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RenisBucheckchen

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Insgesamt 3 Bewertungen
Bewertung vom 09.10.2014
Gated - Die letzten 12 Tage
Parker, Amy Christine

Gated - Die letzten 12 Tage


gut

Was geschehen kann, wenn man sich entscheidet hinter die Kulissen zu schauen und entdeckt, dass nicht alles eitler Sonnenschein ist, beginnt die Lehren und Aussagen eines Anführers in Frage zu stellen, für den der Rest der Welt außer seine kleine Gemeinde, und vielleicht noch nicht mal die, keinen Wert hat, dass können wir hier in der Haut von Lyla erfahren. Lyla ist mutig und stellt sich einer unerschütterlich glaubenden Gemeinschaft gegenüber. Doch wird sie es schaffen, dass man ihr zu hört? Wird sie für sich selbst den richtigen Weg finden?

Meine Meinung
Bei dem Thema "Sekten" scheiden sich die Geister und man verbindet den Begriff eigentlich sofort mit negativen Aspekten. Das man nicht alles über einen Kamm scheren sollte, ist klar, dennoch gibt es wirklich gefährliche Gruppierungen, die nicht nur eine Bedrohung für sich selbst sondern auch für die Außenstehenden sind.

Wer sich ein bisschen mit Sekten auskennt, und sicher hat schon fast jeder von Scientology und ihrem Verhalten gegenüber Mitgliedern gehört, die aussteigen wollen, der weiß dass es ein wirklich schweres, manchmal unschaffbares und gefährliches Unterfangen ist. Amy Christine Parker konzentriert sich in ihrem Roman auf das langsame Aufwachen eines jungen Mädchens, das beginnt an den Worten ihres Anführers zu zweifeln, ihr Leben in der Gemeinschaft zu hinterfragen und das versucht aus einem Leben zu entfliehen, was ihr in naher Zukunft ein Exil androht, dem sie sich nicht gewachsen fühlt.

Dabei entwickelt die Autorin die Geschichte von Lyla recht langsam, lässt uns häppchenweise in die Struktur der Gemeinde von Madrodage Meadows eintauchen, kratz dabei aber nur oberflächlich am System herum. Sie erklärt den Alltag von Lyla, ihre Pflichten und Aufgaben in der Gemeinschaft und die Regelungen rund um Mann und Frau. Wir lernen Pioneer als Anführer mit harter Hand kennen, seine Visionen und seine Theorie um den Weltuntergang, doch viel tiefer geht es nicht. Wir erfahren nicht wie aus dem bürgerlichen Mann ein "Pioneer" wurde und wir erfahren wenig über die Gründe der Menschen ihm zu folgen, ihm blind zu vertrauen. Einzig Lylas Eltern bekommen so viel Hintergrund, dass man nachvollziehen kann warum sie sich für die Abgeschiedenheit der Gemeinde entschieden haben. Das hat mich ziemlich gestört, denn ich hätte gern mehr über das System erfahren und besonders Pioneers Geschichte hätte mich sehr interessiert. Wie kam er dazu den Weltuntergang zu prophezeien? Wie kam er auf die Idee von Madrodage Meadows?...Da hat mir wirklich viel gefehlt, was mir das Buch nachvollziehbarer gemacht hätte. So bin ich nicht dahinter gekommen.

Insgesamt wirkt Madrodage Meadows sehr real und aus der Geschichte weiß man, dass es solche Sekten wirklich gab/gibt. Parker orientierte sich meines Erachtens sehr an Jim Jones "Peoples Temple" und lässt viele Informationen in die Entwicklung ihrer Gemeinde einfließen. Wenn man einwenig über die Peoples Temple weiß, so sind die Parallelen sehr auffällig. So bedient sich Parker sogar vieler Aussagen Jim Jones´die er vor dem geplanten Massenselbstmord aufgenommen hat, die Zitate zieren mehrere Kapitelüberschriften. Ich weiß, dass sich viele Autoren an geschichtlichen Ereignissen orientieren, das ist ja auch nicht verkehrt, aber man sollte einen gewissen Abstand wahren. Zitate, eines sagen wir mal Wahnsinnigen zu benutzen um dann eine Geschichte zu erzählen, die so ähnlich ist, dass man sofort daran erinnert wird, ist meines Erachtens nicht die richtige Wahl. Das ist ein weiterer Punkt, der mir nicht zugesagt hat.

Noch ein weiterer Kritikpunkt ist die Entwicklung der Charaktere. Man bekommt nur wenig Möglichkeit mit anderen Personen außer Lyla warm zu werden, dafür werden sie zu oberflächlich beschrieben. Sie bleiben blass.
Spannung kommt nur recht wenig auf. Wirkliche Action gibt es nur am Schluss und dort wirkt sie regelrecht übertrieben. Schade!

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