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Mfli

Bewertungen

Insgesamt 33 Bewertungen
Bewertung vom 17.02.2025
Wenn wir lächeln
Unterlehberg, Mascha

Wenn wir lächeln


ausgezeichnet

Anto ist krass. Sie ist selbstbewusst, sie ist reich, sie ist gewaltbereit, sie schreckt vor absolut gar nichts zurück. Sie ist auch unfassbar zerbrechlich und einsam.
Jara ist von Anfang an von Anto fasziniert und es entwickelt sich eine jugendliche Freundinnenschaft, die unglaublich intensiv und fragil zugleich ist.

Und eines Tages steht Jara auf einer Brücke und blickt auf die Ruhr, in die Anto gesprungen ist und nicht mehr auftaucht. Jara blickt auf den Fluss und Erinnerungen durchströmen sie, während sie nicht weiß, ob ihre Freundin jemals wieder lebendig auftaucht.
Der Tod schwingt auf jeder Seite des Romans mit, der wie ein Strom ist, der die Lesenden weiter und weiter zieht. Der ganze Roman ist wie ein Rausch. Schnell, intensiv, fragmentarisch, nichts Gutes verheißend.
Die Leerstellen lassen sehr viel Raum für Interpretation, was mir sehr gut gefallen hat. Am meisten bewegt war ich von Jaras unvollständigiger Aneinanderreihung von männlichen Übergriffen, die sie irgendwann abbricht, weil die Liste ohnehin endlos wäre. Ich denke, jede Frau kann diese Liste beliebig lang erweitern. Man fragt sich vielleicht, woher diese jugendliche Wut bei Anto und Jara kommt- sie ist ein direktes Produkt der Welt, in der wir alle Leben. Einer Welt, wo schon junge Männer psychische und körperliche Gewalt an Frauen ausüben und alles ungesehen und ungestraft bleibt.
"Wenn wir lächeln" ist ein großartiger Roman, der die Lesenden zu keinem Zeitpunkt unberührt lässt. Ich habe ihn in einem Rutsch durchgelesen und empfehlen ihn wirklich allen (und ganz besonders Fans von Mareike Fallwickl und Fatma Aydemir).

Bewertung vom 13.02.2025
Berauscht der Sinne beraubt
Kirakosian, Racha

Berauscht der Sinne beraubt


ausgezeichnet

Vorab: Man sollte sich von dem ziemlich klischeehaften Cover nicht beirren lassen, das optisch den Zusammenhang zwischen dem Thema des Buches und der Droge Ecstasy herstellt. Natürlich spielt der Drogenrausch in diesem Buch eine Rolle, aber das Werk von Prof. Dr. Racha Kirakosian ist viel mehr als das. Vielleicht ist es auch ein Versuch, dieses absolut umfassende Werk auch Menschen schmackhaft zu machen, die mit Academia wenig am Hut haben.
Wie dem auch sei- ich hatte beim Blick ins Inhaltsverzeichnis besonders großes Interesse am Thema "Schmerzerfahrung" und dem Phänomen der Massenextase.
Ich fand den Aspekt, dass Extase quasi seit der Aufklärung verpönt ist, weil sie unserem vernünftigen Handeln gegenübersteht, sehr interessant. Auch, dass Extase eher den "primitiven Völkern" zugesprochen wird und alle rassistisch/kolonialistischen Implikationen, die damit einhergehen. Dieses Buch lädt auch dazu ein, unsere verkrustete "westliche" Weltsicht zu hinterfragen. Es regt auf jeder Seite die Gedanken an, so dass ich es am liebsten mit jemandem zusammen gelesen hätte (werde es auf jeden Fall auch verschenken).

Obwohl dieses Buch durch seine zahlreichen Quellen am Ende gut gestützt ist, braucht niemand Angst zu haben, dass es zu schwierig ist. Es liest sich absolut geschmeidig und unterhaltsam (zumindest für mein Empfinden). Natürlich kann man es nicht wie einen Roman in einem Rutsch weglesen, aber ich fand die Lektüre sehr bereichernd, besonders auch der Teil zu Frauen und Extase war hochinteressant.

Bewertung vom 24.01.2025
FREI - Bester Sommer (FREI 1)
Welk, Sarah

FREI - Bester Sommer (FREI 1)


ausgezeichnet

Joshua, dessen Mutter eine der bedeutendsten Künstlerinnen der Gegenwart ist, zieht mit ihr und ihrer Partnerin von Metropole zu Metropole - bis sie eines Tages ausgerechnet im bedeutungslosen Dorf Rottloch landen.
Erstaunlich schnell gefällt es ihm dort dann doch, was an seiner äußerst ungewöhnlichen reformpädagogischen Schule liegt. Gleich zu Beginn des Schuljahres gibt es ein ungewöhnliches Projekt, bei dem die Jugendlichen mehrere Tage allein im Wald verbringen.
Joshua ist mit vier anderen Jugendlichen zusammen, die aus völlig unterschiedlichen Familien kommen, aber sofort ein ziemlich gutes Team bilden. Das Jugendbuch habe ich als schon länger nicht mehr Jugendliche sehr gerne gelesen. Es ist authentisch, spannend und emotional und auch nicht auf eine bestimmte Zielgruppe von Jugendlichen ausgerichtet. Ich denke, jede*r kann sich mit diesem Buch auf die ein oder andere Weise identifizieren. Ich finde es toll, dass der Fokus hier auf der Entwicklung von Freundschaft liegt und dass ein tolles Leben auch am scheinbar langweiligen Ort der Welt möglich ist. Extra Kompliment auch für das wunderschöne Cover, dessen Farben einfach fröhlich stimmen.

Bewertung vom 16.01.2025
Mein artgerecht-Geschwisterbuch: Ich zuerst! Nein, ich!
Schmidt, Nicola

Mein artgerecht-Geschwisterbuch: Ich zuerst! Nein, ich!


sehr gut

Ich habe bereits das artgerecht Streitbuch und andere Erziehungsbücher der Autorin gelesen, weshalb ich mich sehr auf das Geschwisterbuch gefreut habe.
Die Illustrationen finden ich und die Kinder wirklich herzallerliebst. Tolle Kontraste und Eichhörnchen lieben wir sowieso.
Auch die neun kleinen Impulse am Ende des Buchs finde ich sehr gelungen. Sie sind klar formuliert und geben wirklich tolle Denkanstöße, bestimmte Dinge nicht oder anders zu machen. Man muss auch bedenken, dass viele Eltern niemals einen Erziehungsratgeber in die Hand nehmen würden oder auch gar nicht auf diese Idee kommen. So kann man auch diese Eltern (zu denen ich mich auch lange gezählt habe) niedrigschwellig dazu anleiten, einen besseren Umgang mit den Problemen der eigenen Kinder zu finden.
Was mir persönlich nicht so gut gefällt, ist das der Text ziemlich langweilig ist. Ich lese das Buch nicht gerne vor und die Kinder fanden es auch nur mittelprächtig. Dann finde ich so Sätze wie "Ich hasse sie!" nicht so toll, weil wir das Wort 'hassen' daheim niemals benutzen würden (ich weiß, dass man auch viel schlimmer fluchen und schimpfen kann, aber ich lese sowas eben nicht gerne vor).
Insgesamt merkt man, dass in das Buch sehr viel Liebe gesteckt wurde und ich denke auf jeden Fall, dass viele Kinder es mögen würden, nur uns konnte es nicht voll überzeugen.

Bewertung vom 14.01.2025
Mein Schiebe-Mitmachbuch - Wilde Tiere
Penners, Bernd

Mein Schiebe-Mitmachbuch - Wilde Tiere


sehr gut

Wir haben das andere Buch aus der Reihe (mit heimischen Tieren) und da mein Kind es liebt, wurde uns jetzt auch dieses mit den Zootieren geschenkt. Ich persönlich habe die Schnauze voll von der Verherrlichung von Zoos, andererseits liebt mein Kind die wunderbaren Reime und farbenfrohen Bilder und das ist, was zählt. Mein Kind lernt die Reime sehr schnell und schaut sich dann die Bilder an und sagt den Text alleine dazu. Was gibt es besseres, um die Sprache unserer Kleinsten zu fördern? Diese Schieber ruckeln ein wenig, sorgen aber für zusätzliche Faszination fürs Buch. Außerdem sind die Seiten aus dickem Karton richtig stabil und gehen auch nicht kaputt, wenn sie mal angeknabbert werden.
Ich würde von dieser Buchreihe noch mehr schön gereimte Bücher kaufen, wünsche mir aber in Zukunft wieder Tiere aus der eigenen Lebenswelt.

Bewertung vom 10.01.2025
Mein Schiebe-Mitmachbuch - Lieblingstiere
Penners, Bernd

Mein Schiebe-Mitmachbuch - Lieblingstiere


ausgezeichnet

Mein Kleinster liebt Reimbücher und kann sich die Reime oft ganz gut merken, deswegen haben wir uns sehr über dieses Buch gefreut. Ich als Vorleserin stolpere oft über holprige Reime, aber dieses süße Buch hat mich beim Vorlesen positiv überrascht. Die Reime sind geschmeidig und auch nach dem zehnten Vorlesen erfreuen wir uns beide noch daran.
Gut gefällt mir, dass es sich um heimische Tiere dreht, da ich kein Fan von Zoos bin und die Omipräsenz von Zootieren in Kleinkinderbüchern mich persönlich sehr nervt.
Die Illustrationen sind kindgerecht, ohne optisch zu überfordern.
Diese kleinen Schieber auf jeder Seite hätte es nicht unbedingt gebraucht, allerdings kann man das Buch dem Kind zB im Kinderwagen geben und es beschäftigt sich eine Weile selbst damit.
Schön zu greifen ist das Buch durch den stabilen Karton auch. Fazit: Wir mögen es sehr gerne und werden es auch verschenken.

Bewertung vom 19.12.2024
Streit! Und nun? Das artgerecht-Bilderbuch von Nicola Schmidt
Schmidt, Nicola

Streit! Und nun? Das artgerecht-Bilderbuch von Nicola Schmidt


ausgezeichnet

Wer kennt es nicht? Die Kinder sind auf dem Spielplatz und ein Streit jagt den nächsten. Mal geht es um die Rutsche, mal ist die Schaukel besetzt, mal wirft jemand mit Sand. Jedesmal ist das Bedürfnis eines anderen Tierkindes nicht erfüllt und jedesmal hilft ein großes Tier (auch mal Oma und Opa), eine Lösung zu finden. Was toll ist: die Erwachsenen drängen den Kindern nichts auf, sondern helfen ihnen, zB mit den Fragen 'Was brauchst du?, 'Was schlagt ihr vor?', die eigenen unerfüllten Bedürfnisse zu erkennen und selbst Lösungen zu finden.
Streit ist wichtig und noch wichtiger ist es, von klein auf so streiten zu lernen, dass man selbst merkt, was hinter dem Verdruss steckt und was helfen könnte.
Wunderbar fand ich auch den kurzen Brief der Autorin an die Eltern. Die Illustrationen fand ich nett, aber nicht ganz nach meinem Geschmack. Meinem Kind gefallen sie jedoch sehr gut und das ist, was zählt. Süß fand ich auch, dass es am Ende kleine Auchaufgaben gibt, sodass sich die Kinder das Buch nochmal losgelöst vom Text ganz im Detail ansehen können. Große Empfehlung von Mama und Kind (wie übrigens für alle Artgerecht-Bücher).

Bewertung vom 13.12.2024
Der Koboldmaki und der große Sturm
Küpper, Michaela

Der Koboldmaki und der große Sturm


ausgezeichnet

Ein Sturm zieht auf und die Tiere sind unschlüssig, wie sie sich schützen können. Der kleine Koboldmaki, der ein geringes Selbstwertgefühl hat und manchmal sogar gehänselt wird, sucht Rat bei Tieren, die er für stärker, klüger, größer usw. hält. Doch am Ende hat er selbst die rettende Idee. Gemeinsam schaffen es alle Tiere, sich in Sicherheit zu bringen und der Koboldmaki, der über sich hinaus gewachsen ist, hilft sogar dem Tier, das gemein zu ihm war.
Diese wunderschön illustrierte Geschichte wollte ich unbedingt mit meinem Kind lesen, weil es selbst auch nicht immer an sich glaubt und eher ängstlich ist. Die Botschaft, dass auch die Schwächsten Großes bewirken können und es wichtig ist, dass alle zusammenhalten finde ich wunderbar. Gleichzeitig ist beim Lesen keine "pädagogische Absicht" spürbar, was mich oft stört, sondern es ist einfach ein tolles Kinderbuch.
Urteil meines fünfjährigen Kindes: 'an diesem Buch fand ich einfach alles fantastisch.' Inspiriert von diesem kunterbunten Buch, das wir mittlerweile echt oft gelesen haben, hat mein Kind auch ganz wunderbare Bilder gemalt und es ist ein toller Redeanlass zum Thema Mut und Zusammenhalt. Große Empfehlung von uns beiden.

Bewertung vom 30.10.2024
Tiefsee-Monster
Ralphs, Matt

Tiefsee-Monster


ausgezeichnet

Das Sachbuch 'Tiefseemonster', das in Zusammenarbeit mit der University of Cambridge entstanden ist, handelt, wir der Name schon sagt, von Tiefseefischen.
An sich ist das kein Spezialinteresse meines Kindes, aber ich habe es bestellt, weil mich die Illustrationen so fasziniert haben. Das Cover finde ich persönlich nicht ansatzweise so schön wie jedes andere Bild, das man im Buch findet. Auch diese Betonung darauf, dass in der Tiefsee Monster lauern, finde ich eher nicht gelungen.
Doch nun zum Buch:
Zunächst bekommen wir einen Überblick darüber, was die Tiefsee überhaupt ist und wie unsere Weltmeere gegliedert sind. Ich finde, es gibt ein sehr ausgewogenes Verhältnis zwischen Text und Illustrationen, auch wenn ich manchmal die Kontraste ein wenig zu schwach fand und nur bei guter Beleuchtung lesen konnte, aber was erwartet man in der Dunkelheit der Tiefsee :)
Die Illustrationen sind der Wahnsinn. So detail- und kontrastreich. Die Tiere sind eben keine Monster, sondern absolute Wunder der Natur. Ich habe einfach selbst angefangen im Buch zu schmökern (und habe sehr viel gelernt!), da kam mein Sohn dazu und wollte mitlesen - wir lieben das Buch beide!
Ich finde allerdings, dass die schönen Kontraste und wundervollen Zeichnungen auf mattem Papier noch viel schöner wären als auf diesem glänzenden.
Mir gefällt auch das Glossar am Ende und der Appell an uns Menschen, unsere wunderbare Natur zu schützen.
Insgesamt eine sehr schöne Anschaffung für die ganze Familie.

Bewertung vom 30.10.2024
Empathie und Widerstand
Lunz, Kristina

Empathie und Widerstand


sehr gut

Was für ein schönes Buch, das wunderbar in der Hand liegt und sich sehr einfach und unterhaltsam liest. Nein, Sachbücher müssen nicht langweilig sein - bei so einem wichtigen Thema dürfen sie es auch nicht.
Empathie und Widerstand - wie passt das eigentlich zusammen? Auf 150 Seiten lernen wir, wie wir mithilfe von diesen scheinbar widersprüchlichen Stärken sozialen Wandel bewirken können. Es gibt ganz viele Impulse, sein Denken neu zu justieren und die eigene Weltanschauung kritisch zu hinterfragen.
Gleichzeitig finde ich die Perspektive der Autorin an vielen Stellen für meinen Geschmack zu ich-bezogen. Vieles beschreibt sie am Beispiel ihrer eigenen, natürlich beeindruckenden, aber auch sehr privilegierten Biographie, wozu aber das letzte Kapitel über andere starke Frauen ein gutes Gegengewicht bildet. Jagoda Marinić hat ungefähr zeitgleich ein Sachbuch mit dem Titel 'Sanfte Radikalität' herausgebracht, das sich thematisch gut mit 'Empathie und Widerstand' verbinden lässt, jedoch für mich persönlich deutlich geistreicher und tiefgründiger ist als das vorliegende Buch.
Fazit: ein wichtiger Titel mit spannenden Impulsen, besonders wenn man sich mit diesen Themen noch nicht weiter auseinander gesetzt hat.