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Benutzername: 
stavronin
Wohnort: 
Regensburg

Bewertungen

Bewertung vom 24.06.2012
Das Vorzelt zur Hölle
Krappweis, Tommy;Krappweis, Werner

Das Vorzelt zur Hölle


gut

Ich habe das Buch wegen des Titels gekauft.
Nach 100 Seiten in „Egal-es-ist-überall-warm-und-sch..ße-Ländern“ entspannt sich der Autor allmählich und erst dann liest man durchaus amüsiert zu Ende.
Ein Jaud ist der Krappweis Tommy allerdings nicht. Leider.

Tommy Krappweis malt sich selber etwas appellativ als zarten naturscheuen Wirtschaftswunder-Warmduscher, der eher zum regressiven Konsumismus als zu pfadfinderischen Höchstleistungen neigt, und auf seinen Vater, den Andreas-Kieling-Verschnitt, idiosynkratisch reagiert.

Den Erzählungen des ach so gepeinigten Nesthockers fehlen leider nachvollziehbare Symptome tatsächlich durchgemachten Leides, die dem viel versprechenden Titel gerecht würden.

Eine glückliche dramaturgische Eingebung des Autors hat dem Vater eine Art Gegendarstellung gestattet. Die Mängel in der Erzählung dämmern einem, wenn man die durchaus mitreißenden Einsprengsel des Vaters zwischen dem manchmal recht seichten Wortwitz des Sohnes genießt. Der Vater erzählt besser. Beherrscht allerdings das gängige Mickimaus-Idiom aus RTL-Samstagnacht nicht.

Die angekündigte „skurrile Zeitreise in die 70er Jahre“ gelingt nur dank der Beiträge des Vaters. Die knochenbrecherischen Anarcho-Charaktere vom Typ Krappweis sen. prägten die Zeit.
Diesen zu allen möglichen Formen von Askese neigenden Iron-Männern wurde in dem Buch der Familie Krappweis ein kleines Denkmal gesetzt.
Vielleicht gelingt es der vereinigten Familie Krappweis ja, diesen epochalen Typus literarisch weiterzuentwickeln …

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