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Anne Lay

Bewertungen

Insgesamt 157 Bewertungen
Bewertung vom 31.07.2024
Die Frühstücksfrauen - Ein Geheimnis in Pommern
Seifert, Eva

Die Frühstücksfrauen - Ein Geheimnis in Pommern


ausgezeichnet

Marlene hat es nicht leicht. Frisch getrennt findet sie wenig Rückhalt bei ihrer strengen Mutter, um die sie sich als Einzelkind kümmert. Ihr Lichtblick zwischen Streit mit dem Ex, dem Hadern mit seinem Ausbruch aus der Ehe, und den Besuchen im Pflegeheim bei ihrer Mutter, sind die regelmäßigen Treffen von vier Freundinnen, eben den Frühstücksfrauen. Einmal im Monat trifft man sich zum gemeinsamen Frühstück und schüttet einander das Herz aus - oder auch nicht so ganz. Es wird deutlich, dass es untereinander zunächst auch Vorbehalte gibt, alles zu erzählen oder um Hilfe zu bitten.

Die Geschichte beginnt im Hier und Jetzt und aus einzelnen Erinnerungen der Mutter werden nach und nach stärkere Flashbacks, Träume aus deren Kindheit in Pommern.

Zunächst unmerklich gerate ich in den Sog der Ereignisse, erfahre vom Leben im Nationalsozialismus, Flucht und Kriegszeiten, und auch Marlene selbst macht sich buchstäblich auf die Reise in die Vergangenheit.

Dabei ist die Erzählung überwiegend dicht und zugewandt, das Schicksal der Figuren wird erlebbar.

Gemeinsam mit Marlene mache ich mich auf den Weg, dieses Kapitel deutscher Geschichte zu durchdringen, und freue mich über den Zusammenhalt und die Unterstützung der "Frühstücksfrauen".

Bewertung vom 22.07.2024
Das Einmaleins der Erholung
Altfeld, Dr. Sebastian

Das Einmaleins der Erholung


sehr gut

Pausen. Aus dem Sport weiß ich, dass sie genau so wichtig sind, wie das Training selbst.

Welche Bedeutung sie für mich im Alltag haben können, erfahre ich durch das Lesen des kleinen Büchleins, anhand der Gespräche des Löwen Leopolds. Dieser holt sich bei anderen Tieren Rat, wie er sein Leben in Zukunft besser gestalten kann.

Verschiedene Aspekte machen Pausen erholsam. "Etwas anderes tun als das, von dem man sich erholen will", ist - in meinen Worten - eine der Strategien, die mir in Erinnerung geblieben sind. Sowenig der Briefträger zur Entspannung spazieren geht, wird ein Lektor zur Erholung lesen. Aber wenn ich lange am Computer gesessen habe, kann eine andere Tätigkeit meinen Kopf entspannen, sei es Spazieren gehen oder Wäsche auffalten.

Gut gefallen haben mir die Merksätze am Ende jedes Kapitels, die die jeweilige Botschaft zusammengefasst haben, und eine kurze Übung bzw. Anleitung zum jeweiligen "Pausentypus".

Schwergetan habe ich mich andererseits mit der Mischung aus Tiergeschichte und Lehrerzählung. Das schien mir persönlich bisweilen recht platt übertragen und mein Kopfkino streikte bisweilen, wenn es um Leopold ging, der seine Notizen machte oder sein Smartphone wegsteckte. Auch die Vorstellung einer Schildkröte, die auf einem Geparden reitet, fand ich schwierig. Aber das ist mein persönlicher Geschmack.

Ich habe mich gefragt: Für wen ist dieses Buch verfasst worden?

Das Thema ist wichtig und wird aktuell vielleicht immer wichtiger, je schneller sich die Verhältnisse ändern und die Welt hektischer zu werden scheint. Ich hoffe, die Botschaft verbreitet sich.

Ach ja: Jetzt mache ich Pause.

Bewertung vom 14.07.2024
INSELorange
Jensen, Stina

INSELorange


ausgezeichnet

"Wir fahren zusammen nach Sizilien." Mit dieser Ansage überfällt Vicky Mutter ihre Tochter. Gegen das Misstrauen des Vaters und ihre eigene Frage, was die Mutter antreibt, diese Reise zu unternehmen, fliegen die beiden los und bald wird deutlich, dass es hier um eine Familie mit vielen Geheimnissen geht ...

Vicky soll die Reise auf Social Media beschreiben und begleiten. Diese Form des Reiseberichts hat mich amüsiert. Neben den Dialogen und Beschreibungen im Roman tauchen auch immer die Posts auf, die mitunter anderes beschreiben und eine etwas andere Sichtweise offenbaren.

Tja und dann geht es natürlich auch um eine Begegnung, eine beginnende Liebe und die Hindernisse, die es zu überwinden gilt. Kleinere und größere Katastrophen passieren und würzen diese besondere Reise.

Mir hat dieser Ausflug sehr gut gefallen: Gefühle und Träume der Figuren sind greifbar geworden, die Landschaft Siziliens erlebbar, und so durfte ich - wenn auch viel zu kurz - aus meinem Alltag aus- und zu dieser Lesereise aufbrechen.

Die Autorin schafft es einmal mehr, mich auf eine Insel mitzunehmen und mir Menschen zu präsentieren, deren Schicksal mich berührt und mit denen ich mitfiebere, um zu erfahren, ob es gut ausgeht.

Bewertung vom 15.10.2023
Das kleine Bücherschiff
Hansen, Tessa

Das kleine Bücherschiff


ausgezeichnet

Eine frische Trennung, ein Neuanfang ... und ganz viele Bücher. Also schon mal ein guter Start in eine turbulente Geschichte.

Miri baut mit einer Freundin eine Buchhandlung auf einer alten Hafenbarkasse auf. Beim Lesen bin ich in Hamburg unterwegs, genieße das maritime Flair von Wasser und Schiffen und versinke in den Hindernissen und Geschenken, die Miri widerfahren. Es wird nie langweilig, auf dem langen Weg zum eigenen Laden, der soviel mehr ist als eine Buchhandlung.

Dann der Nachbar Henning, lohnt der einen Neuanfang? Ist der womöglich ganz anders und hintertrieben?

Mir hat das Buch sehr gut gefallen.

Bewertung vom 15.10.2023
An des Haffes anderm Strand
Hildebrandt, Annette

An des Haffes anderm Strand


ausgezeichnet

Das erste, was mir beim Lesen auffiel, ist der eigene Stil dieser Erzählung. Es ist mein erstes Buch, in dem gleichsam beim Schildern der Ereignisse immer wieder kommentiert wird. Was mich zunächst stolpern ließ, wurde schnell zur Gewohnheit und immer öfter ein Anlass zum Schmunzeln. Doch, worum geht es?

Wir beginnen mit dem etwas kauzigen Lehrer Preuß senior, der sich sich eine Frau sucht - nein, er entscheidet sich spontan für die, die gerade "verfügbar" ist ... Was wenig sentimental beginnt, wird die Familie, in die Arthur Preuß hineingeboren wird. Vom Vater lernt er auf langen Wanderungen entlang der Nehrung (was das ist, und wie sich die Frische Nehrung auszeichnet, wird ausführlich beschrieben) vor allem zu schweigen. Später entschließt er sich, Theologie zu studieren ...

Für mich war es ein langer Leseausflug in längst vergangene Tage. Wie war es in der Provinz Ostpreußens mit dem Erstarken der Nationalsozialisten? Wie wirkte sich der Krieg aus? Von Flüchtlingstrecks, dem Untergang der Gustloff und ähnlichem hatte ich zuvor schon in Reportagen gehört und so fügen sich die geschilderten Ereignisse in ein grobes Rahmenbild und vervollständigen dieses.

Es ist für mich ein eher unbekanntes Stück deutscher Geschichte, da die "Ostgebiete" für mich höchstens als Faktenwissen im Geschichtsunterricht vorkamen. Dieses nun mit dem Schicksal einer Familie ausgefüllt zu lesen, hat mich sehr berührt. Die grobe Umrisszeichnung in meinem Denken bekam Farbe und Tiefe, wenn ich dieses Bild bemühen darf. Gleichzeitig wird einiges über das theologische Ringen Arthurs berichtet, der am Rand einer Verurteilung durch das NS-Regime versucht, seinem Gewissen zu folgen.

Mich hat der Roman tief bewegt und begeistert. Der Stil war ungewohnt, aber nachdem ich mich darauf eingelassen hatte, konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen.

Bewertung vom 04.07.2023
Möwen, Strand und Küstentod - Die verschollene Meerjungfrau
Larsen, Tilda

Möwen, Strand und Küstentod - Die verschollene Meerjungfrau


sehr gut

Ulla fährt zur Reha nach Usedom. Daheim lässt sie ihren Mann allein, in dessen Unternehmen sie arbeitet und zu dem die Beziehung gerade - schwierig zu sein scheint. Ihr Hobby sind nämlich Kriminalfälle und damit hat sie in der Vergangenheit für Unruhe gesorgt.

Sie fährt in die Reha und kommt dort einen Tag zu früh an. Was zunächst ein Fehler der Verwaltung ist, stellt sich als Fügung heraus, lernt sie dadurch doch Leni kennen. Die beiden müssen sich für eine Nacht das Zimmer teilen und nach anfänglichen Schwierigkeiten vertraut sich Leni Ulla an, bevor sie verschwindet.

Ist wirklich ein Verbrechen verübt worden? Wer ist verdächtig und wem kann Ulla vertrauen? Da ist der kauzige Rentner, der sich ungefragt einmischt und seine Mitmenschen auf Fehler hinweist und außerdem ist da ein großer tapsiger Bernhardiner und dessen Herrchen, mit denen Ulla zu tun bekommt. Was ist geschehen?

Stück für Stück werden Details und Hintergründe offengelegt und am Ende wird es noch einmal spannend, als ... Nein, das verrate ich nicht.

Insgesamt hat mich das Buch gut unterhalten, auch wenn ich zu Beginn Schwierigkeiten mit Ulla hatte. Sie liebt das gute Leben und schicke Kleidung. Bei der Vorstellung, dass sie mit Pumps an den Strand geht, sitze ich kopfschüttelnd vor meinem Reader. Gibt es solche Menschen? Aber ihre Schrullen machen sie auch interessant und so folge ich ihr bei ihren Nachforschungen und Begegnungen auf der Insel.

Auf die Fortsetzung bin ich schon gespannt.