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Vielfältiges Klassenzimmer
Über mich: 
Ich bin Grundschullehrerin und Kinderbuchbloggerin mit den Schwerpunkten Vielfalt, Inklusion und Diskriminierungssensibilität, immer auf der Suche nach Büchern, in denen sich alle Kinder repräsentiert sehen und wertgeschätzt fühlen können.

Bewertungen

Insgesamt 7 Bewertungen
Bewertung vom 30.04.2023
Bilder zum Glauben. Mit Kindern Religion entdecken, spielen und erzählen
Franke, Heiko; Raatz, Georg; Bähnk, Wiebke

Bilder zum Glauben. Mit Kindern Religion entdecken, spielen und erzählen


gut

Wunderbar vielfältig - bis auf den unrealistisch weißen Jesus

Dieses Set aus 16 Bildkarten im A3-Format für das Kamishibai-Erzähltheater und Begleitheft thematisiert persönliche, soziale und religiöse Inhalte, - Lebens- und Glaubensthemen - indem es durch das jeweilige Bild einen Einstieg in das Thema und diverse Sprechanlässe bietet und diesen Einstieg durch passende Unterrichtsideen und -materialien ergänzt.
Dabei geht es um die Kinder selbst, wer sie sind und wie sie sich und ihre Umgebung wahrnehmen und wie das Leben in der religiösen Gemeinschaft (hier Christentum) gestaltet werden kann.
Es werden Familie, Zugehörigkeit, Freund*innen, Gefühle sowie weltliche Ereignisse in Form von Geburtstagen und christliche wie Weihnachten, Gottesdienst und Taufe thematisiert. Dazu gibt es Einblicke in und Bezüge zu Jesu Leben und Wirken.

Die Bilder sind divers gestaltet, zeigen Menschen mit unterschiedlichen Hauttönen, Haarstrukturen, Körperformen und körperlichen Verfassungen. Auch südost-asiatisch gelesene Personen sind dabei. Auf einigen Bildern sind Menschen im Rollstuhl oder mit Gehhilfe zu sehen. Die Bildkarte über Familien zeigt auch Personen, die als gleichgeschlechtliche/queere Paare gelesen werden können. Es gibt einen männlich gelesenen Erzieher und ein paar männlich gelesene Menschen, die Carearbeit machen.
Einzig die Bilder, die Jesus zeigen, sagen mir nicht zu, da er, seine Familie und die Menschen in Israel zu seiner Zeit leider wie so oft weiß dargestellt ist. Hier werde ich auf andere Quellen zurückgreifen.
Ansonsten ist es aber eine lohnenswerte Anschaffung für den christlichen Religionsunterricht in Kita und Grundschule.

Bewertung vom 30.04.2023
Alle-Kinder-Bibel
Karimé, Andrea

Alle-Kinder-Bibel


ausgezeichnet

Meine Lieblingskinderbibel für den Religionsunterricht in der Grundschule!

"Wir wollen mit dieser Kinderbibel neue Bilder in Kinderköpfen hervorrufen und damit zu einer rassismuskritischen und vielfaltssensiblen Bildung der nächsten Generation beitragen." (Sarah Vecera)

Das ist die Absicht, die zur Entstehung dieser Bibel für alle Kinder geführt hat. Sie enthält je zehn Geschichten aus dem Alten und aus dem Neuen Testament, wundervoll neu erzählt von Andrea Karimé.

Das Lesen und Zuhören wird dabei zum reinen Genuss. Das liegt nicht nur daran, dass auf inklusive Sprache geachtet wurde. Immer wieder werden weibliche Bezeichnungen mit einbezogen und an verschiedenen Stellen wird gegendert, wobei es Vorlesenden freisteht, dies mitzusprechen oder sich für ein Pronomen zu entscheiden.
Man merkt auch, dass die Autorin einen Hang zur Poesie hat. Nicht nur wegen der immer wieder auftauchenden kleinen Gedichte, sondern auch anhand vieler fantasievoller Ausdrücke und Wortspielereien. So fühlt sich Maria "aprikosenwarm", als der Engel sie besucht, den Hirten wird die "wunderfrohe" Botschaft von Jesu Geburt verkündet und im Gleichnis vom Festmahl im Himmel sitzen Mensch und Tier am "turmlangen" Tisch. Abraham und Sarah wohnen in einem "Lachzelt" und Zachäus trägt einen "Lächelmantel". Dies lässt direkt Bilder im Kopf und Gefühle im Körper entstehen und passt ganz wunderbar zur Gedankenwelt und Sprachnutzung von Kindern.

Begleitet werden die Geschichten durch liebevolle Illustrationen von Anna Lisicki-Hehn. Ganz wichtig ist dabei, dass alle Hauptpersonen nicht weiß, sondern Personen of Color sind, was viel realistischer ist, als die sonst vorherrschende weiße eurozentrische Auslegung biblischer Geschichten. Zusätzlich zu den verschiedenen Hauttönen haben die Personen unterschiedliche Körperformen und Haarstrukturen. Es werden auch Personen mit Vitiligo gezeigt und einige mit Gehstock.

Ein besonderes Highlight sind Begriffe aus den Geschichten, die in verschiedenen Sprachen in die Illustrationen eingeflochten sind. Dabei wurden Sprachen gesammelt, "die zur Bibel passen". Unter diesen sind vor allem auch Sprachen, die in westlichen Industrieländern oft als weniger wertvoll und nützlich angesehen werden, als beispielsweise Englisch oder Französisch und dich von vielen Kindern auch in Deutschland gesprochen werden.

Die Auswahl der Bibelgeschichten passt zur Altersempfehlung von vier Jahren. Schwierige Stellen werden sensibel begleitet. So wird Gottes Beschluss, die Menschheit bis auf Noach und Familie auszulöschen, durch ihn und seine Frau mit Schrecken aufgenommen und bringt beide zum Weinen.
Es wird erwähnt, dass Sarah gemein zu Hagar ist, weil sie neidisch ist, dass diese ein Kind bekommt.
Mose sagt, dass er stottert und sich unter anderem deshalb nicht traut, vor den Pharao zu treten.
Ein häufig auftauchendes Thema ist Angst und geringes Selbstvertrauen, wodurch Gott zur*m Mutmacher*in wird.
Einzig die Geschichte von Nabots Weinberg, in der der König Nabot zu Unrecht töten lässt, würde ich erst älteren Kindern vorlesen.

GANZ WICHTIG:
Der Text wurde von Menschen mit Behinderung, jüdischem Hintergrund und Personen of Color im Rahmen eines Sensitivity Readings überprüft und folgt folgenden Grundsätzen:
🔸Multikulturalität und Mehrsprachigkeit als Norm
🔸Anti-rassismus
🔸Anti-Ableismus
🔸Anti-Adultismus
🔸Besinnung auf die jüdischen Wurzeln und jüdisch-christlicher Dialog
🔸interreligiöser Dialog (sowohl Isaak als auch Ismael werden als Begründer großer Völker gezeigt)

Ich hoffe sehr, dass es von dieser Bibel noch weitere Ausgaben mit noch mehr Geschichten geben wird (auch von weiteren Frauen in der Hauptrolle), vielleicht auch eine für ältere Kinder, die schwierigere Inhalte enthält wie z.B.
🔹Josef und seine Geschwister
🔹Moses Flucht aus Ägypten
🔹Die zehn Plagen
🔹Die Eroberung Jerichos

Bewertung vom 30.04.2023
Mein Wimmelbuch vom Tierschutzhof

Mein Wimmelbuch vom Tierschutzhof


ausgezeichnet

Tierschutz für Kinder, liebevoll und vielfältig gestaltet

HANDLUNG:
Der Tierschutzhof "Dorf Sentana" ist ein Gnadenhof vor allem für alte und kranke Tiere. Hier dürfen sie für immer bleiben, werden von Tierpfleger*innen und Tierärzt*innen gepflegt und umsorgt. Und hier ist immer viel los. Für die Besucher*innen gibt es einiges zu entdecken, sei es beim Sommerfest, auf dem Weihnachtsmarkt oder einfach so. Sie dürfen die Tiere streicheln, beim Füttern und bei der Pflege helfen.
Manche der Besucher*innen sind einsam, traurig oder krank. Ihnen tut es gut, für die Tiere da zu sein. Sie fühlen sich dabei mutig und stark.

EINORDNUNG:
Den hier vorgestellten Tierschutzhof "Dorf Sentana" gibt es wirklich. Er liegt in Bielefeld und bietet ein artgerechtes Zuhause für allerlei Tiere. Außerdem gibt es dort tiergeschützte Angebote für Kinder, Senior*innen und Menschen mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen und Behinderungen.
Der Hof ist an vier Tagen in der Woche auch für Besucher*innen geöffnet und freut sich über Spenden an @sentana_stiftung.
Im Wimmelbuch wird der Hof vorgestellt. Dazu gibt es auf jeder Seite einen kurzen Text zur Beschreibung sowie einige Personen, Tiere oder Gegenstände als Suchauftrag, die sich im Gewimmel verstecken.

VIELFALTMERKMALE:
Die Personen im Buch haben unterschiedliche Haut-, Haarfarben, Frisuren und Körperformen. Es sind Babys, Kinder und Erwachsene unterschiedlichen Alters zu sehen. Einige Personen sitzen im Rollstuhl, nutzen Gehstock oder Rollator. Eine Person trägt eine Sehbehindertenbinde am Arm und nutzt eimen Blindenstock. Unter den Personen, die sich mit Kindern beschäftigen und Carearbeit leisten, sind auch männlich gelesene Personen. Es sind Personen mit Kopftuch, Tattoos und/oder bunten Haaren zu sehen. Einige männlich gelesene Personen mit langen und weiblich gelesene mit kurzen Haaren sind auch dabei.
Auf der Doppelseite über den Winter küssen sich zwei weiblich gelesene Personen und zwei männlich gelesene sind gemeinsam mit einer Gruppe Kinder unterwegs.
Wimmelbücher sind wahrscheinlich die Buchform, bei der Vielfalt am einfachsten zu realisieren ist. Während in Geschichtenbüchern wahrscheinlich selten allen Vielfaltmerkmalen Rechnung getragen werden kann, ist dies für mich bei Wimmelbüchern inzwischen ein Muss.
Über dieses Buch freue ich mich daher sehr. Ein Wunsch von mir wäre noch, mehr gleichgeschlechtliche Paare zu sehen sowie Behinderungen, die nicht durch Rollstühle sichtbar werden, wie z.B. Prothesen o.ä.
Neben der diversen Gestaltung finde ich das Thema Tierschutz sehr wichtig. Vielen Tieren ergeht es in unserer Gesellschaft leider alles andere als gut. Tierversuche und Massentierhaltung sind die reinste Qual für sie. Es ist so gut und wichtig, dass es Orte wie diesen Tierschutzhof gibt.
Gemeinsam sollte man überlegen, was jede*r von uns dazu beitragen kann, dass Tiere nicht mehr leiden müssen. Hilfreich wäre es, weniger Fleisch und andere tierische Produkte zu konsumieren und nur tierversuchsfreie Kosmetik zu verwenden.

FAZIT:
Dieses Buch bietet einen geeigneten Einstieg in diese Themen, Repräsentation für verschiedenste Menschen sowie allerlei zu entdecken. Eine tolle Ergänzung im Kinderbuchregal!

Bewertung vom 30.04.2023
Mio war da!
Székessy, Tanja

Mio war da!


gut

Süßes Konzept, bis auf eine stereotype anti-muslimische Erzählung gelungen.

HANDLUNG:
Mio ist das Maskottchen der Klasse 1d. Diese besteht aus vierzehn Kindern und wird von Frau Kippel geleitet. Herr Macke unterstützt sie dabei.
Jedes der Kinder darf Mio einmal mit nach Hause nehmen. So erlebt das kleine Stofftier eine Menge und lernt den Alltag ganz unterschiedlicher Familien kennen, wovon er im Buch erzählt, bevor er wieder ins Klassenzimmer zurückkehrt.

EINORDNUNG:
Die Idee, ein Klassentier alle Kinder besuchen zu lassen und die Erlebnisse aus dessen Sicht zu erzählen, finde ich sehr niedlich und spannend für Kinder.
Die Illustrationen gefallen mir sehr, da sie neben der Diversität der Charaktere und deren Wohnsituationen auch Dinge zeigen, die über den Text hinausgehen. So sieht man z. B.:
🔹Eltern, die sich streiten, während ihr Sohn vor dem Fernseher Tablet spielt
🔹eine strenge Mutter, die ihre Tochter kritisiert.
🔹ein chaotisches Zuhause, in dem keine Eltern anwesend sind
🔹Bierflaschen und Zigatettenstummel auf einem Wohnzimmertisch
🔹Mädchen, die den Tisch decken, während ihr Bruder es sich gutgehen lässt
🔹ein Mädchen, dem die Eltern keine Beachtung schenken und im Hintergrund die Schwester, die sich besorgt im Spiegel betrachtet
Daneben gibt es aber auch viele positive und liebevolle Szenen, Groß- und Kleinfamilien, (wahrscheinlich) alleinerziehende Mütter und einen Jungen, der bei seiner Oma wohnt. Da man auf den Bildern so viel entdecken kann, könnte es spannend sein, die Zuhörenden erst einmal raten zu lassen, was Mio wohl jeweils erlebt haben könnte, bevor mit dem Lesen begonnen wird.

Die Erlebniserzählungen finde ich - bis auf eine - allesamt gelungen. Bei Orkans Familie hanen die Männer das Sagen. Mutter und Schwestern tun alles, was Orkan und sein Vater sagen. Das steht genauso im Text und wird auch auf dem Bild dazu sehr deutlich. Eigentlich habe die Oma das Sagen, sie lebe jedoch in einem anderen Lamd. Aufgrund von Orkans Namen gehe ich davon aus, dass seine Familie türkischer Herkunft sein soll. Die Art, wie die Familienstrukturen hier beschrieben werden, finde ich sehr problematisch, weil sie vermuten lässt, dass alle Familien ähnlicher Herkunft so funktionieren.
Daher werde ich diese Geschichte beim Vorlesen entweder auslassen oder so umformulieren, dass mal die Frauen und mal die Männer im Wechsel mit der Hausarbeit dran sind. Ich denke, dass ich das Buch aus diesem Grund nur zum Vorlesen nutzen und es nicht in meine #Klassenbücherei stellen werde.

VIELFALTMERKMALE:
Nicht nur die Familienmodelle und Wohnsituationen im Buch sind vielfältig. Die Menschen haben unterschiedliche Hauttöne, Haarfarben und Körperformen. Nicki hat wahrscheinlich Trisomie 21. Es werden nicht nur Frauen, sondern auch Männer gezeigt, die Carearbeit machen. In Maylas Familie sind zwei Frauen mit Kopftuch zu sehen. Einige Personen tragen eine Brille, einige haben Tattoos. Amira ist ein Kind of Color und hat ein weißes Kindermädchen.
Als Mio bei Ella ist, zieht sie ihm ein Nachthemd an. Er findet, das sei nur etwas für Mädchen und Opas. Weil Ella es aber schön findet, stört es ihn nicht weiter. Das würde ich zum Anlass nutzen, um mit Kindern zu besprechen, dass Kleidung für alle da ist.

FAZIT:
Bis auf die Beschreibung von Orkans Familienstrukturen ist "Mio war da" ein vielfältiges, gelungenes Buch, das ich abgesehen von diesem Abschnitt meinen Schüler*innen vorlesen werde. Dabei halte ich es für wichtig, die Zielgruppe gut zu kennen und zu wissen, wie die Verhältnisse bei den Kindern zu Hause sind, um evtl. Abschnitte auszulassen, die für Einzelne triggernd sein könnten. Toll ist aber, dass hier so eine Vielfalt an Situationen gezeigt wird, sodass sich mehr Kinder repräsentieren sehen als in vielen anderen Kinderbüchern.

Bewertung vom 30.04.2023
Mama und Mami und ich: Die große Vermissung
LaCour, Nina

Mama und Mami und ich: Die große Vermissung


ausgezeichnet

Sooo liebevoll!

HANDLUNG:
Am Montag weckt Mami das Kind mit einem Wangenkuss und verabschiedet sich nach dem gemeinsamen Frühstück zu dritt. Am Sonntag wird sie von ihrer Geschäftsreise zurückkommen. Mama und das Kind gehen ins Café. Auf dem Tisch stehen zwei Tassen statt drei. Am Dienstag erzählt das Kind von der Geschäftsreise und auch andere Kinder erzählen, wen sie vermissen. Am Mittwoch videotelefonieren Mama und das Kind mit Mami. Beim Mittagessen findet das Kind seinen Platz nicht, weil es nicht in der Mitte zwischen Mama und Mami sitzen kann. Am Donnerstag legt das Kind die Heidelbeeren für Mami wieder zurück in das Regal. Die Vermissung ist so groß, dass es weinen muss. Es kuschelt sich in Mamas Arme und sie vermissen gemeinsam. Am Freitag schmieden sie einen Plan, den sie am Samstag umsetzen: ein selbstgemaltes Willkommensbanner. Am Sonntag pflückt das Kind Blumen für Mami, eine für jeden Tag der Vermissung.
Doch als Mami schließlich vor ihm steht, muss es an all die Tage ohne sie denken und wird ganz traurig. "Heute ist kein Tag für Küsse", sagt das Kind. Mami versteht das und erzählt, wie sehr sie es vermisst hat. Und als Mami die Arme öffnet, wirft sich das Kind hinein - und Mama ebenso.

EINORDNUNG:
Dieses Buch hat mich sehr berührt. Jemanden zu vermissen, den*die man lieb hat, ist so ein tiefgreifendes Gefühl, dass es alles andere daneben verblassen lässt. So geht es hier auch dem Kind, das aus der Ich-Perspektive erzählt. Nichts ist so wie sonst und alles daran lässt die "Vermissung" immer weiter wachsen.
Ich finde es sehr schön, wie liebevoll die Beziehung zwischen den beiden Müttern und ihrem Kind beschrieben wird. Mama unternimmt viele schöne Dinge mit dem Kind. Sie muss jedoch auch arbeiten und kann nicht immer mit ihm spielen. Für Umarmungen ist aber immer Zeit.
Gelungen finde ich auch die Tatsache, dass das Kind beim Wiedersehen gemischte Gefühle hat und Mami damit sehr einfühlsam umgeht. Und: Das Kind entscheidet, ob es Küsschen haben will oder nicht. Es ist wichtig, das immer wieder zu betonen.
Die Illustrationen holen mich voll und ganz ab. Der Stil gefällt mir genauso gut wie die Tatsache, dass es neben den Personen im Buch viele andere Details auf den Bildern zu entdecken gibt.

VIELFALTMERKMALE:
Die Menschen im Buch sind vielfältig gestaltet. Mami und das Kind sind Schwarz und haben auf der Stirn eine helle Stelle, wodurch auch eine Haarsträhne weiß ist. Mama ist weiß. Das Kind hat einen männlichen Erzieher, der ebenfalls Schwarz ist. Auch die anderen Kinder haben unterschiedliche Hauttöne, Haarfarben und - strukturen. Ein Kind kann südost-asiatisch gelesen werden. Der Erzieher trägt eine Brille und ein Kind eine Halskrause. Mama ist tätowiert. Sie arbeitet im Home Office, während als Mami Regisseurin tätig ist.

FAZIT:
Es ist ein wunderschönes Buch über die Kraft der Liebe - unabhängig von der Familienzusammensetzung - und wie diese allerlei andere Gefühle mitauslöst, die unseren Alltag beeinflussen. Nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene können sich sicher gut damit identifizieren, einen geliebten Menschen zu vermissen. Die Geschichte zeigt, dass man damit nicht alleine ist und dass alle Gefühle im Zusammenhang damit in Ordnung sind.

Bewertung vom 29.04.2023
Lima und das Tanzen
Brandstätter, Chiara

Lima und das Tanzen


sehr gut

Inklusiv, vielfältig und in einfacher Sprache 👍🏻

HANDLUNG:
Lima geht gerne in den Kindergarten. Viele der Kinder, die sie von dort kennt, gehen nachmittags in die Musikschule, auch Limas beste Freundin Hanna. Als diese erzählt, dass es dort nun auch einen Tanzkurs für Kinder gibt, würde Lima gerne mittanzen, aber sie glaubt, dass das nicht geht, weil sie kurze Strecken nur mit Rollator und lange nur im Rollstuhl bewältigen kann. Doch Hanna ermuntert sie, mitzukommen: "Wir können die Schritte verändern. Dann kannst du mit deinem Rollator mittanzen."
Lima hofft, dass das funktioniert. Aufgeregt kommt sie zur nächsten Stunde mit in die Musikschule. Beim Dehnen muss Lima vorsichtig sein, aber viele Übungen kennt sie schon aus der Physiotherapie. Dort hat sie viel trainiert, um mit den Rollator laufen zu können.
Das Tanzen macht Lima großen Spaß. Es ist aber auch sehr anstrengend. Die Lehrerin schlägt ihr vor, sich auf den Rollator zu setzen, damit sie Hände und Arme bewegen kann und sich nicht auf das Stehen und Laufen konzentrieren muss. Das funktioniert gut. Sie will auch bei der nächsten Tanzstunde auf jeden Fall dabei sein.

EINORDNUNG:
"Lima und das Tanzen" ist eine kleine, aber feine Geschichte über Inklusion. Obwohl Lima sich selbst sorgt, wegen ihrer Gehbehinderung nicht mittanzen zu können, wird sie in der Tanzschule direkt miteinbezogen und bekommt Tipps, die ihr dabei helfen, mitzumachen. Dabei steht die Gemeinschaft und die gemeinsame Freude an der Sache im Mittelpunkt.
Ich denke, es wäre wichtig zu besprechen, dass nicht alle Menschen mit Gehbehinderung die Möglichkeit haben, mit Rollator stehen und laufen zu können und dass dies nicht nur davon abhängig ist, wie viel eine Person dafür trainiert.

VIELFALTMERKMALE:
Neben der Protagonistin mit Behinderung sind Kindergarten und Tanzstunde mit Kindern besetzt, die unterschiedliche Hauttöne und Haarfarben haben.
Ein Kind im Kindergarten mit kurzen Haaren trägt ein Kleid und kann männlich oder weiblich gelesen werden. Auf einem Poster ist eine Ballerina of Color zu sehen. In der Tanzgruppe sind weiblich und männlich gelesene Kinder vertreten.
Auf den letzten beiden Seiten zeigt Lima drei Wörter aus der Gebärdensprache.
Die Buchreihe "Alle dabei! Kinderbücher in leichter Sprache" wurde von "Alle dabei!" ins Leben gerufen, einer inklusiven Gruppe junger Erwachsener. Bisher sind fünf Bücher der Reihe beim Marta Press Verlag erschienen.

FAZIT:
Ich mag die Geschichte und finde die Idee hinter der Kinderbuchreihe in leichter Sprache richtig super. Ein riesiger Pluspunkt ist dabei die Tatsache, dass an der Buchreihe auch Menschen mit Behinderung mitarbeiten. Aufgrund der kurzen und einfachen Sätze kann ich mir das Buch auch sehr gut als Erstlesebuch vorstellen.

Bewertung vom 29.04.2023
Die phantastische Reise nach Wolkenhain / Kami & Mika Bd.1
Feldmann, Regina

Die phantastische Reise nach Wolkenhain / Kami & Mika Bd.1


ausgezeichnet

Wundervoll spannend und fantasievoll, voller Vielfalt, Inklusion und Wertschätzung ❤️

HANDLUNG:
Kami und Mika sind Zwillinge, könnten aber unterschiedlicher nicht sein. Kami tüftelt und baut am liebsten Roboter, zieht seine Schuhe immer verkehrt herum an, ist zurückhaltend und vorsichtig und fürchtet sich vor Knöpfen.
Seine Schwester Mika ist abenteurlustig, neugierig, mutig, unordentlich und liebt Drachen, die sie auch gerne zeichnet. Sie turnt sehr gerne, mag es aber nicht, ihre Locken in einem Lockengefängnis (Dutt) einzusperren.
Eines Morgens rollt sich eine riesige Zunge in ihrem Kinderzimmer aus, wickelt die beiden ein und katapultiert sie nach Wolkenhain, einem Zauberland aus Wolken, die wie Trampoline nutzen kann, das von allerlei bunten Gestalten bewohnt wird. Die Zunge gehört zu Chamäleon Konrad, der von Wolkenhaini Isabella beauftragt wurde, die Zwillinge zu holen. Das Ganze stellt sich als Missverständnis heraus, doch als Konrad in Gefahr gerät, seine pinke Farbe und damit seinen Lebensmut für immer zu verlieren, tun die drei Kinder sich zusammen und fliegen auf Lanzelot, Isabellas treuer Pegasuskuh auf die Insel Alumin, um ein Heilmittel für Konrad zu finden. Das gefällt König Gerberost von Alumin allerdings überhaupt nicht und er nimmt ihnen das Versprechen ab, im Gegenzug das Springding seines Sohnes Anastasius zu reparieren. Die Bewohner*innen von Alumin werden nämlich anstelle eines zweiten Fußes mit einem sogenannten Springding geboren, das ihnen hilft, auf die Bombastbäume zu springen und so an die wertvollen Früchte zu kommen. Seit einem Unfall funktioniert dieses bei Anastasius aber nicht mehr richtig.
Ob es den drei Freund*innen gelingt, Anastasius zu helfen und Chamäleon Konrad zu retten, erfahrt ihr im Buch.

EINORDNUNG:
"Own Voices" Autorin Regina Feldmann wurde von ihren Kindern inspiriert, dieses Buch zu schreiben, weil sie sich spannende Geschichten wünschte, in denen sich ihre Kinder wiederfinden und repräsentiert sehen können.

Aber nicht nur durch die drei BIPoC-Hauptfiguren ist dieses Buch ein Volltreffer sowohl im Hinblick auf die wahnsinnig fantasievolle Geschichte, als auch auch in Punkto Vielfalt und Repräsentation.
Die Bewohner*innen von Wolkenhain haben nämlich alle Haut-, Haar- und Augenfarben, die man sich vorstellen kann. Sie haben verschiedenste Körperformen und körperliche Verfassungen. Einige benutzen Rollstühle oder andere Hilfsmittel. In Wolkenhain dürfen sie alle genauso sein, wie sie sein wollen, ohne sich verstecken oder verstellen zu müssen. Sie ziehen an, was sie wollen, tragen z.B. Kleid und Bart, und verhalten sich, wie sie möchten. Dabei sorgen sie aber auch füreinander. Jede*r Bewohner*in trägt ein Ampelett um den Hals, ein Amulett, das mithilfe von Farben den Gemütszustand der*s Träger*in zeigt. So erhalten sie Hilfe, ohne darum bitten zu müssen.
Auch durch die Bewohner*innen der Insel Alumin gibt es ein deutliches Statement für mehr Inklusion. Das Springding, mit dem sie anstelle des zweiten Fußes geboren werden, ähnelt einer Laufprothese. Prinz Anastasius' kann, seit sein Springding nicht mehr zum Springen funktioniert, viel besser klettern und möchte so bleiben wie er ist, anstatt sich den Erwartungen seines Vaters zu beugen, der ihn so haben möchte wie alle anderen aus seinem Volk. Hier und an anderen Stellen fügt sich also an all die anderen tollen Aspekte auch noch ein Plädoyer für körperliche und anderweitige Selbstbestimmung.

FAZIT:
Ich lege dieses Buch allen Kindern ab ca. 5 Jahren und allen, die mit ihnen zu tun haben, wärmstens ans Herz, denn es ist in vielerlei Hinsicht gerade einzigartig auf dem deutschen Kinderbuchmarkt und in jeder Hinsicht ein riesen Gewinn! ❤️

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