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penigram

Bewertungen

Insgesamt 16 Bewertungen
12
Bewertung vom 02.09.2024
Skye In Our Hearts
Fletcher, Elliot

Skye In Our Hearts


sehr gut

Gute Unterhaltung

Skye in our Hearts ist eine Romance Geschichte auf der schottischen Isle of Skye und mein erster Roman der Autorin Elliot Fletcher. Vorweg, der Roman erfüllt, was er verspricht: Eine unterhaltsame aber unauffällige Romance vor einem schönen Setting in einem schottischen Dorf mit den allseits bekannten und beliebten Handlungsmustern. Das Buch gehört nicht zu den schlechteren Romance Büchern, aber auch nicht zu meinen persönlichen Highlights. Es ist solide, was Figuren, Konflikte und romantische Chemie anbelangt. Das auf einer schottischen Insel angesiedelte Setting sticht für mich heraus und hat der Geschichte eine schöne, raue Atmosphäre verliehen.

Wir folgen der jungen, auf Abwege geratenen Schauspielerin April, die nach dem Tod ihres Großvaters zurück nach Hause kommt, auf die schottische Insel Isle of Skye. Hier haben ihre Großeltern ein großes Anwesen und eine Whiskeybrennerei unterhalten, und April hat viele Stunden ihrer Kindheit hier verbracht. Sie ist seit vielen Jahren nicht mehr hier gewesen und trifft prompt auf ihren Schwarm aus Jugendzeiten, den introvertierten Mal, der ihr sehr grimmig und abweisend begegnet.

Romancebücher mit dem Handlungsmuster junge Schauspielerin kehrt nach einer langen Zeit zurück in ihren kleinen Heimatort und begegnet dort einem Mann aus ihrer Kindheit, sind ja geradezu ein Klischee. Ich habe aber per se nichts gegen oft genutzte, allmählich klischeebehaftete Handlungsmuster, solange sie gut umgesetzt werden und es genug Romantik gibt. Das war in diesem Buch der Fall, und so habe ich mich einigermaßen motiviert von den Figuren durch die Handlung führen lassen. Wiewohl ich der Ansicht bin, dass auch April und Mal als Figuren sehr viele lange bekannte, klischeebehaftete Eigenschaften tragen und an der ein oder anderen Stelle mehr Tiefe hätten vertragen können, mochte ich beide und konnte der Geschichte gut folgen. Insbesondere der introvertierte Mal hat mir gefallen und ich konnte mich oft gut in ihn hineinversetzen. April blieb hier und da etwas blass für mich, aber ich mochte ihre schlagfertige, aktive Art und dass sie sich nicht kleinmachen lässt. Auch die beiden Hunde habe ich beim Lesen ins Herz geschlossen, insbesondere Aprils kleinen Dackel Dudley, der eine ganz eigene Persönlichkeit mitbringt und mich hier und da zum Schmunzeln brachte. Die Geschichte hat außerdem immer wieder einen feinen Humor, gerade in Aprils Perspektive, was ich als sehr angenehm empfand.

Der Schreibstil ist klar und recht flüssig, hier und da vielleicht etwas spröde zu lesen. Weitestgehend ist es aber ein „unsichtbarer“ Schreibstil, der einfach durch die Geschichte führt, und das finde ich sehr angenehm. Blumige Prosa empfinde ich nach einiger Zeit oftmals eher als anstrengend, vor allem, wenn sie nicht gut gemacht ist, daher ist mir in eher sachlich-kühler Schreibstil dagegen deutlich lieber. So kann ich mich gut und ohne Ablenkung auf die Handlung und die Figuren konzentrieren.

Zum Handlungsverlauf selbst will ich gar nicht viel sagen, da es eigentlich eine Zusammenstellung bereits bekannter Handlungsmuster und Konflikte ist. Es ist eine klassische Romance ohne Überraschungen und unvorhergesehene Wendungen, und das ist auch mein größter Kritikpunkt an dem Buch: Es ist nicht schlecht, aber es ist durchschnittlich, der Inhalt genau wie das zwar hübsche aber eher nichtssagenden Cover. Es ist durchschnittlich, aber durchschnittlich gut, flüssig zu lesen und unterhaltsam. 4 Sterne und eine Leseempfehlung für alle, die ein gerne eine gute Romance lesen möchten, bei der sie genau das bekommen, was sie kaufen.

Bewertung vom 19.07.2024
Die Schwarze Königin
Heitz, Markus

Die Schwarze Königin


ausgezeichnet

Stiummungsvolles Vampirbuch

Vampire, Prag … ich habe vorher noch nie ein Buch von Markus Heitz gelesen, aber dieses hier hat mich sofort angesprochen. Versprochen habe ich mir eine Vampirgeschichte vor der tollen Kulisse Prags, eine düstere Atmosphäre und auch einen Einblick in tschechische/osteuropäische Folklore und Geschichte. Da wird ich definitiv nicht enttäuscht. Und jetzt muss ich wohl darüber nachdenken, die anderen Bücher auch zu lesen. Denn das erste, was mir sofort aufgefallen ist, ist, dass ich den Schreibstil wirklich liebe. Ich liebe die Atmosphäre, die Heitz kreiert, einfach seine ganze Erzählweise.

Es gibt zwei Handlungsstränge, einer im 15. Jahrhundert, einer im Prag der Gegenwart, der dem jungen Len folgt. Er ist auf einer Busreise nach Prag, wo seine Familie ursprünglich herkommt. In der Vergangenheit folgen wir der Königin Barbara von Cilli und Vlad Dracul, die beide sehr spannende Charaktere sind. Ich fand sie zeitweise interessanter als Len, mit dem ich nicht ganz so schnell warm geworden bin. Insgesamt hat mir vor allem die Vergangenheitsebene extrem gut gefallen.

Markus Heitz besticht natürlich nicht nur mit seinem Stil und der wunderbar düsteren Atmosphäre (wofür Prag natürlich auch perfekt ist), sondern auch mit seiner intensiven Recherche und auch der guten Darstellung von Prag, eine Stadt, die ich selbst auch mehrmals besucht habe. Eine wirklich tolle Stadt, die ich mir in diesem Buch sehr plastisch vorstellen konnte und in die ich mich beim Lesen zurückversetzt fühlte. Auch die historischen Hintergründe wurden wunderbar untergebracht. Hin und wieder fiel die Spannung für mich etwas zu sehr ab, das ist auch eigentlich mein einziger Kritikpunkt: Für mich persönlich hat das Buch zu viele Längen.

Dennoch muss ich insgesamt sagen, dass das Buch mir sehr gut gefallen hat. Markus Heitz kreiert eine ganz tolle, düstere, geheimnisvolle Atmosphäre und viele interessante Charaktere, von denen Barbara mir am besten gefallen hat. Sein Erzählstil ist definitiv erwähnenswert und ein Grund für mich, nach weiteren Büchern Ausschau zu halten. Die Erzählung auf zwei Zeitebenen funktionierte für mich wunderbar. Das kenne ich eigentlich eher aus anderen Genres, nicht so sehr aus Fantasy-Büchern, aber ich muss sagen, ich kam erstaunlich gut damit klar. Die Wechsel waren gut gesetzt, haben sich schön ergänz und haben auch immer wieder für Abwechslung gesorgt. Zu dem fantastischen Cover sage ich nur: Es fängt die Atmosphäre perfekt ein und ist wundervoll designt.
Hier und da blieb die Spannung leider für mich etwas auf der Strecke. Deshalb gibt es von mir vier von fünf Sternen.

Bewertung vom 15.07.2024
Triple Duty Bodyguards / Why Choose Bd.2
Gold, Lily

Triple Duty Bodyguards / Why Choose Bd.2


ausgezeichnet

Hhm. Ähm.

Okay, ich versuchs mal. Erstens: Lasst euch nicht von dem unschuldigen Cover ins Bockshorn jagen, nichts an diesem Buch ist unschuldig. Ich Schäfchen wusste nicht, was eine Why-Choose Romance ist, und tja, jetzt weiß ich es und ich habe dazu mal eine Frage: … Häh?

Also, versteht mich nicht falsch. Das Buch liest sich gut weg, ist rasant und ganz witzig, aber mein lieber Scholli, hier vögelt ja alles in alle Richtungen. Kaum blinzelt man mal kurz, bähm, sitzt schon wieder irgendwer auf irgendwem.

Ob die Szenen gut geschrieben sind, kann ich nicht so richtig beurteilen, sie sind auf jeden Fall sehr detailliert und sehr konfus. Aber wenn vier Leute miteinander schnackseln, gibt es vermutlich auch keine Möglichkeit, das weniger konfus zu schreiben. Für mich hätte eine Liebesgeschichte ehrlich gesagt gereicht, ich fand Briar und Matt schon ganz niedlich und hätte gerne mehr von den beiden gelesen (also etwas mehr Romance, die Vögelei war ausreichend). Was die anderen zwei da gemacht haben, verstehe ich nicht so ganz. Deren Persönlichkeiten schienen mir jetzt auch nicht so mega ausgearbeitet, sie waren irgendwie nett und hatten große … Nasen.

Die Geschichte mit dem Stalker war ganz interessant, man hat sie aber bei dem ganzen amourösen Hin und Her ehrlicherweise immer wieder vergessen. Sonst war der Part nett, aber … irgendwie schien mir alles, was man irgendwie als Handlung bezeichnen könnte, nur ein Nebenschauplatz zu sein, bestenfalls, um möglichst viele … äh … intime Teile unterzubringen.

Insgesamt … keine Ahnung, was ich jetzt als Fazit ziehe. Briar hat mir gut gefallen, man hat beim Lesen Bilder im Kopf (das will man allerdings vielleicht nicht immer) und der Schreibstil ist okay, bis auf die Redeausleitungen. „Stupste sie mich an“, ist keine Redeausleitung und als solche grammatikalisch falsch, ich weiß nicht, wer sowas in nüchternem Zustand durchs Lektorat lässt. Aber gut. Also. Wer auf sehr viele große … Nasen steht, und Bücher, in denen rund um die Uhr jeder mit jedem schnackselt (als ich das letzte Mal geschaut habe, war das nicht unbedingt der Job eines Bodyguards, die Klienten dumm und dämlich zu vögeln, aber gut, vielleicht ist das eine Wissenslücke meinerseits), der wird das Buch garantiert verschlingen. Für mich war es okay.

Bewertung vom 04.07.2024
One last shot - Macht es am Ende doch noch Klick?
Cayouette, Betty

One last shot - Macht es am Ende doch noch Klick?


sehr gut

Schöne Urlaubslektüre


One last shot ist mein erster Liebesroman dieses Jahr. Emerson, ein erfolgreiches Model, und ihr Jugendfreund Theo, haben sich ein Versprechen gegeben: Zu heiraten, wenn sie mit 28 Jahren noch Single sind. Mit dieser Prämisse beginnt das Buch. Emerson macht sich also auf die Suche nach ihrer Liebe aus Jugendtagen: Theo, der jetzt als Modefotograf arbeitet. In einem italienischen Dorf treffen sie wieder aufeinander. Aber sie haben einander zehn Jahre nicht gesehen, und beide haben sich verändert.

Dieses Buch besticht vor allem mit seinen sympathischen Figuren und dem tollen Ambiente. Und auch Cover und Farbschnitt sind natürlich ein absoluter Hingucker und vervollständigen das Gesamtbild. Der Schreibstil der Autorin ist locker und leicht, und man fiebert gern mit Theo und Emerson mit. Auch Humor darf nicht fehlen, und so überzeugt die Autorin auch immer wieder mit einer pointierten Erzählweise und einigen Textstellen, die zum Schmunzeln bringen. Die Geschichte wird abwechselnd aus den Perspektiven der beiden erzählt. Aber auch die Vergangenheit der beiden wird immer wieder beleuchtet und in Rückblenden erzählt. Dieser Teil war für mich besonders interessant, und es hat mir gefallen, wie sich Gegenwart und Vergangenheit in dieser Erzählung ergänzen und am Ende ein stimmiges Gesamtbild ergeben.

Es dauert eine Weile, bis Theo und Emerson es endlich schaffen, ihre Gefühle füreinander wirklich zuzulassen und sich mit ihrer Vergangenheit auszusöhnen, und auch ernstere Themen werden beleuchtet. Hin und wieder hätte die Geschichte mehr Tiefe vertragen können; gerne hätte ich noch intensiver mit den sympathischen Hauptfiguren mitgefühlt.

Insgesamt ist One last Shot ein schöner Roman, der sich schnell wegliest. Ich kann mir dieses Buch wunderbar als leichte Strandlektüre vorstellen. Ich empfehle es gern weiter.

Bewertung vom 23.04.2024
Die Stimme der Kraken
Nayler, Ray

Die Stimme der Kraken


sehr gut

Die Stimme der Kraken

Ich glaube, auf kaum ein Buch habe ich mich in den vergangenen Wochen mehr gefreut. Das Thema, die angekündigten Spannungselemente, verbunden mit Gesellschaftskritik, Natur und Zukunftstechnologie - das ist genau meins! Außerdem ist das Cover wirklich toll, finde ich, ein richtiger Blickfang, der direkt neugierig macht.

Nun … ich wurde nicht enttäuscht. Aber so begeistert wie erhofft bin ich auch nicht. Zuerst muss ich sagen, dass die entworfene Welt dem Autor wirklich gut gelungen ist. Ich habe die Atmosphäre gespürt, fand die gut dosiert eingestreuten Science-Fiktion Elemente und die fortgeschrittene Technologie, um die sich das Buch ja in großen Teilen dreht, super beschrieben. Ich konnte mir alles vorstellen und fand es unheimlich interessant, wie der Autor kreativ und doch faktenbasiert mit all diesen Elementen umgegangen ist und wissenschaftlichen Perspektiven in seinem Roman Raum gegeben hat. Dafür schon einmal ein großes Lob!

Der Einstieg ist dann auch sehr interessant, die Stimmung geheimnisvoll. Mein Interesse an den Kraken war sofort geweckt. Ein wenig hat mir der Thriller-Aspekt dann im weiteren Verlauf der Handlung aber doch gefehlt. Ja, das Buch hat auch durchaus Spannungselemente und eine fein gestrickte Atmosphäre (ich finde auch das asiatische Setting sehr gut umgesetzt, muss ich sagen), aber es ist vor allem eine philosophische Auseinandersetzung mit dem Leben an sich, mit der Frage, wo das Bewusstsein beginnt, mit der Erforschung von Kommunikation und macht auf gesellschaftlich hochrelevante Themen wie die Potenziale und Gefahren von KI aufmerksam. Insbesondere die philosophischen und gesellschaftskritischen Fragen, die Einblicke in die Forschung zum Thema Bewusstsein und die damit verwobenen dystopischen Elemente haben mir enorm gut gefallen. Und als solches sollte man das Buch denke ich auch sehen und lesen. Etwas schade finde ich in diesem Zusammenhang vor allem, dass das Buch in erster Linie als Öko-Thriller angepriesen wird, und ich weiß nicht so recht, ob es das wirklich trifft. Mich hat das Buch manchmal sogar ein wenig an Filme wie „Arrival“ (den ich sehr toll finde) erinnert.

Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen. Der philosophische/gesellschaftskritische Aspekt des Werkes hat immer wieder mein Interesse geweckt und ich mochte die vom Autor gestrickte Atmosphäre sowie den klaren, leicht zu lesenden Schreibstil sehr. Der Autor versteht es, auch schwierige Themen klar umzusetzen und dem Leser zugänglich zu machen, was ich für eine ganz tolle Fähigkeit halte. Auch die Auseinandersetzung mit dem Thema KI hat mir gut gefallen, ich hatte das Gefühl, hier einen sehr nuancierten und intelligenten Blick auf das Thema zu erhalten. Der Thriller-Aspekt stand für mich beim Lesen nicht im Vordergrund, es ist für mich eher ein ruhigerer und stellenweise sehr nachdenklicher Roman. Manchmal kommt auch Spannung auf, aber für mich stand sie rückblickend nicht im Vordergrund. Mir gefällt das eigentlich, aber ich es ein bisschen anders erwartet. Ich finde das Marketing einfach ein klein wenig irreführend, weshalb ich fürchte, dass möglicherweise ein Teil des Lesepublikums mit falschen Erwartungen an das Buch herangehen könnte. Was schade ist, denn als das, was es ist, ist das Buch wirklich lesenswert. Der einzige kleine Kritikpunkt, den ich habe, ist, dass ich mit den Hauptfiguren nicht wirklich warmgeworden bin. Hier hätte ich mir gewünscht, noch mehr mitfühlen und mitfiebern zu können und noch mehr Einblicke in die Motivationen und inneren Welten der Haupfiguren zu erhalten.

Ich vergebe 4 Sterne und eine Leseempfehlung für alle, die nach einem klugen, nachdenklich machenden Roman suchen, der geschickt wissenschaftliche und gesellschaftsrelevante Themen aufgreift und gut dosiert Spannungselemente einflicht. Für eingefleischte Thriller-Leser, die nach einer sehr rasanten Handlung suchen, ist das Buch aber vermutlich eher nicht gemacht, zumindest meiner Meinung nach.

Bewertung vom 01.04.2024
Die verkaufte Sängerin / Cristina Bd.1
Lorentz, Iny

Die verkaufte Sängerin / Cristina Bd.1


ausgezeichnet

Gewohnt gut

"Die verkaufte Sängerin", ein neuer Roman von Iny Lorentz - so spannend und unterhaltsam, wie ich es von den Autoren gewohnt bin. Als begeisterte Iny Lorentz-Leserin wusste ich natürlich sofort, dass ich „Die verkaufte Sängerin“ unbedingt lesen muss, und wieder einmal bin ich nicht enttäuscht worden.

Die Handlung dreht sich um eine junge Sängerin, Cristina, deren große Begabung so großen Neid hervorruft, dass sie kurzerhand verkauft wird …

Ich liebe es einfach, wie es den Autoren immer wieder gelingt, eine spannende, bildgewaltige Version der Vergangenheit zu entwerfen, wie liebevoll die Figuren ausgearbeitet sind, wie ergreifend und spannend ihre Wege, und wie leicht und flüssig der. Schreibstil einen durch die Geschichte führt. Sicher, es ist vielleicht nicht immer alles historisch akkurat - aber wen interessierts? „Die verkaufte Sängerin“ hat mich hervorragend unterhalten. Cristinas Geschichte, mit all ihren Höhen und Tiefen, war spannend, ergreifend, gut erzählt, und ich bin schon sehr gespannt, wie es weitergehen wird.

Mir haben auch insbesondere das Setting in Thüringen und die Darstellung von Cristinas Leben, erst bei den Gauklern und später dann bei Hofe sehr gut gefallen. Hier merkt man wieder einmal, wie gut die Autoren sich darauf verstehen, ihre Geschichten mitsamt der ganzen Szenerie lebendig werden zu lassen. Iny Lorentz - Bücher sind für mich immer, als würde vor meinen Augen ein Spielfilm ablaufen. Ich hoffe, ich muss nicht mehr allzu lange auf die nächsten Bände warten.

Das Cover ist, wie von Iny Lorentz Büchern gewohnt, farbenfroh und stimmungsvoll. Insgesamt sind die Cover nicht so mein Geschmack, aber sie haben natürlich einen gewissen Wiedererkennungswert, daher … passt schon. Mein Fazit: Eine spannende Reise in die Vergangenheit, bildgewaltig und flüssig erzählt, mit einer wunderbaren und liebenswürdigen Protagonistin. Es kommt definitiv keine Langeweile auf, ich klebte nur so an den Seiten. Insbesondere für Fans von Iny Lorentz ist die Geschichte um Christina natürlich ein Muss. Insgesamt eine Leseempfehlung von mir und natürlich fünf Sterne.

Bewertung vom 24.03.2024
Die Vermesserin der Worte
Seck, Katharina

Die Vermesserin der Worte


sehr gut

Die Wortvermesserin

Der neue Roman von Katharina Seck kommt mit einer schönen und vielversprechenden Idee daher: Die junge Autorin Ida ist in einer Schreibblockade gefangen. Seit vier Monaten hat sie es nicht geschafft, auch nur ein Wort zu Papier zu bringen. Deshalb nimmt sie einen Aushilfsjob bei einer alten Dame auf dem Land an. Deren Geschichte und Erinnerungen wecken auch in Ida endlich wieder die Worte, nach denen sie so lange gesucht hat.

Wirklich, eine tolle Idee. Und ich mochte die alte Dame, Ottilie, sehr. Ihre Vergangenheit sowie die langsam wachsende Beziehung zwischen ihr und Ida waren mein liebster Teil der Erzählung.

Aber trotz der schönen Aspekte von „Die Vermesserin der Worte“ hatte ich leider auch meine Probleme mit diesem Buch. Ich mag das Thema wirklich gern, fand auch die Leitfrage, ob man Worten ein Gewicht geben und sie vermessen kann, interessant, und Ottilies und Idas Beziehung war mein persönliches Highlight des Buches. Aber ich hatte leider kaum je dieses besondere Gefühl, unbedingt weiterlesen zu müssen. Häufig wurde für meinen Geschmack zu viel und zu kleinteilig erzählt, und oft wirkte es leider so, als ob aus sehr wenig sehr viel gemacht werden soll. Und Ida wirkt leider, wiewohl sehr sympathisch, als Hauptfigur gerade am Anfang etwas zu träge und als Figur eher unausgereift. Zudem gab es für mich bei Idas Ankunft im Dorf wirklich zu viele verschiedene Vergleiche, erst fühlte sie sich, als wäre sie in Narnia, dann ein paar Sätze später, als wäre sie in Oz gelandet, dann zwei Seiten später, als wäre sie Alice, die ins Wunderland gelangt ist. Solche Vergleiche mögen ja wirksam sein, und man kann sie ja auch alle an verschiedenen Stellen des Buches nutzen, aber drei solcher Vergleiche kurz hintereinander, bezogen auf das selbe Dorf und Idas Ankunft dort, sind maximal verwirrend.

Was jetzt Ida, die Hauptfigur, angeht: Ich mochte ihren nachdenklichen und sensiblen Charakter schon gern. Auch ihre Liebe zu Büchern ist spürbar. Dennoch hat mir immer weder die Tiefe gefehlt. Während Ottilie als Figur interessant ist, bleibt Ida blass. Mir fehlte auch ihre Motivation - ja, die Autorin erklärt, wie verzweifelt Ida nach „ihren Worten“ sucht, aber ich sehe nichts von dieser verzweifelten Suche. Sie hat vier Monate lang in ihrer Wohnung gehockt und kein Wort geschrieben, das wirkt für mich eher wie Selbstaufgabe. Und dann sucht sie sich einen Aushilfsjob auf dem Land, in der vagen Hoffnung, dass ein Tapetenwechsel ihr bei ihrer Schreibblockade hilft. Okay, noch einigermaßen verständlich, aber … sie sucht sich diesen Job ja auch nicht wirklich selbst, sie bekommt ihn quasi unter die Nase gehalten. Sie unternimmt anfangs eigentlich nichts aus einem starken inneren Antrieb heraus, und auch, wenn ihre Mutlosigkeit und Selbstaufgabe irgendwie nachvollziehbar sind, machte es mir den Einstieg sehr, sehr schwer. Das finde ich schade, denn es hat mich daran gehindert, voll und ganz mit dieser eigentlich sympathischen und einfühlsamen Figur mitzufühlen und voller Interesse und Freude mit ihr auf die Reise zu gehen.

Ein anderes Problem, das ich mit Ida hatte, und das hat mich wirklich gestört … sorry, ich habe ihr die Autorin nicht abgekauft. Was hat sie denn geschrieben vor ihrer Blockade, welche Themen beschäftigten sie, welches Genre, wie viele Bücher hat sie veröffentlicht, hat sie eine Lektorin oder Agentin, die ihr in den Allerwertesten tritt? Worten sucht sie denn überhaupt?

Die Spurensuche selbst fand ich spannend, obwohl mir manche von Idas Schlüssen gerade am Anfang (später war es dann besser) etwas weit hergeholt erschienen. Wieso ging sie schon ganz am Anfang, kurz nach ihrer Ankunft im Dorf, davon aus, dass Ottilie Geheimnisse hütet oder dass die Dorfbewohner versucht haben, ihre Geschichte auszulöschen? Wegen einer einzigen fehlenden Seite in einer Dorfchronik? Ida kennt anfangs weder Ottilie noch die Dorfbewohner, und schon quasi von der ersten Sekunde an trifft sie dafür sehr weitreichende Annahmen und zieht umfassende Schlüsse. Ida „wusste“ einfach instinktiv sofort und auch erstaunlich umfassend und zutreffend, was mit allen los ist. Das ist zu viel, finde ich.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Ich habe mich sehr auf „Die Vermesserin der Worte“ gefreut, weil die sehr Idee schön ist. Und der Roman hat auch viel Gutes. Ottilie war mein persönlicher Liebling, während ich leider Schwierigkeiten hatte, mich von der Hauptfigur Ida wirklich mitreißen zu lassen. Am besten hat mir die langsam wachsende Beziehung zwischen Ottilie und Ida gefallen.

Ich vergebe 3,5 Sterne, aufgerundet demnach vier, und eine eingeschränkte Leseempfehlung für alle, die gern eine liebevolle, langsam erzählte Geschichte über die Liebe zu Büchern und zum Lesen lesen möchten. Ganz viele Pluspunkte gibt es außerdem für das Cover, das wirklich hervorragend gelungen ist und sehr stilvoll aussieht.

Bewertung vom 19.02.2024
Thieves' Gambit Bd.1
Lewis, Kayvion

Thieves' Gambit Bd.1


sehr gut

Dieses Fantasybuch hat mich, zugegebenermaßen, positiv überrascht. Nach so vielen Fantasy-Enttäuschungen (für mich) in den vergangenen Monaten und Jahren - da hatte ich die leise Befürchtung, dass auch dieses Buch sich nicht unterscheiden würde.

Und ja, es läuft im Grunde wieder nach einem Schema ab, das wir schon zur Genüge kennen: Eine taffe Protagonistin tritt in einen Wettstreit ein, und natürlich gibt es auch eine Liebesgeschichte. Die Geschichte ist in der Ich-Perspektive verfasst, die im Augenblick in diesem Genre ja wirklich überall verwendet wird und mit der ich manchmal ganz keine Problemchen habe. Dennoch - Thieves Gambit war überraschend rasant, spannend erzählt, mit einer wirklich gut ausgearbeiteten Protagonistin.

Rosalyn ist eine Diebin, und als ihre Mutter entführt wird, hat sie nur eine Wahl. Sie muss am Thieves Gambit teilnehmen, einem anspruchsvollen Wettkampf für Diebe. Denn der Gegner bekommt einen Wunsch erfüllt. Das ist auf jeden Fall erstmal eine starke Motivation für die Teilnahme an so einem Wettbewerb, sehr nachvollziehbar, und es macht Rosalyn auch gleich sympathisch.

Als ich die Leseprobe gelesen hatte, hatte ich ein wenig die Befürchtung, Rosalyns taffe Art könnte etwas zu überzeichnet werden (ihr wisst schon, diese furchtbaren Protagonisten, die bei jedem Thema rumzicken, zeigen müssen, wie toll und taff sie sind, obwohl es überhaupt nicht not tut, ständig jeden anschnauzen und sich immer für etwas Besseres halten … gähn). Nein, die Protagonistin kommt hier mit einem facettenreichen Charakter daher, man glaubt ihr, dass sie wirklich eine gute Diebin ist, und sie ist pfiffig. Ich mochte sie und auch ihre Entwicklung im späteren Verlauf der Story sehr und habe gern mit ihr diese Geschichte erlebt. Manchmal ist sie mir ein bisschen auf die Nerven gegangen, weil ich finde, dass sie auf bestimmte Dinge hätte schneller kommen können … aber gut.

Die Liebesgeschichte ist mein kleiner Kritikpunkt - sie war ganz süß, aber ich habe da keine großen Gefühle gespürt und fand auch den Love Interest ein wenig … naja. Ich meine, er war als Figur ganz nett, aber ich habe ihn einfach nicht gefühlt. Ich habe die Liebesgeschichte nicht gefühlt, sorry. Für mich hätte sie gar nicht Bestandteil des Buches sein müssen. Dahingegen sind sehr viele Nebencharaktere wirklich toll und haben mir großen Spaß bereitet. Noelia zum Beispiel hat mir wirklich gut gefallen. Die Freundschaften in diesem Buch waren wirklich schön gezeichnet.

Die Handlung ist, vor allem, als das Gambit dann endlich losgeht, sehr rasant und spannend, es geht von einer Aufgabe zur nächsten an verschiedenen Schauplätzen. Die Aufgaben haben sich etwas geglichen, aber insgesamt fand ich den Wettkampf schon gut ausgestaltet und habe besonders in diesem Abschnitt des Buches geradezu am Buch geklebt. Es war mir dann schon irgendwann klar, worauf das Ganze hinauslaufen könnte - den Cliffhanger habe ich so aber nicht erwartet. Ich werde den zweiten Band kaufen müssen.

Insgesamt ein wirklich rasantes, gut zu lesendes Buch für Zwischendurch. Ich hatte trotz kleiner Kritikpunkt viel Spaß beim Lesen und empfehle das Buch weiter.

Bewertung vom 22.01.2024
Leuchtfeuer
Shapiro, Dani

Leuchtfeuer


ausgezeichnet

Leuchtfeuer

Der Roman „Leuchtfeuer“ von Dani Shapiro hat mich durch sein wunderschönes Cover und die geheimnisvoll anmutende Beschreibung sofort in seinen Bann gezogen, und ich wusste, dass ich es unbedingt lesen muss. Ich wurde nicht enttäuscht. Den Leser erwartet ein außergewöhnlicher Roman über die Frage von Schuld und dem Zusammenhang allen Lebens in diesem Universum. Eigentlich eine perfekte Lektüre, nachdem ich kürzlich den Roman von Neil deGrasse Tyson lesen durfte.

Die Handlung setzt in den 1950ern ein: Wir folgen dem Leben zweier Familien in einem amerikanischen Vorort. Die Teenager Sarah und Theo werden betrunken in einen schlimmen Autounfall verwickelt - ein Ereignis, das die beiden Familien fortan miteinander verbinden wird. Das Geheimnis dieser Nacht zieht sich fortan wie ein unsichtbarer roter Faden durch das Leben und die Schicksale dieser beiden Familien.

Die Aufarbeitung dieser Nacht geschieht erst nach und nach in einer nicht-chronologischen Erzählung, ganz besonders durch die Linse der besonderen Freundschaft zwischen Ben Wilf, dem Vater der beiden Teenager, und dem hochbegabten Waldo Shenkman. Durch seine Freundschaft mit dem Jungen, der später zum Astrophysiker heranwächst, erhält Ben das Geschenk der Erkenntnis und lernt, das Universum und seinen eigenen Platz darin neu zu bewerten und sich mit der großen Schuld dieser Nacht auseinanderzusetzen.

Mein Fazit: „Leuchtfeuer“ ist ein berührender aber auch komplexer und nicht immer leicht zu lesender Roman, in dem die Frage nach der Schuld, nach dem Universum und wie am Ende alles zusammenhängt, gestellt wird. Wir folgen einer tragischen Familiengeschichte, einem gebrochenen Mann, einer besonderen Freundschaft - und den Sternen. Ein außergewöhnliches Leseerlebnis, für das ich 4,5, aufgerundet demnach 5 Sterne vergebe. Leseempfehlung!

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