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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Rita1972
Wohnort: 
Büchel

Bewertungen

Insgesamt 33 Bewertungen
Bewertung vom 08.12.2024
Moralische Ambition
Bregman, Rutger

Moralische Ambition


ausgezeichnet

Rutger Bregman ist ein faszinierender, inspirierender Autor. Ich habe seine Bücher " Im Grunde gut" und "Utopien für Realisten " verschlungen, weil sie in mir Hoffnung geweckt haben, mir eine Perspektive für eine bessere Zukunft gezeigt haben. Ähnlich verhält es sich mit diesem Buch. Bergmann fordert zu moralischem Handeln auf, erzählt Geschichten von Menschen, die die Welt nicht nur verändert, sondern vor allem verbessert haben wie z.B. Rosa Parks. Bregman schreibt deutlich schärfer, provokanter als in den beiden vorher genannten Büchern, manchmal ist seine Aufforderung zu moralischem Handeln schwer zu ertragen, weil er damit einfach recht hat und man weiß, dass es an der Zeit ist, die eigenen Möglichkeiten und Talente in den Dienst der Gesellschaft zu stellen, wahrscheinlich ist das sogar die einzige Chance, die Gesellschaft auf einen besseren Weg zu bringen.

Bewertung vom 30.09.2024
Vaterländer
Tambrea, Sabin

Vaterländer


ausgezeichnet

Sabin Tambrea beschreibt in seinem Buch "Vaterländer" die Geschichte seiner Familie in Rumänien und Deutschland. Sein Schreibstil gefällt mir sehr und erinnert mich an die Art und Weise wie er auch spielt, elegant, poetisch und beeindruckend. Die Geschichte besteht aus drei Teilen, im ersten Teil wird die Reise aus Rumänien aus der Sicht des dreijährigen Sabin geschildert. Er, seine Schwester und seine Mutter folgen Vater Bela nach Deutschland und treffen ihn dort am Kölner Hauptbahnhof. Der zweite Teil wird aus der Sicht seines Großvaters erzählt, er berichtet unter anderem von seiner Inhaftierung in Rumänien nach dem Zweiten Weltkrieg. Aus der Sicht des Vaters Bela wird die Zeit in den 70er in Rumänien beschrieben, das Leben in der kommunistischen Diktatur und letztendlich versteht man die Gründe für die Flucht der Familie. Tolles, wichtiges Buch, ich hab es verschlungen.

Bewertung vom 16.06.2024
Die kurze Stunde der Frauen
Gebhardt, Miriam

Die kurze Stunde der Frauen


ausgezeichnet

Miriam Gebhardt berichtet in ihrem Buch über Frauen in der Nachkriegszeit. Der Mythos Trümmerfrauen schwebt über dieser Zeit, tapfere Frauen, scheinbar ohne Schuld packen an und schaffen ein neues Deutschland. Sie emanzipieren sich ( scheinbar) und trotzdem lassen sie es zu, dass trotz rechtlicher Gleichstellung die alten Geschlechterrollen wieder gewinnen. Die Autorin zeigt anhand persönlicher Schilderungen von Frauen aus der Nachkriegszeit ein differenziertes Bild, räumt mit Klischees wie der unpolitischen Frau auf. Gebhart schreibt lebendig, ergänzt die Erzählungen mit Fotos und hat mir ganz neue Aspekte der Geschichte der Frauen in der Nachkriegszeit nahe gebracht. Das Cover passt ausgezeichnet zum Inhalt, sehr reduziert auf das Wesentliche, die Frau. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung, wichtiges Buch!

Bewertung vom 24.05.2024
Vor einem großen Walde
Vardiashvili, Leo

Vor einem großen Walde


ausgezeichnet

Ein wundervoller Roman, der mich wirklich auf vielen Ebenen überwältigt hat. Die Geschichte von Saba, der nach Georgien reist, um dort seinen Bruder und seinen Vater zu finden, hat mich sofort gepackt. Die Atmosphäre des Buches ist dicht, sehr märchenhaft und die handelnden Figuren unglaublich empathisch geschildert. Vor allem Nodar, der Saba bei seiner Reise begleitet, hat mein Herz erreicht, seine eigene traurige Geschichte hat ihn nicht seine Fröhlichkeit und seine Hilfsbereitschaft verlieren lassen. Der Schreibstil ist packend, witzig, manchmal auch brutal. Einige Szenen haben mich wirklich so ergriffen, dass ich eine Pause brauchte, um das Gelesene zu verarbeiten, aber lange konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen. Über Georgien wusste ich nicht viel, aber dieses Buch hat mich neugierig gemacht, auf die Menschen und ihre Geschichte, besonders wenn man die aktuelle Situation dort heute betrachtet. Unbedingte Leseempfehlung von mir!

Bewertung vom 15.04.2024
Unlearn Patriarchy 2
Amojo, Ireti;Borcak, Melina;Boussaoud, Yassamin-Sophia

Unlearn Patriarchy 2


ausgezeichnet

Feminismus und Patriarchart sind Themen, die mich schon lange interessieren und zu denen ich auch schon einiges gelesen habe. Trotzdem waren mir viele Aspekte, die in den Essays behandelt werden, neu. Z.B. welche Rolle patriarchale Strukturen im Bereich Sport oder auch beim Thema Ableismus spielen. Nicht alle Essays haben mich gleichermaßen überzeugt und erreicht, aber dieses Buch ist wie sein Vorgänger ungeheuer wichtig zum Verständnis, wie sehr wir alle von patriachalen Denkmustern geprägt sind. Nur wenn wir das verstehen, können wir Veränderungen in Angriff nehmen. Ich kann jeder Leserin und jedem Leser auch nur die Bücher von Emilia Roig und Alexandra Zykunov ans Herz legen, um einige Aspekte wie Diskriminierung, Rassismus und auch Gender Pay Gap zu vertiefen. Unlearn Patriarchy 2 kann unabhängig von dem ersten Band gelesen werden, beide Bücher lohnen sich auf jeden Fall.

Bewertung vom 28.03.2024
Der rechte Pfad
Sozio, Astrid

Der rechte Pfad


ausgezeichnet

Die Autorin Astrid Sozio beschreibt hier eine Welt, die den meisten Menschen fremd sein dürfte, ein Dorf, Welsum, in dem eine evangelikale Brüdergemeinschaft das Sagen hat. Benni ist der Protagonist, er selbst hat in seiner Kindheit viel Zeit in Welsum bei seinem Vater verbracht, seine Eltern lebten getrennt. Nach einem traumatischen Ereignis kehrt Benni psychisch und physisch verletzt in das Dorf seiner Kindheit zurück. Dort trifft er die Menschen seiner Kindheit wieder, unter anderem die Geschwister Lea und Gideon,mit denen er besondere Geschichten teilt. Von außen kommend werden ihm die starren, fanatischen Regeln der Bruderschaft bewusst, die auch sehr mit rechten Ideologien verbunden sind. Der Roman wird auf zwei Zeitebenen erzählt, Gegenwart und Bennis Kindheit, so dass man nach und nach immer mehr versteht, worum es eigentlich geht. Das Thema Evangelikale und Rechtsradikalismus interessiert mich sehr und es war erschütternd zu lesen, wie es in solchen Gemeinden zu geht, auch wenn es natürlich eine fiktive Geschichte ist.

Bewertung vom 14.03.2024
James
Everett, Percival

James


sehr gut

Everetts Roman " James" hat mich sofort fasziniert, Hucks und Jims Abenteuer gehörten zu meinen absoluten Lieblingsgeschichten in meiner Kindheit. Die Geschichte nocheinmal aus Sicht des Sklaven Jim zu erzählen und dabei die Grausamkeit und die Menschenverachtung sichtbar zu machen, hat mich sehr erschüttert. Der Roman bleibt zu Beginn sehr an der ursprünglichen Erzählung dran und wechselt zunächst nur die Perspektive. Später verlässt der Autor den bekannten Plot und schickt Jim auf eine turbulente Reise, auf der er von einer Gefahr in die Nächste stolpert. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, allerdings kam das Ende für mich zu schnell, ich hatte das Gefühl, dass der Autor zum Ende kommen wollte und sehr viel auf sehr wenige Seiten gepackt hat. Von mir aus hätte er sich gerne mehr Zeit nehmen können, ich hätte auch noch weitere hundert Seiten mit großem Interesse gelesen. Alles in allem eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 18.02.2024
Spur und Abweg
Tallert, Kurt

Spur und Abweg


sehr gut

Kurt Tallert begibt sich in diesem Buch auf eine Spurensuche. Er ist erst 12 Jahre alt, als sein Vater Harry Tallert stirbt, viel zu jung, um die Fragen gestellt zu haben, die ihn Jahre später beschäftigen werden. Harry Tallert wurde als Halbjude im Dritten Reich verfolgt. Anhand von Briefen, Tagebucheintrag und Notizen versucht Kurt Tallert die Geschichte seines Vaters nach zu erzählen, er versucht Antworten auf nie gestellte Fragen zu bekommen und zu verstehen, was die Vergangenheit seines Vaters, seiner Verwandten mit ihm, Kurt Tallert, zu tun haben. Die Sprache und der Schreibstil machen es dem Leser nicht immer leicht, den Gedanken des Autors zu folgen, es ist definitiv keine leichte Lektüre, sber es lohnt sich, dran zu bleiben. Das Cover ist originell gestaltet. Insgesamt fand ich das Buch gelungen, das Thema ist wichtig, denn nie wieder ist jetzt!

Bewertung vom 03.12.2023
Eine Vorzeigefamilie
Hahn, Rochus

Eine Vorzeigefamilie


weniger gut

Leider hat mich das Buch überhaupt nicht erreicht. Die Geschichte selbst hat mich sehr interessiert, die Gewalttätigkeit, die unter der perfekten Fassade lauert und unter der Rochus Hahn und seine Brüder leiden mussten. Mir gefiel nur der Schreibstil und die Erzählweise überhaupt nicht. Kurze Kapitel, in denen kurz verschiedene Themen abgehandelt werden, ließen mich seltsam unberührt trotz der zum Teil wirklich heftigen Misshandlungen, die der Autor beschreibt. Ich musste mich durchquälen und hab auch einige Kapitel übersprungen und quer gelesen. Die Geschichte besteht im Prinzip aus zwei Teilen, der Teil mit der Mutter war ein bisschen besser, aber die zwei Sterne gibt's von mir für die Idee und für das schön gestaltete Cover. Fazit: für mich war es leider gar nichts, es hat mich auf keiner Ebene erreicht. Schade, ich hatte mir mehr erhofft.

Bewertung vom 19.11.2023
Unsereins
Mahlke, Inger-Maria

Unsereins


ausgezeichnet

Der Roman "Unsereins" von Inger-Maria Mahlke liest sich nicht einfach nebenher. Schon allein die große Anzahl der handelnden Personen erfordert eine gewisse Fokussierung beim Lesen. Im Mittelpunkt steht zwar die Familie Lindhorst, v.a. die Frauen bzw. speziell das Nesthäkchen Marthe aber auch andere Menschen aus verschiedenen Schichten kommen vor. Der Klappentext führt ein wenig in die Irre, wer einen Roman zum Thema Antisemitismus erwartet, könnte eventuell enttäuscht werden. Wer sich aber wirklich auf das Buch einlässt, was mir dank des wunderschönen Erzählstil der Autorin leicht gefallen ist, wird den allgegenwärtigen Antisemitismus doch in vielen Szenen und kleinen Formulierungen finden. Von mir eine klare Leseempfehlung, die Zeit von 1890 bis 1906 wird vielfältig, detailreich und sehr lebendig geschildert, ich hatte eine große Freude beim Lesen.