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flyspy

Bewertungen

Insgesamt 301 Bewertungen
Bewertung vom 21.02.2025
MICHAEL MÜLLER REISEFÜHRER Haute-Provence
Nestmeyer, Ralf

MICHAEL MÜLLER REISEFÜHRER Haute-Provence


ausgezeichnet

Ein hilfreicher und durchdacht aufgebauter Reiseführer durch die Region
Lust auf Urlaub? Die bekommt man sofort, wenn man diesen umfassenden Reiseführer in die Hand nimmt. Er bietet sowohl für die Menschen, die mit dem Auto unterwegs sind, als auch für begeisterte Wanderer (wobei sich dies ja nicht ausschließen muss) viele Tipps und Informationen. Das schöne Cover mit einem Foto von Sisteron, am westlichen Ufer der Durance, macht allein schon neugierig.
Ob man den Reiseführer einfach nur durchblättern will, um Highlights zu entdecken oder gezielt sucht und auch findet: Es macht einfach Spaß, sich mit ihm zu beschäftigen.
Ein übersichtliches Inhaltsverzeichnis weist den Weg durch die Region. Weitere allgemeine Informationen zum Nachschlagen finden sich weiter hinten im farblich gelb abgesetzten Teil. Ein Register mit grauer Randmarkierung bildet den Schluss, hier finden sich auch einige Basisvokabeln.
Viele kleinere, in den Reiseführer integrierte Karten sorgen dafür, dass man sich vor Ort gut zurechtfindet und sich unkompliziert eine Übersicht verschaffen kann. Auch wenn die zahlreichen Karten vollkommen ausreichend sind, habe ich die die zusätzliche, herausnehmbare beidseitig bedruckte Faltkarte, die in den anderen Reiseführern des Verlages beigefügt sind, irgendwie vermisst. Insgesamt sind 14 Wanderungen beschrieben, 13 davon mit GPS, von leicht bis sehr schwer, die schweren Strecken überwiegen. Hilfreich ist auch, dass angegeben ist, ob die Wanderungen für Kinder geeignet sind und ob Hunde auf dem Weg erlaubt sind. Da ich mich mit den Reiseführern des MM-Verlages gut zurechtfinde und mich gut und umfassend informiert fühle, reise ich mit keinen anderen mehr.
Die Tipps zu den Orten und Regionen sind hilfreich und in der Form auch ausreichend. Es wurde auch an die Bedürfnisse unterschiedlicher Urlaubstypen gedacht, so dass jeder für seine Urlaubsplanung ausreichend Infos findet. Oft blättere ich das Buch durch auf der Suche nach den gelb unterlegten Textblöcken mit den kleinen Geschichten und habe Spaß dabei, viel Neues dabei zu entdecken, was mir bis dahin noch unbekannt war.
Ob einfach zum Schmökern, zur konkreten Reisevorbereitung und -begleitung: Dieser Reiseführer ist ein Gewinn und wird von mir aus Überzeugung empfohlen.

Bewertung vom 19.02.2025
Tinte, Staub und Schatten: Das Buch der Verlorenen
Metz, Alina

Tinte, Staub und Schatten: Das Buch der Verlorenen


sehr gut

Eine ganz besondere Bücherwelt
Minnas Mutter ist seit 11 Jahren verschollen, verloren im Labyrinth der Bücher. Mit fünf Jahren hatte Minna ihre Mutter einmal in das Labyrinth begleitet und ihr damals versprochen, dass sie auch Büchersucherin werden will, wie sie. Und dass sie sie suchen würde, falls ihre Mutter sich verirren sollte. Dieses Verspechen will Minna, jetzt 16 Jahre alt, einlösen und plant bei dem geheimnisvollen Raban Krull, in dessen Buchhandlung ein Weg in die Tiefen des Irrgartens führt, in die Lehre zu gehen. Das Abenteuer beginnt!
Der Schreibstil ist sehr bildhaft und die von Alina Metz entwickelte Geschichte ist so temporeich und spannend, dass man das Buch fast nicht aus der Hand legen kann. Die individuelle Charakterisierung der Personen in der Geschichte, allen voran Minna, halte ich für gelungen: Jede und jeder ist mit seinen spezifischen Eigenschaften gut vorstellbar. Und das riesige, geheime Bücherlabyrinth unter der Stadt manifestierte sich direkt in meinem Kopf. Das Buch punktet auch bei den eingestreuten Illustrationen, angefangen bei den Wesen des Labyrinths, die in der Umschlagsseite vorne dargestellt werden.
Mir gefiel auch, dass die Handlung sich nicht verzettelt, alles in der Geschichte, in der Erfindungsgeist mit Hilfe der Staubmagie und märchenhaft-magisches geschickt miteinander verwoben wurde, ist gut nachvollziehbar, genau wie Minnas Motivation. Ich bin mir nur nicht sicher, ob sich die angesprochene Altersgruppe ab 11 Jahren mit Protagonisten im Alter von 16 Jahren identifizieren können. Und ich fand, dass Minnas Vater, der nur am Rande Erwähnung findet, irgendwie zu kurz kommt. Vielleicht erfahren wir in Band 2 noch etwas mehr über ihn. Die als Dilogie angelegte Geschichte hat am Ende einen Cliffhanger, der neugierig macht und einen mit vielen offenen Fragen zurücklässt.

Bewertung vom 03.02.2025
Ginsterburg
Frank, Arno

Ginsterburg


sehr gut

Lebensentwürfe in Kriegszeiten
In der fiktiven deutschen Kleinstadt Ginsterburg gehen die Einwohner in den Jahren 1935 bis 1945 ihren Geschäften nach. Wie überall, gehen die Menschen unterschiedlich mit der Situation um. Während die einen sich arrangieren und versuchen, Vorteile daraus zu ziehen, gibt es auch Leute, die nicht mehr wagen, ihre Meinung zu äußern. Es ist Arno Frank gelungen, den gut vorstellbaren Mix an Protagonisten mit ihren unterschiedlichen Interessenlagen und Charakteren bildhaft und authentisch darzustellen, wobei bei der Menge an Personen nicht alle mit der gleichen Tiefe gezeichnet werden konnten. Dabei vergegenwärtigt er die historischen Geschehnisse mit all dem geschehenen Unrecht und der erlebten Ohnmacht und zeigt plastisch auf, was Krieg in einer autokratischen Zeit mit den Menschen machen kann.
Der Autor erzählt die Geschichte des Ortes und seiner Menschen in drei Etappen, so dass man deren Entwicklung gut nachvollziehen kann. Dabei ist keiner wirklich gut oder böse, alle machen schlimme Situationen durch und erfahren auch gute Momente. Beim Lesen fiel es manchmal schwer den Figuren wirklich zu folgen und mich in sie hineinzudenken. Auch werden nicht alle Schicksale zu Ende erzählt. Gut gefallen hat mir sein ruhiger und emphatischer Schreibstil, weil er einfach zu dem Geschehen passt und ohne Grausamkeiten auskommt. Diese erliest man sich eher zwischen den Zeilen.

Bewertung vom 03.02.2025
Magic Island - Ruf der Seelentiere. Eine magische Insel und sprechende Seelentiere: Fantasy-Buchreihe ab 11 Jahren (Magic Island, Bd. 1)
Suchanek, Andreas

Magic Island - Ruf der Seelentiere. Eine magische Insel und sprechende Seelentiere: Fantasy-Buchreihe ab 11 Jahren (Magic Island, Bd. 1)


gut

Der ewige Kampf zwischen Gut und Böse
Vorneweg: Ich mag Kinder- und Jugendliteratur und befasse mich wieder stärker damit, seit meine Patentochter das Selbstlesealter erreicht hat.
Vier Jugendliche aus unterschiedlichen Kulturkreisen werden auserwählt, das Gute auf einer Insel zu retten und zu bewahren. Ausgestattet mit einem magischen Artefakt gelangen sie über ein Portal auf die Insel, wo das Böse schon an Boden gewonnen hat. Jeder trägt ein Seelentier in sich, welches mit Hilfe des Artefakts manifestiert werden kann. Wenn die Insel verloren geht, ist auch die gesamte Welt in Gefahr.
Hauptprotagonist ist der 15jährige Julian aus Berlin, dessen Seelentier ein Husky ist (schön auf dem Cover dargestellt). Sein Steckbrief ist auch am Buchanfang zu sehen, hierbei vermisse ich neben seiner Schwäche, der Wut, seine Stärke. Insgesamt ist das Buch schön illustriert, zu Beginn jeden Kapitels findet sich eine Zeichnung der Insel mit Zitadelle und auch am Fuß jeder Seite wiederholt sich eine Grafik einer Inselansicht. Und eine Orientierungskarte der Insel ist auf den Innenseiten zu entdecken.
Die Geschichte hat Tempo und wird dadurch nicht langweilig, wobei sich jedoch der Ursprung der Insel und die magischen Zusammenhänge mit Aliera und Lux nicht richtig erschließen wollen, sie werden nur sehr oberflächlich gegen Ende erklärt. Gestolpert bin ich zunächst über Begrifflichkeiten wie Magglas und Malus-Schlund, aber dies lässt sich ableiten und verdeutlicht sich beim Lesen. Irgendwie kurios fand ich, dass die verwendeten magischen Sprüche mich stark an den Stil aus Harry Potter erinnerten, wie z.B. Anima manifeste oder Porta manifeste. Ein wenig Humor trägt das Seelentier Timur, ein Drache, zur Geschichte bei. Und ein böser Gegenspieler fehlt auch nicht.
Bis auf Julian bleiben die Protagonisten noch recht blass, seine Schwäche, die Wut, gewinnt erst im Verlauf des Geschehens auch an Substanz.
Das Buch endet mit einem heftigen Cliffhanger, der neugierig auf den nächsten Band machen soll. Das gelingt zwar, aber die Geschichte hat mich in Gänze nicht überzeugen können, so dass ich noch nicht sagen kann, ob ich weiterlesen möchte.

Bewertung vom 03.02.2025
»Wenn Ende gut, dann alles« / Svetlana und Tommi ermitteln Bd.1
Klüpfel, Volker

»Wenn Ende gut, dann alles« / Svetlana und Tommi ermitteln Bd.1


gut

Ein Ermittlerduo einmal anders
Die Kluftinger-Krimis des Autorenduos habe ich immer gerne gelesen, von daher war ich jetzt neugierig auf das von Volker Klüpfel allein verfasste Buch.
Inhaltlich liegt dem Buch eine schöne Idee zugrunde, ein chaotischer Schriftsteller und seine ukrainische Putzfrau kommen einem Verbrechen auf die Spur und geraten so selbst in Gefahr. Die die Handlung treibende Figur ist Svetlana, die Putzfrau. Sie muss Tommi, den Schriftsteller immer wieder motivieren, weiter zu ermitteln.
Stilistisch liest sich das Buch locker, die humorigen, teils skurril anmutenden Passagen, nutzen sich leider im Verlauf etwas ab, viel wiederholt sich, die Handlung dreht sich im Kreis. Viel Spannung kam bei mir leider nicht auf, dem Genre Krimi wurde es nicht wirklich gerecht, auch wenn es um die Aufklärung eines Verbrechens geht. Einige gesellschaftlich relevanten Themen finden Eingang in das Buch, das hat mir gefallen. Das Buch geht ohne Cliffhanger zu Ende, der Fall ist abgeschlossen. Ein Buch für zwischendurch, ein zweites Mal werde ich es nicht lesen, es hat mich einfach nicht richtig gepackt.

Bewertung vom 02.02.2025
Die Tochter der Drachenkrone
Qunaj, Sabrina

Die Tochter der Drachenkrone


ausgezeichnet

Leben im mittelalterlichen Wales
Das Leben von Gwenllian, einer walisische Fürstentochter, wird sehr bewegend erzählt. Im Laufe des Romans durchlebt sie eine persönliche Entwicklung von einem ungebändigten jungen Mädchen hin zu einer gereiften Frau, die ihre Interessen zu wahren weiß.
In den Auseinandersetzungen zwischen Walisern und Normannen waren Frauen oftmals Spielball von politischen Interessen, um Bündnisse zu schmieden und zu festigen. Diesem sieht sich Gwenllian auch ausgesetzt, sogar ihre Brüder versuchen sie für eigene, aber nicht übereinstimmende, Ziele einzusetzen.
Das Buch stellt den Auftakt einer neuen historischen Reihe dar, ist aber in sich abgeschlossen. Laut der Autorin wird im Folgeband jedoch die Geschichte einer anderen Generation erzählt.
Vom Schreibstil her liest sich der Roman sehr gut, über die für uns komplizierten Namen bin ich zu Beginn etwas gestolpert. Um zwischen den zahlreichen Protagonisten nicht den Überblick zu verlieren, helfen das Personenverzeichnis zu Beginn und die Stammbäume am Ende des Buches, ich musste einige Male nachschlagen. Man merkt beim Lesen, dass die Geschichte auf der Grundlage einer intensiven Recherche entstanden ist. Nicht nur die Orte und historischen Personen, sondern auch die Lebensumstände, der Alltag und die politischen Verflechtungen werden interessant und über weite Strecken hinweg spannend erzählt. Das Nachwort sollte man auch unbedingt lesen, denn dort erfährt man, was historisch belegt und was fiktional ist.
Liebhabern historischer Romane kann ich diesen Roman empfehlen. Es lohnt sich, die 600 Seiten durchzuhalten, man wird mit einem spannenden Ende belohnt. Für mich hätte es sogar noch dramatischer sein können.

Bewertung vom 28.12.2024
One Perfect Couple
Ware, Ruth

One Perfect Couple


sehr gut

Überlebensmodus einschalten – sofort!

Vorneweg: Von Realityshows halte ich herzlich wenig, jedoch hat mich die Story mit dem darin steckenden Konfliktpotential interessiert. Ruth Ware hat mich auch nicht enttäuscht, denn sie hat dieses Unterhaltungsformat durchaus kritisch gewürdigt und hinterfragt die Methoden während der Challenges.

Kurz zum Inhalt: Lyla und Nico nehmen an einer Realityshow auf einer kleinen, einsamen Insel im Indischen Ozean teil. Lyla als Virologin eher unfreiwillig, um Nicos Schauspielkarriere nicht im Wege zu stehen. Das Vorsprechen verläuft eher hastig und ehe sie es sich versehen, sind beide gemeinsam mit vier weiteren Paaren unterwegs auf einer Yacht ins tropische Paradies. Ein verheerender Sturm lässt die traumhafte Kulisse zu einem Alptraum mutieren, bei dem es letztendlich darum geht, die Tage zu überleben, bis Hilfe kommt.

Meine Sicht auf das Buch: Die Geschichte lässt sich langsam an, erzählt wird aus der Sicht von Lyla. Auf der Insel angekommen, nimmt die Handlung an Fahrt auf, mit dem Sturm dann bleiben nur noch wenig Atempausen. Der Schreibstil von Ruth Ware liest sich flüssig und mit den oft kurzen Kapiteln kann jeder dem eigenen Leserhythmus nachgehen.

Stilistisch gelingt es der Autorin durch die Einblendungen aus Tagebucheinträgen und den Versuchen, Funksprüche abzusetzen, die Ernsthaftigkeit der Situation und die Verzweiflung der Protagonisten herauszuarbeiten. Wobei man die Tagebucheinträge erst gegen Ende richtig einordnen kann.
Jede der Hauptpersonen spielt seine Rolle mit den ureigenen Stärken und Schwächen. Die Notlage führt dazu, dass man dabei entweder über sich hinauswachsen und neue Fähigkeiten erwerben muss oder auch erkennt, wer versucht die Situation für eigenen Machtspielchen auszunutzen. Der ein oder andere bleibt dabei auf der Strecke. Ob dies immer realitätsnah ist, kann man hinterfragen, aber auch mit der isolierten, spannungsgeladenen Situation der Überlebenden erklären.
Fazit: Ein durchaus lesenswerter Thriller, der alles andere als langweilig ist. Am Schluss löst sich das Wesentliche auch auf, jedoch hat mich das Ende nicht völlig zufriedengestellt, der große, erwartete Paukenschlag blieb irgendwie aus.

Bewertung vom 21.12.2024
Nachtflut
Westerkamp, Stina

Nachtflut


sehr gut

Kurzweiliger, spannender Roman
Eine Sturmflut an der Ostseeküste bedroht den Ort, in dem die traumatisierte Elisa lebt. Es muss evakuiert werden, aber Elisa zögert so lange, bis ein Entkommen nicht mehr möglich ist. Den Nachbarn gegenüber war die Flucht vor der Flut auch nicht mehr möglich. Alle tragen ihre Geheimnisse mit sich und nun stecken sie zusammen fest und müssen auf Hilfe hoffen.
Vorneweg: Das Buch liest sich einfach weg, an zwei Abenden hatte ich es beendet. Es ist sehr gut lesbar geschrieben, die Geschichte hat einiges an Facetten zu bieten und nach und nach kommen die verborgenen Heimlichkeiten ans Licht. Erzählt wird aus unterschiedlichen Sichten, was dem Lesespaß keinen Abbruch tut, im Gegenteil. Dadurch öffnen sich die Beweggründe der Protagonisten dem Leser einfacher. Zwischendurch bangt und hofft man mit den Hauptpersonen mit und gegen Ende wird man auch noch überrascht. Ein gelungener Schluss lässt den Leser zufrieden zurück. Für die volle Anzahl der Sterne reicht es nicht ganz, denn es handelt sich nicht um ein literarisches Meisterwerk. Aber es bleibt eine interessante Story für zwischendurch, die es schwer macht, das Buch aus der Hand zu legen.

Bewertung vom 07.12.2024
Mordscoach
Pabst, Lilli

Mordscoach


gut

Eine psychopathische Psychotherapeutin
Wer hier ein Buch erwartet, welches an die Richter-Reihe von Thorsten Schleif oder an die Achtsam-Krimis von Karsten Dusse heranreicht, wird etwas enttäuscht werden. Die Grundidee des Romans, eine psychoanalytische Supervisorin zu einer Serienmörderin mutieren zu lassen, hat durchaus Witz und ich bin auch der Meinung, dass man das Buch nicht zu ernst nehmen darf. Eine Therapeutin, die zunächst wider Willen zu mörderischer Hochform aufläuft, ist keine literarische Durchschnittskost. Zumal der Krimi voll mit ausführlichen therapeutischen Ausführungen gespickt ist, was mir mit der Zeit doch zu viel war und mich dazu brachte, auch mal längere Lesepausen einzulegen. Am Ende fehlt der richtige Schlusspunkt, so dass sicher Band zwei folgen wird. Ob ich dem dann folge, kann ich noch nicht sagen
Dennoch hat mich der Krimi auf seine eigene Art doch noch unterhalten, die ganzen Umstände des Handelns von Sophie Stach und die Tatsache, dass sie selbst auch therapiert wird, ist amüsant. Daher auch die 3 Sterne.

Bewertung vom 11.11.2024
Die Winterschwestern
Bertrand, Jolan C.

Die Winterschwestern


sehr gut

Zwischen Mythen und Märchen
Der Wikingerjunge Alfred, der viel Unsinn im Kopf hat, lebt bei seiner Großmutter und seinem Onkel Ragnar. Dort, im hohen Norden Skandinaviens, sind die Winter frostig. Seit einigen Jahren sogar besonders streng und rau, denn die große Winterschwester führt das eisige Regiment. Die kleine Winterschwester, die sonst für mildere und fröhliche Winter mit lustigen Schneeballschlachten sorgte, ist verschollen. Zudem sorgen die Trolle dafür, dass den Dorfbewohnern neben dem notwendigen Brennholz auch liebgewonnene Gegenstände gestohlen werden. Onkel Ragnar, der eigentlich als Frau geboren wurde, macht sich auf die Suche und Alfred folgt ihm.
Das Buch macht es einem nicht einfach, es richtig gut zu finden. Die Geschichte mit den beiden Winterschwestern bietet an und für sich eine tolle literarische Vorlage, leider wird meines Erachtens einiges an Potenzial verschenkt. Der verwaiste Wikingerjunge Alfred konnte mich als Figur nicht überzeugen und bei Onkel Ragnar hat sich nicht für mich erschlossen, warum ihm eine Transfigur zugeschrieben wurde. Für die Geschichte fand ich es in diesem Kontext nicht als relevant. Gefallen hat mir an der Stelle jedoch, dass ganz selbstverständlich mit der Thematik umgegangen wurde.
Den Lesegenuss getrübt hat der Wechsel zwischen den verschiedenen Ebenen: der tatsächlichen Welt und des visionären, magischen Erlebnishorizonts. Viele Textpassagen sind stilistisch schon gut geschrieben und bietet viel an Emotionen, allerdings gibt es auch einige Aspekte, die mich nicht vollständig überzeugen konnten. An manchen Stellen zieht sich die Handlung etwas, es gibt einige Abschnitte, die ich als überflüssig und langatmig empfand.
Als sehr gelungen finde ich die Landkarte zu Beginn und die vielen charmanten Illustrationen von Chevalier Gambette, die einen eigenen Stil haben und die Geschichte ästhetisch illustrieren. Gut ist auch das Glossar mit Erläuterungen zu den Gottheiten der nordischen Welt am Buchende, viele Kinder der angesprochenen Altersklasse brauchen sicherlich auch die Erläuterungen, um alles besser zu verstehen.
Das qualitativ hochwertige Buch mit dem sehr ansprechenden Cover passt in die Winter- und Vorweihnachtszeit und bietet trotz der angesprochenen Kritikpunkte auch Spannung. Mir haben vor allem die Winterschwestern und die Idee dahinter gefallen.