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Martina
Wohnort: 
Bamberg

Bewertungen

Insgesamt 13 Bewertungen
12
Bewertung vom 30.11.2015
Bestrafung / Lene Jensen & Michael Sander Bd.2
Jacobsen, Steffen

Bestrafung / Lene Jensen & Michael Sander Bd.2


sehr gut

Das Thema des Thrillers "Bestrafung" von Steffen Jacobsen ist momentan leider mehr als aktuell: In Tivoli, dem beliebtesten Vergnügungspark von Dänemark sprengt sich ein Selbstmordattentäter in die Luft und tötet so mehr als tausend Menschen. Das Land erscheint wie gelähmt und verschiedene Ermittlungsspuren laufen ins Leere. Erst als die psychisch und physisch gezeichnete Kommissarin Lene Jensen dieses Attentat mit dem vermeintlichen Selbstmord der Muslimin Ain in Verbindung bringt, nimmt der Fall fahrt auf. Unterstützt wird sie dabei von dem Privatdetektiv Michael Sander, den sie augenscheinlich von früher kennt. Obwohl dies bereits der zweite Fall ist, an den dieses Ermittlerduo zusammen arbeitet, muss man den ersten teil nicht gelesen haben, um die Handlung zu verstehen. Auch die Entwicklung der Protagonisten, die diese während der Geschichte durchlaufen, ist in diesem Buch gezeichnet von dem besonders schweren Fall.
„Bestrafung“ ist ein spannender Thriller, der den Leser mehr als einmal durch überraschende Wendungen begeistert. Außerdem versteht es der Autor seine handelnden Personen bis ins Detail genau zu zeichnen und die Charaktere zum Leben erwecken zu lassen.
Diese Buch ist es trotz oder gerade wegen seiner Aktualität mehr als wert, gelesen zu werden.

Bewertung vom 15.09.2015
Worte in meiner Hand
Glasfurd, Guinevere

Worte in meiner Hand


ausgezeichnet

Die schönsten Geschichten schreibt das Leben, so sagt man und auf das den Roman „Worte in meiner Hand“ trifft das auch auf jeden Fall zu. Die Liebesgeschichte von René Descartes und Helena ist historisch belegt und wird nun durch die Worte von Guinevere Glasfurd zum Leben erweckt. Im Amsterdam des 17. Jahrhunderts verliebt sich die junge Magd Helena, die im Haus eines Buchhändlers angestellt ist, in dessen Gast Descartes. Die erste zarte Annährung wird durch die beidseitige Liebe zu Worten und Wissen genährt. Helena, die, für ihre Stellung ungewöhnlich, lesen und schreiben kann, ist fasziniert von dem belesenen Philosophen. Dieser wiederum genießt es, der Magd nebenbei Unterricht zu erteilen. Mit Helenas Schwangerschaft wird jedoch deutlich, dass die Gesellschaft dieser Zeit nicht reif ist für eine Beziehung über Standesunterschiede hinweg. Erst fast zwei Jahre nach der Geburt der gemeinsamen Tochter Francine finden die beiden wieder unter einem Dach zusammen. Auch ohne den historischen Hintergrund zu kennen, kann man als Leser bald erahnen, dass diese Liebe nicht glücklich enden kann. Dennoch schafft es die Autorin aus dem Stoff nicht nur eine unglückliche Liebesgeschichte zu stricken, sondern den Leser mit auf eine Reise in das Holland des 17. Jahrhunderts zu nehmen, in dem das Land eine bedeutende Kolonialmacht war. Doch nicht nur die geschichtliche Kulisse, auch die Figur des René Descartes und die der Helena werden von der Autorin zeittypisch und überzeugend gezeichnet. Descartes versucht immer wieder sich die Liebe zu seiner Tochter und auch zu Helena zu beweisen, doch gleichzeitig steht er an einer wichtigen Schwelle seiner Karriere. Helena dagegen tut sich schwer, nur als Magd gesehen zu werden, muss sich aber letztlich damit abfinden, dass die Welt ihres Philosophen nie die ihrige sein wird. Genau diese Zerrissenheit der beiden Hauptfiguren stellt die Autorin meisterhaft dar und macht ihren Roman damit zu einem besonderen Leseerlebnis.

Fazit: „Worte in meiner Hand“ ist das ideale Buch für Abende, die man jetzt wieder öfter auf dem Sofa verbringt

Bewertung vom 01.07.2015
Die Suche
Louth, Nick

Die Suche


sehr gut

„Die Suche“ von Nick Louth ist ein wirklich gelungener Thriller über die Gefahren einer unterschätzen Krankheit – in diesem Fall Malaria. Der Topos einer Seuche oder eines Virus, das nicht oder nur schwer in den Griff zu kriegen ist, macht das Buch in Zeiten von Mers oder Ebola gleichzeitig topaktuell. Die Handlung besteht aus mehreren Strängen, die parallel entwickelt werden. Zentrale Figur des Geschehens ist der Künstler Max Carver, dessen Freundin Erica spurlos verschwunden ist und der sich auf die Suche nach ihr begibt. Der Leser lernt Erica, eine führende Wissenschaftlerin auf dem Gebiet der Malariaforschung, durch ihre Tagebucheinträge kennen, die zurück in das Jahr 1992 und nach Afrika führen. Neben Max Suche nach Erica findet im gegenwärtigen Holland der Kampf gegen eine bisher unbekannte Form von Malaria statt. Nach und nach wird deutlich, dass dieses Buch mehr ist als nur die Suche nach einer Frau oder einem Heilmittel. Die Suche ist v.a. eine gelungene Darstellung eines Weges mit der Vergangenheit umzugehen.

Bewertung vom 21.05.2015
Der Tag, als wir begannen, die Wahrheit zu sagen
Juby, Susan

Der Tag, als wir begannen, die Wahrheit zu sagen


sehr gut

Susan Jubys neuem Buch „Der Tag, als wir begannen, die Wahrheit zu sagen“ liegt ein Gedanke zu Grunde, mit dem jeder schon einmal gespielt hat: Seinem Gegenüber schonungslos die Wahrheit zu sagen, bzw. diesen direkt mit kursierenden Gerüchten konfrontieren.
Die drei Freunde Dusk, Neil und Norm, Schüler an einer Kunstakademie, nehmen sich dieses Projektes an und präsentieren jede Woche einem ihrer Mitschüler die vermeintliche Wahrheit in Form einer gezielten Frage. Keiner aus diesem Dreiergespann ahnt jedoch, was sie damit lostreten. Denn letztlich ist es wohl nicht nur ein geheimer Wunsch nach Wahrheit, der in uns wohnt, sondern auch nach dem richtigen Menschen, der im richtigen Moment die richtige Frage stellt und dem man sich dann öffnen kann. Eben dies gelingt der selbsternannten „Wahrheitskommission“. Doch die Freunde haben damit nicht nur Erfolg in ihrem Umfeld, sondern beginnen auch ihr eigenes Leben kritisch zu hinterfragen und nach Lösungen für ihre eigenen Probleme zu suchen.
Angelegt ist die gesamte Handlung als Essay, der aus der Feder der Protagonistin Norm stammt. Die essayistische Darstellungsweise unterstützt dabei sehr gelungen das Wahrheitsexperiment der drei Freunde, weil diese dem Geschehen einen überzeugenden realistischen Anstrich gibt. Zwar haben die Handlungstragenden alle Probleme, die man sich bei Jugendlichen in diesem Alter so vorstellen kann (die Spannbreite geht von Liebeskummer bis zu Drogenmissbrauch), doch Susan Jubys Buch einfach in diese Schublade zu stecken, würde diesem nicht gerecht. Die Autorin hat überzeugend ein Experiment durchgespielt, das wahrscheinlich jeder gerne einmal durchführen würde und hat damit definitiv einen Nerv getroffen.

Bewertung vom 19.04.2015
Schuld war Elvis
Salentin, Rebecca Maria

Schuld war Elvis


gut

Im Zentrum des Romans Schuld war Elvis von Rebecca Maria Salentin steht Hebron und ihre Suche nach sich selbst. Ihre Geschichte umgibt die Autorin mit zahlreichen Einzelepisoden, die das Leben der beiden Generationen vor Hebron schildern. So entsteht ein moderner Generationenroman, der witzig, liebevoll und detailreich die Geschichte von Hebron und ihrer Familie erzählt. Das Mädchen mit dem ungewöhnlichen Namen ist die Erstgeborene einer Mutter, die, ihrem Traum von einer perfekten Familie nachhängend, immer wieder an die falschen Männer gerät. Besonders der erste Teil dieses Buches beschreibt in Verbindung mit der Familiensaga die Versuche und das Scheitern von Hebrons Mutter, die aber immer wieder von ihrer großen Familie aufgefangen wird. Doch dieser Zusammenhalt beginnt mehr und mehr zu bröckeln, was letztlich für Hebron bedeutet, dass sie immer mehr Tätigkeiten ihrer Mutter übernehmen muss, um diese zu unterstützen. Dass Hebron dabei zunehmend unglücklicher wird, erkennt sie nicht. Für diese wiederum wird im Laufe der Handlung die Frage nach ihrem Vater immer eindringlicher, glaubt sie doch durch ihn einen Weg raus aus ihrer Lebenssituation zu finden: „Mit der Zeit hatten die Träumereien wieder überhandgenommen, hatten die Fantasien vom charmanten, weltgewandten, jovialen Vater sich über das reale Bild geschoben…“ Schließlich macht sie auf eine Reise ins Ungewisse, um diesen Vater zu finden und um sich selber zu finden.
Schuld war Elvis ist ein Roman, der nicht nur Hebron auf eine Reise schickt, sondern auch den Leser. Die anekdotenreiche Handlung mit ihren zahlreichen, bunten Personen bietet jedem die Möglichkeit, sich in eine Figur hineinzufühlen, denn bei der Hauptperson gelingt dies leider nicht immer, dafür bleib sie, besonders am Anfang, zu schemenhaft.

Bewertung vom 03.03.2015
Die Falle
Raabe, Melanie

Die Falle


ausgezeichnet

Im Zentrum des Romans Die Falle von Melanie Raabe steht die Bestsellerautorin Linda Conrads, die nach dem Mord an ihrer Schwester Anna vor zwölf Jahren ihr Haus nicht mehr verlassen hat und sich im Laufe der Zeit so ihre eigene geistige Falle gebaut hat. Diese muss sie nun versuchen zu verlassen, um den Journalisten Victor Lenzen in eine reale Falle zu locken, als sie diesen während eines Fernsehberichtes als Mörder ihrer Schwester wiedererkennt. Die als öffentlichkeitsscheu bekannte Linda überlegt sich einen, ihrer Meinung nach durchdachten, Plan um den Journalisten zu einem Geständnis zu bringen. Was bereits wie ein ganzer Roman klingt, ist erst der Auftakt zu der eigentlichen Handlung, in deren Mittelpunkt ein furioses verbales Aufeinandertreffen der beiden Widersacher steht. Melanies Raabes große Kunst ist es dabei, das Gespräch so detailliert aufzubauen, dass der Leser das Gefühl hat, von Anfang an und quasi in Echtzeit dabei zu sein. Nach und nach wird klar, dass eine Falle mehr als eine Dimension haben kann – sowohl für Linda als auch für Victor.
Die Handlung der Falle ist von der ersten bis zur letzten Seite spannend und ein echter Pageturner, den man erst wieder weglegt, wenn die letzte Seite gelesen ist.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.02.2015
Die Quelle
Chanter, Catherine

Die Quelle


sehr gut

Es fällt kein Regen mehr, das Land trocknet immer mehr aus und die Menschen können ihr Leben, das für sie alle selbstverständlich war, nicht mehr leben. Dies ist ein durchaus denkbares Szenario, wenn es sich nicht, wie in Catherine Chanters Debutroman „Die Quelle“ ausgerechnet in England abspielen würde, einem Land, in dem der Regen schon fast sprichwörtlich ist.
Doch nicht die ganze Insel ist von der Dürre betroffen, denn dem Ehepaar Mark und Ruth gehört ein Fleckchen Erde, auf dem alles gedeiht, weil die Erde von einer nicht versiegenden Quelle gespeist wird und über dem es zusätzlich regnet. Während im Rest von England die Dürre mehr und mehr zum Problem wird, wähnen sich die beiden in ihrem eigenen kleinen Paradies glücklich. Jedoch wird dieses erst durch den Neid der Mitmenschen zu ihrem Gefängnis und am Ende zu ihrem ganz persönlichen Schicksal: „Ich habe alles in dieses Stück Land investiert, es sollte unsere Zuflucht werden, unser idyllischer kleiner Bauernhof, aber von klein kann keine Rede mehr sein, findest Du nicht auch?“ resümiert Mark gegen Ende der Handlung und beschreibt damit ihren Berg von Problemen, der im Verlauf der Handlung immer größer wird. Dabei bekommt der Leser gleich zu Beginn der Geschichte den Eindruck, dass der Umzug auf das Land und die Flucht aus London das Einzige ist, was dem Leben des Ehepaares noch eine positive Wendung geben kann. Aber während der Zeit auf ihrer Farm, die sie „die Quelle“ nennen, sind beide zu anderen Menschen geworden.
Catherine Chanters Buch spielt mit der Psyche des Lesers. Obwohl oder gerade weil die äußerlichen Umstände der Handlung so surreal erscheinen, fragt man sich unweigerlich selbst, wie hätte ich in diese Situation reagiert? Erzählt wird aus der Sicht Ruths, die immer wieder zwischen den einzelnen Zeitspannen, die sie an der Quelle verbringt, wechselt, sodass man erst am Ende die gesamte Geschichte überblickt.
Der Roman besticht durch die sorgsam dargestellte, innere Entwicklung der Charaktere, auch wenn diese Beschreibungen und besonders Ruths innere Monologe zuweilen Längen haben.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.01.2015
Kellerkind / Kommissar Waechter Bd.1
Neubauer, Nicole

Kellerkind / Kommissar Waechter Bd.1


sehr gut

Nicole Neubauers Kellerkind beschreitet neue Wege eines Regionalkrimis. Zwar ist die Handlung in München angesiedelt, doch stehen hier keineswegs die Sehenswürdigkeiten der Stadt oder Beschreibungen der Bevölkerung oder des Umlandes neben der Handlung im Mittelpunkt. Nur die Erwähnung einzelner Straßen oder die Ansässigkeit der Kommissare der „Soko Prinzregentenstraße“ in München, erinnern daran. Tatsächlich tut man Nicole Neubauer auch Unrecht, wenn man das Buch nur als Krimi bezeichnet. Die Geschehnisse werden von der ersten Seite an aus verschiedenen Perspektiven geschildert, die für den Leser zu Beginn noch nicht alle schlüssig erscheinen und erst im Laufe der Geschichte ein Bild ergeben. Dabei bekommen die Personen immer mehr Charakter und ihre Geschichten immer mehr Gewicht, dass diese auf dem Höhepunkt ebenso spannend sind wie der eigentliche Kriminalfall. Erzählt wird nicht ein Kriminalfall, sondern viele Einzelschicksale, die erst einen Fall daraus machen.
Ebenso vielschichtig wie die Erzählperspektiven stellen sich aber auch die einzelnen Facetten des Falls dar. Zu Beginn scheint es alles klar zu sein: Ein Junge wird blutüberströmt in der Nähe einer Leiche gefunden, die brutal niedergestochen wurde. Er und sein Vater gelangen schnell in das Visier der Ermittlungen, aber bald wird klar, dass die Lösung ebenso verworren ist, wie das Leben des Opfers rätselhaft war.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.09.2014
Unbändig
Collins, Courtney

Unbändig


gut

Die Grundidee des Buches ist zunächst unvorstellbar: Eine junge Frau vergräbt ihr zu früh geborenes Kind lebendig, nur um dann selber zu fliehen, da sie den Kindsvater ermordet hat. Eine solche Geschichte erzählt Courtney Collins in ihrem Debutroman Unbändig. Doch der Schauplatz erzwingt eine solche Handlung schon fast: Im australischen Outback des Jahres 1921, wo die Strukturen ganz wesentlich aus autarken Gemeinschaften und Selbstversorgungs-Farmen abseits der urbanen Zentren bestimmt waren, war das Überleben für eine auf sich gestellte Frau schon fast unmöglich.
Jessie, der Heldin des Romans, gelingt es nach einer unglücklichen Kindheit nicht, ihr Leben in geordnete Bahnen zu lenken und daher flüchtet die Getriebene in die Berge Australiens. Als der Tod schon ihr bester Vertrauter zu werden scheint, trifft sie auch eine Bande von Pferdedieben, denen sie sich anschließt. Doch auch dort holen sie die Taten ihrer Vergangenheit ein.
Die Erzählperspektive ist - besonders im ersten Teil des Buches - die ihres zum Sterben zurückgelassenen Kindes. Dadurch erhalten diese Seiten, die sehr befremdend wirken, eine zusätzliche Traurigkeit, die Jessies Ausweglosigkeit mehr als deutlich werden lässt. Doch Courtney Collins weiß mit Sprache umzugehen und das Schicksal ihrer Protagonistin damit gekonnt darzustellen. So wird in Unbändig die Geschichte einer Frau, die sich von feindlichen Lebensumständen nicht unterkriegen lässt, für den Leser in jeder Facette fassbar.

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