ausführlich.
Für mich, die ich selbst ein Trauma erlebt habe, war die Lektüre bereichernd und informativ. Ich habe für mich Anregungen gefunden, was ich tun kann.
Ich vergebe dem Buch 5 Sterne und empfehle es weiter.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.07.2024
Die Perserinnen
Mahloudji, Sanam

Die Perserinnen


gut

Familienbande und Belanglosigkeiten

Worum geht es in dem Buch?
Elizabeth, Shirin, Sima, Niaz und Bita sind Mitglieder der Familie Valiat, die im Iran reich, wichtig und einflussreich war. Elizabeth, Niaz und Sima leben noch im Iran, während Shirin und Bita in die USA ausgewandert sind. Sie bleiben in Kontakt, besuchen sich – und jede von ihnen erzählt abwechselnd die Geschichte ihrer Familie und das, was sie tagsüber machen, aus ihrer Sicht.
Elizabeth kann gut malen, ist verliebt in Ali, den sie aber nie heiratet. Später wandert auch Ali, der im Iran als Fahrer arbeitete, in die USA aus und wird dort ein reicher und erfolgreicher Geschäftsmann. Elizabeth und er haben ein Geheimnis – sie habe drei Kinder miteinander. Nader, Shirin und Sima.
Elizabeth verschweigt das in der Familie. Sie hat einen anderen Mann geheiratet, den alle „Daddy“ nennen. Sima und Shirin haben ihre eigenen prägenden Erlebnisse im Leben. Sima findet die Großmutter Nounou tot in ihrem Bett, die sich das Leben genommen hat. Sie macht sich Gedanken über Nounou und ihr Leben nach dem Tod.
Shirin bekommt eine Tochter Niaz, die sie jedoch im Iran zurücklässt, als sie in die USA auswandert. Das Leben im Iran engt sie zu sehr ein. Ihre Nichte Bita, Tochter von Sima, wächst in den USA auf.
In den USA geht es Shirin und Bita gut, denn sie profitieren von dem Reichtum ihrer Familie Valiat. Shirin kann das Geld mit vollen Händen ausgeben, während Bita sich Gedanken macht, wie sie ihr Geld sinnvoll einsetzen kann, um anderen zu helfen.

Meine Leseerfahrung:
Der Schreibstil der Autorin gefällt mir – bildhaft und wortgewandt. Die Handlung jedoch ist oft verwirrend, was an der Tatsache liegt, dass die persischen Frauen sich mit dem Erzählen abwechseln und über Ereignisse, die zu unterschiedlichen Zeiten stattgefunden haben, berichten. So kommt die Handlung nicht richtig in die Gänge. Erzählungen über den Tod der Nounou, Ereignisse in Aspen, die den Aufenthalt Shirins in den USA gefährden, sowie Niaz‘ Aktivitäten in Teheran wechseln sich ab mit Szenen in einem Enthaarungsstudio und anderen Belanglosigkeiten.
Das Thema des Buches ist, dass die Frauen ihre Geschichte erfahren – also beispielsweise Shirin und Sima, wer ihr wirklicher Vater ist. Und dass sie sich daraufhin Gedanken machen, wohin sie gehören. In den Iran oder doch in die USA? Jede der Frauen hat hier ihre eigenen Ansichten und zieht ihre eigenen Konsequenzen. Das ist gut und interessant zu lesen, wiegt jedoch nicht die sonstigen Schwächen des Buches auf.
Ich vergebe drei Sterne und bin bei einer Leseempfehlung unentschlossen.

Bewertung vom 28.07.2024
Long Island
Tóibín, Colm

Long Island


ausgezeichnet

Eine alte Liebe, die neu entflammt

Worum geht es in dem Buch?
Eilis ist Irin, lebt aber schon lange in den USA, genauer gesagt in Long Island. Ihr Mann Tony ist italienischer Abstammung. Seine Familie lebt ebenfalls in Long Island, deswegen trifft man sich oft, isst zusammen und kennt sich.
Eilis ist zufrieden – sie hat zwei Kinder, die erwachsen sind. Eines Tages bricht ihre heile Welt zusammen. Ein Mann, bei dem Tony als Klempner tätig war, erzählt Eilis, dass seine Frau ein Kind von Tony bekommt. Der Mann will dieses Kind nicht im Haus haben und wird es Eilis vorbeibringen.
Für Tonys Mutter ist es eine absolute Selbstverständlichkeit, dass das Kind von Eilis und Tonys Familie aufgezogen wird. Doch Eilis ist anderer Meinung. Sie will am liebsten mit diesem Kind nichts zu tun haben. Um klare Gedanken fassen zu können, reist sie nach Enniscorthy in Irland zu ihrer Mutter.
Dort trifft sie Jim, den Besitzer eines Pubs, wieder. Er war ihre große Liebe vor mehr als 20 Jahren. Eine Liebe, die sich nicht realisieren ließ. Aber jetzt flammen alte Gefühle auf – Eilis und Jim merken, dass sie immer noch viel füreinander empfinden. Sie treffen sich heimlich.
Nancy, die Inhaberin eines Fish-And-Chips-Shops, macht sich ebenfalls Hoffnung auf Jim. Sie ist Witwe, aber nun bereit für eine neue Beziehung. Akribisch bereitet sie ihre Hochzeit vor.

Meine Meinung zu dem Buch:
Ich habe das Buch „Brooklyn“ nicht gelesen, in dem bereits von Eilis und Jim geschrieben wurde. Aber auch, ohne „Brooklyn“ zu kennen, habe ich gut in die Geschichte von „Long Island“ hineingefunden.
Der Roman „Long Island“ liest sich flüssig, mir gefällt der Schreibstil. Eilis und Jim sind sympathisch – und der Autor kann sehr gut den Zwiespalt schildern, in dem sie sich befinden. Sie merken, dass sie sich immer noch lieben – aber lässt sich das realisieren? Eilis ist verheiratet, hat eine Familie in den USA. Jim war fest entschlossen, Nancy zu heiraten – bis er Eilis wiedersah.
Sie treffen sich geheim, denn in Enniscorthy wird viel geredet. Leider wird mehr übereinander geredet als miteinander – und so ergeben sich immer wieder Gerüchte.
Spannend bleibt das Buch deswegen, weil man bis zum Schluss nicht weiß, ob Eilis und Jim sich endgültig für eine gemeinsame Zukunft entscheiden.
Der Schluss hat mich sehr überrascht – und nicht ganz zufriedengestellt.
Ich vergebe 4,5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 05.06.2024
Happy Hour
Granados, Marlowe

Happy Hour


gut

Party-Roman

Worum geht es in dem Buch?
Isa und Gala wollen in New York City das Leben genießen. Tagsüber halten sie sich mit Jobs über Wasser – verkaufen zum Beispiel Kleidung an einem Stand. Oder sie sitzen Modell für Künstler. So können sie Geld verdienen – nicht viel, aber es hilft meistens, die teure Miete zu bezahlen und zu überleben.
Abends gehen Isa und Gala auf Partys – sie lassen sich einladen, sie trinken und essen dort und schließen oberflächliche Bekanntschaften.

Meine Meinung zu dem Buch:
Wow – ein New-York-Roman. Das klingt nach aufregender Lektüre. So dachte auch ich. Der Roman ist aus der Ich-Perspektive von Isa in der Vergangenheit geschrieben.
Der Schreibstil des Buches gefällt mir – die Handlung jedoch weniger. Alles bleibt sehr oberflächlich – die beiden Hauptpersonen Isa und Gala und auch die Leute, die sie treffen.
Anfangs fragte ich mich, wie die beiden „Party-People“ im teuren New York City mit ihrem Lebensstil überleben können. Sie legen Wert auf schöne Kleidung, die nicht teuer ist. Und sie ernähren sich nicht gesund. Später in dem Roman kommt zur Sprache, dass das Leben in New York sehr kostspielig ist – auch für Isa und Gala. Die monatliche Miete für ihr Zimmer kostet ein Vermögen. Außerdem verkaufen sie nicht so viel Kleidung, wie sie wollen – und es gibt nicht immer Jobs für sie. Die Herren, die Isa und Gala treffen, sind eher kurze, oberflächliche Bekanntschaften. Bei manchen kann man kostenlos für eine Weile wohnen.
Beim Lesen fragte ich mich oft: Wohin steuert die Geschichte? Gibt es einen Höhepunkt, gibt es DAS Ereignis, das diesen Roman unvergesslich macht? Ob das so ist, will ich nicht verraten.
„Happy Hour“ ist ein Roman über Frauen, Partys und Männerbekanntschaften in New York City. Ich vergebe drei Sterne und bin bei einer Leseempfehlung unentschlossen.

Bewertung vom 05.06.2024
Während ich hier bin
Steele, Emma

Während ich hier bin


ausgezeichnet

Ein wunderschönes Buch

Worum geht es in dem Buch?
Die 30-jährige Maggie hat vor einem Jahr ein neues Spenderherz bekommen. Noch immer muss sie sich schonen. Sie geht nicht zur Arbeit, sie macht keine weiten Reisen – das Risiko einer Infektion ist einfach zu groß. Ihre Familie kümmert sich so gut wie möglich um sie. Denn sie hat schon ein Familienmitglied verloren – Maggies Schwester Cat.
Eines Tages erleidet Maggie einen Herzstillstand, weil ihr Körper das Spenderherz abstößt. Sie erwacht in der Wohnung von Emily. Emily ist jünger als Maggie und vor allem gesund. Maggie ist nicht nur in Emilys Wohnung – sie sieht auch aus wie Emily. Außerdem ist es zwei Jahre früher.
Aber warum ist das so? Maggie ist das nicht klar, sie versucht, sich in das Leben von Emily hineinzufinden. Da gibt es Fran, eine Cousine von Emily, deren Hochzeit sie organisieren soll. Und Adam, den äußerst sympathischen Nachbarn. Außerdem weitere Leute, die Emily kennen – aber Maggie als Emily noch nicht. Mit der Zeit verinnerlicht sich Maggie immer mehr Emilys Charakter und Emilys Leben. Sie lebt ein gesundes und fröhliches Leben.
Manchmal beobachtet sie Maggie aus einer gewissen Distanz. Ihr geht es nicht gut, sie wartet auf ein Spenderherz.

Meine Meinung zu diesem Buch:
Mitreißend und berührend ist dieses Buch geschrieben. Die Ich-Erzählerin Maggie ist sympathisch, ich selbst mochte aber Emily beim Lesen lieber. Kein Wunder, als Leserin nimmt man vorwiegend am Leben von Emily teil.
Natürlich wusste ich, dass das, was Maggie passierte – im Leben und im Körper einer anderen Person aufzuwachen – gar nicht geschehen kann. Es ist spannend zu erfahren, wie die Autorin diese Geschichte zu Ende bringt. Und genau diese Neugierde hielt mich am Lesen.
Auch kamen Fragen bei der Lektüre auf, wie zum Beispiel: Könnte man ein Schicksal ändern, wenn man die Möglichkeit hätte, die Zeit um zwei Jahre zurückzudrehen?
Der Schluss war für mich unerwartet – aber auch schlüssig.
Das Buch konnte mich packen und schenkte mir einige berührende und interessante Lesestunden. Ich vergebe fünf Sterne und empfehle „Während ich hier bin“ von Emma Steele weiter.