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ins_lebenlesen
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Schleswig-Holstein

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Insgesamt 58 Bewertungen
Bewertung vom 12.07.2024
Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne
Stanisic, Sasa

Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne


ausgezeichnet

Was erwartet mich in einem Buch, dessen Titel schon eine Geschichte erzählt? Ich bin Fangirl, wenn es um Saša Stanišić geht. Hab ihn schon mehrmals live erlebt und würde zu gern mal Mäuschen spielen wenn er als Fußballtrainer einer F-Jugendgruppe in Hamburg seinen Charme versprüht. Er ist ein gefeierter vielfach preisgekrönter Autor, fabelhafter Vorleser und einer von uns, der „Junge“ von nebenan.

Nun aber zum Buch: 1994 in Heidelberg, auf dem Weinberg, die Sonne ballert im Frühsommer auf die Betonblöcke der Sozialwohnungssiedlung herab. Ein paar 14jährige fantasieren sich eine geniale Idee zusammen. Was wäre, wenn es einen Proberaum fürs Leben gäbe, in dem du für 130 Mark 10 Minuten einer deiner möglichen Zukünfte probeleben könntest. Wenn Dir gefällt, was du siehst, kannst du dich für 130 Tausend Mark einloggen. Oder weitersuchen nach einer besseren Version. DIE 10 Minuten, in die du dich einloggst, bekommst du auf jeden Fall irgendwann in deinem Leben. Wie verändert Dich das Wissen darüber und das Warten darauf?

Oder was wäre, wenn die Zeit einen Moment stehen bliebe? Und Du der, mit der du grad im Raum bist, einen Schnurrbart ins Gesicht malen könntest? Oder die Stille nutzen würdest, um festzustellen, dass andere bisher dein Leben bestimmt haben und jetzt der Moment wäre, die Zügel zu übernehmen?

Und gibt es für die altersarme einsame Witwe, deren täglicher Höhepunkt der Gang zum Friedhof ist, auch einen Raum, in dem sie sich neu einrichten kann?

Wir wohnen einem Konzert der unendlichen Möglichkeiten des Lebens bei, der zigtausend Abzweigungen, in die wir es lenken können und der Millionen Zufälle, auf die wir keinen Einfluss haben. Wie wahrscheinlich ist es, dass jemand weiß, was es bedeutet, wenn die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne auf dem Grab steht? Minimal? Und doch passiert das Wunder. Man muss nur an das Unwahrscheinliche glauben und bereit sein, sich immer wieder neu zu erfinden.

Es sind Geschichten von Menschen, vielstimmig aus allen Ecken der Gesellschaft erzählt. „Bitte der Reihe nach lesen“ empfiehlt der Autor. Und recht hat er. Was zunächst eine Aneinanderreihung von Kurzgeschichten zu sein scheint, findet zueinander und verwebt sich zu einem Klangbild ebendieser Möglichkeiten. Stanišić erzählt sprachgewandt (ich bin immer wieder erstaunt, wenn ich daran denke, dass er mit 14 noch kein Wort deutsch sprach), witzig, schelmisch, frech, ironisch, aber auch melancholisch, nachdenklich und anrührend. Er gibt all seinen Figuren, auch den knorrigsten und verschlossensten eine Würde, die von einer großen Liebe zum Menschsein zeugt.

Er erzählt in einem Tempo, dass mir schwindlig wird, schraubt Dialoge zusammen, die mich Aufjuchzen und laut lachen lassen und lässt mich in poetischen und nachdenklichen Momenten pausieren.

Ein Feuerwerk der Erzählkunst, das ich mit einer Triggerwarnung versehen muss. Nix für FreundInnen linearer Romane in ruhigem Erzählfluss! Das hier ist bunt, wild, fluoreszierend, und absolut zauberhaft, vergnüglich und lebensbejahend. Mit Sätzen, die alles andere als kitschig sind und die man trotzdem in ein Poesiealbum schreiben möchte.

Bewertung vom 11.07.2024
James
Everett, Percival

James


sehr gut

„Man nennt mich Jim. Ich muss mir erst noch einen Namen aussuchen."

Ich hab lange gezögert mit JAMES. Dachte, das ist nichts für mich und bin dann doch dem ohrenbetäubenden Highlight-Schwärmen erlegen. Hab mich doch von der aufregenden Idee der Neuerzählung von Huckleberry Finns Abenteuern aus der Perspektive des Sklaven Jim verführen lassen. Ich nehme mein Fazit vorweg: es hat mir literarisch sehr gut gefallen und mich gerade zum Schluss richtig mitgerissen. Es hat einen politischen Auftrag erfüllt. Doch es hat mich ein bisschen kalt gelassen und am Ende habe ich es zugeklappt und gut. Warum?

Im Literaturclub des Schweizer Fernsehens waren sich alle einig: es sei eine „Lausbubengeschichte für Erwachsene“. Das ist nur ein Teil der Wahrheit, aber vielleicht genau mein Punkt. Ich bin einfach kein Fan von Lausbubengeschichten. Aber gucken wir mal wie es mir ergangen ist.

Ich glaube, von einer Inhaltsangabe kann ich absehen. Die meisten kennen die Abenteuer von Huckleberry Finn. Percival Everett hat sich ziemlich genau daran gehalten, nur eben die Lücken der Nebenrolle des Jim gefüllt. Also: Huck und Jim sind auf der Flucht, Huck vor seinem gewalttätigen alkoholsüchtigen Vater und Jim vor seinem Verkauf nach New Orleans. Beide sind wild entschlossen, als sie sich zufällig auf einer Insel im Mississippi treffen und ihre abenteuerliche Flucht beginnt, den Fluss rauf und runter, quer durchs Land und immer scharf an der Katastrophe vorbei oder mitten hindurch.

Jim, der Erzähler spricht zwei Sprachen. Die intellektuelle des Menschen, der heimlich lesen und schreiben gelernt und sich durch die Klassiker der Bibliothek seiner Besitzer gelesen hat. Und das Kauderwelsch des Sklaven, das mit falscher Grammatik und zusammengenuschelten Silben nur in Gegenwart von Weißen geredet wird.

„Wassdir denn sons noch über die Leber gelaufm?“ S. 20

Damit geben sie ihren Peinigern das Gefühl der Überlegenheit, das diese brauchen, um ihre Grausamkeit zu rechtfertigen und sich wohlzufühlen.

„Die Weißen erwarten, dass wir auf eine bestimmte Weise klingen und es kann nur nützlich sein, sie nicht zu enttäuschen.“ S. 25

Ich brauchte nicht lange, um mich an die Sklaven-Sprache zu gewöhnen, die den Text nicht so dominiert, wie ich befürchtet hatte. Ich brauchte auch nicht lange, um das literarische Leuchten zu sehen, den feinen Humor zu entdecken, mich des Spitzbübischen zu erfreuen, mit dem James von seinen Abenteuern und vor allem von SEINER Überlegenheit gegenüber den Weißen erzählt. Denn das ist das, was einem hier die Schuhe auszieht: die Umkehr der Umkehr. Die Weißen sind die Unterdrücker, die Überlegenen. Die Sklaven verstellen sich, um die Weißen zu manipulieren und werden damit zu den eigentlichen Überlegenen. Everett treibt das auf die Spitze, als Jim von einem Musiker als Sänger in eine Weißen Kapelle eingekauft wird, in der Weiße als Schwarze angemalt und verkleidet Sklavenlieder zum Besten geben, damit Weiße sich darüber lustig machen können.

Die Gewalt der Sklaverei wird nur selten explizit beschrieben und unter dem literarischen Konzept versteckt. Doch das macht sie umso perfider, denn sie dringt immer wieder ins Bewusstsein - auch die passive Gewalt des Mitläufers und Zuschauers. Das lässt einem das Lächeln oft im Gesicht gefrieren.

Ich frage mich nicht als Einzige, ob Everett Kritik an Twain übt, indem er sein Werk auf diese Weise fortführt und vielleicht damit die Frage aufwirft, ob Twain damals weit genug gegangen ist. Ich glaube nicht und Interviews mit Everett bestätigen das. Er macht möglich was heute möglich ist und das ist eben mehr als damals. Er führt die Erzählung fort, ohne sie kaputt zu machen oder anzugreifen.

Damit auch zu der Frage, ob man das Original gelesen haben muss, um diese Adaption zu verstehen. Um vergleichen zu können, sicher. Um sich einfach nur in eine literarisch hochwertige, politisch anspruchsvolle und gleichzeitig sehr mitreißende Geschichte zu stürzen, sicher nicht. Da wird man auch ohne das Original voll auf seine Kosten kommen. Wenn man Lausbubengeschichten mag. 😊

Bewertung vom 07.07.2024
Das dritte Königreich / Der Morgenstern-Zyklus Bd.3
Knausgard, Karl Ove

Das dritte Königreich / Der Morgenstern-Zyklus Bd.3


ausgezeichnet

Im dritten Teil seiner MORGENSTERN-Reihe knüpft Knausgard dicht an den ersten an. Fast hat man das Gefühl, als habe sich nichts verändert. Immer noch steht der neue Stern hell am Himmel. Seit ein paar Tagen ist im ganzen Land niemand mehr gestorben. Was zunächst wie ein Zufall scheint, kann mit jedem weiteren Tag immer weniger einer bleiben. Hat es mit dem Stern zu tun? Hat sich das Totenreich geöffnet?

Es beginnt mit Tove. Einer Psychose. Einem Haus am Meer, wo die manisch-depressive Künstlerin mit ihrer Familie den Sommer verbringt. An einem dunstigen Morgen streift Tove schlaflos im Zwiegespräch mit einer bedrohlichen inneren Stimme durch die norwegische Landschaft. Ist es die Ankündigung einer neuen Psychose? Oder ist SIE vielleicht die Einzige, die spürt, dass die Welt aus den Fugen gerät?

Kapitel für Kapitel reiht Knausgard seine Ich-ErzählerInnen auf. Die Pfarrerin Kathrine, die an Gott zweifelt, ihr Ehemann Gaute, der sich in ein Gefängnis aus Wut und Eifersucht einschließt, die Teenagerin Line, die sich in den (rechten?) Black-Metal-Sänger Valdemar verliebt, oder der Kommissar, der einen grausamen Dreifach-Mord aufklärt und ein Doppelleben führt. Die Vielstimmigkeit dieses Romans beleuchtet multiperspektivisch die dunklen Ecken der modernen Gesellschaft. Aus den Stimmen wird ein Kanon, der den Versuch wagt, eine Wahrheit einzukreisen. Doch welche? Was ist mit der Wahrheit, die im Unbewussten liegt? Und was ist Bewusstsein? Vielleicht verrät es die verstörende Ich-Perspektive eines Hirntoten, der nach allen medizinischen Erkenntnissen frei von Bewusstsein sein müsste.

Sie alle sind einsam in ihren Welten, in ihren inneren Gefängnissen und doch verbunden, zumindest darin, dass sie den Bezug zu etwas verloren haben. Zur Natur. Zum Ursprünglichen, zu ihrer Intuition. Wozu auch immer. Offene Enden und unbeantwortete Fragen bleiben genug. Aber wir haben ja Zeit. Noch vier Bände.

Manche hier stellten fest, dass ihnen der rote Faden fehlen würde. Ich sehe ihn unter der Oberfläche. Er wird durch die Präsenz des Morgensterns gegenwärtig und im Umkreisen der großen Fragen von Sein und Nichtsein, Gedanken und Bewusstsein, Gut und Böse, Glaube und Aberglaube, Leben und Tod und vor allem dem Dazwischen gehalten.

Knausgard ist das Kunststück gelungen, dass ich diesen dritten Band bisher für den besten halte. Auch wenn sich die Zeit nicht weiterbewegt hat, treibt er philosophisch auf höchstem Niveau sanft voran und entwickelt für mich über weite Strecken den unheimlichen Sog eines Psycho- oder Mystery-Thrillers.

Wieder ist es die Detailtiefe seines lebendigen Erzählens, sind es die großen Bilder, die er malt, die pointierten Dia- und Monologe und das gesunde Maß an philosophischem und wissenschaftlichem Stoff zum Nachdenken, warum ich ihm einfach gern zuhöre.

Ich weiß, dass er polarisiert. Wenn man seine opulente Erzählweise, seine Freude am Philosophieren und Abschweifen nicht mag, wird man vermutlich nicht einen der drei Bände durchhalten. Knausgard selbst sagt im Hinblick auf die angekündigten insgesamt SIEBEN: „Man muss nicht das ganze verdammte Ding lesen.“

Also macht was Ihr wollt, aber ich bleibe Fan und kann Teil 4 schon jetzt kaum erwarten.

Bewertung vom 18.06.2024
Was ich zurückließ
Ott, Marco

Was ich zurückließ


ausgezeichnet

Ende der 90er Jahre. Marco Ott als 6jähriger in der Sozialwohnung seiner Eltern in Dinslaken. Seine dünnen Beinchen baumeln über dem PVC-Boden unter dem Küchentisch. Er löffelt Schoko Chips, während seine Mutter die Werbeblätter der Supermärkte studiert, um nicht beim Wocheneinkauf im CentrO die günstigsten Angebote zu verpassen. Arbeitermilieu. Und doch mangelt es ihm an nichts, er fühlt sich umsorgt, geliebt, behütet, zufrieden mit dem, was seine Eltern ihm geben.

Das Unwohlsein, der Mangel, die Ausgrenzung, die Wut – auch auf die Eltern und auf das, was sie ihm NICHT geben können - kommen erst später. Mit der Sozialisation. Mit der Schule, der Gruppendynamik, dem Dazugehörenwollen. Immer mehr verliert er den Halt in dem inzwischen peinlichen, ungebildeten, in jeder Hinsicht zu engem Umfeld im Elternhaus.

Was ihm Halt gibt – erste künstlerische Ambitionen - findet nirgends Akzeptanz. Dafür verstärkt sich das Gefühl, nicht zu wissen, wo er hingehört. Scham, Unsicherheit, Zerrissenheit und das Gefühl, sich verstecken, seine Herkunft verleugnen zu müssen, ziehen im Laufe der Jugend einen tiefen Graben zwischen ihn und seine Eltern.

Es folgt eine Odyssee über Berlin, Leipzig, Frankfurt und Hildesheim zwischen Kunst und prekären Arbeitsverhältnissen, Armut, Peinlichkeit und Streben nach Selbstentfaltung und nicht nur künstlerischer Identität.

In einer Art langem Brief an die Eltern versucht sich der Dreißigjährige an einer Versöhnung. Detailreich und mit einem liebevollen Lächeln lässt er die Geschichte seiner Kindheit und Jugend im Arbeitermilieu vor uns erstehen. Welche Prägungen und zwangsläufigen Grenzen dieses Milieu auch seinen Eltern auferlegte, begreift er erst heute.

„Das immer wiederkehrende Gefühl, verlorene Zeit aufholen zu müssen. Ich muss mehr lernen, mehr nachdenken, mehr verstehen. Immer im Hintertreffen zu sein, kommt Euch das bekannt vor?“ S.85

Er schreibt sie direkt an, stellt Fragen, begibt sich in einen Dialog, zerreibt sich an der Grenze zwischen Befreiung und Scham. Mit einer genauen Beobachtungsgabe für Details und einer großen sprachlichen Nahbarkeit zieht er mich direkt in sein Leben und seine Empfindungen hinein. Erzeugt Mitgefühl, Wut, eigene Reflektion.

Dieses Buch wird als „ein neues Stück Klassenliteratur“ gefeiert und ich musste tatsächlich an Édouard Louis und DAS ENDE VON EDDY denken. Für mich ist es aber auch noch so viel mehr. Es ist auch ein Entwicklungsroman, auch ein Coming-Of-Age-Roman, eine offene, schonungslose Identitäts-Suche.

Ich fühle seine Geschichte mit jeder Faser, sehe diesen Spiegel, mit dem einen manche Sätze der Eltern immer wieder triggern, das reifende Verstehen, den Abschied, das ZURÜCKLASSEN dessen, was man nicht mitnehmen kann und will. Und manchmal ist das sehr viel. Manchmal ist das ALLES.

Ich kann in diesen Text gar nicht hineinschreiben, was mir dieses Buch bedeutet, wie oft ich ihn umgeschrieben habe, wie es bei jeder Gelegenheit wieder auftaucht in meinen Gedanken und Gesprächen. Auch wenn Marco Ott aus einem ganz anderen Milieu kommt, ganz andere Wege geht, vom Alter her mein Sohn sein könnte, er hat etwas Universelles zu Tage gebracht, das mich tief berührt hat.

Er studiert zurzeit literarisches Schreiben in Hildesheim. Ich freue mich darauf, mehr von dieser Stimme zu hören, die mir jetzt schon vertraut erscheint.

Bewertung vom 26.05.2024
Unter Frauen

Unter Frauen


ausgezeichnet

Maria Christina Piwowarski bezeichnet diese Sammlung in ihrem Vorwort als „eine feministische Doppelhelix der literarischen Entdeckungsfreude“ Man kann es nicht besser zusammenfassen! Mit jedem der 13 Beiträge schreibender Frauen ÜBER die schreibenden Frauen IHRES Lebens sehe ich diese Doppelhelix prachtvoll leuchtend vor mir aufsteigen. Sie wächst und wächst und ich dreh mich in sie hinein und bin am Ende ein Teil davon.

Risiken und Nebenwirkungen, aber wer liest schon die Packungsbeilage: Die Wunschliste! Ich verspreche Euch, es wird nicht ohne Zuwachs ausgehen und Ihr werdet gern noch mehr und noch existenzieller lesen wollen.

Wo findet Gabriele von Arnim Trost, Schönheit und Freude an den Widersprüchen des Lebens? Hätte ich mit Elizabeth Strout gerechnet? Wer hat Simone Buchholz in den „geheimen Club der dysfunktionalen, anstößigen, dabei aber extrem lustigen Frauen“ aufgenommen? Dorothy Parker! Die Frau „mit den dicksten Eiern von New York City“. Auf ganz unterschiedliche Weise verehren Autorinnen wie diese, Mareike Fallwickl, Ulrike Draesner, Jacinta Nandi uvm. ihre Heldinnen der Literatur. Mal als persönlicher Essay, mal als lyrischer gebrochener Text, mal als Dankes- oder Liebesbrief oder als weibliches Manifest. Die Perspektiven und Formen sind so unterschiedlich wie die Autorinnen selbst. Sie sind provokant, dominant, feminin, schwarz, trans, sanft, weich, kämpferisch, radikal. Manchmal kenne und bewohne ich einen Teil der Helix, manchmal nicht. Manchmal will ich eintauchen, nachspüren, „denkschreiben“ (Ulrike Draesner, S.36), manchmal nicht.

Immer leben Frauen in diesen Texten und die Frauen hinter den Frauen. Immer blüht die Vielfalt auf und die Dankbarkeit für den Weg, auf dem sie gehen, dem sie einen Stein hinzufügen dürfen. Und plötzlich ist da eine Stimme, die könnte auch meine sein. Ich bin Teil des Clubs und dieses weiblichen Erkenntniswegs.

Ich habe eine Lieblingsgeschichte, die ein Licht in meine Seele geworfen hat. Es ist die letzte des Bandes, die von Kathrin Weßling über „Ein Leben in Abwesenheit“ und ihre Verbindung zu Marlen Haushofers „Die Wand“.
„Seit zehn Jahren nehme ich etwas zum Schlafen, seit fünfzehn Jahren lese ich die WAND wieder und wieder. Ich lese sie, wenn ich Angst habe, wenn ich traurig bin, ich lese sie, wenn alles zu viel ist und nur das Wenige noch hilft.“ S.176

Bewertung vom 17.05.2024
Martha und die Ihren
Hartmann, Lukas

Martha und die Ihren


ausgezeichnet

„Er würde aufsteigen, es zu etwas bringen, Vorgesetzter wollte er sein, anständig wohnen, in zwei Zimmern, mit Balkon und einer richtigen Küche. Um das zu erreichen, brauchte es aber die allergrößte Anstrengung, er durfte nicht nachlassen, keine Schwäche zeigen, keine Fehler machen.“ S.100

In keinem Buch, das ich in letzter Zeit gelesen habe, habe ich so viele Gedanken und Glaubenssätze wiedergefunden, die sich über Generationen auch tief in meine Familie eingegraben haben. Mit Martha beginnt in einem Dorf in der Schweiz Anfang des 20. Jh. eine Familiengeschichte, die ihren Lauf über drei Generationen vom Land in die Stadt und von bitterster Armut zu bescheidenem Wohlstand nimmt.

Martha muss, nach dem frühen Tod ihres Vaters und weil die Mutter allein für die sechs Kinder nicht mehr aufkommen kann als „Verdingkind“ (aus dem schweizerischen Sprachgebrauch – kommt von „verdingen“ und galt noch bis in die 1960er Jahre als eine gebräuchliche Art der Unterbringung und -Erziehung von Kindern) auf einem fremden Bauernhof schon früh für ihr Überleben schuften und sich ihre Portion Essen am Ende der Familientafel hart erkämpfen. Zeichen der Zuwendung werden ihr nur selten zuteil und so lernt sie früh, dass einzig Fleiß und Pflichterfüllung einen nach vorn bringen, dass es besser ist nicht aus dem Rahmen zu fallen, auch nicht mit einer überdurchschnittlichen Intelligenz, und dass Kontrolle Überleben sichert.

Was sie nicht lernt: Körperkontakt und Nähe zu spüren, Gefühle und Lebensfreude auszudrücken, ja sie überhaupt zu erkennen und zuzulassen.

Sie wächst heran, heiratet, bekommt zwei Jungs und nicht nur in ihrem Leben, auch im Leben ihrer Söhne scheinen sich die Dinge immerfort zu wiederholen. Jeder lebt mit seinen Ängsten und ohne eine angemessene Sprache dafür zu finden. Der wachsende Wohlstand in der Stadt schafft neue Probleme – Isolation, Entfremdung, Existenzängste. Das Patriarchat und damit verbundene Glaubenssätze bleiben.

Der Schweizer 1944 geborene Autor Lukas Hartman erzählt hier von seiner Großmutter aus seine Familiengeschichte und erklärt im Nachwort, wie schwer es ihm gefallen sei, den nötigen Abstand zu schaffen. Man spürt, wie nah dem Erzähler die ProtagonistInnen sind, wie wichtig es ihm ist, die Motive, Entwicklungsschritte und komplexen Zusammenhänge fühlbar zu machen.

Er erzählt ohne Wertung, ohne Anklage, sondern als Versuch einer Erklärung, wie schwer es ist, sich von den Schatten der Vergangenheit zu lösen.

Die Geschichte entwickelt auf ihrer Fahrt durch drei Generationen bis auf eine kleine Flaute im Zentrum einen großen Sog. Sie ist linear und sprachlich einfach und fließend erzählt. Das Schwergewicht liegt für mich in dem WAS erzählt wird und das ist eine auf hohem Niveau gute, tiefgründige, psychologisch ausgeleuchtete und nachdenklich stimmende Geschichte.

Besonderes berührt hat mich, wieviel Einfühlungsvermögen Lukas Hartmann für die Frauen seiner Familie zeigt. Denn auch in den härtesten Zeiten sind es die Frauen, die die Dinge zusammengehalten haben, die wahren Stützen der Familien, diejenigen, die im Verborgenen für den Unterhalt der Familie sorgen mussten, wenn die Männer krank und/oder verbraucht waren. Es sind die Frauen, die den Weg ebnen. Unbewusst zunächst und später immer kämpferischer und aktiver, ihre Gleichberechtigung einfordernd.

Ein sehr beeindruckender Roman und eine Empfehlung für alle, die sich gern in Familiengeschichten vertiefen und sich literarisch mit Themen wie Herkunft, Identität, transgenerationale Traumata auseinandersetzen.

Bewertung vom 17.05.2024
Accabadora
Murgia, Michela

Accabadora


ausgezeichnet

„Es gibt Orte, an denen die Wahrheit gleichbedeutend ist mit der Meinung der Mehrheit und auf der geheimnisvollen Landkarte dieses Konsensprinzips war Soreni eine kleine moralische Hauptstadt.“ S.68

Ich war noch niemals auf Sardinien. Doch während ich diesen Roman lese, spüre ich den Boden der süditalienischen Insel unter mir. Ich tauche in das archaische Leben des kleinen Dorfes Soreni ein, in dem die Straßen nicht auf dem Reißbrett, sondern als schlingernde Verbindung zwischen Häusern entstanden sind. Ich werde Teil der Gemeinschaft, in der man zusammenkommt, um Traditionen zu pflegen, Geschichten zu erzählen, Gerüchte zu schüren und nach uraltem Brauch sardische Süßigkeiten herzustellen.

Eine der Traditionen, die hier schon seit langem gepflegt wird, ist die der fill’e anima (Kind des Herzens), einer inoffiziellen unbürokratischen Adoption, bei der im Einverständnis aller beteiligten Familien kinderlose Paare einer armen, kinderreichen Familie ein Kind „abnehmen“. Im besten Fall bleiben alle in engem Kontakt und einander zugeneigt.

Maria ist ein Kind, dass durch eine solche Adoption im Alter von 6 Jahren von Tzia Bonaria aufgenommen wird. Die schweigsame zurückgezogen lebende „Alte“ hat im großen Krieg ihren Mann verloren und ist kinderlos geblieben. Maria hat etwas in ihr geweckt, das sie bewogen hat, sie in ihre strenge, aber liebevolle Obhut zu nehmen und sie der Armut der Großfamilie, in der sie als jüngstes Kind kaum mehr als eine zusätzliche Belastung war, zu entreißen.

Wenn auch ohne Verständnis der Dorfgemeinschaft für die Entscheidung, in ihrem Alter, das irgendwo zwischen 50 und 60 liegen mag, noch ein Kind aufzunehmen, wächst Maria im Hause der Bonaria behütet und ohne Entbehrungen. Sie entwickelt sich zu einer aufgeweckten und interessierten jungen Frau. Als sie durch ein dramatisches Unglück auf ein dunkles Geheimnis ihrer Ziehmutter stößt, werden ihr Vertrauen und ihre Zuneigung bis in die Grundfeste erschüttert.

Es ist eine Geschichte wie ein Märchen, in dessen abgeschottete, traditionelle, von Aberglauben und Ritualen geprägte Welt etwas Neues einbricht. Sie erzählt von der Kraft der Gemeinschaft, aus der sich eine besondere Mutter-Tochter-Beziehung erhebt.

Michela Murgias Schreibstil ist fesselnd, von poetischer Kraft, fließend, lakonisch. Weiblich. Die Kraft geht von den Frauen aus, sie tragen die Traditionen weiter und verbinden sie in der Gegenwart mit der Zukunft.

Die Geschichte hat mich geweckt, gefesselt, fasziniert und erneut bewiesen, dass es literarisch soooo viel zu entdecken gibt. Nach den DREI SCHALEN ist das mein zweites, aber zum Glück nicht mein letztes Buch der 2023 leider viel zu früh verstorbenen Autorin.

Bewertung vom 07.05.2024
Und alle so still
Fallwickl, Mareike

Und alle so still


sehr gut

So. Meine erste Fallwickl liegt neben meiner Tastatur. Gelesen, mit Notes beklebt, mit Ausrufezeichen, Fragezeichen, Notizen beschrieben, durchdacht, durchdiskutiert. Durch. Ich bin weniger wütend als gedacht, weniger literarisch begeistert leider auch, aber mehr als erwartet berührt, zerrüttet, erleuchtet, nachdenklich, austauschsüchtig. Und ich möchte eigentlich nicht mehr SO STILL sein. Doch worum geht’s?

Mareike Fallwickl führt als Erzählerin drei ProtagonistInnen ein – Elin, Nuri und Ruth. Elin lebt mit ihrer Mutter in deren Wellnesshotel und ist Influencerin. Ihr Selbst hat sich unter den fremden Blicken und Urteilen aufgelöst. Lebendig fühlt sie sich nur in den wenigen Minuten, die sie morgens im Schwimmbecken verbringt und wenn sie wahllosen Sex mit Männern hat. Nuri ist ein junger Mann mit Migrationshintergrund aus prekären Verhältnissen, der die Schule abgebrochen hat und mit vier verschiedenen Zeit- und Schwarzarbeitsjobs versucht über die Runden zu kommen. Immer hungrig, immer müde, immer schmutzig. Unwürdig. Ruth arbeitet in der Krankenpflege, ist Mitte 50 und hat vor 13 Jahren ihren schwerstbehinderten Sohn verloren, für den sie 18 Jahre lang alles geopfert hat. Seit seinem Tod hat sie jegliche eigenen Bedürfnisse in ihre Arbeit in unserem überlasteten gewinnoptimierten Gesundheitswesen geopfert.

Die Drei treffen bei einer Protestaktion aufeinander. Sie beginnt mit einer Gruppe von Frauen, die vor dem Krankenhaus der Stadt einfach stumm auf dem Boden liegen und weitet sich zu einem kollektiven weiblichen Burnout auf die gesamte Stadt und vielleicht noch weiter aus.

Bis hierhin hat mich die Geschichte, die ohne Rührseligkeit, aber mit offener Anteilnahme bildgewaltig und einfühlsam erzählt ist, komplett gefangen genommen. Die Perspektivwechsel, die auch die einer Gebärmutter und einer Pistole einschließen, haben ein gutes Timing und wirken im ersten Moment sogar humorvoll.

Im Zuge der Protesthandlungen ging ich dann irgendwie verloren. Auch wenn the Gender-Care-Gap im Mittelpunkt steht, kommt nahezu jedes gesellschaftlich diskutierte Thema unserer Zeit auf’s Tapez: Feminismus, Mysogynie, Rassismus, Ausbeutung, Ableismus, Pflegenotstand, Patriarchat, Klassismus, Onlinesucht, Hatespeech und und und. Das ging für meinen Geschmack zu Lasten der literarischen Qualität. Ich hatte einen Roman begonnen und bekam nun immer häufiger ein Manifest zu lesen. Dialoge und Handlung gerieten zu Trägerinnen von Botschaften, die ich mir eigentlich gern subtiler vermitteln lasse.

Und dann fing ich an zu denken: vielleicht bin ich ja auch einer falschen Idee aufgesessen. Vielleicht ist das der Switch. Vielleicht hat Mareike Fallwickl so viele Themen und Botschaften hineingepackt, damit wir den Überblick verlieren. Damit wir den Roman und die Unterhaltung vergessen. Und uns mitten im Desaster unserer Zeit wiederfinden. Es ist einfach zu viel. Zu viele Themen, zu viele Notstände, zu viele Informationen, zu denen wir uns eine Meinung bilden sollen. Und wir reden und reden und nichts passiert. UND DOCH: hier wird eben nicht mehr geredet, sondern GETAN. Und alle so still.

Ich denke an eine Szene, da findet ein Dialog vor dem Hintergrund einer Frauengruppe, die schweigend, die Gesichter zum Himmel gereckt, dasteht. Wie ein Mahnmal. Ich leuchte das Bild aus, lege Scheinwerfer von oben drauf, die die Gesichter gleißend hell machen und die Körper zu einer dunklen Masse verschmelzen lassen. Theatralisch. Vielleicht ist es die Absicht, sichtbar zu machen, was passieren könnte, wenn wir zusammenhalten würden, dass eine Kraft entstehen könnte, von der wir keine Vorstellung haben.

Vielleicht erzählt Mareike Fallwickl (auch) das. Träumt davon. Ein streitbares Buch, das mich mehr inhaltlich als literarisch anspricht. Macht Euch unbedingt selbst ein Bild!

Bewertung vom 25.04.2024
Die Schönheit der Rosalind Bone
McCarthy, Alex

Die Schönheit der Rosalind Bone


ausgezeichnet

Catrin, die 16jährige Tochter von Mary Bone, scheint die einzige in Cwmcysgod, dem kleinen walisischen Dorf zu sein, die sich für das Schicksal der vor Jahren verschwundenen Rosalind Bone interessiert. Was ist damals passiert und warum versteckt ihre Mutter Mary die einzige Fotografie ihrer Schwester Rosalind in der Küchenschublade?

Cwmcysgod wird beschrieben wie ein lebendiger Organismus, eine verschworene Gemeinschaft, deren DNA durch Klatsch und Tratsch, sorgsam gehütete Geheimnisse, Vorurteile und Leugnung dessen was nicht sein darf, gebildet wird.

„Wenn Hinter-Vorhängen-Hervorlugen eine olympische Disziplin wäre, würde dieses Dorf Gold holen. Aber sie waren ein ganz passabler Haufen. Auf ihre distanzlose Art und Weise“

Hier lebt Susan Bone mit ihrer Familie. Ein Kind, das so schön ist, polarisiert und weckt Widerstände. Die einen lassen ihm ihr Herz zufliegen, in den anderen weckt die Schönheit Neid, Missgunst und dunkle Begehrlichkeiten. Wenn dann der Vater - der Einzige, der seine schützende Hand über es hält - bei einem Grubenunglück stirbt, ist es vogelfrei. Jahre später begibt sich Susans Nichte Catrin auf Spurensuche.

Alex McCarthy fängt ganz harm- und schnörkellos an, die illustre Dorfgemeinschaft wird uns vorgestellt, wir schauen hinter Vorhänge, Fassaden und in die kleinen und großen Abgründe dahinter, während sich der Spannungsbogen langsam aufbaut. Bis es zu einem dramatischen Wendepunkt kommt, an dem die Handlung einen verstörenden nimmt.

Die Schönheit der Rosalind Bone ist der Auslöser. Als sie geht, sagt das Dorf, es sei kein Verlust und Schönheit sei eben doch nur etwas Oberflächliches. Nicht für Rosalind. Die Schönheit hat vielleicht ihr Leben zerstört.

Eine Erzählung über die fatale Kraft der Gemeinschaft und die Stärke einer Frau, die sich aus ihr erhebt.

Mit ihrem Sinn für feine Überzeichnungen, einem Gespür für Dramaturgie und das richtige Timing hat mich Alex McCarthys sprachlich dichtes knapp 160 Seiten-starkes Debüt total überrascht und voll überzeugt.
Große Empfehlung!

Bewertung vom 21.04.2024
Vor allem Frauen
Palmen, Connie

Vor allem Frauen


sehr gut

Als ich vor Jahren nach einem Burnout verletzt und orientierungslos am Boden lag, war es u.a. Connie Palmen, die mir zurück ins Leben half. Wie für Sylvia Plath, der sie den größten Raum in ihrer Essaysammlung einräumt, galt es auch für mich, der „Vernichtung des folgsamen, passiven Mitläufers in einem selbst, des schweigenden Kollaborateurs, der sich bereitwillig den Vorschriften einer verhassten Rolle fügt“ ins Auge zu sehen.

Silvia Plath stieg im Juni 1953 auf das Dach des Barbizon Hotel in New York und warf ihre „Kleider, die sie während ihres wochenlangen Praktikums beim Frauenmagazin Mademoiselle getragen hatte,“ in alle Winde (S. 150). Sie steht in Palmens erstem Essay für die WAHRHAFTIGKEIT, zu der das Abstreifen von allem Heuchlerischen, Unaufrichtigen gehört. Connie Palmen hat keinen Sinn für halbe Sachen und für Rührseligkeiten, sie plädiert für Polarisation und dafür, die Widersprüche zwischen den Polen auszuhalten. Sie nicht zu bekämpfen, sondern anzuerkennen.

„Und wenn man die Fiktion, die herrliche, raffinierte Verquickung von echt und unecht nicht erträgt, erträgt man das Leben nicht.“ S.152

Sylvia Plath hat sie nicht ertragen. ICH hatte die Romane von Connie Palmen, um mir ihrer bewusst zu werden. Sie hat mich AUTONOMIE gelehrt und dass das wichtigste Wort im Leben NEIN ist. Viele NEINs für ein JA zu der, die man sein will. Sie hat mich gelehrt, dass alles einen Preis hat, dass Autonomie den Gegenspieler zu Intimität bildet und sie es trotzdem wert ist.

„Ich wollte allein und zusammen sein.“ (S.13)

In diesen persönlichen Essays über Schriftstellerinnen und einen Schriftsteller offenbart sie Eigenschaften, „die in deren Werk besonders hervorstechen und die zusammen die Errungenschaften der Schriftstellerin formen, die sie am liebsten wäre.“ (Motiv)

Neben den genannten sind das u.a. die UNNAHBARKEIT der Joan Didion, die ERBARMUNGSLOSIGKEIT der Janet Malcolm und das REBELLISCHE des Philip Roth. Ihn als einzigen Mann hier auftreten zu lassen, halte ich für einen Geniestreich. Denn mit ihm trägt sie ihre Unabhängigkeit und ihre Standfestigkeit auf dem Präsentierteller in die Arena. Sie hält ihn für einen „anstandslosen, lüsternen, sexsüchtigen, zwanghaft masturbierenden, rachsüchtigen, des Frauenhasses bezichtigten, ehebrecherischen, durch und durch amerikanischen Schriftsteller“ (S. 116) und LIEBT ihn trotzdem, weil „er einer der intimsten, aufrichtigsten, unerbittlichsten und geistreichsten Schriftsteller ist, den sie kennt.“

Es lebe das Aushalten der Widersprüche!

Ich ende mit Connie Palmens „Motto“ und Philip Roth Worten:
„Ein Leben in konstanter Uneinigkeit ist die beste Vorbereitung auf den Tod, die er kennt. In seinem Unvermögen sich anzupassen, findet er seine Wahrheit.“ (S.113)