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Kreisel
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Köln

Bewertungen

Bewertung vom 28.10.2010
Verräter wie wir
Le Carré, John

Verräter wie wir


sehr gut

Schon in den ersten Zeilen erkennt man den Schreibstil von John le Carré wieder: Entweder man mag ihn oder man legt das Buch weg, weil zunächst noch nicht viel passiert und die Personen vorgestellt werde. Und Peregrine (Perry) Makepiece und seine Freundin Gail kommen dem Leser auch irgendwie bekannt vor: Er unterrichtet an einem College, ist es aber leid, sich ständig mit jungen Schnöseln herumärgern zu müssen, und sie ist als Anwältin tätig und fragt sich gerade, ob Familie und Kinder nicht auch eine annehmbare Alternative wären. Geklärt werden sollen diese und viele andere Fragen rund um die Zweier-Beziehung der beiden in einem Urlaub in der Karibik, den sie sich aufgrund einer Erbschaft leisten können. Im Hotel gibt es Tennis-Plätze, die beiden spielen ganz gut, und so vermittelt der Tennis-Pro ein Match zwischen Perry und einem etwas seltsamen Gast, Mr. Dima, der schwer reich zu sein scheint, russischer Oligarch, wie es heißt, und der sich sogar Bodyguards leistet.

So beginnt die Story, in deren weiterem Verlauf der Leser Perry und Gail in einer Befragung durch den britischen Geheimdienst wiedertrifft, denn Mr. Dima ist tief im organisierten russischen Verbrechen tätig und will mit den Briten zusammenarbeiten, um auszusteigen.

Le Carrés Thema ist diesmal wieder Rußland, aber nicht das des Kalten Krieges, sondern das heutige, und der beherrschende Einfluß von Verbrechen und Verbrechern nicht nur in Rußland, sondern auch im Westen, in Großbritannien, bei uns, wird beleuchtet. Dies auf seine spezielle Art und Weise, auf die man sich einlassen sollte: Nicht alle zwei, drei Seiten ein Mord oder eine sonstige schrille Wendung, sondern eine langsam sicht entwickelnde Geschichte.

Wer John le Carré und seine Bücher mag und insbesondere die Smiley-Bände, wird sich gerne auch mit diesem neuen Buch in Ruhe hinsetzen und bei der Lektüre auch ins Nachdenken über unsere Gesellschaften kommen.

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