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Ellinorliest

Bewertungen

Insgesamt 4 Bewertungen
Bewertung vom 08.02.2025
Coast Road
Murrin, Alan

Coast Road


gut

Coast Road beginnt mit einem Knaller: Ein Haus brennt mitten in der Nacht. Die hinzugezogene Polizei fragt die Nachbarin, die den Brand meldete, woher sie denn wusste, dass das Feuer kein Unfall gewesen sei. Darauf gibt diese zurück, dass sei eine ganz andere Geschichte. Im Anschluss daran springt die Handlung in der Zeit zurück und es wird berichtet, wie es zu dem Brand kommen konnte. Schnell wird klar, dass es in dem kleinen irischen Städtchen einiges an Spannungen gibt. Da ist zum einen Izzy, deren Mann ihr nach Geburt des ersten Kindes einfach den Blumenladen kündigt, damit sie sich mehr um den Nachwuchs kümmert. Und vor allem ist da Colette. Sie verließ vor einigen Jahren ihren Mann und die Kindern, um in Dublin zu leben. Colette ist Dichterin und scheint so gar nicht in den Ort zu passen. Nun ist sie zurück, lebt in eben jenem zu Beginn erwähnten Cottage und ihr Mann verbietet ihr den Umgang mit den Kindern.
Wer dies liest, fühlt sich wahrscheinlich in die Sechzigerjahre versetzt. Tatsächlich spielt das Buch jedoch im Jahr 1994. In Irland gab es damals- unvorstellbar aber wahr - noch kein Recht auf Scheidung. Nach einer äußerst knappen Entscheidung wurde dies erst ein Jahr später möglich. Ziemlich bedrückend das ganze.
Ich war also zu Beginn ziemlich begeistert von diesem Buch, ganz gespannt, was nun kommen würde. Und das war dann erstmal fast nichts. Es wurde dann nämlich recht zäh und zog sich. Hin und wieder passierte zwar schon was, aber eben auch nur hin und wieder. Gegen Ende wurde es dann wieder besser, war mir bei vielem aber doch zu voraussehbar. Die Personen kamen mir teils auch überzeichnet vor, das hätte die Geschichte nicht nötig gehabt. Denn sie spricht ja so viele wichtige Dinge an, die ganze Bigotterie und Heuchelei die sich gerade in ländlichen Gegenden auch heute immer noch so häufig findet. Da das Buch ein Debüt ist, will ich mit dem Autor auch gar nicht zu hart ins Gericht gehen. Bei einer irischen Geschichte hatte ich im Hinterkopf halt auch immer Claire Keegan, die auf so wenigen Seiten so großartige Geschichten schreibt, die die sozialen Missstände so präzise anprangern. Zieht man diesen vergleich, hat es vermutlich jeder Autor schwer.

Bewertung vom 31.01.2025
Wir finden Mörder Bd.1
Osman, Richard

Wir finden Mörder Bd.1


gut

Ich bin riesiger Fan des Donnerstagsmordclubs. Natürlich habe ich deswegen auch den neuen Richard Osman gelesen. Dieser ist kein Teil der Serie um das Seniorenquartett, sondern der Beginn einer eigenständigen Reihe. Das Buch spielt auch in einem beschaulichen Städtchen in Südengland, aber nur zu einem ganz geringen Teil. Auch ist diesmal nur einer der Protagonisten ein Rentner.
Das war es dann auch schon so ziemlich mit den Gemeinsamkeiten. Der Rest ist dann ein wilder Ritt um die halbe Welt. Für meinen Geschmack ein wenig zu wild. Teilweise war es nur noch ein riesiges Durcheinander, dem man kaum folgen konnte. Das lag auch an der völlig unüberschaubaren Anzahl an Personen, über die fünf Seiten lang erzählt wurde, bevor die Handlung irgendwo anders hinsprang. Alles war ein wenig unübersichtlich. Ich hatte irgendwann eigentlich gar keine Lust mehr weiterzulesen. Einzige wegen der witzigen Dialoge und weil ich dann doch wissen wollte, wer der Mörder war, habe ich das Buch zu Ende gelesen.
Sehr schade eigentlich. Diese Reihe werde ich daher nicht weiterlesen, sollten neue Bände erscheinen. Ich hoffe jetzt auf einen weiteren Teil des Donnerstagmordclubs.

Bewertung vom 31.01.2025
The Love Hypothesis - Die theoretische Unwahrscheinlichkeit von Liebe
Hazelwood, Ali

The Love Hypothesis - Die theoretische Unwahrscheinlichkeit von Liebe


ausgezeichnet

Ich bin ja normalerweise keine große Leserin von Liebesgeschichten. Manchmal braucht man aber einfach was fürs Herz. Da ich großer Fan von RomComs bin und auf der Suche nach einer leichten Sommerlektüre war, dachte ich mir, dass ich mit Die theoretische Unwahrscheinlichkeit von Liebe (Englisch: The Love Hypothesis) nichts falsch machen kann. Und ich habe es keine Sekunde bereut: Ich habe dieses Buch von der ersten bis zur letzten Seite geliebt und so durchgesuchtet, wie schon lange keins mehr.
Natürlich gibt es Klischees und natürlich stellt sich Olive manchmal ein bisschen arg doof an und klar weiß man, wie es ausgehen wird. Das hat mich aber absolut nicht gestört. Die beiden Hauptfiguren sind einfach nur total liebenswert und sympathisch, genauso wie der Großteil ihrer Freunde. Die Geschichte ist auch extrem witzig geschrieben. Es hat mich manchmal ein bisschen an Das Rosie-Projekt erinnert, das ich damals genauso verschlungen habe.
Das Setting mochte ich auch sehr. Ich arbeite schon lange an der Uni, wenn auch nicht in der Forschung. Ich kann vieles bestätigen, wenn auch oft nur aus zweiter Hand. Adams Ratschlag an Olive ist genau richtig: der Mangel an diesen Gründen war für mich nämlich damals ausschlaggebend, nicht zu promovieren.
Ich kann dieses Buch nur wärmstens empfehlen!

Bewertung vom 31.01.2025
Only Margo
Thorpe, Rufi

Only Margo


sehr gut

Only Margo ist ein sehr unterhaltsames Buch, dass immer wieder voller Überraschungen steckt. Gleichzeitig ist es auch viel tiefsinniger, als man von der bloßen Inhaltsbeschreibung erwarten könnte.
Zu Beginn macht Margo einen ziemlich naiven Eindruck, später wird sie sich selbst als ein bisschen dumm beschreiben. Und mit diesem „sich selbst beschreiben“ sind wir auch schon an einem interessanten Punkt: Rufi Thorpe verwendet für Margo nämlich zwei verschiedene Erzählstimmen. Manche Passagen werden in der dritten, andere dagegen in der ersten Person erzählt. Darauf wird sogar ganz bewusst eingegangen, es erfolgt ein Vergleich mit Gogols Die Nase und ein Abschnitt beginnt mit den Worten: „Nun kommt einer der Abschnitte, die ich in der dritten Person erzählen muss.“
Gut herausgearbeitet ist auch die Position, in der Margo sich befindet. Durch ihre ungewollte Schwangerschaft kann sie nicht studieren (dies wird ihr sogar untersagt); arbeiten kann sie ebenfalls nicht, da ihr die Kinderbetreuung fehlt. Die Arbeit bei OnlyFans wird jedoch als ebenso kritisch gesehen. Dabei werden wunderbar die Heuchelei und die Absurditäten der Gesellschaft deutlich. Das zeigt sich auch beim Doxing: Margo wird beschimpft, viele brechen den Kontakt zu ihr ab. Denjenigen jedoch, die ihre Identität preisgegeben haben und die selbst Kunden auf OnlyFans waren, geschieht nichts.
Im Übrigen war eine meiner liebsten Stellen die D*ck Ratings: Das war einfach zum Schießen, mit welcher Ernsthaftigkeit sie das macht und unglaublich, dass Männer tatsächlich für so etwas zahlen!