Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Karlov
Wohnort: 
Pirna

Bewertungen

Bewertung vom 17.12.2023
Erinnerungen aus dem Warschauer Aufstand
Bialoszewski, Miron

Erinnerungen aus dem Warschauer Aufstand


gut

Bartoszewski erzählt von sich in Warschau während des Warschauer Aufstandes. Er erzählt auch von den Verwandten und Freunden, mit denen er zusammen lebte in den Kellern. Er erzählt chronologisch von der Abfolge von Kellern, in denen er Schutz suchte vor den Bomben, Granaten und Kugeln der Deutschen. In dem Zeitraum, von dem Bartoszewski erzählt, verlieren die Aufständischen Straßenzüge und Stadtviertel an die Deutschen, und es werden in einigen Strassen alle Häuser bis auf die Grundmauern zerstört. Bartoszewski überlebt, indem er immer wieder von einem Keller in den nächsten umzieht, so überleben auch seine Verwandten und Freunde. Nicht durch Klugheit oder Planung, sondern durch Glück und Zufall. Wenige der Menschen, die in den Kellern Schutz suchen, weinen. An wen richtet Bartoszewski seine Chronologie? An die Polen, die woanders waren während des Aufstands? An sich selber? An Leser außerhalb Polens, nach dem Aufstand zur Welt kamen? Seine Weise zu erzählen ist einzigartig durch ihr Bemühen um Chronologie und der Beschreibung, wie diese Chronologie nur scheitern kann, etwa daran, dass die Kellerbewohner keine Wochentage empfanden. Was war das Ziel der Deutschen? Was war das Ziel der Warschauer? Bartoszewski interessieren andere Fragen, ihn interessieren seine eigenen Empfindungen, während er in Abwassserkanälen einen Verwundeten auf dem Rücken umzieht, während er sich unter Beschuss einem Brunnen nähert, während er lauscht auf den nächsten Luftangriff. Die Syntax und die Zeitformen der Erzählung erzeugen einen durchbrochenen Takt von Angst, Erwartung, Ratlosigkeit, Gedränge, Verdrängung, auch Tod.