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Benutzername: 
Igelmanu
Wohnort: 
Mülheim

Bewertungen

Insgesamt 981 Bewertungen
Bewertung vom 18.07.2024
Totenstille im Watt / Dr. Sommerfeldt Bd.1
Wolf, Klaus-Peter

Totenstille im Watt / Dr. Sommerfeldt Bd.1


sehr gut

»Können Sie nicht mal mit ihm reden, Herr Doktor? (Keine Sorge, das werde ich!) Mein Mann, der ist gar nicht so. Der kann ein ganz herzensguter Mensch sein. Aber er hatte eine wirklich schwere Kindheit. Da sind ganz schreckliche Dinge passiert. Und er verträgt keinen klaren Schnaps…«

Jeder hat schon von solchen Fällen gehört oder kennt sie sogar aus dem Bekanntenkreis, der Nachbarschaft oder im schlimmsten Fall aus eigener Erfahrung. Diese toxischen Beziehungen, bei denen nicht selten einer der Partner und/oder die Kinder krankenhausreif geprügelt werden, gerne unter dem Einfluss von Alkohol, sich dies mit unschöner Regelmäßigkeit wiederholt und die Leidtragenden trotzdem nicht in der Lage sind, den Schläger zu verlassen, ihn sogar in Schutz nehmen und vor einer Strafverfolgung schützen.

Dr. Bernhard Sommerfeld, praktizierender Hausarzt in Norden, ist noch näher dran an den Opfern. Muss er sie doch regelmäßig verarzten, wenn sie mal wieder „die Treppe runtergestürzt“ sind. Doch Dr. Sommerfeld, der in Wirklichkeit nicht so heißt und trotz guter medizinischer Kenntnisse auch kein Arzt ist, hat seine eigene Art, mit solchen nicht vom Gesetz zur Rechenschaft gezogenen Übeltätern umzugehen…

Nachdem ich den guten Doktor kürzlich mit „Ein mörderisches Paar“ kennengelernt hatte, wollte ich nun seine Geschichte von Anfang an lesen. Das Interessante an dem Buch ist die Perspektive, denn alles wird komplett aus der Sicht des Killers erzählt. Die Bezeichnung Tagebuch passt auch, denn er schreibt all seine Erlebnisse nieder und reflektiert sie dabei. So erfährt man hier genau, wie er zu dem wurde, der er ist und auch, was vor und während der Taten in seinem Kopf vor sich geht. Die aufgrund der Morde natürlich aktiven Ermittler, Ann Kathrin Klaasen und ihr Team, treten nur am Rand auf und stets weiß man über sie und ihr Tun nicht mehr als das, was Sommerfeld weiß.
Bei aller Sympathie, die ich zu meinem Erstaunen für den charismatischen Charakter entwickelt habe, ist doch ganz klar, dass er ein Psychopath ist, geplagt von fürchterlichem Lärm in seinem Kopf, sobald er mit miesen Typen konfrontiert wird. Ein unerträglicher Lärm, der nur nachlässt, wenn er für Ordnung sorgt. Er selbst empfindet sich als guten Menschen, als Retter und Interessenvertreter der Schwachen und bei seinen Aktivitäten hält er sich strikt an selbstauferlegte Regeln. Ein wirklich faszinierender Charakter, dessen Werdegang ich weiterfolgen werde.

Fazit: Dieser Killer ist ein wirklich faszinierender und charismatischer Charakter, ich werde weiterlesen.

»Es muss Regeln geben. Selbst für Rachefeldzüge oder Mord. Man möchte doch ein zivilisierter Mensch bleiben.«

Bewertung vom 11.07.2024
Der Fall Rückert
Wilkes, Johannes

Der Fall Rückert


gut

»Was gibt’s wieder über die Heteros zu meckern?«
»Na hör mal!« Karl-Dieter wunderte sich wieder einmal, wie Mütze manche Dinge entgehen konnten. Als Kommissar!
»Kein Schwuler würde sich doch zu einem ersten Rendezvous mit den Worten „Ich liebe den Geruch von Büchern“ verabreden.«

Sein erster Mordfall an neuer Wirkungsstätte! Kommissar Mütze, gerade frisch aus Dortmund nach Erlangen versetzt, hatte sich gerade noch über die wenige Arbeit beschwert, da kommt wie auf Bestellung die erste Leiche. Und beschäftigt ihn und sein Team enorm!

Zuerst sah alles recht simpel aus. Eine erdrosselte Angestellte der Universitätsbibliothek, die sich zuvor wohl zu einem Date verabredet hatte – das ist dann wohl aus dem Ruder gelaufen. Doch als kurz darauf der Diebstahl einiger wertvoller Originalhandschriften Friedrich Rückerts gemeldet wird und zudem weitere Morde an ehemaligen Wirkungsstätten des Dichters geschehen, müssen sich die Ermittler in eine neue Richtung orientieren.

Der sehr belesene Karl-Dieter, der sich ohnehin stets mehr gemeinsame Aktivitäten mit Mütze wünscht, mischt sich gern und engagiert ein. Auch wenn das Mütze oft gar nicht recht ist…

Der zweite Band der Reihe konnte mich ebenfalls gut unterhalten. Wie schon im ersten Band nimmt das Beziehungsgeplänkel der beiden Protagonisten viel Raum ein, aber das ist so nett geschrieben, dass es mich nicht wie sonst stört. Beide lieben sich heiß und innig, sind aber im Wesen grundverschieden. Ungeklärt ist aber immer noch, wie Mütze eigentlich mit Vornamen heißt ;-)
Der Fall läuft praktisch nebenher, ist von der Thematik her interessant, wirkte auf mich aber nicht immer ganz rund. Dazu, im Gegensatz zum ersten Band, fehlte mir der besondere Reiz, den der Schauplatz Spiekeroog ausmachte. Der nächste Band wird aber wieder dort spielen, daher lese ich gerne weiter.

Fazit: Mehr Beziehungsgeplänkel als Krimi, aber unterhaltsam geschrieben und mit liebenswerten Protagonisten.

Bewertung vom 28.06.2024
Das Versprechen / Ein mörderisches Paar Bd.1
Wolf, Klaus-Peter

Das Versprechen / Ein mörderisches Paar Bd.1


sehr gut

»Warum du? Es gibt Leute, die werden dafür bezahlt, diesen Typen das Handwerk zu legen.«
»Ja. Aber sie haben versagt.«
»Ich weiß. Er hat den Heroinverkauf auf den Schulhöfen im ganzen Land organisiert.«
»Und man kann ihm mal wieder nichts nachweisen, weil alle Zeugen umkippen und Polizisten sich plötzlich nicht mehr so richtig erinnern. Stell dir vor, unser Kind würde auf dem Schulhof angefixt.«
»Also gut. Den noch.«

Eigentlich wollte Frauke ihre Hochzeit planen. Eine richtige Hochzeit, mit allem Drum und Dran. Wie man das eben so macht, im angestrebten bürgerlichen Leben. Doch der Mann ihres Herzens, Dr. Bernhard Sommerfeldt, alias Dr. Ernest Simmel, angesehener Leiter der Kurklinik in Norden, hat Zeitung gelesen und dadurch erfahren, dass das Rechtssystem bei der eigentlich fälligen Verurteilung eines üblen Drogenhändlers mal wieder versagt hat. Zeit für einen Hausbesuch…

Eigentlich bin ich eine recht spießige Krimileserin. Ich mag weder Rachefeldzüge noch Selbstjustiz und finde unser Rechtssystem, trotz natürlich vorhandener Schwächen, im Wesentlichen gut. Kein Wunder also, dass Dr. Sommerfeldt eine Weile auf meinem SuB warten musste, bis ich ihm eine Chance gab. Und dann passierte etwas höchst Unerwartetes, ich empfand Sympathie für den Killer mit den guten Motiven. Das irritierte mich ziemlich.

Er und seine Zukünftige wollen die Welt besser machen und agieren mit einem selbstgeschaffenen Ehrenkodex. So wird jeder Übeltäter zunächst ermahnt, bekommt also eine Chance, sich zu bessern. Versagt er dabei, wird er getötet. Die Ermahnung hat es aber in sich, da wird übel gefoltert. Erneut, während ich das hier schreibe, wundere ich mich, dass Klaus-Peter Wolf es geschafft hat, mir diesen Menschen sympathisch zu machen. Der lockere Stil sagte mir ebenfalls zu, ich werde hier weiterlesen.

Fazit: Hier agieren zwei Großmeister der Selbstjustiz. Zu meiner eigenen Überraschung waren sie mir sympathisch.

Bewertung vom 19.06.2024
Die Passage nach Maskat
Rademacher, Cay

Die Passage nach Maskat


ausgezeichnet

»Mir bleibt nicht viel Zeit«, erkannte Jung.
»Nur neun Tage. Sie müssen das Schicksal Ihrer Frau aufklären, bevor die Champollion Maskat erreicht. Sollten Sie in Arabien von Bord gehen und immer noch nicht wissen, was aus Ihrer Frau geworden ist, dann werden Sie als ihr Mörder unweigerlich unter dem Fallbeil enden.«

Spätsommer 1929. Von Marseille aus brechen der Fotoreporter Theodor Jung, seine Frau Dora und deren Familie an Bord eines luxuriösen Ozeanliners zu großer Fahrt auf. Die Route verläuft über Port Said, durch den Suezkanal bis nach Maskat. Eigentlich eine Traumreise, Theodor freut sich auf großartige Fotomotive in Ägypten und im Orient und hofft, seiner zuletzt nicht so guten Ehe neuen Schwung geben zu können. Als Dora ihm kurz nach der Abreise mitteilt, dass sie von ihm ein Kind erwartet, ist sein Glück perfekt. Doch dann bricht ein Alptraum über ihn herein, denn Dora verschwindet plötzlich spurlos und zu Theodors Entsetzen geben ihre Verwandten und die mitreisenden Passagiere an, sie nie an Bord gesehen zu haben.
Jung, seit seinem U-Boot-Einsatz im 1. Weltkrieg stark traumatisiert, fürchtet, den Verstand verloren zu haben. Trotzdem beginnt er seine Frau zu suchen und begibt sich dadurch in Lebensgefahr…

Ein tolles Buch war das, ich bin begeistert und mochte es nicht aus der Hand legen. Die Handlung war wirklich verzwickt, ich habe lang mitgerätselt, was denn nun mit Dora passiert ist. Dabei darf man sich auf einige Überraschungen freuen!
Toll beschrieben sind die Atmosphäre an Bord und bei den Landausflügen, beispielsweise ins Tal der Könige. Die drastischen Unterschiede zwischen den Passagieren der Luxusklasse und denen der 2. und 3. Klasse sind immer wieder Thema und das Verhalten der Luxusreisenden gegenüber Normalsterblichen sorgte bei mir für Entsetzen, Abscheu und Sprachlosigkeit.

Fazit: Sehr gelungen, ich habe diesen raffinierten Krimi vor großartiger Kulisse sehr genossen.

Bewertung vom 19.06.2024
Gefährliche Côte Bleue / Capitaine Roger Blanc ermittelt Bd.4
Rademacher, Cay

Gefährliche Côte Bleue / Capitaine Roger Blanc ermittelt Bd.4


ausgezeichnet

»Wenn Mignaux‘ Tod ein Unfall war, dann habe ich in den letzten zwanzig Jahren bei der Gendarmerie nichts gelernt. Dann kann ich mich gleich als Nachtwächter bewerben.«

Capitaine Roger Blanc wird zu einem Sondereinsatz an die Côte Bleue geschickt, er soll dort eine geheimnisvolle Tauchmission der Regierung begleiten. Ein eigentlich ruhiger Job, doch ein im Wasser treibender Taucher mit einer Harpune im Auge ändert alles. Blanc ist schnell überzeugt, dass hier kein Unfall vorliegt, sondern eindeutig Mord. Bei seinen Ermittlungen ergeben sich diverse Motive und Tatverdächtige, doch zu Blancs Entsetzen wollen seine Vorgesetzten die Akte als Unfall schließen.
Als kurz danach noch ein weiterer tödlicher „Unglücksfall“ geschieht, ermittelt Blanc heimlich weiter und geht dabei gewaltige Risiken ein.

Dieser spannende Fall fesselte mich von der ersten Seite an. Ich mag Cay Rademachers Stil, habe schon viele Bücher von ihm gelesen und auch diesmal enttäuschte er mich nicht. Was mir an Capitaine Blanc so gefällt, ist seine Bereitschaft, für Recht und Gerechtigkeit Risiken einzugehen. Dem ehemaligen Korruptionsermittler aus Paris hat dieses Verhalten bereits eine Strafversetzung in die Provence eingebracht, er bleibt sich jedoch treu.
Natürlich steht er nicht ganz allein da, seine Kollegin Fabienne Souillard ist eine treue Begleiterin und auch Kollege Marius Tonon ist mit von der Partie, sofern ihn seine Alkoholkrankheit nicht daran hindert. Beide sind mir ebenfalls sehr sympathisch und ich hoffe sehr, dass Tonon seine Sucht in den Griff bekommen wird.

Der Fall gestaltet sich hochinteressant und zieht brisante Themen mit ein. Ich traf beim Lesen auf Wracktaucher und Ökoaktivisten und wie erwartet auf diverse Fälle von Korruption. Alles sehr schlüssig aufgebaut, auch der Schluss wirkte bedauerlich real.
Was mir außerdem gefiel, war die gesamte Atmosphäre des Buchs, die Beschreibungen von Küste und Meer, der Vegetation und des Klimas – einfach wundervoll, ich hätte gern sofort meinen Koffer gepackt.

Fazit: Gelungener und spannender Krimi mit Fernwehpotential. Ich lese bei der Reihe gern weiter.

Bewertung vom 02.06.2024
Der Tod der Meerjungfrau / Kommissar Mütze Bd.1
Wilkes, Johannes

Der Tod der Meerjungfrau / Kommissar Mütze Bd.1


ausgezeichnet

»Kennen wir schon ihre Identität?«
»Antje Söring. Arbeitet hier in einer Eisbude.«
»Haben Sie sie gekannt?«
»Auf Spiekeroog kennt jeder jeden.«

Der Fund einer Wasserleiche erschüttert das malerische Spiekeroog. Die junge Frau wurde eindeutig ermordet! Und gerade jetzt liegen sämtliche ostfriesischen Mordermittler nach dem Genuss eines Krabbensalates auf der Jahrestagung der ostfriesischen Kriminalpolizei mit Salmonellen flach.
Kriminalkommissar Mütze aus Dortmund, der eigentlich gerade mit seinem Lebenspartner Karl-Heinz in den Teneriffa-Urlaub aufbrechen wollte, fährt nun stattdessen zum Arbeiten auf die Nordseeinsel, abkommandiert als Krankheitsvertretung.

Dieses Buch entdeckte ich in einem kleinen Laden beim letzten Spiekeroog-Urlaub und da ich die Insel liebe (und Krimis sowieso), durfte es mich heim ins Ruhrgebiet begleiten. Von dort starten auch Mütze und Karl-Heinz und ihr erster Kontakt mit dem Inselleben gleicht einem Kulturschock. Auf den sehr schnell Begeisterung folgt, vor allem Karl-Heinz trauert Teneriffa nicht mehr nach, sondern verliebt sich blitzartig in Land und Leute. Mütze braucht da ein wenig länger, Ermittlungen unter diesen Umständen stellen ihn aber auch vor ungewohnte Anforderungen.

Der Mord an der jungen Antje wird aufgeklärt werden, Mütze macht seine Arbeit wirklich gut. Die Beziehung zwischen ihm und Karl-Heinz wird fast gleichrangig behandelt, die beiden sind sehr verschieden, haben unterschiedliche Wünsche und Bedürfnisse, lieben sich aber sehr. Zum Zeitpunkt der Handlung sind sie bereits seit 23 Jahren zusammen und da diesem ersten Band von 2013 viele andere gefolgt sind, darf man ihre Zukunft wohl positiv sehen. Vielleicht wird ja auch mal was aus Karl-Heinz‘ Kinderwunsch? Auf jeden Fall waren mir beide sehr sympathisch, anders kann ich nicht erklären, weshalb ich so gern von ihrem Beziehungsgeplänkel las.

Gut gefiel mir zudem, dass ich so viele Ecken der Insel wiedererkannte, ich hatte den jeweiligen Schauplatz stets vor Augen. Allerdings werde ich bei der nächsten Überfahrt darauf achten, ob Apfelsinenkisten an Bord gebracht werden – angeblich soll dies der Weg sein, Verstorbene aufs Festland zu bringen, um die Touristen nicht durch den Anblick eines Sargs zu verschrecken.
Ein Punkt blieb jedoch ungeklärt: Wie heißt Mütze eigentlich mit Vornamen?

Fazit: Gelungener Krimi, obwohl die Beziehung zwischen Mütze und Karl-Heinz einen größeren Umfang einnimmt, als ich es normalerweise mag. Dazu die tolle Inselatmosphäre – bald fahre ich wieder hin.

Bewertung vom 02.06.2024
Lacroix und die Toten vom Pont Neuf / Kommissar Lacroix Bd.1
Lépic, Alex

Lacroix und die Toten vom Pont Neuf / Kommissar Lacroix Bd.1


ausgezeichnet

»Neben dem Toten lagen seine Habseligkeiten: ein schmutziger, abgegriffener Rucksack, zwei Tüten vom Simply Market, eine leere Weinflasche. Ein Stillleben.«

Gerade aus dem Urlaub zurück, muss sich Commissaire Lacroix gleich an einen Tatort begeben. Unter dem Pont Neuf wurde ein ermordeter Clochard aufgefunden, mit brutal durchschnittener Kehle. Obwohl sich der beste Kommissar von Paris und sein Team sofort in die Arbeit stürzen, einschließlich nächtlicher Wachen an der Seine, können sie nicht verhindern, dass der Mörder auch in der folgenden Nacht ein Opfer findet.
Bevölkerung und Presse sind in Aufruhr, denn die Fälle ähneln sehr einer lang zurückliegenden und niemals aufgeklärten Mordserie. Hat der damalige Täter sein blutiges Werk wieder aufgenommen? Wird es diesmal gelingen, ihn zu stoppen?

Mit Lacroix machte ich zum ersten Mal vor Weihnachten Bekanntschaft, da las ich den dritten Band der Reihe, der in der Vorweihnachtszeit spielt. Begeistert setzte ich anschließend Band 1 auf meine Liste und nun war er dran, mich erneut zu begeistern.

Ich war noch nie in Frankreich, Paris ist ein langgehegter Reisewunsch, der nach der Lektüre nicht kleiner geworden ist. Die Atmosphäre im Buch war ungeheuer dicht, dazu trug neben den Ortsbeschreibungen und eingestreuten französischen Ausdrücken auch die Tatsache bei, dass Lacroix mit leerem Magen unmöglich denken kann und ihn daher regelmäßig mit guter französischer Küche nebst den passenden Getränken füllen muss.

Dann die Charaktere. Lacroix trägt den Spitznamen Maigret – und den hat er sich redlich verdient. Zunächst einmal gilt er als der beste Ermittler der Stadt, aber auch äußerlich gleichen sein Kleidungsstil und die unverzichtbare Pfeife der Romanfigur. Vor allem aber meidet er strikt alle technischen „Neuheiten“, hat zuhause ein Festnetztelefon und unterwegs: nichts. Wer ihn trotz fehlendem Mobiltelefon erreichen will, nutzt das von Lacroix in der Stadt gespannte Netz von Kommunikationsstandorten. Seine Frau und natürlich die Kolleginnen und Kollegen wissen genau, wann sie ihn in welchem Restaurant oder Café erreichen können und falls er wirklich mal nicht da ist, hinterlassen sie eine Nachricht. Funktioniert erstaunlich gut.

Lacroix zur Seite stehen Paganelli und Rio, beide gleichen zunächst einmal die technischen Unzulänglichkeiten ihres Chefs aus. Capitaine Rio ist tough und clever, fährt gerne schnell und man sollte sie nicht verärgern. Aktuell durchlebt sie eine schlimme Beziehungskrise mit ihrer Frau. Mit dem Korsen Paganelli steht Lacroix ein ewig lästernder, aber fähiger und überaus gut vernetzter Kollege zur Seite, der überhaupt kein Privatleben zu haben scheint. Beide waren mir sehr sympathisch und als Team sind sie unschlagbar.

Fazit: Spannend und mit toller Atmosphäre, hier lese ich gerne weiter.

Bewertung vom 27.05.2024
Prost, auf die Künstler
Kalpenstein, Friedrich

Prost, auf die Künstler


sehr gut

»Na, dann komm, Resi. Aber eines sage ich dir. Denk nicht mal dran, da drinnen die Pfote zu heben. Das kann nämlich ganz schön teuer werden.«

Eine Ermittlung mit Dackel bei einer Kunstauktion ist sicher eine besondere Herausforderung. Ohnehin haben die Kommissare Tischler und Fink aus dem beschaulichen Brunngries wieder alle Hände voll zu tun, nachdem der Bauer Karl Hinterleitner tot in seiner Garage neben dem laufenden Traktor aufgefunden wurde.
Schnell wird den Ermittlern klar, dass hier weder Unfall noch Selbstmord vorliegen, sondern ganz eindeutig Mord. Aber wer könnte etwas gegen den stillen Karl gehabt haben? Kann ein Streit, den Hinterleitner kurz vor seinem Tod bei einem Oldtimertreffen hatte, Auslöser für den Mord gewesen sein? Tischler und Fink erkennen schon bald, dass der Verstorbene selbst vor seinen besten Stammtischbrüdern ein Geheimnis hatte…

Auch der neunte Fall für Tischler und Fink hat mir sehr gefallen. Das Buch liest sich leicht, es wird ordentlich ermittelt und gleichzeitig nicht an unterhaltsamen Momenten gespart. Diesmal müssen sich die Kommissare unter anderem in der Kunstszene und im Darknet herumtreiben, das fand ich thematisch spannend. Leider waren die Szenen mit Dackeldame Resi für mein Empfinden zu sparsam gesät, ich hoffe auf den nächsten Band.

Fazit: Wieder ein gelungener Fall, interessante Handlung und unterhaltsame Momente.

Bewertung vom 18.05.2024
Bei Föhn brummt selbst dem Tod der Schädel / Kommissar Jennerwein ermittelt Bd.14
Maurer, Jörg

Bei Föhn brummt selbst dem Tod der Schädel / Kommissar Jennerwein ermittelt Bd.14


ausgezeichnet

»Das hatte ja mal kommen müssen, dachte Ursel. Dass der Kommissar in eine Situation gerät, aus der er alleine nicht mehr rauskommt.«

Das eigenwillige Bestatter-Ehepaar Ignaz und Ursel Grasegger sind nicht die einzigen, die sich um Kommissar Jennerwein sorgen. Dieser steckt auch tatsächlich bis über beide Ohren in Schwierigkeiten. Nicht nur, dass er auf einer Bank mitten im Grünen aufwacht und keine Ahnung hat, wie er dorthin gekommen ist, zuvor soll er auch noch einen Mord begangen haben. Die Beweislage ist eindeutig, sein Team muss ihn schweren Herzens zur Fahndung ausschreiben.
Auf sich allein gestellt, versucht Jennerwein, ein schier unglaubliches Rätsel zu knacken…

Ich mag die Reihe rund um den Kultkommissar Hubertus Jennerwein sehr und diesen Band hier mochte ich gar nicht aus der Hand legen. Jörg Maurer hat einen Stil, der mich regelmäßig begeistert, so schräg, witzig, und gespickt mit skurrilen Einfällen, gleichzeitig aber spannend und gut durchdacht – was will man mehr? Ich kann nur jedem Leser raten, weder Vor- noch Nachwort zu vernachlässigen, hier heißen sie „Leitlinie“ und „Ziellinie“ und sind ein weiterer Beweis für den großen Einfallsreichtum des Autors. Gut, die Handlung war in Grundsätzen ein wenig futuristisch, was bei mir normalerweise für Punktabzug sorgt, doch hier überwog einfach der hohe Unterhaltungswert bei gleichbleibender Spannung.

Neben Jennerweins Team voller sympathischer Charaktere waren auch diesmal all die bewährten charismatischen Nebencharaktere angetreten, die schon erwähnten Graseggers, der italienische Padrone und der österreichische Problemlöser, dazu noch einige höchst coole Hacker, lässige Mafiosi und – besonders schön – es gab ein Wiedersehen mit einem gern gelesenen Charakter aus früheren Bänden.

Fazit: Ich habe wieder sehr gelacht! Unterhaltsam, skurril, spannend und voller einzigartiger Charaktere, ich liebe diese Reihe!

Bewertung vom 15.05.2024
Feine Freunde / Commissario Brunetti Bd.9
Leon, Donna

Feine Freunde / Commissario Brunetti Bd.9


sehr gut

»Die Wirklichkeit war da, formbar und gehorsam: Man musste sie nur ein wenig hierhin ziehen oder dahin schieben, um sie mit dem in Einklang zu bringen, was irgendwer sich vorstellte. Oder wenn die Wirklichkeit sich als unverrückbar erwies, fuhr man eben die großen Geschütze von Macht und Geld auf und eröffnete das Feuer.«

Schon oft musste Commissario Brunetti feststellen, dass sein geliebtes Venedig eine Welt voller Macht, Geld und Korruption ist. Auch dieser Fall stellt keine Ausnahme dar.

Alles beginnt mit einem privaten Problem für Brunetti, als eines Tages ein Beamter vom Katasteramt vor der Tür steht und ihn damit konfrontiert, dass für seine Wohnung nie eine Baugenehmigung vorlag. Während der Commissario noch auf den Bescheid mit den vermutlich üblen Konsequenzen wartet, wird er zu einem Unfallort gerufen. Ein Mann stürzte von einem Baugerüst und kam dabei zu Tode. Vor Ort erkennt Brunetti zum einen, dass der Tote niemand anders als besagter Beamter des Katasteramts ist und zum anderen, dass es sich nicht um einen Unfall handeln kann.
Bei der Suche nach dem Mörder wird er nicht nur auf weitere Verbrechen in der Drogenszene stoßen, sondern – mal wieder – auf ein dicht gesponnenes Netz von Korruption.

Dieser Krimi gefiel mir wieder sehr. Die besondere Atmosphäre Venedigs wird intensiv beschrieben, gern würde ich auf der Stelle meinen Koffer packen. Der langsam startende Krimi erhöht stetig die Spannung, die Hintergründe schockieren, wirken aber gleichzeitig sehr realistisch.

Fazit: Ich mag die Reihe und freue mich auf den nächsten Band.