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ULO
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München

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Bewertung vom 27.12.2021
Rattennest
Bahrmann, Hannes

Rattennest


weniger gut

Im Süden nichts Neues
Ich bin wieder einmal reingefallen.
Auf den reißerischen Titel und Untertitel „ RATTENNEST Argentinien und die Nazis“.
Auf die Fotomontage des Umschlags mit dem Gesicht des SS-Gruppenführer Hans Heinrich Lammers in der schwarzen Uniform der Allgemeinen SS, geschönt mit dem tausendfach fotografierten Motiv vom „punto panorámico“ aus in Bariloche, Argentinien.
Auf den Satz auf dem Rückumschlag von Olivier Guez „…Fesselnd und wichtig...hilft zu verstehen, warum viele NS-Verbrecher nach Argentinien flüchteten…“
Reingefallen, wie man immer wieder einmal auf die Schlagzeilen der BILD-Zeitung reinfällt, um dann festzustellen, dass im Innenteil wenig Neues oder auch Falsches zum Thema steht und einem, kaum dass man die ersten Zeilen angelesen hat, das Geld reut, welches man ausgegeben hat. In diesem Fall 20.-€
Ich bin mir nicht sicher, ob die Monografie den ultimativen Anspruch erhebt, den Problemkomplex Argentinien und die Nazis abschließend zu behandeln, jedoch gibt es einen guten Überblick für diejenigen, die sich noch nie mit dem Thema beschäftigt hatten. Allerdings dürfte es dann auch jetzt einmal gut sein mit der Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels der Deutsch-Argentinischen Geschichte.
Wenn Pressestimmen davon schreiben, wie “… Bahrmann skrupulös recherchiert…“ und das Buch „… immer wieder zeigt, wie tief er sich in das Thema eingearbeitet hat…“, kann man dem nur bedingt zustimmen. Ein teilweises Copy-Paste aus Wikipedia, ohne die Originalquellen zu prüfen und im Anhang oder in einem Personenverzeichnis (beides fehlt hier zu einer journalistischen hochwertigen Arbeit) anzugeben, führt leider dazu, dass dies einmal mehr zu einem Buch der Sorte „Yellow Press“ wird.
Ein Beispiel ist der „Fall Priebke“, dem Bahrmann im Prolog 9 Zeilen und im vorletzten Kapitel „Der Putsch“ (warum da?) 14 Zeilen widmet. Priebke war weder Gestapomann (Bahrmann widerspricht sich im Buch auch selbst), noch lebte er unter dem falschen Namen Otto Pape in Bariloche. Auch war er bis zum Auslieferungsantrag 1994 (nicht 1993!) kein von der Bundesrepublik oder Italien gesuchter Kriegsverbrecher.
Sollte diese Art der Recherche bzw. Faktentreue („stand so im Internet“) sich in diesem Buch fortsetzen, befände man sich auf dem Niveau eines Referats eines Sechstklässlers.
Interessanter als die Geschichte des Peronismus über mehrere Kapitel hinweg auszubreiten, wäre es gewesen, die Rolle der Deutschen Gesandtschaft bzw. der Botschaft in Argentinien bis hin zu den 2000er Jahren zu beleuchten. Zum Beispiel war auch Erich Priebke dort bestens bekannt und veröffentlichte sogar im „Argentinischen Tageblatt“ immer wieder Artikel unter seinem Namen.
Die Beihilfe zur Vertuschung der Deutschen Botschaften in den Ländern, in die Nazi-Verbrecher flüchteten, war seit jeher ein offenes Geheimnis. Nur in den wenigsten Fällen (Chile - Colonia Dignidad) kam es ans Licht der Öffentlichkeit.
Vielleicht wäre dies ein Thema, zu welchem der profunde Lateinamerika-Kenner Bahrmann – vielleicht etwas sorgfältiger – als nächstes recherchieren möchte.

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