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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
goblin girl
Wohnort: 
Holbeck

Bewertungen

Insgesamt 15 Bewertungen
12
Bewertung vom 19.03.2025
Radikale Freundlichkeit
Blum, Nora

Radikale Freundlichkeit


ausgezeichnet

Für ein freundlicheres Miteinander!
Die fröhlichen Farben des Umschlags sprechen mich an - nicht dunkel, düster oder abweisend. Es geht um einen anderen Umgang mit unseren Mitmenschen. Wie soll man auf Unfreundlichkeit und Abweisung reagieren? Indem man sich traurig oder verbittert in das innere Schneckenhaus zurückzieht? Keine gute Lösung!
Zuerst wird analysiert, wie es dazu kommt, dass die gesellschaftliche Atmosphäre kälter und der Umgangston insgesamt rauer wird. Hektik und stressiger Alltag setzen uns unter Druck. Das Smartphone nimmt uns derart in Anspruch, dass für das Gegenüber keine Aufmerksamkeit und erst recht keine Freundlichkeit mehr übrig bleibt. Was kann man tun?
Freiwilliges soziales Engagement wie ehrenamtliche Tätigkeit bringt mehr Zufriedenheit und sogar Gesundheit, wie viele Studien beweisen. Hunderte Quellenangaben sind übrigens am Ende des Buchs auf mehr als zwanzig Seiten unter Anmerkungen aufgeführt. Wichtig sind aber auch die kleinen Gesten im Alltag, im Job und zuhause - sie verbessern das zwischenmenschliche Klima.
In dem Buch wird auch eruiert, wieso manche Menschen scheinbar ohne Anlass "aus der Haut fahren". Dann hat sich nämlich etwas in ihnen angestaut, das bei nichtigem Anlass rauswill. Damit es erst garnicht dazu kommt, ist es besser, zu lernen, wie man freundlich Nein sagt und wie man konstruktiv Kritik übt, damit das Gegenüber das eigene Verhalten versteht - also ehrlich und freundlich zu kommunizieren.
Insgesamt bietet Nora Blum psychologisch fundiertes Wissen über die verschiedenen Charaktertypen und wertvolle Tipps zur Alltagsbewältigung, auch bei Krisen.

Bewertung vom 11.03.2025
Mein wunderbarer Cottage-Garten
Groeningen, Isabelle van

Mein wunderbarer Cottage-Garten


ausgezeichnet

Gärtnern im Einklang mit der Natur
Das Buch macht mit seinem festen Einband einen wertigen Eindruck. Das Umschlagfoto erweckt schon direkt die Lust, selber einzutauchen in die grüne Vielfalt von Blumen, Stauden und Gehölzen rund um das Cottage. Ein historischer Rückblick macht den Anfang: wie aus dem rein funktionellen Nutzgarten ein blumenreicher, romantischer Garten wurde. Beim Aufblättern geht es ebenso schön weiter - ein ausklappbarer Gartenentwurf mit Farbstiften gemalt. Die einzelnen Kapitel Vorgarten, Schuppen und Küchenterrasse, Farbrabatten, Gemüsegarten und Präriegarten werden ebenfalls mit zarten Farbstift-Illustrationen eingeleitet und enthalten die Beschreibung und Farbfotos von den vielen einzelnen Pflanzen, Stauden, Gehölzen und Lieblingsblumen.
Man ahnt schon: diese wunderbare Wildnis ist nicht von selbst entstanden, sie ist sehr genau geplant - und sicher auch mit viel Gartenarbeit verbunden. Im Text werden die langjährigen mannigfachen Vorarbeiten geschildert, die nötig waren um ein vernachlässigtes Stück Erde zu dem grünen, blühenden Paradies zu machen, das auf den Bildern zu sehen ist. Das Buch ist wirklich reich bebildert, Ansprüche und "Eigenheiten" verschiedener Pflanzen werden ausgiebig geschildert. Wer Lust hat, sich den Traum vom eigenen Cottagegarten zu erfüllen - hier ist die Anleitung dazu.
Einzelne Blickwinkel setzen die verschiedenen Bereiche in Szene: Schattenbeet, sonnige Bereiche und lauschige Sitzplätze im Schutz von altem Gemäuer. Auch ein Küchengarten kann schön sein. Vor allem arbeitet man nicht gegen die Natur, sondern im Einklang mit ihr. Von essbaren Blüten bis zu Gewürzpflanzen und Exoten - in diesem Garten scheint alles zu gedeihen. Ob die Pflanzen die Zuneigung spüren? Man kann sich gut vorstellen, wie die zwei Gärtnerinnen nach getaner Arbeit da sitzen, den Garten genießen und ihre Augen in den vielfältigen Grünschattierungen ausruhen lassen.

Bewertung vom 06.03.2025
Hase und ich
Dalton, Chloe

Hase und ich


ausgezeichnet

Zurück zur Natur - was der Hase uns lehrt
Der feste Einband ist in einem frischen Grün gehalten, mit dem Foto eines Feldhasen, passend zum Thema. Jedes einzelne Kapitel ist mit einer zarten Illustration (Bleistiftzeichnung) von Denise Nestor versehen, auch die Kapitelüberschriften sind künstlerisch gestaltet, handgeschrieben von Christina Max. Auf den Umschlaginnenseiten ist eine von Jamie Whyte gezeichnete Karte der Umgebung des Hauses zu sehen, in der sich die Geschichte abspielt - einer verlassene Scheune in England. Die Autorin Chloe Dalton hat ein bewegtes Leben an vielen Orten in der Welt geführt, bis sie in der Corona-Zeit aufs Land zurückgeschleudert und dort "festgenagelt" wird.
Als sie das verlassene Hasenjunge findet, ist sie nicht darauf vorbereitet, für ein Lebewesen zu sorgen, aber sie tut es trotzdem! Mit großer Genauigkeit wird die Physiognomie des Hasen geschildert, sein zartes Haarkleid, die verschiedenen Farbtöne und Haartypen seines Fells, die Augen, die erst nach einigen Wochen ihre typische Bernsteinfarbe bekommen, seine pelzigen Pfoten und vieles mehr. Mit liebevoller Zuwendung wird jede Lebensäußerung des kleinen Hasen beantwortet, sodass er (oder sie?) bald zum Mitbewohner des Cottages wird. Beim Lesen lernt man unbemerkt eine Menge über die Lebensweise der Feldhasen, historische Rückblicke und wissenschaftliche Fakten über die Verwandtschaft und ursprüngliche Herkunft der weit verzweigten Hasenfamilie. Auch historische Fakten, Überlieferung und Aberglauben werden in diesem Buch erwähnt, soweit sie den Feldhasen betreffen.
Durch das Zusammenleben mit dem Hasen passt die Autorin auch ihren eigenen Lebensrhythmus seinem ruhigeren Tempo an. Sie lernt auch die umgebende Natur wieder wahrzunehmen - Bäume, Vögel, Sonne, Wind und den Wechsel der Jahreszeiten - die Schönheit der Natur und ihre Verletzlichkeit.

Bewertung vom 07.02.2025
Berauscht der Sinne beraubt
Kirakosian, Racha

Berauscht der Sinne beraubt


sehr gut

Ekstase als Forschungsgegenstand, ein wissenschaftlich fundiertes Fachbuch
Rasha Kirakosian ist Professorin für Mediävistik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Ihr Forschungsgebiet liegt bei Frauengeschichte, Textkultur und Religion des Mittelalters. Die fünf Kapitel des Buchs sind nicht leicht zu lesen, da sie vollgepackt mit Informationen sind und viele Verweise beinhalten. Allein das Kapitel Anmerkungen mit Belegen und Zitaten umfasst 60 Seiten - das ist nichts zum oberflächlich lesen!
Hier wird ein sehr weiter Bogen gespannt - vom antiken Griechenland (Delphi), dem frühen Christentum, Buddhismus bis zu den indigenen Völkern Südamerikas. Hatten die frühen Seher und Visionäre Kontakt mit psychoaktiven Substanzen - oder ist das nur eine zu einfache Deutung? Immerhin musste ja auch längere Zeit gefastet und enthaltsam gelebt werden, um erleuchtet zu werden und mit höheren Mächten in Kontakt zu kommen.
Mystikerinnen und Büßer - die Schilderungen von mittelalterlichen Bußpraktiken und körperlicher Selbstkasteiung, die zu einer Vereinigung mit Gott und religiöser Ekstase führen sollen, können Menschen in heutiger Zeit kaum mehr nachvollziehen. Manches scheint weit hergeholt, aber im Kontext schlüssig, auch die kaum verständliche Gedankenwelt, die Christen zu Inquisition und Hexenverfolgung führte. Diese Themen werden jedoch nur am Rande berührt.
Religiöse Ekstase, rauschhafter Tanz bis zur Massenhysterie - alles Erscheinungsformen des gleichen Phänomens ...Trance, Rave, Sportveranstaltung, Rockkonzert, sogar große enthusiastische Menschenmengen wie bei Trump-Auftritten, sind ekstatische Gruppenerfahrungen in heutiger Zeit.
Am Ende muss die Autorin selbst zugeben, dass sich die Ekstase auch nach langer Zeit und intensiver Forschung nicht fassen lässt und dem entzieht, der sie erfassen will.
Der Buchumschlag im Psychedelic-Art-Stil lockt auf die falsche Fährte - keine Sensationen, keine Schilderung von Drogenerfahrungen, vielmehr ein wissenschaftlich fundiertes Sachbuch, aber deshalb nicht weniger spannend!

Bewertung vom 31.01.2025
FREI - Bester Sommer (FREI 1)
Welk, Sarah

FREI - Bester Sommer (FREI 1)


ausgezeichnet

Ein erlebnisreiches Sommercamp
Die Geschichte von Joshua hat mich gleich gefesselt. Aus der Ich-Perspektive eines 14jährigen erzählt, geht es ums Ankommen, eine Heimat und Freunde finden, was ihm wegen ständiger Umzüge mit seiner rastlosen Mutter (Künstlerin) in seinem Leben bisher nicht gelungen war.
Bei einer Projektwoche (Klassenfahrt) in Joshuas neuer Schule soll eine zusammengewürfelte Schülergruppe mehrere Tage allein in der Natur zurechtkommen - ohne Hilfe von Erwachsenen. Einzig ein Handy für den Notfall steht der Gruppe zur Verfügung. Fünf grundverschiedene Charaktere - die ganz treffend und lebensecht geschildert werden - müssen sich erst mal abtasten. Gefährliche Naturgewalten, die fast zum Verhängnis werden, Begegnung mit einem geheimnisvollen Fremden - alles sehr spannend geschildert!
Die gemeinsam bestandenen Abenteuer führen dazu, dass sich Joshua nicht mehr von seinen Kumpels trennen will und Rottloch als seine neue Heimat akzeptiert. Lesenswerter Jugendroman!

Bewertung vom 25.01.2025
Coast Road
Murrin, Alan

Coast Road


ausgezeichnet

Kleiner Küstenort in Irland in den 1990er Jahren, kinderreiche Familien, mehrere zerrüttete Ehen, Konflikte, über die man nicht spricht und verlogene Moral, die von tiefsitzendem Katholizismus bestimmt wird - das muss ja irgendwann knallen! Die freigeistige Colette organisiert in dem Ort, in den sie zurückgekehrt ist, Literaturkurse - gegen den Willen ihres Mannes, von dem sie getrennt lebt und der ihr zur Strafe die Söhne vorenthält. Es gab ja zu der Zeit noch keine Scheidung.
Dann eine ungewollte Schwangerschaft - nein, kein Spoiler an dieser Stelle! Aber wenn man bedenkt, dass Irland bis vor wenigen Jahren eines der strengsten Abtreibungsgesetze in ganz Europa hatte, was Tausende von Frauen zwang, entweder illegal und gefährlich in ihrer Heimat oder heimlich im Ausland einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen zu lassen - und welche Position die Kirche bei dieser Frage eingenommen hat ...
Dadurch treibt alles einem brandgefährlichen (explosiven) Höhepunkt zu. Ich musste plötzlich an das Mittelalter und Hexenverbrennung denken ... Wie erschütternd, dass so etwas noch Ende des zwanzigsten Jahrhunderts möglich war!
Doch zum Schluss lehnen sich die Frauen auf - jede auf ihre Weise. Die eine verrät das dunkle Geheimnis der Polizei, damit der wahre Täter vor Gericht kommt, die andere findet den Mut, sich gegen das männerdominierte Schulsystem aufzulehnen und hilft einem der Söhne, Rückgrat zu zeigen. Spannend bis zum Schluss!

Bewertung vom 22.12.2024
Paddington in Peru - Das Buch zum Film
Wilson, Anna

Paddington in Peru - Das Buch zum Film


ausgezeichnet

Die Geschichte ist so spannend und turbulent, dass ich das Buch in einem Rutsch durchgelesen habe. Haarsträubende Situationen im Dschungel, auf dem Amazonas, mit Geistern, böswilligen Schurken und habgierigen Nonnen warten auf den liebenswerten Bären. Die Familie Brown
muss immer wieder aus gefährlichen Situationen gerettet werden. Doch am Ende wird alles gut – wie es sich für ein Kinderbuch gehört.
Im Buch sind einige Fotos - Szenenbilder aus dem Film. Das Regenwald-Abenteuer ist im Kino bestimmt ein tolles, farbenprächtiges Erlebnis. Wer Kinder oder Enkel im Grundschulalter hat, sollte mit ihnen unbedingt den Film „Paddington in Peru“ ansehen – im Januar, wenn er in Deutschland in die Kinos kommt.

Bewertung vom 12.12.2024
Alles büddn wild
Paulsen, Annemarie

Alles büddn wild


ausgezeichnet

Im munteren Plauderton, gespickt mit Anekdoten aus dem Landleben, erzählt Annemarie Paulsen
aus ihrem Leben. Die Themen gehen bunt durcheinander, alles büdd'n wild eben - sie redet buchstäblich über "Gott und die Welt".
Sie ist in einer Großfamilie auf dem elterlichen Bauernhof aufgewachsen und hatte schon früh kleine Aufgaben auf dem Hof zu erledigen. Heute ist sie selbst Mutter, und ihre Kinder lernen genauso von klein auf, sich an den verschiedenen Arbeiten zu beteiligen ... Eier einsammeln zum Beispiel ;) Die Familie bewirtschaftet mit einigen Angestellten einen großen Milchviehhof in Mecklenburg-Vorpommern. Da gibt es eine Menge an Planung und Organisation, damit das Ganze reibungslos läuft. Das war mir garnicht so klar. Der gesamte Tagesablauf muss geregelt und straff durchgetaktet sein. Ohne eine gewisse Disziplin käme man als Landwirt nicht weit.
Landwirtschaft, Maschinen und Technik - auf jeder Seite ist zu merken, wie fasziniert Annemarie von dem Ganzen ist, wie sehr sie in ihrer manchmal doch schweren Arbeit und der Lebensweise aufgeht.
Wo Tiere gehalten werden - in diesem Fall 320 Milchkühe - und man engen Kontakt mit ihnen hat, darf man nicht empfindlich gegen Gerüche sein (Silo, Kuhscheiße, Ziegenbock), und wer auf gepflegte frisch duftende Arbeitskleidung Wert legt, ist da sicher fehl am Platz ;)
Wie ist das Leben auf dem Land eigentlich für die Jugendlichen? Lange Schulwege, fehlende Kneipen und Treffpunkte, überholte Traditionen und festgefahrene Meinungen, die dennoch von der jungen Generation angezweifelt und neu interpretiert werden - ja, auch die Konflikte werden nicht ausgespart. Was ist eigentlich dran an den Gerüchten vom Alkoholkonsum und komischen Ritualen bei Dorffesten?
Ganz nebenbei erklärt Annemarie in einfachen Worten noch manche Gerätschaft und Technik, die Städter nicht unbedingt kennen: den Kehrer und den Schwader. Oder wie das Silieren vor sich geht: Grünfutter mit riesigen Planen luftdicht abdecken, damit es schön gärt und dadurch haltbar gemacht wird, damit es im Winter als Futter für die Tiere dienen kann.
Tja - Annemarie kann uns landwirtschaftstechnisch noch 'ne ganze Menge beibringen, und
ich bin sicher - nach der Lektüre dieses Buches wird manch einer die Bauern und die Landwirtschaft anders betrachten. Mir ging es jedenfalls so.

Bewertung vom 07.11.2024
Offiziell verrufenes Buch
Scharrenberg, Philipp

Offiziell verrufenes Buch


ausgezeichnet

Gesammelte Geschichten und Gedanken aus mehreren Jahren - manchmal tiefsinnig und scharfzüngig, gelegentlich derb. Manche der Schilderungen sind grotesk überspitzt, wie die Endstation "Elfte Etage". Ein langes Leben und viele Erfahrungen haben die Bewohner doch erst zu den Karikaturen gemacht, die der junge Zivi spöttisch betrachtet. Die Story hinterlässt bei mir ein zwiespältiges Gefühl - wenigstens gibt es ein gänzlich unerwartetes Happy End.
Gut beobachtet finde ich das "Wood Wide Web" - da geht es genau so wüst zu wie im wirklichen Leben. Was für 'ne klasse Idee! Am lustigsten ist der Dialog "Scheiß Buch!" - und auch sehr treffend!

Einige der kurzen Werke lassen mich nachdenklich zurück, manche schmunzelnd. Philosophisch geht es zu, wenn Verstand, Emotion und Erfahrung sich über die Liebe in die Wolle kriegen. Oder zum Schluss die Kochrezepte im Stil von Sokrates, Hegel, Kant und Wittgenstein. Wenn Philipp Scharrenberg aber über Trump und seine Gesinnungsgenossen philosophiert, bleibt einem schon das Lachen im Halse stecken - besonders jetzt nach den neuesten Entwicklungen in den USA.
Vielleicht kommt aber gerade durch die Geschehnisse der letzten Jahre eine pessimistische Weltsicht zustande, und die Erwartung an die Zukunft stimmt wenig hoffnungsvoll? Mir fehlt da eine Art "Zukunftsmut" oder Neugier und Freude auf das, was noch kommen mag. Aber das ist nur meine ganz persönliche Meinung.

Philipp Scharrenbergs Gedanken sind nicht für Leute geeignet, die oberflächlich unterhalten werden wollen oder nur was zum lachen suchen. Die Leser sollten an philosophischen Betrachtungen über die heutige Zeit interessiert sein, sonst haben sie leider nichts von dem "Offiziell verrufenen Buch".

Bewertung vom 23.10.2024
Ab ins All!
Ziems, Anne-Dorette

Ab ins All!


ausgezeichnet

Reisen zu fremden Planeten? Ist das science oder doch fiction? Ganz unvoreingenommen widmet sich Anne-Dorette Ziems den praktischen Fragen, die sich stellen: mit was für einem Raumfahrzeug, mit welchem Antrieb, chemischem Treibstoff, elektrisch, nuklear oder Warpantrieb? Und wenn wir mal auf dem anderen Planeten angekommen wären, wie würden wir überleben? Wir müssten Gravitation künstlich erzeugen, ebenso wie Energie, Wasser, Nahrung.
Als Wissenschaftsjournalistin hat Anne-Dorette Ziems hier den Überblick - das Buch ist vollgepackt mit vielen einzelnen Informationen. Nacheinander werden die Planeten und Exoplaneten unseres Sonnensystems unter die Lupe genommen, ob sie sich zum "terraformen" eignen würden - das heißt ob man auf ihnen auf Dauer erdähnliche Bedingungen herstellen könnte (Luftdruck, Anziehungskraft, Wasser, Energie) Welche technischen Möglichkeiten gäbe es dafür? Und wie kommen wir an Ressourcen? Ganz zu schweigen von dem Jahre dauernden Raumflug. Aufgrund der riesigen Entfernungen bleiben nur Generationen-Raumschiffe.

Bei der Lektüre des Buches wurde mir klar, wie einzigartig und kostbar diese BEWOHNBARE ERDE ist - mit der idealen Zusammensetzung der Lufthülle - der Schwerkraft, die genau so stark ist, dass wir weder abheben noch zerquetscht werden - wie eng die Temperaturgrenzen für menschliches Leben (ohne Raumanzug, mit flüssigem Wasser) sind - und wie sensibel das Gleichgewicht von Klima und Wetter ist - das wird auf einem anderen Planeten wohl leider kaum so vorgefunden ...

Die Comic-Illustrationen der Grafikerin Yalini Sivalingam tragen dazu bei, das Buch noch spannender und vor allem für die Jüngeren interessant zu machen. Anhand dieses leicht verständlichen Sachbuches kann man wissbegierigen Kindern erklären, warum es gar nicht so einfach ist, im Weltraum eine "zweite Erde" zu schaffen, und welche Wissensgebiete erst noch gründlich erforscht werden müssen, bevor man solche Zukunftsträume angehen kann. Ein lesenswertes Buch - auch für wissenschaftlich interessierte Jugendliche geeignet.

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