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Murksy

Bewertungen

Insgesamt 173 Bewertungen
Bewertung vom 15.01.2025
In einem Zug
Glattauer, Daniel

In einem Zug


weniger gut

Ein Mann trifft eine Frau im Zug. Eine zufällige Begegnung, aus der sich ein Frage-Antwort-Spiel entwickelt. Und vielleicht sogar Liebe? Das Szenario, hier in einem Zug angesiedelt, verspricht viel. Und es hätte auch viel daraus werden können. Doch nach den 200 Seiten, zum Glück nicht mehr, wünscht man dem Autor eine längere Schreibblockade, wie sie sein Protagonist hat. Hoffnungsfroh ob einer Empfehlung aus dem Bekanntenkreis, begann ich zu lesen. Zunächst war ich sehr gespannt auf die Entwicklung und was aus den beiden Menschen werden würde. Doch dann wurde ich von der dumpfen Langeweile der ausgereizten Flachheiten eingeholt. Entweder fehlte es dem Autor an Mut oder er war von seiner Zugfahrt selbst gelangweilt. Wie dem auch sei, das Buch riss mich weder vom Hocker, noch erzählte es etwas über die Liebe, was ich nicht schon tausendfach in ähnlicher Form gelesen hatte. Jede Zugfahrt muss enden und diese endet auch noch katastrophal konstruiert, so als wollte Glattauer mit aller Gewalt sein Publikum aus der Lethargie der Erzählung reißen. Bei mir hat es nicht funktioniert, andere sehen in dem Wortgeplätscher ein neues Meisterwerk. Zumindest über eine längere Zugfahrt kann das Buch die Zeit verkürzen, es bleiben aber keine Erkenntnisse über das Wesen der Liebe haften, und man freut sich auf die Endstation.

Dies ist eine Privatrezension, ohne KI erstellt. Inhalte, auch in Auszügen, unterliegen dem Urheberrecht.

Bewertung vom 05.01.2025
Allein gegen die Lüge
Finlay, Alex

Allein gegen die Lüge


ausgezeichnet

Endlich erscheint der hochgelobte Thriller auch auf Deutsch und wird so auch bei uns für Aufsehen sorgen. Das durchweg spannende Buch beginnt mit einem tragischen Ereignis. Eine vierköpfige Familie stirbt in Mexiko. Zwei Söhne in den USA überleben, Danny sitzt wegen Mordes im Gefängnis und Matt der jüngere Bruder soll die Leichen identifizieren. Daraus entwickelt der Autor ein raffiniertes Labyrinth aus Lügen, falschen Fährten und Geheimnissen, die nach und nach ans Tageslicht kommen. Die Frage, was wirklich in Mexiko passierte, wird ganz langsam und mit immer neuen Wendungen, geklärt. Dabei springt der Autor in der Erzählweise zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Das liefert dem Leser immer wieder neue Informationen und hält den Spannungsbogen aufrecht. Die Geschichte ist glaubhaft und klug aufgebaut. Es gibt keine Helden oder Einzelpersonen, die im Alleingang den Fall lösen. Der Fall wirkt authentisch, nie übertrieben, die handelnden Personen haben alle ihre Schwächen und ihre Last zu tragen. Der Sog des Buches ist enorm. Ein Krimi, der Aufmerksamkeit fordert, da man sonst Informationen übersieht oder durch die Vielschichtigkeit den Faden verliert. Wer dies beachtet, bekommt einen gelungenen Thriller, der ohne die übertriebenen Blut- und Actionorgien anderer Titel auskommt.

Dies ist eine Privatrezension ohne KI erstellt. Der Text, auch Auszüge davon, unterliegen dem Urheberrecht des Verfassers.

Bewertung vom 30.11.2024
Ab ins All!
Ziems, Anne-Dorette

Ab ins All!


sehr gut

Ein informatives und verständliches Sachbuch, das uns die Möglichkeit einer Reise zu den Sternen erklärt. Was ist möglich? Was verspricht sich die Wissenschaft von fernen Planeten? Viele Begriffe werden, so einfach es die Thematik zulässt, erklärt. Die Kapitel sind wie ein Countdown geordnet, 10,9,8...witzige Idee. Mir persönlich kamen bei den Ausführungen aber immer mehr Zweifel an der Sinnhaftigkeit solcher Projekte. Falls wir es schaffen würden, auf den Mars zu fliegen und dort vielleicht eine Station zu errichten, wie viele Menschen könnten dort leben. Und kann es das Ziel sein, den Fortbestand der Menschheit in einer solch lebensfeindlichen Umgebung zu sichern? Wäre das Geld für solche Vorhaben nicht besser in die Rettung unserer Erde investiert? Viele ethische Fragen, die aber den Reiz des Buches nicht schmälern. Man erfährt unglaublich viel und versteht so nach und nach, wie kompliziert die Raumfahrt und die Erforschung des Alls ist. Eine kurzweilige und sehr lehrreiche Reise zu den Sternen.

Dies ist eine Privatrezension ohne KI erstellt. Es bestehen keine Beziehungen zu Hersteller oder Verkäufer.

Bewertung vom 10.11.2024
Schach-Euphorie
Doggers, Peter

Schach-Euphorie


ausgezeichnet

Falls Sie sich fragen, was das miteinander zu tun hat, kann ich dieses kurzweilige und sehr spannende Sachbuch empfehlen. Soviel sei verraten, sowohl Schach als auch die Fruchtfliege haben für verschiedene Bereiche der Wissenschaft enorme Bedeutung. Geschätzt 600 Millionen Menschen spielen Schach, Schachcommunities im Netz haben unzählige Mitglieder, Milliarden Partien werden heutzutage online gespielt. Schach war einer der wenigen Profiteure der Corona-Pandemie. Auch der Erfolg der Netflix-Serie Damengambit hat einen sprunghaften Anstieg der Schachspieler erzeugt, Schachbretter waren zeitweise ausverkauft. Worin liegt aber nun die Faszination des Spiels der Könige? Warum steigen die Anhängerzahlen stetig? Wer sich schon mit Nachdenken beim Lesen gestört fühlt, der wird mit diesem Buch keine Freude haben. Aber ganz sicher muss man kein Schach spielen, um im ersten Buch des bekanntesten Schachjournalisten viel Interessantes zu entdecken. Doggers schlägt einen großen Bogen von den Anfängen vor geschätzten 1500 Jahren bis in die moderne Zeit des Internets. Über keine Sportart wurden mehr Bücher geschrieben, trotzdem ist dieses Werk erfrischend, da es sich bis auf einige Notationen zu berühmten Partien im Anhang, nicht mit den Schachregeln und dem Spiel an sich beschäftigt, sondern mit Anekdoten und Geschichten über große und kleine Akteure wunderbar unterhält. Die bereits angesprochene Bedeutung für Wissenschaft und die Entwicklung der KI, die ihre Geburtsstunde dem Kampf Kasparow gegen den Computer Deep Blue verdankt, werden hier genauso thematisiert, wie die Veränderung des Spiels durch Online-Plattformen und das Streaming. Ein Spiel, das in Komplexität nur durch Go und Shogi übertroffen wird, dessen Regeln einfach sind, aber die Anzahl der Züge die Zahl der Atome im Universum übersteigt, bewegt die Menschen immer wieder aufs Neue. Große Namen des Schachs kommen im Buch zu Wort, Kuriositäten und Psychospielchen werden erwähnt, also alles, was Schach ausmacht und das Spiel zu einem der Dauerbrenner gemacht hat. Und letztendlich die komplette Abwesenheit von Glück, einzig der Verstand und die Konzentration entscheiden über den Ausgang der Partie, machen Schach zu dem vielleicht bekanntesten Spiel der Geschichte. Das Buch lebt diese Faszination und alle Klassen von Interessierten, vom Neuling bis zum Champion, werden gut unterhalten. Die schiere Menge an Schachbüchern hat eine würdige Ergänzung bekommen.

Bewertung vom 31.10.2024
Blutrotes Karma
Grangé, Jean-Christophe

Blutrotes Karma


gut

Warum Grange seinen Thriller zu Zeiten der Studentenunruhen Ende der 60er Jahre ansiedelt, kann ich nicht erklären. Vielleicht ein nostalgischer Rückblick auf seine Kindheit, denn um damals aktive dabei gewesen zu sein, ist der Autor zu jung. Wie dem auch sei, die Mörderjagd beginnt also in den unruhigen Zeiten in Frankreich. Studenten gehen auf die Barrikaden, es gibt gewaltsame Ausschreitungen und Zerstörung. Genau in diese Aufstände fällt der Mord einer jungen Aktivistin. Sie wird brutal ermordet und in einer eigenwilligen Pose zur Schau gestellt. Die Darstellung der Verstümmelungen sind übrigens wirklich nichts für empfindliche Leser, aber das ist man von Grange gewohnt. Es beginnt eine Suche nach Motiv und Täter, die sich im Laufe der Handlung zu einer weltumspannenden Jagd entwickelt. Mehr soll hier nicht verraten werden.
Eine Eigenheit der Grange-Bücher ist immer wieder das Makabre und das Mystische. Auch im diesem Buch werden verschiedene Aspekte beleuchtet und teilweise recht langatmig beschrieben. Der Hintergrund des Buches wechselt zwischen den sehr komplizierten, politischen Gegebenheiten der Unruhen in Frankreich und dem für westliche Leser sehr verwirrenden Glaubenssystem in Indien, Ausflüge in Yoga und Tantra eingeschlossen. Meiner Meinung nach will hier Grange zu viel, ohne wirklich den Zusammenhang herstellen zu können. Ob das lange und für manche Leser vermutlich auch langweilige Eintauchen in Politik oder Geisteswissenschaft nur dazu dienen soll, den Leser auf falsche Fährten zu führen oder ob der Autor seine Kenntnisse ausbreiten will, kann der Leser selbst entscheiden. Leider ziehen die Ausführungen das Buch in die Länge. Ich fand die Erklärungen recht interessant, teilweise erinnert das Ganze eher an ein Sachbuch, denn einen Krimi. Was zum nächsten Punkt führt. Wer die Bücher von Grange kennt, weiß, wie der Autor vorgeht und kann leider schon in Teilen das Ende vorhersehen. Das raubt die Spannung, verstärkt wird dieser Effekt noch durch die streckenweise breite Darstellung der Geographie. Leider überzeugt mich der Roman nicht, in seiner detailgetreuen Schilderung überspannt Grange den Bogen teilweise. Weniger wäre mehr gewesen. Wie gesagt, die Erklärungen der politischen Hintergründe sind für geneigte Leser interessant und stimmen im großen Ganzen mit der realen Geschichte überein. Dass es Grange etwas zu gut meinte, zeigt sich auch an einem Beispiel, in dem er sich auf einen Film bezieht, der allerdings erst 20 Jahre nach den Geschehnissen im Buch gedreht wurde.

Dies ist eine Privatrezension ohne KI erstellt. Es bestehen keine Beziehungen zu Verlag oder Autor. Kopien, auch in Teilen, unterliegen dem Urheberrecht.

Bewertung vom 27.09.2024
Das geheime Buch der Wichtel
Riphagen, Loes

Das geheime Buch der Wichtel


sehr gut

Schon seit Jahrhunderten finden Wichtel Erwähnung in Sagen und Märchen. Die kleinen, geheimnisvollen Wesen gelten zumeist als Helfer und Freunde der Menschen. Bei uns ziehen die Wichtel regelmäßig zur Adventszeit ins Haus ein und spielen kleine Streiche oder liefern kleine Bastelarbeiten, die unsere Kinder verzaubern.
Das Buch der Niederländerin Loes Riphagen gibt einen tieferen Einblick in das versteckte Leben der Wichtel. Man erfährt, wie die Wichtel ihren Tag bestreiten, was sie mögen, wie sie sich kleiden und tarnen, oder wie ihre anatomischen Eigenheiten sind. Genau das hat meinen Jüngsten sehr erstaunt, wenn nicht sogar verwirrt. Da er neulich gelernt hat, wie der Bauchnabel entsteht, wurde er deutlich von der Nachricht irritiert, dass Wichtel den Bauchnabel auf dem Rücken haben. es war für uns Eltern doch etwas anstrengend, ihm zu vermitteln, warum das bei Wichteln so ist. Wir haben dann Beispiele aus dem Tierreich aufgezählt, die ja ebenfalls Unterschiede zu uns Menschen haben. Schnabeltiere und achtäugige Spinne waren da sehr hilfreich. Das ist leider oft ein Problem mit Kinderbüchern. Sie werden bei allem Einfühlungsvermögen aus Erwachsenensicht geschrieben. Manche Witze oder Randbemerkungen werden von Kindern ganz anders aufgefasst, als es der Autor ahnt. Ein negatives Beispiel, das mir immer wieder auffällt, ist der Fliegenpilz. Der hübsche Geselle wird in unzähligen Kinderbüchern abgebildet, ja sogar als Stoffkuschelteil für kleine Kinder angeboten. Die Giftigkeit zu erklären und das übliche „Finger weg“ bleibt an den Eltern hängen. Auch falsche Informationen sind leider immer wieder in Büchern zu finden. Das beliebte Motiv vom Eisbären und den Pinguinen wird immer wieder gezeigt, auch wenn in der Natur wegen der räumlichen Trennung durch Nord- und Südpolregion sich die Tiere nie begegnen werden. Ein Fantasiebuch über Wichtel hat es da leichter, doch wie gezeigt gibt es auch hier Stolpersteine.
Der Hauptcharakter des schön gezeichneten Buches ist wimmeliger Art. Es gibt viel zu entdecken in der kleinen, großen Welt der Wichtel. Kleine Texte geben zusätzliche Informationen über Tagesablauf und Leben der Wichtel. Die kurzen Bemerkungen der Käfer, Insekten sind die fleißigen Helferlein im Haus der Wichtel, sind allerdings sehr klein gedruckt. Alles in allem ein Kinderbuch passend zur Weihnachtszeit, das die Kinder lange beschäftigt. Ich hätte mir ein paar Bastelanregungen mehr gewünscht. Bis auf die Anleitung zu einer Mütze, gibt es da nicht viel. Unsere Kinder haben nämlich immer großen Spaß daran, kleine Wichtelmöbel und ähnliches zu basteln. Die weihnachtliche Zeit kann also kommen.

Bewertung vom 16.09.2024
Bis in alle Endlichkeit
Kestrel, James

Bis in alle Endlichkeit


ausgezeichnet

Schon mit den ersten Zeilen fühlt man sich an die alten noir-Krimis und Filme der 30-40-50er Jahre erinnert. An Sam Spade und Philip Marlowe, diese einsamen, melancholischen und harten Ermittler erschaffen von Dashiell Hammett und Raymond Chandler. Genau wie in diesen alten Geschichten berichtet auch hier ein Privatdetektiv von seiner Ermittlung in einem Todesfall. Der Krimi von Kestrel hat alles, was diese hardboiled novels ausmachte. Der Protagonist und Ich-Erzähler Lee Crowe ist einer dieser launigen Privatdetektive, die das Gesetz als grobe Richtschnur ansehen, aber auch nicht davor zurückschrecken, dieses zu umgehen. Wie das in solchen Krimis sein muss, sticht Crowe in ein Wespennest und ist plötzlich einer viel größeren Sache auf der Spur.
Und obwohl Kestrel ganz eindeutig diese alten Krimis zum Vorbild hat, schafft er es perfekt, diesen alten Charakter der Trenchcoats und Schlapphüte in die moderne Zeit zu tragen. Die Geschichte wirkt absolut authentisch, die Ermittlungsarbeiten werden so präzise beschrieben, dass sich der Leser teilweise selbst als Detektiv fühlt. Man folgt den Fährten, steckt in den Sackgassen fest und erlebt die Wendungen, die zu immer mehr Verwicklungen führen. Wer ist gut, wer ist böse? Diese Trennung gibt es nicht. Jeder trägt seine eigene Schuld, in größerem oder kleinerem Maße. Geschickt führt der Autor den atemlosen Leser durch den Fall und wenn nicht das moderne Setting wäre, sähe man den Schwarz-Weiß-Film direkt vor sich. Ein grandioser, gelungener Krimi, der endlich auch seine Übersetzung ins Deutsche gefunden hat.

Dies ist eine Privatrezension, ohne KI erstellt. Auszug, auch in Teilen unterliegt dem Urheberrecht.

Bewertung vom 09.09.2024
Winterwölfe
Jones, Dan

Winterwölfe


ausgezeichnet

Das historisch hinterlegte Buch spielt zu Zeiten des Hundertjährigen Krieges, des langen Kampfes um die Herrschaft in Frankreich und die englischen Gebietsansprüche. Winterwölfe ist der zweite Teil der Trilogie um die Essex Dogs, einen Haufen Söldner, die auf der englischen Seite kämpfen. Die Dogs sind eine fiktive Truppe, allerdings ist der Rest des Buches sehr eng an die historischen Bücher der zeitgenössischen Chronisten angelehnt. Man merkt dem Autor und Historiker die Detailverliebtheit an. Sehr präzise beschreibt er einzelne Abschnitte der Belagerung Calais, dem Hauptthema dieses Buches. Dass er dabei die Leser nicht schon, deftige Sprache und brutale Szenen schildert, soll als Warnung genügen. Ein Buch über einen mittelalterlichen Krieg kann man nicht beschönigen, will man authentisch bleiben. Den ersten Teil, den ich nicht kenne, vermisst man nur, wenn es um die persönlichen Schicksale der Söldnertruppe geht. Da fehlt ab und zu der Hintergrund, um die Psyche und Handlungen der Männer zu verstehen. Ansonsten lässt sich das Buch hervorragend alleinständig lesen. Vor allem wenn man an der geschichtlichen Einordnung und der damaligen Zeit interessiert ist, ist das Werk ein spannendes und kurzweiliges Vergnügen. Es ist also durchaus möglich, längst Vergangenes neu und interessant aufzubereiten. Der historische Roman brilliert durch eine lebhafte Schilderung der Lebensumstände. Der Krieg wird mit keiner Zeile verherrlicht oder beschönigt. Geld und Gier sind die treibenden Faktoren. Opportunisten auf beiden Seiten versuchen, aus dem Leid Kapital zu schlagen. Die Söldner sind keine Helden oder Ehrenmänner, sondern brutale Kämpfer, die für Gold Befehle ausführen. Besonders gut hat mir am Ende des Buches die kurze historische Abhandlung über die Belagerung gefallen. Bis auf Rodins Skulptur „Die Bürger von Calais“ hatte ich mich mit dem Thema noch nicht beschäftigt. Liest man aber den historischen Hintergrund, versteht man etwas mehr das gespannte Verhältnis der Briten und der Franzosen, begreift die Ränkespiele, die erst einen Jahrzehnte andauernden Krieg ermöglichten. Ein Literaturverzeichnis ergänzt das Buch und ermöglicht einen tieferen Einblick für geneigte Leser.
Und wer sich nicht für Geschichte oder Politik interessiert, erhält einen spannenden, dramatischen und harten Roman, der ausgezeichnet geschrieben ist. Einziges kleines Manko sind wenige Sätze in Englisch oder Französisch, die nicht übersetzt sind. Wer den Sprachen nicht mächtig ist, tappt hier etwas im Dunkeln. Andererseits fühlt man dann vielleicht mit den Personen mit, die in der Handlung auch nicht verstehen, was gesagt wurde.

Dies ist eine Privatrezension ohne KI erstellt. Kopien, auch in Auszügen unterliegen dem Urheberrecht.

Bewertung vom 22.08.2024
Der Ire
Mann, Peter

Der Ire


ausgezeichnet

Der Spionagethriller spielt in den letzten Jahren des 2. Weltkrieges. Eine Ire wird von einem deutschen Verbindungsoffizier aus einem spanischen Gefängnis befreit und als Spion rekrutiert. Er soll die IRA in den Kampf gegen die Engländer drängen, um somit einen Angriff der Deutschen auf das britische Königreich zu unterstützen. Diese Darstellung der Geschichte wird in einem Tagebuch in Ich-Form des deutschen Agentenführers erzählt. Parallel allerdings wird die andere Seite des Iren in der Art einer keltischen Heldensage beschrieben. Hiernach ist der Ire ein Doppelagent, der den Chefarzt des Führers ermorden soll. Welche Version stimmt? Gibt es überhaupt diese eine Wahrheit?
Geschickt spielt der Autor mit diesen Varianten. Er verknüpft die tatsächlichen Ereignisse und Personen der damaligen Zeit mit dieser abenteuerlichen, kontroversen und teils verwirrenden Odyssee durch die Kriegszeiten. Eine Warnung an alle, die sich nicht für Geschichte interessieren oder mit den damaligen Verhältnissen nicht vertraut sind. Es lohnt sich, Personen und Sachverhalte nachzulesen, um die Geschichte noch besser zu verstehen. Sonst nimmt man der Erzählung viel ihres Reizes. Auch eignet sich das Buch auf keinen Fall für ein schnelles Darüberlesen. Dadurch entgehen dem Leser die sprachlichen Feinheiten, vor allem der irischen Erzählung, und natürlich all die Zusammenhänge, die erst zeigen, in welcher gespaltenen und heuchlerischen Situation die Personen handeln. Die Zerrissenheit der Figuren, die zwar ihrem Land dienen wollen, aber die Taten des Nazitums ablehnen oder sogar verachten, wegen der eigenen opportunistischen Art aber trotzdem Mitläufer sind, wird großartig gezeigt. Aber auch die Brutalität und der Fanatismus derjenigen, die ihrem Glauben an eine Allmacht ergeben sind und kein Mitgefühl für die Opfer haben, wird mit einer groben Derbheit, der Kriegszeit angemessenen Sprache, herausgestellt. Es gibt keine klare Grenze zwischen Gut und Böse, die eigene Haut ist meistens näher als das Gewissen und Wissen um das Unrecht. All dies kristallisiert Mann aufs Feinste heraus, fordert dabei seine Leserschaft zum Mitleiden, Beobachten und Verstehen auf. Ein hochpolitischer, aber auch menschlicher Roman, der viele Aspekte in einem großartigen Werk zusammenfasst. Zwischenmenschliche Beziehungen, Hoffnungen und ein oftmals vorhandener Eskapismus, der das eigene Unvermögen zum Aufstand erträglich machen soll, spiegeln sich in den Personen dieses absolut glaubhaften und authentischen Romans wieder. Kein leichter Stoff, aber absolut lesenswert und von hohem Anspruch, sprachlich und stilistisch auf höchstem Niveau in einer hervorragenden Übersetzung.

Dies ist eine Privatrezension ohne KI erstellt. Der Text, auch in Teilen, unterliegt dem Urheberrecht. Kopie, auch in Auszügen, ist nur mit Absprache mit dem Verfasser genehmigt.

Bewertung vom 18.08.2024
All das Böse, das wir tun
Dazieri, Sandrone

All das Böse, das wir tun


sehr gut

Ein Serienmörder, der vor dreißig Jahren in Italien Mädchen erwürgt hat, verfolgt die beteiligten Personen bis in die Neuzeit. Der mutmaßliche Täter wurde verhaftet und starb im Gefängnis. Doch es gibt Zweifel an seiner Schuld. Und jetzt, viele Jahre später, verschwinden wieder Mädchen. Lebt der wahre Killer noch oder gibt es einen unheimlichen Nachahmer?
Der italienische Krimi führt den Leser in Zeitsprüngen durch die Geschichte, deckt nach und nach die Umstände der Verbrechen und die Jagd nach dem Täter auf. Dabei wird mit jedem Kapitel der Sumpf scheinbar undurchdringlicher. Korruption und der Drang nach schnellen Ergebnissen, Pfusch bei den Ermittlungen und Verstrickungen der Personen, erzeugen ein immer schmutzigeres Grau. Sympathieträger sucht man immer hoffnungsloser, niemand scheint eine saubere Weste zu haben. Und die scheinbaren Spuren, die dem Leser geboten werden, führen scheinbar ins Nichts oder sorgen mit neuen Wendungen für noch mehr Verunsicherung. Der Autor treibt ein raffiniertes Katz und Maus Spiel voran, legt Fährten, inszeniert mit mysteriösen Charakteren ein perfektes Verwirrspiel. Die dunkle Seite der Menschheit erscheint immer häufiger, niemand scheint ohne Schuld. Das Ganze wird durch die italienische Mentalität, das scheinbare Abfinden mit den Missständen und den allgegenwärtigen Verbrechen verstärkt. Die Brutalität der Gewalttaten wird nur teilweise genauer beschrieben, viel mehr des Grauens spielt sich im Gehirn des Lesers ab. Ein gelungener Krimi, der auch ein wenig von berühmten Vorgängern abkupfert. So erscheint manches Szenario für Fans des Genres allzu bekannt. Das nimmt dem Buch aber nichts an Spannung und Unterhaltungswert. Der dunkle Farbschnitt verstärkt die Charakteristik des Buches, wenn ich auch persönlich kein großer Freund dieser optischen Werbemaßnahmen bin.

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