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Jessy1189

Bewertungen

Insgesamt 24 Bewertungen
Bewertung vom 23.03.2024
Desaparición en Barcelona
Vila Baleato, Manuel

Desaparición en Barcelona


ausgezeichnet

Der Escape Krimi „Desaparición en Barcelona“ ermöglicht es spielend die spanische Sprache zu vertiefen und dabei die wichtigsten touristischen Attraktionen in Barcelona besser kennenzulernen. Als Niveau wird A1 angegeben, was meiner Meinung nach passend ist. Leser, die das Niveau A1 abgeschlossen haben, können die Sprache direkt anwenden, schwierigere Vokabeln werden übersetzt.

Der Krimi ist in kurze übersichtliche Kapitel unterteilt. Nach einem kurzen textlichen Teil folgt jeweils ein Rätsel, das zum nächsten Kapitel führt. Die Rätsel sind unterhaltsam, aber nicht besonders schwierig. Falls man gar nicht auf die Lösung kommt, gibt es natürlich eine Auflösung am Ende des Büchleins. Fotos und Infoboxen mit zusätzlichen Erklärungen zu kulturellen Besonderheiten runden die Kapitel ab.

Ich hatte Spaß mit dem kleinen Buch, es war kurzweilig und unterhaltsam. Die einzelnen Kapitel sind knapp, so dass man im Alltag immer wieder Zeit findet das ein oder andere Rätsel zu lösen und schnell vorankommt. Ich hoffe, dass bald neue Geschichten, auch gerne in höheren Sprachniveaus veröffentlicht werden. Weiter so!

Bewertung vom 11.07.2023
Unser Leben mit Permakultur
Hervé-Gruyer, Charles;Hervé-Gruyer, Perrine

Unser Leben mit Permakultur


sehr gut

In dem Sachbuch „Unser Leben mit Permakultur“ von Perrine und Charles Hervé- Gruyer geht es um das Entstehen und Werden eines landwirtschaftlichen Betriebes auf Basis der Permakultur.

Charles Hervé- Gruyer war in jungen Jahren Weltumsegler und Forscher von indigenen Völkern und hat nach seiner Scheidung beschlossen, dass er zukünftig mit und von der Natur leben möchte. Als er seine spätere Frau Perrine kennenlernte, kauften sie die Ferme du Bec Hellouin in der Normandie, um dort Gemüseanbau zu betreiben. Als völlige Laien und mit hohen Ansprüchen an die ökologische Landwirtschaft und den Umgang mit Ressourcen versuchten sie ihren Weg zu finden.

Die Lehre der Permakultur wird vorwiegend in privaten Gärten beschrieben und die Herausforderung war nun die Permakultur auf mehreren Hektar Ackerfläche umzusetzen, zu bewirtschaften und ein Einkommen zu generieren. Diesen Werdegang schildern die Autoren sehr eindrucksvoll und erklären den Leser und Leserinnen warum viel Fläche nicht mehr Ertrag bedeutet, welche Vorbilder es gibt und versuchen auch einen Ausblick in eine vielversprechende Zukunft zu geben.

Das Buch liest sich sehr entspannt, da es gut verständlich ist und der Schreibstil angenehm leicht gehalten wurde für ein Sachbuch. Die Kapitel sind schön untergliedert, die vielen Zitate zu Beginn der Kapitel haben mir gut gefallen.

Hilfreich wären ein paar Fotos oder Pläne des Grundstücks gewesen, um sich das Geschriebene besser vorstellen zu können. Außerdem hatte ich den Eindruck, dass den Autoren ein Leitfaden fehlte, denn das Buch wirkt wenig strukturiert und man tut sich schwer den Inhalt zeitlich einzuordnen. Ich hatte jedoch insgesamt Freude beim Lesen und konnte viele interessante Fakten und Überlegungen mitnehmen.

Das Buch eignet sich perfekt für Landwirte, die ihren Betrieb ökologisch gestalten möchten oder Jene, die neu in die biointensive Landwirtschaft einsteigen möchten. Hier werden die Probleme beschrieben und Hilfestellungen gegeben, auch anhand zahlreicher weiterführender Quellen. Viele Wissenschaftler werden benannt und rezitiert, sowie eigene wissenschaftliche Studien dargelegt.

Das Buch ist jedoch kein Ratgeber für die heimische Umsetzung eines Permakultur- Gartens, dies tun die Autoren im Handbuch „Vivre avec la Terre: manuel des jardiniers- maraichers“, das bis dato leider nur in französischer Sprache erschienen ist.

Bewertung vom 02.06.2023
Du bist so schön, sogar der Tod erblasst
Emezi, Akwaeke

Du bist so schön, sogar der Tod erblasst


gut

In dem Roman „Du bist so schön, sogar der Tod erblasst“ von Akwaeke Emezi geht es um die Künstlerin Feyi, die sich fünf Jahre nach dem tragischen Tod ihres Ehemannes wieder in die Dating Szene schmeißt. Der Roman startet auch direkt mit einer heißen Sex- Szene im Badezimmer auf einer Party und endet mit einem leidenschaftlichen Akt bei Sonnenaufgang in den Bergen einer wunderschönen Karibikinsel.

Die Autorin erzählt eine Liebesgeschichte, die sehr leidenschaftlich, lustvoll und gefühlsbetont ist. Sie beschreibt die Begierde und die Lust, die die Protagonisten füreinander empfinden sehr authentisch, aber auch ihre Ängste und Zweifel werden einfühlsam geschildert.

Mir haben auch die bildhaften Beschreibungen der Karibikinsel gut gefallen und der flüssige, einfache Schreibstil der Autorin. Es ist ein Roman, den man in den Urlaub mitnehmen kann, um sich berieseln zu lassen von landschaftlicher Idylle, Traumhäusern, reichen und schönen Menschen, die sich begehren und trotz aller Widrigkeiten nicht voneinander lassen können.

Was man als Leser jedoch nicht erwarten darf, ist eine tiefgründigere Geschichte abseits aller Oberflächlichkeiten. Die Figuren werden nicht charakterisiert, sondern nur äußerlich beschrieben. Sie bleiben platt und entwickeln sich nicht weiter. Alles wirkt sehr konstruiert und gewollt und ist daher auch leicht vorhersehbar. Schlimmer noch wird jedes Klischee bedient, dass es einer Teenie- Lovestory gleichkommt. Einzig die Beschreibungen zu Tod und Trauer waren einfühlsam dargestellt und konnten dem Roman ein kleines bisschen Tiefe einhauchen.

Ich bevorzuge eher anspruchsvollere Literatur und wurde ziemlich enttäuscht, da der Verlag das Buch als solches vermarktet hat. Tatsächlich kann man es eher dem Genre „Dark Romance“ zuordnen. Außerdem ist die Story absolut nicht „vielfältig“, „divers“ oder „queer“. Die Protagonisten sind zwar bi- sexuell, aber das spielt keine große Rolle, denn es handelt sich um rein hetero- sexuelle Beziehungen.

Ich würde daher unbedingt empfehlen, erst einmal die Leseprobe zu lesen und dann eine Kaufentscheidung zu treffen. Meinen Geschmack hat es leider nicht getroffen.

Bewertung vom 22.03.2023
Immer am Meer entlang
Jebens, Franziska

Immer am Meer entlang


ausgezeichnet

In dem Roman „Immer am Meer entlang“ von Franziska Jebens geht es um die Polizistin Josi und den Architekten Paul, die sich beide auf eine große Reise begeben. Josi hat diese Tour durch Europa jahrelang bis ins kleinste Detail geplant, Paul hingegen ist aus seinem Alltag ausgebrochen und hat sich spontan auf den Weg gemacht. Gleich zu Beginn treffen die beiden aufeinander und werden sich auf ihrem Road- Trip am Meer entlang immer wieder begegnen.

Natürlich handelt es sich hier um einen astreinen Liebesroman und Achtung – „Spoiler“ natürlich kommen die beiden am Ende zusammen. Wer würde diese Geschichte sonst lesen wollen? Aber dieser Liebesroman ist absolut lesenswert, weil er vieles richtig macht: er ist trotz allem nicht vorhersehbar, er wirkt nicht konstruiert, er stellt die Protagonisten glaubwürdig und sympathisch dar und er nimmt uns mit zu wunderschönen Urlaubszielen, die zum Träumen einladen.

Die Kapitel werden abwechselnd aus Josis und Pauls Sicht erzählt und bieten einen Mehrwert, weil das Gesagte, die Handlungen und Gesten aus einer anderen Perspektive oft ganz anders wirken als beabsichtigt. Und so fiebert man als Leser natürlich mit und hofft auf eine Auflösung, die sich hinzieht, weil keiner seinen Stolz überwinden kann. Anders als in vielen anderen Liebesroman hat mich das an keiner Stelle gestört, weil ich die Figuren verstehen konnte und mich in sie hineinversetzen konnte.

Die Autorin hat einen authentischen und modernen Liebesroman geschrieben, der mich vollends begeistern konnte. Er ist leicht, kurzweilig und unterhaltsam und hat mir schöne Lesestunden beschert. Ein klassisches Wohlfühlbuch zur Einstimmung auf die Urlaubssaison.

Bewertung vom 19.01.2023
Die Liebe an miesen Tagen
Arenz, Ewald

Die Liebe an miesen Tagen


sehr gut

In dem Roman „Die Liebe an miesen Tagen“ von Ewald Arenz geht es um den Schauspieler Elias, der sich in die ältere Fotografin Clara verliebt. Nach den ersten gemeinsamen Tagen ziehen jedoch heftige Gewitterwolken über den Liebenden auf und sie zweifeln, ob die neue Liebe in der Zukunft Bestand haben kann. Ein Ringen, um die eigenen Selbstzweifel und die Liebe des Anderen beginnt.
„Ich würde mich auch gerne ebenso fallen lassen können wie Elias. Die Arme ausbreiten und in den anderen hineinfallen. Ohne Seil. Ohne Fallschirm. Keine Bungee- Beziehung, die einen kurz vor dem Ziel zurückriss, nach einem Flug, der nur so tat, als wäre er wirklich einer.“ (S. 158)
Ich habe recht schwer ins Buch gefunden, da der sprachliche Stil gewöhnungsbedürftig ist. Der allwissende Erzähler begleitet Elias und Clara gleichermaßen und so lassen sich die Gefühle der beiden schön verfolgen. Jedoch wird oft die Ich- Erzählform eingestreut (siehe Zitat oben), was mich verwirrt hat, deshalb musste ich viele Absätze erneut lesen, um zu verstehen wer was denkt. Irgendwann habe ich mich daran gewöhnt und konnte den Roman flüssiger lesen. Man hätte es jedoch eleganter lösen können, wie z.B. in „Alte Sorten“.
Die Romanfiguren werden detailliert und lebensnah dargestellt und ich konnte ihre Handlungen und Gefühle gut nachvollziehen. Der Autor erzeugt ein wunderschönes Setting, indem er das frühlingshafte Wetter mit all seinen Höhen und Tiefen beschreibt und wie es langsam in den Frühsommer übergeht. Mir hat diese Darstellung gut gefallen, vor allem weil es immer auch die Gefühlslage der Protagonisten herausstellt und den Leser in Schlüsselszenen begleitet.
Alles in allem hat mir der neue Roman von Ewald Arenz gut gefallen, er beschreibt die Protagonisten auf eine kluge und feinsinnige Weise, wie es wohl nur wenige andere Autoren können. Die Botschaft, die der Roman vermittelt ist wichtig und wird doch so oft im Alltag vergessen:
Lebe und Liebe im Hier und Jetzt!
Leider gefiel mir das Buch stilistisch nicht so gut, es wirkt konstruiert und abgehakt und kann mit seinen wunderschönen Vorgängerromanen nicht mithalten. Vielleicht liegt aber auch die Messlatte höher als bei anderen Autoren.

Bewertung vom 16.12.2022
Nicht aus der Welt
Köhler, Anne

Nicht aus der Welt


sehr gut

In dem Roman „Nicht aus der Welt“ von Anne Köhler lernen wir Hempel, Friedericke und Linda kennen, die Gäste eines besonderen Hotels sein dürfen. Alle Drei befinden sich in einer verzwickten Lebenssituation und wurden auserwählt in einem geheimen Hotel in Berlin eine Auszeit zu nehmen. Fernab von Verpflichtungen oder Erwartungen Anderer sollen sie zu sich finden und Gelegenheit bekommen, eigenständig eine Lösung für ihr Problem zu finden. Das ist zumindest das Konzept des Architekten und Hoteldirektors Valentin, dem seine neuen Gäste jedoch schnell über den Kopf wachsen.

Mich hat das Buch wirklich begeistern können, zunächst durch die klare und schöne Sprache. Die Autorin beschreibt die Szenen und die Charaktere sehr einfühlsam und prägnant. Man wird sofort ins Geschehen gezogen und fühlt mit den Protagonisten, von der ersten Seite an. Die Mischung aus Humor und Ernsthaftigkeit gelingt ihr zielsicher und macht den Roman kurzweilig und berührend. Die Hauptfiguren werden sehr ausführlich und empathisch beschrieben und ich konnte mich gut in sie hineinversetzen.

Der Plot nimmt langsam aber stetig Fahrt auf und bleibt Unvorhersehbar, was eine schöne Spannung aufbaut und dafür sorgt, dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann.

Ein Wehmutstropfen bleibt, nämlich das Ende. Leider konnte mich die Autorin mit dem Abschluss des Romans nicht begeistern. Es wurde meiner Meinung nach zu schnell abgefertigt und steht im Widerspruch zu der Intensivität zu Beginn.

Alles in allem möchte ich den Roman weiterempfehlen, da er eine kurzweilige, humorvolle Story bietet, die trotzdem mit Tiefgang und sprachlicher Qualität punkten kann.

Bewertung vom 27.05.2021
Blütenschatten
McAfee, Annalena

Blütenschatten


ausgezeichnet

In dem Roman „Blütenschatten“ von Annalena McAffee geht es um die 61- jährige Künstlerin Eve Laing, die wir auf ihrem vorweihnachtlichen Spaziergang durch das dunkle und nasskalte London begleiten dürfen. Eves Stimmung passt zum Wetter, als sie schonungslos auf ihre Vergangenheit zurückblickt.

Angefangen als Muse beim großen Florian Kiš, der ihre Blumenkunst verspottete, über ihre talentlosen Jugendfreundinnen, mit denen sie nur die Rivalität teilt, bis hin zur eigenen Tochter, die eine einzige Enttäuschung für Eve darstellt. Zimperlich geht sie mit niemandem um, auch nicht mit sich selbst. Einzig der Kunst gehört ihre Leidenschaft und ihr „Poison Florilegium“, eine malerische Komposition aus wunderschönen und giftigen Pflanzen soll ihr Œuvre werden. Unterstützt wird sie vom jungen Künstler Luka, dem sie bald so verfallen ist wie ihren tödlichen Blüten.

McAffee gleitet mühelos von der Gegenwart in die Vergangenheit und zeigt uns eine facettenreiche Protagonistin, deren egozentrische und berechnende Art nicht unbedingt einen Sympathieträger aus ihr macht. Trotzdem oder vielleicht deswegen ist Eve eine spannende und interessante Figur und man wird mit ihr in einen Strudel aus Rache, Zerstörung, Affären und Intrigen gezogen, der von Kapitel zu Kapitel zunimmt. Vorhersehbar ist nichts, obwohl die Autorin immer wieder bewusste Vorwegnahmen einstreut, die erst im Rückblick das wahre Ausmaß preisgeben.

Der elegante Schreibstil ist schnörkellos und treffsicher. Die Erzählung wurde wie eine kluge Komposition angelegt, die immer dichter und dynamischer wird und nichts Unnötiges enthält. Am Ende konnte ich den Roman nicht aus der Hand legen und das Gedankenkarussell drehte sich weiter. Das hat lange kein Buch mehr geschafft. 5 Sterne!

Bewertung vom 27.03.2021
Aus der Mitte des Sees
Heger, Moritz

Aus der Mitte des Sees


sehr gut

In dem Roman „Aus der Mitte des Sees“ von Moritz Heger geht es um den Mönch Lukas, der eine Frau namens Sarah kennenlernt und sich zu ihr hingezogen fühlt. Nachdem sein ehemaliger Mitbruder Andreas der Liebe wegen aus dem Orden ausgetreten ist und kürzlich Vater wurde, denkt Lukas viel über sich und sein Leben nach. Und zwar immer während des Schwimmens in einem Vulkansee nahe dem Kloster.

Das Schwimmen an sich ist etwas Meditatives, man fließt dahin und wird eins mit dem Wasser und den Wellen und genauso erging es mir auch mit dem Roman. Er fließt langsam dahin, nimmt den Leser mit an den sommerlichen See zur Abkühlung und Entspannung. Der gehobene Schreibstil ist sehr passend und erschwert das Lesen etwas, so dass man sich mehr Zeit nehmen muss als üblich. Wir begleiten Lukas für einen kurzen Zeitraum von vierzehn Tagen und verlassen ihn dann auch genauso abrupt wieder. Der Roman ist in meinen Augen ein kurzes Eintauchen in die Gefühls- und Gedankenwelt eines Mönches und im Auftauchen müssen wir das Gelesene reflektieren. Die Handlung wurde zurückgenommen, denn darum geht es nicht primär. Es geht rein um den Gedanken an sich, um den Umgang mit Selbstzweifel und die Reflexion des eigenen Lebens. Deshalb ist der Roman sicherlich nicht für jedermann geeignet.

"Es gibt mehrere Richtigs für ein Leben, und letztendlich ist es auch nicht entscheidend, wo man landet, sondern was man daraus macht." (S.60)

Lukas trifft am Ende seine Entscheidungen, aber der Leser darf an diesen Entscheidungen nicht teilhaben. Viele Fragen bleiben offen, Gedankengänge werden nur angerissen, aber nicht beantwortet. Aber gerade diese Erörterung mit sich selbst hätte dem Roman Spannung verliehen. Leider ist das ein großes Manko des Romans, weshalb er mich nicht vollends überzeugen konnte.

Bewertung vom 03.02.2021
Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid
Schröder, Alena

Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid


ausgezeichnet

Der Roman „Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“ von Alena Schröder ist ein Generationenroman, in dessen Mittelpunkt drei starke Frauen stehen.

In der Gegenwart wird über Hannah berichtet, die gerade versucht ihren Doktor in Germanistik hinter sich zu bringen, jedoch mit Motivationsproblemen zu kämpfen hat. Als sie ihre betagte Großmutter Evelyn in der Altersresidenz besucht, findet sie bei ihr ein Schreiben einer jüdischen Anwaltskanzlei, die von den Nazis geraubte Kunstwerke für Erben aufspürt. Evelyn möchte nichts damit zu tun haben, aber Hannah begibt sich auf die Suche nach den Kunstwerken und vor allem auf die Suche nach ihrer Familiengeschichte. Schnell wird klar, dass im Zentrum dieser Geschichte Evelyns Mutter Senta steht, die der Leser in parallelen Rückblenden immer besser kennenlernt.

Diese Rückblenden wechseln sich mit der Gegenwart ab und sind das Besondere an diesem Roman. Der Leser taucht ein in die goldenen Zwanziger Jahre und in eine dramatische Mutter- Tochter- Beziehung, die bis in die Gegenwart wirkt. Die unterschwelligen Cliffhanger am Ende einiger Kapitel, die Perspektivwechsel und geschichtlichen Vorgriffe machen den Roman sehr spannend.

Außerdem stellt die Autorin ihre treffsichere Beobachtungsgabe unter Beweis und kann Personen und Handlungen sehr prägnant beschreiben. Mit ihrem schnörkellosen Schreibstil und der unverblümten Darstellung erzeugt sie Stimmung und löst Gefühle beim Leser aus. Schröder sagt sehr viel aus mit sehr feinsinnig gewählten Worten.

„(…) seit diesem Tag gab es in Sentas Kopf ein spezielles Tor, hinter dem ihre Rüstung für schlechte Nachrichten bereitstand. Und dieses Tor öffnete sich immer dann, wenn das Telefon ging oder es an der Tür klingelte.“ (S. 234)

Trotz dieses schwierigen Themas streut die Autorin ganz selbstverständlich immer wieder eine Prise Humor ein, die niemals unpassend oder aufgesetzt wirkt, sondern den Roman einfach auflockert.

Mir hat der Roman sehr gut gefallen, die Seiten flogen nur so dahin. Ein ernstes Thema wird mitreißend, humorvoll und emotional geschildert ohne jeglichen Kitsch.

Ich kann den Roman wärmstens empfehlen!

Bewertung vom 02.10.2019
Alles richtig gemacht
Sander, Gregor

Alles richtig gemacht


gut

In dem Roman „Alles richtig gemacht“ von Gregor Sander geht es um den Anwalt Thomas, der mit seiner Familie in Berlin lebt und von seiner Frau Stephanie verlassen wurde. Als sein alter Kumpel Daniel auftaucht, lässt Thomas sein bisheriges Leben Revue passieren. Da die beiden in Rostock aufgewachsen sind, spielt vor allem die DDR und die Zeit um die Wende eine große Rolle im Buch.

Der Roman wird durch den Hauptcharakter Thomas als Ich- Erzähler wiedergegeben. Dieser zeigt sich melancholisch und wortkarg, formuliert aber treffend und aussagekräftig. Er beschreibt sehr bildhaft und detailgenau, spricht jedoch nicht über seine Gefühle oder gibt seine Meinung preis.

"Daniels Mutter. Klein, dünn und alt. Ihre Locken leuchten in verschiedenen Grautschattierungen von fast- weiß bis vielleicht- noch- schwarz (...) Jetzt sitzt sie vor mir mit einem Gesicht voller Falten. Da, wo beim Lachen das Grübchen in der linken Wange erschienen war, da einscheinen jetzt drei tiefe Falten, und in den Augenwinkeln gibt es davon ein ganzes Nest." (Zitat S. 183)

Ich empfinde ihn nicht als gefühlskalt, aber Emotionen scheinen keinen Raum in seinen Gedanken zu haben. Das stellt für mich das größte Manko des Romans dar, da es ihm dadurch an Tiefgang mangelt. Thomas lässt während des gesamten Buches sein Leben Revue passieren, aber es folgt keine Reflexion des Erlebten. Ob einer der Protagonisten „Alles richtig gemacht“ hat, muss der Leser für sich entscheiden, denn der Roman arbeitet das Geschehene nicht auf.

Am Ende bleibt das Gefühl, dass ich 240 Seiten lang eine ziemlich melancholische und „normale“ Lebensgeschichte lesen durfte, um dann mit all den ungelösten Problemen des Protagonisten zurück zu bleiben. Ich hatte gehofft, dass Thomas auf die Frage "Habe ich alles richtig gemacht?" eine Antwort findet, egal wie sie lautet. Dass er sich mit der Frage beschäftigt, sich mit ihr auseinandersetzt, den Leser daran teilhaben lässt.

Ich bin sicher, dass Leser, die einen Bezug zur ehemaligen DDR haben, ihre Freude an diesem Buch haben werden. Da der Autor sehr eindrücklich und anschaulich beschreibt, werden viele Erinnerungen an Schauplätze und Gegebenheiten geweckt und die ostalgischen Gefühle können förmlich aufblühen. Leider bin ich zu jung, um mich an die DDR zu erinnern. Ich kenne diese Zeit nur aus Erzählungen und dem Geschichtsunterricht, so dass mich selbst die Vorzüge des Romans nicht begeistern konnten.

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