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Benutzername: 
Stefan Jahnke
Wohnort: 
Dresden

Bewertungen

Insgesamt 2 Bewertungen
Bewertung vom 22.04.2012
Menschenzauber
Fauser-Nagel, Katja

Menschenzauber


ausgezeichnet

Wie geht man mit dem Tod um? Ist er immer nur ein Schicksalsschlag? Kann er ebenso Erlösung sein? Hören wir nicht häufig, dass sich durch ihn Familien wiederfinden, enger zusammenrücken?
Was ist am Tod normal? Der Tod beim plötzlichen Unfall ist schrecklich, der im sinnlosen Krieg schockiert, der eines alten Weggefährten macht betroffen. Wie erleben ihn Kinder, wie ältere Menschen? Bleibt man allein zurück oder ist man in einer Gemeinschaft?

Katja Fauser-Nagels Buch beginnt mit dem Tod des Großvaters. Die Enkel besuchen darum ihre Großmutter und erwarten vielleicht, sie in Tränen und kaum mehr bei sich vorzufinden. Doch sie werden positiv überrascht. Die alte Dame geht ganz anders mit diesem Ereignis um, arbeitet es für sich und ihre Familie auf, indem sie von den geheimen Kräften in den Menschen spricht, eine ganz persönliche Geschichte erzählt, den Kindern damit Mut macht.
Sie berichtet von unserer Welt ohne Namen, die wir manchmal als eine besonders traurige Welt wahrzunehmen meinen, die parallel zu einer so schönen und doch nur in den Gedanken der kleinen Eva existieren soll. Wirklich nur da? Natürlich liebt das Mädchen den fiktiven Waschbärfreund und ebenso die märchenhafte Zauberin Solita, die versucht, ihr mit einfachen Regeln beizubringen, wie man aus jedem Tag etwas Besonderes, aus jeder Begegnung etwas Schönes machen kann.

Können wir Menschen zaubern? Erinnern wir uns… Sprechen wir denn nicht oft davon, jemandem ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern? Oder ist da in unseren Worten nicht auch der ‚Böse Zauber’, der uns einholt, wenn wir zu sehr und zu lange an einen Freitag, den 13. denken, obwohl doch vielleicht erst Donnerstag ist?
Die Autorin versteht es, nicht nur die kindliche Seele zu beschreiben, sondern mit ihrer Geschichte zu verzaubern, den Blick für das ganz Alltägliche zu öffnen, Mut zu machen, die alte, vielleicht traurig oder verbiestert schauende Frau im Park einfach anzusprechen, ungerechten Worten entgegenzutreten und sie eben nicht nur herunterzuschlucken. Ob nun im engsten Familienkreis, unter den ständig schimpfenden Kollegen oder gegenüber dem eigenen Chef.

Das Cover des Buches beruhigt. Ein gedecktes Grün herrscht vor. Mittendrin das Bild eines Schmetterlings auf Blütendolden. Darüber bewölkter Himmel, der jedoch einen kleinen Blick auf sein schönes Blau zulässt. Zuversicht? Uneingeschränkt genauso lebensbejahend, wie es die wenigen Zeilen auf dem Buchrücken vermitteln.

Etwas mitnehmen. Ein paar Zeilen berichten im Buch davon, wie wichtig es ist, einen geliebten Menschen in Erinnerung zu behalten. Durch seine Gesten, Worte, Taten… und durch etwas, was man sich selbst aus seinem Nachlass aussuchen durfte, nicht zugeteilt bekam. Etwas, was man behält, bei sich trägt, um eben jene anderen schönen Erinnerungen zu bewahren.

Fauser-Nagel schrieb kein Lehrbuch. Spielerisch führt sie den Leser, ob alt oder jung, durch vier Lektionen des bewussten Zauberns und lässt ihn bei seinen Erkenntnissen nicht allein, gibt zusätzliche Hinweise und macht Mut, es einfach zu versuchen.
Das Fazit des Buches sind glückliche Kinder. Der Leser nimmt mehr mit, als nur diese Erkenntnis. Darüber hinaus lädt die Autorin ihn ein, sich mit ihr und anderen auszutauschen, gemeinsam zu zaubern und bewusst glücklich zu leben.

Bewertung vom 27.10.2010
Etanas Söhne Teil 1 León, Alejandro & Nathan
Jürgens, Antje

Etanas Söhne Teil 1 León, Alejandro & Nathan


sehr gut

Nach Lektüre des ersten Bandes des sehr umfangreichen Werkes von Antje Jürgens räumte ich ein, dass sie es versteht, eine ganz andere Welt, gar eine den Vorurteilen gänzlich konträr laufende Rasse zu zeichnen. Und darum war ich natürlich gespannt auf Band 2.
Die Geschichte setzt sich fort und wir erleben Wesen, die man auf den ersten Blick nicht von uns unterscheiden kann. Dies liegt nicht nur an Jürgens klarer Zeichnung der einzelnen handelnden Personen, vielmehr besonders an deren aktuellen Problemen, die genau dieselben sind, die wir weitestgehend als ‚normal’ zu bezeichnende Menschen auch haben.
Der tägliche Kampf um Zuneigung, Anerkennung und Liebe, die innere Schlacht gegen sich selbst, wenn man erhaltene persönliche Kritik als richtig erkennt, jedoch dies nicht seinem Umfeld gegenüber zugeben will, die vielen Missverständnisse, denen wir uns nicht nur in den engsten Beziehungen auch immer wieder gegenübersehen und die wir auf die für uns beste Art und Weise meistern müssen. All dies verarbeitet die Autorin geschickt und spannend.
Die bereits aus Band 1 bekannten Paare zeichnet Jürgens auf deren Lebensweg weiter. Dabei schafft sie eine auf einen engen Raum begrenzte Umgebung. Die Etanaer versuchen, so wenig wie möglich in die Welt der Menschen einzugreifen. Eben nur soviel, wie sie es benötigen, um selbst zu überleben. Ihnen zur Verfügung stehende Kräfte sind genau die, die wir uns als Menschen doch nicht nur manchmal sehnlich wünschen. Wer wollte sich nicht durch den bloßen Wunsch zu einem fernen Ort begeben, wer nicht genau die Gedanken seines Partners oder auch eines für ihn einflussreichen Fremden ergründen und wer, ja auch dies, wer nicht die Sinne einer Frau oder eines Mannes so beeinflussen, dass eventuell bestehende Abneigungen sofort ins Gegenteil verkehrt werden. Haben wir Menschen Ärger, wollen wir diesen meist an etwas auslassen, dürfen es jedoch aus gesellschaftlichen Zwängen heraus nicht tun. Könnten wir es auf eine Art, die zum Beispiel nur den Raum um uns herum zum Erfrieren brächte, so gäbe es vielleicht auch weitaus weniger Patienten mit Magengeschwüren, denn wir müssten nichts in uns hineinfressen.
Während der Lektüre nimmt uns Jürgens auf eine ganz feine Art mit in diese doch so fremde und bekannte Welt, lässt uns teilhaben an weitaus innigeren Hochzeits- und Trauerzeremonien, die die vielen positiven und beruhigenden Einflüsse der Religionen der Welt mit nirgends bisher umgesetzten zusätzlichen Wünschen der Trauernden oder sich Freuenden verbinden.
Nur Friede, Freude, Eierkuchen? Nein, bei Weitem nicht!
Wie überall im Leben gibt es einen Gegenspieler. Ein Wesen, das zum Ziel gesetzt bekam, die doch heile Welt der Etanaer zu zerstören, sie zu jagen, zu töten, um selbst zu überleben.
Eine Schlacht. Zwischen all den positiven Eindrücken aus dem Leben dieser Fremden unter uns müssen sie sich wehren. Nicht, weil der Feind nur ihr Ego verletzt, wie es leider in vielen Kriegen rund um unsere fast zu klein gewordene Erde immer wieder geschieht. Nein, die Etanaer sind in Gefahr. Aber gab ihnen ihr Herr, ihr Erschaffer, ihr Gott überhaupt Kraft, Mittel und Möglichkeiten, sich gegen solche Niedertracht zu wehren? Und wie sehen die, die doch gar keine Etanaer sind, sich aber an Jürgens Vampire gebunden fühlen, wie sehen sie diesen Kampf? Stehen sie zu ihrer neuen Familie oder nutzen sie die sich ihnen bietenden Möglichkeiten, um sich zu wehren, sich gar von ihnen zu befreien?
Die Autorin schafft einen ungeahnten Spannungsbogen, der den Leser in seinen Bann zieht.
Jürgens versteht es, Fiktion und Wirklichkeit zu verbinden. Ihre Vampire leben überall auf der Welt und können auch ohne Mord und Totschlag, ausgesaugte Körper und finstere Keller leben und überleben. Der Leser hat von Anfang an das Gefühl, mit dabei zu sein, die Türen, die Das Klischee war gestern. Heute gibt es Etanas Söhne!