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Benutzername: 
Igelmanu
Wohnort: 
Mülheim

Bewertungen

Insgesamt 1023 Bewertungen
Bewertung vom 19.01.2025
Die rätselhaften Honjin-Morde / Kosuke Kindaichi ermittelt Bd.1
Yokomizo, Seishi

Die rätselhaften Honjin-Morde / Kosuke Kindaichi ermittelt Bd.1


sehr gut

»Was war aus dem Traum von einer himmlischen Hochzeitsnacht geworden? Eine Szene wie aus der Hölle, mehr war davon nicht geblieben.«

Winter 1937 in einem kleinen japanischen Dorf. Der älteste Sohn einer angesehenen und wohlhabenden Familie wird zusammen mit seiner gerade frisch angetrauten Frau tot aufgefunden, im Brautgemach fand ein wahres Gemetzel statt. Besonders mysteriös ist dabei, dass der Raum, in dem das Verbrechen geschah, von innen verschlossen war. Ein klassischer „Locked Room Murder“ also, was auch den berühmten Privatdetektiv Kosuke Kindaichi reizt, der zur Unterstützung der örtlichen Polizei angereist ist.

Was mir an diesem Detektiv besonders gefällt, ist die Tatsache, dass er so gar nicht dem gängigen Klischee des Star-Ermittlers entspricht. Er ist ein junger Mann mit zotteligen Haaren und schmuddeliger Kleidung, der zudem noch leicht stottert. Oft würden andere (ältere) Beteiligte einen solchen jungen Mann nicht für voll nehmen, doch ihm begegnen alle mit großem Respekt.

Darüber hinaus besticht der Krimi natürlich durch seine intensiven Einblicke in die japanische Kultur. Vieles dreht sich hier um den überaus hohen Stellenwert der Abstammung, ein Punkt, über den ich zwar fasziniert lese, den ich persönlich aber nicht nachvollziehen kann. Die Fremdheit der Kultur macht es für mich auch schwieriger, mitzuermitteln und ein Motiv zu suchen. Aber auch das hat seinen Reiz!

Seishi Yokomizo ist einer der berühmtesten und beliebtesten japanischen Autoren von Kriminalromanen. Allein die Reihe um Kosuke Kindaichi umfasst 77 Bücher, von denen bislang lediglich 4 ins Deutsche übersetzt wurden. Ich hoffe, da kommt noch was!

Fazit: Ein kultiger Detektiv und faszinierende Einblicke in die japanische Kultur. Hoffentlich werden noch weitere Bände der Reihe übersetzt!

Bewertung vom 19.01.2025
Mord am Walberla
Wilkes, Johannes

Mord am Walberla


sehr gut

»Karl-Dieter schaute entsetzt und fasziniert zugleich, als Mütze ihm erklärte, was er mit ihm vorhatte. Ja, er spürte eine leise Genugtuung, vielleicht sogar einen gewissen Stolz. Endlich nahm ihn Mütze ernst, endlich bat er ihn einmal aktiv um Hilfe. Üblicherweise hielt Mütze gar nichts davon, wenn sich Karl-Dieter in die Ermittlungen einmischte, im Gegenteil, er konnte sich furchtbar darüber aufregen. Und nun bat er ihn sogar aus freien Stücken darum.«

Es muss wirklich einiges passieren, damit Kriminalkommissar Mütze seinen Lebensgefährten um Mithilfe bei den Ermittlungen bittet. Obwohl Karl-Dieter in der Vergangenheit nicht selten den richtigen Riecher hatte, ist und bleibt Polizeiarbeit nun mal gefährlich. Aber Mütze tut sich enorm schwer mit diesem Fall, der, wenn es um seinen Vorgesetzten geht, keiner sein darf. Für den nämlich ist die Sache klar, der Mann im Teufelskostüm, der nach der Walpurgisnacht tot am Fuß des Walberla aufgefunden wird, hat Selbstmord begangen. Tatsächlich sprechen auch zahlreiche Indizien für diese Annahme, lediglich Mützes Bauchgefühl sieht das anders…

Ich mag die Krimis dieser Reihe sehr, auch wenn sie manchmal, so wie dieser hier, ziemlich kurz sind. Trotzdem wird ordentlich ermittelt, Spannung ist da und natürlich reichlich Platz für die unterhaltsamen Protagonisten Mütze und Karl-Dieter. Beide sind zwar grundverschieden, aber mir gleichermaßen ans Herz gewachsen. Auch als Regionalkrimi funktioniert das Buch, der Schauplatz (das Frankenland), Sprache und Besonderheiten werden sehr schön dargestellt.

Fazit: Ich mag die Reihe sehr, sie bietet ordentliche Krimikost mit liebenswerten Charakteren und Unterhaltungswert.

Bewertung vom 12.01.2025
Der Rosie-Effekt / Rosie Bd.2
Simsion, Graeme

Der Rosie-Effekt / Rosie Bd.2


ausgezeichnet

»Ich verbrachte fast zwei Wochen mit der Lektüre von „Dewhursts Lehrbuch zu Geburtshilfe und Gynäkologie (Achte Ausgabe)“ sowie dem Studium von Internet-Videos und entschied, dass alle Theorie durch praktische Erfahrungen ergänzt werden müsse. Es war, wie ein Buch über Karate zu lesen – hilfreich bis zu einem bestimmten Punkt, aber unzureichend als Vorbereitung auf einen Kampf.«

Don Tillman, Professor für Genetik und allgemein ein wissenschaftliches Genie, hat es im Vorgänger-Band zu seiner eigenen Überraschung geschafft, eine Frau fürs Leben zu finden. Das Rosie-Projekt hatte den Asperger-Autisten vor enorme Herausforderungen gestellt, die in diesem Band allerdings noch gesteigert werden, denn Rosie ist schwanger.
Don will wie immer alles richtig machen und geht die Sache höchst engagiert und wissenschaftlich an. Was bei Rosie, die sich viele Sorgen macht, gar nicht immer gut ankommt. Kann Don überhaupt ein guter Vater sein? Nicht nur Sozialarbeiterin Lydia hat daran gewaltige Zweifel und Don, der neben dem Baby-Projekt noch versucht, die Ehen seiner besten Freunde zu retten, kommt an seine Grenzen…

Nachdem ich das Rosie-Projekt gelesen hatte, war mir klar, dass ich das Leben dieser wunderbaren Menschen weiterverfolgen wollte. Don hat mit seiner ganzen Art sofort mein Herz erobert und ich bewunderte den Mut und die Aufrichtigkeit, mit der er sich seinen Schwierigkeiten stellt. Beim Lesen konnte ich einige Male herzhaft lachen, an anderen Stellen litt ich richtig mit. Gegen Ende wurde es so spannend, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen mochte. Es gibt zum Glück noch einen dritten Band und der wird bald bei mir einziehen.

Fazit: Ein wundervolles Buch, so berührend und lustig zugleich. Ich bin jetzt großer Don Tillman Fan!

Bewertung vom 12.01.2025
Extinction. Wenn das Böse erwacht
Preston, Douglas

Extinction. Wenn das Böse erwacht


ausgezeichnet

»Alles sah ordentlich und sauber aus – abgesehen vom zackigen Riss in der Zeltklappe und zwei großen dunklen Flecken auf dem platt getretenen Gras vor dem Zelt.«

Es sollte ihre Hochzeitsreise sein. Olivia und Mark hatten sich auf ein ganz besonderes Abenteuer eingelassen, eine Rucksackwanderung durch das Ferienresort Erebus in Colorado, das wohlhabenden Gästen ein fantastisches Erlebnis verspricht. Den Wissenschaftlern von Erebus war es gelungen, mit modernster Gentechnik die Megafauna des Pleistozäns wiederzuerwecken und die gigantischen Tiere in natürlicher Umgebung zu präsentieren. Für das junge Paar nimmt die Tour ein tragisches Ende, neben ihrem leeren und aufgeschlitzten Zelt werden große Blutlachen gefunden, von den Körpern keine Spur.
Die junge CBI-Agentin Frances Cash soll zusammen mit dem Sheriff James Colcord den Fall so schnell wie möglich aufklären und dabei so wenig wie möglich Aufmerksamkeit erregen, schließlich sind noch diverse andere reiche Urlauber vor Ort und sollen weder gefährdet sein noch verängstigt abreisen. Klappt natürlich beides nicht, der Fall ist extrem knifflig und weitere Opfer nicht fern. Den Ermittlern wird bewusst, dass sie gegen etwas wirklich Böses kämpfen, doch das wahre Ausmaß übersteigt die Vorstellungskraft.

Ich muss gestehen, als ich mit dem Buch begann, hatte ich eine Art Jurassic Park erwartet, nur halt mit Mammuts, Riesenfaultieren und ähnlichem. Entsprechend hatte ich Gefahr zum Beispiel durch Säbelzahntiger erwartet. Das Buch entwickelt sich jedoch vollkommen anders, ich war fasziniert und mochte es nicht aus der Hand legen. Genaueres möchte ich nicht verraten, um jedem anderen auch diese tolle Überraschung zu ermöglichen. Man darf sich auf sehr viel Spannung freuen und auch auf Potential zum Nachdenken. Wie weit darf Wissenschaft gehen? Darauf gibt es keine leichte Antwort. Wer empfindlich ist, sei gewarnt, es wird an mehr als einer Stelle blutig und eklig. Und aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass Teile für Tierfreunde nur sehr schwer erträglich sind.

Fazit: Extrem spannend und mit sehr überraschender Entwicklung.

Bewertung vom 05.01.2025
Poison - Schwestern der Vergeltung / Pendergast Bd.22
Preston, Douglas;Child, Lincoln

Poison - Schwestern der Vergeltung / Pendergast Bd.22


ausgezeichnet

»D’Agosta traute seinen Ohren nicht. Sein Kopf hatte wieder begonnen zu hämmern, und er lehnte sich im Sessel zurück, um den Schmerz zu lindern. Das war verrückt. Wie sollten sie, gestrandet in einer fremden Welt, Constance in den Griff bekommen, Binky retten, Leng töten – und dann wieder nach Hause gelangen?«

D’Agosta hätte es sich denken können, dass eine gemeinsame Rettungsaktion mit seinem Freund Pendergast kein Spaziergang wird. Gemeinsam sind sie der zeitreisenden Constance ins New York des Jahres 1880 gefolgt, wo sie sich an dem Mann rächen will, der so viel Unglück über ihre Familie gebracht hat. Was, wenn alles perfekt läuft, bei der Gelegenheit noch vermieden werden könnte. Pendergast ahnt, dass die Aufgabe für Constance allein zu groß ist und tatsächlich müssen alle Beteiligten schon bald um ihr Leben kämpfen. Der beste und coolste FBI-Agent aller Zeiten hat zwar wie üblich einen um zehn Ecken durchdachten Plan im Hinterkopf, aber wird das gegen diesen Gegner reichen?

Immer wieder gibt es bei dieser Reihe neben einer Portion Wissenschaft auch einen guten Schuss Mystery, diesmal in Form einer Zeitreise. Die Handlung setzt präzise am Schluss des Vorgängerbandes „Death“ an, aufgrund des fiesen Cliffhangers hatte ich das Buch schon sehnlich erwartet. Wer ohne Vorkenntnisse zu dem Buch greift, könnte zwar vielleicht dank einiger Erläuterungen der Handlung folgen, kann aber sicher nicht ermessen, was beispielsweise das Besondere an dem Verhältnis zwischen Pendergast, Constance und Diogenes ist. Überhaupt gehen die ersten Bezüge aus diesem zweiundzwanzigsten Band der Reihe zurück auf den zweiten, also sollten Interessenten besser von vorn anfangen. Die Reihe ist so spannend, das lohnt sich. Für mich war auch dieser Band wieder ein Pageturner und dafür verantwortlich, dass ich erst drei Stunden vor dem Wecker ins Bett kam.

Fazit: Soooo spannend! Ich hoffe, die beiden Autoren arbeiten bereits am nächsten Fall für meinen Lieblingsagenten.

»Mein lieber Vincent, ich würde Ihnen raten, sich momentan nicht mit solch existenziellen Fragen zu beschäftigen.«

Bewertung vom 05.01.2025
Versuchen
Yamada, Kobi

Versuchen


ausgezeichnet

»Die Angst vor dem Scheitern ist bei alledem der furchteinflößendste Teil. Sie hält die meisten Menschen davon ab, etwas zu beginnen. Der einzige Weg, um dorthin zu gelangen, wo man hin möchte, beginnt mit dem ersten Schritt in diese Richtung.«

Ein Junge bewundert einen Bildhauer, der aus einem Stein schöne Dinge erschafft. So etwas möchte der Junge auch können, traut sich aber nicht, es zu versuchen. Zu groß ist die Angst, dass dieser Versuch misslingt und die Enttäuschung darüber dann zu weh tut.
Der Bildhauer, der ganz genau weiß, wie der Junge sich fühlt, findet die richtigen Worte, um ihn zu motivieren. Auch als es einen Rückschlag gibt, kann er den Jungen wieder aufbauen. Was er sagt, klingt absolut logisch, mich berührte das sehr und ich fand es wundervoll zu sehen, wie es dem Jungen so gelingt, Misserfolge anzunehmen und seinen Weg weiterzuverfolgen.

Die Zeichnungen gefielen mir sehr, sie erinnern an eine Traumkulisse, wobei mit dezenten Farben Akzente gesetzt werden. Für jüngere Kinder wäre das Buch vermutlich nicht bunt genug und die Texte zu ernsthaft.

Ein lieber Mensch schenkte mir dieses Mutmachbuch. Es ist für jeden geeignet, der entsprechende seelische Unterstützung braucht und sich nicht zu erwachsen fühlt, um in ein Buch zu schauen, an dem „Kinderbuch“ steht. Ich habe es schon mehrfach zur Hand genommen und werde dies wohl auch noch weitere Male tun.

Fazit: Wunderschönes Mutmachbuch, ganz sicher nicht nur für Kinder geeignet.

Bewertung vom 30.12.2024
Der kleine Weihnachtsmann
Sardou, Romain

Der kleine Weihnachtsmann


ausgezeichnet

»Nach den schrecklichen Tagen, der Bösartigkeit der Parrotts und der Erschöpfung kann man sich leicht die Aufregung und die Freude dieser Abende unter Kindern vorstellen. Ich sage wohlgemerkt „unter Kindern“. Denn selbst die Abgebrühtesten unter ihnen ließen ihre Härte fallen, sobald man sie wieder mit „kindlichen“ Themen konfrontierte; dann wurde die zuvor durch ein schlimmes Schicksal unterdrückte Kindheit wieder in aller Frische lebendig.«

Winter 1851, ein kleiner Ort namens Cokecuttle in Lancashire. Für den neunjährigen Harold Gui und seine Freunde ist das Leben ein stetiger Kampf. Gestartet im Waisenhaus, auf der Straße gelandet, Hunger, tägliche harte Arbeit… für Kindheit ist da kein Platz. Doch dank eines alten Mannes, mit dem Harold zusammen unter einer Brücke lebte, hat er die Bedeutung der Fantasie kennengelernt. Farlow erzählte ihm zahlreiche Geschichten, Märchen und Sagen, durch ihn lernte er lesen, schreiben und träumen. Und eines Tages erkennt Harold, was er mit dieser Fähigkeit für die Kinder der Welt bewirken kann…

Eine wunderschöne Weihnachtsgeschichte war das, berührend, gefühlvoll und voller fantastischer Elemente. Wer gerne von Zwergen und Feen liest, ist hier genau richtig. Aus der todtraurigen Ausgangssituation wird ein herzerwärmendes Weihnachtsmärchen, perfekt für dunkle Tage. Das Buch werde ich in späteren Jahren sicher mal wieder zur Hand nehmen.

Fazit: Ein wunderschönes Weihnachtsmärchen, fantasievoll und berührend.

Bewertung vom 22.12.2024
Du spinnst wohl! Bd.1
Pannen, Kai

Du spinnst wohl! Bd.1


ausgezeichnet

»Das hat mir gerade noch gefehlt. Ein quengelnder Weihnachtsbraten.«

Das hat sich Spinne Karl-Heinz anders vorgestellt. Die am 1. Dezember sauber eingesponnene Fliege Bisy sollte eigentlich still und appetitlich auf ihren Einsatz als Weihnachtsbraten warten, während Karl-Heinz gemütlich auf dem Sofa sitzt und sich auf die Feiertage freut. Doch Bisy denkt überhaupt nicht daran, sich in sein Schicksal zu ergeben, er nervt und quengelt, will beschäftigt, unterhalten und gefüttert werden. Karl-Heinz ist schwer genervt, aber hat er eine Wahl? Ein unzufriedener und hungriger Braten wird schließlich bitter und ungenießbar. Stressige Wochen liegen vor der faulen Spinne…

Was habe ich gelacht! Dieses Buch lässt sich mit seinen 24 Kapiteln eigentlich perfekt als Adventskalender lesen, aber natürlich konnte ich es nicht abwarten herauszufinden, ob Bisy tatsächlich als Braten enden wird. Es wird niemanden überraschen, dass die fiese Spinne im Grunde gar nicht so fies ist. Und was die beiden in der Zeit bis zum Weihnachtsfest zusammen erleben, ist witzig, spannend und einfach schön. Dazu gibt es zahlreiche tolle und farbenfrohe Illustrationen, die einfach Spaß machen.

Fazit: Wie aus einer Spinne und einem quengelnden Weihnachtsbraten Freunde werden – einfach schön, spannend und witzig!

Bewertung vom 22.12.2024
Bergkristall
Stifter, Adalbert

Bergkristall


sehr gut

»Wenn ich nur mit diesen meinen Augen etwas zu erblicken imstande wäre, dass ich mich darnach richten könnte.« Aber es war rings um sie nichts als das blendende Weiß, überall das Weiß, das aber selber nur einen immer kleineren Kreis um sie zog, und dann in einen lichten streifenweise niederfallenden Nebel überging, der jedes Weitere verzehrte, und verhüllte, und zuletzt nichts anderes war als der unersättlich niederfallende Schnee.«

An einem Heiligen Abend verirren sich ein Junge und seine kleine Schwester im Gebirge, plötzlich eingetretener starker Schneefall sorgt dafür, dass sie nach dem Besuch bei den Großeltern den Rückweg in ihr Dorf nicht mehr finden. Während die beiden in der eisigen Kälte um ihr Überleben kämpfen, schließen sich die Bewohner zweier verfeindeter Dörfer zu einer gemeinsamen Rettungsaktion zusammen.

Es war diese Handlung, die mich zu dem Buch greifen ließ. Es hat schon viele Jahre auf dem Buckel, erschienen ist es bereits 1845, entsprechend weicht die Sprache von der heutigen ganz ordentlich ab. Die Grundthematik, dass in einer Notlage Menschen bereit sind, über Vorbehalte und alten Ärger hinwegzusehen, um sich auf das Wesentliche zu besinnen, ist aber einfach schön und wunderbar weihnachtlich. Die Schilderung der Naturgewalten ist intensiv, entsprechend lässt einen der Überlebenskampf der Geschwister stark mitfiebern.

Fazit: Wer bereit ist, sich auf die alte Sprache einzulassen, darf sich auf ein Buch mit wunderbar weihnachtlicher Botschaft freuen.

Bewertung vom 22.12.2024
Interview mit dem Weihnachtsmann
Kästner, Erich

Interview mit dem Weihnachtsmann


sehr gut

»Ach«, sagt der Zaubertruppenkommandeur, »die Leute sind so undankbar. Sie haben das Wundern verlernt.« Auch da hat er recht. Die Leute haben im letzten Jahrzehnt solche Sachen erlebt, dass die Überraschungen eines Berufsmagiers Kindereien dagegen sind!

Dieses Buch versammelt neunundzwanzig Kurzgeschichten von Erich Kästner, die überwiegend Ende der 1920er und Anfang der 1930er Jahre erschienen sind. Trotz des Weihnachtsmanns im Titel sollte der Zusatz „Kindergeschichten für Erwachsene“ beachtet werden, Kinder würden im günstigsten Fall nichts verstehen und sich langweilen, manche Geschichten könnten auch verstörend sein.

In allen Geschichten schwingen die großen Themen ihrer Zeit mit, Kästner nahm bekanntlich kein Blatt vor den Mund. Auch eigene Kindheitserfahrungen von ihm werden mehrfach aufgegriffen. Das ausführliche Nachwort gibt unter anderem dazu interessante Informationen. Wie immer schrieb Kästner auch hier in klaren, ausdrucksstarken Worten, die Atmosphäre ist nachdenklich, melancholisch und satirisch.

Andere Leser konnten auch Witz in den Geschichten entdecken, für mich persönlich gab es aber meist nichts zum Schmunzeln, dafür empfand ich die Themen einfach als zu ernst.

Fazit: Lesenswert. Eine gute, aber keine leichte vorweihnachtliche Lektüre.