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Benutzername: 
Lunamonique
Wohnort: 
Bremen

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Insgesamt 414 Bewertungen
Bewertung vom 28.10.2024
Die Hüter der verborgenen Königreiche / Royal Institute of Magic Bd.1
Kloss, Victor

Die Hüter der verborgenen Königreiche / Royal Institute of Magic Bd.1


sehr gut

Band 1 „Royal Institute of Magic - Die Hüter der verborgenen Königreiche“ bildet den Auftakt zur Royal Institute of Magic – Reihe von Victor Kloss. 2025 folgen Band 2: Auf den Spuren des Schattensuchers und Band 3: Der Angriff der Dunkelelfen. Ben entdeckt ein gut gehütetes Geheimnis. Für ihn und seinen Freund Charlie beginnt ein phantastisches Abenteuer.

Bens Eltern sind verschwunden. Im verlassenen Hauses entdeckt Ben einen Hinweis und verheimlicht ihn vor der Polizei. Erst als Inspektor Wilkens bei Grandma Anne auftaucht und Beweismittel zurückbringt, findet Ben eine neue Spur und macht sich mit seinem Freund Charlie auf den Weg zu einem seltsamen Gebäude. Was genau geht da vor sich? Bens Neugierde siegt.

Der Einstieg ist nicht so packend und magisch wie erwartet. Der Rückblick in das Jahr 1589 weckt aber das Interesse an der Geschichte. Michael James Greenwood trifft eine folgenschwere Entscheidung. Zeitsprung in die Gegenwart. Ben hat einen immer wiederkehrenden, aufwühlenden Traum. Dem Jungen ist zu zutrauen, dass er alle Hebel in Bewegung setzt, um das Rätsel um seine Eltern zu lösen. Daher ist schwer verständlich, dass ein paar Jahre ins Land gehen, bis wirklich etwas passiert. Ben und Charlie erweisen sich als gutes Ermittlerteam. Sie ergänzen sich perfekt. Auf der einen Seite der impulsive Junge, der seinem Gespür vertraut. Auf der anderen Seite ein zögerlichen, nicht sonderlich mutiger Charlie, der gerne alles durchdenkt und analysiert. Charlie lässt sich von Ben mitreißen und wächst im Laufe der Geschichte über sich hinaus. Ihre Recherche führt sie zu einem mysteriösen Gebäude. Wem können die beiden vertrauen? Ben handelt intuitiv. Von da ab wird die Geschichte flüssiger und spannender. Es entsteht der Eindruck, dass der Autor erst richtig in die Geschichte eintauchen und in den Flow kommen musste. Es überrascht, dass die entscheidenden Charaktere in der Phantasiewelt fast alle normale Namen haben. Es wäre schön gewesen, wenn Name und Charakter verschmelzen und damit die Persönlichkeiten unterstrichen werden. Gut gelungen sind abenteuerliche Begegnungen, Flucht und Verfolgungsjagden. Mit mehr Details und Beschreibungen hätten noch mehr Bilder im Kopf entstehen können. Wer ist Freund, wer Feind? Manche Figuren bleiben undurchsichtig. Das schürt das Rätselraten. Die Vielfalt der Magie sorgt für den ein oder anderen Spaßfaktor. Troll Thomas bleibt als Nebenfigur mit seiner hilfsbereiten und entschiedenen Art im Gedächtnis. Im letzten Buchdrittel nimmt das Tempo zu. Manche Wendung lässt sich erahnen, spannend ist es trotzdem, auch wegen der originellen Spuren, Orte und Hinweise. Der Cliffhanger schürt die Vorfreude auf Band 2.

Das Cover weckt mit der Drachen-Actionszene und den ausdrucksvollen Farben die Neugierde auf die magische Geschichte. „Royal Institute of Magic - Die Hüter der verborgenen Königreiche“ ist ein phantasievolles, unterhaltsames und mitreißendes Abenteuer für Jungen und Mädchen ab 10 Jahren. Die Geschichte regt die Phantasie an und ist auch für Erwachsene ein Lesespaß.

Bewertung vom 05.05.2024
Der Wind kennt meinen Namen
Allende, Isabel

Der Wind kennt meinen Namen


gut

In „Der Wind kennt meinen Namen“ von Isabel Allende geht es um Flucht, Hoffnung, die Suche nach Liebe und einer neuen Heimat. Ein immerwährendes, und immer noch sehr aktuelles Thema. Von der Autorin stammen u.a. „Das Geisterhaus“, „Eva Luna“, „Fortunas Tochter“ und „Paula“.

Wien 1938, böse Vorahnungen bewahrheiten sich. Die Hetzjagd auf Juden nimmt zu. Es geht nicht mehr um die mühsam aufgebaute Existenz, Rudolf Adler und seine Familie müssen um ihr Leben fürchten. Die Ereignisse spitzen sich zu, und die Zeit läuft ihnen davon.

Der Einstieg setzt Veränderungen auf bildliche Weise in Szene. Noch werden Unbehagen und Gefahr verdrängt. Die Geschichte der Adlers berührt. Sie müssen machtlos zuschauen, wie alles zerbricht und nur noch die engsten Freunde zu ihnen halten. Der Glaube an das Gute und die erhoffte Wendung haben lange Oberwasser. Das Wichtigste sind Familie und Zusammenhalt. Das Verhängnis nimmt seinen Lauf. Das Buch ist in mehrere Handlungsstränge aufgeteilt und erzählt von unterschiedlichen Schicksalen. Wunderkind Samuel hofft darauf, seine Eltern wiederzusehen. Zwei Menschen entkommen durch Zufall einem Massaker. Die siebenjährige Anita wird von ihrer Mutter getrennt. Verbindet die Geschichten nur das Thema „Flucht“, oder sind sie miteinander verwoben? Das wird über lange Strecken nicht klar. Der Aufbau mit den unterschiedlichen Handlungssträngen irritiert. Im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen die Adlers und ihre Schicksale. Wer hat überlebt? Wer ist wie gestorben? Die Fragen sind ein roter Faden. Es fällt schwer loszulassen und in den Geschichten zu wechseln. Schön sind die eingestreuten Informationen, die das Bild von den Adlers vervollständigen. Gerne hätte es einen einzigen Geschichtenfluss geben können. Das Buch hätte mehr gefesselt. So bremst die Umstellung aus, auch wenn das Thema „Familientrennung“ sehr emotional ist und man als Leser bei der Suche nach der Mutter und einem möglichen Happy End mitfiebert. Was ist mit Anitas Schwester Claudia passiert? Die Dialoge mit Puppe und Schwester zeigen zwar mehr von dem Innenleben der Siebenjährigen, ihren Gedanken, Meinungen und ihrem Widerstand gegen falsche Entwicklungen, trotzdem wollen sich diese Passagen nicht richtig in die Geschichte integrieren. Zeitsprünge erschweren teilweise die Orientierung. Rückblicke bringen Licht ins Dunkle. Dieses Buch braucht Zeit. Es lohnt sich, diese zu investieren, weil es Geschichten gegen das Vergessen und Wegsehen sind. Aufrüttelnd und lehrreich.

Der Titel ist toll gewählt, klingt poetisch und hat Anziehungskraft. Das Cover ist voller Melancholie und Hoffnung. Die Farben sind intensiv. Frau und Autorinnenname ziehen die Blicke aufs Buch. „Der Wind kennt meinen Namen“ nimmt sich wichtiger Themen an und öffnet die Augen für das, was war und ist. Nicht so durchgehend mitreißend wie erwartet, aber besonders am Anfang bewegend erzählt.

Bewertung vom 04.03.2024
Trophäe
Schoeters, Gaea

Trophäe


ausgezeichnet

In „Trophäe“ von Autorin Gaea Schoeters kommt ein Großwildjäger an seine Grenzen. Die Gier ist größer als die Moral. Für „Trophäe“ erhielt Gaea Schoeters den Literaturpreis Sabam for Culture.

Hunter White will seine Big Five vollmachen. Die Jagdlizenz hat er ergattert. Sein Freund Van Heeren ist wieder mit von der Partie. In Afrika steigt die Spannung. Hunter kann es nicht mehr abwarten, bis es endlich so weit ist. Die Reise hält mehr Überraschungen bereit als ihm lieb ist. Bald ist nicht mehr klar, wer ist Jäger und wer Gejagter.

Der Einstieg in die Geschichte entwickelt allein durch Erzählstil und Beschreibungen eine große Intensität. Schon mit den ersten Zeilen hebt sich der Roman ab von anderen Werken. Rückblick, zwei Monate zuvor, Hunter White scheint am Ziel seiner Träume. Es braucht nur noch den einen entscheidenden Augenblick. Was bewegt Menschen dazu, auf Großwildjagd zu gehen? Warum verleitet sie die Schönheit der Tiere nicht zum Schutz? Autorin Gaea Schoeters beleuchtet nicht nur Hunters Welt, sondern auch Afrika und seine Bewohner. Korruption, Wilderei, das Leben der Ureinwohner und ihren Kampf um einen Platz in der modernen Welt. Hunters Jagd und die Entwicklungen sorgen für Spannung. Er hat mit mehr Widrigkeiten zu kämpfen als geahnt. Wer ist ein ebenbürtiger Gegner? Die Geschichte nimmt überraschende, schicksalhafte Wendungen. Hunter weiß bald nicht mehr, wer Freund und wer Feind ist. Ein packender Roman mit vielen Facetten und interessanten Protagonisten. Wie ist Hunter zum Trophäenjäger geworden? Seine eingeschränkte Sicht auf Afrika wird deutlich. Er weiß nichts vom Land, obwohl er es schon oft bereist hat. Mit einer Entscheidung nimmt die Spannung zu. Überall lauern Gefahren. Ein Pageturner, den man nicht mehr aus der Hand legen möchte. Und doch braucht es Lesepausen, um Abgründe zu verarbeiten. Beeindruckend ist die Welt der Ureinwohner, ihr Leben mit der Natur, das wir verlernt haben. Das Buch erschüttert, regt zum Nachdenken an, weckt das Interesse an Menschen, Wildtieren und Lebensräumen. Es zeigt den eigentlichen Schatz auf und hat ungeschönte Wahrheiten parat. Es geht um Selbstachtung, Respekt, Fragen der Moral. Zusammenhänge werden offen gelegt. Detaillierte Landschaftsbeschreibungen sorgen für ein atemberaubendes Afrikaambiente. Nichts lässt sich einschätzen. Sind die Schicksale schon besiegelt? Eine packende, aufrüttelnde Lektüre bis zur letzten Seite.

Das Cover beeindruckt mit einer wilden, kraftstrotzenden Schönheit. Jedes Detail berührt. Perfekt gewählt ist die Hintergrundfarbe, die alles in ein sanftes Licht taucht. Der Titel ist kurz und prägnant und lässt nicht erahnen, was für eine wuchtige Geschichte dahinter steckt. „Trophäe“ von Gaea Schoeters lege ich allen Lesern im Erwachsenenalter ans Herz. Sehr empfehlenswert, ganz sicher unvergesslich und ein Buch, das man mehr als einmal lesen sollte.

Bewertung vom 01.10.2023
Gefährlicher Freispruch / Strafverteidiger Pirlo Bd.3
Bott, Ingo

Gefährlicher Freispruch / Strafverteidiger Pirlo Bd.3


gut

Nach „Pirlo – Gegen alle Regeln“ und „Pirlo – Falsche Zeugen“ ist „Pirlo – Gefährlicher Freispruch“ Band 3 der Anwaltskrimireihe von Ingo Bott um die Strafverteidiger Dr. Anton Pirlo und Sophie Mahler. Pirlo sitzt in der Klemme und die Schlinge zieht sich unaufhörlich weiter zu.

Emre Ben Hamid, Sohn einer Clan-Familie, kommt in Untersuchungshaft. Er soll einen Brandanschlag auf das Corona-Testzentrum am Düsseldorfer Rheinufer verübt haben. Pirlo übernimmt seine Verteidigung. Es gibt Zeugen. Die Lage scheint eindeutig und aussichtslos.

Der Krimi nimmt sich eines aktuellen Themas an. Geldgier und Betrug in Coronazeiten. Was steckt wirklich hinter dem Brandanschlag? Erst später werden Umfang und Verwicklungen deutlich.Im ersten Buchdrittel wird das Tempo durch Ausschweifungen ausgebremst. Szenen mit Pirlo sind unterhaltsam. Ihn umgibt ein Geheimnis. Der Druck steigt. Sophie ist nicht eingeweiht, wie nah Pirlo am Abgrund steht. Kürzungen an den ein oder anderen Stellen hätten der Geschichte gut getan. Thema und Zwickmühle sind gut gewählt. Es fehlt über lange Strecken an Spannung. Der Pirlo-Humor kommt zu wenig zum Einsatz. Der Fokus liegt im ersten Buchdrittel zu sehr auf Sophie und ihren Gedanken. Das Knistern zwischen Pirlo und Sophie steht im Vordergrund, und hätte nicht sein müssen. Pirlo und Sophie sind gegensätzlich und ein gutes Team. Pirlo sollte der Hauptcharakter bleiben. Er trägt mit seiner eigenwilligen Art und den familiären Hintergründen die Geschichte. Mit einer Leiche kommen Fragen auf, und das Ausmaß hinter dem Brandanschlag wird immer deutlicher. Ein Ausweg aus Pirlos Lage scheint nicht in Sicht. Wer sich mit dem Clan anlegt, hat schlechte Karten. Rettung kommt von ungeahnter Seite. Auch diese Szenen sind zu ausgedehnt, bildliche Beschreibungen, Charaktere und Dialoge aber gelungen. Was ist Pirlos Plan? Die Winkelzüge werden erst zum Schluss deutlich. Der Prozess entwickelt sich nicht nur zu Pirlo-Bühne. Wer hat profitiert? Wer wusste Bescheid? Wie groß ist der Schaden? Fragen, die auch im wahren Leben aufkommen. Das tatsächliche Ausmaß des Betrugs bleibt wahrscheinlich im Dunkeln. Der Schaden ist immens. Umso wichtiger, dass u.a. dieser Krimi daran erinnert, und das Thema wieder in die öffentliche Wahrnehmung rückt.

Das Cover hat Seriencharakter und setzt die Hauptfiguren gut in Szene. „Pirlo – Gefährlicher Freispruch“ ist nicht der beste Band der Reihe. Es macht trotzdem Spaß, mit Pirlo in die Welt des Verbrechens einzutauchen. Autor Ingo Bott ist Strafverteidiger und gewährt realitätsnahe Einblicke in Recherche, Empfindlichkeiten aller Beteiligten und der Prozesswelt. Herrlich, wie die Richterin an den wichtigsten Akteuren verzweifelt.

Bewertung vom 28.06.2023
Der Eisbär und die Hoffnung auf morgen
Ironmonger, John

Der Eisbär und die Hoffnung auf morgen


ausgezeichnet

In „Der Eisbär und die Hoffnung auf morgen“ von John Ironmonger verändert eine schicksalhafte Wette alles und bestimmt das Leben der beiden Hauptfiguren. Von John Ironmonger stammt u.a. „Der Wal und das Ende der Welt“ und „Das Jahr des Dugong – Eine Geschichte für unsere Zeit“.

Tom Horsmith kehrt mit 19 Jahren nach St. Pieran zurück und nimmt einen Saisonjob an. In der Hummerfischer-Bar „Stormy Petrel Inn“ begegnet er dem Parlamentsabgeordneten für den Bezirk Cornwall Süd, Monty Causley, wieder und provoziert einen Streit, der in einer legendären Wette endet. Bald ist das Video im Netz und keiner von Beiden kann das Ganze stoppen.

Einstieg und Personenvorstellungen reißen nicht sofort mit. Die Geschichte braucht etwas, um in Fahrt zu kommen. Von dem Moment an begeistert sie und lässt im Nachhinein alles stimmig erscheinen. Tom und sein Freund Benny sind sympathische Hauptfiguren, mit denen man gerne mitfiebert. Wie besonders diese Freundschaft ist, wird im Laufe des Abenteuers deutlich. Sie stehen füreinander ein und sind füreinander da, auch wenn es brenzlig und lebensgefährlich wird. Die Wette zwischen Tom und Gegenpart Monty setzt Einiges in Gang. Der Politiker hat Mühe, mit dem Jungspund mitzuhalten. Monty ist ein Klimaleugner und weigert sich, Gefahren und Wandel zu erkennen. Er gibt kein gutes Bild ab, und seine Karriere leidet. Wie lässt sich alles wieder beheben? Tom hat eine Mission, die ihm wichtig ist und ihn leitet. Je älter er wird, desto mehr liegt ihm am Herzen über die Gletscherschmelze und seine Auswirkungen aufzuklären. Das Buch ist lehrreich und hat Lösungen für die größten Probleme der Welt parat. Ein unterhaltsames und emotionales Abenteuer mit überraschenden Wendungen, das die Dramatik unserer Zeit in Szene setzt, zum Nachdenken anregt und Handeln animiert. Tom und Monty haben unterschiedliche Ziele. Die Beiden können sich nicht ausstehen. Umso ärgerlicher, dass die Wette sie für immer verbindet. Eine wichtige Rolle spielen auch die Nebenrollen wie Toms Freunde Demelza und Jeremy und Montys Beraterin Esperanza. Humor und Ironie fließen ein. Nicht immer sind Tipps und Ratschläge gut gemeint bzw. bis zu Ende durchdacht. Mehr als einmal nimmt die Geschichte einen packenden Verlauf, der so nicht vorhersehbar war. Tom und Monty kommen an ihre Grenzen. Bald geht es um Leben und Tod. Eindringlich und filmreif erzählt. Bilder entstehen im Kopf. Die Ausweglosigkeit ist greifbar.

Das Cover hat Seriencharakter und stimmt auf eine Geschichte ein, die uns Menschen den Spiegel vorhält. „Der Eisbär und die Hoffnung auf morgen“ entwickelt sich zu einem Pageturner und spricht nicht nur John-Ironmonger-Fans sondern jeden an, der nicht wegschauen möchte und dem die Welt am Herzen liegt. 1820 ist ein Schlüsseljahr. Warum erzählt ein Buch, das auf jeden Nachttisch gehört.

Bewertung vom 29.05.2023
City of Dreams / City on Fire Bd.2
Winslow, Don

City of Dreams / City on Fire Bd.2


ausgezeichnet

„City of Dreams“ ist nach „City on Fire“ Band 2 der Thriller-Trilogie von Don Winslow. Von ihm stammt u.a. die Kartell-Trilogie „Die Macht des Hundes“, „Das Kartell“ und „Die Grenze“.

Als Folge eines blutigen Bandenkrieges bleiben Danny Ryan und seinem Team nur die Flucht. Er nimmt seinen Vater Marty und seinen Sohn Ian mit auf eine Odyssee mit ungewissem Ausgang. Können sie untertauchen und ein neues Leben beginnen? Alles steht auf dem Spiel.

„Danny hätte sie alle töten sollen. Jetzt weiß er das.“ Der Einstieg ist sehr gelungen und zieht den Leser in eine packende Geschichte. Gleich mehrere Verfolger sind Danny und seinen Freunden auf den Fersen. Die Lage erscheint aussichtslos. Nicht nur Danny, auch sein Team wird auf die Probe gestellt. Wie lange halten Loyalität, Freundschaft und Zusammenhalt? Wer hält noch zu ihm? Danny muss ausloten, von wem die größte Gefahr ausgeht und wie er seine Familie am besten schützen kann. Ein spannendes Szenario. Die Hauptfigur Danny ist anders als die anderen Mafiamitglieder. Er war stiller Beobachter, hat aber auch selbst Einiges auf dem Kerbholz. Jedes Mal hat die Situation ein Handeln erfordert. Auch deswegen ist es leicht, mit der sympathischen Hauptfigur und seinen Freunden mitzufiebern. Die Hintergründe von Band 1 fließen auf gekonnte Weise ein und untermauern die Geschichte. Alle Charaktere rund um Danny sind wie er selbst speziell und haben ihre Talente. Die Unberechenbarkeit von zwei Teammitgliedern und den Gegnern sorgt für Spannung und zusätzlichen Unterhaltungswert. Danny findet sich bald auf ungewohntem Terrain wieder. Die Seitenhiebe gegen die Hollywood-Filmindustrie sind gelungen. Der Leser gönnt Danny ein Happy End. Aber kann es das geben? Die Gegner stricken ihre Intrigen und lassen ihn nicht aus ihren Klauen. Es geht um Liebe, Rache, Geldgier und Macht. Obwohl die Bedrohungen zunehmen, behält Danny die Fäden in der Hand. Wird er zu unvorsichtig? Packende Wendungen, gegensätzliche und ungewöhnliche Kulissen, schlagfertige Dialoge. Wer überschreitet Grenzen? Bald gerät alles außer Kontrolle und die Schlinge um Danny zieht sich zu. Gibt es ein Entkommen? Immer wieder blitzt Humor durch. Im letzten Buchdrittel geht es schräg zu. Ein filmreifer Band 2, der die Erwartungen übertrifft.

Das Cover setzt auf Titel und Autor. Die Farbkombination Blau und Gold zieht die Blicke aufs Buch. „City of Dreams“ überzeugt mit einer Flucht auf Leben und Tod, ungleichen Charakteren mit ihren ganz eigenen Wünschen und Träumen, spannendem Kampf für einen Neuanfang, Abgründen und Verrat. Sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 12.10.2022
Die Wächter des Himmelspalasts (Rick Riordan Presents) / Aru gegen die Götter Bd.1
Chokshi, Roshani

Die Wächter des Himmelspalasts (Rick Riordan Presents) / Aru gegen die Götter Bd.1


sehr gut

In "Die Wächter des Himmelspalasts – Aru gegen die Götter“ von Roshani Chokshi kommt die Siebtklässlerin Aru Shah einem Geheimnis auf die Spur und muss fast unlösbare Aufgaben bewältigen. Autorin Roshani Chokshi verknüpft in ihrer Jugendliteratur Fantasy mit indischer Mythologie.

Arus Mutter, Archäologin Dr. K.P. Shah, leitet das Museum für altindische Kunst und Kultur in Atlanta, Georgia. Aru verbringt auch in ihren Herbstferien viel Zeit im Museum. Ausgerechnet ihre Mitschüler Poppy, Burton und Arielle stehen plötzlich vor ihr. Arus Lüge fliegt auf. Wie kann sie die Situation jetzt noch retten?

Aru Shah hat eine blühende Phantasie, erfindet gerne Geschichten und versucht sich mit der ein oder anderen Notlüge aus kniffligen Situationen zu befreien. Eine Hauptfigur mit viel Zündstoff für Fehlschläge und brenzlige Situationen. Das Museum bietet mit all seinen historischen und sagenumwobenen Gegenständen einen perfekten Handlungsort. Regeln und Verbote, Aru trifft eine folgenschwere Entscheidung, die alle in Gefahr bringt. Eine ungewöhnliche Reise beginnt. Bald muss Aru die Herausforderungen nicht mehr allein bewältigen. Die Geschichte dreht sich um ein schräges Trio. Nicht jeder Charakter kann vollends überzeugen. Ein bisschen zu viel Klischee und Überzeichnung besonders bei einer Person. Das Thema „Über sich hinaus wachsen und eigene Stärken erkennen“ wird überzeugend umgesetzt. Die drei Helden werden oft und gern unterschätzt und müssen sich in gefährlichen Szenen beweisen. Es geht um Vorurteile, Freundschaft, Zusammenhalt und Liebe. Jede Menge originelle, phantasievolle Ideen fließen ein. So mancher Ort hat seine Tücken. Nicht alles ist wie es scheint. Auf Aru und ihren Freunden lastet eine große Bürde, und die Zeit läuft ihnen davon. Unterhaltsam ist, wie es das Trio schafft, sich immer wieder aus Miseren zu befreien. Jedes Abenteuer schweißt die Drei mehr zusammen. Geheimnisse und Überraschungen, die Wendungen sind gut inszeniert. Der Aufgaben-Schwierigkeitsgrad steigt zeitweise. Gute Taten verschaffen einen Bonus. Wie wird das anfängliche Schlamassel enden? Die letzten Seiten haben Ausblicke auf Band 2 parat. Neue Akteure kommen ins Spiel.

Die Coverillustration zieht alle Blicke aufs Buch und weckt die Neugierde auf die Geschichte. Tolle Details und ein Titel mit zusätzlicher Anziehungskraft. "Die Wächter des Himmelspalasts – Aru gegen die Götter“ spricht Kinder ab 10 Jahren und Erwachsene an. Besonders für Mädchen ein mitreißendes Abenteuer. Ein bisschen Luft nach oben bleibt noch für die nächsten Bände.

Bewertung vom 16.09.2022
Die Träume anderer Leute
Holofernes, Judith

Die Träume anderer Leute


sehr gut

In ihrer Autobiografie „Die Träume anderer Leute“ erzählt Judith Holofernes ungeschönt und ehrlich ihre Geschichte. Vom Erfolg mit „Wir sind Helden“ über ihre Indie-Müßiggang bis zur Solo-Künstlerin, ein steiniger Weg zum eigenen Ich.

„Dabei hatte ich, noch bevor unser Sohn geboren wurde, alles bis ins Kleinste geplant, angetrieben vom zwanghaften Drang, so schnell wie möglich wieder an die Arbeit zu gehen. Ich würde funktionieren. Aber wie! Kinder hin oder her, ich würde das tüchtige fleißige Mädchen sein, an dem ich so lange gearbeitet hatte. Eine, die gelobt wird, die unkompliziert ist, keine Allüren hat.“

2017, sechs Jahre nach dem Ende von „Wir sind Helden“ gewährt Judith Holofernes Einblicke in ihre Gedankenwelt, lässt „Wir sind Helden“ kurz in Rückblicken und Abschied aufleben und zeigt auf, welche Probleme ihr der Neustart danach bereitet hat. Sie öffnet auf 406 Seiten ihre Gedankenwelt für den Leser, erzählt von Selbstzweifeln, den Widrigkeiten des Musikgeschäfts, Erfolgsdruck, Krankheiten, Familie und vielem mehr. Im Vordergrund steht ihre Liebe zur Musik und der Wunsch nach Freiheit und Unabhängigkeit als Künstlerin. „Heute, da ich diese Zeilen schreibe, habe ich ein sehr viel freundlicheres Verhältnis zu meinem Körper. Ich bin inzwischen überzeugt, dass die einzige Rettung darin liegt, zu möglichst großer emotionaler Freiheit zu kommen. Immer weniger Panzer zu brauchen gegen die Bescheuertheit der Welt. Darum kümmere ich mich, und das soll genügen.“ Das Tourleben mit Familie forderte seinen Tribut und das Bandglück eine schwere Entscheidung. Wie sollte es danach weitergehen? Die Künstlerin musste sich neu erfinden, und die Familie sich auf neue Art zusammenraufen. Dem Herzen folgen, war die Devise. Ein handgemachtes Indie-Album und eine Tour später, fühlte sich vieles richtig und manches doch wieder falsch an. Auch wenn sie sich als Musikerin bestätigt und Zuhause fühlte, war sie noch nicht bei sich angekommen. Immer wieder mussten die Dinge durchdacht werden, und dann spielte der Körper nicht mehr mit. Alarmzeichen, die nicht gleich richtig gedeutet wurden. Eine Leidenszeit und dann das entscheidende Licht am Ende des Tunnels. „Mit Sing meinen Song –Das Tauschkonzert“ und der Reise nach Südafrika kehrt an einem besonderen Ort das Glück zurück. Mehr und mehr zeigt sich eine andere Art von Weg, die der Kunst mehr Zeit einräumt. Der Epilog gibt Einblicke ins Heute und hat weise Ratschläge parat.

Das Cover ist kreativ und untermalt den Titel auf künstlerische Weise. Die Autobiografie „Die Träume anderer Leute“ ist anders als erwartet und gewährt viel Nähe zum Menschen Judith Holofernes und zur vielseitigen, Grenzen überwindenden Künstlerin, die sie im Herzen immer sein wollte. Sie ist Musikerin, Autorin, Podcasterin und hat sich nach vielen Widrigkeiten selbst gefunden.

Bewertung vom 12.09.2022
Totenbeschwörung für Anfänger / Emily Seymour Bd.1
Jager, Jennifer Alice

Totenbeschwörung für Anfänger / Emily Seymour Bd.1


ausgezeichnet

In „Emily Seymour - Totenbeschwörung für Anfänger“ von Jennifer Alice Jager zieht eine schicksalhafte Begegnung ungeahnte Folgen nach sich. Weitere Werke der Autorin sind u.a. die „Chroniken der Dämmerung“- und „Empire of Ink“-Buchserie.

Die Nekromantenfamilien Seymour und Goodwin wollen einen Friedensvertrag schließen. Emily Seymour ist das schwarze Schaf ihrer Familie und ein echter Tollpatsch. Wie immer will ihre Familie sie aus wichtigen Dingen heraushalten, aber Aston Goodwin verdreht ihr den Kopf. Emily wird zur Schlüsselfigur in einem perfiden Spiel.

Die 16jährige Emily hat wie ihr Vater keine magischen Fähigkeiten. Sie bekommt bei Aufträgen immer nur die Handlanger-Tätigkeiten zugeteilt und fühlt sich oft ausgeschlossen. Von einem möglichen Friedensvertrag zwischen den Seymours und Goodwins kriegt sie erst etwas mit, als der 18jährige Aston Goodwin vor ihrer Tür steht. Für Humor sorgt Emilys tollpatschiges Verhalten und ihre aufflammende Verliebtheit. Das Geplänkel zwischen den Beiden hat Unterhaltungswert. Sehr sympathisch ist auch Granny. Die alte Dame hat einige Geheimnisse auf Lager, unterstützt Emily auf der Suche nach sich selbst und in Krisensituationen. Der Paukenschlag mit einer dramatischen Wende gelingt perfekt. Gleichzeitig beschäftigen die Folgen, und Fragen kommen auf. Eine erneute Wende lässt alles in einem anderen Licht erscheinen. Undurchsichtig bleiben fast alle Seymours. Wer spielt ein falsches Spiel? Mit der Zwischen- und Außenwelt fließen viele originelle Ideen ein. Reisen funktioniert auf ungewöhnliche Art und Weise. Unterschiedliche Handlungsorte sorgen für eine besondere Atmosphäre. Es bleibt durchweg spannend. Gefährlichen Gegner kommen in die Quere. Wem kann Emily vertrauen? Die Hauptfigur wächst mit ihren Herausforderungen. Emily verstößt gegen Regeln und muss Grenzen überwinden. Nebenfiguren sammeln Sympathiepunkte und laden in phantasiereiche Welten ein. Wer ist Feind, wer Freund? Die Täuschung wirkt teilweise zu gewollt und inszeniert. Besonders zum Showdown treten Schwächen auf. Das Ende ist nicht so packend wie erwartet. Erst mit einer erneuten Wende sammelt die Autorin wieder Pluspunkte. Der Cliffhanger ist gelungen und weckt die Neugierde auf Band 2.

Das auffällige, wunderschöne Cover passt perfekt zur abenteuerlichen und phantasiereichen Geschichte. Die limitierte Erstauflage mit farbigem Buchschnitt setzt bezüglich beeindruckender und liebevoller Gestaltung noch einen drauf. „Emily Seymour - Totenbeschwörung für Anfänger“ ist für Kinder ab 12 Jahren und Erwachsene ein spannendes Abenteuer. Es macht Spaß, mit den Hauptfiguren mitzufiebern und dem Rätsel auf die Spur zu kommen.

Bewertung vom 15.08.2022
Selenskyj
Derix, Steven;Shelkunova, Marina

Selenskyj


ausgezeichnet

„Selenskyj - Die ungewöhnliche Geschichte des ukrainischen Präsidenten“ von Steven Derix und Marina Shelkunova beleuchtet die ungewöhnliche Lebensgeschichte Wolodymyr Selenskyjs, anhand von umfangreichen Recherchen in Russland und in der Ukraine, zahlreichen Interviews und Nachrichtenartikeln.

„Als Transit 1997 zu zerfallen beginnt, formiert Selenskyj eine neue Truppe. Andere KWN-Teams stellen ihre Mitglieder sorgsam aus verschiedenen Typen zusammen: einem Leadsänger, einem Tänzer, einem Komiker, Drehbuchautoren. Selenskyj geht es vor allem um Loyalität. Kwartal 95 ist in erster Linie eine Gruppe von Freunden, die sich zur berühmtesten ukrainischen Kabaretttruppe entwickeln wird.“

„Wladimir Putin unterschätzt seine Gegner nur selten.“ Die Einleitung ist sehr gelungen und stimmt auf den interessanten Werdegang des ukrainischen Präsidenten, die ukrainische Geschichte, Details und Hintergründe ein. Wer ist Wolodymyr Selenskyj? Den Autoren Steven Derix und Marina Shelkunova gelingt ein beeindruckendes Porträt und eine spannende Annäherung an den Menschen Wolodymyr Selenskyj. Basierend auf Fakten formieren sich Bilder zu Wünschen und scheinbar unerreichbaren Zielen, Menschen, die ihr Land über alles lieben. Der Diskurs durch Leben und Geschichte hat viele neue Details parat. Auch das nähere Umfeld kommt zu Wort. Zitate und Fotos im Innenteil untermalen Wandel und Ereignisse. Vom Wahlkampf bis zum Duell der Präsidentschaftskandidaten, jede spannende Phase wird beleuchtet. Umfangreiche Recherche und Insiderwissen beeindrucken. Rückschläge und Widerstände, Selenskyj wächst an seinen Herausforderungen und entwickelt eine immer stärkere Persönlichkeit. Auch an kritischen Perspektiven auf Verhalten und Entscheidungen des Präsidenten wird nicht gespart. Im Kapitel „Das Turboregime“ wird deutlich wie schwer es ist, den Wandel im Land herbeizuführen und dabei keine Zeit zu verlieren. „Ja, dies ist die erste Regierung, die nicht korrupt ist, aber nicht zu stehlen ist nicht genug.“ In Wechsel, Fortschritt und Reformen platzt ein Krieg, den viele nicht für möglich gehalten haben. Hoffnung bis zuletzt, obwohl alle Anzeichen dafür sprachen. Interessante Einblicke in Warnungen, Wissen und Taktik folgen. Das Buch endet mit der Ansprache Selenskyjs an sein Volk nach hundert Tagen Krieg und damit auf gewisse Weise abrupt.

Das Cover stimmt auf den schicksalhaften Weg Wolodymyr Selenskyjs ein. Es setzt auf Foto, Namen und Titel. „Selenskyj - Die ungewöhnliche Geschichte des ukrainischen Präsidenten“ übertrifft die Erwartungen. Viel Informatives, jede Menge Einblicke und ein Erzählstil, der den Menschen Selenskyj in den Vordergrund stellt. Sehr empfehlenswert!