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Benutzername: 
Lilian

Bewertungen

Insgesamt 31 Bewertungen
Bewertung vom 20.07.2024
Yrsa. Journey of Fate / Yrsa - Eine Wikingerin Bd.1
Bröhm, Alexandra

Yrsa. Journey of Fate / Yrsa - Eine Wikingerin Bd.1


sehr gut

Als junge Frau lebt sie halb ausgestoßen und mittellos am Rand ihres Dorfes - und doch schlägt sie sich furchtlos durchs Leben, träumt davon Wikingerin zu werden, und beschützt ihren Bruder als ihr letztes Familienmitglied bis aufs Blut. Als Yrsas Bruder plötzlich verschindet, scheut sie vor nichts zurück um ihn zu suchen. Dabei stellt sie ihre eigene Rolle als Frau in der Gesellschaft in Frage, hält sich nicht an Konventionen und entdeckt eine neue Welt in Städten, Freundschaften, ihrer eigenen Stärke und der Magie und Mythologie ihrer Zeit.

Eine mitreisende Geschichte um die junge Protagonistin Yrsa, die sich als starke, unabhängige Frau ihren eigenen Weg bahnt. Auf ihrer Reise durch den Norden Deutschlands nimmt sie uns auch mit in die damalige Zeit (ca 860), die die Autorin wunderbar lebensecht, detailreich und greifbar rekonstruiert. Ich bin begeistert, wie realisitisch die Autorin die Romanwelt in die echte Historie unserer Welt eingebaut hat. Und diese mit einer emotional mitreisenden, spannenden und sich entwickelnden Geschichte verwoben hat. Ganz großes Lob! Ich freue mich schon auf die Fortsetung.

Besonders empfehlen würde ich das Buchen jungen LeserInnen (YA, NA). Die Romanwelt und Geschichte sind für alle Alterklassen interessant, wie ich finde, die Charaktere bewegen sich jedoch im Altersrahmen von grob 17-22 und beschäftigen sich daher auch eher mit Charakterentwicklung und Emotionen von Heranwachsenden. Diese sind auch durchaus sehr gut nachempfunden und gut dargestellt, als erwachseneR LeserIn können einem die wirren Jugendgefühle doch ein wenig viel werden (vorallem wenn man das Buch in wenigen Tagen verschlingt ;) ).

Bewertung vom 28.06.2024
Die Perserinnen
Mahloudji, Sanam

Die Perserinnen


weniger gut

Nach über der Hälfte hat mich das BUch bisher leider immer noch nicht so recht gecatched.

Im Prinzip wechselt die Geschichte zwischen dem aktuellen Leben der Frauen in den USA und der iranischen Geschichte hin und zurück. Ich hatte gehofft, dass es mehr Bezug dazu gibt, wie die Charakterinnen mit ihrem Erbe umgehen und wie sie sich in die USA einfügen.
Jedoch kommt es zumindest mir so vor wie ein Revival von Gossipgirl, nur eben mit hauptsächlich iranisch-stämmigen Charakteren und Zwischenrufen der iranischen Geschichte. Die Rückblicke beziehen sich dabei hauptsächlich auf das Innenleben der Charaktere, das Weltgeschehen passiert eher im Background.

Irgendwie bin ich einfach mit keinem der Charaktere warm geworden. Es spielt sich alles in der upper-class ab und alles ist super luxuriös, wozu ich keinen Bezug gefunden habe. Damit einher geht auch wie die Charactere miteinander umgehen und mit welchen Problemen sie isch auseinandersetzen - auch hier fehlt für mich die persönliche Bezugsebene.
Die Idee, die Geshichte über ca 5 Charaktere und 3 Generationen zu spannen finde ich im Prinzip sehr gut. In diesem Setting hat sich meine lauwarme Begeisterung dann aber auf 5 Handlungsstränge aufgeteilt - dabei habe ich dann leider irgendwann die Lust am Lesen verloren.

An sich ein gutes Buch, das die iranische Geschichte aufgreift und durch starke, rebellische, weibliche Hauptcharaktere wiedergibt. Nur leider dann doch nicht mein "cup of tea" durch den überspitzten Luxus, den stellenweise mangelnden Bezug zum Thema der iranischen Geschichte und Kultur und die Charaktergestaltung.

Bewertung vom 21.05.2024
Bücher und Barbaren / Die Viv-Chroniken Bd.2
Baldree, Travis

Bücher und Barbaren / Die Viv-Chroniken Bd.2


sehr gut

Wer Legends and Lattes kennt, weiß schon dass es sich auch in diesem Prequel um einen richtig gemütlichen wohlfühl Fantasy-Roman mit Spannungsbogen handelt.

Kaum hat Viv es endlich in ihre Kampftruppe geschafft, wird sie verwundet und muss in einem Provinzdorf ausharren, bis sie wieder Gesund ist und ihr Trupp sie auf dem Rückweg einsammeln kann. Während ihre Kollegen einer Nekromantin nachjagen, macht es sich Viv in Murk so gemütlich wie möglich.
Untätigkeit ist nichts für sie und so entschließt sie sich den Buchladen "Disteldorn" mit auf Vordermann zu bringen und entdeckt dabei nicht nur ihre Liebe zum Lesen sondern auch zahlreiche tiefe Freundschaften - ihre "found family". Wie es das Schicksal so will ist aber natürlich nicht so einfach und die Dorfidylle wird von der umtriebigen Nekromantin in Mitleidenschaft gezogen.

Baldree hat es mal wieder geschafft ein Werk zu entwerfen, dass sich so cozy gemütlich wie die heimatliche Couch anfühlt und dabei so spannend ist, dass man es nicht weglegen möchte.
In dieser Vorgeschichte zu Legends and Lattes stehen eher die "Nebencharaktere" im Vordergrund und Viv als "Hauptcharakter" der Geschichte dient eher als Augen und Ohren des Lesers. Das hat mir gut gefallen, da man so sowhwohl Vivs Vorgeschichte kennenlernt und die Geschichte gleichzeitig vielfäliger und lebendiger wird.
Ich weiß nicht was ich sagen soll, außer: absolute Lese-Empfehlung für alle auf der Suche nach comfy-cozy Fanatsy die sich sowohl für junge als auch erwachsene Leser eignet.

Lieblingszitate:
Es fühlte sich an, als würde sie klein beigeben, wenn sie auch nur in Erwägung zog, das Buch zu lesen. Als würde sie das verweichlichen. Schwach machen, ihren Kampfgeist lähmen. Jemand der lieber faulenzte und studierte, statt in die Schlacht zu ziehen und zu siegen. Viv schlug die erste Seite auf.

„Vielleicht ist das also das Problem? […] Ich meine … die Dinge immer weiter auf dieselbe Weise zu tun. […] Wenn du etwas ändern könntest, was wäre das?“
„Sehr viel. […] Ich bin so mit den großen Problemen beschäftigt, dass ich gar nicht an die kleinen Dinge denke.“

Eigentlich sollte das alles immer ziemlich offensichtlich sein, aber die Charaktere in den Büchern irren sich ständig. Zum Teufel, die Autoren irren sich. Vielleicht steht das in der Geschichte, die die geschriebenen Worte erzählen, aber wenn du über das Ende hinaus lesen könntest? Die Worte lesen könntest, die nicht geschrieben wurden? Vielleicht endet es dann ganz anders.

Bewertung vom 24.04.2024
Die Stimme der Kraken
Nayler, Ray

Die Stimme der Kraken


ausgezeichnet

4.5/5 Sterne

Der Mensch hat das Ökosystem an den Rand gedrängt. Auf einer Insel in Vietnam wurden jedoch Anzeichen dafür entdeckt, dass eine Krakenart sowohl Intelligenz als auch eine Kultur entwickelt hat. Wissenschaftler versuchen, den Kontakt zu ihnen herzustellen und sie vor der menschlichen Gier zu schützen.
Alles in allem ist dies ein erstaunlicher Roman über menschliche Werte und was es bedeutet, ein Mensch zu sein.
Dies ist wie eine schnellere, schlankere Version von Der Schwarm (Schätzing), vermischt mit Ich und die Menschen (Haig) - beides absolute Meisterwerke, die ich nur empfehlen kann.
Die Stimme der Kraken verbindet den Öko-Thriller Aspekt und die Unterwasserwelt von "Der Schwarm" mit der Erforschung der menschlichen Werte und der Ethik von "Ich und die Menschen". Das ist sehr gut gelungen. Es ist eine schnelle, leichte, unterhaltsame und berührende Lektüre. Außerdem regt es zum Nachdenken darüber an, welche Prioritäten man im eigenen Leben setzen sollte.
Außerdem: Dieses Buch ist einfach SO schön.

Trigger-Warnungen:
Entführung, Versklavung, Zwangsprostitution, Menschenhandel, Mord, Brutalität, Selbstverletzungen, (Öko-)Terrorismus, Erwähnung von Krieg

Lieblingszitate:
Sinn ist keine neuronale Berechnung im Gehirn, keine sorgfältig aufgetragenen Tintenkleckse auf einem Blatt Papier und auch keine dunklen und hellen Bereiche auf einem Bildschirm. Sinn hat keine Masse und keine Ladung. Er nimmt keinen Raum ein- und trotzdem kann ein Sinngehalt zu globalen Veränderungen führen.

Trotz allem, was wir dem Meer angetan haben, trotz allem, was wir dieser Welt angetan haben, bahnt sich das Leben seinen Weg.

Was tun wir Menschen denn überhaupt, das diesem Lebewesen kein Gefühl der Bedrohung vermittelt? Und die Antwort ist – so gut wie nichts. […] Seine Erfahrung mit den Menschen ist geprägt von Gewalt und Bedrohung. […] Wir sind ihre Nemesis. Wir sind der Feind.

Ich wollte die Freiheit haben, die Welt durch andere Augen zu sehen. Augen, die irgendwo anders waren. Überall. Ich wollte mich aus dem Gefängnis des Fleisches befreien, aus diesem geschlossenen Nervensystem, in dem ich gefangen war.

Ich habe mich auf die Unterschiede zwischen uns konzentriert. Dabei habe ich vergessen, wie viele Gemeinsamkeiten wir haben.

Bewertung vom 30.03.2024
You'd be Home Now
Glasgow, Kathleen

You'd be Home Now


gut

Während Joey gegen seine Drogensucht ankämpft, kämpft seine Schwester Emmy darum, ihr Leben in den Griff zu bekommen. Ihre Eltern scheinen sich nur um seine Sucht zu kümmern und darum, wie sich diese auf ihre soziale Stellung auswirkt. Emmy liebt ihren Bruder zutiefst, leidet aber gleichzeitig unter dem gleichen Schmerz, den wohl jeder Teenager durchmacht.

"You'd be home now" erzählt die Geschichte eines Kampfes gegen die Drogensucht - aber diesmal aus der interessanten Sicht eines "Halb-Außenseiters", der die Kämpfe und Probleme aufzeigt, die dieses Thema für Familie und enge Freunde mit sich bringt.

Es ist zwar keine weltbewegend neue Geschichte, aber dennoch von äußerster Relevanz sowie ein Plädolyer für Akzeptanz für Betroffene und Heranwachsende im Allgemeinen.


Trigger: missbräuchliche Beziehung (sexuell, elterlich), Mobbing/ Meidung, Drogensucht, Tod, Autounfall, Gespräch über sexuellen Missbrauch, Depression, Gespräch über Selbstmord, Obdachlosigkeit, Gespräch über Krebs, Lernbehinderung.

Bewertung vom 19.03.2024
Issa
Mahn, Mirrianne

Issa


sehr gut

Identität, Kultur, Geschichte

Mirrianne Mahn verknüpft kunstvoll die Geschichte von Issa, ihrer Mutter, Großmutter und Urgroßmutter zu einem erstaunlichen Bild des Lebens der Frauen in Kamerun zwischen der Kolonialzeit 1900 und heute. Die verschiedenen Zeitlinien und Sichtweisen verleihen dem Buch viel Tiefe, indem sie die Kämpfe und Errungenschaften aller fünf Frauen sowie die Geschichte, Kultur, Spiritualität und das Leben im Laufe des Jahrhunderts darstellen.

Issa wurde in Kamerun geboren und wuchs in Deutschland auf. Als junge Erwachsene keht sie in ihr Mutterland zurück, um sich auf die Geburt ihres ersten Kindes vorzubereiten. So knüpft sie durch die Riten an die Spiritualität ihrer Familie an und erfährt durch ihre Großmutter und Urgroßmutter mehr über deren Leben. Durch diese Reise findet Issa u sich selbst und erkennt ihren eigenen Wert und findet den Mut für sich selbst und ihr Kind einzustehen.

Ein tolles Buch über starke Frauen und Kameruns Geschichte und Kultur. Sehr empfehlenswert.

Bewertung vom 19.02.2024
Das Lächeln der Königin
Gerhold, Stefanie

Das Lächeln der Königin


gut

Um ehrlich zu sein hatte ich mir etwas mehr von diesem Buch erwartet.
James ist um 1912 in Berlin ein angesehener und erfolgreicher jüdischer Unternehmer. Sein Vermögen nutzt er nicht nur für den wirtschaftlichen Wachstum seiner Firma, sondern auch für wohltätige Zwecke und hauptsächlich für Kunsthandel und die Unterstützung archäologischer Grabungen in Ägypten. So gelangt auch die Büste der Nofretete durch seine Hände in ein Berliner Museum.
Hier mischen sich nun die französisch-britischen EInflüsse in der Ägyptischen Politik ein sowie der Erste Weltkrieg, wachsender Antisemitismus und Hyperinflation in Deutschland und persönliche Schicksalsschläge.

An sich eine Erzählung mit dem Potential all diese Geschehnisse durch den persönlichen Blick von James zu beleuchten.
Jedoch ist derHauptcharakter meiner Meinung nach übermäßig stoisch geraten - ich hatte den Eindruck, dass ihn weder der Krieg um ihn herum, der Niedergang seiner Ehe, der Tod von Familienmitgliedern oder die wirtschaftlichen Herausforderungen seiner Firma durch die Inflation besonderns interessieren oder emotional berühren. Ihn scheint nur die Büste der Nofretete zu interessieren, für die er sich jedoch auch nicht übermäßig einsetzt. Der Charakter, der unser einiziges Fenster in diese Welt ist, fühlt isch für mich leider recht platt an.

Allerdings ist und bleibt die Erzählung über diese Zeitspanne in Deutschland aus historischer Sicht sehr interessant und zeigt noch einmal mehr was das alles im Alltag für die Bevölkerung bedeutete.

Zudem wirft das Buch moralische Fragen zum Kunsthandel allgemein auf und insbesondere zum Schicksal archäologischer Funde: Gehört das Fundstück dem Land und somit der Kultur, in der es gefunden wurde, oder gehört es dem Finder?

Bewertung vom 12.02.2024
Trophäe
Schoeters, Gaea

Trophäe


ausgezeichnet

Auf der Jagd nach Großwild, auf der Suche nach Ethik.

Hunter will sich endlcih seinen Traum der big 5 erfüllen und "sein" Nashorn schießen. Seine teuer erstandene Jagdlizenz soll paradoxerweise dem Schutz der Nashörner zu Gute kommen. Diese an sich schon verdrehte Logik wird noch düsterer, als die Jagd vereitelt wird und ihm stattdessen die Jagd auf die "big 6" angeboten wird. Hunter ist getrieben von seinen wirren Moralvorstellungen und Trieben bis sich die ganze Lage kafkaesk zuspitzt.

Es wird jedoch nicht nur Hunter beleuchtet, sondern vorallem wie mit den indignen Völkern in Afrika umgegangen wurde und wird, welche Ereignisse sie schon überstanden haben, welche kämpfe sie gerade austragen und ihre Suche in alldem nach ihrer eigenen Identität.

Neben der spannenden und moralisch aufgeladenen Handlung gewinnt "Trophäe" den Leser auch durch seine lebendigen Charaktere und eine Erzählweise, die einen vollkommen mitnimmt. Man sieht praktisch die Savanne und den Busch um sich, auch wenn man noch nie in Afrika war.

Alles in allem ein durchweg gelungenes Buch, sofern man sich auf die düsteren Wendungen einlässt.

Bewertung vom 06.02.2024
Nachbarn
Oliver, Diane

Nachbarn


sehr gut

Eine Sammlung mächtiger Kurzgeschichten mitten im und über das Leben Dunkelhäutiger Menschen im Amerika um 1960.
Gekonnt nimmt Oliver uns Leser mit in ganz private Szenen, die dennoch mit der ganz großen Politik und anti-Segregations-Bewegung verwoben sind. Meist lässt sich garnicht trennen ob es um die Herausforderungen des Einzelnen geht oder der gesamten Bevölkerung.
Ein wichtiges Werk, das man kennen sollte um sich mit der Kultur und leider auch den aktuellen Wirrungen in Amerika auseinanderzusetzen.

Die Charaktere sind lebensecht und tiefgründig geschrieben, man fühlt isch wie in einer Zeitmaschine. Es ist ein echt gutes Buch, aber kein leichtes. Die Geschichten greifen den O-Ton an Frustration und Isolation auf, der in dieser Zeit wohl geherrscht haben muss.

Eine wichtige Stimme einer jungen dunkelhäutigen Amerikanerin ihrer Zeit.

Bewertung vom 01.01.2024
Lichtungen
Wolff, Iris

Lichtungen


sehr gut

Rumäniens Geschichte, Alltag, Familienleben und Politik - all das lernt man aus Levs Sicht kennen. Zudem treiben ihn Fragen rund um Freundschaft und Identität um. Rundum ein sehr lesenswertes Werk!

Durch einen Unfall kann Lev einige Zeit das Bett nicht verlassen und Kato wird ihm zur Seite gestellt, damit er mit dem Schulstoff auf dem Laufenden bleibt. Daraus ergibt sich eine innige Freundschaft. Als beide auf der Suche nach der eignen Identität getrennte Wege gehen, wird ihr Verhältnis loser. Doch schlussendlich besucht Lev Kato auf ihrer Reise und die alte Freundschaft setzt sich fort.

Dass die Kapitel des Buches "rückwärts" angeordnet sind, also vom Jetzt ins Früher laufen, hat mich zunächst irritert. Schon bald fand ich das aber einen erzählerisch ziemlich genialen Griff. Das Werk ist eine Art Lebensrückblick aus Levs Augen - was hat ihn (und Kato) an die Stelle gebracht, an der siee jetzt sind? Wieso haben sie sich entzweit? Worauf gründet ihre Freundschaft? Wieso lag Lev überhaupt mit gelähmten Beinen im Bett?

Ich finde auch schön, wie Levs Charakter aufgebaut ist. Anhand seines Lebens erhält man ganz natürlich Einblicke ins "rumänische Innenleben" - wie funktioniert seine Familie und die seiner Freunde? Wie verläuft der Alltag für ihn und sein Umfeld? Welchen Herausforderungen musste er und seine Vorfahren sich stellen - auch mit Blick auf die Politik? Mit liebevoll eingestreuten Details vermittelt Iris Wolff ein authentisches und lebendiges Bild von Rumänien im Verlauf der letzten 1-2 Generationen. Absolut empfehlenswert! Das sit das erste Buch in dem ich tatsächlich Notizen in die Margen geschrieben habe, da ich die mir bisher unbekannten Details des Rumänischen Lebens so interessant fand.

Meine einzigen kleineren Mankos sind, dass mir die Charaktere stellenweise doch sehr passiv erscheinen (nie redet jemand wirklich miteinander oder nimmt das eigene Schicksal in die Hand - mit Ausnahme von Katos Ausbruch aus ihrer Realität). Die Zeitlinie hat mich an wenigen Stellen etwas verwirrt, da ich nicht immer direkt Anzichen gefunden habe aus welcher Episode von Levs Leben gerade erzählt wird. Da mitunter auch Erzählungen und Rückblicke von anderen Charakteren eingesetreut sind war ich teilweise etwas konfus.
Ich hätte mir auch gewünscht früher vom Zitat-Verzeichnis mit Übersetzungen zu wissen. Vor jedem Kapitel ist ein Zitat in diversen Sprachen eingestreut - leider konnten mir beim Lesen auch diverse Übersetzungs-Tools nicht weiterhelfen. Ich hätte mir direkt auf den Seiten eine Übersetzung (und vllt Quellenangabe) im Fußtext der Seite gewünscht, um das Feeling voll mitnehmen zu können.

Ansonsten kann ich das Buch wirklich nur empfehlen!

Lieblingszitate:
Zugehörigkeit ist vielleicht nichts anderes als eine Entscheidung.

Er sei, sagte Ferry, in seinem Leben einiges gewesen. Er sei als Österreicher in dieses Jahrhundert gestartet und, obwohl er sich geographisch nicht vom Fleck bewegt hatte, Rumäne geworden, dann Ungar and habe schließlich, auch wenn sein Pass ihn jetzt wieder als Rumänen auswies, entschieden, er bleibe Österreicher. […] Warum sollte die eigene Entscheidung schlechter sein als jene, die irgendwelche Leute in irgendwelchen Hauptstädten trafen?

Ihr Deutschen lebt in der Straße, seid ganz mit eurem Haus verwachsen, zieht die Vorhänge zu, verbergt euch im Hof wie ein Fuchs in seiner Höhle. Wir Rumänen jedoch leben auf der Straße, für jeden sichtbar, ansprechbar.

Die Kunst war ein Spiel zwischen Zeigen und Verbergen. Das Leben auch? Manches konnte man in sich verstecken, bis man vergaß, dass es einmal da gewesen war. Anderes nicht.

Jedes Land, jede Stadt, jedes Bild hat mir gezeigt, wer ich bin. Was mir wichtig ist. […] Ich musste fortgehen, um es herauszufinden.