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Benutzername: 
Igelmanu
Wohnort: 
Mülheim

Bewertungen

Insgesamt 1010 Bewertungen
Bewertung vom 08.12.2024
Der Weihnachtsmannkiller Bd.2
Wolf, Klaus-Peter

Der Weihnachtsmannkiller Bd.2


sehr gut

»Damit der Geruch von gebrannten Mandeln, Glühwein und Bratwurst ihn nicht fertigmachte, hatte er sich Ohrenstöpsel aus hautfreundlichem Schaumstoff in zwei kleine nasengerechte Teile geschnitten und in die Nase geschoben. Er musste jetzt durch den Mund atmen, und seine Nase hatte knollenartige Ausbuchtungen, aber immerhin trafen ihn die schrecklichen Gerüche nur gefiltert.«

Es ist Advent und er ist wieder da. Nachdem er im ersten Band für seinen ganz speziellen Adventskalender siebzehn Weihnachtsmänner ermordet hat, verbringt Tobias Heller nun seine Zeit in der forensischen Psychiatrie. Bei einem therapeutischen Besuch auf dem Weihnachtsmarkt gelingt es ihm, seinen Bewachern zu entkommen. Und natürlich macht er sich gleich an die Arbeit, sieben Türchen warten schließlich noch…

Für das Team rund um Ann Kathrin Klaasen gestaltet sich auch dieser Advent wenig weihnachtlich, überhaupt nicht friedlich und entspannend und an die Stelle der Vorfreude sind Angst und Sorge getreten. Schließlich kennen sie den Weihnachtsmannkiller gut und wissen, was nach seiner Flucht nun auf sie zukommen wird. Tatsächlich fackelt Tobias Heller auch nicht lang, denn ihm ist klar, dass ihm seine Jäger auf den Fersen sind und ihm nicht viel Zeit bleibt. Bei der Durchführung seiner Taten ist daher Kreativität gefragt…

Ich hatte mich sehr darauf gefreut zu erfahren, wie es mit dem Weihnachtsmannkiller weitergeht. Nun, im Grunde genauso, wie erwartet. Seine Therapeutin gibt sich zwar mächtig Mühe, der Erfolg liegt aber bei null. Was folgt, ist ziemlich böse, aber auch sehr unterhaltsam. Besonders mag ich übrigens die junge Polizistin Jessi, eine Frau für die schlagkräftigen Argumente ;-) Das Ende schreit nach einer Fortsetzung und ich hoffe, Klaus-Peter Wolf arbeitet bereits daran.

Fazit: Ziemlich böse, aber auch unterhaltsam. Ich hoffe, es geht im nächsten Advent weiter!

Bewertung vom 08.12.2024
Mord in Dingley Dell
Hill, Reginald

Mord in Dingley Dell


sehr gut

»Erleben Sie eine Weihnacht ganz nach Dickens.«

Dieser stimmungsvollen Einladung sind neben der jungen Engländerin Arabella Allen zahlreiche weitere Gäste gefolgt. Der Landsitz Dingley Dell bildet eine wundervolle Kulisse, Arabella hat das Gefühl, im viktorianischen England gelandet zu sein. Die Gemütlichkeit erfährt einen extremen Einbruch, als sie bei einer Erkundungstour eine Leiche findet. Und als dann noch ein Schneesturm den Landsitz von der Außenwelt abschneidet, wird es richtig ungemütlich…

Diese Ausgangslage klang für mich nach einem netten cosy Weihnachtskrimi, wie ich sie zu dieser Zeit gern lese. Abgesehen vom Start ins Buch war aber nichts gemütlich, das Ganze entwickelte sich zu einer regelrechten Spionagestory, mit reichlich mordenden und folternden Geheimdienstlern. Alles richtig gut gemacht, mit Spannung und überraschenden Wendungen, aber eben nicht so, wie ich es von dem Buch erwartet hatte. Ich könnte mir gut vorstellen, dass das vielen so geht.

Das Buch wurde Anfang der 1970er Jahre geschrieben und passt in die Zeit, als Leserin machte ich eine kleine Zeitreise, die aber nicht nur Mode, Musik, Friedensbewegung und kalten Krieg einschließt, sondern sich auch in diversen von den Charakteren geäußerten Vorurteilen und Klischees zeigt, beispielsweise die deutschen und französischen Gäste betreffend.

Fazit: Gelungener Krimi, aber anders als erwartet. Nichts für Freunde des gemütlichen Weihnachtskrimis!

Bewertung vom 25.11.2024
Earhart
Kuhlmann, Torben

Earhart


ausgezeichnet

»Was, wenn sich mit einem Flugzeug nicht nur Afrika erreichen lässt? Vielleicht lässt sich damit sogar die Welt umrunden…«

Mit „Earhart“ hat Illustrator und Kinderbuchautor Torben Kuhlmann sein fünftes Mäuseabenteuer herausgebracht. Ich kenne und liebe sie alle, die Geschichten von Lindbergh, Armstrong, Edison und Einstein – und nun Earhart. Ihnen allen ist gemein, dass eine kleine Maus stets etwas früher als ihre menschlichen Nachahmer große Pionierleistungen vollbracht hat und diese Geschichten bringt Kuhlmann mit treffenden Texten und einfach großartigen Bildern zu Papier.

Jedes der Bücher ist ein kleiner Schatz. Das fängt schon mit Cover und Einband an. Liebevoll und detailreich illustriert, der Einband auf „alt“ getrimmt, so dass man das Gefühl hat, ein prächtiges, altes Werk in Händen zu halten. Blättert man das Buch auf, stimmt der Vorsatz mit zahlreichen technischen Zeichnungen (der kleinen Mäuseerfinderin) auf alles Weitere ein.

Die Handlung berichtet dann von einer kleinen Wühlmaus, die in einer unterirdischen Werkstatt ständig an neuen Erfindungen tüftelt und sich durch einen enormen Wissensdurst auszeichnet. Als eine befreundete Maus ihr mit neuem Material unter anderem eine afrikanische Briefmarke mit Löwen bringt, erwacht auch noch ihre Abenteuer- und Entdeckerlust. Solche Katzen, groß wie Monster, will sie auch mal sehen! Da braucht es ein Fluggerät, ganz klar. Und die fachkundige Beratung der berühmten fliegenden Maus, die bereits den Atlantik überquert hat…

Der Rest ist großes Lesevergnügen, für kleine und große Leser mit jungem Herzen. Wer mit Kindern liest, muss sich nicht sorgen: Für das eigentlich traurige Ende Amelia Earharts hat Kuhlmann für seine Maus ein gutes und trotzdem passendes Ende gefunden. Im Anhang finden sich Informationen zu Frau Earhart und zu allgemein erfolgreichen Flügen um die Welt. Kleine Leser werden sich über den beigefügten Mäuse-Bastelbogen freuen, ich hatte großen Spaß daran, auch in diesem Anhang die „historischen Fotos“ zu betrachten, in denen sich immer irgendwo eine kleine Maus findet.

Fazit: Großartig illustriertes Mäuseabenteuer, ein wundervolles Lesevergnügen! Ich hoffe, noch über viele weitere Pioniertaten der kleinen Nager zu lesen.

Bewertung vom 25.11.2024
Die denkwürdige Geschichte der Kirschkernspuckerbande
Gricksch, Gernot

Die denkwürdige Geschichte der Kirschkernspuckerbande


sehr gut

»Als die sinnlose Rede endlich zu Ende ist, lassen zwei Männer den Sarg in das Grab hinab. Wir sehen uns an, nicken, und gehen dann alle gleichzeitig an den Rand der Grube. Den kleinen Kübel mit Sand, in dem eine Schaufel steckt, ignorieren wir. Wir werden unseren Freund nicht mit Dreck beschmeißen. Stattdessen legen wir alle gleichzeitig, als hätten wir’s wochenlang geübt, den Kopf zurück. Und dann spucken wir, in hohem Bogen, unsere Kirschkerne in das Grab. Der Pastor funkelt uns mit wütenden Augen an. Doch was weiß der schon!«

Nein, der Pastor kann das sicher nicht verstehen. Doch der zu Beginn des Buchs noch namenlose Tote hätte sich über dieses Zeichen der andauernden Freundschaft gefreut.

Mit dieser Begräbnisszene startet das Buch. Erzähler Piet ist gerade 40 geworden, nun steht er am Grab des alten Freundes und erinnert sich an die jahrzehntelange Geschichte der Kirschkernspuckerbande. Wenn man wie ich in den 1960er Jahren geboren ist, macht diese kleine Zeitreise besonderes Vergnügen, schließlich ruft jedes Kapitel zahlreiche Erinnerungen wach. Aber auch später geborene Leser sollten diesen zeitgeschichtlichen Ausflug mit Interesse verfolgen können.

Was die Kirschkernspucker ausmacht, ist die Freundschaft, die sie seit der Kindheit verbindet. Piet und Sven haben sich bereits die Krabbeldecke geteilt, bis zur Grundschule kamen dann noch Petra, Dilbert, Bernhard und Susann hinzu. Jedes Kind ein Individuum, charakterlich verschieden und auch ihre Elternhäuser unterscheiden sich gravierend. Es ist wunderschön, aber für mein Empfinden auch ein wenig utopisch, dass sich unter diesen Voraussetzungen so tiefe und langanhaltende Freundschaften entwickeln konnten. In meiner Erinnerung wurde beispielsweise ein von den Eltern verhängtes „Mit-dem-spielst-du-nicht“ durchgesetzt, aber gern stelle ich mir beim Lesen vor, dass es nicht so wäre.

Auch das Leben der Freunde entwickelt sich sehr verschieden. Manche brauchten lang, um zu sich zu finden, manchen ist es zum Zeitpunkt der Beerdigung immer noch nicht gelungen. Das wiederum klingt sehr realistisch! Auch Konflikte mussten ausgetragen werden, aber letztlich können sich die Kirschkernspucker aufeinander verlassen, und das sorgt beim Lesen für Wohlfühlmomente. Weil das Leben trotzdem nicht immer glatt läuft, gab es manch tragische Momente, an anderen Stellen konnte ich aber herzhaft lachen, der Autor hat einen leicht lesbaren, treffenden und unterhaltsamen Stil. Es gibt noch einen Folgeband, den möchte ich auch lesen.

Fazit: Die Geschichte einer jahrzehntelangen Freundschaft. Mal tragisch, mal lustig – so wie das Leben halt.

Bewertung vom 17.11.2024
Die Tinktur des Todes / Die Morde von Edinburgh Bd.1
Parry, Ambrose

Die Tinktur des Todes / Die Morde von Edinburgh Bd.1


ausgezeichnet

»Bloß wieder eine tote Hure.«

Edinburgh, 1847. Der junge Medizinstudent Will Raven glaubt sich endlich auf dem Weg nach oben. Nachdem sein bisheriges Leben vom Überlebenskampf geprägt war, ist es ihm nun gelungen, eine Stelle bei dem renommierten Mediziner Dr. Simpson zu erlangen. Mit ihm zusammen übt er sich an der Verwendung von Äther und der Erforschung weiterer Betäubungsmittel. Als immer wieder junge Frauen auftauchen, die offensichtlich auf grausige Art zu Tode kamen, kann Will sich nicht mit der lapidaren Art der offiziellen Ermittler anfreunden, die Akten zu schließen, weil es sich „bloß um tote Huren“ handelt. Bei seinen privaten Ermittlungen steht Will die junge Sarah zur Seite, eine intelligente und ambitionierte Frau, die extrem darunter leidet, wie sie aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert wird. Ihre gemeinsame Suche wird schnell lebensgefährlich…

An dieses Buch kam ich, nachdem meine Tochter es förmlich eingeatmet hatte. Auch mich packten Stil und Handlung sofort und ließen mich nicht mehr los. Die Autorin (Ambrose Parry ist das gemeinsame Pseudonym eines Ehepaares) ist Medizinhistorikerin und hat lange Jahre als Anästhesistin gearbeitet. Entsprechend detailliert und fundiert wirkend sind die Ausführungen zu den ersten Gehversuchen mit Betäubungsmitteln, ich las mit großem Interesse! Allerdings muss man auch sagen, dass viele medizinische Behandlungen der damaligen Zeit aus heutiger Sicht schlicht barbarisch wirken, sensible Gemüter sollten gewarnt sein. Immerhin befinden wir uns in einer Zeit, in der eine Frau sich glücklich schätzen konnte, wenn sie eine Geburt überlebte und am Ende auch noch einen lebendigen Säugling in den Armen halten konnte.

Ein weiteres Thema im Buch ist die Sicht auf Frauen. Der Gesellschaft ist es gleich, ob eine Hure lebt oder stirbt, zudem sollte jede Frau ihren Platz kennen und danach leben. Für die sehr belesene Schwägerin des Doktors gibt es keinen anderen Weg, als einen angemessenen Ehemann zu finden und die begabte Sarah, die leicht selbst Medizinerin werden könnte, muss sich glücklich schätzen, im Wartezimmer des Arztes die Patienten aufrufen zu dürfen. Die Lebensumstände der Armen werden zudem sehr drastisch geschildert, die Atmosphäre ist dicht und ich meinte beim Lesen den Dreck zu sehen und den Gestank zu riechen.

In der Summe ergibt das einen spannenden historischen Krimi, den ich nicht mehr aus der Hand legen mochte. Zum Glück gibt es Folgebände, so dass ich die Reihe weiterverfolgen kann.

Fazit: Sehr spannend und mit toller Atmosphäre, hier lese ich gern weiter.

Bewertung vom 17.11.2024
Der Junge, der Maulwurf, der Fuchs und das Pferd. Eine bewegte Geschichte
Mackesy, Charlie

Der Junge, der Maulwurf, der Fuchs und das Pferd. Eine bewegte Geschichte


ausgezeichnet

»Hast du ein Lieblingssprichwort?«, fragte der Junge.
»Ja«, sagte der Maulwurf.
»Welches?«
»Hast du anfangs keinen Erfolg, iss Kuchen.«
»Verstehe. Funktioniert es?«
»Immer.«

Wenn es draußen fies und dunkel ist und der Alltag gerade mal wieder von Stress und Ärger überläuft, gibt es für Büchermenschen eine gute und hilfreiche Medizin: Ein schönes Wohlfühlbuch, so wie dies hier. Der Kurzfilm dazu erhielt 2023 den Oscar für den besten animierten Kurzfilm.

Die vier Protagonisten aus dem Titel sind unterwegs, um dem Jungen bei der Suche nach einem Zuhause zu helfen. In einer verschneiten Landschaft stehen sie sich gegenseitig bei, schenken sich Vertrauen und schaffen Dinge, die ihnen allein nicht gelungen wären. Viele Worte werden dabei nicht benötigt, aber was gesprochen wird, ist voller treffender, ans Herz gehender Lebensweisheiten. Besonders stechen zudem die wunderschönen und ausdrucksstarken Illustrationen hervor, die mich dazu verleiteten, das Buch gleich mehrmals durchzulesen.

Fazit: Rundum-Wohlfühlbuch, randvoll mit wunderschönen Illustrationen und treffenden, ans Herz gehenden Lebensweisheiten.

»Ich bin so klein«, sagte der Maulwurf.
»Ja«, antwortete der Junge, »aber du kannst Großes bewirken.«

Bewertung vom 17.11.2024
Lückenbüßer / Kommissar Kluftinger Bd.13
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Lückenbüßer / Kommissar Kluftinger Bd.13


ausgezeichnet

»Wählt’s den Klufti. Also mich. Und jetzt lasst mir meinen Frieden, ich muss endlich was schaffen, Himmelarschkreizkruzifixmalefizsaubande, hundsverreckte!«

Klufti ist im Stress. Nicht nur muss er den Interims-Polizeipräsidenten geben, er hat sich auch bereitschlagen lassen, für den Gemeinderat zu kandidieren. Ursprünglich nur als Lückenbüßer für einen unbesetzten Listenplatz mit der ausdrücklichen Zusicherung, dass er sich keine Sorgen machen muss, möglicherweise gewählt zu werden. Als jedoch sein Lieblingsfeind Doktor Langhammer ebenfalls kandidiert und ihm das bei jeder sich bietenden Gelegenheit aufs Brot schmiert, erwacht sein Ehrgeiz und er stürzt sich in den Wahlkampf.

Gleichzeitig muss er aber natürlich auch seinem Beruf nachgehen und der fordert ihn mal wieder extrem. Bei einer großen Übung, die er in seiner derzeitigen Funktion leiten musste, gab es unter den Kollegen einen Toten, und als wäre das nicht schlimm genug, war die Ursache kein bedauerlicher Unfall, sondern ein Mord.

Als großer Klufti-Fan hatte ich den neuen Band schon herbeigesehnt und nachdem ich ihn endlich in den Händen hielt, in kurzer Zeit verschlungen. Ich muss gestehen, dass mir bei fast jedem anderen Krimi die Nebenhandlung zu viel Raum eingenommen hätte, aber bei Klufti mache ich da gerne eine Ausnahme. Seiten gezählt habe ich nicht, aber ich könnte mir vorstellen, dass der Wahlkampf einen ähnlichen Umfang einnimmt wie die Krimihandlung. Wessen Herz also nicht für den Allgäuer Kultkommissar schlägt, der ist hier möglicherweise nicht so zufrieden wie ich, die ich mich wieder einmal herrlich amüsieren konnte.

Der Krimi wird aber auch ordentlich bearbeitet, den Fall und seine Hintergründe fand ich hochinteressant und für die politische Ausrichtung gegen rechte Schwurbler würde ich glatt noch ein Extra-Sternchen vergeben. Ich hoffe, die beiden Autoren sind schon fleißig und arbeiten am vierzehnten Fall.

Fazit: Ganz viel Klufti! Ich fühlte mich wieder einmal wunderbar unterhalten und hoffe, dass es bis zum nächsten Band nicht zu lang dauert.

Bewertung vom 17.11.2024
Das Einhörnchen, das rückwärts leben wollte
Moers, Walter

Das Einhörnchen, das rückwärts leben wollte


sehr gut

»Eines Tages gelangten ein Biber und ein Kristallskorpion gleichzeitig an das Ufer eines tiefen und reißenden Flusses. Beide arbeiteten für konkurrierende Lieferdienste, und jeder von ihnen hatte ein wichtiges Eilpaket auszuliefern.«

Er hat es wieder getan. Walter Moers übersetzte ein neues Werk des zamonischen Großschriftstellers Hildegunst von Mythenmetz. Diesmal hat die begnadete Echse Flabeln aus Zamonien zusammengetragen und wer sich jetzt fragt, ob es nicht korrekt Fabel heißen müsste, der war noch nicht oft in Zamonien.

Ohnehin würde ich dieses für Fans sehr unterhaltsame Werk nicht für Zamonien-Neulinge empfehlen. Wer noch nicht weiß, was es mit dem Orm auf sich hat, wer weder Schrecksen kennt noch Buchlinge liebt, sollte besser mit z.B. den „13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär“ starten.

Die zamonische Flabel unterscheidet sich in einem wesentlichen Punkt von der in der übrigen Welt bekannten Fabel, sie ist nämlich komplett moralfrei. Das Gute siegt? Wichtige Werte werden vermittelt? Nicht hier. Diese zwanzig Geschichten sind sämtlich schwarz, böse und durch und durch unkorrekt. Ich gestehe, dass ich mir an der ein oder anderen Stelle eine nettere Wendung gewünscht hätte, aber das ist eben Zamonien. Und in jedem Fall wurde ich durch die mal wieder großartigen Mythenmetzschen Abschweifungen und die genialen Illustrationen des Übersetzers versöhnt. Auch die diversen Bezüge zu anderen zamonischen Werken machten mir großen Spaß.

Fazit: Schwarz und böse. Man sollte sich in Zamonien schon auskennen, um diese unterhaltsamen und großartig illustrierten Flabeln richtig genießen zu können.

Bewertung vom 17.11.2024
Der dunkle Wächter
Ruiz Zafón, Carlos

Der dunkle Wächter


weniger gut

»Dem Bericht zufolge war die offizielle Todesursache ein Herzstillstand. In seiner abschließenden Analyse erklärt Doktor Giraud, dass Hannah seiner persönlichen Meinung nach im Wald etwas gesehen hat, das sie in Panik versetzte.«

1937, ein kleiner Küstenort in der Normandie. Irene und ihre Familie hoffen nach einer persönlichen Tragödie auf einen Neuanfang. Irenes Mutter hat eine Anstellung bei einem wohlhabenden Spielzeugfabrikanten bekommen, der auf einem geheimnisvollen Anwesen lebt, umgeben von Hunderten mechanischer Figuren. Macht das Haus dadurch schon einen unheimlichen Eindruck auf die fast Fünfzehnjährige und ihren kleinen Bruder, so tut der umgebende Wald noch ein Übriges. In eben diesem Wald wird eines Tages dann auch ein weiteres junges Mädchen tot aufgefunden und unsere kleine Familie muss bald um ihr Leben kämpfen.

Ich bin enttäuscht. Als großer Fan von Zafóns Barcelona-Reihe war ich mit nicht geringen Erwartungen an dieses Buch gegangen. Dass es als Schauergeschichte und Mystery Thriller bezeichnet wurde, machte mich nur noch neugieriger, denn für eine ordentliche Gruselstory bin ich immer zu haben.

Der Start ins Buch war auch noch ganz ok. Mir war allerdings sofort klar, dass der Spielzeugfabrikant etwas verschweigt und nach wenigen Kapiteln war für mich die Frage nach den geheimnisvollen Schatten und der Erklärung für die dunkle Bedrohung keine solche mehr. Und in der Folge wurde es leider nur noch langweilig. Zwischendurch gab es ein paar gute Momente, bei denen die eigentliche fabelhafte Schreibe des Autors aufblitzte, die Handlung konnte das jedoch nicht retten.

Fazit: Ich liebe die Barcelona-Reihe, aber dieses Buch hier hat mich einfach nur gelangweilt und enttäuscht.

Bewertung vom 27.10.2024
Riptide
Preston, Douglas; Child, Lincoln

Riptide


sehr gut

»Auf einmal tauchte am östlichen Horizont vor ihm ein niedriger dunkler Schatten auf. Hatch drosselte den Motor und spürte, wie seine alte Angst zurückkam. Der Nebel um die Insel war an diesem Tag dünner als sonst, aber trotzdem wirkten ihre Umrisse noch immer unscharf und gespenstisch, und die Wracks der alten Kräne und Winschen ragten wie die Minarette einer zerstörten Stadt in den Himmel.«

Nie mehr wollte Malin Hatch nach Ragged Island zurückkehren. Dort, auf dieser geheimnisvollen Insel vor der Küste Maines, verlor sein Bruder bei einer heimlichen Schatzsuche der Geschwister auf grausame Art sein Leben, dort lag auch die Ursache für den Tod seines Vaters und den Ruin seines Großvaters. Schon in den zweihundert Jahren davor wurden zahlreiche Existenzen vernichtet bei dem Versuch, einen sagenumwobenen Piratenschatz, der auf Ragged Island versteckt sein soll, zu finden. Und nun macht sich erneut eine Expedition auf, ausgerüstet mit den modernsten technischen Möglichkeiten und neuen Hintergrundinformation.
Hatch schließt sich zunächst nur höchst widerstrebend an, lässt sich jedoch bald von der Euphorie anstecken. Es lockt nicht nur viel Geld, sondern auch die Überwindung eines Traumas, das sein Leben beschattet. Doch vor Ort wird aus dem erfolgversprechenden Unternehmen ein lebensgefährlicher Alptraum…

Als großer Fan der Reihe um Special Agent Pendergast lese ich mich so nach und nach durch die anderen Bücher der Autoren. Auch dieses hier konnte mich gleich packen! Der Stil ist so, wie ich es mag, die Handlung des Thrillers untermauert mit zahlreichen wissenschaftlichen und technischen Ausführungen. Mit Malin Hatch konnte ich gleich mitfiebern und auch bei den anderen Teilnehmern der Expedition gab es mehrere interessante Charaktere. Die Spannung baut sich langsam auf, man ahnt aber beim Lesen früh, dass alles auf eine Katastrophe hinauslaufen wird und im letzten Drittel mochte ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Kleine Warnung für empfindliche Leser: an einzelnen Stellen wird es fies und eklig.

Fazit: Ein gelungener und spannender Abenteuerroman, der mich gut unterhalten hat.