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Benutzername: 
leTTera
Wohnort: 
Schwarzwald

Bewertungen

Insgesamt 37 Bewertungen
Bewertung vom 16.10.2024
La Louisiane
Malye, Julia

La Louisiane


weniger gut

Sehr schade
Voller Freude begann ich das Buch zu lesen, denn das Thema interessierte mich sehr. Ich las mit Bewunderung, dass die Autorin jahrelang zu diesem Thema recherchiert hatte und das Buch sogar zweimal schrieb - auf Französisch und dann auf Englisch. So viel Mühe und Arbeit und Nerven, die in dieses Projekt investiert worden sind.
Nur leider packte mich das Buch gar nicht, auch nicht nach mehreren Anläufen. Schließlich habe ich es liegen lassen.

Die Autorin verliert sich in Details, das macht die Sätze schwerfällig. Die Übergänge zwischen den Sätzen und auch Absätzen sind sehr steif und hölzern. Es entstand leider überhaupt kein Lesefluss und ich verlor mich auch zwischen den vielen Namen. Man merkt, dass die Autorin viel unterbringen möchte, nur fehlt die Geschmeidigkeit, der Fluss, auch die Stringenz. Mir fehlte der Spannungsbogen und die Klarheit.
Wahrscheinlich wäre es besser, Julie Malye hätte ein Sachbuch geschrieben - denn sie hat sicher viel Interessantes zu sagen, nur ist das eine ungeeignete Form geworden.

Bewertung vom 27.09.2024
Im Warten sind wir wundervoll
Inden, Charlotte

Im Warten sind wir wundervoll


sehr gut

Tolle Schreibfeder

Ich war von Anfang an gespannt auf die Geschichte, aber was mich vom ersten Satz an in seinen Bann hielt, war der Schreibstil von Charlotte Inden. Eine ganz flotte Schreibe, die ein gutes Tempo vorgibt, einen zum Schmunzeln bringt und dafür sorgt, dass man oder frau das Buch nicht so leicht wieder aus der Hand gibt.
Auch der Aufbau der Geschichte ist gut gelungen. In zwei Erzählsträngen entwickeln sich die Lebensläufe von Elfie und Luise, Enkelin und Oma, an geeigneten Stellen miteinander verwoben. Die Liebe steht im Mittelpunkt mit einer großen Prise Zweiter Weltkrieg als Hintergrundfolie. Über eine lange Strecke wirkt es so, als könnte die Geschichte wahr gewesen sein. Gegen Ende lässt das Buch etwas nach, manches wirkt überflüssig beziehungsweise sehr konstruiert. Dennoch gelingt der Spannungsbogen bis fast zum Ende - warum taucht Luises Verlobter nicht auf, um seine War Bride abzuholen?
Ganz nett beschreibt die Autorin am Schluss, was sie zum Schreiben dieses Buches inspiriert hat: Eine kurze Zeitungsmeldung über eine echte War Bride aus München, die Charlotte Inden mit kreativem Leben gefüllt hat.

Bewertung vom 11.09.2024
Vaterländer
Tambrea, Sabin

Vaterländer


sehr gut

Bewegender Einblick
Das Thema und die Geschichte dieses Buches ist für mich sehr interessant gewesen, habe ich selbst Ähnliches erlebt zur ähnlichen Zeit. Es wurden bisher viele persönliche Geschichten aus Ländern veröffentlicht, die für die deutsche Öffentlichkeit bekannter sind und vielleicht mehr im Rampenlicht stehen. Umso überraschter war ich, dass über die Prominenz von Sabin Tambrea nun auch Land und Leute, Kultur und Geschichte eines anderen Landstrichs Europas etwas Aufmerksamkeit bekommen.

Die Erlebnisse des Großvaters und des Vaters vermitteln wesentliche historische Hintergründe, geben Aufschluss über Beweggründe vieler Menschen, die sich schweren Herzens entschließen mussten, ihre Heimat zu verlassen, um in Sicherheit und Würde leben zu können. Ein Dank an Sabin Tambrea und seiner Familie, dass sie bereit sind ihre Geschichte so offen zu teilen.

Im Hinblick auf die literarischen Aspekte des Buches bin ich etwas zweigeteilt. Ich habe mich über sehr schöne Formulierungen mit poetischem Hauch gefreut. Auch darüber, dass die rumänische Sprache zu Wort kommt. Der Aufbau des Buches lag mir jedoch eher nicht, manche Passagen fand ich zu ausführlich und zu detailliert, auch die Memoiren des Großvaters als Einschub zu lang. Dies wirkte sich für mich auf die Spannung und den Lesefluss aus. An manchen Stellen hätte ich das Buch anders lektoriert.
Insgesamt bin ich jedoch froh, das Buch gelesen zu haben, vermittelte es mir das Gefühl, nicht allein in ähnlicher Lage gewesen zu sein und es löste viele eigene Erinnerungen aus. Danke!

Bewertung vom 29.08.2024
Unser Buch der seltsamen Dinge
Godfrey, Jennie

Unser Buch der seltsamen Dinge


sehr gut

Ein Strudel der Gefühle
Erwartet hatte ich etwas anderes aufgrund des Klappentextes und der Kurzbeschreibung. Eine schräge aber lustige Geschichte, britischen schwarzen Humor mit Yorkshire Kolorit, in etwa. Ich brauchte unerwartet lange, um in diese Geschichte und ihre Welt einzutauchen. Und sie wurde im Kern unerwartet ernst. Es gibt humorvolle Szenen und auch kauzige Charaktere, dennoch hat mich die Geschichte insgesamt doch sehr mitgenommen.
Das Schicksal der Menschen in Yorkshire nach den strengen Maßnahmen der Margaret- Thatcher-Regierung ist hier eine deutliche Hintergrundfolie für das Geschehen, für Mivs Schicksal. Die 12-jährige Miv ist ein besonderer Charakter, langsam und manchmal zwischen den Zeilen entfalten sich die Details ihrer Familie und ihres Lebens. Was zunächst als jugendlicher Drang nach Abenteuer wirken mag, wird zu einer dichten, ernsten Geschichte der Selbstfindung und Suche nach Freundschaft in einer Dorfgemeinschaft, die sich selbst neu finden muss.
Das Buch ist gut und spannend aufgebaut, nicht zuletzt wegen der Verflechtung zur Ripper-Geschichte. Der Schreibstil der Autorin war für mich gewöhnungsbedürftig, etwas weniger detaillierte Beschreibungen würden dem Erzählstrang gut tun. Insgesamt habe ich das Buch jedoch gerne gelesen und war am Ende auch froh, als sich der Strudel der Gefühle dieser Geschichte wieder legte.

Bewertung vom 09.07.2024
Die unendliche Reise der Aubry Tourvel
Westerbeke, Douglas

Die unendliche Reise der Aubry Tourvel


sehr gut

Gutes Debüt
Mir gefällt hier bereits die Gestaltung des Buches gut. Das Cover ist gelungen und ansprechend, insgesamt liegt das Buch gut und angenehm in der Hand. Es erinnert mich an die Abenteuerromane meiner Kindheit in der gesamten Aufmachung. Einen Punktabzug gibt es jedoch leider doch aufgrund der Schriftgröße. Für Menschen mit beeinträchtigten Augen ist es viel zu klein gedruckt, da hätte ich ein paar Abstriche in der Gestaltung gerne in Kauf genommen, z.B. einen kleineren Rand, um dafür entspannter lesen zu können.

Die Geschichte ist zauberhaft konzipiert und gut umgesetzt. So sehr es manchmal faszinierend wirkt, so viel zu reisen, wie die Hauptprotagonistin Aubry, so sehr packt einen ihr Schicksal. Douglas Westerbeke hat einen sehr eindringlichen Schreibstil, so dass man gut mit Aubry mitfühlen kann. Schön, dass trotz bereits bekannter Motive, dieses Buch doch überrascht und ein echtes Lesevergnügen geworden ist.

Bewertung vom 08.07.2024
Mitte des Lebens
Bleisch, Barbara

Mitte des Lebens


sehr gut

Leichtfüßig und tiefgründig zugleich

"Mitte des Lebens" von Barbara Bleisch ist ein ansprechendes Buch. Es beginnt bereits mit dem schönen Buchumschlag. Das passende Bergmotiv im Sonnenlicht, das nach Abenddämmerung anmutet, spricht optisch und inhaltlich an. Ist man denn nun "über'm Berg" in der Mitte des Lebens? In gewisser Weise schon: Von nun an geht's zeitlich betrachtet bergab; und auch gewisse Erfahrungen hat man dann hinter sich gebracht. Aber was kommt denn dann noch?! Wie beim Bergwandern stellt sich in der Regel eine gewisse Zufriedenheit ein nach einem vollbrachten Weg mit hoffentlich schönem Gipfelerlebnis. Auf dem Heimweg bergab freut man sich dann auf Ruhe und Erholung oder eine schöne Einkehr. Und war die Wanderung zu schwer, dann spürt man statt Zufriedenheit eine Erleichterung, dass die Beschwernis nun vorbei ist.
Sehr leichtfüßig schreibt Barbara Bleisch über viele Aspekte der Lebensmitte und betrachtet sie philosophisch und kulturgeschichtlich mit Tiefgang.
Eine interessante und inspirierende Lektüre.

Bewertung vom 08.07.2024
Indigene Menschen aus Nordamerika erzählen
Yellowhorn, Eldon;Lowinger, Kathy

Indigene Menschen aus Nordamerika erzählen


sehr gut

Wissen und Geschichten
Für mich als Erwachsene ist das ein wunderbares Buch. Bereits als Kind verschlang ich alles, was mit "Indianern" zu tun hatte. Hier finde ich nun eine fundierte Dokumentation über indigene Menschen aus Nordamerika. Ein sicher nicht umfassender, jedoch vielseitiger Rundgang durch verschiedene kulturelle Aspekte dieses Erdteiles. Altes Wissen und Geschichten über die vier Elemente, über Ernährung und Heilung, über den Himmel.
Gerade in unseren Zeiten ein wertvoller Schatz, der uns nachdenklich stimmen und inspirieren sollte.
Ein optischer Genuss sind die vielen Bilder, die das Buch wunderbar auflockern. Auch das Kartenmaterial ist gelungen und durchdacht eingesetzt.

Nun war dieses Buch im Bereich der Jugendbücher zu finden. Etwas stutzig und auch traurig hat es mich gestimmt, dass es bei meiner Tochter, im frühen jugendlichen Alter, nicht ankam. Sie ist eine absolute Vielleserin, dennoch war ihr hier zu viel Text, obwohl sie das Thema an und für sich interessiert. Wahrscheinlich spricht es eher ältere Jugendliche an und ich muss mich noch etwas gedulden.

Bewertung vom 02.05.2024
Treibgut
Brodeur, Adrienne

Treibgut


weniger gut

Nicht meins

Das Buch ist wunderschön aufgemacht. Das Titelbild ist sehr ansprechend, ganz toll sind die farbigen Deckblätter am Anfang und Ende, auch das Lesezeichen schätze ich sehr. Insgesamt ein Hingucker und ich hielt es gern in der Hand. Doch leider hat sich damit schon das Positive erschöpft, was ich über dieses Buch sagen kann.
Inhaltlich wirkte es interessant, Cape Cod zieht sowieso und gute Familiengeschichten auch. Doch leider kam ich hier überhaupt nicht hinein. Anfangs fand ich Adam noch ganz witzig dargestellt, die erste Szene beim Arzt konnte mir einige Schmunzler entlocken. Doch leider kippte die Stimmung für mich sehr schnell. Der Schreibstil konnte mich nicht erreichen, ich finde ihn sehr kühl und distanziert. Und die Figuren sprachen mich leider auch überhaupt nicht an. Die Themen sind schwer verdaulich einerseits aber auch unglücklich dargestellt und beschrieben andererseits. Leider hinterlässt der Roman einen schalen Nachgeschmack.

Bewertung vom 30.04.2024
Das Fenster zur Welt
Winman, Sarah

Das Fenster zur Welt


gut

Eigenwillige Verbindung zwischen Literatur und Kunst

Die Gestaltung des Covers ist gut gelungen, auch wenn sie keinen Bezug auf den Titel nimmt und somit etwas überrascht.
Sarah Winman nimmt sich viel vor in diesem Roman, daher auch der großzügige Umfang des Buches. Die Geschichte von Ulysses und Evelyn fängt 1944 im Krieg an und umspannt einige Jahrzehnte und Ereignisse. Freundschaft, Familie und auch Schicksal sind Themen, die verwoben sind und natürlich die Liebe. Der Kunst kommt eine große Rolle zu wie auch Italien und Florenz.
Angenehm fand ich die ungewöhnlich zahlreichen Dialoge, die dem Buch ein flottes Tempo verleihen. Dennoch uferten sie manchmal aus, wie auch der Roman insgesamt seine Längen hat. Ich habe immer wieder kämpfen müssen, weiter zu lesen. Mit dem Schreibstil kam ich auch nicht so gut klar, wobei ich mich frage, wieviel Anteil daran die Übersetzung haben mag. Habe mir zwischendrin gewünscht, einen Blick ins englische Original werfen zu können.

Bewertung vom 03.04.2024
Das andere Tal
Howard, Scott Alexander

Das andere Tal


gut

Interessant aber beklemmend
Endlich ein Roman mit einer ganz neuen Idee und einer neuen Thematik in der aktuellen Buchlandschaft! Den Fragen nachzugehen, wie es wäre vergangene Entscheidungen rückgängig machen zu können bzw. in vergangene Ereignisse eingreifen zu können oder aber in die Zukunft zu reisen, ist ein sehr spannender und interessanter Ansatz. Das habe ich an diesem Buch sehr geschätzt.

Ich bin jedoch von der Umsetzung nicht wirklich überzeugt. Das Buch ist zweifelsohne spannend, ich wollte wissen, wie es weitergeht, wie es endet. Aber ich habe mich immer wieder schwer getan, weiter zu lesen. Die Stimmung habe ich als grau und negativ empfunden. Sehr belastend die Darstellung aller Personen, die im weitesten Sinne mit den Zeitreisen zu tun haben, ihre Rolle ist so negativ gezeichnet, dass ich über lange Strecken dachte, ich lese eine Distopie.
Mir fehlten die positiven Momente, mir fehlte Lebensfreude, dafür, dass die Hauptpersonen Heranwachsende sind, die gerade ins Leben starten. Aber auch die Erwachsenen sind durchweg graue, unglückliche Existenzen. Sehr schnell wird klar, dass alle wie unter einer Glocke leben, die Atmosphäre habe ich als latent bedrohlich empfunden, surreal. Die Rolle des Conseil wirkt von Anfang an sehr bedrückend, es schwebt über allem in einer bedrohlichen Art und Weise. Insgesamt hat mich das Buch vom Gefühl her an eine Mischung aus Brave New World, Momo und andere Romane dieses Kalibers erinnert.
Ich habe es durchgehalten, weil ich gespannt war. Aber ein Vergnügen war diese Lektüre für mich nicht.