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Benutzername: 
Anna
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 102 Bewertungen
Bewertung vom 27.09.2023
Menschen, die wir noch nicht kennen
Sampson, Freya

Menschen, die wir noch nicht kennen


ausgezeichnet

Eine besondere Geschichte fürs Herz

Worum geht es? Frisch getrennt macht Elizabeth „Libby“ Nicholls sich auf den Weg zu ihrer Schwester Rebecca nach London. Dort trifft sie im Bus der Linie 88 auf Frank, der ihr erzählt, wie er vor Jahrzehnten im Bus genau dieser Linie eine Frau kennengelernt und sie danach nie wiedergehsehen hat. Seitdem fährt er immer wieder durch die Stadt in der Hoffnung, sie zu finden. Libby möchte Frank, dessen Demenzerkrankung immer weiter fortschreitet, helfen und macht sich gemeinsam mit Franks Pfleger Dylan auf die Suche nach der Frau. Auf der Suche findet sie unerwartet aber noch etwas anderes wieder – sich selbst.

Dieses Buch gehört auf jeden Fall in die Kategorie „Wohlfühl-Buch“. Ich mochte die Charaktere und deren Entwicklung – Libby, die endlich für sich selbst einsteht, der empathische Dylan, der sich seine liebevolle Art trotz schwieriger Kindheit bewahrt, die charakterstarke Esme und der (trotz verlorener Liebe) stets frohe Frank. Besonders gefallen hat mir diese Gruppe der unterschiedlichsten Menschen, die zusammenfinden und füreinander da sind, ungeachtet ihres Alters oder ihrer Erscheinung. Autorin Freya Sampson zeigt, wie wichtig Freundschaft ist, dass Hoffnung sich immer lohnt und Träume es Wert sind sie zu verfolgen.

Insgesamt hat mir das Buch Freude bereitet. Ich hatte Bedenken, dass die Geschichte an einigen Stellen vielleicht ein bisschen zu flach oder klischeehaft wird, aber das war gar nicht der Fall. Im Gegenteil: die Autorin weiß ihre wichtige Botschaft pointiert und klug zu verpacken, ohne ins „kalenderspruch-hafte“ zu verfallen. Ein tolles Buch für den Herbst, am besten mit einer warmen Decke und einer Tasse Tee zurücklehnen und ein paar herzerwärmende Lesestunden genießen.

Bewertung vom 27.09.2023
Haus der Stimmen
Carrisi, Donato

Haus der Stimmen


ausgezeichnet

Hochspannung mit überraschenden Wendungen

Worum geht es? Eine Kollegin aus Australien bittet den italienischen Psychologen Pietro Gerber, eine ihrer Patientinnen zu übernehmen, da in einer Hypnosesitzung beunruhigende Erinnerungen an ihre Kindheit hochgekommen sind, die in der Toskana verortet sind. Obwohl Gerber sonst Kinder behandelt, findet er Interesse an dem Fall und nimmt die Patientin Hanna Hall an. Im Verlauf der Sitzungen mit ihr stellt sich heraus, dass Hanna mehr von Gerbers Leben weiß, als ihm liebt ist und er ahnt, dass es gefährlich werden könnte. Allerdings ist er bereits zu sehr involviert und kann sich der Anziehungskraft Hannas nicht entziehen.

Im Verlauf des Buches habe ich so oft gedacht, dass ich der Lösung des Ganzen nahe bin, nur um ein paar Seiten später zu erkennen, dass ich ganz weit davon entfernt bin. Selbst gegen Ende, als die Auflösung ganz nah scheint, setzt der Autor noch einen drauf. Donato Carrisi schreibt flüssig, klug und auf den Punkt. Vor allem zeigt der in Italien bekannte Thriller-Autor auf eine beeindruckende Art, dass er weiß, wie man einen Spannungsbogen aufbaut und dem Leser den Atem raubt. Mit Hanna hat er einen Charakter geschaffen, dessen Anziehungskraft auch ich mich nicht entziehen konnte. Ich kannte Carrisi vor „Haus der Stimmen“ nicht, werden mir nun aber definitiv auch seine anderen Bücher ansehen.

Ich liebe Spannung und bin hier voll auf meine Kosten gekommen! Die zahlreichen Wendungen kamen mit so einer Wucht, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es weitergeht. Ein großartiger Auftakt der Reihe, ich freue mich schon auf die Fortsetzung. Für diesen temporeichen und raffinierten Thriller gibt es von mir die volle Punktzahl und eine ganz klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 27.09.2023
Der Trost der Schönheit
Arnim, Gabriele von

Der Trost der Schönheit


ausgezeichnet

Eine vielfältige und tiefe Auseinandersetzung mit Schönheit

Schon auf den ersten Blick hat mich „Der Trost der Schönheit“ von Gabriele von Arnim angezogen – das Cover, das Thema, die Beschreibung des Inhaltes. Zunächst habe ich etwas Zeit gebraucht, um mich auf die Art des Buches einzulassen, was wohl vor allem an der poetischen Sprache lag. Nachdem ich aber reingekommen war, habe ich es mit Freude gelesen und nicht mehr aus der Hand legen können.

Worum geht es? Um Schönheit, einfach gesagt. Doch die Autorin weiß die Betrachtung so vielfältig und facettenreich darzustellen, dass sich mir eine ganz neue Sichtweise auf das Thema eröffnet. Von Arnim erzählt dabei viel Persönliches, lässt aber auch die Worte bekannter Philosophen, Künstler und Autoren einfließen. Doch Schönheit wird nicht nur, na ja, eben als „schön“ und gut ohne Einschränkungen gelobt, neben Trost und Glücksmomenten kann sie aufgrund ihrer Intensität auch als schmerzhaft empfunden werden sowie als Mahnung der Vergänglichkeit. Sehr interessant und aktuell ist auch die Frage, inwieweit wir uns in der heutigen krisengeschüttelten Zeit und all dem Leid an Schönheit erfreuen dürfen.

Ich mochte das Buch und kann es definitiv weiterempfehlen, man muss sich allerdings darauf einlassen können und wollen und es ist eher keine leichte Lektüre für zwischendurch, sondern für eine bewusste Auseinandersetzung.

Bewertung vom 27.09.2023
DC Superhelden: Batman im Kampf für Gerechtigkeit

DC Superhelden: Batman im Kampf für Gerechtigkeit


sehr gut

Held der Kindheit

Wer kennt ihn nicht: Batman, der Superheld im Kampf um Gerechtigkeit. Ich habe mich gefreut, mal wieder nach Gotham City zu reisen. Auf 128 Seiten in zwei verschiedenen Geschichten begleiten wir Batman und Robin auf der Suche nach der Ursache gefährlicher Pflanzen sowie einer mysteriösen Hitzewelle in der Arktis. Es werden aktuelle Themen aufgegriffen und altersgerecht dargestellt. Ein Superheld im Einsatz für Umwelt- und Klimaschutz. Gefällt mir!

Schriftgröße und -art, Zeilenabstand und Seitengestaltung sind angenehm und altersentsprechend gestaltet. Der Text wird aufgelockert durch Illustrationen, wobei der Text überwiegt – es handelt sich eben um ein Lesebuch, kein Comic. Die Geschichten machen Spaß und sind spannend und interessant aufgebaut.

Das Buch wird für fortgeschrittenes Lesen ab 6 bis 8 Jahren empfohlen oder zum Vorlesen für jüngere Kinder, was meiner Einschätzung nach mit Einschränkungen passt. Es sind zwar viele kurze und im Aufbau einfach gehaltene Sätze enthalten, aber auch mal etwas Komplexere. Zudem sind manche Wörter und Zusammenhänge in dem Alter möglicherweise nicht immer verständlich. Ich denke das sollte im Einzelfall entschieden werden und im jüngeren Alter eher noch begleitet werden.

Bewertung vom 12.07.2023
Migräne-frei: endlich Frieden im Kopf
Statkus, Meike

Migräne-frei: endlich Frieden im Kopf


ausgezeichnet

Ein ganzheitlicher Ansatz gegen Migräne

Worum geht es? Kurz gesagt: um Migräne. Aber das reicht nicht, denn Migräne ist vor allem eins: komplex. Autorin Meike Status setzt in ihrer Methode auf vier Säulen (Trigger, Energiehaushalt, Körperarbeit und Entspannung) und damit auf ein ganzheitliches Verständnis von Migräne. Sie beginnt damit, ihren eigenen Weg zu beschreiben und wie die einzelnen Schritte und Erkenntnisse auf dem Weg zur Entwicklung der T.E.K.E.®-Methode ausgesehen haben. Ein interessanter Einblick, der auch mir spannende Erkenntnisse gebracht hat. Jede Säule wird im Folgenden ausführlich dargestellt und eine Vielzahl an Übungen und Fragen hilft dem Leser dabei, sein persönliches Programm zusammenzustellen. Denn – der sieht von Mensch zu Mensch unterschiedlich aus. Das ist ein wichtiger und guter Ansatz, der mir sehr positiv aufgefallen ist.

Das Buch war äußerst angenehm, flüssig und gut verständlich zu lesen. Man merkt deutlich, dass hier eine Journalistin am Werk war. Besonders interessant fand ich auch die Gespräche, die die Autorin mit verschiedenen Expertinnen zu unterschiedlichen Themen geführt hat. Dadurch wurde noch einmal ein anderer Blickwinkel eingebracht und das Beschriebene verdeutlicht und ergänzt.

In erster Linie ist das Buch natürlich für Menschen mit Migräne interessant und meiner Meinung nach wirklich hilfreich, aber auch Nichtbetroffene können einiges lernen – über Stress (denn den hat wohl jeder) und den Umgang damit, sowie generell den achtsamen Umgang mit sich selbst und den eigenen Ressourcen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.06.2023
Ökoethinvesting
Klein, Christopher M.

Ökoethinvesting


ausgezeichnet

Ein guter Einblick in nachhaltige Geldanlagen

Ich stufe mich eher als Anfänger ein, wenn es ums Thema Investieren/Anlegen geht. Durch die Erfahrungen, die ich bereits gemacht habe und meinen persönlichen Lebensstil war mir zu Beginn aber ein klar: Ich möchte nicht einfach blind investieren, sondern mit einem ethisch vertretbaren Hintergrund. Bei „Ökoethinvesting“ von Christopher M. Klein habe ich mich mit Beidem gut aufgehoben gefühlt. Als Einsteiger wurden mir in sehr gut verständlicher Sprache die generellen Grundlagen nähergebracht und das Ganze geschieht vor dem Hintergrund nachhaltiger, ökologischer, ethischer und sozialer Überlegungen.

Den Umfang des Buches habe ich als genau richtig empfunden, um einen guten Überblick und Einblick zu bekommen. Die Aufteilung geht von der Therapie in die Praxis, mit zahlreichen Mustern und Beispielen. Wer sein Wissen in bestimmten Bereich noch vertiefen möchte, bekommt Hinweise auf weiterführende Informationen.

An Nachhaltigkeit und ökologischem Handeln sollte heutzutage niemand mehr vorbeikommen und jeder seinen Beitrag leisten. Bücher wie dieses sind deshalb umso wichtiger. Ich habe das Gefühl, sehr viel gelernt zu haben und kann das Buch allen empfehlen, die Nachhaltigkeit in ihre Finanzen bringen wollen.

Bewertung vom 25.05.2023
Malibu Rising
Reid, Taylor Jenkins

Malibu Rising


sehr gut

Unterhaltsame Familienbande

An Taylor Jenkins Read kam man in letzter Zeit nur schwer vorbei. Umso mehr habe ich mich gefreut, „Malibu Rising“ in den Händen zu halten und war sehr gespannt, was mich erwartet.
Worum geht es? Es gibt zwei Erzählstränge, die sich in die Gegenwart im Jahr 1983 und die Vorgeschichte zu den Geschehnissen aufteilen. In Malibu findet die jährliche Sommerparty von Supermodel und Surfstar Nina Riva statt. Deren Stimmung ist allerdings denkbar schlecht, da ihr Mann sie kurz vor der Party betrogen hat. Doch ihre Geschwister stecken schon mitten in den Vorbereitungen und schließlich steigt die Party – Überraschungsgäste und aufkommende Familiengeheimnisse inklusive.

Zugegeben, die Riva-Geschwister klingen zunächst Malibu-stereotypisch: wir haben ein Supermodel/Surfstar, einen Starfotografen und einen Surfweltmeister. Doch gerade die Riva-Geschwister entpuppen sich als vielschichtige Charaktere und ihre Konfrontationen und Geheimnisse liefern tiefe Einblicke hinter die Kulisse. Mit der Zeit habe ich die Charaktere wirklich lieben gelernt, auch wenn das etwas gedauert hat. Hier zeigt sich mal wieder: der Schein trügt. In den Rückblicken wird die Geschichte der Eltern erzählt, die zeitweise in den Vordergrund rückt. Die Sprünge wirken dann teilweise etwas holprig und konstruiert. Zudem sind mir teilweise zu viele andere Partygäste zu ausufernd besprochen wurden, was nur abgelenkt, das Ganze unnötig in die Länge gezogen hat und letztendlich für die Kernhandlung irrelevant war.

Lohnt sich der Hype? Na ja, ich hatte ehrlich gesagt mehr erwartet. Bekommen habe ich: Skandale, zwischenmenschliche Verwicklungen, eine gewisse Leichtigkeit in der Stimmung die das Buch überträgt, allerdings auch eine Oberflächlichkeit und Vorhersehbarkeit. Was ich wirklich mochte, war die Atmosphäre des Buches, die durch Kulisse, Zeitgeist und Erzählstil der Autorin kreiert wurde. Ich habe mich insgesamt gut unterhalten gefühlt und das Buch gerne gelesen, es ist allerdings etwas hinter meinen Erwartungen zurückgeblieben (die durch den Hype allerdings auch sehr hoch waren).

Bewertung vom 15.05.2023
Dünenrache / Theo Krumme Bd.9
Berg, Hendrik

Dünenrache / Theo Krumme Bd.9


ausgezeichnet

Nordsee-Spannung mit Lokalkolorit und einer guten Prise Humor

Der raue Charme der Ermittler, die eigenbrötlerischen Einwohner, die atmosphärischen Kulissen - Ich liebe Krimis, die an den deutschen Küsten spielen. Umso mehr habe ich mich gefreut, mit „Dünenrache“ den neuen Band der Reihe um Kommissar Theo Krumme in den Händen zu halten. Der Kommissar wird auf die Insel Sylt gerufen, wo er einen Mord ohne Leiche vorfindet. Den Aufenthalt auf der Insel mit einem kleinen Urlaub mit Lebensgefährtin Marianne und Hund Sunny zu verbinden, gestaltet sich als schwierig, denn bald stößt er auf düstere Geheimnisse und eine Verbindung zu seiner Vergangenheit.

Henrik Berg hat es auch im neunten Band der Reihe wieder geschafft, die Spannung konstant hochzuhalten, vor allem durch seine atmosphärische und bildgewaltige Erzählsprache. Die Geschichte ist voller offener Rätsel und das Ende überzeugend und nicht wirklich vorhersehbar. Dabei überzeugt der Autor vor allem durch seine ruhige Art, „Dünenrache“ ist kein temporeicher Krimi, aber gerade das macht ihn aus.

Wobei auch der Humor nicht zu kurz kommt – nicht zuletzt durch eine gute Portion Lokalkolorit und natürlich Harke, der auch bei diesem Fall wieder dabei ist. Ich kenne Sylt gut und hatte oft direkt bestimmte Orte und Szenerien vor Augen, nicht zuletzt, weil die Insel neben der Geschichte auch nicht zu kurz kommt.

Wer entsprechende Arten von Krimis mit der deutschen Küste als Schauplatz mag, wird hier definitiv auf seine Kosten kommen. Eine klare Empfehlung für alle Krimi-Fans!

Bewertung vom 08.05.2023
Die Kinder von Schönbrunn / Schönbrunn-Saga Bd.2
Maly, Beate

Die Kinder von Schönbrunn / Schönbrunn-Saga Bd.2


sehr gut

Gelungene Fortsetzung

„Die Kinder von Schönbrunn – Träume von einer besseren Welt“ ist bereits der zweite Teil der Reihe. Auch ein paar Jahre nach dem ersten Teil befinden wir uns wieder in Wien und begleiten die Schwestern Emma und Greta, dieses Mal aus Gretas Sicht erzählt. Die Zeit nach dem ersten Weltkrieg ist von Umbruch und Aufschwung geprägt, während Greta noch immer um ihren verschollenen Ehemann Gustav trauert und die gemeinsame Tochter allein großzieht. Durch Zufall gerät sie in einen Eignungstest der Erzieherschule im Schloss Schönbrunn und entschließt sich, dort die Erzieherausbildung zu machen. Schnell wird klar, dass die damalige Pädagogik (geprägt von körperlicher und seelischer Gewalt) nicht mit Gretas Einstellung zusammenpasst. Ihre Idee einer neuen Pädagogik stößt auf viel Widerstand, allerdings bekommt sie Zustimmung vom stellvertretenden Heimleiter Michael Brenner.

Es hat Spaß gemacht, Gretas Entwicklung zu verfolgen und zu erleben, wie sie nach ihrer Zurückgezogenheit und Trauer aufblüht, immer selbstbewusster für ihre Überzeugungen eintritt und am Ende eine ganze Menge bewegen konnte. Das ist am Ende für mich auch die Botschaft des Buches, die mich überzeugt hat – für das eintreten, was einem wichtig ist, Unrecht und Ungerechtigkeit anprangern und nicht den Mut verlieren. Auch zeitgenössische Themen, die den Nachklang des ersten Weltkrieges betreffen, werden behandelt. Trotz der teilweise schweren Themen schwingt immer eine gewisse Leichtigkeit und eine „hands-on“ Mentalität mit, die (in Zusammenhang mit der präzisen, schnörkellosen Erzählweise) es leicht machen, das Buch trotzdem „in einem Rutsch“ lesen zu können.

Auch wenn der Übergang vom ersten zum zweiten Band aufgrund des Settings und der Personen leicht war, wurden die vergangenen Jahre dazwischen sehr schnell abgearbeitet. Ich hätte gerne mehr über Emmas Studium der Tiermedizin und die Hochzeit mit Julius erfahren, aber damit hätte wahrscheinlich ein extra Band gefüllt werden können. Man kann den zweiten Teil meines Erachtens auch für sich stehend lesen, ich fand es aber gut, die Geschehnisse des ersten Teils zu kennen.

Das Ende kommt sehr plötzlich und ich habe das Gefühl, dass einige Handlungsstränge nicht auserzählt wurden beziehungsweise zu kurz gekommen sind – hoffentlich gibt es eine (baldige) Fortsetzung.

Bewertung vom 19.04.2023
Das Ende der Ehe
Roig, Emilia

Das Ende der Ehe


ausgezeichnet

Es muss ein Umdenken stattfinden

Nicht unbeachtet lassen möchte ich zunächst die Aufmachung des Buches. Selten habe ich sich so angenehm anfühlende Seiten zwischen den Fingern gehabt und so eine angenehme Schrift vor den Augen. Kleinigkeiten, die für mich viel ausgemacht haben. Ich habe mich jedes Mal wieder darüber gefreut, wenn ich das Buch in die Hand genommen habe. Die angenehme Haptik gilt übrigens ebenso für das Äußere und auch die Optik fällt ins Auge – hier wird schon deutlich: dieses Buch wird laut, will (und muss) sichtbar sein.

Jetzt aber zu den inneren Werten. Autorin Emilia Roig ist Politologin sowie Gründerin und Geschäftsführerin des „Center for Intersectional Justice (CIJ)“ mit Sitz in Berlin. Ihr Einsatz für Gleichberechtigung und Gerechtigkeit hat ihren Ursprung schon in ihrer Kindheit, in der sie in einer algerisch-jüdischen-karibischen Familie in Frankreich aufwuchs.

Worum geht es? Emilia Roig hinterfragt in ihrem Buch patriarchale und als „normal“ angesehene Strukturen, insbesondere die alteingefahrene Institution Ehe. „Das haben wir eben immer schon so gemacht“ gibt es hier nicht. Alternative Beziehungsmodelle haben gerade in letzter Zeit immer mehr Aufmerksamkeit bekommen, sind aber immer noch die Ausnahme. Auf der anderen Seite gibt es viele Menschen, die sich im klassischen Modell Ehe nicht wohlfühlen.

Behandelt werden eine Vielzahl an Themen, es geht unter anderem um Unterdrückung und klassische Rollenverteilung, die ungesehene Arbeit, die Frauen leisten, Geld und Sex in der Ehe das binäre Geschlecht, gleichgeschlechtliche Liebe und auch einen Ausblick in die Zukunft – Was kommt nach der Ehe? Dabei gibt die Autorin auch ganz persönliche Eindrücke und erzählt von ihren eigenen Erfahrungen und Erlebnissen. So erzählt sie davon, dass sie nach einer schönen Hochzeit (die später geschieden wurde) mit vielen Freunden und Familie in eine „Ehe-Depression“ gefallen ist. Damals war das Phänomen noch nicht geläufig und sie wusste lange Zeit nicht, was mit ihr los ist.

Ein sehr gut recherchiertes und klug geschriebenes Buch, aus dem ich einige Erkenntnisse und Informationen mitnehmen konnte und einige Anstöße und Impulse bekommen habe, zu hinterfragen und weiterzudenken. Auch wenn ich die Ehe nicht per se ablehne (darum geht es auch gar nicht), finde ich es großartig und wichtig, neue Impulse zu bekommen und alte Denkmuster aufzubrechen. In dem Zusammenhang sind die Kommentare, die ich zu dem Buch schon gelesen habe, kaum zu glauben. Dort wird gefordert (übrigens ausschließlich von Männern) „lasst uns doch in Ruhe“ und wenn ein Kind kommt, solle es doch nicht gleich weggeben werden, dann müsse der Mann eben arbeiten und die Frau zu Hause bleiben. Ich denke immer, es ist schon so viel passiert, aber der Blick aus meiner Bubble heraus bestätigt leider immer wieder: Es ist noch viel zu tun. Umso besser, dass es Bücher wie dieses gibt. Selbst wenn man mit etwas nicht 100% d´accord geht, wünsche ich mir doch eine Offenheit und Awareness für bestimmte Themen. Es lohnt sich. Deshalb von mir eine ganz klare Empfehlung!