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fellfluse

Bewertungen

Insgesamt 23 Bewertungen
Bewertung vom 21.08.2024
A Silent Fall / Skyhunter Bd.1
Lu, Marie

A Silent Fall / Skyhunter Bd.1


gut

Talin ist Kämpferin gegen die Förderation und hat ihre Sprache verloren. Im lautlosen Kampf gegen die Geister tut sie ihr bestes. Red wird als Kriegsgefangener zum Tode verurteilt, aber Talin rettet ihn. Sie spürt, dass bei ihm mehr dahinter steckt.

Das Buch ist eher eine Dystopie, als Fantasy, damit hatte ich am Anfang nicht gerechnet. Insgesamt ist die Geschichte gut aufgebaut und vor allem die Charaktere sind toll ausgearbeitet, stringent in ihren Handlungen und sympathisch.

Das Worldbuilding hätte etwas konsequenter und vor allem (für mich) deutlicher nachvollziehbar sein können. Aber insgesamt gibt es für die Handlung eine solide Basis, die sich auch durch das Buch zieht. Normalerweise bin ich kein Fan von Slowburn, aber in diesem Fall vor dem Hintergrund der Geschichten von Talin und Red ist das stimmig.

Dennoch konnte mich das Buch nicht restlos überzeugen, dafür fiel es mir zu leicht, es immer wieder beiseite zu legen. Es war einfach für mich eine Geschichte, die „nur“ nice-to-know ist und keine, deren Ende ich unbedingt wissen wollte. Wobei sie ja noch nicht auserzählt ist.

Den zweiten Band werde ich wohl lesen, aber besonders eilig habe ich es nicht.

Bewertung vom 15.08.2024
Ava liebt noch
Zischke, Vera

Ava liebt noch


ausgezeichnet

Ava ist Anfang 40, lebt das Klischee der Hausfrau und Mutter und reibt sich daran auf. Ihr Mann bringt das Geld nach Hause und hat damit seine Pflicht getan, alles andere obliegt Ava. Wie belastend so eine Situation ist oder sein kann, erfährt glaube ich jede Mutter irgendwann mal. Ist es dann über Jahre so, wundert es nicht, wenn man sich selbst verliert und gar nicht mehr weiß, wer man ist und wie schön das Leben eigentlich sein kann.

Ava verliebt sich dann jedoch Hals über Kopf in den wesentlich jüngeren Kieran und erlebt den Zwiespalt zwischen dem, was sie für ihr Kinder will (Sicherheit, Beständigkeit, Ordnung) und dem, was sie für sich will (Liebe, Leidenschaft, LEBEN).

Der Einstieg in das Buch ist für mich absolut nachvollziehbar und vor allem nach-spürbar gewesen. Ich kenne diese Gedanken und Gefühle und ich weiß, was es mit einem macht, wenn man plötzlich erfährt, dass es einen selbst noch gibt. Unter all den Schichten von Alltag, Mutterschaft, Pflichten und Anforderungen. Dass man selbst noch da ist und eigentlich viel mehr will, viel mehr vom Leben erwartet und auch viel mehr verdient. Daher hat das Buch mich sofort in seinen Bann gezogen und auch nicht mehr losgelassen.
Auch, als die Geschichte sich weiterentwickelt und die Jahre verstreichen. Gut finde ich die Sichtweise von Kieran, denn die Zweifel, die Ava hat, die jede von uns hätte, werden für den Leser ausgeräumt. Das finde ich befreiend, weil es auch Hoffnung gibt.

Und die Frage, die formuliert wird „was wäre wenn?“, auch die habe ich mir manches Mal gestellt. In meinem Fall gibt es darauf eine klare Antwort, aber ich finde es dennoch beruhigend zu sehen, dass auch diese Gedanken abgebildet werden.

Insgesamt ein Buch, das wahrscheinlich für viele Frauen und Mütter ein Spiegel, eine Inspiration, vielleicht eine Warnung oder ein Lichtblick sein kann. Für mich war es so.

Bewertung vom 19.07.2024
When The Moon Hatched / Moonfall Bd.1
Parker, Sarah A.

When The Moon Hatched / Moonfall Bd.1


gut

Raeve ist Assassinin und wirklich nicht zimperlich. Das hat seinen Preis, als ihre Freundin ermordet wird, um an Raeve heranzukommen, was auch funktioniert. Dann bricht eine dunkle Seite in ihr hervor und sie richtet ein Blutbad an, wird allerdings gefangen genommen und verurteilt. Der unbekannte Fremde, der aus seltsamen Gründen darauf besteht, ihr helfen zu wollen, ist da gerade ihr kleinstes Problem.

Ich habe mich sehr auf „When the Moon hatched“ gefreut und wurde nicht enttäuscht.
Der Weltenaufbau ist fantastisch und auch wenn einige Motive einem ziemlich bekannt vorkommen, wenn man sich bereits durch halb Bookstagram gelesen hat, sind sie neu verknüpft und gut geschrieben. Raeve ist zwar, wie die meisten FMCs etwas zickig und durchaus ambivalent dargestellt, aber Kaan gefällt mir gut und die der Geschichte zugrunde liegende Ordnung der Welt, die Götter und die Sprachen, die sie sprechen ist wirklich spannend und interessant.

Nervig fand ich, dass auf Krampf alles einen anderen Namen bekommen hat. Dass es Tiere, Ereignisse, Dinge gibt, die einfach in so einem Setting anders heißen, ist klar. Aber dass aus Tag/Day Dae gemacht wird oder an Ma und Pa noch ein „h“ herangehängt wird, bewegte sich für mich auf dem Niveau von Eltern, die ihren Kindern Standardnamen geben, diese aber ungewöhnlich schreiben, weil die Sprösslinge ja so besonders sind.

An einer Stelle gab es einen für mich zu heftigen Deus-ex-machina-Moment (auch wenn der niedlich beschrieben ist und schnurrt), wo es für mich etwas weniger Eingreifen und etwas mehr Passieren hätte geben dürfen.
Auch war ich überrascht, dass bei über 800 Seiten trotzdem Änderungen der Sichtweisen und Handlungen der Charaktere einfach vom Himmel gefallen sind, statt langsam aufgebaut zu werden. Das ist allerdings der Hintergrundhandlung zu verdanken, die eben nicht beendet ist mit „sie finden sich, sie mögen sich“, sondern viel tiefer reicht.

Am Ende des Buches hat man gerade das Gefühl, das WAS verstanden zu haben, aber vom WARUM noch weit entfernt zu sein.

Das Glossar finde ich hilfreich, insbesondere, wenn Begriffe einfach genutzt werden, man aber die daraus entstehende Ehrfurcht nicht nachvollziehen kann. Andere Dinge, wie zum Beispiel viele Schichten von Runen, hätte ich lieber etwas ausführlicher erklärt bekommen.

Es ist ein gutes Buch und es hat viel Spaß gemacht, es zu lesen. Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass da kräftig eingekürzt wurde, um es auf ein lesbares Maß an Seiten runterzubrechen und dass mir viele Erklärungen und langsamer aufgebaute Entwicklungen lieber gewesen wären.

Bewertung vom 18.06.2024
Stolz und Vorurteil
Austen, Jane;Kühn, Claudia

Stolz und Vorurteil


weniger gut

Okay ich gehöre zu der Minderheit, die bisher weder das Originale Buch noch irgendeine Verfilmung kannte.
Und ich muss sagen, nach der Grafic Novel habe ich auch gar kein Bedürfnis mehr danach.

Ja, mir ist klar, dass GNs die Handlung eindampfen müssen, weil es sonst zu sehr ausufert. Aber ich fühlte mich an vielen Stellen einfach nicht abgeholt. Vieles erschien mir unlogisch, als würde einfach viel zu viel Kontext übersprungen worden sein.

Die Zeichnungen finde ich okay, die Frauen sind mir oft zu harsch gezeichnet, aber das ist vielleicht einfach der Stil.
Worüber ich aber leider nicht hinweg komme, ist, dass ich so ungefähr jede einzelne Figur unsympathisch fand.
Und es hat mich wirklich gestört, welche Schriftarten für die Briefe gewählt wurden, das war stellenweise wirklich sehr sehr schwierig zu entziffern.

Insgesamt für Fans von Film und/oder Buch sicherlich eine tolle Ergänzung der Sammlung, für mich aber leider nix.

Bewertung vom 12.06.2024
Funny Story
Henry, Emily

Funny Story


sehr gut

Daphne wurde kurz vor der Hochzeit von ihrem Verlobten verlassen. Für dessen beste Freundin. Und weil Daphne jetzt auch kein Dach mehr über dem Kopf hat, zieht sie kurzerhand mit dem Ex dieser besten Freundin ihres eigenen Exes zusammen. Miles und sie freunden sich an und aus der Schnapsidee, eine Beziehung zu faken, um weniger erbärmlich vor ihren Exen dazustehen, wird unverhofft doch mehr.

Natürlich ist das Buch vorhersehbar. Der Spannungsbogen ist wie aus dem Bilderbuch, es ist einfach eine RomCom die jeder vorhersagen kann, der schonmal einen Film aus dem Genre gesehen oder ein solches Buch gelesen hat. Keine Überraschungen.
ABER! Das Buch macht trotzdem Spaß. Miles ist eben nicht der perfekte, erfolgreiche Businessmann, aber ein absolut sympathischer Charakter. Daphne ist zwar ganz klischeehaft Bibliothekarin, aber dabei einfach nett und freundlich und nachvollziehbar.
Die Nebenfiguren sind alle irgendwie besonders. ZU besonders um realistisch zu sein, aber um Realismus geht es hier auch nicht.

Die Story ist… funny. Da wird nicht zuviel versprochen. Sie ist witzig geschrieben, sprüht vor Lebenslust und ist einfach eine wirklich schöne, leichte Lektüre.

Bewertung vom 12.06.2024
Die kurze Stunde der Frauen
Gebhardt, Miriam

Die kurze Stunde der Frauen


weniger gut

Ich muss leider sagen, dass ich wirklich enttäuscht bin von dem Buch. Ich hatte mir nach Klappentext und Leseprobe etwas anderes erwartet und bin ziemlich auf dem Boden der Tatsachen angekommen.
Ich dachte, es geht darum zu zeigen, wie die Frauen in der Nachkriegszeit gelebt haben, gehandelt haben, was sie geleistet haben, leisten mussten. Und wie es mit ihnen weiterging, warum oder wie sie dann letztendlich aus der ersten Reihe des Wiederaufbaus doch zurückgetreten sind und den Männern die Leitung überlassen haben.
Statt dessen werden durchgehend heutige Maßstäbe angesetzt für Handlungen und Überzeugungen, bei denen die Frauen gar nicht gut abschneiden können. Es wird gewertet und beurteilt und sei es nur durch sprachliche Details. Aber es fühlt sich durchgehend so an, als würde die Autorin mit einem recht abschätzigen Blick auf diese Frauen sehen und sich denken „hättet ihr besser machen können“.

Ungenauigkeiten, die zum Beispiel bei der Beschreibung von Ereignissen auf einem Zeitstrahl betreffen, regen mich dann noch zusätzlich auf (wenn ich so ein Buch schreiben will, dann doch bitte ordentlich aufbereitet).
Vor allem vor dem Hintergrund, dass die Autorin beruflich Historikerin ist, hatte ich eine Auseinandersetzung erwartet, keine wertende Meinung. Und sauberes Arbeiten.

Das Buch hatte thematisch Potenzial und die Fotos finde ich wirklich gut gewählt aber inhaltlich kann es mich leider absolut nicht überzeugen.

Bewertung vom 02.05.2024
The Summer of Broken Rules
Walther, K. L.

The Summer of Broken Rules


gut

Ein Kriegsspiel als verbindendes Element
Meredith und ihre Familie machen jeden Sommer Urlaub auf Marthas Vineyard. Fast jeden Sommer. Im letzten Jahr waren sie nicht dort, weil sie den Tod von Merediths Schwester Claire verarbeiten mussten. Entsprechend fühlt sich die Reise in diesem Jahr anders an. Nicht nur, weil der Anlass ein besonderer ist – die Hochzeit der Cousine – sondern auch weil hinter jeder Ecke die Erinnerung lauert.

Dem Setting stehe ich etwas ambivalent gegenüber. Einerseits mag ich so leichte Sommerbücher und was schreibt mehr nach Leichtigkeit, als der Urlaub auf einer Insel? Andererseits bin ich kein besonderer Fan dabei, privilegierten Kids dabei zuzuschauen, wie sie ach-so-schlimme-Probleme lösen, während sie sich überhaupt nicht darüber im Klaren sind, wie sehr sie eigentlich vom Schicksal begünstigt wurden, überhaupt SO leben zu können und dies normal zu finden.
Das finde ich hier auch. Hier wird munter über Einkäufe im dreistelligen Bereich gesprochen als wäre das nichts und völlig normal. Riesengroße Flächen auf der Farm, mehrere Gästehäuser, drei Kilometer lange Wege bis zur Grundstücksgrenze… alles normal. Für mich nicht. Und in Anbetracht dieses Umfeldes fällt es mir dann auch schwer, die Sorgen und Nöte der Charaktere so richtig ernst zu nehmen.

Sorgen und Nöte? Ja, tatsächlich ist für die meisten Personen das größte Problem, ob sie bei einem Spiel rausfliegen. Überhaupt, und das ist kein Spoiler weil das Spiel bereits zu Beginn startet, dreht sich fast alles um „Killer“. Wo man einander mit Wasserpistolen zu erlegen versucht. Und das zieht sich durch die ganze Handlung, ist die meiste Zeit sogar der führende Handlungsstrang. Permanent wird von „gekillt“ „einem Kill“ und Ähnlichem gesprochen und ich finde das einfach unpassend. Ja, das Spiel klingt nach Spaß. Aber im Grunde ist das schon recht zweifelhaft, wenn über ein Spiel eine „wir erschießen einander“-Atmosphäre kreiert wird. Bei der wohlgemerkt alle dieses Spiel viel zu ernst nehmen. Ich meine, es ist ein Spiel. Das bei der ganzen Hochzeitswoche eigentlich eine kleine Nebensächlichkeit sein sollte. Netter Zeitvertreib aber mehr auch nicht. Aber einige scheinen es sich zum Lebensinhalt zu machen und da es permanent so in den Vordergrund gerückt wird, hinterlässt das bei mir einen komischen Beigeschmack. Ich meine, es ist am Ende einfach nur ein Spiel und sollte nicht so wichtig genommen werden, dass man deswegen lügt, einander „verrät“ oder so wütend aufeinander wird, dass man erstmal unendlich viel Zucker zum Ausgleich konsumieren muss. Alleine die Aussagen, dass einem schlecht wird bei dem Gedanken, jemand bestimmten mit Wasser „abschießen“ zu müssen. Sorry? Es. Ist. Ein. Spiel. Ich begreife einfach nicht, wieso alle das so verdammt ernst nehmen, als würden sie in echt jemanden erschießen müssen.

Außerdem stört mich ehrlich gesagt auch der Titel des Buches, denn es geht nicht um einen ganzen Sommer, sondern nur um eine einzige Woche. Da war ich alleine aufgrund des überschaubaren zeitlichen Rahmens schon etwas enttäuscht.


Geschrieben ist es gut. Locker-leicht. Sommerlich eben. Jugendlich. Fröhlich trotz aller Dramatik, die dahinter liegt. Wirklich angenehm und eingängig.
Und die Sommerstimmung, das Unbeschwerte, die (finde ich) tolle Familie mit der wunderbaren Feier gefällt mir sehr. Auch wenn die gesamte Familie schon sehr privilegiert lebt und das als selbstverständlich hinnimmt. Aber insgesamt liest das Buch sich wie das was es sein will: eine schöne, leichte Sommerromanze.
Was es hingegen nicht ist und wo ich auch mehr erwartet hätte aufgrund der Beschreibung: Es ist kein Buch, in dem Trauer verarbeitet wird. Das ist immer so ein bisschen unter ferner liefen und auch da finde ich werden etwas falsche Erwartungen geweckt.

Daher: Störst du dich an einem Kriegsspiel, das die komplette Handlung für sich vereinnahmt?
Störst du dich daran, dass es nur um eine einzige Woche geht?
Störst du dich an sich nicht altersgerecht verhaltenden Protagonisten?
Störst du dich am Miscommunication-Trope?
Wenn alle Antworten „nein“ lauten, ist das hier ein tolles Buch für warme Sommertage.

Bewertung vom 29.04.2024
Die Stimme der Kraken
Nayler, Ray

Die Stimme der Kraken


ausgezeichnet

Vieles, über das man sich Gedanken machen könnte (und sollte)

In einer Welt, die mit Unterstützung von KI auf Gewinnmaximierung getrimmt ist und in der Konzerne und Regierungen gleichermaßen als wirtschaftliche und moralische Akteure auftreten, wird entdeckt, dass die Seeungeheuer, von denen Einheimische einer kleinen Insel seit Generationen reden, real sind. Damit ergibt sich nicht nur wissenschaftliches Interesse, sondern vor allem auch monetäres und die Insel wird kurzerhand von einem Großkonzern gekauft und entvölkert. Einzig ein Android, eine Kriegerin und eine Wissenschaftlerin befinden sich jetzt dort. Zumindest denken sie das, denn sie werden beobachtet von Wesen, die ihnen an Intelligenz in nichts nachstehen.

Normalerweise lasse ich mich wenig über Covergestaltung und insbesondere Farbschnitte aus, weil ich finde, es geht ums Buch, um die Geschichte, den Inhalt. Und das Äußere kann ganz toll aussehen, aber eine schlechte Geschichte nicht verschleiern und kann daher immer nur eine optionale Zugabe, ein nice-to-have sein.
Tja in dem Fall ist es für mich ein nicer-not-to-have, denn ich finde die Farbe des Schnitts absolut unpassend zum Cover. Ich hätte lieber weiße Seiten gehabt. Auch, dass der Strichcode noch auf der Frontseite abgedruckt ist, bricht irgendwie mit dem Bild. Schade, das hätte man schöner gestalten können und auch wenn das Buch sich haptisch wirklich positiv hervortut und absolut hochwertig wirkt, der Sprung auf den „Hauptsache Farbschnitt“-Zug und die Umsetzung mit dieser Farbe machen das Ergebnis für mich kaputt.
Letztendlich ist es aber der Inhalt, der zählt (sowieso), weswegen das nur eine Notiz am Rande ist.

Inhaltlich ist das Buch anspruchsvoll. Es fordert heraus zu mit- und selbstdenken und sprachlich ist es auf einem hohen Niveau. Ich habe mich immer für einen intelligenten Menschen gehalten, aber dennoch musste ich einzelne Wörter googeln um die Bedeutung der Sätze verstehen zu können. Fand ich etwas beschämend, aber es passt einfach. Denn wenn Wissenschaftler sich in ihrem Thema bewegen, benutzen sie Fachwörter ganz unwillkürlich im Gespräch. Das geht mir mit meinem Fachgebiet genauso, nur bin ich eben keine (Meeres-)Biologin und mein Wissensstand war an einigen Stellen nicht ausreichend. Ganz allgemein ist das Buch sprachlich und inhaltlich anspruchsvoll. Wenn man nicht nur die Wörter, sondern den Sinn dahinter verstehen will, muss man es aufmerksam lesen. Gerade bezüglich der KI-Strukturen war das für mich herausfordernd und ich bin ungewöhnlich langsam voran gekommen.

Auch werden Themen angesprochen, die zu einer Auseinandersetzung mit sich anregen. Wie viel wollen wir KI überlassen? Wo ist die Grenze für Produktivität und Gewinnerzielungsabsicht? Wie viel Macht sollten Akteure haben? Wann ist man menschlich genug? Wie kann eine solche Ausbeutung verhindert werden? Aber auch einfach „Was zur Hölle tun wir da gerade?“

Je mehr sich aber die einzelnen Handlungsfäden miteinander verwoben haben, desto schneller war auch mein Lesetempo, gerade so, als würde der Strudel der Geschehnisse auch mich als Leserin mitreißen.
Das Setting und die Grundidee finde ich wirklich spannend und gut. Eine Idee, die gar nicht so abwegig ist und die doch Unbekanntes betrachtet – gelungen! Einen Öko-Thriller sehe ich dennoch eher nicht, aber ich verstehe, dass dieses Label wahrscheinlich höhere Verkaufszahlen generiert, als ein „einfacher Thriller“ oder „Wissenschafts-Thriller“.

Das Ende des Buches lässt mich etwas ratlos zurück. Auf den letzten 80 Seiten haben sich die Geschehnisse überschlagen und es fühlte sich etwas hektisch an. Gleichzeitig sind am Ende noch ein paar lose Fadenenden übrig geblieben, die ich gern verknüpft gesehen hätte.
Insgesamt aber eine – wenn auch anspruchsvolle – doch sehr angenehme Lektüre und ein tolles, spannendes Buch.

Bewertung vom 25.04.2024
Wendy, Darling - Dunkles Nimmerland (mit gestaltetem Farbschnitt)
Wise, A. C.

Wendy, Darling - Dunkles Nimmerland (mit gestaltetem Farbschnitt)


sehr gut

Nimmerland ist lange her, Wendy hat sich ein Leben aufgebaut, in dem diese Zeit mit Peter keinen Platz mehr hat. Keinen Platz mehr haben darf, das hat sie schmerzhaft gelernt. Und doch, als eines Tages Peter wieder auftaucht, weiß sie es sofort. Ist sofort wieder alles präsent und sie spürt die Gefahr, die von ihm ausgeht. Allerdings glaubt Peter nicht, dass Wendy erwachsen geworden ist und entführt an ihrer Statt ihre Tochter Jane. Und Wendy muss nun nicht nur versuchen, ihre Tochter zu retten, sondern sieht sich auch – wieder – Männern gegenüber, die nicht glauben wollen und daher nicht hören dürfen, was wirklich geschehen ist.

Das Buch ist abgesehen von seinem fabelhaften Äußeren und der absolut wertigen Haptik schön gemacht.
Es ist nicht das erste und wird nicht das letzte sein, in dem Peter Pan eben nicht als der liebeswerte, nette, verspielte Junge dargestellt wird, als den Disney ihn zeichnete. Sondern als gefährlich, manipulativ und gerissen. Er verfolgt seine eigenen Interessen und weiß, wie er sie durchsetzen kann.
In diesem Buch geht es dann aber nicht darum, Peter als Antihelden zu begleiten, sondern um Wendy, die sich in der Welt nach Nimmerland zurecht finden musste. Die als Frau lernen musste, dass ihre Meinung nicht gehört wird, ihre Worte ihr selbst Schaden können, nur weil die Männer in ihrem Umfeld die Augen vor dem verschließen, was sie ihnen zeigen will. Sie muss sich anpassen, um sich durchsetzen zu können. Und in diesem Setting entführt ausgerecht Peter Pan ihre Tochter. In eine Welt, die von Wendys Brüdern vergessen wurde und von der niemand sonst weiß. Und Wendy riskiert alles, um Jane zu retten.

Die Story ist gut erzählt. Insbesondere die Berichte, wie Wendy ihre Überzeugungen verleugnen musste, finde ich äußerst beklemmend. Zumal es kein Geheimnis ist, wie früher mit Frauen umgegangen wurde, die eben nicht ins Bild passten. Insgesamt finde ich, lebt das Buch von der Stimmung, die man sich im Kopf aufbaut und die auch durch die düstere Aufmachung des Buches unterstützt wird. Vor dem Hintergrund hätte für meinen Geschmack das Worldbuilding etwas detailreicher sein können und die Beschreibungen etwas mehr in die Tiefe gehen können.

Nichts desto trotz ist die Handlung interessant und gerade die aufgezeigte Diskrepanz zwischen dem was war oder ist und dem was sein darf ist enorm. Mir gefällt das Buch gut, es ist keine Neuerzählung, aber eine Weitererzählung auf Basis einer anderen Sichtweise und spiegelt damit im Grunde genommen das wieder, was Wendys Leben ausmacht: Andere Annahme der Wirklichkeit, und darauf aufbauende Entscheidungen.

Bewertung vom 09.04.2024
Yours Truly
Jimenez, Abby

Yours Truly


sehr gut

Brianna ist Ärztin in der Notaufnahme und hatte vor, den Chefarztposten zu übernehmen, nachdem ihre beste Freundin der Liebe wegen weggezogen ist und die Stelle wieder vakant ist. Doch plötzlich wird ihr ein anderer Kollege vor die Nase gesetzt, der mit ihr um die Stelle konkurriert. Nur, dass er das gar nicht tut. Eigentlich möchte Jacob nämlich nur seine Ruhe haben und über die Trennung seiner Ex und deren Verlobung mit seinem Bruder hinwegkommen. Blöd, dass er es sich gleich in den ersten Tagen im neuen Job mit Brianne verscherzt, die wirklich nicht noch mehr Ärger gebrauchen kann, da ihr eigenes Leben gerade einem Trümmerhaufen gleicht.

Bereits auf den ersten Seiten wird klar, das hier ist ein Wohlfühlbuch. Eines, mit dem man sich einkuschelt und das man genießt. Zu dem man zurückkehrt wie zur Lieblingsserie. Bei dem zwar das Krankenhaus das Setting bildet, aber die Menschen im Vordergrund stehen. So wie bei einer gewissen Arztserie auch, die zu Beginn auch mehr menschlich als medizinisch spannend war.
Der Schreibstil war genau auf meiner Wellenlänge. So, dass ich mitfühlen, mitzweifeln, mich mitärgern und mitsorgen konnte.
Etwas anstrengend hingegen war die konsequente Nutzung des miscommunication-tropes als Basis für Entwicklungen der Storyline.
Und das, wo das Buch zu Anfang so sehr bei mir gepunktet hat, weil Jacob sehr früh sehr offen war und sich mit ehrlichen Worten an Brianna gewandt hat. Ehrlichkeit und Ansprache von (vielleicht unangenehmen) Dingen war die Grundlage, auf der die beiden sich begegnet sind. Aber sobald da „mehr“ dazu kam, wurde konsequent aneinander vorbeigeredet, Dinge weder sich noch dem anderen eingestanden und ein riesen Bohei gemacht um Dinge, die mit einer richtigen Aussprache erledigt gewesen wären.

Die Hälfte des Buches gibt es überhaupt nur, weil beide an einander zweifeln und das nicht ansprechen und das finde ich wirklich schade und das hat mich reichlich frustriert. Dass am Ende dann noch ein Handlungsstrang dazu kommt, der mich eigentlich immer in Büchern nervt, macht es leider nicht besser. Der allerdings ist gut aufgelöst und in die Handlung eingebettet, so dass ich da drüber hinweg sehen kann.
Insgesamt dank der absolut sympathischen Charaktere und ihrer liebenswerten Eigenschaften und der Rahmenhandlung ein gutes Buch, auch wenn mit direkterer Ansprache noch Luft nach oben gewesen wäre.