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Betty Literatur

Bewertungen

Insgesamt 66 Bewertungen
Bewertung vom 10.07.2024
Der Wind kennt meinen Namen
Allende, Isabel

Der Wind kennt meinen Namen


sehr gut

Der Wind kennt meinen Namen - Isabel Allende
Aus dem Spanischen von Svenja Becker
Suhrkamp Verlag 2024
„Niemand ist sicher in dieser Welt (…)“
Als die Nationalsozialisten 1938 in Österreich einmarschieren und die grauenhafte Verfolgung der jüdischen Menschen beginnt, muss die Familie Adler eine schwere Entscheidung treffen. Um ihren 5-jährigen Sohn Samuel zu schützen, schicken sie ihn mit einem der Kindertransporte nach England.
„An diesem Tag endete seine Kindheit.“
Der kleine Samuel wird von Familie zu Familie weitergereicht und landet schließlich in einem Waisenhaus.
Am Ende findet er Heimat in einer Quäkerfamilie, kann seine Karriere als Musiker beginnen und lernt die in jeder Beziehung unabhängige Nadine kennen, die er heiratet.

Fast 45 Jahre später finden während des Bürgerkriegs in El Salvador grauenhafte Massaker in den Dörfern statt.
Leticia und ihr Vater flüchten in die USA, alle anderen Familienmitglieder wurden getötet.
Leticia heiratet zu früh einen Mann, der Alkoholprobleme hat und gewalttätig ist, auch die 2. Ehe scheitert, der 3. Ehemann verstirbt zu früh.
Sie ist 28 und muss sich mit ihrer kleinen Tochter alleine durchschlagen.
Sie arbeitet im Haus von Samuel Adler, der um seine tote Frau Nadine trauert

Selena, Sozialarbeiterin, engagiert sich im Jahr 2019 für Flüchtlingskinder an der mexikanischen Grenze, die nach verschärften Aufnahmebedingungen für Asylsuchende in die USA während der Trump-Regierung dort von ihren Familien getrennt werden.
Sie sucht gemeinsam mit einem Anwalt die Mutter der kleinen Anita, die plötzlich allein dasteht.

Die Schicksale dieser Menschen mit ihren ganz eigenen Flüchtlingsgeschichten werden miteinander verbunden.
„Wir sind nicht verloren. Der Wind kennt meinen Namen und deinen auch.“

Das Buch rüttelt auf. Es zeigt traurige Schicksale von Kindern, die aus unterschiedlichen Gründen ihre Heimat verlassen müssen und die menschenunwürdigen Verhältnisse und fehlenden Rechtssituationen, in denen sie sich dann befinden, wenn sie von den Eltern getrennt werden.

Leider sind bei der Vielfalt der Erzählstränge und der politischen Informationen im Hintergrund nicht alle Charaktere und Lebenssituationen erzählerisch ausgebaut. So werden die Lebensgeschichten oft über viele Jahrzehnte kurz zusammengefasst, die Entwicklung der Charaktere kann nicht nachvollzogen werden, die Persönlichkeiten sind leider oft sehr „schemenhaft“. Besonders die Monologe der kleinen Anita hätte ich mir authentischer gewünscht.

Trotz allem hat Isabel Allende einen wichtigen Roman zu einem wichtigen Thema geschrieben. Der Auslöser war wohl der reale Fall eines kleinen Mädchens, das bei dem Versuch der Einreise in die USA, wie viele weitere Kinder auch, von ihrer Mutter getrennt wurde.

Bewertung vom 10.07.2024
Zuleika
Evaristo, Bernardine

Zuleika


sehr gut

Zuleika - Bernardine Evaristo
aus dem Englischen übersetzt von Tanja Handels

Im London des Römischen Reichs, 211 nach Christus, regiert unter Kaiser Sevva, lebt eine schwarze Migrantenfamilie aus Nubia, Sudan. Deren Tochter, Zuleika erlebt ein abenteuerliches Leben mit ihrer Freundin in Londons Gassen.
Im Alter von 11 Jahren wird sie durch ihren Vater an einen reichen und alten Patrizier verheiratet. Für Ihre Familie sichert es den sozialen Aufstieg, für sie ist es das Ende ihrer Kindheit.
„Von Verlangen durchtränkt treiben seine Pupillen im kaltblauen Januarhimmel, zeigen kein Erbarmen, so sehr auch meine auf Unschuld plädieren“.
Der abstoßende, gruselige, zu alte Mann wird immer wieder aus Sicht ihrer eigenen kindlichen Unschuld beschrieben, obwohl wohlhabend, verachtet sie ihre Lebensumstände und leidet unter ihrer Einsamkeit.
Sie wird im wahrsten Sinne zu seinem Objekt.
Die Begegnung mit dem Kaiser Serverus beschert ihr sinnliche Erlebnisse („Spürte ich, dass mich jemand ganz macht“) doch das Glück währt nicht lange.

Dieses Buch ist ein sprachliches Meisterwerk, ein Versepos, mal eindringlich poetisch, gespickt mit lateinischen Vokabeln, dann in moderner schnoddriger Sprache.
Es gelingt der Autorin wunderbar, die Gedankenwelt dieses jungen Mädchens, die Atmosphäre der Stadt, die Lebenssituationen der Menschen einzufangen und dabei eine gedankliche Mischung zwischen Römischem Reich und Neuzeit herzustellen. Und dabei bricht sie Traditionen und Erwartungen an Literatur auf.

Evaristo hat dieses Werk bereits vor 20 Jahren geschrieben, es wurde nun, angesichts ihres Erfolges als Booker-Preis-Gewinnerin von Tanja Handels hervorragend übersetzt.
Auch wenn es zunächst weit hergeholt erscheint, bezieht sich die Autorin auf historisch belegte Erkenntnisse, dass auch bereits zur Zeit der römischen Besatzung Menschen aus Afrika in Großbritannien lebten.

Bewertung vom 12.06.2024
Altern
Heidenreich, Elke

Altern


ausgezeichnet

Die 80-jährige Elke Heidenreich hat in ihrer unvergleichlichen offenen Art ein Buch über das Altern geschrieben, gespickt mit klugen Zitaten, Gedanken zu ihrem Leben und ihrer Lebensphilosophie. Das Buch stimmt nachdenklich, mich hat es auch immer wieder zum Schmunzeln gebracht, diese störrische „alte“ Frau, die im Herzen und im Kopf so jung geblieben ist:
„Ich finde es auch schön, wenn ich all der Nachrichten, Zumutungen, Überflüssigkeiten und Nichtigkeiten des Tages müde bin, ab und zu eine zu rauchen, ein bisschen zu viel zu trinken und auch mal nicht angeschnallt zu fahren.“
Dieses Buch macht Mut. Wir hören nicht auf zu leben, solange wir denken.

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Bewertung vom 12.05.2024
Yellowface
Kuang, R. F.

Yellowface


ausgezeichnet

Schon beim Entfernen des Schutzumschlags befinden wir uns mitten im Geschehen.
Das Buch „Die letzte Front“, ist vermutlich von Athena Lui geschrieben, ihr Name ist jedoch durchgestrichen und Juniper Song gibt sich als Autorin aus.
Zwei Schriftstellerinnen, Freundinnen vielleicht, Konkurrentinnen auf jeden Fall. Athena, chinesisch-amerikanischer Abstammung, ist aber ungleich erfolgreicher
als die Amerikanerin June. Und June leidet unter dieser Situation.
„Neid wird immer als dieses spitze, grüne, giftige Ding beschrieben. Unbegründet, essigsauer, gemein. (…) Neid ist mein rasender Herzschlag, (…)
Neid bedeutet, mich ständig mit ihr zu vergleichen und dabei schlecht wegzukommen…“
Als Athena durch einen Unfall stirbt, sichert June sich das letzte Manuskript, erarbeitet daraus und wird damit erfolgreich. „Diversität verkauft sich gerade gut.“
Doch, die Angst, entdeckt zu werden, ist groß. Andererseits ist sie süchtig nach der Aufmerksamkeit, die ihr zu Teil wird.
„Die Infusion aus Likes und Glückwünschen ist genau das, was ich brauche, um die innere Leere zu füllen.“
Ein Internet Storm, der Zweifel an ihrer Autorenschaft verbreitet, beginnt und ebbt ab.
Das Interesse an June auch.
Sie braucht jedoch die Aufmerksamkeit, ist aber blockiert, ein weiteres Werk zu schreiben, Athenas Geist lauert überall.
„Aber Schreiben ist alles. (…) Aufhören ist keine Option. Ich muss etwas erschaffen. Es ist ein körperlicher Drang, ein Verlangen, wie atmen, wie essen, wenn es gut läuft, ist es besser als Sex, und wenn nicht, dann habe ich an nichts mehr Freude.“
Dieser ungewöhnliche Roman ist voller spannender Wendungen, der Leidens- und Erfolgsdruck der Protagonistin ist in jeder Zeile spürbar.
Aber auch die Macht der Kritikerinnen und des Internets, die Abhängigkeit von Vermarktung und Verkaufszahlen zeigen den ganzen brutalen Wahnsinn der Literaturwelt.
Aktuelle Diskussionen um politische Korrektheit, ethische Aneignung, Sexismus, Rassismus führen zu „marktrelevanten“ Entscheidungen.
Die Freiheit der Literatur, die Freiheit der Kunst gehen bei all diesen äußeren Zwängen verloren.
„Yellowface“ ist ein Buch, das man nicht aus der Hand legen kann, voller Dynamik, und einer kritischen Betrachtungen des Literaturbetriebs.
Rebecca F. Kuang ist eine großartige Erzählerin, spielerisch geht sie mit Erzählebenen um, sprachlich und inhaltlich überzeugend.
Übersetzung aus dem Englischen von Jasmin Humburg

Bewertung vom 08.04.2024
Liebe in Lazise
Stern, Claire

Liebe in Lazise


sehr gut

Liebe in Lazise – Claire Stern

In ihrem 2. Roman entführt uns Claire Stern wieder an den Gardasee, lässt uns italienisches Flair spüren und die Liebe feiern.
Nach ihrer geplatzten Hochzeit mit Sebastian begibt sich Antonia mit ihrer Freundin nach Lazise an den Gardasee, dort findet gerade das große „Garda in Love“ – Festival statt, eigentlich keine passende Kulisse für die enttäuschte Braut.
Neben der Wut auf ihren treulosen Nicht-Ehemann schleppt sie sich auch mit der Erinnerung an eine kuriose Hochzeitsnacht herum, leider hat der Alkoholgenuss die Erinnerungen getrübt. Wie nah ist der Hochzeitsfotograf Noah ihr eigentlich gekommen?
Die Arbeit an einem gemeinsames Projekt für die Tourismusbehörde über das „Festival der Liebe“ mit ihrer Freundin Ella, dem Kulturjournalisten Matteo und seinem Freund Noah, einem Fotografen (ja, ER ist es!), lässt sie jedoch zu sich finden, Entscheidungen für ihr Leben treffen und auch ihr Herz wieder öffnen.
Und weil überall Liebe in der Luft ist, finden auch Antonias Eltern, die ihre Zeit vor allem mit lieblosen Streitereien verbringen, wieder zueinander.
Für die Liebe ist es nie zu spät!
Claire Stern hat sympathische Charaktere zusammengeführt, überzeugende und unterhaltsame Dialoge entwickelt und Romantik in einer passenden Kulisse entwickelt.
Ein leichter, unterhaltsamer Sommerroman, der Sehnsucht nach dem nächsten Urlaub am Gardasee macht. Und Lust auf Liebe.
Das Cover ist mir leider zu kitschig.

Bewertung vom 02.04.2024
Hallo, du Schöne
Napolitano, Ann

Hallo, du Schöne


sehr gut

Starke Frauen
Die Amerikanerin Ann Napolitano ist mit ihrem vierten Roman (erschienen im März 2023 in den USA) auf der New-York-Times-Bestsellerliste gelandet. In Deutschland ist die Übersetzung von Werner Löcher-Laurence im Februar 2024 erschienen.

Als William und Julia sich begegnen,
„… das war der Moment, in dem er sich in Julia Padavano verliebt hatte.“
Die Padavano-Frauen um Julia, ihre Mutter Rose, ihre 3 Schwestern Sylvie sowie den Zwillingen Cecelia und Emeline werden zu der Familie, die er nie hatte.
Die Schwestern haben eine enge Verbundenheit zueinander, meistern Schicksalsschläge gemeinsam, müssen jedoch auch die Strenge und Unerbittlichkeit ihrer katholischen Mutter ertragen. Die Liebe ihres Vaters erfahren sie regelmäßig durch seine Begrüßung „Hallo, du Schöne“.
Nach einem Sportunfall verliert William den Halt, Julias Traum von einem perfekten Leben mit ihm zerplatzt, sie verfolgt Ihren eigenen Weg und trifft schwerwiegende Entscheidungen.
Auch William folgt nach schwierigen Prozessen und dunklen Phasen „Was mache ich hier? Warum mache ich das? Wer bin ich?“ seinem Herzen und trifft Entscheidungen, die das Leben der gesamten Familie verändern.
Doch die Liebe in dieser Familie ist groß.

In personaler Erzählperspektive erleben wir fast 30 Jahre des Lebens dieser wunderbaren Schwestern, ihrer Töchter, sowie Williams.
Die Charaktere sind starke, besondere Frauen, die selbstbewusst ihr Leben meistern und auch schaffen, diese Stärke an anderen Menschen weiterzugeben. Williams Entwicklungsprozess, seine Zweifel, seine Ängste, seinen eigenen Weg zu gehen, wird sehr sensibel und authentisch dargestellt.

Der berichtende Erzählstil auf 512 Seiten sorgt nicht unbedingt immer für Spannung. Besonders in der Mitte des Romans zieht sich die Erzählung in die Länge, es gibt Wiederholungen, da die Ereignisse aus der Perspektive der verschiedenen Personen erzählt werden. Ich hätte mir mehr Dialoge gewünscht.
Aber, es ist ein großer Roman über Liebe und Identität, Geschwisterliebe und Zusammenhalt, Sehnsucht nach Glück sowie den dunklen Seiten des Lebens.

Bewertung vom 29.03.2024
Ungeheuer lieb Bd.1
Kaiblinger, Sonja

Ungeheuer lieb Bd.1


ausgezeichnet

In dem wunderbaren Kinderbuch von Sonja Kaiblinger, phanatasievoll illustriert von DER ANTON, werden wir in die Welt des 10-jährigen Ludwig und seiner 8-jährigen Schwester Carla entführt. Sie hüten ein besonderes Geheimnis, das Ludwig in einer Mülltonne entdeckt hat.
Es ist ein lilafarbenes Ungeheuer mit außergewöhnlichem Appetit und besonderen Eigenschaften. Und es zieht bei ihnen ein.
Ludwig, der gern Wissenschaftler werden möchte, versucht dieses Ungeheuer zu ergründen, aber bis er hinter das Geheimnis dieses zauberhaften, gefräßigen Wesens kommt, passieren allerlei aufregende Dinge.
Es ist ein wirklich gelungenes Kinderbuch voller Witz und Phantasie, das den Leser/die Leserin sofort in seine Welt mitnimmt. Sprachlich und auch von der Illustration ein Genuss.
Auf diesen 1. Band werden hoffentlich weitere Abenteuer folgen.
Lesealter: ab 8 Jahren

Bewertung vom 06.03.2024
The Marriage Act - Bis der Tod euch scheidet
Marrs, John

The Marriage Act - Bis der Tod euch scheidet


sehr gut

Willkommen in der „Schönen neuen Welt“, die der Autor John Marrs hier als Blick die eine nahe Zukunft im England entwickelt.
Die Regierung will mit dem neuen Gesetz über die Unantastbarkeit der Ehe, die sogenannte SMART-Ehe, einen Anreiz schaffen, dass Ehen geschlossen werden und dann auch halten. Verheiratete Menschen sind glücklicher und produktiver, sie stabilisieren das System, so die Regierung.
Dazu werden den Menschen, die sich auf die SMART-Ehe einlassen, eine Menge Privilegien verschafft. Sie können günstig Häuser in „besseren Wohngegenden“ erwerben, die Kinder können besondere Schulen besuchen, Kredite werden subventioniert, der Arbeitsplatz ist sicher.
Die SMART-Paare lassen sich darauf ein, durch ein „Audit“ (eine moderne „Alexa“) überwacht zu werden. Sollte es nämlich Probleme in der Ehe geben, erfolgen Interventionen und Sanktionen.
Eine Form der „Unterstützung“ erfolgt durch sogenannte „Beziehungsbegleiter“, die dann wochenlang mit dem Paar zusammenleben und Therapiesitzungen abhalten.

Menschen, die keinen Smart-Ehe führen oder Menschen, die dauerhaft Single sein möchten, müssen zahlreiche Nachteile auf sich nehmen.
Der gesellschaftliche Druck ist groß und die Regierung setzt alles daran, den Druck zu erhöhen.

Aber es gibt auch Widerstand, der sich formiert.

Wir lernen wir in diesem Buch eine Video-Bloggerin kennen, die sich das Leben nimmt, weil sie, als Befürworterin des Gesetzes, von den Gegnern im Internet angegriffen und kritisiert wird.

Roxy und Owen führen eine Smart-Ehe, die allerdings auf eine harte Probe gestellt wird.

Jeffrey ist Beziehungsbegleiter, hat psychopatische Tendenzen und nutzt sein Wissen aus, um die Paare zu manipulieren.

Corinne ist eine Aktivistin gegen das Gesetz, möchte sich von ihrem Mann Mitchell scheiden lassen, der aber nicht auf die Privilegien verzichten möchte.

Arthur und June sind seit 49 Jahren verheiratet, haben aus finanziellen Gründen ein „upgrade“ zur Smart Ehe durchgeführt. Als June krank ist, versuchen sie dies zu verheimlichen, damit sie nicht in ein „Sterbeheim“ eingeliefert wird. Nach ihrem Tod, soll Arthur möglichst schnell einen neue Partnerin finden, damit die Vorteile der SMART-Ehe erhalten bleiben.

Anthony arbeitet an einem geheimen Programm für die Regierung. Seine Zweifel, an dem, was er tut, werden jedoch immer größer, er möchte aussteigen.

Sowohl die Regierung als auch die Gegner kämpfen mit harten Bandagen, da sind auch einige Todesfälle zu beklagen.

Ein Überwachungsstaat, der Eingriff in das Privatleben nimmt, Liebe und Beziehung überwacht und steuert. Menschen, die ohne Skrupel und moralische Bedenken handeln.
Ein spannendes und zugleich gruseliges Buch, gut erzählt, sprachlich keine Überraschung.

Heyne Verlag, 558 Seiten

Bewertung vom 03.03.2024
Helma legt los
Krause, Ute

Helma legt los


ausgezeichnet

Das perfekte Osterbuch
Helma ist ein besonderes Huhn, sie kann farbige Eier legen. Das kommt in der Hühnerschule allerdings nicht gut an, denn das perfekte Ei muss weiß sein.
Also versucht Helma wirklich alles, aber es gelingt ihr nicht. Wo soll sie nur mit all den bunten Eiern hin?
Sie muss sie loswerden, damit es keinen Ärger gibt. Also verkleidet sie sich als „Hase“ und versteckt die Eier überall auf dem Bauernhof.
Nur 1 Ei hat sie mit weißer Farbe bemalt, damit sie es vorzeigen kann.
Am nächsten Tag freuen sich alle Tiere über die hübschen bunten Eier, die sie finden.
Und dann kann Helma plötzlich keine bunten Eier mehr legen und sie muss einen neuen Plan entwickeln.

Ein wunderschönes, phantasievolles Kinderbuch, sehr ansprechend illustriert von Ute Krause.

Neuausgabe des „Klassikers“
Lesealter ab 4 Jahren
cbj-Verlag 2024

Bewertung vom 25.02.2024
Jene Tage
Farrochsad, Forugh

Jene Tage


ausgezeichnet

„Gesündigt habe ich, gesündigt voller Lust
In seinen feurigen, in seinen heißen Armen
Gesündigt habe ich mit wilder Leidenschaft
In seinen starken, festen Eisenarmen.“ (aus: „Die Sünde“)

Die Schriftstellerin Forugh Farrochsad, geboren 1935 in Teheran, hat mit ihrer Lyrik mein Herz erobert.
Sie gilt als eine der begabtesten, bedeutendsten Frauen der persische/iranischen Literaturgeschichte.
In ihren Texten setzt sie sich mit Konventionen, Erotik, Sinnlichkeit und der Neudefinition der Bilder von Mann und Frau auseinander.
Die Lyrik hat im persischen Kulturkreis eine ganz andere Bedeutung als in Europa. Und sie hat ein strenges Regelwerk.
Mit diesem bricht Forugh Farrochsad bereits 1955. Als erste Frau schreibt sie über Gefühle, Religion und Moral, ihre Liebe, ihre Sehnsucht, ihr Begehren.
Sie verstarb bereits mit 32 Jahren an einem Autounfall.
Zu ihrem 50. Todestag erschien 2017 der Gedichtbank „Jene Tage“, aus dem persischen übersetzt und mit einem erläuternden Nachwort von Kurt Scharf, sehr vorsichtig und ansprechend illustriert von Lothar Bührmann.
Ich bin froh, dass ich sie jetzt entdecken durfte.