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Benutzername: 
dark_angel
Wohnort: 
Ulm

Bewertungen

Insgesamt 162 Bewertungen
Bewertung vom 23.10.2014
Tief begraben
Keene, Brian

Tief begraben


ausgezeichnet

Nach einer weltweiten Seuche verwandeln sich Mensch und Tier in lebende Tote. Ein paar Menschen können sich in einem ehemaligen Bunker unterhalb eines Hotels in Sicherheit bringen. Die Sicherheitstüren halten die Zombies von ihnen fern. Doch was ist schlimmer: Von den Zombies gefressen werden oder im Bunker langsam aber sicher zu verhungern?

An und für sich dient die Zombie-Apokalypse nur als Kulisse. Denn im Grunde geht es um die im Bunker eingeschlossenen Menschen und was diese Isolation ohne Nahrungsmittel mit ihnen anstellt. Wie lange können eingeschlossene Menschen "zivilisiert" miteinander umgehen, bevor der Wahnsinn Einzug hält und sie sich beispielsweise an die Gurgel gehen oder gar die Entscheidung ansteht, ob sie sich nun gegenseitig aufessen sollen, um länger am Leben zu bleiben? Dies sind nur ein paar der Fragen, denen Brian Keene in seinem neuen Roman "Tief begraben" nachgeht.
Die Geschichte ist aber nicht nur aus dem psychologischen Gesichtspunkt interessant, sondern es gibt auch reichlich Splatter, Spannung, Ironie, Gewalt und Tod. Eine perfekte Mischung für gute Horror-Unterhaltung.

Nach der Hauptgeschichte folgen zwei Bonusgeschichten: "Im Tal der verrückten Bären" und "Die vergessene Schlucht der Verdammten"
Hier zeigt Brian Keene, dass er auch über den Wilden Westen und Zeitreisen schreiben kann. Diese Geschichten muss man einfach genießen, ohne zuviel vom Inhalt zu verraten.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.10.2014
Golem
Lee, Edward

Golem


sehr gut

Seth und Judy haben sich ein Haus in der Nähe der Stadt Lowensport gekauft, um das Großstadtleben hinter sich zu lassen. Sie ahnen nicht, in welche Gefahr sie sich damit begeben. Denn Legenden zufolge haben die jüdischen Einwanderer vor über hundert Jahren Golems erschaffen, um sich zu schützen. Wie viel davon der Wahrheit entspricht, werden die beiden bald am eigenen Leib erfahren...

Auch wenn der Titel an sich schon verrät, worum es im neuen Buch von Edward Lee geht, so mindert es nicht das Lesevergnügen. Es ist auch - verglichen mit seinen anderen Werken - eine etwas leichtere Kost. Brutalität und Sexszenen sind zwar vorhanden, aber in einem anderen Kaliber als z.B. in "Der Höllenbote", "Flesh Gothic" oder "Bighead".

Die Handlung spielt in zwei Zeitebenen. Diese Methode hat Edward Lee bereits in "Haus der bösen Lust" auf gelungene Weise angewendet. Der Leser begleitet Seth und Judy in der Gegenwart und erlebt zeitgleich, was sich vor über hundert Jahren in Lowensport wirklich zugetragen hat und noch immer Einfluss auf die Gegenwart nimmt.

Und auch wenn die Art und Weise der Geschichte etwas zahm oder vorhersehbar wirkt, so liest man trotzdem weiter. Edward Lee versteht es nämlich, den Leser bei der Stange zu halten. Es bleibt konstant spannend und gewährt dem Leser Einblicke in die jüdische Mythologie. Hier trumpft Edward Lee wieder mit großem Sachwissen auf.

Eine spannende und kurzweilige Unterhaltung für verregnete Herbsttage.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.09.2014
Sterben und sterben lassen / Polizeimajor Johannes Schäfer Bd.6
Haderer, Georg

Sterben und sterben lassen / Polizeimajor Johannes Schäfer Bd.6


ausgezeichnet

Major Schäfer bekommt es mit einem Jagdunfall zu tun, bei dem der Ehemann der Landrätin ums Leben kam. Im gleichen Atemzug zieht Frederik Bosch zurück nach Schaching, nachdem er wegen des Mordes an einem 7jährigen Mädchen 26 Jahre lang im Gefängnis saß. Für Schäfer hat Bosch seine Schuldigkeit getan. Doch die Bewohner sind empört und sehen nun ihre Kinder überall in Gefahr.

Es ist wieder einmal ein Genuss, die Krimi-Reihe um Major Schäfer fortsetzen zu können. Natürlich will man wissen, wie es Schäfer in der Provinz so ergangen ist und muss alsbald auch darum bangen, dass seine Dienststelle geschlossen werden könnte. Es brodelt überall gleichzeitig, nicht nur auf der Dienststelle, sondern auch unter den Bewohnern.

Georg Haderer versteht sein Handwerk, den Leser meisterhaft zu unterhalten. Es geht wieder sehr skurril, satirisch und schräg zu. Nicht zu vergessen, dass auch einige Überraschungen auf den Leser warten und es einen von der ersten bis zur letzten Seite packt.

Wer bereits die früheren Bände gelesen hat, kommt auch an "Sterben und sterben lassen" nicht drumherum. Und wer einsteigen möchte; es ist nie zu spät.
Ein schöner Krimi voller Lokalkolorit, Spannung und nur allzu menschliche Charaktere.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.09.2014
Gezeichnet
Kleindl, Reinhard

Gezeichnet


sehr gut

Chefinspektor Baumgartner ist Leiter der Mordgruppe in Graz. Sein Alltag gerät ein wenig aus den Fugen, als er von seiner Frau verlassen wird und am Mathematikinstitut der Universität eine Reinigungskraft grausam ermordet wird. Neben der Leiche wird eine mysteriöse Botschaft gefunden, die den Ermittlern einige Rätsel abverlangt.

Reinhard Kleindl legt mit "Gezeichnet" sein Krimidebüt hin. Bereits von Anfang an darf gerätselt werden, was es mit dem Mord auf sich hat. Handelt es sich hierbei um eine Verschwörung oder um die Tat eines Geisteskranken?

Die Charaktere werden im Laufe der Handlung eingeführt. Dies gelingt dem Autor ganz gut, ohne dass die Geschichte darunter leiden muss.
Das Buch liest sich sehr flott und man hat das Gefühl, sich direkt in der Verfilmung zu befinden. Ob das nun positiv oder negativ ist, muss jeder für sich beantworten bzw. ob das dem jeweiligen Leser gefällt. Persönlich fand ich es hier leicht negativ. Ich befand mich zwar direkt in der Handlung und alles war an sich stimmig. Doch ich konnte mit keinem der Charaktere warm werden. Sie waren mir trotz der verpassten Hintergründe zu distanziert, was ich sehr schade finde.
Groß punkten konnte der Autor mit der realistischen Beschreibung der Ermittlungen bzw. dem Ermittlungsalltag. Das ist ihm sehr gut gelungen. Die Handlung war gut konstruiert und auch die Auflösung erfolgte zufriedenstellend.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.09.2014
Schnee kommt
Aichner, Bernhard

Schnee kommt


sehr gut

Ein Auffahrunfall in einem Tunnel. Eingeschlossenen, von der Außenwelt abgeschnitten. Dies ist die Ausgangslage von Bernhard Aichners neuem Roman "Schnee kommt".

Fünf Menschen kommen auf unerwartete Weise zusammen und jeder hat eine Geschichte zu erzählen. Wie reagieren sie darauf, eingeschlossen zu sein? Wer sind diese Menschen? Was für eine Geschichte haben sie zu erzählen? Welches dunkles Geheimnis haben sie zu verbergen?

Der Erzählstil ist am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig. Denn es gibt in diesem Sinne keine wörtliche Rede. Es ist eine Aneinanderreihung von Ereignissen, Handlungen und Eindrücken. Manchmal wirkt es abgehackt, doch es verfehlt seine Wirkung nicht und bald schon steckt man mittendrin im Geschehen.

Stück für Stück lernt der Leser diese fünf Menschen kennen. Und wenn man glaubt, das gesamte Puzzle zu überblicken, wird man erneut überrascht. Und nein, man muss diese fünf Menschen nicht sympathisch finden. Denn darum geht es nicht. Bernhard Aichner zeigt uns, was sich hinter der menschlichen Fassade verbergen kann. Damit ist ihm ein psychologisch subtiler Roman gelungen, in dem man in die menschlichen Abgründe eintaucht.

Spannend von der ersten bis zur letzten Seite. Und diese bleibt zum Glück konstant, da der Leser immer wieder häppchenweise neue Informationen erhält und so das Puzzle zusammengefügt werden kann.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.08.2014
Letzter Saibling / Gasperlmaier Bd.4
Dutzler, Herbert

Letzter Saibling / Gasperlmaier Bd.4


sehr gut

Eigentlich hat Gasperlmaier in seiner idyllischen Heimat schon einiges erlebt, aber mit Leichenteilen im malerischen Toplitzsee hatte er noch nie zu tun - bis heute. Offenbar soll das Verbrechen mit dem jährlichen Essen des Skiclubs zusammenhängen. Für Gasperlmaier, der selber Mitglied ist, schwer vorstellbar, dass einer seiner Freunde der grausame Mörder sein soll...

Wer bereits Gasperlmaiers Charme verfallen ist, wird an "Letzter Saibling" nicht vorbeikommen. Auch hier wird wieder gute Unterhaltung mit liebenswerten Charakteren, Spannung und Komik verbunden.
Doch auch wer Gasperlmaier und seine Welt noch nicht kennt, wird sich hier schnell einlesen können. Denn die vorangehenden Teile muss man nicht unbedingt kennen.

Der Autor lässt uns wieder hinter die Postkartenidylle blicken, wobei es diesmal - im Vergleich zu den vorangehenden Teilen - etwas heftiger und vielleicht auch etwas unrealistischer zugeht. Trotzdem, die liebenswerten Charaktere und die Situationskomik machen diese Krimis so liebenswert. Es steckt viel Wahrheit in so mancher satirischen Bemerkung drin und man merkt deutlich, dass der Autor seine Heimat liebt. Es ist von allem etwas drin, was den Leser ansprechen dürfte. Ich persönlich freu mich immer wieder auf Gasperlmaiers neue Abenteuer und bin gespannt, was ihn als nächstes erwartet.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.06.2014
7 Tage der Rache
Senécal, Patrick

7 Tage der Rache


ausgezeichnet

Bruno Hamel führt zusammen mit seiner Partnerin Sylvie und der 7jährigen Tochter Jasmin ein glückliches und unauffälliges Leben. Dies ändert sich jedoch an dem Tag, an dem Jasmin nicht nach Hause kommt. Sie wird schließlich vergewaltigt und ermordet aufgefunden.
Der Mörder ist schnell gefasst. Doch bevor ihm der Prozess gemacht werden kann, entführt ihn Bruno. Der Mörder soll sieben Tage lang für seine Tat büßen und leiden, danach wird er ihn töten...

Wie reagiert man, wenn man so einen Schicksalsschlag erlebt? Sich zurückhalten und der Polizei ihre Arbeit machen lassen? Sich abschotten und trauern? Sich rächen? Das Gesetz in die eigene Hand nehmen?

Patrick Senécal geht in seinem Thriller "7 Tage der Rache" diesen und anderen Fragen nach, und zwar in Form seiner Charaktere und den daraus resultierenden Handlungen. Dabei geht es nicht nur um Bruno und Sylvie, sondern auch darum, wie die Leute in ihrer Umgebung oder die Polizeibeamten damit umgehen. Denn letztere befinden sich in der Situation, das Opfer zu finden, bevor es selbst zum Mörder wird.

Der erste Teil des Buches führt rasch und schonungslos in das Geschehen ein. Nicht nur der Verlust eines Kindes wird betrauert und schockiert beim Lesen. Auch der Schmerz und die Hilflosigkeit sind deutlich spürbar. Bruno Hamel spielt hier deutlich die Hauptrolle, um zu verdeutlichen, was in ihm vorgeht und wie es dazu kommt, dass er vom Opfer zum Täter mutiert. Wie wird aus einem glücklichen, friedlichen Mann ein Monster?

Die anderen Charaktere wirken dabei eher blass. Doch manchmal ist gerade das nicht Gesagte, was den Charakter oder die beschriebene Situation ausmacht. Der Leser soll sich selber eine Meinung bilden, nicht nur über Brunos Tat an sich, sondern auch beispielsweise über die Reaktionen und Handlungen von Sylvie, der Polizei, der Gesellschaft und den Medien.

Es steckt viel psychologische Finesse dahinter, doch auch viel Verzweiflung und Brutalität. Wer nur daran interessiert ist zu erfahren, wie Bruno sein Opfer quält und foltert, wird das ganze Drumherum vielleicht als langweilig betrachten. Ja, es wird blutig und hässlich. Doch der Autor fordert den Leser heraus, sich nicht nur brutal zu unterhalten, sondern sich auch selbst Gedanken zu machen und die Wandlungen seiner Charaktere zu verfolgen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.04.2014
32 Postkarten - Post aus Nazi-Deutschland
Wächter, Torkel S.

32 Postkarten - Post aus Nazi-Deutschland


ausgezeichnet

32 Postkarten haben Minna und Gustav Wächter zwischen 1940 und 1941 ihrem Sohn in Schweden geschrieben. Sie dienen als Hinterlassenschaft und Geschichtsdokumentation einer Hamburger Familie, die die Machtergreifung der Nationalsozialisten erlebte und welche Folgen das für sie hatte.

Verfasst wurde das Buch von Torkel S. Wächter; dem Enkel von Minna und Gustav Wächter. Die Postkarten fand er im Nachlass seines Vaters. Er hat Deutsch gelernt, viel Zeit in Archiven verbracht und sogar neue Verwandte kennengelernt, von deren Existenz er nichts wusste.

In "32 Postkarten" sind die jeweiligen Postkarten abgebildet, in Schriftform nochmals wiedergegeben und mit Hintergrundwissen und Familienfotos versehen.
Ein Roman ist es nicht, sondern eine Dokumentation, wie die Familie Wächter jene Tage erlebt hat. Es ist Zeitgeschichte, wie sie wahrer und erschütternder nicht sein könnte.

Aus dem Geschichtsunterricht mag man die Eckdaten des 2. Weltkrieges kennen - mitunter auch die Opferzahl, die der Krieg gefordert hat. Aber solche Bücher geben den Opfern einen Namen und zeigen, dass sie nicht nur die Gesamtheit einer Zahl sind.
Dies ist das Schicksal einer deutsch-jüdischen Familie, die direkt aus jener Zeit schreibt. Natürlich nicht über den Krieg selbst, denn das fiel unter die Zensur. Aber manchmal findet man in verschleierter Form etwas darüber oder man bangt einfach nur darum zu erfahren, wie es beispielsweise ihren Söhnen ergeht.

Heute erinnern in Hamburg zwei Stolpersteine an Minna und Gustav Wächter.
Der genaue Standort kann man unter http://stolpersteine-hamburg.de einsehen.