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Bücherfreundin

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Insgesamt 288 Bewertungen
Bewertung vom 19.11.2024
Sei schnell wie der Wind! / Retter der Drachen Bd.1
Stütze, Annett;Vorbach, Britta

Sei schnell wie der Wind! / Retter der Drachen Bd.1


ausgezeichnet

Spannendes Drachenabenteuer
In "Retter der Drachen - Sei schnell wie der Wind!" erzählt das Autorinnen-Duo Annett Stütze und Britta Vorbach die Geschichte des kleinen Drachen Avindur. Das Buch bildet den Auftakt zu einer neuen Kinderbuchreihe des Verlages arsEdition.

Lea ist gerade mit ihren Eltern nach Drachenfels gezogen und radelt zum Bäcker, um Brötchen zu kaufen. Als sie den Heimweg antreten will, tritt ihr aus einem Licht eine Frau entgegen, die so schön wie eine Elfe ist. Sie heißt Francesca Nebula und bittet Lea, ein leuchtendes Drachenei zu hüten. Wenn der Drache geschlüpft ist, soll sie ihm dabei helfen, sich in der Welt zurechtzufinden. Der Kleine kann nicht bei seinen Dracheneltern bleiben, weil ihm im Drachenreich große Gefahr droht. Der böse 13. Drache will die Macht über alle Drachen haben und würde den Kleinen sofort töten. Lea schwört, dem Drachen eine gute Freundin zu sein und nimmt das Drachenei mit nach Hause. Schon am Abend ist es soweit - der kleine Drache Avindur schlüpft aus dem Ei, und Lea muss nun herausfinden, was er frisst und ob er es gern warm hat. Nicht nur für Lea beginnt nun eine abenteuerliche Zeit.

Das Buch mit dem auffallend schönen und liebevoll gestalteten Cover richtet sich an Kinder ab etwa 7 Jahren und ist in altersgerechter Sprache erzählt. Die Schrift ist groß, die Sätze sind kurz, was kleine Leseanfänger dazu animieren wird, die Geschichte selbst zu lesen. Sie eignet sich aber auch hervorragend zum Vorlesen für Vorschulkinder. Die Texte sind ergänzt durch zauberhafte bunte Illustrationen von Stefanie Klaßen.

Es ist sehr spannend, Lea, ihre Freunde Julie und Nick und den munteren Drachen Avindur zu begleiten, der nur von seinen Freunden gesehen werden kann. Das Buch, in dem es nicht nur um lustige und spannende Abenteuer geht, sondern auch um Freundschaft und Hilfsbereitschaft, Mut, Magie und Selbstvertrauen, wird alle kleinen Drachenfans begeistern.

Im Februar 2025 erscheint mit "Retter der Drachen - Erwecke das Feuer!" der zweite Band der abenteuerlichen Reihe um den Drachen Avindur.
Absolute Lese- und Vorleseempfehlung! 

Bewertung vom 15.11.2024
Die vorletzte Frau
Oskamp, Katja

Die vorletzte Frau


ausgezeichnet

Eine außergewöhnliche Liebe
In ihrem neuen autobiographischen Roman "Die vorletzte Frau" erzählt Katja Oskamp die Geschichte ihrer Liebe zu einem berühmten Schweizer Schriftsteller.

Die Ich-Erzählerin Katja ist 30 Jahre alt und nicht mehr glücklich mit ihrem Ehemann, einem holländischen Generalmusikdirektor, mit dem sie eine kleine Tochter, Paula, hat. An einem Leipziger Institut, an dem sie Theaterwissenschaften studiert, begegnet sie in einem Dramatik-Seminar dem 49-jährigen Schweizer Schriftsteller Tosch. Die beiden sind fasziniert voneinander und beginnen eine stürmische Liebesbeziehung voller Leidenschaft. Da sie einen unterschiedlichen Lebensrhythmus haben, treffen sie sich meistens nur an den Wochenenden. Die Beziehung verändert sich und wird zum Ausnahmezustand, als Tosch schwer erkrankt und Katja immer mehr zu seiner Pflegerin wird ....

Mit sehr viel Offenheit und stellenweise auch viel Humor beschreibt die Autorin ihre außergewöhnliche Beziehung zu Tosch, der bereits bei ihrem Kennenlernen ein gefeierter Star in der Literaturszene ist. Er hilft ihr beim Schreiben, korrigiert ihre Entwürfe und überarbeitet ihre Texte. Katja Oskamp gewährt dem Leser Einblicke in ihren Alltag mit Tosch und verschweigt auch nicht die persönlichen Eigenarten ihres stark ich-bezogenen Partners. Die beiden verbringen viele intensive Jahre, am Ende entfernen sie sich - bedingt durch Toschs Krankheit - langsam voneinander. 
 
Die Autorin erzählt viel Persönliches und Intimes aus der gemeisamen Zeit und geht dabei auch sehr detailliert auf Toschs zahlreiche gesundheitliche Probleme ein. Damit überschreitet sie meiner Meinung nach bisweilen die Grenzen des guten Geschmacks. Laut Wikipedia erklärte sich der Schriftsteller, der im Buch "Tosch" heißt, "mit der Publikation dieses Schlüsselromans über ein Paar mit einem Altersunterschied von 19 Jahren ungefragt explizit einverstanden".

Das fesselnde Buch ist in beeindruckender Sprache geschrieben und liest sich sehr flüssig. Die Protagonisten sind hervorragend gezeichnet. Ich habe die Geschichte über eine große und schmerzliche Liebe, Leidenschaft, Alter, Krankheit und Literatur sehr gern gelesen und mit der Autorin mitgefühlt und mitgelitten, als sie immer mehr zur Pflegerin ihres Lebensmenschen wurde und sich dadurch ihre Beziehung zunehmend veränderte und letztlich scheiterte.

Leseempfehlung für diesen großartigen und berührenden Roman! 

Bewertung vom 13.11.2024
Aufbruch ins Freie
Vogel, Francie

Aufbruch ins Freie


ausgezeichnet

Packende Abenteuer einer mutigen Grenzgängerin
Der österreichische Tyrolia Verlag hat "Aufbruch ins Freie - Meine wilden Bergabenteuer zu Fuß, mit Rad, Ski - und Hund" der Autorin Francie Vogel veröffentlicht. Das Taschenbuch ist sehr liebevoll und hochwertig gestaltet und enthält zahlreiche Farbfotos, die Francies Reisen anschaulich dokumentieren.

Als Francie mit ihrem Kommilitonen Markus ins Tierheim geht, um einen Hund auszuführen, ahnt sie noch nicht, dass dieser Besuch ihr Leben verändern wird. Diesmal führt sie den drei Jahre alten Belgischen Schäferhund-Mischling Mexx aus, einen Hund mit Maulkorb, der von seinem Vorbesitzer geschlagen wurde. Nach Wochen des intensiven Kennenlernens nimmt Francie ihren neuen Freund, in dem sie einen Seelenverwandten sieht, mit auf die ersten Trekkingtour. Maxx büxt am Nachmittag aus, um später freiwillig zu ihr ins Zelt zurückzukehren.

Die Kindheit der Autorin ist schwierig, ihre Eltern trennen sich früh. Sie fängt mit dem Boxen an, als sie 13 Jahre alt ist, das gibt ihr Bestätigung. Mit 15 macht sie auf Skiern ihre erste Tour im Erzgebirge. Sie ist schlecht ausgestattet, Ziel ist ein 15 km entfernter Bauwagen. Doch dieser ist verschlossen, und sie muss bei minus 25 Grad die Nacht frierend auf einem Hochstand verbringen. Diesem ersten Abenteuer sollen noch viele weitere folgen, von nun an flüchtet sie häufig in die Natur.

Nach dem Abitur, mit 18 Jahren, erfüllt Francie sich ihren Traum, mit dem Rad nach Marokko zu fahren. Damals ist sie noch hundelos, ihr Begleiter wird Eric, ein junger Student. Auch für ihn ist es die erste große Fahrradreise. Eigentlich will er nur nach Venedig, und sie einigen sich darauf, dass sie über Venedig nach Marokko reisen. Ein dreimonatiges Abenteuer beginnt ....

Es hat mir sehr viel Freude gemacht, Francie und ihren treuen Begleiter Mexx auf zahlreichen Touren zu begleiten. Sie erleben viele Abenteuer, teilweise bei extremen Wetterlagen, und sie geraten häufig in gefährliche Situationen. Francie stößt dabei immer wieder an ihre physischen und psychischen Grenzen. Mexx ist ihr auf ihren Extremtouren nicht nur Gesellschaft, er gibt ihr auch Sicherheit und oftmals Trost. Auf ihren Reisen begegnet sie neben Einheimischen immer wieder interessanten Menschen, die wie sie das Abenteuer und neue Herausforderungen suchen.

Das Buch hat mich gefesselt und fasziniert, es ist in schöner Sprache geschrieben und liest sich sehr flüssig. Francie schildert ihre Erlebnisse so spannend und lebendig, dass ich oft das Gefühl hatte, dabei zu sein. Ich habe beim Lesen aber auch häufig die Luft angehalten und mich gefragt, ob alles gut ausgehen wird. Es hat mir gut gefallen, dass Francie uns in ihrem Buch auch Einblicke in ihr Privatleben und ihre Gedanken- und Gefühlswelt gewährt.

Leseempfehlung für alle, die gern Bücher über mutige Grenzgänger lesen oder sogar selbst planen, auf Abenteuerreisen zu gehen!

Bewertung vom 12.11.2024
Gefährliche Betrachtungen
Eckardt, Tilo

Gefährliche Betrachtungen


sehr gut

Der Dichter und der Übersetzer
Anlässlich des 150. Geburtstages von Thomas Mann hat der deutsch-schweizerische Autor Tilo Eckardt diesem ein besonderes Denkmal gesetzt. In seinem historischen Kriminalroman "Gefährliche Betrachtungen" lässt er den Literatur-Nobelpreisträger auf eine ganz neue Art lebendig werden. 

Wir schreiben das Jahr 1930: Im ostpreußischen Fischerdorf Nidden, einem Kurort auf der Kurischen Nehrung, hat sich der Ich-Erzähler Žydrūnas Miuleris in einer kleinen Pension eingemietet. Der 20-jährige Student und Übersetzer aus Litauen hofft, in Nidden Thomas Mann kennenzulernen, da es  sein großer Wunsch ist, dessen Welterfolg "Buddenbrooks" ins Litauische übersetzen zu dürfen. Der Zufall will es, dass der junge Mann sich gerade in der Nähe des Strandkorbs von Thomas Mann befindet, als diesem durch einen Windstoß mehrere Blätter einer politischen Rede, an der er gerade schreibt, davonwehen. Žydrūnas gelingt es, drei Seiten des Manuskripts zu retten und sie dem Eigentümer zurückzubringen. Da er über ein photographisches Gedächtnis verfügt, kann er sich binnen Sekunden den Inhalt der Seiten einprägen. Später fertigt er davon eine Abschrift an.

Der Schriftsteller und der junge Übersetzer, den Thomas Mann nach dem Vorstellen nur noch Müller nennt, weil das die deutsche Version seines litauischen Nachnamens ist, treffen sich am nächsten Tag zu einem Spaziergang wieder, und Žydrūnas muss beichten, dass ihm die Seiten mit dem brisanten Inhalt am Vorabend im Wirtshaus abhanden gekommen sind. Thomas Mann ist verärgert und sorgt sich, dass die Seiten in falsche Hände geraten könnten. Der Dichter und Müller begeben sich auf die Suche ....

Die Geschichte ist in der Sprache der damaligen Zeit und mit viel feinem Humor geschrieben, sie liest sich sehr flüssig. Es hat mir Freude bereitet, die beiden "Ermittler" zu begleiten, deren Suche sich nicht gerade einfach gestaltet. Sie folgen falschen Fährten, und schon bald ergeben sich neue Fragen und Probleme, als eine Person verschwindet und ein Unbefugter sich anscheinend Zutritt zu Thomas Manns Arbeitszimmer verschafft hat. 

Die Region ist ganz wunderbar und atmosphärisch beschrieben, ich konnte mir Nidden und seine Umgebung sehr gut vorstellen. Seine Protagonisten hat der Autor sehr treffend skizziert: Thomas Mann mit seinen vielen Eigenarten, den jungen und naiven Žydrūnas, der sich als eher ungeschickter Ermittler entpuppt, aber auch die Pensionswirtin mit ihrer etwas aufdringlichen, dabei aber mütterlichen Art. Ich fand es spannend, einen Einblick in den Ferienalltag der Familie Mann zu erhalten, und mir gefielen die Passagen, in denen der Autor den inzwischen 100-jährigen Žydrūnas zu Wort kommen lässt.

Auch wenn ich die eigentliche Krimihandlung nur mäßig spannend fand, so hat mir das Buch doch sehr gut gefallen. Ich konnte eintauchen in die damalige Zeit, habe die schönen Naturbeschreibungen genossen und mich bestens unterhalten gefühlt!

Bewertung vom 09.11.2024
Endlich das ganze Leben
Recchia, Roberta

Endlich das ganze Leben


gut

Der Roman konnte mich leider nicht überzeugen
Der Debütroman "Endlich das ganze Leben" der italienischen Autorin Roberta Recchia wird als "Der große Familienroman und Bestseller aus Italien" beworben. Diese Aussage und der Klappentext machten mich neugierig auf das Buch. Ich freute mich auf die Lektüre, doch ich bin mit dem Roman leider nicht glücklich geworden.

Rom, fünfziger Jahre: Marisa Balestrieri arbeitet im Feinkostgeschäft ihres Vaters, als sie dort den jungen Stelvio Ansaldo kennenlernt, der sehr schnell tiefe, aber heimliche Gefühle für die junge Frau entwickelt. Denn Marisa ist mit Francesco verlobt, der seit zwei Jahren in der Schweiz als Kellner arbeitet. Als Marisa schwanger wird, verlässt Francesco sie. Nun bemüht sich Stelvio um die junge Frau, die beiden heiraten und führen eine glückliche Ehe. Sie bekommen zwei Kinder, Ettore und Elisabetta, die von allen Betta genannt wird. Als Betta 6 Jahre alt ist, erkrankt sie an Asthma, und die Familie kauft ein Haus am Meer, in dem sie von nun an die Ferien verbringt.

1980, als Betta 16 Jahre alt ist, geschieht am Strand ein furchtbares Verbrechen, von dem außer Betta auch ihre gleichaltrige Cousine Miriam, die Tochter von Marisas Schwester Emma, betroffen ist. Von einem Tag auf den anderen ist für die Familie nichts mehr, wie es einmal war ...

Die Geschichte ist in eher nüchterner Sprache erzählt und liest sich sehr flüssig. Wir begleiten die Familie über einen Zeitraum von etwa 30 Jahren und erleben ein "Davor" und "Danach". Neben Marisas und Stelvios Unfähigkeit, gemeinsam zu trauern, erleben wir auch Miriams Schmerz und die Auswirkungen, die die schreckliche Tragödie auf die junge Frau hat.

Mir hat die erste Hälfte des Buches sehr gut gefallen, sie hat mich gefesselt und berührt. Mit Miriams Begegnung mit dem Drogendealer Leo und dessen Schwester, der Transfrau Carollina, wurde die Geschichte bis zum vorhersehbaren Ende leider zunehmend kitschig und unrealistisch. Sie wurde immer mehr überladen mit schweren Themen. Es ging nicht mehr nur um Trauer und Verlust, sondern auch um Vergewaltigung und Mord, Suizid, Drogensucht, Alkoholismus, Krebs und Demenz. Das alles wurde mir schnell zu viel, aufgrund des Klappentextes hatte ich einen Roman mit Tiefgang erwartet - und hier leider nicht gefunden.

Da mir die erste Hälfte des Romans sehr gut gefallen hat, runde ich meine 2,5 Sterne auf 3 Sterne auf.

Bewertung vom 30.10.2024
Wenn nachts die Kampfhunde spazieren gehen
Brüggemann, Anna

Wenn nachts die Kampfhunde spazieren gehen


ausgezeichnet

Regina und ihre Töchter
Im Mittelpunkt von "Wenn nachts die Kampfhunde spazieren gehen", dem neuen Roman von Anna Brüggemann, stehen die 51-jährige Regina und ihre beiden Töchter Antonia und Wanda. Wir schreiben das Jahr 1998, Regina ist Psychologin, ihr Mann Edgar arbeitet in einer Baubehörde. Antonia ist 19, sie hat gerade ihr Abitur gemacht und plant, Pharmazie zu studieren. Ihre anderthalb Jahre jüngere Schwester Wanda ist nicht nur sportlich sehr aktiv, sondern auch eine begabte und zielstrebige Schülerin. Antonia ist nicht so ehrgeizig wie ihre Schwester, sie hat kein rechtes Glück in der Liebe und beneidet ihre Schwester, die einen festen Freund hat. Die Mutter hat keine innige Beziehung zu ihren Töchtern, und auch das Verhältnis der beiden zueinander ist eher schwierig.

Regina ist kurz nach Kriegsende geboren und hat gegen den Wunsch der Eltern ihr Elternhaus früh verlassen, um Psychologie zu studieren. Noch heute nimmt sie es den Eltern übel, dass sie nicht genügend gefördert wurde. Das will sie bei ihren Töchtern anders machen. Während Wanda stets bereit ist, die Ratschläge ihrer Mutter umzusetzen, zieht Antonia sich immer mehr zurück und geht ihren eigenen Weg. Ohne Wissen der Eltern ändert sie ihre Zukunftspläne und schlägt eine ganz andere Laufbahn ein, als Regina es sich vorgestellt hat. 

Die Handlung spielt über einen Zeitraum von 21 Jahren, wir erleben die Höhen und Tiefen der Familienmitglieder, ihre Sehnsüchte, Sorgen und Tragödien. Der Erzählstil und die schöne Sprache der Autorin gefallen mir sehr gut, das Buch liest sich flüssig. Anna Brüggemann beschreibt die Charaktere authentisch und bildhaft, die Entwicklung der Protagonistinnen über die Jahre ist überzeugend dargestellt. Die Unzufriedenheit der Mutter und ihre Lieblosigkeit gegenüber Edgar und ihren Töchtern kommen sehr gut zum Ausdruck, ebenso die Sehnsucht der beiden nach Anerkennung. Bei Wanda ist diese Sehnsucht so ausgeprägt, dass sie eine Essstörung entwickelt. Regina ist extrem ichbezogen, wenig empathisch, neigt zur Selbstüberschätzung, ist aufbrausend und autoritär. Ihrem Mann Edgar fühlt sie sich überlegen und findet ihn langweilig. Antonia empfindet sie als unsichtbar und kritisiert sie übertrieben streng, Wanda wird von ihr bevorzugt und akzeptiert, weil sie sich nach Reginas Wünschen entwickelt.

Ich habe das Buch sehr gern gelesen, es hat mich gefesselt und berührt. Ich hatte wenig Sympathie für Regina, die die Bedürfnisse ihrer Töchter nicht erkennt, sich dennoch für eine gute Mutter hält. Meine Lieblingsfigur war Antonia, die den Mut hat, entgegen Reginas Vorstellungen ihren eigenen Weg zu gehen.

Absolute Leseempfehlung für dieses mitreißende Buch über schwierige Mutter-Töchter-Beziehungen!

Bewertung vom 27.10.2024
Die Nacht der Bärin
Mohn, Kira

Die Nacht der Bärin


ausgezeichnet

Aufwühlender Familienroman über ein wichtiges Thema
Der Roman von Kira Mohn spielt auf zwei Erzählebenen. Im Hier und Jetzt flüchtet die 26-jährige Ich-Erzählerin Jule zu ihren Eltern. Es gab einen Streit mit ihrem Freund Jasper, in dessen Verlauf dieser gewalttätig geworden ist. Jule erhofft sich, bei den Eltern zur Ruhe zu kommen und Klarheit über ihre Situation zu gewinnen. Gleich zu Beginn ihres Aufenthaltes erfährt die Familie, dass die Großmutter verstorben ist. Die Mutter hatte keinen Kontakt zu ihr, und Jule hat sie nie kennengelernt. Jules Mutter will das Haus der Großmutter entrümpeln lassen, bevor es verkauft wird, doch Jule möchte sich vorher gern das Haus und den Nachlass ansehen. Ihre Mutter beschließt, sie zu begleiten.

Auf einer zweiten Erzählebene, die in der Vergangenheit liegt, lernen wir die 8-jährige Maja und ihre 12-jährige Schwester Anna kennen. Die beiden leben mit ihren Eltern in einem Haus, dessen großes Waldgrundstück an einen See grenzt. Der Vater ist gewalttätig, regelmäßig werden die Mutter und Anna terrorisiert und schwer misshandelt. Die Mädchen, die in ständiger Angst leben, flüchten vor den häuslichen Missständen oft in den Wald, in eine Fantasiewelt mit Waldfeen und Bären.

Die Autorin erzählt die Geschichte, in der es um das zentrale Thema Häusliche Gewalt geht, sehr realistisch und mitreißend. Sie deutet das Grauen nur an und verzichtet dabei auf schockierende und reißerische Detailbeschreibungen. Die Charaktere beschreibt sie sehr authentisch und lässt uns tief in Jules, Annas und Majas Gedanken- und Gefühlswelt blicken. Wir sind Zeugen eines Familienlebens, das für die Mutter und ihre Töchter die Hölle ist, und wir müssen erkennen, dass der Mutter Kraft und Entschlossenheit fehlen, diesen schrecklichen Zustand zu beenden. In der Gegenwart erleben wir den inneren Kampf, den Jule führt. Soll sie nach drei glücklichen Jahren Jasper wirklich verlassen? Es gab doch nur den einen Vorfall, der sicher eine einmalige Entgleisung war.

Nach und nach blättert sich die Vergangenheit auf, ein gut gehütetes Familiengeheimnis wird offenbart, Gegenwart und Vergangenheit werden miteinander verwoben, alle Puzzlesteine fügen sich zu einem Ganzen. Auch die Bedeutung des Buchtitels wird klar. Das Ende ist hoffnungsvoll und lässt Raum für eigene Gedanken

Ich habe schon lange kein Buch mehr gelesen, das mir so unter die Haut gegangen ist wie "Die Nacht der Bärin". Die Geschichte hat mich zutiefst berührt, schockiert und aufgewühlt. Sie hat mich auch wütend gemacht auf all die kriminellen Täter, die ihre Opfer hinter verschlossenen Türen erniedrigen und misshandeln. Erwähnenswert ist das Nachwort der Autorin, in dem sie den schleichenden Verlauf häuslicher Gewalt beschreibt.

Absolute Leseempfehlung für dieses tiefgründige Buch über ein wichtiges Thema, das nachdenklich macht und über das leider viel zu oft geschwiegen wird!

Bewertung vom 26.10.2024
Lena Oberdorf
Dreher, Anna

Lena Oberdorf


ausgezeichnet

Packendes Fanbuch über eine Ikone des Frauenfußballs
Jedem, der den deutschen Frauenfußball verfolgt, wird der Name Lena Oberdorf ein Begriff sein. Die ehrgeizige 22-Jährige, die für den FC Bayern München und die deutsche Nationalmannschaft spielt, gilt als eine der besten Fußballerinnen in Deutschland und Europa. Anna Dreher, Sportredakteurin für die Süddeutsche Zeitung, hat ein Buch geschrieben, das uns nicht nur die Ausnahmesportlerin, sondern auch den Menschen Lena Oberdorf nahebringt. Das hochwertige und sehr liebevoll gestaltete gebundene Buch ist im Verlag Die Werkstatt, der zum Delius Klasing Verlag gehört, erschienen. Es umfasst 64 Seiten und ist in 20 Kapitel gegliedert, zahlreiche Farbfotos ergänzen die Texte.

Die Autorin beschreibt den Werdegang von Lena Oberdorf, die bereits als kleines Mädchen mit Leidenschaft Fußball spielt. Früh ist klar, dass sie in einen Fußballverein gehört. Ab ihrem vierten Lebensjahr ist sie bei den Minikickern aktiv, mit elf Jahren wechselt sie in die D-Jugend des TSG Sprockhövel. Dort ist sie das einzige Mädchen unter vielen Jungen. Ihr außergewöhnliches Talent bleibt dem Deutschen Fußballbund nicht lange verborgen, und so spielt sie ab ihrem 12. Lebensjahr erfolgreich in den Jugendnationalmannschaften.

Den ersten Profivertrag unterschreibt die sympathische Sportlerin bereits mit 17 Jahren und spielt fortan beim SGS Essen. 2019 debütiert sie in der Nationalmannschaft. Ein kometenhafter Aufstieg beginnt ....

Das Buch ist in schöner Sprache geschrieben, und ich fand es sehr spannend, nicht nur alles über die Stationen der Karriere von Lena Oberdorf, die Siege und Niederlagen sowie ihre fußballerischen Qualitäten zu erfahren, sondern auch die private Lena Oberdorf kennenzulernen, deren Hobby die Musik ist. Ihre Familie ist ihr Rückzugsort, dort fühlt sie sich geliebt und verstanden, dort kann sie auftanken. Es gibt in ihrer Fußballkarriere nicht nur Höhen, sondern auch Tiefen, mit denen die junge Frau umgehen muss, wie z.B. die schwere Knieverletzung im Sommer 2024, die sie die Teilnahme am olympischen Fußballturnier kostet und nach der sie sich mühsam zurückkämpfen muss.

Einen schönen Abschluss des Buches bildet das Interview, das die Autorin mit der Ausnahmesportlerin, die immer alles richtig machen will, geführt hat, und in dem diese über die Herausforderungen des Profifußballs spricht. Sie verrät außerdem, wie sie mit Erwartungen, Kritik und Rückschlägen umgeht.

Absolute Leseempfehlung nicht nur für Fans von Lena Oberdorf, sondern für alle, die sich für Fußball interessieren!

Bewertung vom 23.10.2024
Die Gräfin
Nelles, Irma

Die Gräfin


gut

Geschichte über eine couragierte Frau
Nachdem ich unlängst mit großer Begeisterung "Südfall" gelesen habe, den Roman von Florian Knöppler über einen englischen Piloten, der Ende August 1944 mit seinem Fallschirm vor der Hallig Südfall landet und dort Menschen begegnet, die ihm hilfreich zur Seite stehen, war ich sehr neugierig auf "Die Gräfin". Im Mittelpunkt des Debüts von Irma Nelles steht nicht der Pilot, sondern die Gräfin von Reventlow-Criminil, die ihn in ihr Haus aufnimmt. Ich war sehr neugierig auf die nun aus anderer Perspektive erzählte Geschichte und hatte hohe Erwartungen - doch glücklich bin ich mit dem Buch leider nicht geworden.

Diana Henriette Adelaide Charlotte Gräfin von Reventlow-Criminil lebt seit 30 Jahren an der nordfriesischen Küste. Die Sommer verbringt sie regelmäßig auf der kleinen Hallig Südfall. Sie ist bereits über 80 Jahre alt und führt seit langem ein Leben in Abgeschiedenheit und fern des glanzvollen Hochadels. Die Hallig-Gräfin, wie sie von den Bewohnern der Nachbarinseln genannt wird, beschäftigt auf ihrem Anwesen seit 8 Jahren Haustochter Meta und Knut Maschmann, der seit über 20 Jahren für sie als Kutscher und Faktotum tätig ist. Als sie im Spätsommer 1944 auf einer Sandbank ein kleines Flugzeug entdeckt, das dem Anschein nach abgestürzt ist, rettet sie den Piloten aus dem Cockpit und versteckt ihn. Es handelt sich um einen Engländer, der in ihrem Haus seine Verletzungen auskurieren wird. Niemand außer ihr und den wenigen eingeweihten Personen darf wissen, dass die Gräfin den Feind versteckt. 

Die Geschichte, die einen Zeitraum von nur 6 Tagen umfasst, ist in klarer Sprache - teils in plattdeutsch - erzählt, sie basiert auf wahren Begebenheiten. Die Autorin wuchs in der Nähe der Hallig Südfall auf, sie kannte viele Personen selbst und wusste um die Mythen, die sich um die Gräfin ranken. Das karge Leben auf der Hallig in Kriegszeiten und die Naturgewalten hat Irma Nelles sehr atmosphärisch und faszinierend beschrieben. Man spürt ihre Liebe zu der ihr vertrauten Region.

Die zentrale Figur des Romans ist die charakterstarke und mutige Gräfin, die von der Autorin sehr authentisch dargestellt wird. Die Gräfin war für die damalige Zeit eine äußerst beherzte Frau, die sich schon früh gegen die Ehe entschied und ein selbstbestimmtes Leben führte. Ich hatte Hochachtung vor der eigenwilligen Adeligen, die früh von den nationalsozialistischen Plänen wusste und immer wieder ihr Leben riskierte, um Verfolgten zur Flucht zu verhelfen. Die interessanten Nebenfiguren, der Pilot John, Meta und Knut sowie das Ärzteehepaar Braak sind gut gezeichnet. Ich fand die Geschichte, die mir im Großen und Ganzen gefallen hat, nicht gerade spannend. Die ausführlichen Schilderungen aus der Vergangenheit der Gräfin empfand ich häufig als etwas zäh und eher langweilig. Im Gegensatz hierzu hätte ich mir gewünscht, mehr aus Johns Leben zu erfahren. Der Roman endet leider ziemlich abrupt, viele Fragen bleiben offen.

Meine Erwartungen an das Buch sind leider nicht erfüllt worden. Am besten haben mir die schönen und faszinierenden Natur- und Landschaftsbeschreibungen gefallen, die Handlung hingegen hat mich - auch wegen der recht sachlichen Erzählweise und des Fehlens jeglicher Emotionen - nicht überzeugen können.

Bewertung vom 21.10.2024
Pokémon Handbuch: Pokémon: Timelines

Pokémon Handbuch: Pokémon: Timelines


ausgezeichnet

Schönes Pokémon-Buch für Groß und Klein
Wer kennt sie nicht, die Pokémon-Sammelkarten, die 1996 in Japan entwickelt wurden und rasch ihren Siegeszug auf der ganzen Welt antraten? 1997 erschien die Zeichentrickserie, von der in bisher 25 Staffeln mehr als 1200 Folgen im Fernsehen ausgestrahlt wurden. 

"Pokémon Timelines" von Katharine Andreou und Glenn Dakin zeigt auf 208 Seiten in 8 Kapiteln die abenteuerlichen Reisen des Pokemon-Helden Ash Ketchum von Kanto bis Galar und seinen Aufstieg vom Trainer zum Weltmeister auf. Hierbei wird Ash von seinem treuen Partner Pikachu begleitet. In der spannenden Pokémon-Welt gibt es viel zu entdecken, statt Seitenzahlen gibt es Zeitleisten, die gespickt sind mit unzähligen Informationen, Details und vielen Bildern. Kleine und große Fans können tief eintauchen in das Pokémon-Universum, lernen dabei all seine Bewohner kennen und erlangen umfangreiches Hintergrundwissen. Auf den letzten Seiten enthält das Handbuch ein praktisches Stichwortregister sowie ein Glossar.

Das gebundene Buch, das in schönen Farben reich illustriert ist, richtet sich an Kinder zwischen 6 und 11 Jahren, es ist äußerst hochwertig und liebevoll gestaltet und eignet sich hervorragend als Geschenk. Ich bin davon überzeugt, dass es nicht nur kleine, sondern auch alle großen Pokémon-Fans begeistern wird!