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buecherwand13
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Bürstadt

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Insgesamt 45 Bewertungen
Bewertung vom 06.07.2025
Lüthen, Alexandra

Nu Jork, Nu Jork!


ausgezeichnet

Ich liebe es – ein tolles, kindgerechtes Buch von Träumen, Mut, Suchen und Finden

Bereits das Cover hat mich sehr angesprochen. Vor allem der Titel. Mit „Nu Jork, Nu Jork“ verspricht der Titel bereits eine kindliche Sprechweise, aber auch eine gewisse Selbstironie, die mich neugierig gemacht hat.
Die Geschichte vom Huhn Henni, das sich nicht dem eintönigen Alltag und der Ängstlichkeit ihrer Mithühner anschließen möchte, sondern träumt und seinen Traum umsetzen möchte, ist sehr liebevoll und kindgerecht umgesetzt. Gleichzeitig enthält sie einiges an Gesellschaftskritik und Lebensweisheit, die auch mir als Erwachsene das Lesen zu einem spannenden Vergnügen gemacht haben. Dass Henni aufbrechen will, um in der Stadt New York das Fliegen zu lernen, scheint zunächst als ein unrealisierbarer Traum. Doch von dieser Unmöglichkeit lässt sie sich nicht abhalten. Auf ihrer Reise lernt sie verschiedene Menschen kennen und lernt dabei nicht nur selbst von ihnen, sondern lehrt sie selbst auch das ein oder andere. Mit ihrer Unerschockenheit kommt sie ihrem Ziel Schritt für Schritt näher, lernt aber auch mit Scheitern umzugehen ohne ihr Ziel aus dem Blick zu verlieren.
Zu der sehr schön umgesetzten Geschichte, die ich voller Spannung gelesen habe, kommen die wunderschönen Bilder von Peter Gaymann. Sie lockern das Buch für noch weniger geübte Leserinnen und Leser auf und untermalen die liebevolle Charakterisierung der Personen und Situationen sehr nett.
Ich hoffe, dass das eine oder andere Kind dieses Buch mit ebenso offenem Interesse selbst oder mit einem Erwachsenen liest, dass es viel Anregung zum Sprechen oder Nachdenken über das Leben, Träume, Angst und Mut bietet – oder auch einfach nur spannende Unterhaltung beim Mitfiebern und Mitreisen bei Hennis Abenteuer des Aufbruchs in die Stadt „Nu Jork“. Absolut empfehlenswert!

Bewertung vom 06.07.2025
Tunnicliffe, Hannah

Detektiv Stanley und das Geheimnis im Museum


sehr gut

Krimi und Kunst spannend aufbereitet für Erstleser und zum Vorlesen
Das Cover des Buches fand ich bereits sehr liebevoll gestaltet, mit vielen Details von Ausstellungsstücken eines Museums. Auch der Start der Geschichte beschreibt den Protagonisten Detektiv Stanley sofort sehr nahbar. Er steht am Beginn seiner Pensionierung und freut sich bei einem leckeren Frühstück auf einen freien Tag. Als ein Anruf bei ihm eintrifft, der ihn bei einem Fall im Museum zu Hilfe ruft, ist sehr anschaulich dargestellt, wie er hin und hergerissen ist, ob er dem Ruf folge leisten soll oder doch lieber konsequent bleiben soll.
Mir hat an dem Buch gefallen, dass es auf den Bildern sehr viel zu entdecken gibt. Die Personen und Gegenstände auf den Bildern sind recht einfach gestaltet, aber die Szenen sind mit vielen Details ausgestaltet, die zu betrachten, interessant und unterhaltsam ist und sicher einigen Gesprächsstoff mit Kindern bieten, die noch nicht lesen können. Insbesondere, da einige der dargestellten Kunstwerke Bezug nehmen auf echte Kunstwerke und so auch Anknüpfung zum Thema Kunst bieten. Mit Mondrian, an dessen Kunst das im Zentrum stehende Kunstwerk angelehnt ist, wird am Ende dann sogar ein Maler noch etwas ausführlicher kindgerecht vorgestellt. Etwas weniger hat mir die Art der Darstellungen gefallen. Sie sind wiegesagt recht einfach gestaltet, alle Protagonisten sind Tiere mit sehr einfachen Gesichtszügen und kindlicher Gestaltung. Dies ist sicher der Zielgruppe angemessen, hat mich persönlich aber nicht so angesprochen. Unabhängig davon ist das Buch auf jeden Fall eine schöne Mischung aus einem Rätselfall und einer Heranführung an Kunst ganz nebenbei.

Bewertung vom 22.06.2025
Koelle-Wolken, Patricia

Der Garten der kleinen Wunder


ausgezeichnet

Leise Zwischentöne in einem Fest für alle Sinne

Toja ist eine Künstlerin, die in einem gemütlichen Haus mit einem großen bunten Garten wohnt. Wenn sie nicht gerade an Einbänden für besondere Bücher arbeitet, pflegt sie den Garten, schneidet zurück, verpflanzt und komponiert ihr eigenes Gesamtkunstwerk, lässt der Natur aber auch viel Freiraum. Dadurch bleiben auch Nachbargärten nicht unberührt, besonders zur Missbilligung ihres neuen Nachbarn, ein Augenchirurg, in dessen Garten alles durch einen Gärtner sortiert, geplant und aufgeräumt ist. Eines Tages schaut dessen 15-jährige Tochter Vika über den Zaun und nimmt vorsichtig Kontakt mit Toja auf. Toja erkennt in Vika eine Seelenverwandte und fühlt sich an sich selbst erinnert. Sie lädt Vika ein, herüberzukommen, zeigt ihr den Garten und führt sie in ihre Geheimnisse der Gartenpflege ein. Nach und nach erzählt die Geschichte, wie Vika und Toja sich annähern, aber auch, welche Rolle in beider Leben verschiedene andere Personen spielten und spielen. Der Garten spielt dabei auch immer eine nicht ganz unbedeutende Rolle, aber vor allem auch Fragen, wie: Wie werden wir zu der Person, die wir sind? Wie gehen wir mit Ansprüchen anderer Menschen an uns um? Was ist wirklich wichtig im Leben?
Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Dazu beigetragen haben einerseits die Protagonistinnen, in denen ich mich selbst wiedererkennen konnte. Fragen, die sie sich stellen oder die im Buch implizit gestellt werden, sind auch Fragen, die mich selbst immer wieder beschäftigen und die mich zum Nachdenken anregten. Andererseits waren aber auch die Beschreibungen des Gartens wunderschön zu lesen. Die Autorin schafft es, mit ihren Worten sehr anschauliche, bunte Bilder von den Pflanzen, dem Haus oder auch den Gerichten zu malen, die Tojas Mitbewohner Bär kocht. Das Lesen war dadurch ein Fest für alle Sinne und hat ein heimeliges Wohlfühlgefühl erzeugt.
Mir persönlich hat das Buch sehr gut gefallen, weil es eher leise, kreative und philosophische Themen angesprochen hat. Das ist sicher nicht für jeden geeignet. Action und Spannung lässt das Buch eher vermissen. Wer aber Lust hat, einfach eine gemütliche Zeit mit schönen Naturbeschreibungen auf der Couch oder dem Balkon zu verbringen und sich dabei noch ganz nebenbei Gedanken über das Leben zu machen, für diejenigen ist das Buch eine absolute Empfehlung.

Bewertung vom 27.04.2025
Hopkinson, Deborah

Von einem Mädchen, das das Schreiben liebte. Jane Austen


ausgezeichnet

Wunderschön und liebevoll gestaltet

Das Buch macht Erstleserinnen in kindgerechter Sprache und mit liebevollen Bildern unterlegt mit dem Leben der bekannten Autorin Jane Austen vertraut. Bereits das Cover zeigt ein Mädchen mit Feder in der Hand und nachdenklich in die Ferne schauend und holt damit die Leserinnen direkt in ihrer eigenen Erlebniswelt ab. Auch das Buch selbst, das mit wenig Text auskommt, beginnt in Janes Kindheit und handelt davon, wie sie das Schreiben entdeckt. Der Text ist vom Umfang und der Sprache für Erstleserinnen und das Vorlesen geeignet, die dahinter stehenden Botschaften (z.B. die geringe Bedeutung von Frauen in der Literatur dieser Zeit), aber vermutlich erst für ältere Kinder voll und ganz erfassbar. Er ist insgesamt sehr liebevoll geschrieben. Ebenfalls sehr liebevoll gestaltet sind die handgezeichneten aquarellierten Bilder, die die Szenen aus dem Leben der Autorin detailreich vor Augen führen und sicher auch schon mit kleineren Kindern gut anzuschauen sind.
Am Ende gibt es noch eine Zeittafel sowie Kurzvorstellungen der Bücher von Jane Austen.
Mir gefällt das Buch sehr gut, weil es so schön und liebevoll gestaltet ist. Ich kenne bisher kein Kinderbuch, das vom Thema Schreiben oder Autorin sein handelt. Da die thematisierte Autorin und damit auch die Protagonistin im Text und auf den Bildern weiblich ist, spricht das Buch vermutlich vor allem Mädchen an. Ich könnte mir vorstellen, dass diese in der Zeit des eigenen Lesen- und Schreibenlernens von diesem Thema angesprochen werden, das Buch sicher liebgewinnen und in ihrem Bücherregal auch über dieses Alter hinaus behalten.

Bewertung vom 27.04.2025
Bradley, Kaliane

Das Ministerium der Zeit (eBook, ePUB)


weniger gut

Schöne Sprache, aber die Handlung hat mich unberührt zurückgelassen
Die Protagonistin und Ich-Autorin ist eine junge Angestellte des britischen Ministeriums, die sich intern auf eine neue Stelle bewirbt. Bei der neuen Tätigkeit geht es darum, Zeitreisende aus der Vergangenheit, die das Ministerium ins 20. Jahrhundert geholt hat, im Alltag zu begleiten und engmaschig Daten über sie zu sammeln. Sie gehört damit einer Gruppe von mehreren Ministeriumsangestellten an, deren Schützlinge aus unterschiedlichen Jahrhunderten stammen. Bei allen sogenannten „Expats“ handelt es sich um Personen, deren Tod in ihrer eigenen Zeit kurz bevorstand, sodass ihre „Entnahme“ keine Änderung der Historie hervorrief.
Die Analyse des Erlebens von Zeitreisenden früherer Jahrhunderte mit dem Ziel, deren Integration in die heutige Gesellschaft zu begleiten und unterstützen, erschien mir eine interessante Perspektive. Zudem versprach der Klappentext des Buches eine Liebesgeschichte. Leider wurde ich in meinen Erwartungen stark enttäuscht. Eine „langsam aufflammende Liebesgeschichte“ konnte ich nicht erkennen. Das Buch ist über weite Strecken eher im Stil eines nüchtern beschreibenden Tagebuchs geschrieben. Ich wurde mit keiner der Figuren wirklich warm und aufgrund der ganz anders geweckten Erwartungen nervte es mich zunehmend, dass der kambodschanische Hintergrund der Protagonistin – erklärbar durch den persönlichen Hintergrund der Autorin – im Vergleich dazu zu stark im Vordergrund stand. Neben dem Klappentext hatte mich beim Hineinlesen auch die literarische Schreibweise angesprochen, da ich es mag, wenn Autor*innen die Geschehnisse in schöner Sprache niederschreiben. Die Sprache des Buches ist auch insgesamt als positiv hervorzuheben, was nicht zuletzt auch ein Verdienst der Übersetzerin Sophie Zeitz ist (z.B. „Ich hatte gesehen, wie Leute ausbrennen – nicht mit Drama und Aufstand, sondern mit der feuchten, blauen Verzweiflung von etwas, das vor seiner Entsorgung abgekocht wird“). Leider driftete das Buch phasenweise in eine Aneinanderreihung solcher „literarischer“ Sätze ab, deren inhaltliche Bedeutung mir unklar blieb und mich orientierungslos zurückließ. Insgesamt hatte ich den Eindruck, dass der Fortschritt der Handlung im ersten Teil zu träge war und sich im zweiten Teil dann plötzlich und immer schwerer nachvollziehbar überschlug. Dies lag auch daran, dass es mir insgesamt schwerfiel , die Handlungen der beschriebenen Personen sowie deren Beziehungen untereinander und zur Protagonistin nachvollziehen. Dies führte dazu, dass ich am Ende immer wieder mehrere Seiten übersprang und das Buch nur zuende las, weil ich dann doch wissen wollte, wie die Handlung zum Ende kommt.
Mein Fazit: Zweimal schade und einmal positiv. Schade, dass die Erwartungen, die der Klappentext weckte zu stark von dem abwichen, was ich im Buch gelesen habe. Mit anderen Erwartungen hätte es mir vielleicht etwas besser gefallen - oder ich hätte es erst gar nicht angefangen. Schade auch, dass die durchaus in verschiedenen Aspekten spannende und wendungsreiche Handlung der zweiten Buchhälfte für mich zu lange auf sich warten ließ, zu wenig vorbereitet wurde und damit für mich in weiten Teilen zu wenig nachvollziehbar war. Positiv ist die schöne Sprache hervorzuheben, die einige für mich überraschend poetische Sätze herbrachte, deren Lesen ich genossen habe.

Bewertung vom 14.03.2025
Constable, Harriet

Die Melodie der Lagune


sehr gut

Die Geigerin Anna-Maria folgt ihrer Berufung - eines intensives Feuerwerks von Bildern, Tönen und Emotionen
Das Buch spielt zur Zeit Antonio Vivaldis. Protagonistin - neben Vivaldi selbst - ist aber die junge Anna-Maria de la Pieta, ein Mädchen, das von ihrer Mutter direkt nach der Geburt im Waisenhaus Pieta abgegeben wird. Das besondere an diesem Waisenhaus liegt darin, dass die Mädchen dort nicht nur mit dem Überlebenswichtigen versorgt, sondern auch an Kunst, Bildung und vor allem Musik herangeführt werden. Anna Maria merkt schnell, dass Musik für sie eine intensive Bedeutung hat, weil sie Töne nicht nur hört, sondern bunte Farben damit verbindet und dadurch soghaft eins mit ihr wird. Ihr größtes Ziel ist es daher, in das Eliteorchester der Pieta, die figli de la Pieta, aufgenommen zu werden. Dafür ist sie bereit, intensiv zu üben, andere Dinge hintenan zu stellen und dabei auch die einzigen Freundschaften aufs Spiel zu setzen, die sie im Waisenhaus findet.
Die Autorin schafft es mit ihrer Art zu schreiben, intensive Bilder zu erzeugen. Obwohl die Geschichte in Gegenwart geschrieben ist (was mir nicht ganz so gut gefallen hat) und die Autorin überwiegend mit sehr kurzen Sätzen arbeitet, entsteht beim Lesen ein Bild von hoher Intensität und Emotionalität. Ein Kompliment auch an die Übersetzerin Edith Beleites, die es geschafft hat, die Lautmalerei, die Musikalität und die Emotionale Intensität des Originals in die deutsche Sprache zu übertragen. Ich habe mich als Leserin sehr schnell und sehr tief in die emotionale Zerrissenheit der Protagonistin gezogen gefühlt. Etwas, das dazu führte, dass ich immer wieder hin und hergerissen war, zwischen Sympathie und Antipathie, was aber eben die Persönlichkeit der Anna-Marie, sehr gut charakterisierte. In der Mitte des Buches gab es mal eine Phase, in der auch die Handlung etwas stückhaft war und nicht nur kurze Sätze, sondern auch viele kurze Begebenheiten auf einander folgten, deren Bezug zur Handlung mir nicht immer klar waren. Sie trugen lediglich – oder immerhin – dazu bei, die Atmosphäre des Venedigs zur Zeit der Handlung noch etwas intensiver und anschaulicher heraufzubeschwören. Im letzten Drittel des Buches nahm dann aber auch die Handlung wieder Fahrt auf und entwickelte sich nochmal sehr dicht, spannend und etwas versöhnlicher. Abschließend möchte ich noch erwähnen, dass mir auch das Cover des Buches direkt angesprochen hat. Es spiegelt sehr gut zwei ebenfalls wichtige „Protagonisten“ – Venedig und die Musik – wieder und hatte ebenfalls einen großen Anteil daran, dass das Bucht mein Interesse geweckt hat.
Mein Fazit: Ein intensives Buch über Venedig zur Zeit Vivaldis, die Musik und den Kampf eines jungen Mädchens um Anerkennung und die Möglichkeit, ihren Lebenstraum und ihre Passion gegen alle Widerstände zu leben. Besonders für Musikliebhaber, für Menschen, die schöne Sprache lieben und für historisch Interessierte zu empfehlen.

Bewertung vom 24.11.2024
Winkelmann, Andreas

Mord im Himmelreich / Mord auf Achse Bd.1


ausgezeichnet

Bunte Charaktere, ungewöhnliche Kulisse und unterhaltsamer Fall
Der erste Fall einer geplanten Serie mit der Hauptperson Björn Kupernikus beginnt bereits mit einer sehr besonderen Szenerie: Ein Hund auf einem Stand-Up-Board, das führungslos treibt und eine bunt gekleidete Dame, die aufgeregt seine Rettung einfordert. Im weiteren Verlauf der Geschichte wachsen Kupernikus und die Frau namens Annabelle zu einem Detektivteam zusammen, das unterschiedlicher nicht sein könnte, aber sich dadurch sehr gut ergänzt.
An dem Buch „Mord im Himmelreich“ hat mir unter anderem die sehr plastische Schreibweise von Andreas Winkelmann gefallen. Von Anfang an ist ein Bild der handelnden Personen, der Lokalitäten und des Campingplatzes vor meinen Augen entstanden. Die Personen sind sehr anschauliche, zum Teil etwas skurrile, aber nie übertriebene Charaktere. Die Handlung empfand ich als sehr ausgewogen zwischen Unterhaltung, Komik und Spannung. Ein wenig Gesellschaftskritik war auch dabei, aber nie in einem aufgesetzten Maß.
Für mich war der „Mord im Himmelreich“ eine entspannende Lektüre für ein paar gemütliche Stunden. Wenn weitere Bände erscheinen, werde ich sie auf jeden Fall lesen.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.10.2024
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Lückenbüßer / Kommissar Kluftinger Bd.13


sehr gut

Gewohnt unterhaltsame Lektüre mit etwas bemühtem Aktualitätsbezug
Der neue Kluftinger beginnt mit einer rasanten Eröffnung. Kluftinger als Interims-Polizeipräsident fühlt sich etwas überfordert im Rahmen einer Sondereinsatzübung. Dann kommt dabei auch noch ein Kollege ums Leben und Kluftinger und sein Team steigen gewohnt unkonventionell und mit der erwarteten Situationskomik in die Ermittlungen ein. Wie üblich, ist Kluftinger jedoch nicht nur mit seiner Polizeiarbeit beschäftigt, sondern auch mit Herausforderungen im Privaten konfrontiert. Dieses Mal ist es nicht – oder nur am Rande – die Familie, sondern eine Kandidatur für den Gemeinderat, zu der sich der Kommissar in der Funktion eines „Lückenbüßers“ hat überreden lassen. Dass sein stärkster Konkurrent ausgerechnet Dr. Langhammer ist, der die Aufgabe mit der ihm eigenen Akribie und Professionalität angeht, lässt in Kluftinger einen gewissen Ehrgeiz erwachsen.
Die Fälle von Kommissar Kluftinger lese ich immer wieder gerne. Sein Charakter schwankt sehr sympathisch zwischen Naivität, Pragmatismus und einem gewissen Gespür für die Lösung seiner Fälle. Dazu kommen ebenso vertraute Figuren, wie der neunmalkluge Meier oder der übertrieben von sich selbst überzeugte Dr. Langhammer. Einen neuen Kluftiger zu lesen, fühlt sich dadurch wie das Treffen mit mehr oder weniger beliebten Familienmitgliedern an. Ich persönlich habe mich bei diesem Band besonders über den Ort des Geschehens gefreut, weil mir Sonthofen und Oberstdorf als Urlaubsorte sehr vertraut sind und ich ein paar neue und interessante Dinge über die Orte gelernt habe. Etwas zu stark und bemüht waren mir Bezüge zu aktuellen Themen. Zwischenzeitlich hatte ich das Gefühl, dass jede Herausforderung der heutigen Zeit auch noch mit verarbeitet werden musste. Diese reichen von KI, Shit-Storm auf Social Media oder Corona-Leugnung und Rechtsextremismus über Nachhaltigkeit bis hin zur Bedrohung von Politikern. Ein paar weniger dieser Themen hätten aus meiner Sicht dem Buch gut getan. Als Frau fand ich auch etwas schade, dass die weibliche Kollegin Lucy in diesem Fall kaum eine Rolle spielte. Ich fand sie tat dem letzten Fall gut und hat etwas weibliches Flair in das Team hineingebracht.
Mein Fazit ist dennoch: Wohlfühlliteratur für eine gemütliche und unterhaltsame Zeit mit einer vertrauten „Familie“ und einer Tasse Tee auf dem Sofa. Genau das richtige für die dunklere Jahreszeit.

Bewertung vom 10.06.2023
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Die Revanche des Monsieur Lipaire / Die Unverbesserlichen Bd.2


ausgezeichnet

Leichte Sommerlektüre mit französischem Flair
Guillaume Lipaire (eigentlich Gottfried Liebherr) ist ein nach Südfrankreich ausgewanderter Deutscher. Als Verwalter von Ferienhäusern hat er sich der französischen Lebensart angepasst, genießt sein Leben und leiht sich auch mal das eine oder andere Besitztum seiner Kunden als Feriendomizil für Freunde oder als fahrbaren Untersatz für sich selbst aus. Seit seiner Scheidung lebte er in dem kleinen südfranzösischen Dorf Port Grimaud recht zurückgezogen, fand dann aber im ersten Band der „Unverbesserlichen“ eine Reihe recht unterschiedlicher Freunde, mit denen er den „Schatz“ der adeligen Familie Vicomte suchte und sie ihn schlussendlich auch gemeinsam fanden. Doch leider handelte es sich um ein Dokument, das Port Grimaud als rechtmäßigen Besitz der Vicomtes auswies. Im zweiten Band erfahren wir nun, dass die Vicomtes sich zu „Herrschern“ über das kleine Dorf entwickelt und auch den Bürgermeister so mit Versprechungen eingewickelt haben, dass die Rechte der einzelnen Bürger immer weiter beschnitten werden. Lipaire trommelt also seine alte Truppe wieder zusammen und plant, das Dokument zurückzustehlen und damit die offizielle Ausrufung des Fürstentums der Vicomtes und damit die weitere Unterdrückung der Einwohner zu verhindern. Wie bereits im ersten Band, bringen sich dabei die Mitglieder der „Unverbesserlichen“ mit ihren jeweils eigenen Fähigkeiten ein und sind durch diese Vielfalt gemeinsam stark.
Obwohl von zwei deutschen Autoren geschrieben, die vor allem durch bayerischen Lokalkolorit bekannt geworden sind (Kommissar Kluftinger), verbreitet dieses Buch eine angenehme französische Atmosphäre und versetzt den Leser in Urlaubsstimmung. Durch die ganz verschiedenen Charaktere der Mitglieder der Unverbesserlichen ist das Buch sehr unterhaltsam. Fehler der einen werden durch Fähigkeiten der anderen ausgeglichen. Ab und zu kommt es dabei aber auch zu Missverständnissen, was immer wieder auch zu einer sehr unterhaltsamen Situationskomik führt. Die Handlung fand ich bei diesem zweiten Band nicht ganz so spannend wie bei dem ersten, aber trotzdem unterhaltsam. Es ist nicht unbedingt notwendig, den ersten Band gelesen zu haben, aber empfehlenswert. Die vorangegangenen Ereignisse werden grob zusammengefasst, manche Anspielungen sind aber mit dem Vorwissen des ersten Bandes sicher besser zu verstehen.
Alles in allem war das Buch für mich eine angenehm zu lesende unterhaltsame Lektüre, die mich in Urlaubsstimmung versetzt hat und somit gut geeignet war, eine Auszeit vom Alltag zu nehmen.

Bewertung vom 01.04.2023
Achterop, Amy

Tödlicher Genuss / Die Hausboot-Detektei Bd.1


gut

Ein Auftakt mit Luft nach oben
In diesem, laut Ankündigung , ersten Band einer Reihe der Hausboot-Detektei beginnt der ehemalige Polizist Arie die Mitglieder seiner Detektei zusammenzustellen. Die kleine Gruppe von gescheiterten Existenzen könnte verschiedener nicht sein, wobei scheinbar alle zu diesem Zeitpunkt nicht genau wissen, wohin ihr weiteres Leben gehen soll. Genauso ziellos wie ihre Lebenspläne beginnt auch die Zusammenarbeit. Die Gruppe trifft sich auf Aries Hausboot und lebt in den Tag, in Erwartung eines Falls, den es zu lösen gilt. In Ermangelung eines Auftrags beginnen sie zunächst Erkundungen zu einem Todesfall einzuholen, von dem sie in der Zeitung gelesen haben und an dem sich dann auch der weitere Verlauf der Geschichte entwickelt.
Ich lese gerne Kriminalfälle aus einer Reihe von mehreren Büchern. Bekannten Ermittlern und ihren Kollegen immer wieder zu begegnen, spannende Fälle zu verfolgen, und Beziehung der Protagonisten untereinander in einem weiteren Handlungsstrang über die Bücher hinweg zu verfolgen, macht einen besonderen Reiz aus. Daher hat mich das Buch als erster Band einer Reihe interessiert. Auch die Protagonisten hörten sich interessant an. Das Buch ließ sich zunächst auch gut lesen, die Umgebung von Amsterdam auf und rund um das Boot der Hausdetektei wird anschaulich beschrieben und ermöglicht einen leichten Einstieg. Auch der Einband und die Gestaltung im inneren des Buches sprach mich an. Die Geschichte selbst und die Protagonisten konnten mich dann allerdings nicht mitreißen. Der Fall brauchte sehr lange, bevor er überhaupt „in Fahrt“ kam und plätscherte mit teilweise überraschenden Wendungen im zweiten Teil des Buches irgendwie dahin. Ab der Hälfte des Buches fiel es mir wegen der wenig fesselnden Handlung schwer, weiterzulesen. Auch mit den Protagonisten wurde ich nicht warm. Der fehlende Spannungsbogen war vielleicht auch dadurch verursacht, dass die Kapitel jeweils nur zwei bis vier Seiten lang sind und aus sehr vielen einzelnen Absätzen bestehen. Weil innerhalb einer Szene immer wieder ein neuer, durch eine Leerzeile getrennter Abschnitt begonnen wurde, fühlte ich mich in meinem Lesefluss häufig unterbrochen, wusste nicht, ob noch dieselben Personen sprachen und musste mich immer wieder orientieren.
Aus der Rückschau denke ich, die Protagonisten und der Fall hätten ein großes Potenzial gehabt. Leider gelang es der Autorin nicht, den Spannungsbogen über viele einzelne Szenen hinweg zu spannen. Am Ende weiß ich nun zwar, was in dem Buch passiert ist, aber nicht warum. Kriminalistische Spannung und Unterhaltung stelle ich mir anders vor. Für die nächsten Bände bleibt noch viel Luft nach oben.